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, E > LtNKeigknpkLI8,d,e elnsp. 24 ww vr. mm Zeile M ISO.-^für . Durwdie Vostln DentschlandmonattichM.^SOa M auSW.Jnser.M.'270.-.Londerprc t se: Jamiltenanz.uPnv dt« »» Bezugspreis. u B?ncttgcv.: ins Ausland M peoo Mir Pono O U MM U^U tzsM Lette Ä. 3Ü.-. «eleaendettSan,. «prw Naiur>u T'ellenan «rb^dte raS Leivl'ger raaeblattcrlcb.iäktt.morgtnS.anllci Moniags. Nummern. U > U U M U M M^N M M, UU D L Ü.U ww-^-tte n w die rnlolge vövcrcr Gewalt nichlerschettien. werden ittcv« er«ehr.- Schrill- Doppel.mm-ZetteM.zoA--.'M 540. - Rekl 72mm br.. d>e Z«»« > letninL GeschültSllellc nnd Druckerei: Lcip,tg. JohanntSaasse 8 (Fern- 7/'?" L l a n d4 a n, rmra In mau11»lVe>D'lck»er- svrecher »7E-O-17092): rvenda und in a<ien Filialen Anzeigen- und bol.Nachlatz.Plad-u Dmcnvorsch.unverbindlia>.crr»ttllnngSoriLetv,ig. «Vonnemrnt-Annahme: auch nimm, ledeS Postamt BetteSunacn an. Postscheck! Lklpitg800t.Drucku.Perl L«ip,.VerlagSdr GmbH Leipzig. La» L*U»»ia«r ra«ebl»«l enthLtt amtltch» Uel«n«tm*chu«nen deS Nate» der Stadt Leivzt», des VollselvrSftdiums Leiozi», des ««tSgerichtS Leiaziq. ,o«»te verschiedener anderer ««Hörden Nr. 90 FtDlZ SSffMWEMSWSSWWSMM^——EWS»WS«E vlenstLg, üea 17. April 1923 ^»F»F» - -I r/SFS^S 117. Mr,. Vie Macht der Idee Von PfslEsmsr Viktor tzllorll, OberreglerungSrat am Oberpräsidium der Provinz Sachsen Parallel mit der ganzen ebenso brutalen wie zielbewußten Tätigkeit der Franzosen im Ruh.gebiet, der Besitzergreifung, der „oeeu- pation". der Aneignung der Staatshoheits rechte, läuft eine zweite nicht minder zielbe- wußte Betätigung, in welcher der Franzose nicht nur Meister, sondern sogar — man kann wohl sagen — allen anderen Völkern dieser Erde überlegen ist, die Propaganda durch die Idee. — Man soll auch am Feinde gelten lassen, was an ihm ist; soll sich das zunutze machen und von ihm lernen; die französische Kultur- Propaganda ist eine der bestaufgezogenen Or- ganisationen, die es gibt. Hat sie es doch z. B. erreicht, fast ganz Latein-Amerika allmählich in ihren Bann zu schlagen. Zwei große Propa- ganda-Gesellschaften, die Union krancaiss und die ^5oci»tion nationale pour I'vrpavsion morale et materielle <ls I» Francs mit ihren elf tausend Tochtergesellschaften arbeiten dauernd und zielbewußt auf die Verbreitung französi- schen Wesens hin, sei es auf dem Gebiete der hohen Politik, der Wirtschaft, der Religion, der Schule, der Kunst usw. Nach allen Nachrichten arbeitet dieser Ap- parat auch im Ruhrrevier gut, — in Wort, in Schrift und Bild. Wurden doch bei Beerdigung eines erschossenen Oberwachtmeisters der Schutzpolizei in Gelsenkirchen ungezählte Flugblätter in deutscher Sprache auf die viel tausendköpfige Menge herausgeworfen. Kunst- lich versucht man, den Gegensatz zwischen Arbeit- gebern und Arbeitnehmern zu schüren, z. B. durch die Behauptung, lediglich auf Weisung d« Retchsregierung widersetze sich — entgegen ihrer sonstigen Einstellung — die Arbeiterschaft den Franzosen. Man versucht auf alle Weise, einen Keil in die Einheitsfront zu treiben, ver breitet die erlogensten Nachrichten, sehr geschickt zurechtgemacht, über das unbesetzte Gebiet, in dem man „nicht das geringste Interesse für das Ruhrgebiet habe, seiken Vergnügungen in alt- gewohnter Weise nachginge, ohne sich irgendwie um die Not der schwer leidenden Brüder an der Ruhr zu kümmern." So ist beispielsweise die ZeitungsankitndiguNg des Berliner Presseballs auf dem übrigens getanzt wurde und dessen große geldliche Erträgnisse von der schwer leidenden Presse nicht entbehrt werden konn ten — sofort inl Ruhrgebiet durch die franzö sische Propaganda aufgegriffen und in ihrem Sinne geschickt verwandt worden. So arbeitet ein seit Jahrhunderten eingeübter Apparat auch hort mustergültig. Ich fürchte diese Propaganda