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Montag, 2. Januar 1939 Sächsische Volkszeitung Nummer 2, Seite 4 0r«5<I«n Zahreswende in der Softtrche In der Hoskirche wunde die Jahreswende wieder in der althcrgebrachien Weise mit Silve st erschlußan dacht am 81. Dezember und P o n t i s i k a l a m t am Neujahrstag began gen. — Bor der in einen prächtigen musikalischen Rahmen ge stellten AiHacht am Eilvesternachmittag hielt Propst Beier eine Iahresschlußpredigt, in der er dem Wandel des Zeit geschehens den ewigen unsterblichen, unsichtbaren und einzigen Gott, den König der Ewigkeit gegenüberstellte. Wenn man die zahlreichen kleinen und großen Ereignisse im Privatleben, im Leden von Familie und Gemeinde — der Propst gedachte des im abgelaufenen Jahre erfolgten Todes von Propst Seidler — dle bedeutsamen Geschehnisse in Baterland und Welt im ver gangenen Jahre sich noch einmal in die Erinnerung zurückruse, was scheine so ein Jahr dann etwas Großes zu sein. Und doch sei es klein vor dem ewigen Gott. Dieser Gott sei nicht tot, wie ein großer Philosoph verkündet habe. Der alte Gott lebe noch und seine Macht sei nicht geringer und sein Vaterarm walte über denen, die auf ihn vertrauen. Und wo ein Volk oder ein Mensch auf Gott vertraue, da sei auch des Herrgotts Schuß und Hilfe gewiß. Das neue Jahr liege noch vor uns. Jetzt liege es an uns, zu entscheiden, wem es gehören solle. Gewiß sollten unser Arm, unser Geist und unser Herz auch im neuen Jahre unserer Familie, unserem Beruf und unserem Baterland gehören. Aber zugleich sollten wir mit allen unseren Kräften Golt dienen, der die Zelt uns schenkte, sollten unsere Arbeit weihen im Dienste Gottes und in Treue stehen zu unserem Glauben. Nach dem Te Deum von Hasse — Solo Liesel von Schuch — rief der Propst im improvisierten Gebet den Segen des Herrgotts herab für den einzelnen, für unser Volk, seine Führung und die Kirche. Die Andacht wurde mit dem sakramentalen Segen beschlossen. — Am Neujahrsmorgen hielt -er Bischof von Meißen unter Assistenz von Propst Beier und den Kaplänen der Hofkirche ein feierliches Pontifikal amt. Gegen 10 Uhr wurde der Oberhirte feierlich in das Gotteshaus eingeholt. Während des Bischofsamtes brachten Propsteichor und Kapellknaben die Missa breois in F-Dur von Karl Maria Pembaur wirkungsvoll zu Gehör. Nach der Kom munion konnte der Bischof zahlreichen Gläubigen den Leib des Herrn reichen. Die Jestprcdigt am Neujahrstage wurde am Abend gehalten. : Dle Jahreswende brachte der Reichsbahn und Reichspost wiederum einen Riescnoerkehr. Die ungeheure Flutwelle der Neujahrsgliickwiinscl)e wurde von der Post glatt bewältigt. Dle Reichsbahn setzte nach allen Richtringen Sonderzüge ein. Beson ders lebhaft war der Verkehr nach den Wintersportplätzcn. In diesen Richtungen hatten auch di« Wagen der KBG. und der Reichspost Hochbetrieb. Lawinenartig schwoll der Verkehr in den Nachmittag- und Abendstunden des Neujahrstages an, da viele Weihnachtsurlauber, die die Stille Woche über gefeiert hatten, nunmehr ihre Rückfahrt antraten Das mildere Wetter und der Regen, die gleichzeitig einsehten, führten an vielen Stel len zu Glatteisbildungen und erheblichen Zugverspätungen. : Todesfall. Im Alter von 84 Jahren verstarb Friseur meister Bernard Hagemann. Seine Beisetzung findet am Diens- tagr.achmittag auf dem Inneren katholischen Friedhof in der Friedrichstadt statt. Der Verstorbene war seit Jahrzehnten Leser der Sächsischen Volkszeitung. : Todesfall. Nach langem, schweren Leiden starb am 29. Dezember der Oberlandesgerichtsrat Dr. WehIg im Alter von 