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Sächsische Volkszeitung : 27.01.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193701275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19370127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19370127
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-01
- Tag 1937-01-27
-
Monat
1937-01
-
Jahr
1937
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.01.1937
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Verletzung des Soheitszclchens vor dem Hamburger Amtsgericht hatte sich der 40jährige Jude David Bornstein wegen Verletzung inländischer Hoheitszeichen zu verantworten. Wie die Veweisausnahme er gab, hatte der Angeklagte am Mittwoch des 12. August 1936 in Ochscnzoll seine Frau an den Postautobus gebracht. Während seine Frau schon im Wagen sah, und der Angeklagte noch drauhen stand, um sich mit ihr zu unterhalten, hob er plötzlich seinen Stock bis zur Brusthöhe und kratzte mit der Spitze an dem Hoheitszeichen des Postwagens. Da in der Abfahrt des Autobusses eine Verzögerung eintrat, setzte David Bornstcin fein Treiben nock einige Zeit fort. Aus diesem Treiben, das der Staatsanwalt als einen groben, beschimpfenden Unfug bezeich nete, folgerte das Gericht die Absicht, das Hoheitszeichen zu be schädigen. Das Urteil lautete aus Paragraph 135 StGB, auf fünf Wochen Gefängnis. Moskauer Wenn jemals bei der Betrachtung eines der zahlreichen Moskauer Echauprozesie zwei Gefühle miteinander in Widerstreit lagen, dann ist es bei der Justizkomödie der Fall, die leit drei Tagen vor dem Moskauer Militärgericht gegen Raoek-Sobelsohn, den früheren Autzenpolittker der „Jswestta", Eokolnikow, den ehemaligen Sowjetbotschafter in London und fünfzehn Mitangeklagte verhandelt wird. Man wird ein Gefühl der Erschütterung und des Abscheus nicht los, wenn man feststellt, wie sich auch diesmal die An geklagten gegenseitig belasten und mit einer geradezu schamlosen Bereitwilligkeit alle ihnen zur Last gelegten verbrechen eingestehen. Andererseits kann man sich des Lachens kaum erwehren, wenn man den Anklagevunkten bis in die Einzelheiten folgt. Ganz allgemein w rd den 17 Opfern der Stalinschen Justiz die Bildung terroristischer Gruppen vorgeworfen, die den Auftrag haben, Attentate gegen die kommunistischen Parteiführer und Negierungs mitglieder zu begehen und zugunsten ausländischer Mächte Spionage zu treiben. Die Anklagen beruhen auf nichts anderem als den erpreßten Geständnissen aus dem letzten Echauprozeß im August vorigen Jahres, der bekanntlich mit 18 Todesurteilen gegen Sinowjew, Kamenew und Ge nossen endete, und werden vermutlich wieder die Grundlage zu einem neuen Prozeß sein, der eines Tages, wenn es der unerforschliche Ratschluß Stalins will abrollen wird. Jetzt schon ist der mehrfach verhaftete und wieder freigelassene Bucharin schwer belastet und damit „reif" für die Führung einer neuen Opferserie. Mit welchen grotesken Mitteln die bolschewistische Anklagebehörde arbeitet, geht aus dem Ge ständnis Piatakows hervor, der den Stellvertreter des Führers und Reichskanzlers, Rudolf Heß, in Verbindung mit Trotzki bringt. Wenn der ehemalige Mitarbeiter des alten Revolutionärs behauptet hätte, Trotzki sei zum Ab schluß des faschistisch-trotzkistischen Bündnisses vor einem Jahr mit plombiertem Flugzeug von Norwegen nach Mün chen gekommen und vor dem Braunen Haus von einem Ehrensturm der SA. in Empfang genommen worden, dann wäre man kaum mehr erstaunt, als über die behauptete Existenz des Bündnisses selbst. Zweifelhaft ist nur, lvas die Moskauer Regisseure mit solchen Tricks, die in der ganzen Welt nur ein mitleidiges Kopfschütteln Hervorrufen, be