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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192312296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19231229
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19231229
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-29
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
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Weltchronlk Ver Schrei des Wilde« u«d des Weiße« In einem Koblenzer Hotel hörte ich den Schrei d« Wilden au» Cochinchina. Es war spät nach Mitternacht, und ich erwachte. Der Schrei kam zuerst hohl und dumpf, al» riese jemand in einen praßen Schalltrichter. Es war Schrei und Echo zu« gelich. Dann kletterte die Stimme in eine höhere Tonlage und brach endlich im schrillsten Tremolo ab. Kaum fünf Minuten später wiederholte sich dieser Schrei. Und er wiederholte sich so, fast in regel, mäßigen AbständeN7 bi» der Marge» graute. Dom Portier erfuhr ich, daß ein farbiger Soldat au» Cochinchina geweint habe. Er habe eine Nach- richt bekommen, daß sein« Eltern erkrankt seien, und er bekomme keinen Urlaub. Ich habe diesen Farbigen au» Cochinchina nicht - gesehen. Aber ich sah andere farbig« Soldaten, wie sie in den Bahnhöfen schwerbeladen mit dem Gepäck ihrer weißen Herren und Götter über Treppen und Schienen stolperten. Ich sah, wie hinter ihnen eine weiße, parfümierte Göttin schritt, eine Schlafwagen, karte trug sie gewiß im Täschchen aus Krokodilleder; sie war die Gattin eine» Offiziers und sie reiste mit einer ganzen Brautausstattung und brauchte keinen kostspieligen Träger. Ferner ließ ich mir erzählen, daß ein farbiger Soldat der Desatzungsarmee achtzig Goldpfennig täglich bekommt, eine schlecht« Kost und fünf Zigaretten. Und er ist ein Sieger. Auch einen blonden Neger traf ich im Zuge. Er hatte ein Neqerqeficht und blaue Augen und blondes, leicht gekräuseltes Haar. Er sprach fließend deutsch mit einer wohlklingenden, guten, ein wenig zitternden Stimme. Den neugierigen Insassen des Abteil« erzählte er, daß er ein Deutscher sei, Sohn eine» Deutschen, der in der Fremdenlegion gedient habe. Und daß er gern nach Hause möchte, seine Mutter lebe noch. Und denjenigen, die besonder» zu- dringlich waren, zeigte er die Photographie seine» Pater», eine» Mannes in der Uniform der Fremden» legion. Die Reisenden sprachen noch lange von diesem blonden deutschen Neger, und dann kamen sie auf den „Zirkulationestempel*, welcher «in grüner, runder Stemepl auf den Legitimationen ist und nur nach wochenlangen Dangen, Bitten und Oualen von der Besatzungsbehörde erteilt wurde. Kaum aber hatte man den runden Stempel, hieß e», man müsse einen neuen, quadratischen haben. Und so oknnte man an einem Stempel zugrunde gehen. Den Besiegten geht es ebenso! — sagte ein Schweizer, der nach dem unbesetzten Deutschland fuhr. Aber er hatte nicht so ganz recht, der Schweizer. Denn als ich nach Köln kam, sah ich, daß es den Siegern nicht besser ging. Denn vor dem Hotel, in dem ein großmächtiger General wohnt und bewacht werden muß wie ein orientalischer König in einem Spielfilm, standen zwei Soldaten vor zwei Schilder häuschen, der eine wandte sich rechts, der andere wandte sich links — und mit kurzen aufstampfcnden Schritten marschierten sie gegeneinander, bi« sie fast zusammengeprollt wären. Darauf