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40 tonius war ihm insofern nützlich, als es ihm die Möglichkeit zu großen Thaten verschaffte. Durch die ruhmvolle Art, wie er hievon Gebrauch machte, bestätigte er ein Urtheil, das man häufig über Antonius und Cäsar aussprach: „daß sie bei ihren Feldzügen durch dritte Personen mehr ausgerichtet hätten, als durch sich selbst." Denn auch Sosius, des Antonius Feldherr, erreichte in Syrien große Er folge, und Canidius, der von ihm in Armenien zurückgelassen wurde, besiegte nicht nur dieses Land, sondern auch die Fürsten von Jberien und Albanien; ja er drang bis an den Kaukasus vor. Diese Män ner waren es, durch deren Erfolge der Name und Ruhm von An tonius' Macht sich immer mehr steigerte. 35. Er selbst, durch verschiedene Angebereien auf's Neue gegen Cäsar erbittert, segelte jetzt mit dreihundert Schiffen nach Italien. Da man in Brundusium seine Flotte nicht aufnahm, so legte er sich bei Tarent vor Anker. Von hier schickte er Oktavia, welche mit ihm von Griechenland hergefahren war, auf ihre eigene Bitte zu ihrem Bruder; sie war damals in gesegneten Umständen und hatte bereits auch ein zweites Töchterlein von ihm. Sie begegnete dem Cäsar unterwegs, wußte unter dessen Freunden zuerst den Agrippa und Mäcenas zu gewinnen, dann sprach sie mit ihm selbst, indem sie ihn auf's Dringendste und Flehentlichste bat, sie nicht aus der glücklich sten Gattin zur unglücklichsten zu machen. „Jetzt (sagte sie,) sind freilich die Augen aller Welt auf mich gerichtet; denn von den beiden Imperatoren bin ich des Einen Frau und des Andern Schwester. Wenn aber das Schlimme die Oberhand gewinnt und ein Krieg aus- brechen sollte: so weiß man freilich nicht, wem von euch Beiden es bestimmt ist, zu siegen oder zn unterliegen; aber mein Loos ist in jedem Falle ein bejammernswerthes!" Durch diese Worte wurde Cäsar gerührt. Er kam friedfertig nach Tarent und die Anwesenden durften das wundervolle Schau spiel mitansehen, wie ein großes Heer am Lande ruhig dastand, eine Menge von Schiffen regungslos am Ufer hielt, sie selbst und ihre Freunde einander entgegengingen und sich auf's Freundlichste be grüßten. Antonius gab zuerst eine Tafel, und auch dieses ließ sich Cäsar aus Rücksicht auf seine Schwester gefallen. Es wurde sodann verabredet, daß Cäsar dem Antonius zwei Legionen für den par-