zwecken. Soll vielleicht die sowjetrussische Oeffentlichkeit aus diese Weise über die absolute Verworfenheit des Trotzkis mus aufgeklärt werden? Dann könnte man darin nur einen weiteren Beweis für die fortschreitende Zersetzung in der kommunistischen Partei Sowjetrußlands sehen. Tat sächlich zeigt ja die Verkürzung der Zeitspanne, die zwischen den einzelnen Trotzkisten-Prozessen liegt, die wachsende Furcht der augenbl cklichen Machthaber in der UdSSR. Ist diese Furcht nicht grundlos, so kann die Ursache nur darin liegen, daß der Trotzkismus tatsächlich an Ausdeh nung gewinnt, und das wiederum dürfte auf die wachsende Unzufriedenheit nicht nur der breiten Volksmassen, sondern auch der eigentlichen Parteikreise zurückzuführen sein, wo osfensichtlich Kräfte am Werk sind, die im Stalinismus «ine Abweichung von der „reinen Lehre" Lenins erblicken. Je hohler und gefährdeter ein Machtfystem ist, desto wilder schlagt es um sich. Aus der Anwendung skrupellosester Ge waltmittel sind auch die Geständnisse zu erklären, die mit der Präzision eines Uhrwerkes von den Angeklagten abge legt werden. Radek, der noch während des Augustprozesses in einem flammenden Aufsatz den Tod der Sinowjew und Genossen verlangte, versichert heute bereitwillig dem Mili tärgericht: „Sie können mich verantwortlich machen für Terrorakte, die ich kannte und die ich nicht kannte." Ist das Angst oder ist es Zynismus? Jedenfalls sind alle diese Ge ständnisse so überraschend und unglaubwürdig, daß die Auslandspresse schon auf den Gedanken gekommen ist, sie seien durch die Anwendung narkotischer Mittel zustande ge kommen, die die Angeklagten zu willenlosen Werkzeugen in der Hand ihrer Richter machen. Auch dieser Prozeß wird trotz aller Selbstbezichtigungen der Angeklagten wie die vorherigen mit ihrem Tode enden. Schon jetzt hat die Propagandamaschine die Lawine der Massenversammlun gen ins Rollen gebracht, in denen nach einem vorher fest» gelegten und erprobten Plan das Blut der angeblichen Verschwörer gefordert wird. „Woche der Deutschen Schule" Sine Verfügung d«r bayerischen Regierung. . Das „Nachrichtenbüro deutscher Zeitungs verleger" meldet: „In der Zeit vom 23. bis 30. Januar wird auf Grund einer Verfügung der Regierung von Ober bayern eine Woche der Deutschen Schule abgehalten. Trägerin ist die Deutsche Schulgemeinde, die seit drei Jahren das Volksschulwesen betreut. Von Dienstag bis Freitag sollen die Schulzimmer dem Besuch der Eltern und Erziehungs berechtigten offen stehen. Sie haben Gelegenheit, dem Unter richt beizuwohnen und sich davon zu überzeugen, daß der Unterricht in Gemeinschaftsschulen keineswegs reltgionsfeindlich ist. Am 30. Januar erfolgt dann die Einschreibung der erst mals in die Schule eintretenden Schüler. Stadtschulrat Bauer wies in einer Pressekonferenz darauf hin, daß die Zahl der Einschreibungen für die Gemeinschaftsschule in Mün chen zu Beginn des laufenden Jahres bereits auf 65,11 Prozent gestiegen war. Diese Entwicklung werde bestimmt nicht stehen bleiben. Gelegentlich der bevorstehenden Schuleinschreibung würden die Eltern darüber belehrt werden, daß sie besser tun, ihre Kinder i» Gemeinschaftsschulen zu fchicken, an denen der Oie deutsche Antwort in der Freiwr'Nigensrage Ausreise- und Anwerbeverbot von der RelchSregierung bereits gesetzlich vorbereitet onv. Berlin, 2». Januar. Dl« Reichsrrgierung hat, wie bereits kurz berichtet, am Montag inittag de« hiesigen britischen Botschafter Sir Sri« Phipp» bi« brutsch« Rntwortnot« aus di« letzt« «ng- lifch« Not« in der Ar«iwillig«nsragt überreich«« lasten. Di« Rot« hat solg«nd«n Wortlaut: 1. Di« Drutsch« R«gi«rung hat mit Genugtuung davon Kenntnis genommen, daß