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r«n« s Son»»d«»ü, 6« SG. in der belgischen Studie finde man diesen Gedanken bereits ziemlich deutlich durchqefllhrt. Die Weiter- eristenz der sranzösiich-bclgischen „Regie* in West deutschland mindert daher «ach deutscher Auffassung den Wert dieses Pfandes und d^nrit die Kredit- würdiqkeit des Reiches, lähmt also auch seine Re- parationskrast. In der Frage der Betriebsform der Eisenbahn spricht sich die belgische Studie für eine private Organisation aus, ohne allerdings den Ge danken des Staatsmonopols ganz auszuschließen — während man sich dagegen in Berlin (bisher wenig sten») für durchaus entschlossen erklärt, an dem be sonders im preußisch - hessischen Netz bewährten System des Staatsbetriebes festzuhalten. Was die Verpfändung von Verbrauchs abgaben anqcht, so regt die belgische Studie be kanntlich die Schaffung von Handelsmonopolen an. Die deutsche Regierung hält im Gegensatz hierzu nach den ausgiebigen Untersuchungen, die sie an- gestellt hat, die unmittelbare Verpfändung indirekter Steuern für sicherer und ergebnisreicher; man glaubt hi»r, über so starke sachliche Gründe zu verfügen, daß sich ihnen auch die zukünftigen Anleihegläubiger nicht werden verschließen können. Wenn endlich die belgische Studie sich damit be schäftigt, ob und wie die Uber „Sachwerte* ver fügende deutsche Privatwirtschaft zur Pfandleistung für die Reparationsanleihe herangezogen werden könne, so wird hier betont, daß auch diese Erwägun- gen mit den Anregungen parallel lausen, die in dem deutschen Memorandum vom 7. Juni gegeben wur den. Man denkt sich ihre Ausgestaltung hier so, daß nicht nur Industrie und Handel, sondern auch land- kicher und städtischer Grundbesitz als Garanten in Anspruch genommen werden. Man hält es aber bei den ungewissen Fukunstsaussichten des deutschen Staates u*d daher auch der deutschen Wirtschaft nicht für zweckmäßig (wie es die belgische Studie vorschlägt), einen bestimmten Prozentsatz des jähr- lichen Reingewinns der Unternehmungen zu ver pfänden. Rian gedenkt vielmehr zu empfehlen, daß der Betrag, für den feder einzelne Betrieb haftet, von vornherein fest bestimmt wird. Dabei will man sich verpflichten, daß die zur Sicherstellung dienen- den jährlichen Einkünfte nicht hinter den von der belgischen Regierung geschätzten Gewinnanteilen zurückbleiben. Voraussetzung für alle diese drei Formen der Sicherheitsleistung allerdings ist nach deutscher Auffassung, daß daneben ein ausgegliche ner Reichshaushalt besteht — eine Vor bedingung, die übrigens auch in der belgischen Studie unverblümt anerkannt wird. Jur Aus balancierung des deutschen Budgets aber ist es un erläßlich, daß die Staatseinnahmen aus den be setzten Gebieten, vor allem also aus Steuer eingängen und Eisenbahnfrachten, dem Reiche nicht fernerhin mehr vorenthalten werden. In seiner oben schon erwähnten Rede vor der Reparations- kommission erklärte darum auch der deutsche Staats sekretär Fischer: „Denn tn bezug auf Wirtschaft. Verwaltung, Eisenbahn, Finanz, und Währungspolitik der dem Frtedcnsvertrag von Versailles und dem Rhein- landSabkommen cntspreckende Zustand wiederher gestellt wird, erscheint es nicht vdllig ausgeschlossen, daß sich die Verhältnisse trotz der DcslationSkrtse auch noch vor der, tn der -tote vom 14- November 1922 genannten Frist derart bessern, daß Mittel sü« SteparationSlleserungen tn be- schränkt«« Umsange, sei «S durch ein« äußere Anleihe, sei es anderweit, »ersllgdar werden . . .