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II8A L8l LLLLLSL^NN r^I^LL weil der Fernsprecher lautete, sprach der Radiosritze gerade itber Baudenkmäler oder ähnliche» Zeng." „Sie haben Telephon?" Statt seder Antwort wies die Frau auf ein kleine« Wandtischchen, das den Apparat trug. „Können Sie sich erinnern, um welche Zeit der Anruf ersolgte?" Kenan weiß ich es nicht, aber es muh um halb nenn gewesen sein — mir ist so als hätte Ich nach der Uhr ge sehen, aber mit Bestimmtheit kann ich es nicht sagen." „Wer rief Eie an?" „Mein Mann. Er Ist immer sehr besorgt. Ueberhaupt «In guter Mensch. Er kragte, wie es im Geschäft gegangen wäre, und ob alles geklappt hätte. Die Krankheit seiner Mutter — da sei das Schlimmste schon vorüber, und man brauche sich keine Sorgen mehr zu machen. In vierzehn Tagen werde sie wohl wieder auf den Beinen sein. Ja, und mitten drin da ging der Lärm los." „Ich bitte Sie. seht sehr genau zu berichten." Cie nickte, Für einen kurzen Augenblick zog sie die Stirn kraus und die Lippen hoch, als denke sie angestrengt nach, dann plätscherte ihre Rede unaufhörlich weiter. „Also: ,mit einem Male hörte ich über mir eine laute Stimme. Nanu, dachte ich. seit wann redet der Brau« Müller zu sich selbst, und wenn er immer noch da ist, werden sein« freunde aber schön lange auf ihn warten müssen." Tamm unterbrach sie. -Sie erkannten genau, daß es Herrn Braumiillers Stimme war?" Die Frau blickte ihn überrascht an. „Aber wenn er allein in der Wohnung war, kann doch kein anderer gesprochen haben!" „Nehmen Sie an. Herr Braumüller ist weggegangen, während Sie schliefen, und Sie haben nichts davon gemerkt — das war doch möglich?" „Freilich n>ar das möglich. Wenn Ich nicht im Laden bin, kann icy nicht hören, wer von oben kommt oder nach oben geht." „Denken Sie also einmal. Herr Braumüller ist weg gegangen. und ein anderer Mann kam inzwischen —" „Wie wollte der denn In die Wohnung? Wenn Herr Braumllller fortgeht, ist alles zugeschlossenl" „Nehmen Sie an, er kam doch hinein. Können Si« dann nicht die Stimme des anderen gehört haben und dach ten nur, es sei Braumüller?" Sie schüttelte zwar zweifelnd den Kopf, erklärte aber wahrheitsgemäß: „Na, wenn Sie'» durchaus so haben wollen — gesehen habe ich den nicht, der sprach, und durch di« Wände klingen alle Stimmen so hohl — es kann natürlich auch ein anderer Mensch gewesen sein." „Verstanden Sie, was gesprochen wurde?" „Nein. So dünn sind unsere Wände nun wieder nicht. Es ist ein ziemlich solides Haus Ich merkte nur. daß Herr Braumttller sehr aufgeregt sein musste — oder der andere, wenn Sie es wollen — und daß er schrie, als wenn er in Wut wäre. Dann antwortete jemand, aber dieser zweite sprach viel leiser. Auch aufgeregt, aber doch ruhiger. Das ging so ein paarmal hin und her, und dann war es eine kleine Weile still. Na also dachte ich, da haben sie sich wieder beruhigt. Dann knallte es " „Der Schuf,!" „Schuß?" Sie blickte uns plötzlich der Reihe nach auf geregt an. Erst jetzt schien ihr zum Bewußtsein zu kom men, daß sich da über ihrem Haupte ein Trauerspiel voll zogen hatte. „Das war geschoßen? Ich habe noch nie schießen gehört und kann nicht sagen, daß es ein Schuß war, aber mir kam es vor. als sei ein Buch zu Boden gefallen. Ich führte das Telephongespräch zu Ende, schaltete das Radio ab und ging ins Bett." ^Wenig". sagte Tamm, „sehr wenig — nicht einmal die Zeiten sind genau." „Noch viel weniger als Sie