84 Jahren. Er war seit 1899 im Iustizdienst tätig und gehörte seit 1921 als Rat dem vberlandcsgericht Dresden an. In An erkennung seiner dem Staate geleisteten Dienste hat ihm der Führer das goldene Treudlenstehrenzeichen verliehen. : Unfälle am Jahresende. Am Sonnabend geriet auf der Reichsstraße ein Autobus ins Schleudern und prallte gegen einen Lichtmast. Zwei Personen wurden schwer, zwei leichter verletzt. Weiter stürzte auf dem Postplatz eine Frau, die in der Silvester nacht dem Alkohol zu sehr zugesprochen hatte, von einer Stra- ßenbahn. Mit erheblichen Verletzungen fand sie Ausnahme im Krankenhaus. Dresdner kollzeiberlcht Raublibersall in Hamburg! Täter mit Schußwaffe! Nm 1. Januar 1939, gegen 14 Uhr. wurde in Hamburg ein Raub überfall auf eln Wettbüro verübt. Die Täter erlangten etwa 15 000 RM, und zwar 50 Stück Hundertmarkscheine, 100 Stück Fünfzigmarkscheine und etwa 5000 RM. in verschiedenen Geld sorten. Beschreibung der Täter: 1. etwa 38 bis 38 Jahre alt, 175 Zentimeter groß, schlank, schmales, blasses Gesicht, bartlos; bekleidet mit dunkelgrauem, zweireihigein Wintermantel, dunk len Handschuhen und steifem Hut; 2. etwa 38 Jahre alt, etwa 165—170 Zentimeter groß, auffallend schlank, schmales, blasses Gesicht, mit dunklem Wintermantel und schwarzem, steifem Hut bekleidet. Sachdienliche Angaben nimmt jede Polizeidienststelle entgegen. Gefühllos« Bursch«« schänd«» Gräber. In der Nacht zum 31. Dezember 1938 sind im Stadtteil Alt-Kaditz auf dem „Emmaus-Jriedhos" von noch unbekannten Tätern drei Grab steine umgeworfen und beschädigt worden. Die betreffenden Gräber befinden sich an der an der Spitzhausstrahe entlang führenden Friedhofsmauer. — Wer zur Ermittlung dieser Roh linge Angaben machen kann, wird gebeten, seine Anschrift nach Schießgasfe 7 mitzuteilen. d. Altenberg. Das Wintersportgebiet des Ost- erzgebtrges war am Jahresende ausverkauft. Man schätzt, daß 30 000 Wintersportgäste um die Jahreswende im Kammae- blet untergebracht waren. In Altenberg, Geising, Rehefeld, Oberbärenburg und Zinnwald waren sämtliche Quartiere belegt, so daß auch die Talorte herangezogen werden muhten, um die gewaltige Menge der Gäste unterzubringen. SerufSfchutz für entlassene Soldaten Mit den neuen Richtlinien der Wehrmacht über die Einglie derung der gedienten Soldaten in den Zivilberuf beschäftigt sich der Präsident der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Ar beitslosenversicherung in einem Erlaß an die Arbeitsämter. Sol daten, di« freiwillig über die aktive Dienstpflicht hinaus gedient haben und In Ehren entlassen sind, erhalten eine laufende Unter stützung aus Mitteln des Haushaltes für Nehrmachtsversorgung, die ihnen den Uebevgang in den Zivilberuf besonders erleichtern soll. Diese Unterstützung wird ohne Rücksicht auf die Bedürf tigkeit des Empfängers gezahlt. Der entlassene Soldat erhält sie während des ersten Jahres nach der Entlassung und im Rah men der gesetzlichen Höchstdauer so lange, wie ihm eine Arbeit nicht nachgewiesen werden kann. Bei Prüfung der Frage, ob «ine Arbeit zumutbar ist oder ob ihre Ablehnung den Unter stützungsentzug nach sich zieht, ist zu beachten, daß die laufende Unterstützung den Uedergang in den Zivilberuf erleichtern soll. Man müsse also davon ausgehen, daß der entlassene Soldat einen gewissen Dcrufsschutz genießt, und daß zunächst versucht werden solle, ihn in seinen Berus und in den erstrebten Beruf unterzu bringen. Entschädigung für Rettung von Luftfahrzeugen aus Seenot Durch das Wehrleistungsgesetz ist auch bestimmt worden, daß die Besitzer und Führer