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682 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderte. Eisenhämmer, Mühlen in Betrieb gesetzt; Monopolrechte an deutsche und hol ländische Kaufleute, Handelsverträge mit den Niederlanden, mit England, i»it Frankreich brachten den Verkehr im innern Rußland in Aufschwung, mehrte» die Einkünfte der Krone und führten das Reich in die Siaatcnsamilic Europa s ein. Zugleich wurde Sibirien weiter durchforscht und fester an den Zarcnthro» geknüpft. Der Ruf von den Rcichthümern des Landes an edlen Gesteinen und Metallen, an feinem Pelzwcrk führte Schaarcn unternehmender Leute (Promu- schleniks) zu den Ufern des Ob, des Jenisei, ja bis zum Amurflufi und zun> Ochotskischcn Meer. Städte wurden angelegt und von allerlei Volk bezogen: Pclym, Bcresow, Werchoturie, Tobolsk, Narym, Tomsk u. a., in Moskau wurde eine sibirische Kammer eingerichtet, in Tobolsk ei» Erzbislhnm oder Eparchie gegründet. Ueber Schneefelder, Einöden und Urwälder trieb die Ge winnsucht vorwärts; die kleinen Horden der Eingebornen wurden unterworfen und zur Tributzahlung gezwungen. Russen, Kosaken, Tataren und andere Ein wanderer siedelten sich au und errichteten Handclsstationcn und vielbesuchte Jahr märkte. — So ries schon der Gründer des Romanowschcn Herrschergeschlechts ein Rcgicrungssystcm ins Leben, das seinen Nachfolgern zur Richtschnur diente; Michael zeigte die Wege, auf denen sein Sohn Alexci und sein Enkel Peter fort- schrittcn, nur daß diese, unternehmender und energischer als der Ahnherr, neben den Künsten des Friedens und der Verwaltung auch Waffen und Kriege nicht verschmähten. Denn das Reich bedurfte zu seinem Gedeihen ausgedehn terer Grenzen. Das Meer, dessen Zugänge Michael durch die Rückgabe der von den Kosaken eroberten Handelsstadt Asow an die Türken und durch den Frieden von Stolbowa mit Schweden aufgegeben hatte, mußte wieder gewonnen werden. Die weissagenden Worte Gustav Adolfs, „von nun an werde es dein Russen schwer sein, über diesen Bach (die Ostsee) zu springen" sollten sich nach zwei Mcnschenaltern als unrichtig erweisen. Michael Fcodorowitsch starb an seinem Geburtstage, erst nenn und vierzig Jahre alt. „Er regierte sanftmüthig", heißt es in der Rciscbeschrcibung von Olearius, „und erzeigte sich sowohl gegen Ausländische als Einheimische glimpflich- sodaß Jedermann dafür hielt, das Land habe wider Gewohnheit in vielen hun dert Jahren nicht einen so frommen Herrn gehabt". Ihm folgte sein Sohn Alczci A^cr-i Michailowitsch in einem Aller von kaum sechzehn Jahren. Die neue Regierung witsch. i64s begann unter wenig günstigen Aussichten. Dem jungen Fürsten fehlte es nicht an ' gutem Willen, aber an Kraft und Umsicht. Ihm stand nicht wie seinem Vater ein Philaret zur Seite, der eben so weise als wohlwollend und patriotisch die Schritte des unerfahrenen Zar gelenkt Hütte; auch seine Mutter starb wenige Wochen nach dem Tode des Gemahls. Desto mehr Einfluß gewann der bisherige Hofmeister und Erzieher Alexei's, der eben so habsüchtige als ehrgeizige Bojar Boris Jwanowitsch Morosow, auf die Staatsverwaltung, „so daß fortan siöl Zar und Regierung nach seinem Willen und Belieben richteten". Um seine Machi