* Hier verknoten sich also die Dinge: Damit die Befreiung der Okkupationsgebiete erkauft werden könne, müssen di« Einkünfte aus diesen Landesteilen wieder in die Rcichskassen fließen; damit dies aber ermöglicht wird, muß der Druck der Okkupation (zum allermindesten auf finanziellem Gebiet) aufgehoben werden. In dieser Verknotung, die in der Natur der Dinge liegt und durch ke^re Gewalt imd keine Ra. bulistik zu beseitigen ist, besteht die vielleicht einzige, aber sicherlich um so wertvollere Stärke der deutsch»» Position in der kommoden schweren Verhandlungs kampagne. Ein neues Rechbergsches Projekt Pari», 28. Dezember. (Eig. Tel.) Der „Matin* veröffentlicht ein Interview mit dem be» kannten deutschen Großindustriellen Rechberg, der sich seit vierzehn Tagen in Paris aufhält und, wie da» Blatt mitteilt, zunächst in längerer Audienz von Poincarä, dann vcn dem außenpolitischen Ab teilungsleiter des Quai d'Orsay empfangen wurde, und schließlich auch mit Marschall Fach sowie mit dem französischen Vorsitzenden der Reparationskommission, Barthou, Unterhaltungen hatte. Rechberg teilte dem „Matin* mit, er habe einen Plan zu einem deutsch - französischen Vertrag mit gebracht, dessen große Linien folgende seien: Frank- reich sucht-sich unter den deutschen Industrie unternehmungen diejenigen aus, die ihm am sichersten erscheinen. Diese Unternehmungen erhöhen ihr Kapital um 30 Prozent. Diese 30 Prozent werden dem französischen Staat überlassen, der sie seinerseits an französische Industrielle ver kauft oder verpachtet. Diesen Drundgvdanken be zeichnet Rechberg als das Gerüst seines Vertrages. Dieser werde einerseits für di« Reparationen binnen kurzem eine beträchtliche Summe ergeben, andrerseits die Konfliktsmöglichkeite.» zwischen Deutschland und Frankreich beschränken, und durch eine solche Interessengemeinschaft werde ein Krieg fast unmöglich gemacht werden: Die Be teiligung von Franzosen an deutschen Unternehmun gen würde wirksam« al» Militärkommissionen die Kontrolle der Fabrikation in Deutschland sichern. Im weiteren Verlaufe des Interviews meinte Rechberg, ein Konsortium, das sich auf die deutschen Kohlen und die französischen Eisenerze stützte, wäre das mächtigst« der Welt. Ts würde Sache de» französischen Staates sein, die Verkauf«. Modalitäten für die Aktien zu repeln. Frankreich würde es sicherlich für nützlich halten, England loyal eine Mitarbeit anzubieten. Amerika wü-de, wenn man jetzt mit einem solchen Plan hervortrete, der geeignet sei, Sicherheit und Stetigkeit in Europa wird« herzustellen, den französischen Industriellen unzweifelhaft Kapitalien zur Verfügung stellen, um eine Bezahlung ihrer Anteile zu ermöglichen. Dl» fraaztsisch« Ka»««r hat i» Fort- setzmw der Debatte über die Abgeordneten, zahl, nachdem st« den Lauch« ursch u/^l n trag ab gelehnt hatte. mitLSOgegr 191 Stimmen den Aooschußantroa angenommen, der S7S Giß« für dte kommende Lrgiolaturperiode imrfieht. Englands Rückkehr zu seiner traditionellen Politik Berlin, 28. Dezember. (Eig. Tel.) Im Januar- hest der „Fortnightly Review* werden unter dem Titel „Daß Gleichgewicht der Mächte* neue Richtlinien der englischen Politik dargelcgt. Es wird zu diesen Richtlinien erklärt, daß in ihnen offen- bar das außenpolitische Programm zu erblicken sei, da» sowohl eine Arbeiterregierung oder Lord Grey in einem liberalen Geschaftsminister.um vertreten würden. Der Artikel geht von der Vor aussetzung aus, daß nach den politischen Fehlern auf englischer und französischer Seite die Entente auf gehört hab« „cordial" zu sein. Nach einer Darlegung dieser Fehler heißt es: „Aus prinzipiellen Gründen halten wir es für falsch, eine scharfe Ecke rund zu nennen, und wir sagen daher klipp und klar, d ß Englands Politik im Begriff« ist, eine große Aenderung durchzumachen. Die englische Politik kehrt zu ihrer alten Tradition der Aufre^terhaltung des europäischen Gleichgewichts zurück.* Es werden dann die folgenden Vorschläge ge macht: 1. Engere Beziehungen zwischen England und Belgien sowi« zwischen England und der Kleinen Entente, fundiert auf Eick)«rungsv«trLgen zugunsten dieser Länder gegen deutsche Angriffe. 2. Line Entente London—Berlin—Warschau—Moskau, nach dem Deutschlanad und Rußland in den Völkerbund ausgenommen worden sind, und nachdem Polrn, wahrscheinlich auf Grund englischer Finanzhilfe die Rolle de» Walle» zwischen Deutschlanad und Ruß land aufgegeben hat. 3. Line Beteiligung an dem italienisch-spanischen Mittelmeerkonzerl gegen eng- lisches Desinteressement an Griechenland zugunsten Italien». 4. Reorganisation der Türkei. Dies« gegen Frankreich al» der stärksten europäi- scheu Macht stehende Neuorientierung soll zu dem Endziel durchgeführt werden, mit Frankreich zu einem dauerhaften, Hegemoniebestrebungen ausschließenden Abkommen zu gelangen. Die Rückkehr zur Politik des europäischen Gleichgewichts sei also keines wegs Vorbereitung eines Krieges mit Frankreich, sondern sie sei dazu bestimmt, da englische Spiel in den notwendigen Verhandlungen mit Frankreich zu stärken. Das Martyrium der Rheinpfalz London, 28. Dezember. Die „Times* veröffent licht eingehende Telegramme ihres Kölner und ihres Münchner Berichterstatter» über den separatistischen Terror in der Pfalz. Der Münchner Korrespondent schreibt aus Speyer, die augen blickliche Kampagne sei der neueste der Versuche, die während der letzten vier Jahre unternommen worden seien, um gegen den Willen von mehr al» neunzig Prozent der Bevölkerung irgend ein« Form einer sogenannten „autonomen Regierung* in der Pfalz zu schaffen, die unab hängig vom Reich sein solle. Speyer, der Sitz der rechtmäßigen Regierung der Lsalz, ist, wie der Berichterstatter erklärt, der „verkommensten und wüstesten Bande von Raufbolden, der man über haupt begegnen kann*, auf Gnade undUn- gnade ausgeliefert. Mit Männern wie Heinz und Genoffen an der Spitze und mit unter geordneten „Führern* von sogar noch schlimmerem Typ, sei es klarerweise unmöglich, daß irgendeine wirkliche Regierung geschaffen werden könne. Die Verwaltungsmaschine sei ebenfalls vollkommen zer stört worden, und die sogenannt« „autonome Re gierung* sei unfähig, sie wiederherzustellen. Wa» werde geschehen, wenn da» unvermeidliche Lhoo» entstehe? Manch« Leute dächten, daß General de Metz die militärische Diktatur er- klären werde mit der Begründung, daß die Bevölke rung unfähig sei, sich selbst