blieben sie stehen, machten Front, dann ging der eine links, der andere rechts, jeder zu seinem Schilderhäuschen. Sie schritten wie aufgezogene Mechanismen: der Dttlitarismu» hatte sie cm gekurbelt, und sie wurden dem Dienst reglement zufolge vorschriftsmäßig müde, nachdem sie ihren kindischen Marsch zehnmal vollführt hatten. Der tödliche Ernst in ihren Gesichtern wich einem menschlichen Zug, sie nahmen Gewehr bei Fuß und lehnten am Tor der Hotelhalle. Aber kaum waren fünf Minuten vergangen, blähten sich ihre Brüste, da» Gewehr flog mit einem Ruck auf die Schulter, und der Mechanismus begann von neuem. Ich hätte stundenlang zusehen mögen, wie diese fürchterliche Tätigkeit von lebendigen Menschen ausgeführt wird, in deren Heimat der preußische Parademarsch ver- spottet wurde. Der preußische Parademarsch ist g«. radezu eine geistreiche Beschäftigung dagegen. Ich konnte den beiden Soldaten nicht länger zu. leben, weil zwei Menschen meine ganze Aufmerksam- kett in Anspruch nahmen. Diese Zwei waren weder Männer noch Frauen, sie sahen aus wie Wesen von einem fremden Stern oder außerhalb der irdischen Atmosphäre Geborene — nein! nicht Geborene, son- der« auf eine unerklärliche Weise Zustande, gekommene. Präpariert«, Fabrizierte. Sie trugen Halbzylinder, hatten breite hölzerne graue Gesichter, und nur ihre Augen blickten lebendig in der maß. losen, gewiffrrwaß«» »»organischen Leer« dieser Antlitze. Sie waren grau gekleidet, hatten Gamaschen an den Beinen und genagelte Stiefel an den -ugen und kurze Röcke. So erinnerten sie von ferne an römisch« Legionäre oder an griechische Hopliten. Ich vergaß zu sagen, daß Patronengurte um ihre Leiber geschlungen waren. Diese beweglichen Teile der Besatzungsarm«« patrouillierten hin und zurück und waren „Sitten polizei*. E» ist ihre Aufgabe, Mädchen, die mit Soldaten gehen, zu verhaften. Sie lauern ia Winkeln und Haustoren: von zehn Uhr abr.id» be ginnt ihr Dienst und dauert bis zum Morgen No nahm man diese Frauen her? Sie sind keine Mütter, sie sind keine Schwestern. Wie kam e», daß sic sich zu dieser unmenkGss^n bereitfandm, zur Wasenmeisteret für Straßenmädchen und die Ehr« der Frau schändeten, indem sie sich engagieren ließen, die Gesundheit der Arme« zu retten? Wie tief ist di« Prvphylarre unter die Krankheit ge- funken, da jene zum Büttel wird, statt zum Retter? Ich sah Lokale und Häuser, an deren Wänden, in deren Schaufenstern das Derbst zu lesen war: „Unteroffizieren und Soldaten ist von 10 Uhr vor mittag« bi» 3 Uhr nachmittag» der Zutritt verboten.* E« waren die Unteroffizier«, die Soldaten der sieg reichen Armee. E« waren Sieger. Sie gaben ihr Blut und dürfen keinen Kaffe« trinken. Es geht nicht nur den Besiegten schlecht. E» geht nicht nur den farbigen Wilden schlecht. Gepeinigt ist di« menschliche Kreatur, ob schwarz oder weiß, siegreich oder besiegt. Nur der WiiLe au» Cochinchina schrie im Koblenzer Hotel. Die Weißen schreien nicht, weil sie nicht wissen, daß es ebenso schmerzlich ist, von 10 bi» 3 Uhr in dieses und iene» Haus nicht treten zu dürfen und in Mauernische» auf die Geschlechtsgenoffen lauern zu müssen, ge stiefelt und gespornt und einen Halbzylinder auf dem Kopfe, wie keinen Urlaub erhalten und Heimweh nach Cochinchina zu haben. Der Farbige im Hotel schrie für alle Weißen, für jene, die den Stolz, ein