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282 L. Das brit. Reich unter den ersten Stuarts u. als Republik. kriecht wieder auf seinen Saß zurückkommt, daß Synoden und Presbyterien mit Bäreuhetzen in eine Klasse zu setzen seien, als er behauptet, die Synode sei die Bastardtochter der Inquisition, am Klang von Nase und Mund höre sie, ob einer innerlich gesund sei und ohne Sünde, als ec PreSbyterei eine republikanische Päpstelei nennt, da entbrennt des Ritters orthodoxer Zorn: er beweist dem Knecht nach den Regeln der Logik, daß Synoden keine Bärenhetzen seien, daß daS innere Licht jenen nicht recht erleuchte. Als die geflügelte Fama die Kund« von dem Schicksale des HudibraS in das Schloß der gestrengen Wittwe trug, welcher der Ritter sein Herz zuge wendet hatte, machte sie sich sofort auf, um den Gefangenen zu befreien. Seine LiebcSbetheue- rungen vermögen ihr keine Gegenliebe einzuflößen; sie verlangt eine schwerere Probe; er soll sich stäupen lassen; der Stäupenschlag sei der einzige Weg zum Tempel der Ehre, der Tugend Lehrmeister. Wie sollte nicht daS AuSpeitschen, wenn es mit Takt und Grazie geschieht, daS Herz eines WeibcS rühren? Ist ja doch vor Kurzem ein Lord von seiner eigenen Gemahlin am Bettgestell nackt mit Ruthen gezüchtigt worden, weil er zu der königlichen Partei neigte, woraus dar Parlament der Dame wegen ihres patriotischen Heroismus einen öffentlichen Dank votirte! HudibraS verspricht mit Wort und Eidschwur, sich dem Verlangen der Wittwe zu fügen. Aber am nächsten Morgen kommen ihm Bedenken. Er überlegt den Fall mit Ralf und dieser beweist ihm, daß Eidbruch eine viel geringere Sünde sei, als sich zur Buße und Besserung den Leib mit Ruthen zu streichen. Letzteres stehe nur dem sündigen Menschen zu; die Frommen und Heiligen aber, wozu sie beide gehörten, dürften sich so heidnischem Gebrauche und Kasteien nicht unter werfen. Wortbruch dagegen sei so gewöhnlich geworden, daß er für erlaubt und geboten anzu sehen sei. Hat denn nicht „die Sache" mit Meineid angefangen? Hat nicht das Parlament zuerst den Eid, dann den Frieden gebrochen? Haben nicht die Offiziere ihr Patent im Namen des Königs erhalten und doch wider ihn gekämpft? Ist nicht League und Lovenant zuerst be schworen, dann widerrufen worden? Hat nicht Cromwell bewiesen, daß Wort und Schwur nur Wind und Lippenbewegung sei. Eid und Gesetze, beweist Ralf ferner, sind nicht erfunden, Fromme und Heilige zu binden, sondern nur arge Sünder. Der Fromme sei als ein Peer deS Himmelreichs zu betrachten, zu dessen Privilegien es gehöre, nur bei seiner Ehre zu schwören. Die Quäker, die wie die Laternen ihr Licht inwendig tragen, verwerfen den Eid, weil sie nicht begreifen, was einem freigebornen Gewissen zusteht. Jede Sünde rühre vom Teufel her, der die Menschen in Versuchung führe; auch die Wittwe möge wohl zu den bösen Geistern gerechnet werden. Dein Ritter HudibraS leuchtet daS Raisonnement seines Stallknechts ein; er meint auch, wer einen Eid aufcrlegt, der keinen Nutzen schafft, sei schlimmer als wer ihn bricht; auch er ist der Ansicht, daß das Gewissen wie jeder andere Richter zuweilen Ferien habe. Nur über einen Punkt kommt er nicht hinaus: er fürchtet seine Ritterehre möchte darunter leiden. Cr fragt Ralf, ob er nicht einen andern an seiner Stelle stäupen lassen könne? Der Stallknecht bejaht dies, es lasse sich beweisen, daß ein Sünder des Frommen Platz im Leiden vertreten könne, und nichts wirke so sympathisch wie das Stäupen. Nun muthct HudibraS seinen; Knappen zu, er möge sich von ihm selbst auSpeitschen lassen; dieser beweist, daß bei solchen Prinzipienfragen Niemand sich selbst im Auge habe; hat doch nicht einmal bei der Selbstver- leugnungSakte der Antragsteller an sich gedacht! Auch der Beweggrund: Ralf würde, wenn er seinem Herrn durch einige Peitschenhiebe zu einer reichen Heirath verhelfe, der großen Sache dienen, indem HudibraS das Vermögen zum Nutzen der Kirche verwenden würde, macht aus diesen keinen Eindruck. Beide gcrathen in heftigen Wortstreit, wobei der Independent dem Presbyterianer höhnend vorhält, daß seine GlaubenSverwandten die Synodrabbinen mit lange» Bärten und weisen Mienen gebraucht und dann im Stich gelassen hätten. Schon wollen sie einander thätlich angreifen, als ein großer Lärm und VolkSaufzug mit Pfeifen und Dudelsäckc» ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge lenkt. Wiederum ist eS ein alter Volksbrauch, der de» Eifer der Puritaner reizt: Eine wunderliche Cavalcade, wobei eine Amazone einen überwun- ocnen Krieger, der im Nntcrrock mit Spindel und Rocken versehen hinter ihr reitet, mit Schlägen