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8ette 4 Ur. 179 7agEdIstt upS »»aüelLrettuvg Lttlvock, üea 1. Lugust Meffezersptiiterung und Meffezukunfi Von Otto Linvetam, Leiptzlg Als noch dem Kriege die Messen allerort» wie Pilz« aus der Erde schoflen — gibt es ihrer gegen« wärtig doch über 80 auf dem europäischen Festlande — mochte in vielen Fällen weniger die redliche Ab- sicbt der Hebung und Wiedergesundung des inter nationalen Handelsverkehrs, als vielmehr das Stre ben nach der Steigerung der kommunalen Stcuereinkünfte, des Fremdenverkehrs usw. ausschlaggebend gewesen sein. Das Auftauchen im« mer neuer Messen, namentlich im Deutschen Reiche, zwang den ernsthaften Volkswirt, an dieser neuen Erscheinung im Industrie- und Handelsverkehr nicht achtlos vorüberzugehen und sich nicht etwa bei der einfachen Betrachtung des Schlagwortes ,.Zcrsplit- tcrung der Messe' aufzuhalten, sondern den Ur sachen und den vermutlichen Entwicklungsgängen der modernen Erscheinung uachguschürfen. Dabei wird er unzweifelhaft nicht in jedem Falle zu einer Der- ucinunq der Notwendigkeit von Messe-Ncugründun- gen gekommen sein, sondern sich unter dem Gesichts winkel der möglichsten Verfeinerung und Dervoll« kommnung der Organisation unserer Produktion und des Absatzes mit mancher Messe, die nach dem un- hcilvoll geendeten Kriege neu- oder wiedererstand, aügefunden haben. Für den Volkswirt, dem das große Interesse der gesamten deutschen Wirtschaft nahe liegt, der sich also nicht nur kurzsichtig im beengenden Kreise einer lokalen Interessensphäre bewegt, sind die Messe« Nrugründunyen zuvörderst nicht ausgesprochene kommunale Konkurrenzunternehmen, sondern in erster Linie die ganz natürlichen, wirtschaftlich un« umgänglich notwendigen Offenbarungen einer Periode, die auf eine jahrelang gewaltsam zurück- gepreßte Initiativenentfaltung mit einer vielgestal tigen Reaktion um so mehr antwortet, ja antworten muß. als die wirtschaftspolitische Not sie geradezu mit Peitschen vorwärtstreibt. Von diesem Standpunkte aus betrachtet, werden wir die zahl reichen Gründungen von Messen verstehen und auch begreifen lernen, daß es für eine gesunde Entwick lung des Messewesens grundvcrderblich ist, wenn die verschiedenen deutschen Messestädte sich gegenseitig mit scharfen Angriffen die Existenz schwer machen, zumal doch für jeden Weitblickenden feststeht, daß der größte Teil der neu entstandenen Messen früher oder später wieder verschwinden wird, sobald erst leinmal die heute herrschenden Wirtschaftsverhalt- nissc liquidiert werden. Ebenso sicher wird andrer seits aber auch sein, daß einige der bedeutendsten der jungen Messen sich als dauernde Einrich tungen im deutschen und internationalen In« dustrie- und Handelsverkehr durchsetzen werden. Welche der Messen im Deutschen Reiche lebens fähig bleiben werden, ob dies nur die führende in Leipzig und die wichtige in Frankfurt oder auch noch di« Breslauer, die Königsberger sein werden, die gleich Vorposten des deutschen Außenhandel« Wache halten, oder ob sich schließlich auch noch die schon oft geplante Berliner Messe den Weg zur dauern den Handelsinstitution erkämpfen wird, kommt letzten Endes nur für die betreffenden Orte, Län der usw., nicht aber für die Gesamtheit der In dustrie und des Handels so in Frage, daß bereits heute mit Für oder Wider geantwortet werden mußt«. Diel wichtiger für die interessierten Kreise ist vielmehr die Frage des Wie des Bleiben» der Messen, der Gestaltung der Messen an sich usw., Oer entwertete Leutnant Don Zirno Volzl Diele Seufzer und Tränen liegen