nach Ansicht der König!. Britischen Regierung die hauptbeteiligten Mächte nunmehr über die Notwendig keit sofortiger Maßnahmen zur Verhinderung des Zustroms von Freiwilligen nach Spanien einig sind, und daß ferner auch grundsätzliches Einverständnis darüber besteht, daß dies« Maßnahmen von allen beteiligten Regierungen gleichzeitig getroffen werden, daß das Gesamtproblcm der indirekten For men der Einmischung in Spanien eine aktive Behandlung er fährt und ein wirksames Kontrollsystem eingeslihrt wird. Da mit würden die Voraussetzungen erfüllt sein, von denen die Deutsche Regierung in der Note vom 7. Januar ihre Bereit willigkeit zur Anordnung der von ihr zu treffenden Maß nahmen abhängig gemacht hat. 2. Unter diesen Umständen hat die Deutsche Negierung be reits ein Gesetz vorbereitet, das die Einreise von deutschen Staatsangehörigen nach Spanien zur Teilnahme am Bürgerkrieg, sowie die Anwerbung von Personen zu diesem Zweck unter Strafandrohung verbieten und ferner die notwendigen Verwaltungsmaßnahmen in Aussicht nehmen würde, um die Ausreise und Durchreise aller Personen zu ver hindern, die sich zur Teilnahme am Bürgerkrieg nach Spanien begeben «ollen. Es wird sich empfehlen, daß der Londoner Nichteinmischungsausschuh sofort dir Uebereinstimmung aller beteiligten Regierungen Uber den wesentlichen Inhalt der von ihnen zu treffenden Maßnahmen, Uber den Zeitpunkt ihrer In kraftsetzung sowie endlich Uber die Grundlinien des «inzusühren- den Kontrollsystems feststem. Sobald diese Feststellung erfolgt ist. wird di« Deutscke Reniern»''» unverzüglich »as Erforverlichr wegen der von ihr zu treffen den Maßnahmen veranlassen. 3. Was di« Durchführung der Kontrolle anlangt, so lico-m der Deutschen Regierung, und zwar zum Teil erst seit wenigen Tagen, eine Reihe von Entwürfen des londoner Ausschusses vor, deren Prüfung sie möglichst beschleunigen wird. Sie behält sich vor, durch ihren Vertreter dem Londoner Ausschuß das Er gebnis dieser Prüfung so bald als möglich mitzuteilen und da bei gegebenenfalls auch ergänzende Vorschläge zu machen. 4. Die Kgl. Britische Regierung hat sich bisher leider noch nicht zu dem in der Note vom 7. Januar gemachten Vorschlag der Deutschen Negierung geäußert, alle nichtspanischen Teilnehmer an den Kümpsen in Spanien einschließlich der politischen Agitatoren und Propagandisten aus Spanien zu ent fernen, um so den Zustand vom August vorigen Jahres wieder- herzustellen. Die Deutsche Regierung legt aus diese Vorschläge nach wie vor besonderen Wert. Sie hat die ernste Befürchtung, daß es nach der ganzen, bereits in der Note vom 7. Januar ge schilderten Entwicklung der Dinge zu einer einseitigen, dem Sinn der Nichteinmischungspolitik zuwidcrlauscnden Be günstigung der der nationalen spanischen Regierung im Kampfe gegenüberftrhcnden Elemente führen wird, wenn die Mächte den Zustrom von Freiwilligen nur für die Zukunft verhindern, sich aber damit absinden, die bereits in Spanien befindlichen land fremden Teilnehmer am Bürgerkrieg dort zu belasten. Es er scheint der Deutschen Regierung als das Gebot der Stunde, daß alle beteiligten Mächte jetzt endlich Ernst damit machen, jede Möglichkeit einer Einmischung in Spanien zu unterbinden. Wenn sic dazu entschlossen sind, werden sie auch Mittel und Wege finden, um den erwähnten Vorschlag der Deutschen Negierung zu verwirklichen. Aus der Vatikanstadt Rom, 26. Jan. Im Befinden des Pap st es machten sich in den letzten Tagen die Schmerzen an beiden Beinen wieder störender be merkbar, so das; der hohe Patient mehrere Nachte unruhig schlief und entgegen seiner Gewohnheit erst in den Morgen stunden einen erquickenderen Schlas fand. Leibarzt