Volltext Seite (XML)
Nr. iS Oberlaufltzer HeLmaLzeiiung Bautzener Isis-Jubelfeier 1846,1921 1. Ländliches Fest in Halbendors c^rls Auftakt zur Feier des 75. Geburtstages der Isis <4. vereinte die Mitglieder und deren Angehörige am 25. Juni ein ländliches Fest in Halbcndorf im Lune- walder Tal. An 150 Personen waren schließlich zu sammengekommen, zum Teil aus weiter Ferne. Der „Gemeindefürstand" der Isis begrüßte an der Pforte des Gasthauses zum Deutschen Kaiser die Erschienenen und gab die Festordnung für das ländliche Fest bekannt. Nach langen, kalten Regentagen legte auch der Himmel ein strahlendes Festgewand an, um mit den Irdischen zu feiern. Während einer Hauskirmes, bei der es nicht an trefflichem Kuchen, eher schon etwas an Kaffee mangelte, trafen die letzten Festgäste ein, sodaß gegen 1/28 Uhr der Auszug der „Festgemeinde" zum Horkenberg erfolgen konnte. Schon einmal hatte die Isis diesen merkwürdigen Basaltstock mit seinen granitischen Einschlüssen besichtigt, was aber heute sich dort offenbarte, grenzte an das Wunderbare. Während noch der 1. Vorsteher einen Vor trag hielt über die Spaltenbildung und Spaltenfüllung in der Cunewalder Talwanne, entstieg dem Geklüft ein Kobold mit Bergleder, Laterne und Schlegel, klopfte an dem schwarzen Gestein herum, um schließlich an die Fest gemeinde eine Ansprache in gereimter Form zu halten. Er sei völlig unterrichtet von den Absichten der Isis, es seien Vertreter der Erbwissenschaften unter der Gesell schaft — aber heute nach der Iohannisnacht möchten die Erdgeister selber die Führung der „Exkursion" übernehmen. Was sollte der Vorsteher tun — das war höhere Gewalt. So fügte er sich ebenso wie alle anderen willig in die Führung der Naturgeister. Im Park des Rittergutes Halbendorf, dessen junge Gutsherrschaft sich der Isis- gemeinde angeschlossen hatte, erschien aus einer Blau tannengruppe halb verträumt eine Blumenelfe als Ab gesandte der Pflanzenwelt, um die Isis, und insonderheit die Vertreter der scienUs nmnbili8 zu begrüßen und mit Blumen des erwachten Sommers, Rosen, Lilien und Nelken, zu beschenken. Die Fee bat eben für die Schwestern im irdischen Grund um Schonung, als aus einem Rhododen- dronhag ein Waldschratt mit zottigem Ziegenfell heraus sprang, um mit den Tierkundigen, soweit sie Jäger und Sammler sind, in recht scharfem Tone abzurechnen. Auch der Zuspruch der Blumenfee und des Kobolds, mit den Istsleuten, die für Pflanzenschutz einträten und doch von edlem Forschersinn beseelt wären, eine Aus nahme zu machen, vermochte seinen Ingrimm nur in soweit abzuschmächen, daß er sich schließlich herabließ, geigend voraufzuziehsn zu einem sonnbeleuchteten Weiher an einer kleinen Waldmiese, um der Isisschar „sein grünes Wunder" zu zeigen. Nach grellen Pfiffen hob sich da plötzlich unter den Klängen der Waldschrattgeige aus des Waldes Düster ein Kranz von acht Lichtesten in Schleier gewändern, die auf dem grünen Plan einen zauberischen Tanz aufführten. Schließlich erschien, in weibwallenden Schleiern ganz verhüllt, die goldgleißende Hörnersonne aus dem Haupte, die Isis selbst unter den tanzenden Elsen und überreichte am Schluffe dem 1. Vorsteher ihre goldene Tanzraffel, das Sistrum, als Angebinde. Das schöne Schauspiel mußte wiederholt werden, noch einmal flogen ISS die leichtfüßigen Acht über