denken", entgegnete der Kommissar, „denn sie hat während der Zeit, als sie 5. Fortsetzung. Sie lächelte. „Ein sehr schlechtes Stück." Der Kommissar mischte sich kopfschüttelnd ein. „Das hier ist kein Mord, der sich gefühlsmäßig erklären ließe, Tamm — das ist die sehr überlegte Tat eine» Verstandes menschen. Ich glaube, daß für heute nichts mehr zu er reichen ist, und schlage vor, nach Hause zu gehen." Aber der Inspektor wollte noch die unter der Wohnung Braumiillers woanenden Leute vernehmen, und deshalb gingen wir alle hinunter. Es dauerte lange, bis uns ge öffnet wurde. Endlich erschien ängstlich und verstört eine ungefähr vierzigjährige Frau im Schlafrock und mit unordentlichem Haar. Sie fragte erst vorsichtig, wer draußen sei, und war sehr erschrocken, al» sie das Wort „Polizei" hörte, das Tamm ihr durch die geschlossen Tür zurief. Cie zitterte noch, nachdem sie uns eingelassen hatte und wir In einem einfachen, aber sauberen Wohnzimmer voller ver- lchnörkelter Möoel, Nippfiguren, künstlicher Sträuße und Vorhänge so gut es ging sämtlich Platz genommen hatten. Nein, ihr Mann fei nicht daheim berichtete sie, der wäre am Nachmittag zu seinen Eltern in eine» der Dörfer der Umgegend gefahren — keineswegs mit der Bahn, son dern mit dem Rade, da man spare, wo es möglich sei — Ihr Mann habe nämlich die Absicht, später einmal hier das Haus zu kaufen — das gehöre nicht Herrn Draumüller. das gehöre einem alten Herrn, der in Hamburg wohne, sie führ ten die Verwaltung — es sei eben etwas anderes, wenn man im eigenen wohne, wegen des Ladens könne man dann nie gekündigt werden — und da wäre die Mutter Ihre» Mannes ziemlich gefährlich erkrankt: er wollte sie be suchen — das muß man doch als Sohn — vor morgen nach mittag käme er nicht zurück. Was wir denn wollten, es sei doch seltsam, daß so spät in der Nacht noch die Behörde komme, sie habe ja schon längst einmal hernmgeschlafen — was denn da los wäre, das sei hier ein ruhiges, ordentliches Haus — niemals Klagen Endlich gelang e» Tamm, den Redefluß der braven, in ihrer Aufregung wasserfallartig daherschwätzenden Kolonial warenhändlerin einzudämmen. „Liebe Frau", sagte er mit lächelnder Vertraulichkeit, und ich mußte mich wundern, «le gut er den angemessenen Ton traf, „es ist da oben etwas geschehen, und Ihre Aussage kann sehr wichtig wer den... ich hoffe, Sie sind In der Lage, uns die Aufklärun gen zu geben, die wir brauchen. Haben Sie heute in der Vraumüllerschen Wohnung etwas Besonderes bemerkt — ich meine, vielleicht nicht gesehen — aber gehört... Cie müßten es doch eigentlich vernehmen, wenn über Ihnen laut gesprochen wird." Ein Aufleuchten der Erkenntnis lief über da» Gesicht der Frau. „Ach jo", erwiderte sie, „Sie meinen den Krach da oben? Na ja, ein bißchen toll wars ja, aber wir sind nicht kleinlich, so leicht beschweren wir uns nicht." Tamm freute sich. „Ich möchte der Reih« nach fragen", sagte er. „Wann kam denn Herr Braumllller heute nach Hause?" „Gegen halb sieben Uhr — wie jeden Tag. Er trat in den Laden, kaufte zehn Zigarren — die bessere Sorte, zu zwanzig Pfennig, die er immer nimmt — erkundigte sich, wie es mit der Mutter meines Mannes siebe, und ging nach oben. Ich habe noch gefragt, ob ich ihm Tee kochen solle, weil doch seine Frau verreist ist — aber er sagte, er fahre nach und werde bei seinen Freunden zu Abend essen." „Sahen Sie Ihn dann noch einmal?" „Nein. Gegen sieben, kurz bevor ich den Laden