Volltext Seite (XML)
Weihnacht inr heimatlichen Volkstum Unser sächsisches Erzgebirge, das dürfen wir wohl sagen, Ist die große Werkstatt und Rüstkammer für die deutsche Weihnacht. Unser sächsisches Vogtland, so wissen wir, ist das große Instrumentenlager für unser singendes und klingendes Fest des Deutschtums. Vom Erzgebirge und vom Vogtland aus strahlen wethnachtltä-e Wärme und weihnachtlicher Zauber in die großen Städte, nach allen Teilen unserer sächsischen Heimat und darüber hinaus in alle Kaue und zu allen Stämmen unse res Volkes. Gestern begegnete ich dieser Wärme und diesem Zauber im abendlick)en Glanz der Reichshauptstadt. Da standen sie In einem Weihuachtsladen, die kleinen hölzernen Männ lein und Weiblein, die Schäfchen und die Pferdchen, die Hunde und die Kühe, der „Hannelsmaa" und das „Holzwetbl", die Bergleute. Räuchermänner und Nußknacker aus dem Erz gebirge; da hingen sie, die Fiedeln und die Hörner, die Po- saunen und die Harmonikas aus dem Vogtlande. Da stand eine kleine geschnitzte Kllnstlerschar mit ihren zierlichen Instru menten beieinander, als wollten sie die Lieder der Weihnacht austimmen, mitten im Hasten und Treiben der riesigen Stadt, lm brausenden Leben von Berli» Die Menschen blieben stehen, die Eilenden wurden bedächtig, die Ernsten begannen zu lächeln und die Lauten wurden still. Sie lauschten — die Stimmen der Weihnacht klangen zu ihnen, Stimmen der Weih nacht aus dem Erzgebirge, aus dem Vogtland. Auch in mir wurde es still und feierlich — die Erkenntnis Kain auf: die weihnachtlichen Schnißercicn und kunstvollen Basteleien unserer Erzgebirger, die Geigen und Harmonikas unserer Vogtländer, verschönern und verliefen dem deutschen Volke sein großes Weihnachtsfest. Das heimatliche Spielzeug, in dem soviel Liebe lebt, erfreut deutsche Kiuderherzen und läßt sie im Innersten die Größe, Schönheit und Eigenart deut scher Weihnacht empfinden. Dieses Weihnachtsschassen ist ni-G nach Preisen und Münzen zu werten, es ist der große säch sische Beitrag zu den Sitten und Bräuchen, zu den Symbolen und Deutungen der deutschen Weihnacht. Nein, nein, unsere Weihnacht hat nicht ihre Wärme, ihren Zauber, ihr Helles Licht verloren; kann das nie verlieren, solange es von so vielen schlichten Menschen, die es in ihrem heimatlichen Kreis hegen und von dort ausstrahlen, Jahr für Jahr angezündet wird. Heute wie einst strahlen glückliche Kinderaugen und Klopsen frohe Kinderherzen unter dem deut schen Weihnachtsbaum; heute wie einst läßt das Wunder der Weihnacht unser« Seelen aufblühen. Wir aber wollen stolz und glücklich sein, daß in unserer Heimat gleichsam die feinsten Kerzen zum Hellen, lichten Feste der Liebe und des deutschen Volkstums augczüudet werden. Weihnachtliche Kerzen aus dem Sachsenland, die iiber unser ganzes Volk strahlen und cs immer aufs neue mit der Wärme und dem Zauber seiner deutschen Weihnacht umfangen. Hans Großer. „Ja, sa.. dos kaiserlich österreichische Erbübel!" brummt« Hösly nachdenklich, „der ewige Papierkrieg, die unzähligen Kommissionen, Kanzleien, unerledigte» Eingaben, Kundmachun gen ... die Hofburg war deine schmerzlichste Enttäuschung, sonst hättest du wohl kaum den Gang nach Paris gemacht..." „Der Gang zum französische» Kriegsministerium, von dem du sprichst, ivar fast ein Schritt der Verzweiflung Ich war zweimal in England. Meine erlte Modellvorsührung vor Kö nigin Viktoria und Prinz Albrrl mißlang infolge eines tech