nicht. Nur bei sonst wankender Abwehrfront, — wenn vor allen, das unbesetzte Gebiet nicht Stich halten sollte, dann könnte solch Treiben gefährlich wer- den, — jedenfalls aber niemals so gefährlich, wie eine geschickte deutsche Propaganda dem Treiben der Franzosen werden muß. Denn bei deren eingerückten Truppen handelt es sich um Elemente, die zum Teil schon deshalb nur un gern ins Ruhrrevier gegangen sind und höchst widerwillig dort bleiben, weil sie die behaglichen Biirgerquartiere am Rhein mit dürftiger, ka sernenmäßiger Masseneinquartierung bei mage- rer Kost haben vertauschen müssen. Würde diese Tatsache allein geschickt ausgenutzt von uns, so müßte eine gute deutsche Propaganda von größerem Erfolge gekrönt sein. Hoffent lich arbeitet dieser wichtige Apparat mit allem Hochdruck. Wie notwendig er ist und wie schwer seine Unzulänglichkeit sich rächt, das haben wir im Weltkriege zur Genüge und zu unserem Un glück erfahren müssen. Unsere Unbeliebtheit vor dem Kriege, die unverkennbare, wachsende Abneigung der Völker i m Kriege waren keines wegs nur auf unsere Macht, unseren großen wirtschaftlichen Aufschwung, auf unsere Siege zurückzuführen, — nein! Wir haben seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts zwar unsere wirtschaftliche Macht über den Erdball auszu- dehnen begonnen, nicht aber die Propaganda deutschen Geistes und Wesens. Wir haben die Idee der Macht alleweil höher gestellt, als die Macht der Idee — haben diese Macht des Gedankens, vor allem aber die Macht der Lüge unterschätzt, die der Feind In Bataillonen neuer Erfindungen und Aufmachungen gegen uns marschieren ließ. Hekatombenweise opferten wir unsere Dolkskräfte, haben Bataillone, Regimenter, Divisionen auf Divisionen an den Feind geworfen; mit Heller Begeisterung, unter den Klängen und dem Gesang des Deutschland. Liedes zogen die Studenten-Dataillone, die geistige Blüte unserer Jugend, in den Helden kampf — und doch, trotz aller Opfer hat der führende Engländer recht behalten, welcher — ich glaube es war Müo 1916 oder 1917 — mit ironischem L".cheln sagte: „Deutschland gewinnt die Schlachten — wir den Krieg!" Wollen wir als Volk groß wieder erstehen, so werden wir unbedingt in die Rechnung un serer hohen Politik, der Außenpolitik, als bolan- cierenden Posten zukünftig die Macht der Idee, die Propaganda mit größerer Bewertung ein- stellen müssen. Hiermit können wir deutlich, nach außen sichtbar, sofort im Ruhrgebiet be- ginnen und tun s schon im Augenblick! Denn letzten Endes stellt dieses Ringen an der Ruhr den grandiosen Versuch eines unterjochten, der Verzweiflung nahen Volkes dar, ohne äußere Macht, ohne Weht und Waffen, nur mit der Macht der Idee, des idealen Wollens und Willens allein, obzusiegen über den brutalen Machtwillen eines größenwahnsinnigen Feindes. Und wenn es noch eine Gerechtigkeit zwischen Himmel und Erde gibt, dann muß diese Idee des geeinten Willens triumphieren! Liefern wir den Beweis, daß wir würdig dec weit- historischen Mission sind, die uns mit dem auf- gezwungenen Widerstande an der Ruhr zu- gefallen ist! Zranzofischer Ministerbesuch Stsener Dr«y»»«r»Gtde4 Lrtpztger Tagedlatte» Esse», 18. April Die französischen Minister, deren Besuch für morgen angekündigt war, sind übervaschrnderweise schon heute vormittag im Ruhrgebiet eingetroffen. Der Arbeitsminister Le Trocquer hat, wie vor- auszusehen war, die Zechen und Grubenanlagen im Nordgebiet besucht, namentlich die um Gelsenkirchen und Recklinghausen gelegenen Halden, von denen Koks und Kohle für französische Rechnung geladen wird. Der Finanzminister De Lasteyrie kam nach Essen und hat dort im Kohlensyndikat mit den Mitgliedern der Kontrollkommission eine Unter- redung gehabt. Wie verlautet, soll hierbei über die zwangsweise Beitreibung der KMensteuer ge- sprachen worden sein. Der