schloß, hörte ich ihn in den Keller hinuntergehen. Ich machte dann gleich Feierabend und setzte mich zum Abendbrot in die Stube — Rllhrei und Butterbrot und ein Glas Tee. das säuert nicht lange und Ist nahrhaft. Als ich gegessen hatte, stellte ich das Radio an. hörte die Stunde für die Haus frau und machte es mir auf dem Sofa bequem. Ich muß dabei ein bißchen «inaenickt lein, denn als ich aufmachte. Schnurriges Adolf »on Menzel, di« klein« Exzellenz, kam einmal nach Mecklenburg, wo «r Verwandt« besuchte. Bei dieser Ge legenheit traf «r auch mit «inem Schäfer zusammen. „Sagen Sie mal", wandte sich Menzel an den Graukopf, „womit beschäf tigen sich eigentlich Ihr« Gedanken, wenn Ei' so den ganzen lieben Tag dastehen und Schaf« hüten?" Der Schäfer guckte sich di« kleine Exzellenz «in« Weil« von unt«n bis oben an, dann meinte er mit einem kräftigen Spritzer von Boshaftigkeit: „Sagen Sir mal, find Sie denn wirklich so dumm, daß Sie beim Schafhüten auch noch was denken müssen?" „So lang t« lebe» kann" . .. Es war im Jahre 1868 In einer Stettiner Zeitung erschien di« Mitteilung, das unerbittlich« Geschick, das alle Menschen sterben läßt, habe nun auch Fritz Reuter den Lebenssaden abgeschnitten. Wie «in Lauffeuer lief di« Zeitungsmeldung um, »nd so erfuhr auch der Mundartdichter s«hr bald davon, daß man ihn, fälschlich so totgesagt hatte. Schon am nächsten Tage ging der Schriftleitung jener Zeitung «ine Berichtigung von Reuter» Hand zu. Eie hatt« folgenden Wortlaut: ,Zck — dod? Ick denk nich dran, Dat fällt mi gor nich in; Re, ne! So lang ick leben kann Will'ck nich begraben fin." Di« Schaell- »»« Radikal»»» Ein« Tage» beobachtet« Goethe, als er noch in Weimar Minister war, daß «in Referendarius wieder einmal mit Sporen an den Füßen zu den Sitzungen erschien. Goethe, der sehr auf Etikett« sah, nahm diesen wiederholten Verstoß mit besonderem Mißbehag«» Mr Notiz. Im ersten Augenblick wuht« Goethe freilich nicht, wie er dem Referendarlus ..durch di« Blume" da» Unpassend« z» Gemüt« führen solle. Schließlich, als man neu« Akten ben-ttgte, kam dem Minister ganz von selber der ZUfall M -iss«. „Herr R»f«k«ndariu»", ri«f Go«th«, „würden von dazumal Sie mal so freundlich lein und In die Registratur reiten. Ich brauch« nämlich die Akten 27.1" Das Gesicht der junren Herrn verfärbte sich knallrot bis in die Haarwurzeln Von da ab kam der Herr Referendarius nur noch untxlpornt. Weltschtzpsong in vier Tagen Als sich in Königsberg das Semester wieder mal seinem Ende zuneigte, ließ Kant bckantmachen, daß er in Kürze noch «inige weitere Vorträge bringen werde, und zwar über die Elemente seiner Urnebeltbeorie. „Wie viele Tage werden diese Vorträge noch in Anspruch nehmen?" wurde Kant von dem Univerfitätsdekan gefragt „Nun" entgegnete Kant, „ich werde montags mit der Weltschöpiung beginnen und denke am Don nerstag damit fertig zu sein." Die Hauptsache Bei Virchow hatten es die Kandidaten nicht leicht. Man mußte schon gut gesattelt sein, sonst machte Virchow kurzes Federlesen. Einmal zeigte Virchow einem Ausländer ein Prä parat. „Worum handelt es sich hier?" — „Um das Lebber", gibt der Kandidat zur Antwort. — „Str irren", erwidert Vir chow, „denn wir Deutsche sagen nicht Lebber, sondern Leber, und zweitens heißt es nicht das L«b«r, sondern di« Leber." — „Ls ist wohl zu entschuldigen", meint ringeschüchtrrt d«r Kan didat. „daß ich als Ausländer in der deutschen Sprach« nicht so firm bin." — „Es