nischen Mißgeschicks — unter dem scharfkantigen Kiel der kö niglichen Jacht war die Führungslinie des Modcllbraudtauchers gerissen. Das mühsam, mit geborgtem Gelde erbaute Boot versank. In dieser unbeschreiblichen Notlage erschien mir das Angebot des französischen Botschafters in London als ret tender Ausweg. In Paris aber zogen sich die Verhandlun gen in die endlose Länge. Ich war ein ahnungsloser, im Wirt schaftlichen immer noch unerfahrener Mensch, der an den Sieg des Guten in der Welt glaubte... Aber als ich heraussnnd, daß man versuchte, mich um die Früchte meiner Lebensarbeit zu begaunern, als man sich in Paris nicht einmal scheute, mein Models samt Zcichnuugeu zu stehlen, und als das mißlang, cs heimlich In meiner Abwesenheit anszubrechen.... da packte mich die bayrische Wut..." Bauer hatte unwillkürlich beide Fünfte geballt, doch er fand seine Selbstbeherrschung rasch wieder und brach das Ge spräch ab. Mit seinem Werkmeister war er in der Werkhalle angekommen, in der das nahezu fertige Tauchboot stand, das am nächsten Tage seine große Probefahrt von St. Peters burg nach Kronstadt wagen sollte. Die beiden Männer prüften nun Stück für Stück den unheimlich aussehcnden „Brand taucher", der 16 Meter lang, -1 Meter hoch und TM Meter breit war. Die Probe in einem künstlich angelegten Wasser becken hatte es bereits acht Tage zuvor glänzend bestanden. Großfürst Konstantln, der bei jenem Vorversuch mit dem Ma- riueministcrium zugegen war, batte anläßlich des Versuchs Bauer die Hand geschüttelt und ihm gesagt: „Wenn Ihre Fahrt von Petersburg nach Kronstadt gelingt, dann sind Sie der erste Der erste Tauchbsotosfizier -er Welt Von Otts Uv-ach Wilhelm Bauer, der mit dem „Vrandtaucher" — dem ersten Unterseeboot — in Kiel am 1. Februar 185,1 die erste Tauchfahrt und am 28. Mat 1886 tn Kron stadt (Rußland) mit einem anderen Tauchboot die zweite unternahm, wurde (vor 118 Jahren) am 23. Dezember 1823, in Dtllingcn geboren und starb am 18. Juni 1876 in München. Die St. Petersburger Maisonnc des Jahres 1886 fiel schräg in die Werkstätten der Werft des Herzogs von Leuchten burg. Ihr mattes Licht ließ die Blässe des durch viele arbeits reiche Tage uud durchwachte Nächte schmal uud hohlwangig ge wordenen Gesichtes eines Mannes, der unruhig von Werktisch zu Werktisch ging, noch mehr hervortrctcn. Wilhelm Dauer — so hieß der 33jährige, aus Dftlingcn an der Donau stammende Mann — prüfte überall das Material, vergewisserte sich, ob die Maße stimmten und überwachte den Fortgang der Arbeiten. Er schien mit dem Geleisteten unzufrieden zu sein. Seit einem Jahre täglich der gleiche, nervenaufreibende Aer- ger: Verspätete Lieferungen, verfälschtes oder versehentlich ver tauschtes Material, Unzuverlässigkeit und Unbotmäßigkeil der russischen Arbeiter und Handwerker, Schikane von seilen der Behörden und — immer und immer wieder — böswillige Sa botagehandlungen. Beschwerden? Sie nüßten wenig! Ent weder gelangten sie erst nach langem, langem Instanzenwege an die richtige Stelle, wenn sie nicht in einer der unzähligen Kanzleien liegen blieben und verstaubten, oder sie erreichten dos gcnane Gegenteil. Offeusich'lich hatte der deutsche Er finder mächtige Gegner. Zwar der kaiserliche Großadmiral Großfürst Konstantin förderte das im Entstehen begriffene Merk nach Kräften, aber er ivar nicht allmächtig. Unter den Widersachern befand sich der Bruder des Zaren. Wiederholt hatten die Feinde versucht, Wilhelm