Kriegsminifter Ma- g.inot hatte in Düsseldorf militärische Besprrchun- gen und besuchte am Nachmittag verschiedene Kam- mandos im Gebiet. Am Abend findet in Düsseldorf zu Ehren der Minister ein Essen statt. Nach diesem Gssen wird der Arbsitsministxr Le Trocquer vor der ausländischen Presse sprechen. wettere Sechenanlagen besetzt Ei-enerrrahtberichtde» Leipziger Ta-ebla »le» Essen, 16. April. Der gestrige arbeitsfreie Sonntag sst von den Franzosen dazu benutzt worden, um weitere Aechcnanlagen zu besetzen. In erster Linie wurden di« Zechenanlagen der Grube Bonifazius bei Gelsenkirchen-Rotthausen besetzt. Ferner haben die Franzosen die Aechcnanlagen Nordstern 3 und 4, die der A.-G. Phönix gehören und bei Honeff liegen, besetzt, sowie die Anlagen der zum Stinneskonzern gehörigen Gruben Vereinigte Selheim. Bemerkt sei, daß diese beiden letzten Zechen keinerlei Kokerei- anlagen haben und daß es sich hier nicht um die Abfuhr von Koksvorräten handeln kann. Der vor etwa Wochen frist von den Franzosen geräumte Bahnhof Oberhausen, der von den deutschen Eisenbahnern wieder übernommen und wieder einigermaßen hergestellt worden war, ist gestern auf» neue besetzt worden. Die deutschen Eisenbahner sind darauf abermals aus den Anlagen herausg^gangen. . * - Durch die Ungeschicklichkeit französischer Schiffer sank unterhalb Straßburgs in der Fahrtrinne de» Rhein» ein Schiff. Der Rhein ist dadurch voll- ständig gesperrt. Sahlungraufschub für Essen S»generDrai»«»er»qtde« Leipziger rage»!«»»«» Esse»», Itz. April. Heute lief die Frist ab, die von den Besatzungs behörden der Stadt Essen zur Zahlung der Summe von 10V Millionen Mark für die Nichtentdeckung des Mörders an dem französischen Eisenbahnheizer Schmidt gestellt war. Die Stadtverwaltung hatte noch am Ende der vorigen Woche erneut Vorstellung bei General Degoutte erhoben und gleichzeitig das Ergebnis ihrer neuen Ermittlungen überreicht. General Degoutte hatte daraufhin erklären lassen, daß er diese neuen Ermittlungen prüfen werde, und daß ein Aufschub der Zahlung stattftnden würde, fall» neue wichtige Momente sich Herausstellen wür den. Gestern nachmittag ist nun bei der Stadt- Verwaltung die Mitteilung eingelaufen, daß ein Zahlungsaufschub gewährt wird. Der kurze Bescheid enthält keinerlei Frist. In Dunsburg ist jetzt auch der Abgeordnete Kind verhaftet worden, der sich au» den gleichen Gründen wie die andern Beigeordneten geweigert hatte, die Zahlung vdn 78 Millionen Mark Geld strafe, die der Stadt von der Besatzung»behörd« auf- trlegt worden waren, zu leisten. Außerdem sind in der Stadt sämtliche Fernsprechleitungen al« Sanktion von den Franzosen durchschnitten worden. - . Rosenberg überRuhrpolim Drr Etat -cs Auswärtigen im Reichstag Berlin, 16. April. (Drahtbcricht un- serer Berliner Schrifteitun g.) Bei der Eröffnung der Sitzung des Reichstages durch den Präsidenten Loebe weist der Sitzungssaal noch starke Lücken auf, besonders auf den Bänken der Deutschnationalen. Auf der Regierungsbank sieht man neben dem Reichskanzler und dem Außen- Minister fast alle Mitglieder der- Reichsregierung, in der Diplomatenloge von den Botschaftern nur den englischen Lord d'Abernon. Das Handels, abkommen mit Spanien wird nach einem Referat des Berichterstatters Abg. Hötzsch in zweiter und dritter Beratung genehmigt. Dann wird der zwetie Punkt der Tagesordnung ausgerufen: Der Haus- halt de» Auswärtigen Amtes. Der Be- richterstatter, Abg. Dr. Hötzsch, stellt u. a. fest, daß bei allem Streben nach Sparsamkeit keine wei teren Streichungen mehr im hohen Beamtenstabe des Auswrtigen Amtes möglich seien, da schon mit den bisherigen Kräften nur knapp auszukommen sei. Ein Staatssekretärposten sei gestrichen worden, weil der Reichstag der Ansicht war, daß das ganze Amt auch unter dem Minister in einer Hand ver eint sein