Sieger zu sein, ihre Freiheit hergeben und für jene, die am Zirkulationsstempel zugrundegehen und kür den Neger, der das Land seines eigenen Pater» „okkupieren* muß und für die zwei Soldaten, die von Schilderhaus zu Schilderhaus wandern. Eswarein Schreis ür alle „besetzten* GebietederWelt. pst «oM Das Falschesuzergeiverb« blüht. Aus Kon- stanz wird berichtet: In den Geschäftsräumen der vor einigen Monaten gegründeten Süddeutschen Tel«phongesellschaft nahm die Konstanzer Kriminal polizei in der Nacht zum Sonntag eine Haussuchung vor. Dabei wurde eine regelrechte Falschmünzer- Werkstatt entdeckt, und zwar hatten sich die Inhaber dieser Firma mit der Herstellung falscher Schwei zer Fünffrankennoten befaßt. E» handelt sich um den früheren Sparkaflenbuchhalter Saier, den früheren Postangestellten Schmidt und den Buchdrucker Dilger, die aus den Betten heraus verhaftet wurden. Das vorgefundene Material wurde beschlagnahmt, darunter etwa 1700 Franken- noten, von denen die Hälfte fix und fertig zur Aus gabe bereit lagen, während auf der anderen Hälfte der Rummernaufdruck fehlt«. Das Kleeblatt dürste bereits 8—9000 falsche Scheine in Umlauf gebracht haben. Die Scheine sind leicht erkennbar, weil ihr Farbenton etwas Heller ist als bei den echten Noten. — In der vorigen Woche wurden in Belgrad 17 Personen verhaftet, weil sie falsche tschecho slowakische Banknoten verausgabten. Die Belgrader Polizei stellte fest, daß die falschen Noten in Italien hergestellt wurden. Der Chef der Belgrader Kri minalpolizei setzte sich deshalb mit der Triester Po lizei in Verbindung. Schon nach kurzer Zeit wurden zwei moderne Fälscherwerkstätten in Santa Troce entdeckt. Es wurden mehrere hunderr falsche Banknoten gefunden und fünf Personen ver- haftet. Der Leiter der Fälscherbande war rechtzeitig mit einem amerikanischen Dampfer entkommen. Der «Herr Leutnant*. Unter der Maske eine« „Leutnant» der Interalliierten Kontroll- kom Mission" hatte der Kaufmann Kurt Neu. mann in Berlin eine jung« Ehefrau zu betören verstanden. Die Frau eines Werkführers, die selbständig eine Filiale in einem Borort leitete, war mit Neumann bekannt geworden. Er hatte sich al» fremdländischer Offizier vorgcstellt und von den großen Gütern seiner Mutter erzählt. Gr stellt« der Frau die Eh« in Aussicht, sobald sie sich oon ihrem Ehemann geschieden hätte. Sie ging auf diese Bor- schlage auch freudig ein, und mochte sich zar keine Gedanken, al» der „Leutnant* schon nach wenigen Tagen in Geldverlegenheiten geriet. Sie gab ihm, was sie an barem Gelbe austreiben konnte, schließlich auch ihren Schmuck. Der „Leutnant* drängte inzwischen auf Einreichung der Schei dungsklage, und al» sie/darauf nicht sofort einging, spielte er den Lebensmüden und wußte die Frau zu bestimmen, mit ihm gemeinsam au» dem Leben zu scheiden. Di« Frau be schaffte noch Geld, um ein Hotelzimmer zu mieten, in dem sie gemeinsam au» dem Leben scheiden wollten. Ihr Geliebter wollte aber durchaus als „Ehrenmann* sterben und vor seinem Tode noch seine erheblichen Schulden begleichen. Zu diesem Zweck nahm er da» Geld für sich in Anspruch, gab seiner Geliebten aber zum Beweise dafür, daß es ihm mit dem Tode ernst sei, ein Fläschchen Morphium. In einem Cafö sollte sie auf sein« Rückkehr warten. Er kam natürlich nicht mehr wieder. Verzweifelt eilte die