Volltext Seite (XML)
spricht auch ihre Frühanlage beim menschlichen Embryo mit den hier schon zu beobachtenden großen individuellen Unterschieden. Beobachtung von Kranken mit partiell zerstörter Hörsphäre haben an dem später erhobenen mikroskopischen Sektionsbesund erkennen lassen, daß innerhalb der menschlichen Hörsphäre des Gehirns eine getrennte Lokalisation der hohen und tiefen Töne existiert. Aus dem Ausfall der tiefen Töne resultiert z. B. not gedrungen Melodientaubheit und zwar deshalb, weil die Kranken an Stelle der ausgefallenen tiefen Töne deren viel höher gelegene Obertöne wahrnehmen, sodaß dadurch eine Verstümmelung der Tonfolgen bis zur Unkenntlich keit entsteht. Don selbst ergaben sich bei der klinischen Beobachtung Differenzen, die auf den getrennten Ausfall der hohen und riesen Tonlagen schließen ließen. Durch Schlaganfall am Sprechen verhindert, benutzte man ge legentlich neben dem Singen auch das Pfeifen als Prüsungsmittel und fand, daß Kranke, die beim Singen melodientaub waren, noch richtig pfeifen konnten. Man pfeift nämlich in der Regel 2—3 Oktaven höher als man singt, das Kunstpseisen zeichnet sich sogar durch sehr hohe Tonlagen aus. Gewöhnlich fängt man aber dort an zu pfeifen, wo man aufhört zu singen. Aus dem Perlust der tiefen und dem Erhaltensein der hohen Töne erklärt sich deshalb die Störung ausreichend. Fn die gleiche Richtung fällt auch die häufig gemachte Beobachtung, daß Leute, die als stocktaub gelten, gelegentlich aus das Summen einer Fliege oder das Klirren eines Schlüssel bundes reagierten, eben wegen der in diesen Geräuschen enthaltenen sehr hohen Töne. Der Fortschritt in der Erkenntnis war für die Wissenschaft um so größer, als sür das Sehorgan eine streng lokaltsatorische Zugehörig keit zur Kortikalen Sehsphäre schon längst anerkannt war, sodaß die Entdeckungen an der Hörspyäre von prinzipi eller Bedeutung für die Mechanik der Gehirntätigkeit überhaupt geworden ist." Dem sehr gediegenen Vortrage folgte eine Reihe photographischer Narururkunden unserer Heimat im Lichtbilo: erbgeschichrliche, pflanzliche und Ticrausnahmen. Am Schluß wuroen noch einige Stadtbilder von Bautzen gezeigt, wie sie der Naturwissenjchafler sieht, zuletzt eine Fltegerausnahme der Stadt aus 800 Meter Höhe. Sodann widmeten der Iubelgesellschaft ehrende An sprachen und Glückwünsche die Herren Geh. Regierungs rat Dr. Raschke (sür die Kreishauptmannschast), Stadt baurat Göhre (namens des Rates), Studienrat Dr. Al win Schade (sür die Muttergesellschaft Isis-Dresden), Gewerbedirektor Stadtrat Wilhelm in Zittau (im Namen des Perbandes Lusatia der Overlausitzer Gebirgs- und Humboldtoereine), Overstudienrat Dr. Popig (sür den Humboldtoerein Löbau), Studienrat Pros. Naumann (sür die Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte), Landgerichtsdtrektor Stoß (in Vertretung des Landgerichts- Präsidenten) und zuletzt Sparkassenbuchhalter Ändert in mundartlich gereimter Form für den Humboldtoerein Ebersbach unter Überreichung einer Sammlung südlausitzer Kreidesandstein - Versteinerungen für die Isis-Heimat sammlung. Herr Dr. Popig schenkte die Festschrift der Stadt Löbau sür die Bücherei. Nun lag dem 1. Vor steher noch die Aufgabe ob, sür alle diese guten Wünsche, für die zahlreichen Geschenke, besonders auch für die Gaben zur Isis-Stiftung 1921, für die Mitarbeit an der Festschrift (Preis 15 Mk.), für die Überlassung des Museumssaales durch die Stadt, auch für manche un genannte Gabe, im Namen der Gesellschaft zu danken. Es folgte die Anmeldung einer großen Anzahl ordent licher Mitglieder, die Ernennung der Herren Andreas Böcker, Woltwiesche bei Braunschweig, Gustav Feurich, Göda, Richard Rasch, Mitinhaber der Firma Monse, Bautzen, Dr. Alwin Schade, Dresden, zu fördernden, der Herren Oberstudienrat Guido Lamprecht, Sludienrat Prof.Hermann Naumann und Oberlehrer K.T.Schütze, Pielitz, zu Ehrenmitgliedern der Gesellschaft. Im Schluß wort betrachtete der erste Vorsteher die Aufgaben der Glieder der Gesellschaft „mors pkilosopkico" und schloß mit den Worten: Ein ewig Suchen, unendlich Streben nach Wahrheit sei unser Menschenleben! Im Weißen Roß vereinte ein treffliches Mahl die Mitglieder und Gäste, hier konnten die zahlreichen Briefe und Drahtgrüße vom 1.Schriftführer, Herrn Dr.Nonnen- macher, verlesen werden. 15 neue Mitglieder wurden ausgenommen. Manch schönes Lied, manch guter Spruch, manche Gabe heiterster Laune verschönte das Mahl. In Grubschütz fand der Hauptsesttag nach einer Wanderung durch das sommergrüne Spreetal seinen harmonischen Ausklang. Festspiel zur Isis-Jubelfeier 1921 Don Dr. Hans Stübler I. Ein Zwerg mit Bergleder, Hammer, Laterne (Basaltbruch des Horkenberges bei Halbendors) ^in K o b o l d bin ich. Aus tiefem Schacht hab ich mich gestern aufgemacht. Gestern war Iohannisnacht! Da sind wir Geister der Tiefe frei! Wir sind dem heißen Glutenbrei im Innern der Erde entronnen und schauen das Licht der Sonnen! Doch darf ich euch nichts verraten, Was ich da unten weiß — Ihr sollt es mit Raten und Taten erringen durch euren Fleiß! Sollt forschen und suchen, auch irren, sollt rätseln und deuten; entwirren, was hier in Jahrtausenden braute, erstarrte, zerbarst und sich baute. — Ich weiß, ihr wäret am Horkenberg schon einmal, ihr Isisdeuter. Ich saß im Basalt und hörte als Zwerg euer Meinen. — Nun forscht nur weiter! Ihr seid hier schon am rechten Ort — und sucht und sucht ihr immerfort, so wird es euch schließlich gelingen, des Tales Geheimnis zu zwingen. Klopft nur dem schwarzen Basalt auf den Nacken, schlagt heraus die granitischen Schlacken, schleift sie, durchleuchtet, vergrößert sie — und ihr werdet als Lohn der Müh den Schleier der Isis ein Zipfelchen heben; denn ganz entschleiern läßt sie sich nie! Ein ewig Suchen, unendlich Streben nachWahrheitisteuerMenschenleben! — Glückauf! ist der Kobolde neckischer Gruß! Glückauf, Erdfreunde! Glückauf zum Schluß der ganzen Bautzner Isisschar! Klopft weiter an den Pforten der Erden,