müsse. Gestrichen wurde ferner der wirt- schaftliche Sekretär. Der Berichterstatter begründet das damit, daß das Auswärtige Amt selbst keine eigentlichen Wirtschaftsaufgaben zu erfüllen habe. Auch bei den auswärtigen Missionen seien keine nennenswerten Ersparnisse mehr möglich, ohne der Sache zu schaden. Dr. Hötzsch meinte, daß in letzter Zeit viel zu viel Außenseiter eingestellt worden seien, so daß im Amte selber eine nicht unberechtigte Mißstimmung entstanden sei. Den Außenseitern dürfte zwar der Weg zu diplomatischen Posten nicht verschlossen sein, aber die Regel müsse bleiben, daß der eigent liche Diplowatenweg selber auch bis zu den obersten Posten hinführe, sonst würden immer weniger Talente in das Amt hineinkommen. Nach dem Bericht ergreift Außenminister Dr. von Rosenberg das Wort. Er spricht von seinem Platze neben dem Reichskanzler aus, seine Stimme klingt kräftig und laut durch den Saal. Er knüpft zunächst an die Worte des Berichterstatters an und sagt, auch von seinem Standpunkte aus sei eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Volke und der Volksvertretung die unbedingte Voraus setzung einer erfolgreichen außenpolitischen Arbeit. Nein Beugen vor der fremden Gewalt Bielefeld, 16. April. Line Reichstonferenz des Gesamtvor- standes und der Bezirksleiter des Verbandes der Bergarbeiter Deutschlands fand dieser Tage in Bielefeld statt, um zu den aus der wirt schaftlichen Entwicklung und der Besetzung des Ruhr- gebiet» sich ergebenden Fragen Stellung zu nehmen. Hierbei gab der Verbandsvorsitzende Hufe mann einen umfassenden Ueberblick über die Lage und unterstrich die Notwendigkeit der weiteren Abwehr des französisch-belgischen Rechtsbruches an Rhein und Ruhr. Eine Lösung des Konfliktes sei nur mit wirtschaftlichen Mitteln möglich. Nüchterne wirtschaftliche Erwägungen dürften nicht durch ge fühlsmäßige Betrachtungen übertönt werden. Der Redner drückte die Hoffnung aus, daß die leistungswilligen und leistungsfähigen Kräfte unseres Volkes sich zu aufbauender Arbeit zusammen- finden werden, denn wir seien bei diesem Kampfe nur auf unsere eigene Kraft angewiesen. Der Volkswirtschaftler des Verbandes Dr. Berger (Bochum) referierte über die Wirtschafte- läge, das Vorstandsmitglied Schmidt über die Schwierigkeiten, die sich aus der Lohnentwicklung ergeben, Mart möller vom Verbandsvorstand erläuterte die Einzelheiten der Ruhrbesetzung und die bisherige und die künftige Stellungnahme der Bergarbeiter dazu. Dur Verständigung zum Frie den und zur Freiheit ihres Landes zu gelangen, sei allein da» Ziel, das die Arbeiterschaft an der Ruhr erstrebe. Die ausgedehnt« Aussprache ergab die volle Zu stimmung der Konferenz zu den Leitgedanken der Berichterstatter. Den streikenden, um ihre Lebens- Haltung schwer kämpfenden Saarkameraden drückte die Konferenz ihre stärksten Sympathien au» und beschloß, für sie einen Extrabeitrag in Höhe de» zwei maligen Wochenbeitrages zu erheben. Schließlich wurde einstimmig eine Entschließung ange nommen, in der der ungebrochen« Wille, sich fremder Willkür und brutaler Gewaltanwendung nicht zu beugen, bekundet wird. Gleich»«itig heißt e» aber, e» sei heilige Pflicht der Regierung, keine Gelegen- heit zur Anbahnung einer friedlichen Verständigung ungenützt vorübergehen zu lassen. In der Erkennt- ni», daß es nach Jahren harter, aber freier Arbeit aller Volksgenossen möglich sein werde, die Lasten aus dem verlorenen Kriege, abzntrogen, deren Schwere nicht durch einseitige» Diktat, sondern durch gleichberechtigte Verhandlungen bestimmt sei, ersuch« die Konferenz die deutsche Regierung, ihren Plan Den Ausführungen über die Einschränkung im qM» ländischen Dienst stimmt er zu, e» komme nicht «uß die Quantität, sondern auf die Qualität an. Vte Rede vr. v. Rosenbergs Dann geht er zur Besprechung der auswärti