Bauer als Hochverräter und Anarchisten zu verdächtigen. Einmal hatte Großfürst Kon stantin persönlich cingrcisen müssen, am seinen Schützling, den er unter militärischem Geleit Im Schlitten von Berlin nach St. Petersburg geholt hatte, vor ärgsten Belästigungen und schlimmsten Unannclnnlichkcltcn zu bewahren. Wer weiß, ob »r nicht ohne diese Hilfe längst nach Sibirien abgeschobcn wor den wäre! Werkmeister Hösly, den Bauer mit der Leitung des Bootsbaues beauktragt hatte, kam aus einem Scitenraum mit einer Zeichnung Bereitwillig gab ihm Bauer dir gewüuschtcn Auskünfte. Er schätzte den klugen, hinter Zeichentisch und Schraubstock ergrauten, umsichtigen Bauleiter hoch. Wie hätte er ohne dessen Hilfe das schwierige Werk überhaupt überneh men können? Indes, der junge Erfinder war mit Hösly noch durch andere Bande eng verbunden: Seit einigen Monaten war er mit dessen anmutiger Tochter Sophie verlobt. Nach der Auskunft rollte der Werkmeister die Zeichnung vorsichtig zusammen. „Schade, schade", meinte er kopfschüt telnd. „daß diese herrliche Erfindung nicht unserem Vaterlande zugute kommt". „Du hast recht, Vater Hösly", entgegnete thm Bauer schmerzlich bewegt. „Gatt möge verhüten, daß dermaleinst unsere Landsleute Steine ans unser Andenken werfen. Weiß der Himmel, ich hab' alles versucht, die deutschen Fürsten und ihre Minister für das Tauchboot zu erwärmen. Mein Weg war unbeschreiblich mühevoll". „Bist d» eigentlich erst damals in Kiel, im Kriege gegen Dänemark, aus den Gedanken gekommen?" „Nein, nein!" Bauer lächelte ein wenig. „Ich bin von Jugend auf ein leidenschaftlicher Bastler gewesen. Hätte nicht mein Vater, dieser bärbeißige, aber freilich brave Wachtmeister bei der königlichen Leibgarde, der keinen Widerspruch vertrug, verlangt, ich sollte Soldat werden, so märe ich heute mahl ein geschickter Drcchslermcistcr in München. Meins Ausbildung als Drechslcrlehrllng hatte ich ja schon beinahe beendet... Aber es ist alles Bestimmung." Die Vorsehung wußte es besser als ich, weshalb ich 18-lst, als 27jähriger Unteroffizier der 16. Feldbattcrle Stieglitz des bayrischen Hilfskorps unter dem wackere» General von der Tann zu den Küstcnbatlericn von Eckernförde befohlen wurde. In Kiel beschäftigte mich der Gedanke, die Fesseln der dänischen Blockade zu sprengen. Del Schlossermeistcr Spielberg in Kiel konnte ich zusammen mit zwei Kameraden, dem grobehrlichen Schmied Thomsen und dem musikliebenden Schiffszimmcrmann Witt dos Modell zum „B r a n d t a u ch e r" Herstellen. Es war 76 Zentimeter lang. 28,6 Zentimeter hoch, 18,2 Zentimeter breit. Als Triebwerk war ein Uhrwerk eingebaut. Das Boot tauchte, blieb fünf Minuten unter Wasser und kam prompt wieder an die Ober fläche. Offiziere und Soldaten sammelten für meine Erfin dung. Ich ging daran, beim Eisengießer Karl Holler in Rends burg ein Tauchboot für 36 666 Taler zu bauen. Professor Karstens in Kiel unterstützte mich in meinen Berechnungen. In der Werft von Schwefsel und Howald tn Kiel wurde das Werk vollendet." „Wie war es aber geschehen", fragte Hösly. langsam und bedächtig nach den richtigen Worten tastend, die Wilhelm Bauer nicht verletzen könnten, „wie war es möglich, daß dein Tauch boot absachte... Ihr drei, du, Witt und Thomsen seid doch nur durch ein Wunder vom Meeresgründe gerettet?" „Ach ja!" seufzte Bauer tief. „Immer das gleiche Liedl An Lob und Anerkennung fehlte es nie, aber die versproche ne» Beihilfen