dazwischen; zwischen damals, als der Leutnant noch ein Favorit gewesen war und heute. Fräulein Eulalia hatte vor dreißig Jahren mit Scharfsinn in ihrem Egon eine» Goldwert erkannt und leidenschaftlich darauf getippt. Dem Egon wäre es schließlich ganz gleich gewesen; nur wollte er bar bezahlt werden, darauf bestand er nun einmal. Der Preis stand fest; denn Leutnants wurden sozusagen amtlich gehandelt: 60 000 Markt 00 000 Mark sind kein Pappenstiel, zumal wenn ein Vater bereit« zweimal dieses Kapital hat an- lcgen müssen. Nun sollte die Kaution da» dritte Mal aufgebracht werden, die Kaution dafür, daß Egon mit Eulalia einen Lebenswandel führen könnten, der dem Kaiser keine Schande, sondern nur Soldaten mache. Papa rechnete Tag und Nacht. Er überschlug scine Außenstände, er suchte, wo er etwas aus dem Geschäft ziehen könne — es reichte nun einmal nicht. Inzwischen aber tippte Eulalia noch immer leiden schaftlich aus ihren Egon; Egon tippte auf Eulalia; beide tippten. Schließlich mußte Papa erklären, daß er den Leutnant nicht kaufen könne. Eulalia verfiel einem langen Schicksalsbauchweh. Da sie aber im Grunde eine gesunde Natur hatte, wurde sie wieder und beschloß, ihr Leben für sich allein zu leben und nicht mehr in Unerreichbarem zu spekulieren. Den Egon erstand eine Freundin von Fräulein Eulalia, die ihn bar bezahlen konnte. Die beiden wurden glücklich: sie durste ihm ihr Geld geben, und er hatte dadurch eine gesicherte Existenz. Auch Fraulein Eulalia fuhr nicht schlecht dabei: sie erfuhr nie, daß der heißgetippte Egon sich im Alltagsleben mitunter recht kalt benehmen und seinen hohen Wert der Frau gegenüber herauslchren könne. Dafür baute sie in ihre Seele ein für alle unsichtbares Tempclchen, in dem sic die Erinnerung an die Tage ihres seligen Tippens mit Heiterkeit pflegte, und je mehr Jahre dohingingen, um so zäher bewahrte sie sich da« liebe Bild ihres Jugendfreundes, der für sie immer die selben rührenden Züge wie einst behielt, wenngleich er setnrrjeit» nach und nach Hauptmann, Oberst, mit andere« Worten de» Herausbtlden» einer Ideal-Messe, di«, frei von all den heutigen, tausendfältigen Schlacken, wirklich nur im Dienste de» deutschen Fabrikanten und Kaufmanns steht und nicht im Dienste einer begrenzten Inter« rsscntengruppe. eines Orte» usw. Diesem Ziele mehr und mehr näher zu kommen, nützt unbestreitbar manche neue Messe immerhin «richt wenig. Sehen wir uns doch mir einmal kurz die Entwicklung der alten Messen an. Als größere Schwester des Markte« spielt sie in der Form der Warcnmesse eine ungemein wichtige volkswirlsck>aftliche Rolle durch Jahrhunderte, weicht dann infolge der Kultur« und Verkehrsentwickelung ständig mehr zurück, bis sic schließlich zu einem volks wirtschaftlich notwendigen Uebcrbleibsel eines nahe zu überlebten Handelstreiben» wird. Sie schien nun al» Handelsform überholt und zahlreiche Nationalökonomen hatten bereit» eine schön«, tief gründige Leichenrede über sie zu Papier gebracht. Da änderte die Messe ihre Art und wurde wieder jung. Au» den zu örtlicher oder regionaler De- deutung zurückgesunkenen Darcnmeffen wurden dank der Bestrebungen führender Meffekenner in Leipzig die modernen Mustermessen, auf denen An gebot und Nachfrage für den Großhandel in jener Ware konzentriert wird, die gewöhnlich nur nach Muster gekauft zu werden pflegt. Ganz im Gegensatz zu der früheren Meffeform hat die moderne Mustermesse eine klein« Aehnlich- keit mit der neuzeitigen Börse erhalten. Diese Um- stellung der Messen war unbedingt nötig, wollte der deutsche In- und Außenhandel nicht erleben, mit