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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.08.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192308019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230801
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-08
- Tag 1923-08-01
-
Monat
1923-08
-
Jahr
1923
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Lllttvord, üea 1. August l-e!pr1ger Tageblatt uack Usuüelsrettuug Ur. 179 Leite 3 Sachsen und der 29. Juli Line Richtigstellung der sächsischen Negierung Dresden, 31. Juli. (Eia. Tel.) Die Nachrichten- stelle der Staatskanzlel schreibt: Der 29. Juli ist entgegen den Befürchtungen eines Teiles der Presse, die in den kommunistischen Demonstrationen den Auftakt einer neuen Revolution und den Ausbruch des Bürgerkrieges befürchteten, überall ruhig verlaufen, sowohl dort, wo die Umzüge und Versammlungen unter freiem Himmel verboten waren, wie es in Preußen und anderen Bundes- staaten geschah, als auch dort, wo diese Veranstaltun gen ungehindert stattfinden konnten, in Sachsen nnd Thüringen. Die ruhige Beurteilung der Sachlage durch die Regierungen dieser beiden Länder hat also recht behalten, und jene Kreise, die aus diesem Anlaß wieder einmal auf den Einsatz der Neichsexekutive gegen die sozialistischen Regierungen Sachsens und Thüringens hofften, sind aufs neue enttäuscht worden. Uebrigens zeigen die Berichte ans Sachsen, daß die Beteiligung an den kommunisti- scheu Demonstrationen nicht gerade stark gewesen ist, cm Beweis, daß die Mehrheit der sächsischen Arbeiterschaft im Lager der Sozial- Demokratie steht und den Weisungen dieser Partei folgt. Der 29. Juli hat die Fabrikation von Tartaren- Nachrichten über Sachsen stark befruchtet. Am Sv mtag wurde von einer amtlichen Stelle der ovinz Sachsen bei der sächsischen Regierung an- g srcmt, ob das Gerücht zutreffe, daß Leipzig sich in - u Länden der Kommunisten befinde. Es sollte S'schütz- und Maschinengewehrfeucr zu hören ge- a scn sein und die Eisenbahnzüge sollten nur bis c 'rbetha gekommen sein. Am 28. Juli wurde an ' s 'ehsische Negierung das folgende Telegramm ge- r chlet: Derlin, 28. Juli. Aus Zwickau wird berichtet, daß streikende A'. beiter usw. Konditoreien und Cafäs zwingen, zu schließen. Bitte für Her- si llung verfassungsmäßiger Zustände zu sorgen und um Nachricht über Vorgänge nnd Ver anlassung. Neichsinnenminister Oeser. ^as Antworttelegramm, das am 29. Juli ab. ng, lautete: Donnerstag haben um Zwickau kleine Trupps Jugendlicher versucht, einzelne Lafe-Inhaber zum Schließen zu veranlassen, teilweise mit Erfolg. Prlizei hat binnen kurzem ordnungsmäßi gen Zu st and wiederhergestellt. Vor- "ng war so unbedeutend, daß nicht einmal T gespresse von ihr Notiz genommen hat. Sächsischer Innenminister Liebmann. In Dresden ist übrigens am 29. Juli eine große A: zahl von Verhaftungen vorgenommcn worden. D e Polizei nahm an, daß der bei der Feier des Miliriirncreinsbundes aufmarschierte bürgerliche Ord nungsdienst bewaffnet sei, sich also nach si 127 SGB. (Bildung eines bewaffneten Haufens) strafbar nrache. Deshalb schritt die Polizei ein und nahm die Mit glieder des Ordnungsdienstes fest. 83 Mann, dar- unter der Leiter, Major Löffler, wurden dem Polizeipräsidium zugeführt. Cs ergab sich, daß der grüßte Teil der Mitglieder bewaffnet war, und zwar b stand die Bewaffnung aus Gummischlägern, Re- nuvern, scharfgeschliffenen Dolchen, Hämmern, Stahl schlägern usw. Die Untersuchung ergab auch, daß läc Festgenommenen fast alle dem Iungdeutschen Orden, dem Iungsturm und derPeruaner - Auswanderergemcinschaft angehörten. Es stellte sich heraus, daß die Angabe des Militärvereins- bundcs, er habe wegen des Antifaschistentages Drohungen durch die