blieben aus. Unser armer Seeteufel — der Vrandtaucher — mußte übereilt und aus schlechtem Material hergcstellt werden. Seine erste Ausfahrt am 18. Dezember 1880 verlief glänzend — die Dänen nahmen für immer Reiß aus. Dann kam der dunkle Tag, der 1. Februar 1881". Hösly mußte seinen Schwiegersohn auf andere Gedanken bringen. „Vielleicht hätte dir der Max doch geholfen!" „Unser gnädiger Landesherr. König Mar. kl." — Bauer sprach jedes Wort wie in einer Art besonderer liebender Ver ehrung aus — „hatte die Güte, mich gnädig zu empfangen und freundlich aufzumuntern... Aber unser liebes Bayern ist nun einmal — leider — kein Seestaat... Vom Bodensce- hafen Lindau abgesehen", fügte er ein bißchen ausgcheitcrt hinzu. „Uud in unserer Seestadt Linda» bin ich als bettel armer, tölpelhafter Depp dann noch zwei Geschäftsjuden ins Garn gegangen, die mit meiner Erfindung hausieren gingen.." „Vielleicht hätte Kaiser Franz Joseph ..." „Hab' alles versuchtl In Triest verhandelte ich mit dem Generaldirektor des österreichischen Lloyd Freiherrn von Bruck. Was hat der Mann alles >n Aussicht gestellt! Am 11. März 1882 kam Kaiser Franz Joseph gelegentlich eines Ans' enthalte» >» Triest zu mir. ließ sich mein Modell zeigen und versprach mir in seiner Begeisterung goldene Berge. Er er teilte mir den Auftrag, ein Tauchboot von 13 Vieler Länge, 4 Meter Tiefe und 3,86 Meter Breite zu bauen. Ei» Millionär wär' ich geworden, wenn..." Tauchbootoffizier der ganzen Welt! Das Patent zum kaiser lichen Marineingenieur im Range eines Majors ist Ihnen ge wiß!" Der 28. Mai 1886 war Wilhelm Bauers größter Tag: Eine ungeheure Volksmenge hatte sich am Hofen eingefunden. Der Zar, seine Minister und Ratgeber, alle Würdenträger des Za renreiches begleiteten aus festlich geschmückten Jachten die Aus fahrt des Brandtauchers, der unzählige Male unter Wasser ging, wieder an die Oberfläche kam, manövrierte, wieder tauchte, die kühnsten Erwartungen weit überbot und endlich nach 17stündiger Fahrt in Kronstadt eintras, wo Bauer und Hösly mit ungeheurem Jubel übrlcküttet wurden. Großfürst Konstantin ivar der erste, der aus den einstigen Drechslerlchr- ling und bayrischen Unteroffizier zutrat ' Er überbrachte mit den Glückwünschen des Zaren und mit den eigenen Dankes- worten herzlichster Anerkennung dem „ersten Tauch st o o t o f f i z i e r der ganzen Welt" die vom Zaren un terzeichnete Ernennung zum kaiserlichen Marinein « gcnieur im Range eines Majors. Der Millionär auf der Herleninsel Lin Tag -ei Mikimots — was noch kein Europäer sah Die Stadt heißt Toba. Sie ist nicht übermäßig groß, und sie birgt viel Altjapanijchcs. Ihr gegenüber liegt, eine Viertel stunde mit dem Motorboot entfernt, die Insel Toba im Meer. Sie ist Privatbesilz des steinreichen, steinalten Herrn Mitimoto. Man sagt, er sei der Krösus von Japan, der Rocteseller gewisser maßen. Er ist zweiundachtzig Jahre alt. Er hat silberweißes Haar, und Uber seinem zersurchten Gesicht liegt das stille, weise Lächeln dessen, sür den das Leben, in dem er sich zur Spitze durch- kämpsen mußte, eine gläserne Durchsichtigkeit hat. Tag um Tag, und das Wetter ist ihm gleichgültig dabel, spaziert er zu Fuß die immer gleist)« Strecke von zehn Kilometer rund nm seine Insel. Das tut er nicht aus Rekordsucht, wie Rocteseller Golf spielte, weil er hundert Jahre alt werden wollte. Es macht ihm Spaß. Da marschiert er aus den gepflegten Wegen unter Palmen dahin, den Kimono