der Warenmesse allmählich zu versickern in dem gewaltig ausgedehnten Verkehre der Vorkriegszeit, unter dem mancher Reisende schon allein eine ganze Reihe Messen überreichlich ersetzte. Mit der Bcrkehrsnot, der ungeheuren Verteuerung aller Transportmittel und den tausenderlei anderen unangenehmen Be gleiterscheinungen einer au» politischem und wirt schaftlichem Niederbruch« neu emporstrebenden In- dustrie gewannen die modernen Messen natürlich eine ungeheure Lebenskraft- weil sie eine Notwen, digkeit in der Not wurden. Geschäftsreisen wurden teurer mit jedem Toy. Alle Fasern mußten die In dustriellen und Kaufleute anspannen. Immer spär licher mußte die Zeit der Abwesenheit von den Be trieben ausfallen. Was Wunder also, wenn die Messen, als konzen trierter Ersatz für Reisen, Wandermusterlager usw., an vielen wichtigen Handelsplätzen austauchten. Für den Absatzsuchenden waren sie eben an die Stelle der Reisen und der Dezirkslager getreten und stif- teten, von dieser Seite beleuchtet, einen Wert, den vielleicht erst die Zukunft richtig zu würdigen ver stehen wird. Wie auf vielen Gebieten hat uns der Krieg auch auf dem Felde de» Messewesens einen volkswirtschaftlichen Lehrmeister gebracht, der un» aus scheinbar Veraltetem Neues schassen ließ und der alle ökonomischen Prophezeiungen in bezug auf die Entwickelung unserer Messen geradezu auf den Kopf stellte; denn wer wäre wohl vor dem Aus bruche de» Kriege» so kühn gewesen, vorauszusagen, daß Deutschland und die europäische Welt jemals in eine so stark ausgeprägt von Messen beeinflußte Zeit hineingeraten würde! Wer diese moderne Entwickelung mit scharfen General wurde und längst ein Rotweingesicht hatte, aus dessen Zügen e» über die Gemahlin mitunter recht grimmig blitzte. Für Fräulein Eulalia blieb Egon der unerreichbare Wert und letzten Ende» un» vergleichlich. Mein Gott, worauf man in halt seiner Jugend getippt hat Da kam der Krieg, den auch Egon nicht gewinnen konnte. Man seufzte, weil ISIS alles zehnmal so teuer war al» im Frieden. Die Taffe Kaffee kostete eine Mark, der neue »Bohnenkaffee' sogar 2,25 Mark. Die Hundertmarkscheine wurden immer häufiger. Defaitisten nannten sie Kleingeld. Noch bot der Tausender Schutz und Trutz, bi, eine, Tags der große Zehntausendmarkschein auftauchte und den braunen Lappen in den Schatten drängte. Auch Fräulein Eulalia hielt den neuen Schein in der Hand und sagte sich mit resigniertem Lächeln, daß sechsmal dieser melancholische Dürerjüngling gleich ihrem Egon sei. Ach, es wurde noch immer schlimmer. Egon, durch drei geteilt, ergab bereit» ein Paar Schuhe. Ja, di« Schuh« blusterten sich auf und heischten, daß man sic genau so bewerte wir einst einen Leutnant. Und was für,die Schuhe galt, das nahmen auch andere Dinge für sich in Anspruch: ein« Zahnbürste, ein Schnupftuch, ein Kochtopf, alle» wollte von Fräulein Eulalia genau so getippt werden wie «inst ihr Egon. Sie mußt« sein Bild krampfhaft hochhalten über all diese plebejische Gesell schaft, die immer näher an ihn herandrängte. Aber was kümmerte sich der Dollar um Fräulein Eulalia» Jugendfreund. Zu trist wurde da» Dasein. Um ihm gewachsen zu bleiben, hielt Fräulein Eulalia daraus, ab und zu immer einmal etwa» Kräftige» zu sich zu nehmen. Eines Tage« bestellte sie sich in einer Gast« wirtschaft mit dem ganzen Mut, den die Erinnerung an früheres Glück noch gab, ein Schnitzel. Auf einem abgerissenen Eckchen der Speisekarte legt« der Kellner ihr die Rechnung hin, 60 000 Mark. SO 000 Mark, es griff Fraulein Eulalia an» Herz! Ihr Egon, ihre Jugend, ihr ganze» Lebensglück