Kommunisten befürchtet und deshalb den vom Ordnungsdienst angebotenen Schutz anacnommen, falsch war. Es wurde vielmehr schon im April General Märckcr vom Militärvereins bund beauftragt, den Ordnungsdienst mit Major Löffler zu regeln. Wahlterror in Ungarn Frankfurt a. M., 31. Juli. (E i g. Te l.) Nach einer Budapester Meldung der „Frankfurter Zei- tung* ist am Sonntag bei einer Ersatzwahl in Czeglcd, dem alten Wahlsitz von Ludwig Kossuth, der Kandidat der „Erwachenden Ungarn* Stefan Lendvai, einer der fanatischsten „Rasseschützler*, gegen den Regierungskandidaten mit 1496 Stimmen Mehrheit gewählt worden. Don 18 000 Wahlberech tigten haben nur 4766 abgestimmt. Die meisten Wähler waren durch die seit Wochen betriebene Agi tation der Erwachenden Ungarn derart eingeschüch tert worden, daß sie gar nicht an der Wahlurne zu- erscheinen wagten. In den Vormittagsstunden ver öffentlichten Höjas und Pronay zu allem Uebcrfluß noch einen Aufruf, in dem es u. a. hieß: „Dem bis- herigen Zustand muß endlich ein Ende gemacht wer- den. Wir erwarten und befehlen deshalb, daß jeder anständige Ungar für Lendvai stimmt!* Vie Antworten der Alliierten Geheimhaltung in London London, 31. Juli. (Eig. Tel.) Das Aus- wärtige Amt hat beschlossen, über den Inhalt der Mitteilungen, die die Kabinette von Brüssel, Paris und Rom gestern durch Lord Eurzon übermitteln ließen, vorläufig keine Inhaltsangabe zu machen. Frankreich und Belgien haben die englischen Re- parationsschriststücke schriftlich beantwortet; die fran- zösische Note ist doppelt so lang wie die englische Denkschrift an die Alliierten; die belgische Antwort ist ganz kurz gehalten; der italienische Botschafter hat nur einen mündlichen Bescheid aus 9iom über- mittelt, daß die italienische Regierung die Ansicht vertrete, es habe vorläufig keinen Zweck, sich bei der wesentlichen Abweichung der Ansichten von England und Paris jetzt bereits zum Inhalt einer gemein samen Note an Deutschland zu äußern. Japan, das bisher nicht geantwortet hat, soll eine ähnliche Aus fassung vertreten. Die englische Negierung hat die Noten gestern abend vervielfältigen lassen, um sie zur Kenntnis der einzelnen Minister und der maßgebenden Partei führer zu bringen. Die Minister werden die Noten heute in einer Ministerialkonfcrenz mit ihren Sach verständigen prüfen. Das Kabinett, das heute und morgen tagt, wird erst morgen zum Inhalt der fran' zösischen und belgischen Antwortnoten Stellung nehmen. Am Donnerstag werden der Premierminister und Lord Curzon unmittelbar vor der Vertagung der Parlamente bi» 13. November Mitteilungen über die Ansicht der englischen Negierung machen, um eine möglichst einheitliche Stellungnahme vrr englischen Regierung und der Parteien herbeizu führen. Starre Haltung Frankreichs London, 31. Juli. (Erg. Tel.) Aus Mit telungen gut unterrichteter Persönlichkeiten, die in folge ihrer nahen Beziehungen zu führenden Re- gierungsmitglicdern oder in ihrer Eigenschaft als Oppositionsführer alle Gelegenheit hatten, über den Inhalt der Noten informiert zu werden, geht über die Lage folgendes hervor: Nach Kenntnisnahme des Inhaltes der Noten sind die führenden Mitglieder der Negierung der Ansicht, daß vorläufig keine Aussicht besteht, die Alliierten auf eine gemeinsame Antwort an Deutschland zu einigen. Belgien und Frankreich machen in ihren Noten, anscheinend von der Hoffnung bestimmt, daß Deutschland bald zusammenbrcchen wird, den Ver such, neue Verhandlungen einzufädeln, auf die Eng land nicht einzugehen gewillt ist, da es sich der Ge fahr völlig bewußt ist, die sich aus einer Zuspitzung der Lage in Deutschland ergeben könnte. Frank reich und Belgien erklären übereinstimmend, daß sie entschlossen sind, erst dann mit Deutschland Uber die