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bv8 L. Die letzten Jahrzehnte des 17. Jahrhunderts. salution, die letzte Oelung und das Abendmahl nach katholischem Gebrauche. Nur zwei Hofleute waren zugegen; die übrige Umgebung war entfernt worden, der Herzog selbst hütete die Thüre. Aber in dem Vorgcmach ahnete inan, was drinnen vorging. Denuoch blieb die Welt über des Königs wahre Religion im Dunkel. Es heißt, die zwei anglicanischcn Bischöfe seien noch einmal zugclassen worden. Der wirkliche Sachverhalt sollte verborgen bleiben. Wie Karl im Lebe» cs mit beiden Confessioncn gehalten, so wollte er auch im Tode auf beiden Wege» in die Ewigkeit eingcheu. Sein ganzes Wesen war politische Berechnung; a» dieser hielt er auch in der letzten Stunde noch fest. Am andern Morgen, dci» s-br. lg Februar neuen Stils, starb König Karl II. im fünfnndfünfzigsten Lebens« jahr. Sein Sterbelager umstanden seine unehelichen Kinder, von denen er neu» anerkannt hatte, sein Lieblingssohn Monmouth fehlte. Bei de» Umstehende» entschuldigte er sich, daß er ihnen durch sein langes Abstcrben so viele Unbegucin- lichkeiten mache. Als die Königin, die durch eigene Krankheit zurückgchalten war, dem Gemahl die Bitte vortragen ließ, ihr Alles zu vergeben, womit sic ihn be leidigt habe, rief Karl aus: „Armes Weib, sie bittet mich um Verzeihung? Ich bitte sie darum von ganzem Herzen!" So bewährte der Stuart noch im Sterbe» die feine gesellschaftliche Urbanität, durch die er sich so oft die Herzen gewonnen. 6. Jacob II und die Aufstände in Lngland und Schottland. Jacob i," Nach Karls II. Tod war der Herzog von Nork nach dem Geburtsrecht König ^ von Großbritannien und Irland. Er war zweiundfünfzig Jahre alt und hatst ein bewegtes Leben hinter sich. Wir sind dein Fürsten, der jetzt als Jacob II. die Krone erhielt, im Laufe der Geschichte oft genug begegnet. Cr hatte einst ii» französischen Heere unter Turennc gedient und von der Zeit an eine starke Vor liebe für Frankreich und seinen großen Monarchen in seine Seele aufgenommen, eine Vorliebe, die mit den Jahren sich nicht verminderte; war doch das freund schaftliche Verhältniß zwischen den Höfen von London und Versailles hauptsäch lich sein Werk. Als Großadmiral hatte er in der Schlacht bei SouthwoldsbaY gegen de Richter Tapferkeit und entschlossenen Muth gezeigt. Von seiner beharr lichen Gemüthsart, von seinem bis zum Eigensinn standhaften Charakter haben >v>l auch sonst Beweise gehabt. Von der wandelbaren, schmiegsamen und nachgiebige» Natur des Bruders war er eben so weit entfernt, wie von dessen persönlicher Liebenswürdigkeit und gewinnendem leutseligen Wesen. Man erzählte sich viele Züge von Härte, Rachsucht und Grausamkeit, die er während seiner Verwaltung in Schottland gegen seine Widersacher an Tag gelegt. Er konnte ohne Erbarme» und Gemüthserrcgung den unmenschlichen Torturen zuschen. In seinem Lebens wandel war er von den Sünden und Lastern der Zeit und des Hofes niA frei geblieben; nur daß er vorsichtiger und zurückhaltender war und seiner zweite» Gemahlin große Rücksicht bezeigte und einen weitgehenden Einfluß gewährte.