dereinst und jetzt eine Portion im Bierhau»! Ihr einziger süßer Tipp und jetzt ein Stück Kalbfleisch! Ihr Egon gleich einem Wiener Schnitzel! Ach, er hatte ja immer so etwa» Rührende» an sich gehabt, so reizend war er, so niedlich — Da» Schnitzel war auch niedlich. Augen verfolgt, wirb nicht umhin können, zuzu geben, daß selbst die Mustermesse bereit» Bahnen zu drängt, di« von den ihr gesteckten anfänglichen Ztr- len abschweifen, besser gesagt, weit über sie hinausgreifen. Unzweifelhaft steuert unsere moderne Messe auf eine Institution hin, die eine >e- fchickt« Verbindung von Messe, Musterloger, Aus stellung, Handelszentrale ufw. darstellt. Sie wird also zur periodischen großen Musterschau und In dustriebörse werden und erst al» solche besser wie eine nur auf den bislang erstrebten Zustand zu- geschnittene Veranstaltung dem deutschen In- und Außenhandel Nutzen stiften; denn die Volkswirt schaft, die doch der Allgemeinheit dient, hätte dann die allerbeste Gelegenheit, uns sehr genau über das quantitative und qualitative Industrieangebot gan zer Länderstrich« zu unterrichten und den jeweiligen Konjunkturen anpassen zu lassen. Einen unver kennbaren Schritt nach vorwärts hat in dieser Be- ziehug — und zwar nicht zuletzt unter dem Einfluß der vielerorts entstandenen Konkurrenzmessen — die große Leipziger Mustermesse getan. Aber ebenso unverkennbar ist, daß auch hier noch alle» im Fluß ist und niemand mit Bestimmtheit zu sagen ver mag, wie da» Idealbild der modernen Messe an sich überhaupt ausschauen wird. Wenn wir deshalb immer wieder das Dort „Messezersplittenrng' hören, mag das für örtliche Verhältnisse etwa» Un- erfreuliches an sich haben, nach Schädigung gewisser Kresse und begrenzter Interessen aussehen, im tiefst- inneren sind die zahlreichen Reugründungen doch nicht wertlos, schon darum nicht, weil Konkurrenz die Kräfte schließlich zur höchsten Entfaltung zwingt, früher oder später die Spreu vom Weizen scheidet und Gutes stiftet. . Don dieser Warte betrachtet der Volkswirt auf merksam unsere moderne Messe und ihre Weiter- entwickelung in der festen Ueberzeugung, daß am Ende des — allerdings leider manchmal unerwünscht scharfen — Konkurrenzkampfes der verschiedenen Messen für die deutsche Industrie, den In- und Außenhandel und die Allgemeinheit ein großer Segen das Ergebnis sein wird. Teuerungszahl l für Leipzig (Statistisches Amt Leipzig.) Stichtag 30. Juli 1S2S: 5 085 «18 Mark. Letzter Stichtag 23. Juli: 3 095 554 Mark. * Ein Liter Milch 7400 Mar» Der Dollmilchpreis im Stadtbezirke Leipzig wird vom 1. August an je Liter auf 7400 Mark ab Laden oder frei Haus bis auf weiter«« festgesetzt. Di« Mager- und Butter- milchpreise betragen die Hälfte des Vollmilch. Preises. Erhöhung der Preise für markenfreie» Gebäck. Die Leipziger Bäckerinnung hat die Preise für marken- freie» Gebäck wie folgt festgesetzt: 1 markenfreie Sem mel 2600 Mark, 1 Pfund Brot 70proz. Ausmahlung 14 600 Mark, und 1 Pfund Brot SSproz. Ausmah lung 14 000 Mark. * Luftpostpakete nach Dänemark. Don «un an sind zur Luftpostbeförderung nach Dänemark auf der Linie Hamburg—Kopenhagen auch dringende Pakete zugelaflen, die das Gewicht von 5 Kg. und eine Ge- samtausdehnung (Höhe, Länge und Breite) von 110 Zentimeter nicht überschreiten. Die Gebühren, sind nach dem Gewicht und der Ausdehnung abge stuft. Em Luftpostpaket bi» 1 Kg. und bi» SO Aenti- Meter Gesamtausdehnung kostet z. B. KM Franken und 25 000 Mark Flugzuschlag. Die Verzollung und Aushändigung von Luftpostpaketen geschieht mit be sonderer Beschleunigung. Vas stärkere Sand Reue» Theater