Betrogene nach Hause und beging dort einen Selbstmordversuch- Jetzt hatte sich der Schwindler vor der Strafkammer zu verantworten; er war im all^emeeinen ge ständig. Sein Verteidiger beschönigte surchaus nicht die Handlungsweise des Aicgeklagten, kxn aber, ihm zugute zu rechnen, daß ihm die als Zengin ver- nommene Frau sein« Schwindeleien sehr leicht gemacht habe. Der Angeklagte kam, ob wohl er bereits mehrfach wegen ähnlicher De- trügereien bestraft ist, mit vier Monaten Gefängnis recht milde davon. Eine geheiumisvoll« Entführung. Eine merk würdige Entführungsaffär«, die in ihren Einzel heiten den Inhalt eines Schauerromans bilden könnte, hält seit einiger Zeit die Gemüter der mün st «irländischen Bevölkerung in Erregung. Der Sohn des Marrufakturwarenhändler» Falk in Rheine, der als Schlosserlehrlinq tätig war, ver- schwand vor einigen Tagen plötzlich spurlos. Den ersten Hinweis auf seinen Aufenthaltsort erhielt der Vater durch einen Drohbrief, in dem er aufgefordert wurde, an einem bestimmten Tage mit einem Auto mobil in 40 Kilometer Geschwindigkeit die Strecke Rheine—Münster—Osnabrück—Rhein« zu fahren und einer verdächtigen Gestalt, die auf das Auto zu- kommen werd«, ein Paket mit 25 000 Inhalt hinauszuwerfen, widrigenfalls werde er die Leiche seines Sohnes finden. Falk teilte die Sache der Schutzpolizei mit, und diese fuhr an dem genannten Tag« in zwei Automobilen los, um die Verbrecher abzufangen. Zwar bemerkte sie in Eschendorf einige verdächtige Gestalten, die sich jedoch wieder zurückzoqen. Bor kurzem machte man nun einen grauenvollen Fund: man fand in der Ga». straße in Rheine eine Aktenmappe und darin einen menschlichen Fuß, stellte jedoch bald fest, daß er nicht von dem jungen Falk stammte. Am Freitag erhielt der Vater des Entführten einen neuen Droh, brief de» Inhalts: Herr Falk habe an dem Fuße gesehen, daß man Ernst machen könne. WeNn nicht am Weihnachtstage auf die vorgeschlagene Weis« 50 000 -4t abgeliefert seien, werde er bestimmt die Leiche seines Sohnes finden. Herr Fglk möge sich aber die Mühe ersparen. Gchuvo mitzunehmen, denn das nütze doch nichts. — Der Polizei ist es in. zwischen gelungen, einen der Tat dringend verdäch tigen Louis Krämer zu verhaften. Kramer ist ein Bursche von 20 Jahren, trotz seiner Jugend schon verheiratet und ein Taugenichts. Seine Frau hat er schon nach 24stündig«r Ehe bei Wasser und Brot eingesperrt und aufs ärgste mißhandelt, bis die Nachbarn sie nach tagelanger Gefangenschaft be- freiten, worauf sie wieder zu ihren Eltern nach Münster flüchtete. Inzwischen hatte er aber bereits die ganz« Aussteuer seiner Frau verkauft und das Geld durchqebracht. Jetzt scheint er einen neuen Weg gesucht zu haben, um zu Geld« zu kommen. Amerikanische Weihnachtsspende». Amerikanische Studenten haben in Verbindung mit führenden amerikanischen Wirtschafte- und Wohlfahrtsgruppen der Wirtschaftsstelle der deutschen Studenttnschaft auf die Berichte von der gegenwärtigen Notlage der Studenten in Deutschland 6000 Zentner Le. benrmittel als Weihnachtsspend«, im Gesamt wert von 125 000 Goldmark, überwiesen. Die Ham- burq-Amerika-Linie hat auf ihrem noch vor Weih- nachten in Hamburg eingetroffenen Dampfer „Hansa* Sawaadanck, 6« 2- va»«md«r di« schnellste Beförderung kostenfrei übernommen, so daß die Lebensmittel den studentischen