lose um den Körper gezogen uud. im merkwürdigen Gegensatz dazu, eine großstädtische Börseuglocke aus dem Kopf, mit hölzernen Sandalen, wie die Leute an der Küste sie alle tra gen, und mit dem Spazicrstock in der Hand. Mit stinken, dunk len Augen steht er zu, wie die jungen Taucherinnen vor der Küste lautlos unter Wasser gehen und mit kleinen Schreien wie der herauskommen. Und an der Stelle, wo man den Blick hin über zur Stadt hat auf das venezianische Gewimmel ihrer schlan ken, spitzjchnäbeligen Boote, bleibt er wohl eine Weile versonnen stehen. Mikimoto ist Multimillionär und vielleicht sogar Milliar där. So genau wird man das nie erfahren. Er legt keinen Wert auf öffentlichen Ruhm oder auf viele Bekanntschaften. Er leitet seine Pcrlenzucht, geht jeden Tag die besagten zehn Kilo meter, erledigt die umfangreiche Korrespondenz mit seinem Han delsapparat und den prominentesten Juwelieren der Welt und liest Zeitungen. Es ist schwer und fast unmöglich, an ihn heran zukommen. Um so überraschender und ehrenvoller war es, daß er die HJ.-Fiihrer — mit der ganzen herzlichen Freude des „graust ölst man" an der Jugend der befreundeten Ration — sür einen Tag auf die Insel einlud. Mikimoto läßt die Perlen nicht, wie man cs romantisch ver muten würde, zwischen aufgerisscnen Haifischrachcn von den Ko rallenriffen in der Tiefsce pflücken; er versenkt junge Muscheln in seichtem, ruhigem Wasser rund um die Insel uud läßt sie viele Jahre wachsen. Dann werden sie hcrausgeholt. Dreißig bis fünfzig Meter von der Küste entfernt schwimmen die jungen Taucherinnen, mit nichts wie einem weißen Tuch angetan, rund um ihre hölzernen Kübel. Plötzlich verschwinden sie, bleiben minutenlang unter Master, und wenn sic nach oben kommen, werfen sie di« Muschel, in der die Perle ist, ungeöffnet in den sachte schaukelnden Bottich. Wir wären, sagte Mikimoto — und es war eine große Ehre sür uns —, die ersten Europäer, die das Jmpsen der Perlen zu sehen bekämen. Das hätte er noch niemandem gezeigt. Dieses Jmpsen scheint sein Geheimnis oder gar seine Erfindung zu sein. Es ist vermutlich da« Werkgeheimnis seines sich »och immer ver mehrenden Reichtum«. Wir waren unsererseits im Umgang nut derlei Kostbarkeiten zu unbewandert, um das Besondere dieicr geheiligten Prozedur zu erkennen. Die Muscheln werden an be stimmter Stelle mit einem schmalen Mester geritzt. Das ist alles. Es geht blitzschnell. Wir kamen nicht einmal dahinter, ob ein Serum dabei verwendet wird oder nicht. Später besichtigten wir Mikimotos elegantes, beinahe europäisch gebautes Haus. Er vor- teilte Angelruten an uns, damit wir uns vor dem Esten noch ein wenig Bewegung schassten, und führte uns an einen Bassin, in dem es von Goldfischen wimmelte. Die Goldsisst-e waren hier etwa so groß wie Heringe bei uns. Der Angelsport verlangte weiter kein Training. Infolge des Gewimmels von Fischen brauchte man nur die Schnur irgendwo ins Wasser zu halten, dann biß schon einer an. Es war «in unbeschwertes, heiteres Vergnügen im Luxusgarten eine« vermögenden Mannes. — Da» seltsamste Muschelessen In der Küche wüiden zu unserer Ehre europcnzcye Speise« bereitet. Es gab Koteletts, llnd zum Nachtisch sollten wir noch Muscheln essen. Wir wollten aber nicht. Wir gaben vor, satt uud auch geschmacksmäßig gar nicht so versessen aus Muscheln zu sein. In Wirklichkeit waren wir uns nicht genau darüber klar, wie man die Dinger gesellschaftsfähig öjsnet und sachgerecht