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o. Das achtzehnte Jahrh. in den vier ersten Jahrzehnten. tisch angesehen werden sollten. Kaum hatte Philipp von Anjou den spanischen Boden betreten, so verbreitete sich die alannirende Nachricht, der spanische Gcneralgouverncur, Kurfürst Mar Emanuel habe in Verbindung mit sranzö- S-br sischcn Hülfstruppen die von den Holländern besetzten Grenzstädte überrumpelt und die niederländischen Garnisonen zum Abzug genöthigt. auch in die Hafen städte Ostende und Nicuport seien französische Truppen eingcrückt. Nach der Meinung Ludwigs hatten die holländischen Besatzuugsniannschaften, die be stimmt waren die spanischen Niederlande gegen kriegerische Angriffe von Seiten Frankreichs zu schützen, jetzt nach der innigen Verbindung beider Nationen keinen Zweck mehr. Mit diesem Gcwaltstrcich gab der französische König zu er kennen, daß er sich nicht länger an die Bcsiimmungcn von Ryswick gebunden erachte, daß er im Verein mit Spanien seine alte Idee eines französischen Sup remats in der europäischen Staatensamilie zu verwirklichen gedenke. Es blieb kein Geheimnis;, daß man in Versailles mit dem Gedanken umgehe, die süd- americanischen Häfen den französisch-spanischen Handelsschiffen allein offen zu halten, die Engländer und Holländer davon auszuschlicßcn, und was vor Allem bei der britischen Nation böses Blut machte, man sprach ganz offen davon, daß Ludwig die englische Successionsordnung, die das Parlament soeben festgcstellt, nicht zu beachten gedenke, daß er mit Hülfe der Katholiken und der Nonjurors dem Prinzen von Wales, seinem Schützling die Krone zuzmvcnden beabsichtige. Hatte er doch den Dränier nie förmlich als König anerkannt, sondern nur in Ucbcreinstimmung mit Jakob II. den faktischen Zustand hingenommcn, nur sich verpflichtet, den Feinden desselben keine Unterstützung zu gewähren. Sollte er aber auch einem künftigen Thronfolger gegenüber diese passive Haltung be obachten, über das Leben Wilhelms hinaus der Stuart'schen Familie, die ihm so viele Beweise von Hingebung und Vertrauen abgelegt, den Beistand versagen? Das schien dem König aus Gründen der Pietät, der Religion, der Politik un würdig der französischen Nation, unwürdig ihres mächtigen Herrschers, in»,cm,ig Diese Wendung in der äußeren politischen Weltlage führte in England einen m,mg in Umschwung der öffentlichen Meinung herbei: Parlament und König kamen sich näher, die Eifersucht ans Frankreichs Einfluß und Herrschgier erwachte wieder in der alten Stärke. Diese veränderte Stimmung trat sogleich nach Eröffnung s-bf des Parlaments zu Tagen das Unterhaus faßte den Beschluß, den König bei seinen politischen Zwecken zu unterstützen und zu Negociationen mit der nieder ländischen Regierung zu ermächtigen, damit die gemeinschaftliche Sicherheit beider Staaten und zugleich der Friede vou Europa gewahrt werden möchte. Wie ganz anders konnte jetzt Wilhelm auftreten! Als Graf d'Avaux, der französische Bot- Apnl ne», schafter im Haag über den Fortbestand des Friedens Unterhandlungen cinlcitete, wurde ihm erwiedert, daß vor Allem die französischen Garnisonen zurückgezogen und die alten Handelsfreiheiten für die Zukunft gesichert werden müßten. Wilhelm III. nahm keinen Anstand, die neue Thronfolge in Spanien anzucr-