Wirtschafts körpern sofort zugeleitet werden können und die Studenten kurz nach Neujahr im Besitze dieser Lebensmittel sein werden. — Der „Jüdischen Preßzentrale Zürich* wird au» Chicago gemeldet Der Philaatrop Iultu» Rosenwald in Chicago spendete die ersten 100 000 Dollar zugunsten eiw Sammlung für da» notleidende Deutschland, die w / dem ehemaligen Kommandeur der amerikanischen Besatzungotruppen in Koblenz, General All n, > eingeleitet wurde, und von der man hofft, daß sie den Betrag von ein er Million Dolla rüber steig en wisch. Todesfahrt in einer Fähre. In Dettelbach bei Würzburg ereignet« sich ein schwerer Unglückssall. Die den Verkehr über den Main vermittelnde Fähre sank infolge Ueberlastung. Sech» von den dreizehn Insassen fanden den Tod in den Wellen. Nach d.m „Fränkischen Kurier* trug sich der Anfall in ter Dunkelheit zu, wodurch die Rettungsarbeiten sehr er schwert wurden. * „Reparativ»«»* frauzöstfcher Franc» Die fran- zSstsche Sektton der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit hat soeben fünfhundert Kinder und deren Eltern im Ruhrgebiet in „Pflegschaft" genommen, um durch Gaben von Lebensmitteln, Büchern und Kleidung erneut ihren Protest gegen die Ruhrpolitik Potncarös auszudrücken. Diese Tat ist die Antwort auf den Dersöhnungsaufbau, den deutsche Frauen und Männer »n den zerstörten Ge bieten Nordsrankreichs eingeleitet haben. Guter Wille weckt guten Willen. Der Dichter a»f dem Trapez. Kein Spaß! Ein spanischer Schriftsteller hat ftine Schöpfungen vom hohen Trapez herab inmitten einer Zirkusarena dem Publikum vorgelesen, um sich und seine Werke bekanntzumachen. In tadellosem, schwarzem Anzug kletterte er geschickt am Seil empor und begann, auf dem Trapez angelangt, d-m ein. leitenden Vortrag über seine dichterischen Ziele und Absichten, dem sich die Vorlesung anschloß. Wie die Madrider Plätter mitteilen, hatte er großen Er folg. Richt mitgeteilt wird aber, ob der Beifall dem Akrobaten oder dem Dichter galt. (Der Vorfall ist weiter nicht erstaunlich: in Deutschland gibt es längst schon Dichter, die sich auf den Kopf stellen, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu lenken.) Die Mutmeßmaschine. Die moderne Technik hat Apparate konstruiert, die eine Prüfling der Seh oder Gehörskraft, des Tastsinns, der Farbenkcnntnis, der Nrrvenwiderstandsfähigkeit, der Lungenkraft, Muskulaturzustände bi» ins genaueste ermöglichen. Die britische Aerzteschaft hat sich auf Grund der Beobachtungen bei „Begabungsversuchen* neuerdings dem Problem zugewandt: Wer besitzt für den Soldatenstand den dazu erforderlichen Mut? Mit Unterstützung der Militärbehör- den hat sie ein System ausgearbeitet, demzufolge neben der physischen Eignung die seelische Eignung der Bewerber für den Soldatcustand künftig geprüft werden wird. Es werden die Be- werber „Belastungsproben der Gefahr" ausgesetzt, damit mit HUfe von Registriervia'chMn . ihr« seelische Widerstandskraft :rm?Mlt werden kann. Man hofft durch die psycholMisAcii Experimente berufstaugliche Soldaten ohne weiteres von „Untauglichen* unterscheiden und damit ein den modernen Kriegsmethoden gewachsenes Seer (Trom- mrlfeuer, Gasangriffe) gewinnen zu können. Angriffe gege» Amvvdse». In Norwegen find mehrere Angriffe gegen Amunüsen gerichtet worden, so von dem Polarsahrer Trygve Gran und der Zeitung „Dagbladet". Beiden erscheint der neue Polflugplan sinnlos. Es wird geltend gemacht, daß die ganze Vorgeschichte der Flugexpedition auf geklärt werden müsse, ebenso mancher Punlt mit Bezug auf die letzte Fahrt der „Mau d*, vor allem die Frage, warum Amundsen selbst die Expedition verlassen und den Märchenplan eines Nordvolfluges entworfen habe. Bra»dpa»U i» et»«M Irrenhaus. Zn einem Irrenhaus in der Rahe von Chicago brach ein Brand aus, wobei 17 Personen ver brannten. 