Wenn die Tochter eine« Sanitätsrate» Müller heißt und Modistin wird, wenn sie ein« Herzogin bedient und bei dieser Gelegenheit einem Erbprinzen begegnet, was wird dann sein? Das erste Kind ist ein Zunge, das zweit; ein Mädchen. Das dritte . . . Aber da kommt die Staatsraison. Die Prinzessin Josephine — hohe Verlobte — der baltische Gesandte . . . »a, was man so hat. Die p. p. Müller ist ungeheuer ver nünftig: nicht im Wege stehen, „es ist dein Beruf'. Der Erbprinz Georg soll nämlich die Regierung ergreifen. Dieser Ausdruck ist, wenn sich bei Rotter» der Schauspieler nicht versprach, wirklich von Felix Salten. Ihn da» Zepter ergreifen zu lassen, genierte sich Salten offenbar al» moderner Mensch, aber um republikanische Herzen in diesen Zeiten zu ergreifen, mußte eben doch irgend etwa» ergriffen werden, und so ergreift unser Erbprinz di« eben von seinem Papa-Herzog zu diesem Zweck nieder gelegte Regierung. Die p. p. Müller will nach Zürich, aber der von der Staatsraison ergriffene Erbprinz will die Prin zessin doch nicht. Za er möchte sogar die kaum er griffene Regierung wieder htnlegen wo er sie her genommen hat und mit nach Zürich fahren. (Offenbar spielt ja diese Geschichte zu einer Zeit, da die deutsche Mark und die deutschen Fürsten »och in Kurs waren.) Run kommt zum siebenundvierzigsten Male die Herzogin-Muttrr, die al« dramatische» Mädchen für alle» bei Salten engagiert ist, und macht nach einigen Weiterungen, die man sich selber denke» kann, ihren Sohn auf diejenigen Maßnahmen auf merksam, di« der intelligentere Parkettbesucher schon um die Mitte de» zweiten Akte» ihm gleichzeitig mit der Regierung zu ergreifen — seinerseits vo» einer wahrhaft altheidelbergiscben Rührung er- griffen — gerne vorgeschlagen Haven würde. Da nämlich der regierende Herzog seine rechte Hand jener Josephine durchau» nicht geben will, bleibt ihm die linke für di« ungeheuer vernünftig« Sanität»rat»tochter übrig. " Hexenkessel der Milliarden Wie ein Polyp streckt die Großbank ihre Arme au» und saugt alle» an sich, was in ihren Bereich kommt. Diel tausendmal wohl rotiere» am Tage die Drehtüren, und tausendfache» Kommen und Gehen wogt durch die weite, große Halle, in deren Mitte beherrschend und souverän der ^err^ies Ein- gang»' thront, das Zeichen seiner Würde, oie gold betreßte Kappe, auf dem Kopfe. Neben seiner Ma jestät dem Hauptportier, links und rechts, bei den Lift«, die dreifach die Stockwerke auf- und absausen, in der großen Portierloge, wo sich Hunderte von Telephondrähten kreuzen, amtieren mit nicht weni ger Würde seine Gehilfen. . . . Au« dem Straßenlärm wird man mit einem Ruck hineingeschoben in diese Halle. Und steht plötzlich mitten drin im rastlos-nervös hastenden, tausend fältig verzweigten und doch gigantisch ein heitlichen Großbetrieb, in dem e» aller- orten brodelt und zuckt von vibrierendem Leben, in dem sich die feinsten und zartesten Adern und Aeder- chen des Wirtschaftsleben» kreuzen mit den großen Tranekabeln der robusten Großproduktion, mitten im Hexenkessel der Milliarden. Unablässig geht die Drehtür, unablässig saust der Lift auf und ab, unablässig leuchten die roten Lämp chen in der telephonischen Hauszentrale auf .... überall rotiert tausendfach irrlichternde Bewegung! — Da ist einmal die Zentralwechselstube . . . elegant« junge Männer, deren gebräunte Ge sichter Strandbadeerinnerungen wachrufen, beugen sich über Riesenschalter, vor denen sich eine mehr oder minder erregte, lebhaft gestikulierende Men schenmasse staut. Hier werden Ueberweisungen ab- gefertigt, dort Kauf- und Derkaufausträge