deutscher Wasserflugzeuge verpflichtet sind, auf Anforderung Aufträge zur Hilfeleistung bei Luftfahrzeugen aus Seenot auszuführen. Für diese Leistung wird grundsätzlich eine Vergütung, außerdem für Verluste, Bcsck)ädigungen usw. eine angemessene Entschädigung ge währt. Der Rcichsminister der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe regelt hierzu in Ausführungsbestimmungen jetzt die Einzelheiten. Die Verpflichtung zur Zahlung besteht ohne Rücksicht darauf, ob die Hilfeleistung von Erfolg oder ohne Er folg, ob ausschließlich Menschenleben oder ob nur Material ge borgen wurde. Bei Festsetzung der Vergütung und Entschädi gung wird der erzielte Erfolg, das Maß der Anstrengungen und Nerdienste sowie der entstandenen Gefahr der tätig gewesenen Personen berücksichtigt. Auf jeden Fall soll erreicht ivcrden, daß der Hilfeleistende ein« Vergütung erhält, die über das Maß der sonstigen Verdien st Möglichkeiten des Fahrzeuges Hinausgeht. Es soll eine möglichst schnell« Auszahlung erfolgen und kleinliche Behandlung vermieden werden. Die RelchSlnderttffer für dle Lebenshaltungskosten im Dezember 19Z8 Die Rcichsindexzisfer sür die Lebenshaltungskosten stellt sich für den Durchschnitt des Monats Dezember 19.38 aus 125,3 l 1913/14 --- 100); sie hat gegenüber dem Vormonat (125,0) um 0,2 v. H. angezogen. Im einzelnen erhöhte sich die Indexziffer sür Ernährung von 120,8 aus 121,3 (ch 0,4 v. H.). Hierin kommt neben der jahreszeitlich bedingten Heraufsetzung der Preise für Kartof feln und Gemüse zum Teil auch noch die schon Mitte November eingetrctenen jahreszeitliche Erhöhung der Preise für Eier zum Ausdruck. Die Indexziffer für Heizung und Beleuchtung hat von 125,5 auf 125.8 (-P 0.1 v. H.) und die Iitdexzisfer für Bekleidung von 131,7 auf 131,9 (4- 0,2 v. H.) angezogcn. Die Indexziffer für „Verschiedenes" ging von 142,2 aus 142,1 f— 0,1 v. H.) zurück. Die Indexziffer für Wohnung (121,2) ist gleichgeblieben. gez. Peitsch, Gauobmann der Deutschen Arbeitsfront Zugendschuh ist VolkSschuh Betriebsführer des Gaues Sachsen! Am 30. April 1938 wurde unter dem Vorspruch „Iugendschutz ist Volksschutz" das „Gesetz über Kinderarbeit und die Arbeitszeit der Jugendlichen" erlassen. Damit hat sich der nationalsozialistische Staat auch in der Frage des Arbeitsschutzes vor die Jugend gestellt und gleich zeitig unter eine Epocl)« den Schlußstrich gezogen, in der jahr- zehntelang die lugendliche Arbeitskraft liberalistischen Inter essengruppen ausgeliesert >var. Das I u gc n d s ch u tz g c s e tz stellt kein Geschenk nach irgendeiner Seite hin dar, sondern cs wurde nur iinInteresse der Zukunst des Volkes erlassen, lieber den Geschehnissen und Nöten der Gegenwart stehend, ist in weitsichtiger Politik den biologisci)«n Erforder nissen unseres völkischen Lebens Rechnung getragen worden. Dabei braucht nicht besonders betont zu werden, daß es im We sen nationalsozialistischer Gesetzgebung liegt, durch Gesetze einer Entwicklung Rechnung zu tragen, die bereits durch di« Partei und ihre Gliederungen in jahrelanger. mül>evoller Kleinarbeit eingeleitet und vorwärtsgctrieben wurde. Es kann mit Freude festgestellt werden, daß bereits in den vergangenen Jahren ein großer Teil sächsischer Betriebssichrer den Forderungen der Deut schen Arbeitsfront und der Hitlerjugend in bezug aus den Iu gendschutz genügte und damit das Iugendschutzgesetz, das diese Forderungen zusammengefaßt enthält, bereits verwirklichte. Ich halte es sür besonders wertvoll, an dieser Stelle zu betonen, daß dieser Teil der sächsischen Betriebssichrer trotz teilweise