wäre weiter nicht schlimm. H«rr Kandidat, wenn Sie nicht die Hauptsache übersehen hätten." — „Welch« Hauptsache?", kragte erstaunt der Ausländer. — N"» -- sich nicht um dl« Leder, sondern um di« — Lung« handelt", ent gegnete Virchow. „Der Nächste, bitte!" D«r U»terschi«b Napoleon sucht« eine» Tages in der Bibliothek ein bestimm- te» Buch. Ausgerechnet jedoch stand do» Buch Im allerobersten Lach. D«r Kaller stellt« sich auf di« Zehenspitzen, doch auch lo Eben c>bne Urkunden und Formalitäten Dl« „Eheschmied«" von Gretna Green soll geschloffen werden. London. 26. Januar. Di« berühmt« Schmiede des schottischen Städtchens Gretna Green, wo bis auf den heutiqen Tag als Ueberbleibsel eines alt«n Gewoknheitsrechts geqen Zahlung von einem Pfund Ster ling ohne jede weitere Formalität Ehen aeichioiien iverden. wird demnächst als ..Eheschmiede" ihre Tore schließen und ihrer ur- sprünalickcen 2<estimmung wieder zugeiührl werden müllen. Ende 1935 hatte der Minister llir Schottland unter d«m Barsitz von Lord Morison einen Ausschuß eina«s«tzt mit der Aus gabe. das Problem der irregulären Eheschließungen. das den Behörden aus verschiedenen Gründen immer mehr zu V-aiien macht« zu untersuchen und Vorschläge llir eine Aenderuna die ses Zustandes zu machen. Heute ist der Bericht dieses Ausschus ses veröffentlicht worden. Er tchsüat di« Abschaffung der lrreau- lär-n Eheschließungen und die Einii hruna einer neuen Form der zivilen Ehe vor Gleichzeitig sollen außer der Kirche von Schott land einig« weiter« Kirchen das Recht erhallen. Ehen zu 'chlie- ßen und Aufgebote zu erlassen. Die unaliickielioe Unterschei dung zwischen regulären und irregulären Eheschiießunaen. so stellt der Ausschuß lest, ist auf den schottischen Rechtsgrundkatz zurück.zufiihren. daß für die Schließung einer Ehe lediglich dl« beiderseitige Zustimmung erforderlich ist. Hauptschriftleiter Georg Winkel. v-ra-lw-nUch NU Zetzelt VNdri: »«er, Miet«« t« tUranlwottUchtr ilUj-ise-I-Ile«: !!>««»»» ivletett» Demi »»« cs««»»,I« rP-U«e«e»»tz- »7. D. A. Xll 36- über 1200. - Z Zt. ist Preisliste Nr. 4 gültig. dle Vorgänge oben hörte, das Radio eingeichaltet und den Hörer des Fernsprechers in der Hand gehabt. Ihre Aussage ist vor Gericht nicht einen Psennig wert. Wie will sie beschwören, was von oben, was aus dem Laut sprecher nnd was aus dem Telephon kam? Drei Geräusch quellen zn gleicher Zeit! Es ist unmöglich, bei diesem Sach verhalt etwas Bestimmtes auszusagen." „Sie haben recht", entgegnete Tamm bedrückt, „ihr Zeugnis ist völlig wertlos. Wir gingen. Einen Augenblick lang standen wir noch im Flur. Tamm richtete «Ine Art Schlußwort an uns und bat jeden, sich der Polizei zur Versügnng zu halten, salts gebraucht werde. Dann folgte ein schweigendes Händeschütteln, und wir gingen auseinander. Das erste Wochenende, da, ich im Kreise lieber Käste aus meiner kleinen Besitzung hatte verbringen wollen, war furchtbar verlausen Lisa Harnoth schien immer noch schrecklich aufgeregt. Nachdem die anderen gegangen waren, standen wir beide allein auf der Straße, und es gatt unmöglich, daß ich sie jetzt mitten in der Nacht und in dem Zustande in dem sie sich befand, hätte ohne Begleitung nach Hanse gehen lassen. Schweigend schritten wir nebeneinander her. Ich halte ihr meinen Arm angeboten, und während wir gingen, fühlte ich wie wohl es Ihr tat. jetzt nich« allein zu sein. Sie sprach nicht, aver die Erregung war noch lange nicht au» ihr entschwunden