zu regieren. Oas Rote Kreuz und die deutsche Rot Genf, 28. Dezember. Die gemischte Kommission des Internationalen Roten Kreuze» und die Liga der Roten Kreuz-Gesell schaften haben an alle nationalen Roten Kreuz- Geseuschaften folgenden Aufruf gerichtet: „Das Bestehen einer schweren Wirtschafts krise in Deutschland, über die bereits in un serem Lommuniquö vom 30. November berichret wurde, wird bestätigt durch einen Bericht des Dele gierten des Internationalen Roten Kreuz-Komitee« Oberstleutnant Wild bolz, der sich besonders der starken Unterernährung der Kinder und dem tiefen Elend der Arbeiter und de» Mittelstand«» sowie der freien Berufe widmete. Di« ge mischte Kommission des Internationalen Roten Kreuzes und die Liga der Roten Kreuz-Gesellschaftelt erachten ein« rasche und wirtsamr Inter vention von großer Dauer für notwendig und erlaffen an alle nationalen Roten Kreuz-Vere n« den Aufruf, Hilfe zu senden, sei e» durch Geldmittel oder Kleider, die während der drei ersten Monate dc» neuen Jahre» direkt oder durch das deutsche Rote Kreuz in Deutschland verteilt werden sollen. Da« Rote Kreuz ist von dem hohen Einfluß einer Welt hilfe zu überzeugt und hofft nicht nur die bedrohre Existenz de» deutschen Volke» zu retten und ihm et» normale» Leben wioderqeben 'u können, sondern e» will auch die begüterten Klassen Deutsch land« an ihre Pflicht erinnern, zur Linderung der Rot beizutragen. Die gemischte Kommission und da« deutsche Rote Kreuz stehen den internationalen Rottn Kreuz-Pereincn zu ollen weite-en Auskünften zur Verfügung. — (gez.:) A do r, Präsident der gemisch- ten Kommission.* Annäherung -er englischen an -ie rSmtsch'lalhoMche Kirche? Lomdo», Hst. Dezember. (Gig. Tel.) Der Grz* bischof von Lanterbury hat in »ine» Rundschreiben die englischen Erzbischöfe dava» unterrichtet, daß ei« Deputation, bestehend au» Geistlichen und Laien der englischen Kirche, sich nach Mecheln begeben wird, um mit Kardinal Mercier die MSglich.eit einer Annäherung zwischen der engl.sche» Staatskirche und der römisch-katholischen Kirche zu besprechen. Loudon, 28. Dezember, (Ltg. Tel.) Die Be strebungen des Erzbischofs von Lanterbury, die christlichen Kirchen zu einigen, finden weder auf ka tholischer Seit« noch bei der englischen Frei kirche eine besonders günstige Aufnahme. Der römische Berichterstatter der „Daily News* be richtet auf Grund einer Unterredung, die er mit einer hochstehenden Persönlichkeit des Vatikans hatte, daß man dort alle Bestrebungen begrüße, die auf eine Einigung der Kirchen hinziclten, aber nur unter einer Bedingung: daß die vereinigten Kir chen di« unbeschränkte Oberhoheit des Papstes anerkennten: der Erzbischof von Lanter bury hat aber nur vorgeschlagen, einen Bund von gleichberechtigten nationalen Kirchen, gewissermaßen einen Völkerbund der christlichen Kirchen, zu grün- den. Die Anhänger der englischen Freikirche ver folgen die Verhandlungen zw'schen dem Erzbischof von Lanterbury und Rom mit einer qew'ffen Schadenfreude, da sie von einem positiven Ergebnis dieser Verhandlungen einen stärkeren Zuwachs aus der kalvinischen Gruppe der Staatskirche zu er warten hätten. Jedenfalls dürfte die englische Frei- kirche nicht gewillt sein, sich mit einer englischen Staatskirche zu fusionieren, die der katholischen Kirche