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Auswärtige Politik. 1718. 864 6. Das achtzehnte Jahrh. in den vier ersten Jahrzehnten. bereichert, sie hatten mit leicht erworbenen Scheine» ihre Schulden bezahlt und Güter angckauft; aber unermeßlich waren die Verluste, von denen der Burger« stand, die Kanfmannswclt und die fremden Staatsgläubiger betroffen wurde». Der Staat selbst war eines guten Theiles seiner Schuld ledig geworden, so daß im öffentlichen Haushalt Einnahmen und Ausgaben mehr in Gleichgewicht hätte» gesetzt werden können, wenn man mit Sparsamkeit, Gewissenhaftigkeit und Um sicht vorgegangen wäre. Dagegen waren Vertrauen und Credit dahin; Handel und Industrie erholten sich nur langsam; und den großen Familien, welche i» dem Schiffbruch ihr Vermögen ganz oder guten Theils cingebüßl hatten, mußte die Regierung durch Staats- und Hofpensiouen und Leibrenten anszuhclfen be dacht sein. Der Regent hatte viele Gegner: Die legitimirtcn Prinzen, der niedere Adel, die Ultrainontanen waren ihm abgeneigt, im Parlament wuchs die Opposition- Alle diese malcontenten Elemente richteten ihre Blicke auf den spanischen Bourbon Philipp, der seine Verzichtlcistnng auf den französischen Thron nicht verschmerzen konnte und nie die Hoffnung aufgab, sie wieder rückgängig zu machen. Sein Minister Alberoni bestärkte ihn in dieser Haltung, um sich in der Hofgunst zn behaupten, und unterhielt mit den Unzufriedenen in Frankreich lebhafte Ver bindungen. Auch diese Erscheinungen erinnerten an die Tage der Fronbc- Durch den Thronwechsel in England und durch den Tod Ludwigs XIV. war der Utrechter Friede, den noch nicht alle Betheiligten angenommen, wieder frag lich geworden; wurden die Stipulationen angefochten, so blieben die Bvurbonschr» und Stuartschen Ansprüche in dem früheren Stand, konnten wieder zu ei»cr europäischen Streitfrage erhoben werden. Es mar daher natürlich und durch die Politik der Sclbsterhaltung geboten, daß sich der Herzog von Orleans »'^ dem neuen König von England aus der hannoverschen Linie zur Sicherstellung brr in Utrecht getroffenen Pacification zu verbinden suchte. Der Thätigkcit, Umsicht und Geschicklichkeit des wcltklugcn Dub ois, dem sein ehemaliger Zögling dir Stelle eines Staatsraths im auswärtigen Amte verliehen hatte, gelang cs >" Verbindung mit dem englischen Bevollmächtigten Lord Stanhope, der danial-' neben Sunderland im Ministerium saß, das Bündniß zwischen Frankreich u»b England zu stiften, das, nachdem auch die Generalstaaten beigetreten, als neuck Drcistaatenbnnd (Trippleallianz) für die Aufrechthaltung der bestehenden Ordmwß einzustehen sich bereit erklärte. Demnach sollte Philipp V. von Frankreich gehalten und der Stuart'schc Prätendent Jacob III., der nach dem schüß' schlagencn Versuch mittelst einer Jnsurrcctivn seiner Anhänger in Schottland »>^ England sich des Thrones zu bemächtigen, seinen Aufenthalt in Avignon nonnucn hatte, veranlaßt werden das französische Gebiet zu verlassen. D»^ diese Verbindung fühlte sich der Regent stark genug, den Parteigängern bc- spanischen Bourbon die Stirn zu bieten: der Herzog von Maine und seine clß' geizige Gemahlin wurden aus Paris entfernt und unter Aufsicht gestellt; ^