wirt- schaftllcher Schwierigkeiten die Interessen der Allgemeinheit zu seinen Interessen machte. Um so mehr ist es Pflicht derjenigen Betriebssichrer, die bis heute diesen Forderungen noch nicht Nech nung getragen haben, dieses Iugendschutzgesctz nach dem am 1. Januar 1939 erfolgten Inkrafttreten zu verwirk liche». Heil Hitler! tz. Chemnitz. Tot auf den Schienen aufgefun den. Am Freitag wurde aus dem Bahnkörper der Eisendahn- strecke Werdau-Chemnitz in Siegmar-Schönau eine zerstückelte männliche Leicife aufgefunden. Eine Sonderkommission der Kriminalpolizeistelle Cl-emnitz stellte fest, daß es sich um einen bei seinen Eltern in Siegmar-Schönau auf Besuch tveilenden Ar beiter handelt. Es scheint Selbstmord vorzuliegen. h. Hohenstein-Ernstthal. Kraftwagen gegen Last- zug. In der Nähe von Hohenstein-Ernstthal streifte ein mit mehreren Personen besetzter Kraftwagen einen Lastzug. Die rechte Seite des Kraftwagens wurde völlig ausgerissen. Der Fahrer, seine Braut und sein Vater mußten in schwerverletztem Zustand ins Rabensteiner Krankenhaus gebracht iverden. tz. Oberwiesenthal. In Schneesturm geraten und erfroren. Bon Wintersportlern wurde am Morgen des Ncu- jahrstages unweit von Oberwiesenthal ein 24 Jahre alter Inder erfroren aufgefunden. Es handelt sich um einen Kurgast, der nachts vermutlich in einen Schneesturm geraten und erschöpft zusammengebrochen ist. Er konnte nicht ins Leben zurückgeru- fen werden. tz. Wald«nburg. Dom Dach gestürzt. Beim Schnee schippen von einem fünf Meter Hohe» Echuppendach stürzte ein junger Mann ab und erlitt so schwere Verletzungen, daß er ärzt licher Hilfe bedurfte. h. Stollberg. Fahrerflucht nach tödlichem Un fall. Am Neuiahrsmorgen wurde aus der Reichsstraße Stoll- berg-Aue auf Gablenzer Flur univeit der Waldscl)änke ein Nie derwürschnitzer Einwohner tot ausgesunden. Der Mann ist nach den polizeiltä)en Ermittlungen von einem Kraftwagen angefah ren und tödlich verletzt worden. Der Fahrer des Wogens, der den Unfall bemerkt haben muß, hat sich durch die Flucht der Verantwortung entzogen. tz. Reichenbach l. B. Diamantene Hochzeit. Der frühere Webmeistcr Franz Louis Eckstein und seine Ehegattin, die beide In den 80er Jahren stehen, feierten am 1. Januar da» Fest der Diamantenen Hochzeit. tz. Plauen. Stadtkämmerer Zeidler nahm Ab schied von Eibenstock. Der neue Stadtkännnercr von Plauen, Bürgermeister Zeidler, hat sich am Donnerstag abend in Eibenstock, dessen Geschicke er zehn Jahre hindurch geleitet hat, verabschiedet. Tschaikowsky, Mozart, Strauß Glückhafter Jahresbeginn mit der Dresdner Philharmonie Wie bereits im Vorjahre mit großem Erfolg, gestaltete auch tn diesem Jahre die Dresdner Philharmonie den Sil vesterabend init einer ernsthaften Konzertveranstaltung aus, zu der die Deutsche Arbeitsfront (NS-Gemeinschast Kraft durch Freude) ins Dereinshaus lud. Man dankt« Dr. Meyer - Gic - sow, dem Direktor des Dresdner Konservatoriums, der ja häufiger Gastdirigent der Dresdner Philharmonie ist, eine glück lich gewählte Programmfolge. Hauptwerk des Abends war die „Pathötique^ von Tschaikowsky, die an diesem Abend von der Dresdner Philharmonie besonders schön gespielt wurde. In atembeklemmender, verhaltener Düsterkeit zog der erste Satz vorüber mit seiner dunkelglühcnden asiatiscl)«» Lei denschaft und melancholischen Steppenweite, mit seinem aus dunklen Tresen ekstatisch aussteigenden lichten D-Dur-Thema, dessen glitzernde Streiclwrpassagen das düster« Grau nmgisch. wie mit mildem Sternenglanz, minutenlang aufl>ellen und ver klären. Der mit elementorcr Wucht, gleich einem