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340 6. Die pyrenäische und die apenniiiische Halbinsel. nicht im Stande, den Siegeslauf der Türken zn hcinnien: nicht nur, daß sic iin Besitz von Canea blieben, iin November nahmen sie unter der Führung des 23-N°v. energischen Hussein-Pascha auch das feste Rcttimo mit Sturm und schlugen dann ihre Zelte in der Nähe der Hauptstadt Candia auf. Um die Zeit, da die venetianischc Flotte im Archipel durch einen Sturm großen Schaden nahm und der tapfere und geschickte Admiral Battista Grimani dabei seinen Tod fand, 2»>i ic4s. schritt Hussein-Pascha zur Belagerung von Candia. Einige Wochen nachher drang die Kunde ins Lager, daß der Großwesir Ahmed-Pascha von den Janit- scharcn und Sipahi ermordet, der Sultan selbst zuerst entthront und dann im düslern Kcrkerram» erdrosselt und sein siebenjähriger Sohn als Mohammed IV. m» > zur Würde eines Padischa erhoben worden sei. Der Mufti und die Ulema selbst setzten den Staatsstreich ins Werk, durch welchen der unfähige wollüstige Schwäch ling, der sich von Weibern und Günstlingen in der unwürdigsten Weise be herrschen ließ, durch die drückendsten Steuererhebungen die Geldsummen für seine sinnlose Verschwendung bcitrieb und durch grausame Dcspotenlauiien und Willkür- Handlungen die Sicherheit des Reichs gefährdete, mittelst gewaltsamer Absetzung vom Regiment entfernt und aus der Welt geschafft ward. Die Werkzeuge der Revolution geriethcn darauf über das Blutgeld, das ihnen als Preis gereicht werden mußte, unter sich in Streit, so daß über tausend Sipahi und Pagen von den Janitscharen niedergchauen wurden. 2u Venedig hoffte man, die Thronverändcrung würde dem Krieg ein Ende An-machen. Die Signorie gab sich daher alle Mühe, thcils durch direkte Verhand- Nolhständc. lungen in Constantinopel selbst, theils durch die Vermittelung der europäischen " ' 0 Mächte zu einem friedlichen Abkommen mit der Pforte zu gelangen. Allein die neuen Machthaber waren der Ansicht, daß kriegerische Erfolge gegen die Christen das beste Mittel seien, die gährende Hauptstadt zu beruhigen, das moham medanische Volk mit der neuen politischen Lage zu versöhnen und ihr eigenes Regiment zu befestigen. Ohne die Abtretung von Candia wollten sie nichts von Frieden hören; als diese Bedingung in dem von der Signorie dargebotencn Friedensantrag nicht enthalten war, gerieth der Großwesir Mohammed-Pascha in solchen Zorn, daß er den venetianischen Bailo in den Kerker Wersen und den lors. ersten Dragoman Grillo hinrichten ließ. Zu einem solchen Opfer konnte man sich aber in Venedig nicht entschließen, daher wurde der Krieg mit ueuem Eiftr ibs». fortgeführt. Aber dank der festen Lage der Stadt Candia und dem hclden- müthigen Widerstande der Besatzungstruppen hatte die Belagerung keinen Fort gang. Das türkische Heer wurde durch Ausfälle, Strapazen und Entbehrungen hart mitgenommen. Zugleich gewann die venetianischc Flotte unter Mocenigo, dem Generalcapitän des Meeres, zwischen Paros und Naxos einen glänzenden Juni wsi. Seesicg, ein Ereigniß, das den Umtrieben und Parteikämpfcn, von welchen die türkische Hauptstadt in fieberhafter Aufregung gehalten ward, neue Nahrung gab. Ein Aufstand drängte den andern; bis in das Serail, bis in das Frauen-