ent- gegengenommen, dieser junge Mann plaudert diskret murmelnd, mit einem ausgesprochenen Kleinspeku lantentyp, und nimmt dessen geheimnisvolle Tip wünsche entgegen, ein anderer sucht mit heroischer Liebenswürdigkeit di« Kaufbedenken einer ältlichen Amateurbörsianerin zu zerstreuen, und ein dritter wieder kämpft verzweifelt mit dem lockendflehenden Augenaufschlag einer reizenden Dame, die unbedingt um 500 Lire mehr haben will, als für einen Paß vorgeschrieben ist. Es ist ein schweres Amt, das diese jungen Leute da üben. . . . Und nebenan gleich ist der große Kaffenraum. Nummern schwirren durch die Luft, bald hier, bald dort, von den langen Dank- reihen, wo die Wartenden sich mit Zeitungen (und sogar mit Strickarbeiten) amüsiere^ schallt Antwort. Und doch, da« alles ist nur Dorpostengeplankel, ja nicht einmal das ... die wirkliche Schlacht ist anderswo, der wahre große Pulsschlag des Wirtschaftsleben» bebt höher in den Stock- Wir sehen «ns infolge der nnanf« hnltfa« fortschreitende« allgemeinen Tenernng gezwungen, de» Pvftbezngs. preis «nserer Zeitnng für de« Monat «ngnft in» Einverständnis mit der Pvfiverwaltnng als „freibleibend" zu bezeichne«. Tritt die Notwendigkeit ei«, de« Preis z« erhöhen, so werden wir de« Unterschied-betrag zwischen de« an die Post bezahlte« «nd de« «ene» Preis «»«ittelbar von ««seren Be zieher« erbitte«. Kalls die Nachzahlung abgelehnt wird, sind wir berechtigt, die Liefernng »mseres Blattes vo«L8.Ang«st an einznstelle«. Der Verlag. So wird denn au» der p. p. Müller eine Frei frau von ich weiß nicht was werden, und des Her- zog» ältester Sohn wird nicht al» ein elender Georg Müller durch« illegitime Leben gehen, sondern aus der Menschheit Höhen wandeln. Don dieser schönen Aussicht belebt fällt endlich der Vorhang und klatscht der republikanische Theaterbesucher — von SO 000 Mark abwärts. Was .Alt-Heidelberg' für die wilhelminische Epoche war, ist — weniger schmalzig, aber auch weniger wirksam — diese» stärkere Band zwischen Herzog und Müllerin (von 1912) für die unsere. Felix Salten ist Theaterkritiker. Da» Stück de» Kollegen ist. . . also was sage ich, e» ist das Stück eine» Kollegen. Denn Ida Wüst nicht die Rolle der alten Her zogin spielte, dann würde einem da» Stück de» ver ehrten Kollegen noch weniger gefallen. Die Herzogin wirft allen Leute da« vor, was sie selber tut, und stellt sich immer auf di« Seit, dessen, der zuletzt ge sprochen hat. (Aber sie hat natürlich, wie alle alten Lustspielherzoginnen dieser Art, das Herz auf dem rechten Fleck.) Die Wüst spielt sie kitschfrei mit Schoddrigkeit und mit ihren Lau»bubenallüren, sagen wir, sie spielt mehr den rechte» Fleck al« die Herzogin. Aber man lacht, solange sie auf d.r Bühne ist. Di« Nebenpersonen waren — Spielleitung Alt- mann — recht ordentlich. Da« jgnge Paar war schwach. Der Erbprinz (Han» Sanden) müßte robuster, derber sein, di« Begriffsstutzigkeit — datz er seine linke Hand vergißt — besser motivieren. Ikonia Kook wird bei den Rotter» zu ausschließ- lich auf ihr hübsche« Gesicht und ans blonde Dor- nebmheit dressiert. Aber die p. p. Müller ist eine so blöd« Rolle, daß solche Mittel beinähe ausreichen. Im übrigen ist di« Mlller eine ungewöhnliche, und ihre Darstellerin hat eine geradezu hervorragend« Modistin. Nnn» S«oiA Klettbnr. Sch»arzWeiß-A»»st«ll»»g der Berliner Akademie. Di« Akademie der Künste veranstaltet im Herbst diese» Jahre» in ihren Räumen am Pariser Platz eine Schwarz-Deiß-Ausstellung, für die außer den Ar beite» der Mitglieder der Akademie freie Einsen- dünge» Berlin« Künstler zuge lasse» werden,