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-und ries, das Auge nach dem Heiligen gewandt: „Leb wohl, Lina! Ade, Nepomuk, lebt beide wohl!" Dann ließ er sich zuriickfallen und sank unter. Ein leiser Laut erklang noch unter der Oberfläche hervor, dann war es stille. Und grade, als ob die Laterne auf dem Mauerrande Das Geschehnis verstünde, so verlöschte sie mit einem Male. Nur St. Nepomuks rotes, ewiges Lämpchen glänzte in die Finsternis und zum Himmel, ein Licht, um dem Zeißig-Paul in die Ewigkeit zu leuchten. «NttttlMIIIIIIIIIIIIttlllllllMIIIIIIIIIMMUIIIttMUIIIIIIIIIMIIIIIIMMIIIIIIMMIIIIIIUIIUIIIIIIUI Großharthau im Kriegsjahre 1813 Skizze von Oberlehrer Fr. Beruh. Störzn er-Arnsdors für Harthau, so wurde früher der Ort nur genannt, die Kriegs not tm Jahre 1813. Einquartierung folgte aus Einquartierung, Plünderung aus Plünderung. Ls mag ein Augenzeuge jener Tage erzählen und zwar der damalige Pfarrsubstitut Jakob im nahen Schmiedefeld. Er berichtet u. a.: Alles Eigentum der Bewohner gehörte den gefühllosen Kriegern; Scheunen, Böden, Keller und Stuben räumten sie aus, und in den zu Hartha« gehörenden Feldern lagen sie ost .zu vielen Tausenden und verwüsteten sie. Scharenweise trieben sich in dieser Gegend auch entlaufene Soldaten umher und Plünderten in der Nacht die Häuser und Ställe. Nachzügler und selbst Verwundete raubten und machten den Bewohnern das Leben sauer. Besonders groß war di« Not kurz vor der Schlacht bei Dresden (den 24. dis 27. August 1813), da viele Tausende Franzosen, aufs Äußerste erschöpft, bei Harthau Ekamen und um das Dorf ihr Lager ausschlugen. Sie hatten In Eilmärschen an diesem Tage neun Meilen zurückgelegt und wollten nach Dresden. Die finstere und stürmische Regennacht trieb die Krieger an die Wachtfeuer. Tausende von Franzosen mußten unter freiem Himmel bleiben aus durchnäßtem Boden, während der niederströmende Regen die Lagernden bis auf die Haut durchdrang. Alles scharte sich um die Wachtfeuer. Dabet kannten fie keine Vorsicht, lagerten sich au und zwischen die Häuser, wo fie vor dem Wetter etwas geschützt waren, zün deten ihr Feuer an und nährten es möglichst durch fleißiges Nachlegen und Schüren. Dadurch aber geriet ein Backofen haus, an welches die Funken flogen, in Brand, der wütende Sturm riß die Flammen mit sich fort, und bald stand eine Reihe Häuser in Flammen. Gleichgiltig und zum Teil selbst mit sichtbarem Wohlbehagen sahen die Franzosen dem Brande zu; keiner derselben rührte sich, um den wenigen Leuten, welche aus dem Dorfe mit der Spritze herbeigeeilt waren, irgend welchen Beistand zu leisten. Wohl aber sah man fie sich scharenweise um das Feuer lagern oder über die herab stürzenden, brennenden Sparren herfallen, um diese an die Plätze hinzuschleppen, wo sie lagerten, damit sie sich an den- selben wärmen konnten. Diele von ihnen blieben unbeweglich auf ihren Lagerstätten liegen, selbst dann noch, als die aus- gebrachten Einwohner mit der Feuerspritze herbeieilten und durch die Reihen der Lagernden hindurchstürmend, hin und wieder über die Flinten und Patronentaschen derselben hinweg, fuhren. Diejenigen, welche um die brennenden Gebäude herum- lagen, schliefen vor Müdigkeit so fest, daß fie es nicht be merkten, wenn ihnen Funken oder glühende Kohlen auf die Uniform flogen, und manche derselben würden verbrannt sein, wenn sie nicht von den Einwohnern zur rechten Zeit wären aufgeweckt und mit Gewalt von ihren Plätzen weggerissen worden. — Im Schlosse zu Harthau waren während des europäischen Dölkerkrteges Offiziere allerlei Ranges einquartiert. Unter er- der enn je ein Dors die Schrecken des Krieges fahren hat, so Großharthau, heute Station Bahnlinie Dresden—Bischosswerda. An einer jahrhukdertalten Heerstraße gelegen, hat es in Kriegszeiten wiederholt leiden müssen. Groß war den französischen Offizieren ersten Ranges hatte Marschall