weitgehende Konzessionen gemacht hätte. Vor deutsch-südslawischen Reparationsverhandluck-en Belgrad, 28. Dezember. (Eig. Tel.) Bei der Besprechung der Frage direkterReparations- verhandlungen mit Deutschland stellt das Regierungsorgan „Samouprawa* fest, daß diese Verhandlungen, für die die Wege bereits ge ebnet zu sein scheinen, im Nahmen des bestehenden Vertrages zu führen seien, und daß ihr Ergebnis von der Reparationskommission* ge» nehmigt werden müsse. Das Blatt gibt der Hoff- nung Ausdruck, daß man in Berlin genügend Ver ständnis für die schwierige Lage des südslawischen Staates aufbringen und ein direktes Ueberein- kommen ermöglichen werde. Wie au» Belgrad gemeldet wird, fanden dieser Tage Sitzungen des Ministerrat» statt, in denen die Rückkehr des seinerzeit nach London ge flüchteten kroatischen Bauernführers Stefan Ra- olisch besprochen wurde. Wie man aus Kreisen der radikalen Partei erfährt, wurde beschlossen, Raditsch sofort nach seiner Ankunft in Südslawiea verhaften zu lassen und wegen Hochverrats unter Anklage zu stellen, da die gegenwärtige Re- gierung im Besitze von Dokumenten und Beweisen sei, daß Raditsch im Auslande mit notorischen Feinden des Staates 'n Berührung getreten sei und mit diesen gegen Südslawien konspiriert habe. Oas Attentat auf -en japanischen prlnzregenten Demission de« japanische» Kabinett, Pari», 28. Dezember. (Eig. Tel.) Heber das Attentat auf den japanischen Prlnzregenten Hiro- hito liegen uoch eine Reihe von Meldungen vor. Das Radiobüro berichtet, daß ein junger Mann von etwa 20 Jahren in bescheidener Kleidung« tteinem Stockgewehr auf den kaiserlichen Wagen schoß. Die Kugel zertrümmerte die Scheibe und schlug nabe am Kopfe des Prinzen ein, der jedoch nicht verlegt wurde. Der Prinz bestand darauf, daß der Wagen seinen Weg nach dem Parlamentsgebäude fortsetzte. Nach der Parlamcntssitzung wurde Hirohito unter starker Deckung noch dem kaiserlichen Palast zurück geleitet. Die Menge, die sich des Attentäters be- mäcktigt hatte, würde ihn ohne da» Eingre fen der Polizei zweifellos gelyncht haben. Die Meldung fügt hinzu, daß das Attentat in der Geschichte Japans einzig dastehe und daß große Erregung herrsche. Nach englischen und amerikanischen Meldungen au» Japan hat es den Anschein, als ob da» Attentat auf den Prinzregenten, das von dem Sohn eines Senators verübt wurde, das Signal für eine ernste politisch« Bewegung geben sollte. Gestern abend versuchten sozialist sche und anar chistische Massen die Wohnung des Premierministers und des Innenminister» zu überfallen. S'e wurden daran durch starke Wachen verhindert. D e Polizei hat Massenverhaftungen voryenommen, u d in allen Zentren des Sozialismus wird ein scharfer Ueberwachungsdienst durch Polizei und Militär durchgeführt. Da» Kabinett hat dem ssioniert. weil die öffentliche Meinung es für die ungenügende Ueberwachung de» Prinzregenten verantwortlich macht. In Regierungskreisen in Tokio rechnet man mit der Mögl chkeit antisozialistischer Pogrome. Giegesberichte -er mexikanischen Revolutionäre Hamburg, 28. Dezember. Das hiesige mexi kanische Generalkonsulat erhielt von der pro'vis arischen Regierung in Vera cruz folgende Mitteilung: Die Truppen der provi- sorischen Regierung besetzten nach hartnäckigem Kampfe Püenta de Ixtla, wobei viele Gefangene ge macht und den Truppen de» Generals Obregon empfindliche Verluste -»gefügt wurden. Bei einem Seegefecht auf der Höhe von Acapulco haben sich di« Schiff« der Aufständischen vor der Uebermacht der fetnd"^en Streitkräfte in den Hasen zurück gezogen, o.