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für sich schon unsere Aufmerksamkeit erregen könnte, und zu einer näheren Kennlnifs der russischen Lebensart und Sitte merkwürdig ist, so sehen Sie doch wohl auch leicht ein, dafs, wenn wir besonders diesen Menschen fol gen, wir in Petersburg selbst fast überall herumkommen müssen, und dabei manches zu sehen bekommen werden, was uns sonst vielleicht entgangen wäre ? Ich sehe also hiebei gar nichts Lächerliches, und bitte mir aus, dafs sie meine Rasnoschtschiki nicht verschmähen, denn sie werden wackre Füh rer sein. Warum ich Ihnen nichts Merkwürdiges von und in dem Frühlinge ge schrieben habe ? — Ach, Freund, das Merkwürdigste wäre wohl gewesen, dafs wir hier im Grunde keinen Frühling haben. Wenigstens sollte ihn Kleist hier gew'ifs nicht besingen, denn’im Mai verschwindet der Winter erst, und fast bis Sommers Anfang wehen kalte schneidende Nordwinde. Die heitre Luft und der helle Himmel lockten mich einmal heraus, ich zog mich an, wie ich es in Teutschland um diese Zeit gewohnt war, aber das bekam mir übel. Schön aber ist der Sommer, und gewährt in der Nacht ein Schauspiel, das äufserst reizend, und für mich der Neuheit halber doppelt anziehend ist. Nach meiner Uhr war es fast Mitternacht, da schwamm der Horizont in sanf tem Rosenschimmer, und die Sonne schien nur so eben unterzutauchen. Das Geräusch des Tages war verhallt, einsam lustwandelte ich an dem Granit-Ufer der riesenhaften Newa , eine Gondel ruderte langsam auf ihr her, sanfte Töne rührten mein Ohr und Herz, und mir war, da ich mich endlich einmal wieder allein hatte, sowohl, sowohl! Ich wollte die Dämmerung ab warten , doch wie angenehm wurd’ ich getäuscht, als bald darauf der östliche Himmel in Purpur schwamm! Der ein? Tag verschmolz sanft und unmerklich in den andern, und ich fand mich auf die angenehmste Weise um den Schlaf be trogen. Nun eilte ich nach Hause, legte mich auf mein Sofa, schlummerte ein, aber nicht lange, so weckte Rufen auf der Strafse mich auf. Ich gieng ans Fenster, und — — . * Da kommen meine Hausirer!