Reparationsfrage zu verhandeln, wenn drr passive Wider st and bedingungslos aufgegeben ist. Sie machen es der englischen Negierung fast unmöglich, sich mit Deutschland über die Möglichkeit eines Abbaues des passiven Wider standes zu unterhalten, weil sie es ablehnen, die Ruhrbesetzung zeitlich zu begrenzen und bindende I Zusagen zu machen über Zeitpunkt und Umwandlung der Besetzung au» einer starren Militärherrfchaft in eine unsichtbare und anpassungsfähige Zivilaufsicht während einer begrenzten Uebergangszeit. Der weitere Inhalt der französischen und belgischen Schriftstücke weicht dann voneinander ab, weil Poincar6 offenbar nicht in der Lage war, Bel- giens Gefolgschaft zu erzwingen. Die Brüsseler Ab- machungcn vom Mai dieses Jahres bestehen für Bel- gien nur in einer gemeinsamen Politik mit Frank- reich in der Besetzung. Sie erstrecken sich nicht auf die Stellungnahme der Finanzprojekte, der Zahlun- gen und Reparationen. Die französische Regierung hält an der Voraussetzung fest, daß Frankreich als Minimalsumme 26 Milliarden Goldmark erhalten müsse aus den Bonds und L des Londoner Zah lungsplanes und aus den Ponds O den Betrag, den England und Amerika von Frankreich zur Regelung seiner Schuld an diese Länder fordern können. PoincarL gibt also grundsätzlich die Notwendigkeit einer Revision der deutschen Leistungsfähigkeit nicht zu, hat sich aber auf belgische Einwirkung hin bereit erklärt, eine Prüfung der Leistungsfähigkeit Deutsch land« durch die alliierten Sachverständigen der Re- parationskommission unter erheblichen Kautelcn und Einschränkungen zuzugestchen. velgien zwischen Frankreich und England London, 31. Juli. (Cig. Te l.) Gegenüber fran- zösischen Ausführungen, die in höflicher, aber außer ordentlicher steifer und formeller Sprache gehalten worden sind, weichen die belgischen Ausführungen überaus angenehm ab. In kurzen knappen Aus- führungen setzt die belgische Negierung aus- einander, daß Belgien zunächst an der Frage des passiven Widerstandes und der genauen Begrenzung der Ruhrbesetzung mit Frankreich übereinstimme, daß sie aber einerseits auch wesentliche Punkte der Uebereinstimmung mit England feststeUe. Mit der englischen Negierung stimme sie darin über ein, daß Deutschlands Zahlungsfähigkeit von einem Sachverstündigenausschuß der Repara- tionskommission unter Hinzuziehung eines Ameri kaners neu abzuschätzen sei und daß die von Deutsch land in der Note vom 7. Juni angebotenen Garantien kaum ohne weiteres von der Hand gewiesen werden könnten, sondern sehr wohl Ausgangspunkt weiterer Besprechungen werden könnten. „Aber,* — so wurde hier von einem führenden Parlamentarier gestern abend erklärt —, „was nützt der englischen Regierung diese Feststellung einer Uebereinstimmung in der technischen Lösung der Re parationsfrage, wenn Belgiens starre Bindung an Frankreich das Brüsseler Kabinett daran hindert, uns in unserer praktischen Bemühung, zu Derhand- lungen mit Deutschland zu gelangen, zu unterstützen? Solange kein Mittel und Weg gefunden ist, um den Ruhrkonflikt aus der Welt zu schaffen, hat Belgiens Entgegenkommen in der Reparationsfrage nur theo- rctische Bedeutung. Das englische Kabinett wird sich jetzt die Frage vorlegen müssen, ob es überhaupt irgendwelchen Zweck hat, die Verhandlungen fortzu führen. Lehnt es die Fortführung weiterer Verhand- lungen ab, so dürfte es die sofortige Veröffentlichung aller bisher ausgetauschten Schriftstücke unter den Alliierten beschließen.