gen Lage über. Er leitet sie ein mit einem Kom pliment für seinen Vorgänger im Amte, Dr. Wirth, und dem, was er für die Verbesserung der außen politischen Situation Deutschlands getan habe. Ma» müsse sich von der Illusion frei machen, al« hätt» Deutschland viel Freunde in der Welt. Den wenigen aber, die Deutschland in der Not treu geblieben sind, ruft der Außenminister den herzlichen Dank zu, be sonders den im Auslande heimisch gewordc»«» Deutschen, deren Anhänglichkeit an die alte Heimat sich in tätiger Hilfe ausdrückt. Dann geht der Außenminister auf die Besprechung derLagc ein, wie sie sich aus dem französischen Einbruch fn das Ruhrgebiet ergeben hat. „In klarer Erkenntnis dessen, was auf dem Spiele stand, hat unser Volk die stille Abwehr ausgenommen. In den Rheinlandcn und in West falen spielt sich ein Vorgang ab, der in der Geschichte ohne Beispiel ist. Ein starkes, mit allen Mitteln neu zeitlicher Kriegskunst ausgestattetes Heer kämpft gegen eine völlig entwaffnete, nur mit der Macht einer Ideeg «rüstete Bevölkerung Der Außenminister gedenkt der zahlreichen Opfer, die die Ruhrbesetzunq bisher gefordert hat. aber hart und opferreich ist das Schicksal auch der Lebenden. Zu Hunderten sind die Eisenbahner mit Weib und Kind aus Heim und Beruf verjagt worden. Der Ausgang des ungleichen Kampfe» im Rheinland« und im Ruhrgebiet wird von weltgeschichtlicher Tragweite sein. Gelänge es Frankreich, wys nicht der Fall sein wird, die waffenlose Bevölkerung auf die Knie zu zwingen, so würde der Militarismus für alle Zeiten Trumpf sein und für den Gang der Aeltpolitik werb» !id»s« tig nur noch die Zahl der Bajonette entschieden. Er weist sich aber der Waffenlose al» unüberwindlich, so ist der Beweis erbracht, daß militärische Gewalt ihre Grenzen hat und daß der auf Vernunft und Recht gestützte und geschlossene Wille eines Volke» mehr ist als Tanks und Maschinengewehre. (Die Sitzung dauert fort.) zur Lösung der Reparationsfrage zu» internationalen Erörterung zu stel« l e n. Neue Eruppenverftarkungen Eigener Dr«l»»dericht de» Leipziger LagedialteH Frankfurt «. M-, 16. April. Die französischen Besatzungbehörden haben in Wiesbaden eine Reihe von Schulen besichtigt, die mit Truppen belegt werden sollen. Man darf also mit einer Verstärkung der Wiesbadener Gar nison rechnen. Vorläufig ist der Grund dieser Verstärkung nicht erkennbar, doch wird vermutet, daß sie mit jenen Plänen zusammenhängt, die in dem amtlichen Bericht über« die französisch-belgische Ab machung ongedeutet sind und letzten Endes auf ein» Verschärfung de« Drucke» und vielleicht auch auf eine weitere Ausdehnung der Besetzung hinauslaufen. Mit der Besetzung der Schulen, die ihre Beschlagnahme einleiten soll, hängt auch di» Ausweisung des Wiesbadener Stadtschulrates Dr. Osterhold zusammen. Die Franzosen sind ferner dazu üergegangen, di» Straßen rund um Wiesbaden mit Schlagbäu men abzusperren. Man vermutet, daß diese Maß nahme mit einer Verschärfung der Zollrevision zu sammenhängt. ' ' ' ' Gegen den Versailler Vertrag Pari», 16. April. In Lyon hat sich ein Komitee gebildet, da» de» intellektuellen Kreisen, den Freimaurerlogen, de, Mitgliedern der Liga für Menschenrechte sowie de, Leitern der radikalen, sozialistis^en und kommu nistischen Parteien eine Petition zugehen lassen will, in der es die Revision des Friedens vertrage» von ISIS verlangt. In der Peti tion wird darauf hingewiesen, daß die Verhandlun gen unter Verletzung der von Wilson ausgestellten 14 Punkte aufgezwungen und daß willkürlich di« einseitige Verantwortlichkeit Deutschland» für den Krieg ausgesprochen wurde. Da» Komitee verlangt die sofortig« Räumung der besetzten Gebiete und eine kontradiktatorische allgemeine Debatte über die Verantwortlichkeit der Krieg- führenden, über alle Krieg-ursachrn und über die Krt»ßfichrim^