Volltext Seite (XML)
II. Italien und Sicilicn. 349 fürstlichen Residenzstädten fort und gewährte der Kunstthäiigkcit Beschäftigung und Verdienst; aber wie sehr auch diese angeborne Neigung für künstlerische Werke, für monumentale Schöpfungen der Architectur und Sculptur dazu bei trug, den italienischen Städten selbst in den trüben Tagen des Verfalls ein vor nehmes Aussehen zu verleihen, über das ganze äußerliche Leben einen Anstrich von Eleganz und Bildung zu verbreiten, der die Fremden mit Bewunderung erfüllte; der tiefer Blickende erkannte bald, daß auch in dem künstlerischen Schaffen der Genius verschwunden war. daß glatte Form und technische Fertigkeit, daß Uebung und Tradition die Erschöpfung der geistigen Kraft, den Mangel ursprüng licher Intuition und begeisterter Hingebung an die in der Seele lebenden Ideen und Gestaltungen nicht zu verhüllen vermochten. Man lebte fort in den Gewohn heiten und Ueberlieferungen, die man aus einer großen, schönen Vergangenheit überkommen hatte, aber die innere Energie, der frische Lebensmuth, der Impuls der Jugend waren dahin. Das Dasein verlief in den alten Formen und Zu ständen wie ein Bach in sumpfiger Niederung; zu einer geistigen und sittlichen Erhebung, zu einer gesunden Reformthätigkeit vermochte sich die Seele nicht aufzuschwingen. v. Das Zeitalter Ludwigs XIV. Geschichts-Literatur. Die französische GcschichtSliteratur des Zeitalters Ludwigs XIV. verbreitet sich über alle Länder Europa's; die meisten Denkwürdigkeiten, Lebensbeschreibungen, Politische und publicistische Monographien haben daher auch für andere Länder Bedeutung. Namentlich gilt dies für die spanischen Niederlande, für die holländischen Generalstaatcn, für Spanien und Portugal wie wir bereits gesehen haben und zum Theil für England. — lieber das Zeitalter Ludwigs XIV. im Allgemeinen handeln, außer den größeren schon öfters ange führten Geschichtswerken von. Martin, Sismondi, Michelet, Dareste, Schmidt, Ranke u. a. folgende Schriften: liistoire äs Graues sous le rsgus äs I,. XIV. par LI. äs I-arrez- Xvast. 1718. 3 voll. 4. — bist, äs la vis st äu regne äs I,. XIV. par Lrursn äs la dlartiniers, ä la Haz,e 1741. 5 voll. 4. —I,s siecls äs I,. XIV. par LI. äs Vol taire, in äer Oolleot. äss Oeuvres äs V. Osnsve 1756 und sonst mehrfach. —I, e- wonts)', essai sur l'stablisssinent inonarokigue äs D. XIV. ?ar. 1818. — I,imisrs, Inst, äu rdgns äs I-. XIV. ,4mst. 1717. — Dsllissoo, liist. äs I,. XIV. ?ar. I74!l. Oosnao, souvsnirs äu rsgns äs D. XIV. ?. 1866 S.— Für die spätere Zeit: K-v. Noor den, Europäische Gesch. im 18. Jahrh. l.Abth. der span. Erbfolgekrieg. Düsseid. 187V. 2. Abth. 1874. u. a. W. Von besonderer Wichtigkeit für die Erkenntniß der tiefbewegten Zeit sind die Memoiren, Briefsanimlungen und Aktenstücke von oder über hervorragende Per sönlichkeiten und Weltbegebenheiten. Fast von allen Ministern, Feldherren, Gesandten, Staats männern, Hofleuten, deren Namen wir im Laufe der Geschichte begegnen werden, sind Auf zeichnungen, Monographien, Correspondenzen, Denkwürdigkeiten vorhanden: Besitzt man doch von dem König selbst eine Reihe von Bänden, die als Oeuvres und Lläinoires äs I.ouis XIV. galten ikaris 1806), mögen sie auch zum Theil von Andern verfaßt sein, in seinem Geiste und Sinne oder durch Rückschlüsse aus seinen Handlungen. Hervorragend nach Inhalt und Dar stellung sind die Llemoire» complsts et autlrentigues äu äuo äs 8t. 8imon. Dar. 1829.