* Der Uebrrfall auf den deutschen Gefchaftrtrüger in Brüssel Paris, 31. Juli. (Eig. Tel.) Ueber die Ver handlung gegen den belgischen Reserve leutnant, der wegen des Ueberfalls auf den deutschen Geschäftsträger Dr. Rü diger angeklagt war, wird aus Brüssel noch berichtet: Der Leutnant erschien in Uniform mit Orden. Die Verteidigung hatte «ine Menge Leu- mundszeugen geladen, besonders zahlreiche Offiziere und frühere Frontkämpfer. Di« Anklagerede des Staatsanwalts war außerordentlich milde. Aller dings verlangte er Verurteilung, da der Leutnant vergessen habe, daß der Krieg zu Ende sei, und daß er die belgischen Gesetze der Gastfreundschaft verletzt habe. Die Verteidigung breitete sich ausführlich darüber aus, daß der Leutnant als Kriegsgefangener schwer zu leiden gehabt habe, und auch seine Familie Eine aktuelle Anthologie Shakespeare über unsere Zeit Bei Shakespeare kommt nicht nur so ziemlich alles vor, was geschehen ist, sondern auch das meiste, was geschehen kann. Wer heute oder wer immer die Theaterstücke des großen Engländers liest, wird ver sucht sein, dies oder jenes auf sich, auf seine Nächsten, oder auf seine Zeit anzuwenden. In einem kleinen Bändchen, das dieser Tage bei Ernst Rowohlt in Berlin erscheint, hat Emil Ludwig unter dem Titel „Shakespeare über unsere Zeit* eine Anthologie auf das letzte Jahrzehnt, solche Stellen aus Shake- speares Dramen gesammelt, die man ohne wei teren Kommentar auf die Tragödie unserer Tage beziehen kann. Wir geben auf Grund der Druckbogen, die uns der Verlag zur Verfügung stellte, hier einige Proben aus den Abschnitten zur Nachkriegszeit. Versailles Proteus: Das Feuer wollt' ich fliehn, nicht zu verbrennen, und stürzte mich ins Meer, wo ich ertrinke. Di« beiden Veroneser 1, 3. Wirtin: Richt» von Summen, e« ist alle» zu zusammen, alle», wa» ich habe. Er hat mich mit Haus und Hof aufgefressen, und mein ganze» Ver mögen in seinen fetten Bauch gesteckt — aber ich will was davon wieder heraus haben, oder ich will dich de» Nachts drücken, wie der Alp! König Hetnrt» N. Teil, 1. Gonerilr ,, Hundert Ritter? Politisch wär'» und sicher, hundert Ritter zur Hand ihm lassen? Daß bei jedem Traum, bei jeder Grill und Laune, Klag' und Unlust cr seine Torheit stützt' auf ihre Macht und unser Leben hing an seinem Wink? König Lear l, 6. Dedfordr Nachkommenschaft, erwart' elend« Jahre, wo an der Mutter feuchtem Äug' da» Kindlein saugt, dies Eiland Lach« seliger Tränen wird, und Weiber nur zur Totenklag« bleibenI! r - «S»t» tzetnrich Vl. l. Teil, l, L. Revolution Warwick: 5. Das Volk, wie ein erzürnter Bienenschwarm, der seinen Führer mißt, schweift hin und her, / und fragt nicht, wen er sticht in seiner Wut. König Heinrich VI., II. T«tl, IN, 2. Buckingham: Daß nur ein großer Haufe nicht des Grolles neugeheilte Wunde reize; was um so mehr gefährlich würde sein je mehr der Staat noch wild und ohne Führer, ( wo jede« Roß den Zügel ganz beherrscht und seinen Lauf nach Wohlgefallen lenkt König Richard Hl., H, 2. Attentate Bolingbroke: Exton, ich dank' dir nicht; du hast vollbracht ein Werk der Schande, mit verruchter Hand, auf unser Haupt und die» berühmte Land! Exton: Aus Eurem Mund, Herr, tat ich diese Tat! Bolingbroke: Der liebt das Gift nicht, der es nötig hat. So ich dich: ob sein Tod erwünscht mir schien, den Mörder haß' ich, lieb' ermordet ihn. Richard H., I, 6. Wache: Wenn wir'» aber von ihm wissen, daß er ein Dieb ist, sollen wir ihn da nicht festhalten? Holzappel: Freilich, kraft eure» Amtes könnt ihr'» tun: aber ich denke, wer Pech angreift, besudelt sich: der friedfertigste Weg ist immer, wenn ihr einen Dieb fangt: laßt ihn -eigen, wa« er kann, und sich au« eurer Gesellschaft wegstehlen. - vt«l Lärm um Nichts. Verfall Falstaff: Da»? ein so junger Bursch und betteln? Gibt» keine Kriege? gibt e§ keinen Dienst? braucht der König keine Untertanen? haben die Re bellen keine Soldaten nötig? König Heinrich VI., N. Lett, I, 2. Deutschland Petruchto: Drum sei der Anzug arm, denn nur der Geist macht unser» Körper reich. Und