^?e Verluste zu erleiden. Der der Regie rung Obregon ergebene Gouverneur von Hukatan wurd« gefangengenommen und in da« Gefängnis von Merida eingeliefert. Die Derbindug der Haupt- stadt mit Iuarez und Laredo ist unterbrochen. Unsere Truppen sind im Anmarsch auf Mexiko, wobei von den Truppen Obregon» kein Widerstand geleistet wird. General Lopez de Lava geht tn Richtung aus Tampico von di« Besetzung de» Petroleumgedie'« durch dl« Aufständisch« ist nahezu beendet. Loudou, 28. Dezember. (Eig. Tel.) Gen-ral Obregon hat di« nordamerikanische Re girrung «sucht, di« Waffenausfuhr nach. Mexiko zu »erbiete» und di« auf Bunde«, geßiü geflüchteten RebeHenaurzumeisen. Sächsische Gteuernptveror-nunge« Dresden, 28. Dezember. (Eig. Tel.) D e säch sische Regierung hat dem sächsischen Landtag kürzl.ch zwei Gesetzesvorlagen zugehea lassen: d.n Entwurf eine« Gesetzes über die weitere Er hebung der Gewerbesteuer und die Ein- sührung einer Arbeitgeberabgabe sowie den Entwurf eine» Gesetzes über die Um stellung der Grundsteuer auf Gold mark. Da die Erschließung dieser Einnahmen keinen Aufschub verträgt, der Landtag aber augenblickl ch nicht versammelt ist, hat sich die Regierung genöt gt gesehen, die in den Gesetzentwürfen vorqeschlagenen Maßnahmen nach Artikel 40 der sächsischen Ver fassung durch 9totverordnungc in Wirksamkeit zu setzen. Im ersten Teil der Notverordnung über die weitere Erhebung der Gewerbesteuer und die Einführung einer Arbeitgeber, abgabe yom 20. Dezember 1923 wird in den 8g 1—4 bestimmt, daß als vierte Teilzahlung für das Rechnungsjahr 1923 5 Goldmark für je lOOO Mark der bei der Veranlagung festgesetzten Steuer des Rechnungsjahres 1923 zu leisten sind. Soweit der Veranlagung für das Rechnungsjahr 19^3 e n Geschäftsabschluß vor dem 1. Juli 1923 zugrunde liegt, erhöht sich die Teilzahlung auf S Goldmark für je 100 Mark Steuer des Rechnungs jahres 1923. Für Gewerbebetriebe, die im Laufe des Rechnungsjahres 1923 neu entstanden sind, oder sich in ihrer Grundlage wesentlich geänd rt haben, ist die Teilzahlung nach einem Betrage u entrichten, der der vierten Teilzahlung gleichartiger bereits vor dem Rechnungsjahr 1923 steuerpflichtiger Gewerbe mit gleichem Betriebsumfang entspricht D e Gemeinden und Bezirksverbände haben wen'j st ns den gleichen Betrag wie die vierte Teilzah'ung für das Rechnungsiahr 1923 zu erheben, können ihn aber auf das Dreifache erhöhen. Die Veranlagung zur Gewerbesteuer für das Rechnungsjahr 1924 hat vorläufig zu unterbleiben. Don den der Gewerbesteuer unterliegenden Ge werben wird mit Wirkung vom 1. Januar 1924 eine sogenannte Arbeitgeberabgabe in Höhe der Hälfte des Betrages erhoben, den der Arbeitgeber von dem Arbeitslohn der in seinem Betrieb« be schäftigten Arbeitnehmer gemäß 8 46 des Ern- kommensteuergesetzes etnzubehalten und an das N- ch abzuführen hat. Die Abgabe darf weder ganz noch teilweise auf die Arbeitnehmer abgewälzt werden. An ihrem Ertrag sind der sächsische Staat und die sächsischen Gemeinden je mit der Hälfte des Auf- kommens beteiligt. Beide Verordnungen sind au^ 22. Dezember 19 23 in Kraft getreten. Dt« Ausführungsbestim- mungen sollen im nächsten Gesetzblatt veröffentlicht werden. Vom Reichslabinett Berli», 28. Dezember. (E ig. T e l.) Die Reichs- Minister haben mit zwei Ausnahmen die Feiertage in Berlin verbracht. Reichsernährungmninister Dr. Luther ist bereits am Sonntag von seiner .