Macdonald hier am längsten sein Quartier. Der Kaiser Napoleon stieg 1813 zu drei verschiedenen Malen im Schlöffe hier ab und machte von hier aus, wo er jedesmal auch über nachtete, zuweilen Ausflüge in die Umgegend. Das erste Mal war er hier vom 18. zum 19. Mai, drei Tage vor der Schlacht bet Wurschen; das zweite Mal den 3. September, als die Verbündeten bereits wieder in die Oberlausitz vorgedrungen waren. Am 22. und 24. September, an welchen Tagen die Russen bereits neben und hinter Harthau standen, hatte Napoleon persönlich von dem zwischen Schmiedefeld und Harthau gelegenen Kapellenberge aus mit Kanonen nach den feindlichen Nachtrab feuern lassen, war dann, als die Ver bündeten sich zurückzogen, noch einmal bis Bischofswerda vor- gedrungen und abends nach Harthau zurückgekehrt. Bon hier begab er sich am 23. September in die Gegend von Neustadt bei Stolpen, wo der General Lauriston von den Österreichern und Russen angegriffen worden war. Nachdem er von da noch einmal nach Harthau zurückgekehrt war, verließ er tags darauf den Ort, um ihn nie wieder zu sehen. Napoleon be wohnte bei seinem Aufenthalte in Harthau immer ein und dasselbe Zimmer im herrschaftlichen Schlosse. — Bei dem Rückzüge der Franzosen in die Gegend von Neustadt war Harthau, sowie die in dessen Nähe befindlichen Anhöhen, ab- wechselnd bald in den Händen der Franzosen, bald in den Händen der Verbündeten, bis diese endlich, der Übermacht weichend, ihre Stellungen auch in der hiesigen Gegend auf gaben. Die Tage, welche ihrem Rückzüge unmittelbar voraus- gingen, waren die heißesten in der Leidensgeschichte Harthaus. Bei dem damals unterhaltenen Kanonenfeuer nämlich wurde das Dorf und das Schloß arg beschossen. Da das Schloß gerade in der Schußlinie lag, schlugen eine Menge Granaten in dasselbe ein. Man vermutet, daß dieses Gebäude mit Abficht beschossen worden sei. Zum Unglück hatten sich bei Beginn des Kanonendonners viele Ortsbewohner in das Schloß geflüchtet. Eine Anzahl Granaten flog durch die Bedachungen der Wirtschaftsgebäude und selbst des Herrenhauses hindurch, ohne glücklicherweise jemand zu verwunden; auch wurde kein Gebäude des herrschaftlichen Schlosses durch das längere Zeit anhaltende Kauonenseuer in Brand gesteckt. Linen traurigen Anblick aber bot in jenen Tagen die Kirche dar, da diese von den französischen Vorposten, welche vom Kirchhofe aus mit russischen und preußischen Vorposten Schüsse wechselten, ihrer Türme und des Aitarblattes beraubt worden war. Überdies diente den Franzosen die Kirche in jenen Tagen als Wacht- und Schlachthaus." — Soweit der Bericht des Augenzeugen jener Schreckens tage in Harthau. Der größere Teil der Ortsbewohner hatte sich teils in den Wald, in die Masseney, teils in die benach- barten Dörfer und selbst nach Böhmen geflüchtet. Eine große Zahl der Flüchtigen wurde vom Neroenfieber ergriffen, und mancher unter ihnen sah die Heimat nicht wieder. Sie hatte» furchtbare Qualen auszustehen. Dazu war ihr Sterbelager oft das Moos im Walde. Auch im Dorfe Harthau selbst wütete das Fieber. Die meisten Kranken hatten kein Bett. Das harte Stroh oder eine Holzbank bildeten ihre Lagerstätte. Dort lagen sie, nur mit ein paar elenden Lumpen zugedeckt. Diese Unglücklichen mußten noch froh sein, wenn sie von der Habgier und Härte der rohen Krieger verschont blieben und mithin wenigstens ruhig sterben konnten. Ärzte gab es weit und breit nicht, die ihnen hätten helfen können. Fleisch und Brot gab es schon längst nicht mehr, und viele Kranke wurden überdies auch noch die Beute des Hungertodes. Ein furcht bares Elend war in den Ort eingezogen, und es hat viele Jahre gedauert, ehe seine Bewohner sich wieder von den ge habten Verlusten und dem erlittenen Jammer erholen konnten. Die Treue ist das Mark der Ehrs — ohne Treue Sein Vaterland! Hindenburg bei der KysshSuferfeisr am 1-. Juni 1-!1.