50 Geistesgestörte, di« entkommen waren, wurden mit Hilfe von Autos wieder ein» geholt. ' Ver Sistod Don 0r. »«udwuar " Air finden es selbstverständlich, daß sich Men schen und Tiere vor der Kälte auf die verschiedenste Weise schützen und es fällt auch im allgemeinen nicht auf, daß die Pflanzen, die scheinbar schutzlos den tiefsten Temperaturen preisgegeben sind, doch zumeist die kalte Jahreszeit ganz gut durchhalten. Manche können beinhart gefrieren und Wochen in dieser Verfassung verbringen, um nach dem Auftauen normal weiterzuwachsen. Da« gilt von unseren Nadelhölzern, wie Fichte, Tanne und Föhre, ebenso wie bei der Brombeere, Efeu, beim Gänseblümchen und Märzveilchen. Die Gewächse der mitteleuro päischen Hochgebirge kühlen sich im Winter regel- mäßig aufetneTemperaturvon — lOGrad ab, die immergrünen Blätter der Nadclbäume er tragen ohne Schädigung Temperaturen, die weit unter dem Gefrierpunkt de» Wassers liegen. Noch ärger liegen die Verhältnisse in Sibirien. In Jakutsk und Werchojansk, die mitten im sibirischen Waldgebiet gelegen find, beträgt die mittlere Tem peratur de» Januar» —42 di» 49 Grad, hier steigt di« Schattentemperatur monatelang nicht über — SO Grad, es sind überhaupt die Stellen auf der Erde, wo bi« jetzt die tiefsten Temperaturen von — 62 bi« — 63,2 Grad beobachtet wurden, und gerade hier gedeihen Birken und Lärchen im kräftigsten Wuchs«, ohne Schaden zu nehmen. Um sich eine Vor stellung von dieser „Wärme* zu machen, sei daran erinnert, daß Quecksilber bet — 38H Grad erstarrt. Obwohl diese Beispiele zeigen, daß sich die Ge- wichse an eine große Kälte anpassen können, so kommt c» doch nicht selten vor, daß Pflanzen erfrieren und dadurch absterben. Namentlich im Herbst ist dies der Fall, wenn die ersten Nachtfröste auftreten, oder im Mai, wenn die „Eismänner* da sind. Dadurch kann «tn unberechenbarer Schaden an den Kulturen entsteh«. Ein gefroren« Blatt oder «in gefrorener Zweig hab« vollständig ihr« Elastizität varlor«; bricht »m» st», so Härt »um rin knirsch«-«» Geräusch, wie wen» körnige» Ei» g«b rochen wird. L» find wdckltch i» Inner» Et»kristcckl« vo rnan den, di« bett» Wie kommt nun die Eisbildung im Innern der , Pflanze zustande? Wenn man Kleister, der Wasser in den feinsten Zwischenräumen verteilt enthält, ge- frieren läßt, so erstarrt da» Wasser merkwürdiger- weise nicht dort, wo es sich befindet, sondern e« tritt in größere Hohlräume aus und erstarrt dort zu Ei». E« tritt also eine Scheidung zwischen dem Kleister und dem Wasser ein. Aehnliches spielt sich in der Pflanzenwelt ab. Bei Temperaturen, die mehrere Grade unter Null betragen, tritt da» Wasser aus den Zellen au», um sich in den Hohlräumen zwischen den Zellen tn Ei» umzuwandeln; manchmal bildet sich auch im Inhalt der Zelle Ei». Die lebende Substanz die den Zelleninhalt erfüllt, verträgt nun nicht