wie die Sonne bricht durch trübste Wolken, so strahlt aus niedrigstem Gewand die Ehrs, Was? ist der Häher edler als die Lerche, 7 weil sein Gefieder bunter fällt ins Auge? ? Und ist die Otter besser als der Aal, weil ihre fleckige Haut da» Bug' ergötzt? « . , So bist auch du nicht schlimmer um diese arme Tracht und schlechte Kleidung! Der Widerspenstigen Zühmung iv, Z. Lanz: Ich sage es immer: ein Mann ist nicht eher verloren, bis er gehängt, und nicht eher an einem Ort willkommen, bis irgendeine Zeche bezahlt ist, und die Wirtin zu ihm willkommen sagt. . Di« Heiden Veroneser II, 6. Rosse: ' Das arme Reich kennt kaum sich selber mehr. Nicht unsre Mutter kann es noch heißen, sondern unsr: Grab. Macdeth IV, z. Völkerbund: Prinz: Aufrührer und Vasallen! F ".rdcnsseinde, die ihr den Stahl mit Nachbo'Plut entweiht! Wollt ihr nicht hören? — Männer! Wilde Tiere! Die ihr die Flammen eurer schnöden Wut im Purpurquell au» euren Adern löscht! Zu Boden werft, bei Buß' an Leib und Leben, die mißgestählte Wehr aus blutiger Hand! Romeo und Julia l, 1. Alkibiades: Führt mich in eure Stadt, und mit dem Schwert bring ich den Oelzweig: Krieg erzeuge Frieden, und Frieden hemme Krieg: jeder erteile dem andern Rat, daß eins da» andere heile. Timon von Aihcn V, 6. A^ermayer» „Reliquie,*. Au» Weimar schreibt unser Korrespondent: An den „Kammer- spielen Weimar-Jena* gelangte „Reliquien*, ein Vorspiel und 7 Bilder von Fred A. Anger- mayer, zur Uraufführung. Es kam damit ein Stück zur Darstellung, das rein sprachlich den Gipfel de» von Georg Kaiser zu Bronnen führenden Lapidar st iles darstcllt. Die Einsparung jede« irgendwie überflüssigen Worte» geht hier so weit, daß e» geradezu eines neuen pausierenden Dar- stcllungsstilcs bedarf, um dem Zuschauer das ge- von der deutschen Besatzung heimgesucht gewesen sei. Da» Publikum klatschte mehrfach Beifall. Das Urteil lautete, wie bereits gemeldet, auf vier Monate Gefängnis mit Strafaufschub. Vor dem Gericht er warteten ihn zahlreiche frühere Frontkämpfer, schmückten ihn mit Blumen und trugen ihn im Triumph davon. * Fazit: Del den Belgiern wird ein Nilpel, der jemanden auf der Straße anfällt, wie ein Front- kämpfer geehrt. Stürmische Parlamentssitzung in Warschau Warschau, 31. Juli. (Eig. Tel.) Der „Frank furter Zeitung* wird gemeldet: Wie vorauszusehen war, verlaufen die Sitzungen des Sejm andauernd äußerst stürmisch. Die Parteien der Rechten haben sich deshalb en den Seniorenkonvcnt gewandt, und außerdem Vergeltung angedroht, falls die Linke di- wilden Stürme nicht unterlasse. Die Sozialisten berechnen, daß die Erregung im Sejm lediglich die Erregung des Landes über die Teuerung und über haupt die wirtschaftliche Lage -widerspiegelt. Der Sejm wird noch bis Ende der nächsten Woche tagen, um die Vermögensabgabe zu Ende zu beraten. Die Kommissionen halten Nachtsitzungen ab. Der Eifer der Rechten, die Vermögensabgabe jetzt unter Dach zu bringen, wird von den Sozialisten dahin aus gelegt, daß die Rechte wisse, daß ihre Stellung un haltbar sei, und daß sie deshalb, solange sie noch die Regierung in Händen habe, die unvermeidliche Ab gabe zugunsten ihrer Wähler umändern wolle. In Wahrheit läßt sich jedoch nicht leugnen, daß die Steuergesetzgebung ein großes^ auch von den Parteien der Rechten mitgetragencs freiwilliges Opfer dar- stellt. Hardings Erkrankung Wie der New Porker Korrespondent der „Frank furter Zeitung* durch Funkspruch meldet, stellt sich die Erkrankung des Präsidenten Harding als Fisch vergiftung heraus. Nicht weniger als vier Acrzte sind um ihn bemüht. Wie weiter gemeldet wird, hat der infolge der Fischvergiftung ohnehin schon ernste Zustand des Präsidenten Harding durch eine neuestens hinzu getretene Lungenentzündung eine Verschlimmerung