den sonnigen Anger, der Wind spielte in ihren Schleiern mit. Lauter Dank und Beifall, der das Echo im Walde wachrief, bezeugte Elfen, Schratt und Kobold, all den Naturgeistern, daß die Isis schar an ihrem Iubeltag sich unter ihrer Führung ebenso oder vielleicht noch wohler gefühlt hatte wie sonst auf solchen Fahrten unter gelehrter Leitung. Es war eben nach Wetter und Art ein Ausnahmetag. Viel Dank gebührt auch Herrn Rittergutsbesitzer Sachse d. I. und seiner liebenswürdigen Frau Gemahlin für alle Teilnahme und Mithilfe, die sie der Isis und den „Naturgeistern" geschenkt hatten. Nach einer Abendbrotpanse in dem trefflichen Landgasthause, das sie ausgenommen hatte für den Nachmittag, trug der Abendzug die letzten Festgäste unter dem Geläut der neuen Postwitzer Glocken heim. 2. Festsitzung im Mussumssaale Hsm Sonntag, dem 26. Juni, eröffnete der 1. Vorsteher, <4 Herr Professor Dr. Stübler, im bitdergeschmückten Saale des Stadtmuseums die Festsitzung mit einer kurzen Begrüßung der erschienenen zahlreichen Festgäste aus nah und fern, der Vertreter der Behörden, Schulen und wissen schaftlichen Körperschaften. Aus Inland und Ausland, aus Heimat und Fremde waren so zahlreiche briefliche und drahtliche Grüße eingegangen, daß sie nicht verlesen werden konnten. Besonders tief gruben sich die Glück wünsche aus den abgetrennten Gebieten in die Herzen. Auch den Ehrenmitgliedern und fördernden Mitgliedern galt sein Gruß, ganz besonders Herrn vr. ineä. et pkil. Richard Arwed Pfeifer aus Leipzig, dem Festvortragenden. Ein kurzer Rückblick auf die Entstehung der naturwissen schaftlichen Gesellschaften in Deutschland überhaupt und der Isis im besonderen leitete zu einer Darstellung der Hauptziele der Gesellschaft über. Immer mehr ist die Isis in die Öffentlichkeit, ja in die Welt hinausgetreten durch ihre Schriften, ihre Sammlungen und ihre Bücherei, durch ihre Volksbildungsbestrebungen. Die Festsitzung sollte ein Bild des Isiswillens sein: die Ergebnisse der allgemeinen Naturwissenschaften auszubreiten und der Heimatsorschung zu dienen. So erhielt zunächst Herr Privatdozent Dr. Pfeifer das Wort zu seinem Dortrage: „Neueste Ergebnisse aus dem Gebiete der Gehirnerforschung." Er führte an der Hand trefflicher Gehirn- und Nerven aufnahmen, die im Lichtbild erschienen, etwa folgendes aus: „Nachdem die Annahme Galls, daß die Großhirnrinde des Menschen eine Vielheit von Organen mit spezifischen Sonderleistungen darstelle, sich als richtig erwiesen hatte, war es für die Gehirnforschung ein besonderes reizvolles Problem, die Lokalisation eines so ausgeprägten Talentes, wie es der Musiksinn darstellt, am menschlichen Gehirn zu versuchen. Die Entdeckung der Hörsphäre, d. h. des Endausbreitungsbezirkes der Hörneroen im Gehirn, war dafür eine wichtige Voraussetzung. Sie ist beim Menschen über eine Hirnwindung ausgebreitet, die sich schon äußer lich von ihrer Umgebung plastisch obhebt. Die Kon figuration und Größenausdehnung dieser Hörwindung macht es deshalb besonders leicht, an verschiedenen Ge hirnen die Variation der Hörfphäre zu studieren. Dabei hat sich ergeben, daß Musiker eine besonders wohlgcformte und mit Zellen reich auegestattete Hörwindung besitzen, sodaß diese als der morphologische Ausdruck einer spezi fischen Befähigung angesprochen werden kann. Dafür