verheerenden Stepvensturm dahinbrauscnde Schlußteil des ersten Satzes wurde von der Dresdner Philharmonie mit wahrhaft herrlici)«r Klang gewalt, rhythmischer Schärfe und Intensität gespielt, ebenso die beiden mittleren Allegrosätz« mit ihren prall mH charakteristisch hervortretcnücn Thcinen und zum Schluß dann wieder von echt asiatischer Dämonie und Urkraft, von lodernder Leidenschaft er füllte, dura'; Tl)emen von bezwingender Klangplastik gekenn zeichnete „Adagio lannntoso". Reicher Beifall lohnte diese be deutend« Orchester- und Dirigentenleistung. Mittlerweile war die Jahreswende herangekommen. Es erklangen nun di« seierltch-sronimen Klänge einer alten Turmmusik des weiland Dautzner Stadtpfeisers Johann Pezel (um 1875). Dann kam auch der gesangliche Teil zu feinem Recht. Ilse Bräunling erösfnete ihn mit Mozarts „Alleluja" und sang dann mit ihrer taufrischen, perlklaren, tadellos und in allen Registern meisterlich ausgeglichenen Stimme die Arie „Neue Freuden, neu« Schmerzen" aus „Figaro", sowie die Arie der Frau Fluss) aus den „Lustigen Weibern" mit unfehlbarer siche rer Musikalität und vornehmem, liebenswürdigem, gewinnen dem Ausdruck. Auch hier bot die begleitende Philharmonie voll endete Kunst und führte dann mit d«n berauschenden, verführe risch lockenden und süß betörenden «längen des Roscnkavalier- walzers und den lustspiclmählg-fröhltchen, behenden Weisen der Ouvertüren zu den „Lustigen Weibern" froh beschwingt und in vorbildlicher künstlerischer Geschlossenheit hinüber ins neue Jahr. Orchester, Dirigent und Solistin wurden zu Recht mit großer Wärm« sür diese vornehme künstlerische Iahresendveranstaltung bedankt. Zwischendurch richtete Dauwart Korb herzlich« Dankes und Gliickwunschmorte an die erschienenen Hörer. Ein glück verheißender Jahresbeginn mit der Dresdner Philharmonie! Felix von Lepel. „Froher Jahresabschluß im Gewerbehause", das war eine gediegene, feine Silvesterseier, die zwischen allzu ausgelassener und ernster Art die mittlere Wage hielt. Mit einem rein instru mentalen Programm der Salonkapelle Elber begann der „Fahrplan" in das neue Jahr. Von 21.15 bis 23.00 gab es dann „Knallerbsen für 1939" in Gestalt von heiteren Vorträgen be kannter Staatstheater-Künstler, die Horst Bogislaw von Smelding alle mit Laune ankündigte. Erich Ponto sprach tn seiner geistvoll pointierenden Art u. a. Buschs „Enthaltsam keit" und vereinte sich mit Alice Verden zu einer Christian Morgenstern-Szene vom tiefen Sinn des Schweigens, bei der die Verden alle Register ihrer glänzenden Dorstellungskunst spielen lassen konnte. Die Kammersänger Sch eilen berg und Kre mer, begleitet von Rolf Schroedcr, dem Unermüdlichen, sanaen vortrefflich von Richard und Johann Strauß, von Rossini und Moussoraskn, so daß Kunstfreunde sehr auf ihre Rechnung kamen und sich eiaentlich etwas wunderten, daß das große Publikum zwar guten Beifall spendete, aber nicht in dem gleichen fanatischen Grade, wie ihn die Solotänzer Hilde Schlieben und Gino Nevnack für ihre tänzerischen Gaben einheimsten. Soll man das Bnblikum tadeln oder es in der Silvesternacht dach nickt zu ernst nehmen? Mit Scklaaerliedern hatten dann Kammersängerin Elairfried und die junge Fee von ReichlIn wieder leichteren guten Erfolg. Sehr cha- rakterestisch sprach weiter Bogislaw v. Smelding dle trotz ihrer Lünne sehr ergötzliche Presbersche Geschichte von dem „gelben Köfferchen". Dann trat in dem fein pünktlich einae« haltens» „Fahrplan" der „Tanz ins neue Jahr" in seine Rechte, während dem noch die Tänzer des Centraltheaters Mia Bad und Hans Hansen mit Einlagen