einen zu weitgehenden Entzug des Wasser», und da» ist ja der Fall bei der Eisbildung: die Folge ist eine Zerstörung und der Tod der lebenden Sub- stanz. E« ist also ein richtiger Ei«tod, hervorgerufen durch Wasserentzug infolge der Eisbildung. Bei welcher Temperatur dieser Eistod etntritt, das hängt allerdings von der spezifischen Konstitu tion der lebenden Substanz ab, und die ist bei den verschiedenen Pflanzen ungleich, ebenso wie die Kon- stitution der einzelnen Menschen verschieden ist. Eine Schneealge (SphsorollL nir»flis), die den Schnee im Hochgebirge und in den Polargegen- den rot färbt, lebt monatelang bet einer Temperatur von —A) Grad und fühlt sich dabei ganz wohl. - Dieselbe Temperatur ertrage» die Rodeln der Zirbelkiefer ohne Schaden, während deren nächste Verwandte, die Pinie, die im Mittelmeergebiet hei- misch ist, überhaupt keinen Wintersrost verträgt. Die Tatsache, daß Aepsel- und Birnbäume bet — 33 Grad, Pflaumen und Kirschen bei —31 lhrad, Weinreben bet —21 Grad, Eichen und Buchen bet —25 Grad erfrieren, kann nur au» der Zusammensetzung der lebenden Substanz, Protoplasma, erklärt werden. Natürlich ist durch diese Feststellung di, Erscheinung nicht erklärt, und die Wissenschaft kann auch derzeit keinen Ausschluß geben. Fern« spielt der Ent- »tLl«»a»z»sta»d auch «in« -roß« Roll«. Wir wtssm, daß bar Lod durch Etzfriar« m» s» leichter «rßalgt, i« jünger und f« wasserreicher di« Letroffwwn Organe der Pflanz« sinh. Zunge Blätter von Buchen, Hembuchen und Eichen Linnen im Frühling in einer den, während ihnen im Herbst wiederholte Fröste gar nicht schaden. Hierher gehört eine hübsche Be obachtung, die man auf den Bergen in Innsbruck in einer Höhe von 2000 Meter machte. Einmal sank in den letzten Tagen des Juni da» Thermometer auf — 6 Grad, wodurch die jungen, eben erst entfalteten Blätter der rauhhaartgen Alpenrose getötet wurden, während die alten, ausgewachsenen, aus dem ver- gangenen Jahre stammenden grünen Blätter gar nicht beeinträchtigt wurden. So ist es auch zu er- klären, daß der Samen des Goldregens, der in den Hülsen an den Besten den Winter über hängen bleibt und wochenlang eine Temperatur von — 15 Grad ertragen mußte, im folgenden Sommer eine normale Keimfähigkeit zeigte. Roch widerstand», fähiger sind Sporen der Schimmelpilze. Diese wurden ohne irgendwelche Schädigung einer Kälte von —235 Grad Celsius durch 77 Stunden ausgesetzt, ein andermal hielten sie drei Wochen lang eine Temperatur von —180 Grad Celsius aus. Solche Kältewirknngen können wir uns überhaupt nicht vorstellen. Allerding» haben lufttrockene Samen und Sporen einen sehr geringen Wassergehalt und sind von Hau» au» schon darauf eingestellt, ungünstige Degetationsbedingungen zu überdauern. Wie schützt sich die Pflanz« gegen di« Kalt« und gegen da» Erfrieren? In der nördlich gemäßigten Zone gilt der Schnee al« ein gute» Schutzmittel. Der Schnee verhindert die DLrmeau»strahlung der von ihm bedeckten Gewächse und dadurch eine zu starke Abkühlung. Dieser Schutz ist aber bei uns nur darum wirksam, weil tn unseren Gegenden auch im Winter Perioden großer Kälte mit milderen Zeiten abwechseln und weil hier auf die halten Nächte regelmäßig wärmere Tage folge». In den arktischen Gebieten ist daher der Schn« al« Kältefchutz ganz wirkungslo», da dort die Sonne Wochen und Monate