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612 Iß. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. wurde zersprengt und gefangen gcnvmmen. Es stand nun aber nach das schwic- rigere und gefährlichere Werk des Ucdcrgangs nach Seeland, über den viel breiteren großen Belt bevor. Es war eine cntschcidungsvolle Stunde, als der Entschluß gefaßt wurde, auch dieses Wagniß zu bestehen. Die Vorsichtigen warnten vor der Schwäche und den Lücken des Eises, vor dem Thauwiud, der mit strengerer Kälte abwechsclte. Mit sorgenvollem Sinn erwog der König die Möglichkeit, mit dem ganze» Heere in den Fluthcn begraben, oder auf einer der Inseln abge schnitten zu werden; viele warnende Stimmen erhoben sich gegen das tollkühne Unternehmen, dessen gleichen die Kriegsgeschichte nicht kennt. Und doch wurde das Wagniß ausgeführt. Nicht der nähere, aber ununterbrochen über das Wasser führende Weg von Nyborg nach Corsoer wurde gewühlt, sonder» der weitere über die Inseln Langeland, Laaland, Falster, zwischen denen die Meercsstraßen minder breit sind. So zog denn eine ganze Armce, Reiterei, Fußvolk und Geschütz, isss. über die mit einer leichten Eisdecke belegten Gewässer. „Es war etwas Erschreck liches", sagt ein zeitgenössischer Bericht, „während der Nacht über dieses zugc- frorenc Meer zu marschiren, wo das Trampeln der Pferde den Schnee geschmolzen hatte, so daß das Wasser wohl eine Elle hoch auf dem Eise stand und man jeden Augenblick fürchten mußte, irgendwo das Meer offen zu finden". Das beispiellos kühne Wagstück glückte; nach wenigen Tagen stand das Heer auf dem Boden von Seeland und bald dicht vor Kopenhagen, das von der Landseite äußerst mangelhaft befestigt war. Roesnn" Jetzt gewannen die englischen und französischen Fricdcnsvcrinittler Gehör. Dänc- toes Ude. ErE konnte im Augenblick an Widerstand nicht mehr denken, und auch Karl X., dem die Ucbermacht seiner andern Feinde schon lange Sorge machte, ergriff gerne den Frieden. 2S. Fetr. So wurde denn zu Roeskilde (Rothschild) der Vertrag geschlossen, derDänemark die schwer- stcn Opfer auferlegte. Beide Mächte entsagten allen Bündnissen, welche zu des andern Schaden cingegangcn waren, und verpflichteten sich, fremden feindlichen Flotten die Ost see zu sperren. Schweden erhielt ferner durch Schonen, Blekingen, Halland, Dronthcim, Bohuslän, die Insel Bornholm eine sehr bedeutende Gebietsvergrößcrung und gelangte dadurch in den vollen Besitz seines eigenen Continents und eines Stückes von Norwegen; cs wurde ein abgeschlossenes Ganze, durch die See und durch den norwegischen Gebirgsrücken Von dem dänischen Reiche getrennt. Der verbannte dänische Edelmann Korfiz Uhlescld mußte in seine Güter und Rechte wieder eingesetzt werden. Die schwedische Macht stand in diesem Augenblick aus dem Gipfel ihres Glücks, und in ganz Europa bewunderte man den heldcnmüthigen König, der aus Noth und Gefahr nur immer größer hervor ging. Allein der Friede mit Dänemark trug von vornherein nur den Charakter eines Waffenstillstandes; die Verhandlungen über eine engere Allianz führten nicht zum Ziele. D-r m'-lte Der Friede von Roeskilde war von König Friedrich III. als ein Auskunfts- ,Ä. isso.' mittel in der Noth ergriffen worden; die Opfer waren zu bedeutend, um so schnell verschmerzt werden zu können. Die Aussichten, daß sich in den großen kriegerischen Verwickelungen das Glück gegen Schweden wenden könne, waren zu lockend, als daß Dänemark nicht noch einmal die Entscheidung der Waffen hätte versuchen sollen. Die Holländer, welche die schwedische Ucbermacht in der Ostsee fort-