erfahren, die ihn unbedingt kritisch erscheinen läßt. Vie Steuern gegen die Inflation Berlin, 30. Juli. (Eig. Tel.) Die Negierung gibt heute einen Teil der neuen Steuergesetze be kannt, mit denen der Inflation entgegcngewirkt werden soll. Die Entwürfe sind bereits dem Reichs- rat zugegangen. An erster Stelle steht da» Rhein-Ruhr-Opfer, das sowohl dem Handel, der Industrie, der Landwirtschaft und dem Ge werbe, als auch den einzelnen persönlich vermögen deren Einkommensträgern auferlegt wird. Für die erstere Gruppe ist ein System ausgearbeitet, das sich auf den Vorauszahlungen zur Ein kommensteuer für die nächsten drei Quartale aufbaut. Die Zahlungen sollen in drei Raten ge leistet werden, deren jede das Doppelte der nor malen Vorauszahlung beträgt. Die erste Rate wird noch im August fällig sein, die nächste Rate am 5. Oktober, die nächste am 5. Januar. Die Er- werbsgescllschaften sollen ein Vielfaches ihrer Körperschafts st euer entrichten. Die übrigen Einkommensträger, soweit sie im Jahre 1922 ein Einkommen von mehr als 1 Million bezogen haben, müssen im August das 2öfache und im Oktober und Januar das öOsache ihrer Vorauszahlungen auf die Einkommensteuer, berechnet auf das vergangene Steuerjahr, bezahlen. Ferner sollen die Besitzer von Kraftwagen herangezogen werden, und zwar werden Personenkraftwagen das 50fache der Kraftfahrzcugfteuer nach dem Stande vom 1. Sep- tember dieses Jahres, Lastautos das öfache zu ent richten haben. dankliche Mitgehen zu erleichtern. Im dramatischen Ausbau ist Angermayer ebenfalls Parallelerschsimrng zu Georg Kaiser; zwingende überraschende Technik bei realem Handlungsablauf. Der Dialog ist dialek tisch zugespitzt, konsequent. „Reliquien* ist kein Problem; ein reine» Handlungsstück, vielleicht nut der Tendenz: Geiselung der römischen Kirche, ihres Reliquienunwesens. Es ist spannende, geradezu manchmal kindhafte Effcktdramatik, die den Raub der Gebeine St. Sebastians aus der Kloster kirche zu Rom durch einen Mann schildert, dem die ehernen Gesetze drr Kirche einst das Lebensglllck zer stört; er wird zu ihrem rachcdurstigen Gegner; die Kirche, repräsentiert durch Kardinal und Bischof, ist ihm überlegen; sie stellt dem gefährlichen Dieb das Netz fleischlicher Lust — gerechtfertigt durch die Moraltheologie Lignoris — und bleibt Sieger. Spielleiter Helemann und seine Darsteller waren redlich bemüht, den hohen Anforderungen des Werkes gerecht zu werden; herzlicher Beifall dankte ihnen und dem Autor. ss Rekordpreise für bibliophile Seltenheiten. Bei einer Buchversteigerung, die dieser Tage in London stattfand, rrurde ein Exemplar der sogenannten Mazarin-Bibel einem amerikanischen Antiquar zuaesprochen, der mit dem Höchstgebot von 9 6 00 Pfund Sterling, das nach dem letzten Valuta stand die Summe von etwa 35 Milliarden Papier mark darstcllt, Sieger geblieben war. Der gleiche Antiquar erstand in der Auktion ein Exemplar der Folioausgabe von Shakespeares Werken für den Preis von 6160 Pfund Sterling. Der internationale Schutz wtflrnschaftlicher Ent deckungen. Die Dölkerbundkommission für gemein same internationale geistige Arbeit hat, wie unser Berichterstatter aus Lausanne drahtet, den Ent wurf einer Konvention angenommen, den der frühere italienische Unterrichtsminister Ruffi ni zum Schutze des wissenschaftlichen Eigentum» vor geschlagen hat. Di- Kommission fordert von den Re gierungen die Einführung eines Urheberrechts für wissenschaftliche Entdeckungen ähnlich dem schon bestehenden für Werke der Litera tur und Kunst. — Am 31. August wird in Genf eine internationale Konferenz zusammentreten, die Maß- nahmen zur Unterdrückung der pornographi schen Veröffentlichungen beraten soll.
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