zu sich nimmt, ohne den Anstoß eines Mannes zu erregen, der im merhin als Muschelspczialijt gelten dars. Doch unser Widerstand nützte nichts. Mikimoto bestand mit Energie daraus, daß wir Muscheln äßen. Hätten wir cs dennoch nicht getan, so wären wir später mit dem tScsühl weggegangeu, eine großmütige Gast, sreuudschast verletzt zu haben. Wir aßen. Als die ersten unter uns ihre Muschel geöffnet hatten, rollte ihnen iiber das Messer hinweg — eine kostbare Perle aus den Teller. Mitimoto strahlte vor Vergnügen. Dav war sein Hast- gcschenk. Wir konnten ihm versichern, daß wir nie mehr im Leben mit solchem hervorragenden Appetit Muscheln essen wür den wie bei ihm. Von der Wand des Zimmers hing eine breit« Papierrolle. Während wir noch aßen, riß Mikimoto je einen Vogen davon ab und schrieb mit dem Pinsel eine herzliche Wid mung in japanischen Buchstaben daraus und darunter seinen Na men. Mit dem Empfinden, vermögende Leute zu sein, setzten wtr zur Stadt Toba über. Mikimoto stand am Strand, den Kimono umgelegt und de» schwarzen Vörsenhelm aus dem Kops und sah uns lange nach. Meisterfilm „Pour le merite" Festlich« Uraufführung in Anwesenheit des Führers In Anwesenheit des Obersten Befehlshabers der Wehr macht. des Führers und Reichskanzlers, und zahlreicher Vertre ter aus Staat, Partei und Wehrmacht, vornehmlich der Lust- wasse, kam am Donnerstagabend in dem Berliner Ufa iftalast am Zoo der neue Karl-Nitter-Großfilm der Usa „Pour le merite" zur Uraufführung. Das Werk Hal in einer des großen Themas würdigen Epielhandlung die letzten 20 Jahre der deutschen Fliegerei, vom letzten Kricgsjahr iiber den Zusammenbruch bis zur Wiederauferstehung der ruhmreichen deutschen Wehrmacht und der stolzen deutschen Luftwaffe, zum Inhalt. Träger der Handlung sind Männer der Front, erfüllt von echtem Flicgergcist. einer grenzenlosen, von allem Hurra patriotismus freien Vaterlandsliebe und einem durch nichts zu erschütternden Glauben an Deutschland. Die neue Meisterschöp fung Karl Ritters wurde mit Stürmen des Beifalls ausgenommen. Kurz nach 2l Uhr Iras der Führer, begleitet von General major Bodenschatz sowie seinem persönlichen und mililäriscken Adjutanten, im Theater ein, von den Anwesenden mit begeister ten Kundgebungen empfangen. Der Führer nahm zwischen dem Schöpfer des Films, dem Regisseur Karl Ritter, und Staatssekre- tär Hanke Platz. Dann rollte das gewaltige Heldenlied der deulschen Fliegerei ab. Schon während der herrlichen Ausnah men von den Luftkämpsen gegen eine erdrückende feindliche Uebermachl, bei den erschütternden Szenen aus der Zeit des Niederganges, des an bitteren Enttäuschungen überreichen Kamp fes gegen den Schandsriedensvertrag und seine entehrenden Be stimmungen und endlich bei dem opscr- und mühevollen Wieder aufstieg aus den kleinsten Anfängen setzten die Kundgebungen ein, um nach dem grandiosen Ausklang des stolzen Wiederauf stieges unter den siegreichen Fahnen des Nationalsozialismus bisher nicht erlebte Ausmaße anzunehmen. Immer und immer wieder dankten die Besucher begeistert lind erschüttert dem Snielleiter dieses Meisterwerkes, Karl Rit ter, und den Hauptdarstellern. Zugleich aber galt ihr Dank dem anwesenden Schöpfer der neuen deulschen Wehrmacht, ihrem Obersten Befehlshaber Adolf Hitler. Die Kundgebungen wie derholten und verstärkten sich, als der Führer Karl Ritter zu diesem großen Wurf, dem bis herbe st enFilm derZeit- geschichte, beglückwünschte.