Ich merkte es an drin krampf artigen Zittern, das von Zeit zn Zeit durch ihren schlan ken Körper ging, und sah es an den zusannuengehissenen Zähnen, wie sehr sie sich dazu zwingen mußte, rnhiger zu scheinen, als sie in Wirklichkeit war Meinen Wagen hatte sie abgelehnt, weit sie glaubte, durch den Marsch in der kühlen Nachtlust am schnellsten ihre Sicherheit znrückzufinden. Wir schritten ganz langsam dahin, und doch schien sie über die Schnelligkeit erschreckt, mit der wir plötzlich vor ihrer Wohnung standen. Sie blickte zu den dunklen Fenstern im dritten Clock hinaus und schauderte. Sie fürchtete sich Einen Augen- vlick schien es als wolle sie sich mit Macht znsammenreißen. dann jedoch vat sie leise und mit verstörter Stimme: „Ich kann nicht allein nach oben — ich würde diese Nacht nicht aushalten! Kommen Sie mit. sprechen Sie, erzählen Cie mir viel belangloses Zeug — damit es voriibergeht." Sie sah so erregt aus, daß ich mich fürchtete, sie allein zu lassen. Ein sehr starkes, nicht zurückzudämmendes Mit leid wallte in mir Hoch. Ich hätte alles tun mögen, ihr die gleichmäßige Ruhe zurückzugeben, die sonst der schönst« Teil ihres ausgeglichenen Wesens war. Ihre Schwester hatte den ganzen Abend wartend am dunklen Fenster gesessen und öffnete uns nun Si« war besorgt und ängstlich. Es überraschte sie. mich zu so sväter Stunde kommen zu sehen, und sie sah es unseren Gesichtern an, daß etwas Ernsthaftes geschehen sein mußte. Ich hatt« Lisa Harnoths Schwester vei einem Theaterball kennen gelernt. Sie war eine überaus stille, bescheidene und selbst- genügsameFrau, die man auf den ersten Blick leiden mochte. Das Wohnzimmer mit den Möbeln im Geschmack der neunziger Jahre, mamte einen netten und anheimelnden Eindruck. Ich hatte schon zu verschiedenen Malen hier ge sessen. Nun tat es doppelt wohl, nach den Ereignissen der letzten Stunden die sichere Geborgenheit dieser vier Wände um sich zu wissen. Die Schauspielerin sank in einen der alten, raten Plüschsessel und bedeckte gequält mit der Hand di« Augen. Ich wußte, daß sie nichts als Ruhe brauchte, und winkte der Schwester, die mich fragend anblickte Die Dame ging leise aus dem Zimmer. Gleich darauf hörte ich sie in der Küche arbejten. Als sie wiederkam und sriichen, sehr warmen Tee brachte, hatte Lisa soweit zu sich selbst gefunden, daß sie in der Lage war. zu lächeln Es war ein unfreier, ge drücktes und angstvoll verschüchtertes Lächeln — aber es war immerhin ein Zeichen seelischen lleverwindenwollens. Ich begann zu erzählen Leite und einschläfernd kamen die Worte mit denen ich der Schweiler die Keschehnille des . Abends schilderte, betont unpersönlich, unwichtig und wesen los. Eg sollte mit ihnen in dem jungen Mädchen ein Ab- stand gelegt werden zwilchen den schrecklichen Dingen und ihrem Anteil daran. Es gelang mir. Sie wurde freier, ruhiger, sicherer. Ich freute mich meines Erfolges. Gertrud Harnoth war so klug, nicht zu fragen. Ihre gütigen Augen betrachteten tröstend die Schweiler, und al» ich mich nach weit mehr als einer Stunde endlich verab schiedete, flüsterte sie mir ein leises: „Ich danke Ihnen!" zu. iFortletzuna kGm > konnte Napoleon nicht hinaufreichen. Da kam plötzlich d«r Adju tant herbeigeiprungen „Majestät, bemühen Eie sich nicht wei ter. Ich werd« das Buch berunt«rhol«n. denn ich bin ja größer als Lw Majestät." — „Größer find Si« als ich?" erwidert« Napoleon spöttisch. „Sie meinen wobl: länger!?"