> Reif« nach Süddeutschland zurückgekehrt. Dagegen weilt Reichsarbeitsminister Dr. Brauns seit acht Tagen auf Erholungsurlaub, und Reichsaußen- Minister Dr. Strefemann hat seinen Urlaub am zweiten Feiertage angetreten. Alle übrigen Minister sind auch jetzt in Berlin und werden morgen einen Kabinettsrat abhalten, um sich mit der drit ten Steuerverordnung zu befassen. Rücktritt -es Wiener Polizeipräsidenten Wie», 28. Dezember. (Eig. Tel.) Polizei präsident Dr. Schober, der frühere Bundes- kanzler, überreichte sein Rücktrittsgesuch mit dem Bemerken, es sei ihm unmöglich, länger im Amte zu verbleiben. Noch bevor ihm eine Antwort erteilt wurde, fuhr er auf seinen Landsitz Perg (in Oberösicrreich). » Dr. Schober hatte schon zu wiederholten Malen mit seinem Rücktritt gedroht, da ihn die überaus große Sparsamkeit des christlichsozialen Finonz- Ministers Dr. Kienböck gegenüber der staatlichen Wiener Polizei verstimmte. Diesmal handelt es sich um einen Bekleidunqsbeitraq von 400 000 Kronen für jeden Schutzmann, wovon Kienböck nacheinander 200 000, dann 300 000 und zuletzt 350 000 Kronen bewilligen wollte. Aber noch mehr als dieser Han del soll Schober der To n Kienböcks verstimmt hab:n, so tmß er sich zuletzt weigerte, mit Kienböck über haupt noch persönlich zusammenzukommM. Der Deunittlung des Bundeskanzlers Seipel wird wohl auch diesmal die Einigung gelingen, nach em, wie es heißt, Schober schon längere Feit hindurch in der Lage gewesen ist, dringende Aufwendungen für die Wiener Polizei statt durch staatliche Zuschüsse durch freiwillige Gaben des Dillionärs Bose! zu bestrcten, der jetzt sich neuerdings bekanntlich auch der notleidenden Wiener Universität annimw.t. Kleine politische Nachrichten General Rollet, der Weihncuhte» über nach Paris gefahren war, hat die Nückreis« nach Berlin wieder angetreten. Mit der Frage der M litärkontrolle hatte seine Pariser Reise nichts zu tun. » Die Regierungskommission des Saargebie tes hat eine Verordnung über di« Errichtung:» und den Betrieb von Funkspruchanlagen erlassen. Danach ist es privaten Personen ohne Genehmigung verboten, im Saargebiet Funlspruchanlagen zur Brr- Mittelung oder zum Empfang von Nachrichetn zu er richten. Nach einer Meldung aus Budapest wurde in Liangrad während einer. Tanzunterhaltung de» jüdischen Frauenverein» ein« Hano- granate tn den Ballsaal geschleudert. Eine Per son wurde getötet; steb-ebn Personen wurde» verletzt, darunter mehrere schwer. Di« Gen darmerie verhaftete mehrere verdächtige Pcsoneu. » Die ital enischen Senatoren und Abgeordneten, dt« im vergangenen Juli «mo der Popolari- Partei infolge der Meinungiverschiedenkelten üb:r dl» Stellungaa-m« -» der fasch ist sch" Re gierung au»trat«a, veröffentliche» eine Kund gebung. ia der sie die Haltung der gegenwärt'gen Regierung billigen und weit« m veilen, daß sie sich an dem, wa» da» große Derk de» Faschiraru« genannt werden loyal betotlt-o» wollten ,