hindurch nicht aufgeht. Und gegen ab dauernd« und große Kälte find die besten Schutzmittel Wirkung». Auch bi« -aubbach», bt« l» «ssw» Mllbww Über den Boden auogebrsiwt «st schützt -an- trefflich bi» darunter lieg «»de» P slauze» »ar Ab- kühlung, so daß st« mit aättre» Blätter» de, Winter überdauern können. Andere Pflanzen wieder zieh« sich ft» Herbst in den Boden zurück, und di« Tief«, in die sich verbergen, ist geradezu ein Anhaltspunkt für die Bestimmung, bis zu welcher Grenze der Boden einfriert. Ein schöne» Beispiel dafür ist die Herb st- zeitlose, deren unterirdischer Knollen bi« zu 10 Zentimeter und darüber im Boden verborgen ist. Auch der Mensch hilft mit, um im Frühling die Kulturen gegen plötzlich einbrechende Fröste zu schützen. In manchen Gegenden werden tn Wern- gärten in den Nächten, in denen ein Frost zu be- fürchten ist, qualmende Rauchfeuer entzündet, um durch die sich bildenden Rauchwolken, welche das Gc- liinde überziehen, eine verhängnisvolle Wärmeaus strahlung zu verhindern. Bach »»d die Auattuoe». Wie Dachs Schädel und Gebeine gefunden wurden, beschreibt Dr. W. Greiner sehr hübsch in der „Eisenacher Tagespost*. Bekanntlich war Bach 1750 auf dem Iohannisfriedhof in Leipzig beigesetzt worden, ohne daß ein Denkstein das Grab bezeichnete. Es erhielt sich nur die Tradition, daß Bach an der Südseite in der Nahe der Kirche bestattet sei. Als 18S4 bei einem Umbau dieser Kirche auch der Friedhof umgegraben werden mußte, kam Pastor Tranzschel auf den Ge- danken, daß hier die letzte Möglichkeit wäre, der Ruhe stätt« Dach» nachzuspuren. Man wußte allerdings nichts weiteres, al» daß Bach in einem „flachen* Grabe und in einem Sarge von Eichenholz bestattet worden sei. Man fand auch wirklich einen solchen, und der Anatom Li» stellte fest, daß der auf- gefunden« Schädel gleiche Merkmale wie der durch die vorhandenen Bilder bekannt« Typus de» Bach-Kopfes aufweis«. Auch der Professor der Zahn- Heilkunde, Hesse, bestätigte di« Gleichheit der Unterkiefer- Beide Gelehrte gingen nun mit pein lichster Sorgfalt auf die Untersuchung de» Schädel« ein, und -i» kam überdie» auf die glücklich« Idee, die Arbeit eine, Plastiker« heranzuziehen. Der junge Cärl Seffner modelliert« über den Totenschädel «ine Büste Bach», und so gelang dem Ineinander- gtttfen von Wissenschaft nad Dürft nicht nur der Be- vmt. für di« Echch.it iw» Bchächl«. soad«r» «. wurde auch »ttw rma»»«tfba» Bach-Büst« -«schaffe». Die Gebeine Bach* und d«r Schädel wurden dann, wie bcheuütt, in der ZobrmtMirch« betgefetzt, und di« Rach- »mit tzWt« für «in Denkmal, da» dt« Z-tt^»»G«v nicht flir nSttg gehalten hatten. Louoad« Em Raul 7. Abendstuw dem Wege Ehrender, von zwei Dur Darauf kla, arbeitslos un Kutscher zog unbemerkt, sc sechs Biüione einem der bei tn» Gesicf ihm die Dries der Kutscher daß er dem Rücken vers blieben ist. den Unrechte« Flucht. De Meter groß i linken Backe ist etwa 18 und Sportmi nächste Poliz< minalabteilui * Liebst« W gcnrcm se ist ein B stöhlen v strichen« Rät olivgrünen sc Lederausschla Dollgummire Ende nach a der Vorderac aus Wiederei Belohnung z Martin L goldenes Zei tung*' geschri die vielen 2 „Abbauge kredite in stabil ist, be säraft (allerdi täglich. im I man bedenkt, gezahlt Habei gibt aber doi denen auch i nu« geht. 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