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V. Der Norden und Nordoften Europas. 623 die Feinde Herren der Sec und hinderten die Verbindung mit dem deutschen Kriegs schauplatz ; man mußte cincn Einfall in Schonen und Holland erwarten als Entgelt für die schwedischen Landungen auf Seeland; durch das ganze Volk ging Währung und Unzufriedenheit, Verjünge König Karl XI. war rathlos. niedergeschlagen, verzweifelt; man glaubte vor dem Untergang Schwedens zu stehen. Die Dänen säumten denn auch nicht, die Verlegenheit des Feindes sich zu Nutze zu machen und 16,000 Mann stark unter König Christian V. selbst, an der Küste von Schonen, in ihren früheren Besitzungen, zu landen. Zn Schonen erwachte die alte Ergebenheit an die dänische Krone aufs Neue; Hclsingborg. Landskrvna, Christianstadt fielen. Der dänische Adel des Landes ließ 3uli >87«. sich in verrätherischc Verbindungen mit dem früheren Herrn ein; in den Wäldern rotteten sich die „Schnapphähnc" zusammen und führten auf eigene Hand den kleinen Krieg gegen Schweden, überall gegenwärtig und höchst gefährlich und dabei nirgends zu fassen. Gleichzeitig rückte ein anderes Heer von Norwegen aus in Bohuslän ein und über schwemmte ganz Wcstergötland. Bei Halm stad zeigte sich jedoch noch einmal die alte Aug- ritterliche Tapferkeit der Schweden. König Karl XI., der cincn tollkühnen Muth be wies, leitete den Angriff, der mit der Zersprengung und Gefangennahme des dänischen Heeres endete. Der unermüdlichen Thätigkeit des Königs gelang es dann, in den ent legeneren Theilcn deS Reichs die Bauern unter die Waffen zu rufen und bald ein Heer von gegen 15,000 Mann uni sich zu vercinigm. Das Glück wechselte rasch in diesen Krie gen, wo so oft eine zufällige kleine Uebermacht, ein gelungener Handstreich oder Ucbcr- fall die Entscheidung eines ganzen Feldzugs mit sich brachte. Der Schwcdenkönig, dessen Feuerkifer auch der hcreinbrechende Winter nicht abkühlte, zog jetzt wieder in Schonen ein und bei Lund, der alten Bischofsstadt, wo die vormundschaftliche Regie rung vor zehn Jahren eine Universität gestiftet, kam es zu einer gewaltigen Schlacht. Das schwedische Heer, vom Feldmarschall Helmfcldt und unter ihm von Ascheberg be-Derbe. rs7s. fehligt, verleugnete auch diesmal seine alte Kriegsschule und taktische Ucbcrlcgenheit nicht, trotzdem es an Zahl und Ausrüstung dem dänischen nachstand. Karl erfüllte alle Pflichten eines tapsern Soldaten und umsichtigen Feldhcrrn. Dreimal glaubte jede Partei sich des Sieges schon gewiß, so wogte die Entscheidung hin und wider in dieser großen und blutigen Schlacht. Am Ende behielten die Schweden das Uebergewicht, ein glänzender Lichtblick in einer traurigen Zeit, da man an der Zukunft des Reiches schon zu verzweifeln begonnen. Das schwedische Heer war ebenfalls so geschwächt, daß eine Ruhepause im Kriege eintreten mußte. Nur den „Schnapphähnen" wurde jetzt ernstlich das Handwerk gelegt und die Bauern, die das Treiben der wilden Gesellen begünstigt, mit Strenge zum Gehorsam zurückgeführt. Im nächsten Sommer brach der Krieg mit erneuter Heftigkeit aus. Die Dänen zogen mit gewaltiger Hecresmacht vor Malmö , 3»ni 1077. die wichtigste Festung in Schonen, wurden aber bei dem Versuch, die Stadt zu stürmen, von der tapfern Besatzung mit schweren Verlusten zurückgeschlagen. Dagegen erlitt die schwedische Flotte, die in Pommern landen sollte, wiederum eine Niederlage in Kiögc- Juli. Bugt; die vereinigten Holländer und Dänen beherrschten aufs neue die See und hin derten die Verbindung nnt dem deutschen Kriegsschauplatz. Das Waffenglück schwankte hin und her; zur See war es meist den Dänen, zu Lande den Schweden günstig. Auch die Schlacht bei Landskrona, wo der Fcldmarschall Helmfeldt fiel, entschied für Juli. König Karl XI. Dagegen nahmen in Wcstergötland, wo eine andere dänische Armee unter Gyldenlöw operirte, die Dinge eine bedrohliche Wendung; der Reichskanzler de la Gardie selbst wurde bei Uddevalla überrascht und empfindlich aufs Haupt geschlagen. Aug. Auch im folgenden Jahre noch dauerte der Krieg innerhalb der schwedischen Grenzen fort und zog sich hauptsächlich um die beiden Festungen Christianstadt und Bohus zusammen; während König Karl selbst die erstcre zur Capitulation zwang, entsetzte Gustav Otto Aug. i«78.