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624 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. Stenbock die hartumlagcrtc Feste Bohus und vertrieb die Feinde aus jenen Gegenden. Zu einer wirklichen Entscheidung aber wollte cs trotzdem nicht kommen. Stettin und Das Streben des Kurfürsten war seit lange vor Allem darauf gerichtet, der mern^cr-Stadt Stettin, des wichtigste» Stützpunktes der schwedischen Herrschaft in Deutschland, Meister zu werden. Der festen Stadt hatte man bisher vergeblich durch dänische und holländische Geschwader von der Secseite beizukvmmen ge sucht ; eine schwedische Besatzung und die Bürgerschaft selbst leistete entschlossenen Widerstand. Im Sommer 1677 zog nun der Kurfürst alle verfügbaren Truppen, auch lüneburgsche, münstersche, dänische Hülfsschaaren, um die trotzige Sccburg zusammen und eröffnete ein heftiges und zerstörendes Geschützfeuer. Trotz der ärgste» Bedrüngniß hielt sich die Stadt monatelang, und als sic endlich die Waffen streckte, war sie ein rauchender Schutthaufen. Der Kurfürst habe von denen, die jetzt seine Untcrthanen werden wollten, eine Probe der künftigen Hin gebung erwarten dürfen, äußerten die Abgeordneten der Bürgerschaft nach der Uebergabe. Die Verhandlungen des Friedenskongresses zu Nymwcgen, die von Anfang an für den Kurfürsten eine so ungünstige Wendung nahmen, die großen Fragen der allgemeinen Politik, die in engstem Zusammenhang bestimmend aus alle Ereignisse des europäischen Welttheatcrs einwirkten, verkümmerten freilich am Ende dem Kurfürsten die Früchte aller seiner Kriegsthaten und heldenmüthigen Anstrengungen. Doch aber ließ er, in der Hoffnung, wenigstens einen Theil der Eroberungen zu dauerndem Gewinn zu behalten, von dem Vorsatz nicht ab, die nordischen Eindringlinge vom deutschen Boden völlig zu verdrängen. Die Schweden waren nach Stettins Fall in Pommern auf den westlichen Winkel beschränkt. Dahin wandte sich nun der Kurfürst. Die Insel Rügen fiel nach Sept. 1S78. kurzem Widerstand in seine Hände, als er mit seinen Feldherrn Dcrfflinger, Götz und Schöning auf einer kleinen, von dem berühmten Admiral Tromp geleiteten Flotte dahin absegelte; der tapfere schwedische General Königsmark warf sich nun in das feste Stralsund. Und auch diese Stadt, die vor einem halben Jahrhundert dem siegreichen Wallenstein einen unüberwindlichen Widerstand ent- 22. Okt. gegengesetzt, zog die weiße Fahne auf, als das furchtbare brandenburgische Ge- N°»br. schütz seine Wirkung that. Im nächsten Monat ergab sich auch Greifswald, der letzte schwedische Besitz in Pommern; die ganze Frucht aus dem dreißig jährigen Kriege war dahin. Der Krieg in Was den Schweden auf der einen Seite so schlecht ausgefallen war, wiederholten Pr-Upe». ^ einer andern. Schon einige Zeit hatte König Karl XI. im Einvernehmen mit den französischen Staatsmännern, welche den Kurfürsten noch länger im Osten scstzuhalten und vom Rheine abzuziehcn suchten, einen Einsall von dem schwedischen Livland in das herzogliche Preußen geplant. In dem Lande gab cs von der Errichtung der Souveränetät her noch Unzufriedenheit und Gährung genug und der unter den Kriegsercignissen anhaltende oder vermehrte Steuerdruck war nicht geeignet, die Stim mung zu bessern. Der König von Polen, Johann Sobiesky, stand schon lange z» Frankreich in engen Beziehungen und eine mächtige Partei an seinem Hose schürte in