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Preußen und das deutsche Reich. Pfalz auch im österreichischen Erbfolgekricg aus die Seite des baierischm Prätendenten und seiner Beschützer und bewirkte, daß der langjährige Streit zwischen Preußen und der Pfalz über einige Territorien in Jülich, Cleve, Berg zu Gunsten des Erbnachfolgers von Karl Philipp des Pfalzgrafcn Karl Theodor von Sulzbach ausgeglichen ward. Während dieses Krieges starb Karl Philipp im einundachtzigsten Lebensjahr, ein Fürst, der wie sein Vorbild Ludwig XIV. von Schmeichlern und Höflingen viel gepriesen ward. „Karl Philipp war ein Fürst wie die meisten dieser Zeit" heißt cs bei Häusicr, „frivol und dabei unduldsam, genußsüchtig und doch bigot, ohne ernstlichen Sinn für das Regieren und doch voll stolzer Einbildung auf seine angestammte Rcgcntcnwürdc. Er besaß die äußeren Gaben eines Hof- und Weltmannes in hohem Grade; in seiner früheren Zeit ein schöner und galanter Herr wußte er noch in seinem Alter z» impo- nircn; und wenn er in den öffentlichen Audienzen mit liebenswürdiger Milde und Freundlichkeit den Untergebenen sich nahte, mochte man in ihm nicht den Fürsten ver- muthcn, der zum Wohlc seines Landes so wenig, zum Unheil so vieles bcigctragcn hat." Mit Karl Philipp erlosch das Reuburgische Fürstenhaus und das schöne Erbe fiel an Karl Karl Theodor, den jungen Sprößling der Sulzbachcr Nebenlinie, der mehreren^-?'»». Jahre in Mannheim erzogen worden war und kurz vor dem Tode des hochbctagten Kur fürsten sich mit dessen Enkelin Elisabeth vermählt hatte. Wie die Neuburger waren auch die Sulzbacher Pfalzgrafen einst dein evangelischen Glaubensbekenntniß zugcthan, aber der Großvater Karl Theodors hatte der Zcitströmung gehuldigt, und die Jesuiten, denen Karl Philipp die Erziehung seines künftigen Erben übertragen, hatten dafür gesorgt, daß der Enkel fest zu der Fahne Roms hielt und den Lehren und Rathschlägcn der Ordensbrüder ein williges Ohr lieh. Wir werden diesem Fürsten, der am Neujahrs tag 1743 als achtzehnjähriger Jüngling die Herrschaft der Rheinpsalz antrat, nach vier und dreißig Jahren auch noch das Wittelsbacher Erbe in Kurbaiern erlangte und am Ende des Jahrhunderts in München aus der Welt ging, noch öfters begegnen. Nicht ohne Wohlwollen und Gutmüthigkeit und empfänglich für Bildung und für die Künste des Friedens war Karl Theodor in seinen jungen Jahren von der Volksgunst ge tragen, so großen Anstoß auch das genußreiche üppige Leben des wollüstigen und leicht sinnigen Fürsten geben mochte und so sehr die Neigung zu Kunst und Literatur, die.er während seiner ganzen Regierung an dm Tag legte, nur ein Stück eitler oberflächlicher Prachtliebc war. Und noch lange betrachteten die Pfälzer die Regierung Karl Theodors womit ihr selbständiges Staatslcben zu Ende ging, als das goldene Zeitalter, als das letzte Abendroth eines sonnigen Tages. Die Gutachten und Instructionen, welche die jesuitischen Rathgebcr dem jungen Fürsten erthciltcn, .lasten den Gang und Charakter seiner Regierung erkennen. Pater Sccdorf führt den Gedanken aus, „daß die Fürsten >uit größtem Fuge die Götter dieser Welt genannt würden, stellt alle einzelnen Fürsten- Pflichten mit den Eigenschaften Gottes, wie sie die Dogmatik erfand, in Parallele und hält dieses theologisch-pedantische Ideal eines nlttcstamcntlichcn Königs seinem Zögling als Fürstcnspicgcl entgegen. Die materielle Wohlfahrt seines Landes läßt er ihn: als höchstes Ziel erscheinen, Geld und Credit als den Prüfstein einer guten Regierung, und ihm selbst gibt er die gefährliche Lehre, daß der Landesherr verwenden und dispensircn dürfe, was er wolle, wenn das Geld nur im Lande bleibe." Ein anderer gab dem Re genten Anweisungen, wie er sich in religiösen Dingen verhalten möge. Er sollte für Erweiterung und Fortpflanzung der katholischen Kirche sich thätig erweisen, dabei aber alle „öffentlichen Aergernifse" vermeiden, alle höheren Aeuitcr nur mit Katholiken besetzen, wr klebrigen aber gegen die Protestanten milde verfahren, damit die anderen Regie rungen keine Veranlassung zu Beschwerden oder Interventionen erhielten, „bis die katho- 1 s