vorgesehen waren. Dr. Kurt Kreiser. „Eine Weihnachlsmärckenstunde" veranstaltete die Dresd ner Svreckkünstlerin Ada Maurice mit vorzüalichem Gelin gen. Sie hatte sich einer Reihe musikalischer Künstler zur Mit wirkung versichert, so daß die Folge sehr abwechslungsreich ge staltet werden konnte. Man hörte u. a. in wundervollem Ter- zettgesanq der Sopranistin Johanna Hering, der Mezzo sopranistin Lilo Schmiegel und der Altistin Käte Heine» Mitzschke weihnachtliche Stücke der Dresdner Komponistin Natalie v. Z i e g l e r. die selbst Ihre melodiesckönen, stimmunas- vollen Stücke am Flügel begleitete. Auck Einzel- und Zwie- gesänge (von Ebel und Avsa) warben in der gleichen, schönen Stimmungslinie. Ada Maurice als sein nackaestaltende Svre- cherin holte sich gleiche Erfolge mit dem Vortrag wertvoller Stücke u. a. von Matthias Claudius, C. F. Meyer. Timmer- manns, Wildenbruch, Holz, Jindeisen. Dr. Kurt Kreiser. Wer vcrsSgt wer de» VedienunMuschlag? Ein Bezirksfürsorgeverband machte gegen einen Kellner Ersatzforderungen aus früheren FUrsorgeaujwendungen geltend. Da der Kellner nicht zahlte, wurde dem ihn beschäftigenden Gastwivt «in Psändungs- und Ueberweisungsbeschluh zugestellt, um durch Lohnpfändung den geschuldeten Betrag einzutreiben. Der Gastwirt glaubte aber nach der Lohnzahlungsbestimmung der Tarifordnung nicht in der Lage zu sein, der auferlegten Ver pflichtung zur Einbehaltung und Abführung des gepfändeten Lohntciles nachzukommen; denn, so meinte er, der Lohn des Kellners, d. h. der aus 10 Prozent des Umsatzes bestehende Be dienungszuschlag verbliebe ja in den Händen des Kellners, der ihm davon nur den Betrag für die gesetzlichen Lohnabzüge aus- händige. Das Reichsarbeitsgericht, das sich schließlich mit dieser Streitfrage zu beschäftigen hatte, nahm einen grundsätzlich ande- ren Standpunkt ein. In der Begründung zum Urteil vom 7. September 1938 — RAG. 39/38 — führt es u. a. aus, daß der Gast rechtlich nicht den Kellner mit den; Bedienungsaufschlag entlohn«, sondern er zahle ihn vielmehr an den durch den Kell ner vertretenen Wirt. Der Wirt habe also ein Forderungsrecht auf Aushändigung des Bedienungsgeldes. Diese Verpflichtung bestehe gleichwohl für das in diesem Falle vorliegende Servier system. Auch wenn im vorliegenden Falle eine bestimmte Form der Verrechnung im Tarifvertrag bindend vorgeschricken sei, müsse die Rechtswirksamkett des Tarifvertrages oder der Tarif ordnung gegenüber einer Beschlagnahme des Lohnes angesichts der Vorschrift des Par. 392 BGB., also einer dem übrigen Siecht vorgehenden reichsrechtlichen Bestimmung, zurücktreten. Infolge der Beschlagnahme der Lohnforderung oes Kellners werde so nach der Gastwirt wieder in den Stand gesetzt, zur Erfüllung des Pfändungs- und Ueberweisungsbeschlusses als Drittschuldner seinen Anspruch auf Herausgabe des Bedienungsgeldes geltend zu machen. Zig«» wird Syerettenkomponlst Der Figaro von Stara Kanjisa, einem Städtchen in Nord« sugoslavlen, der Friseurmeister Joseph Spang, war mit seinem Beruf unzufrieden. Er fühlte sich zu höheren Dingen berufen, als Leuten die Haar« zu schneiden und dos Gesicht glatt zu rasieren. Und als eine wandernde Theatertruppe in das Städt chen kam, schloß er sich ihr als wandernder Mime an. In der freien Zeit schrieb er auch ein Theaterstück, das die Truppe mit Erfolg in einigen Orten aufführte. Dieser Erfolg spornt« ihn zu neuen Taten an. und nunmehr komponierte er eine Operette, die er der „Bcttlerbajazzo" benannt«. DI« Operette wurde am ersten Weihnachtstag in seiner Heimatstadt mit Erfolg urauf« geführt.