Pros. Mi- lani hat dementsprechend seine Besuchszeiten beim Hl. Vater ver legen müssen. Die Beschwerden an den Unterschenkeln haben besonders in der medizinischen Welt Roms erneut die Frage erörtern lassen, welcher Art das örtliche Leiden sei. Das grund legende Bulletin vom 4. Januar sprach von Störungen trophi- schcr Art, die sich auf die örtlichen Gefäße und Nerven erstrecken. Da das gleiche Bulletin eingangs von einem arteriosklerotischen Prozeß redete, kam die Meinung auf, daß es sich bei den Be schwerden an den Unterschenkeln, bezm. am Fußgelenk des linken Beines um senile sklerotische Atrophie handele. Neuerdings nimmt man nur das Vorhandensein einer einfachen senilen Atro phie an, so daß die lokalen Beschwerden sich im Bereiche der Venen befinden. Dieses Ergebnis wäre entschieden günstiger und würde die schon hier und dort geäußerte Besorgnis eines gefährlichen Arterienverschlusses an den Beinen gegenstandslos machen. Sobald der Papst am Morgen sich erholt hat, und auf seinem Krankenstuhl in seiner Privatkapelle der hl. Messe bei gewohnt und kommuniziert hat, beginnt er mit einigen Audienzen. So empfing er. wie bereits berichtet, In drei viertelstündiger Abschicdsaudienz den Erzbischof von Breslau Kardinal Bertram. Ebenso empfing er in Einzclaudienzen die Kardinäle Faulhaber und Schulte. Irgendeine akute Besorgnis wegen do« Zustandes des Pap stes fanden wir nicht vor. Man hat jetzt für den Pontifex einen neue» bequemeren Licgesluhl konstruiert. Der bisherige war eigentlich ein auf Rädern bewegliches, verstellbares Bett. Der Papst wünscht aber, mehr zu sitzen. Aus aller Welt liefen in den letzten Tagen wieder Er kundigungen nach dem Zustand des Nachfolgers Petri ein; insbesondere hat sich daran das gesamte beim Hl Stuhl be glaubigte diplomatische Korps beteiligt sowie auswärtige Kar dinäle, der Episkopat der verschiedenen Länder, religiöse Orden usw. Verirrt und erfroren Rathenow, 26. Ian. An der Möthlower Landstraße, etwa 266 Meter vom Bahn übergang bei Buschow entfernt, fand man die Leiche eines Mannes. Die Ermittlungen ergaben, daß cs sich um einen Mann namens Bannehr handelte, der seine bei ihrer Schwester in Buschow zu Besuch weilende Ehefrau aussuchen wollte. Er war tagg zuvor aus dem Rathenonter Krankenhaus entlasten worden und abends mit dem Zug in Buschow angckommcn. Nachdem er sich in der Bahnhofswirtschaft noch gestärkt hatte, machte er sich in der Dunkelheit aus den Weg. Unterwegs kam er vom Wege ab und stürzte in einen durch Schnee verwehten tiefen Graben. Etwa 30 Nieter vom Graben sand man ihn er froren auf. gleiche Religionsunterricht erteilt werde wie an den Bekenntnis, schulen. Die Gemeinschaftsschule sei bester geeignet als die Be kenntnisschule, die Kinder bereits während ihrer Schulzeit die wahre Volksgemeinschaft erleben zu lasten. Am SV. Januar sollen die Eltern an einer Kinderstunde teilnehmen, wobei eine Beschenkung durch die Gaulcitung stattfindet. Das Ergebnis ver Schuleinschreibung soll am 31. Januar abends verkündet werden." * Nach einer Anordnung des bayerischen Unterrichtsminister» ist zukünftig an allen bayerischen Schulen der gesamte Un» terricht aus den Vormittag zu verlegen. Der Nachmittag ist unterrichtsfrei zu halten, und auch die bisher eingeführten Spielnachmittage entfallen. Im Rahmen der Möglichkeiten ist diese Regelung auch bei den Beruss- und Fachschulen anzustreben. An allen Schulen wird die 50-Minuten- Stunde durchgefiihrt. Die Nachmittage des Mittwochs und des Freitags sind dem Staatsjugenddienstinder Hitler- Jugend vorbehalten und ausgabenfrei zu halten. Einmal im Monat führt die Etaatsjugend über den Sonnabend nach mittag und Sonntag eineinhalbtägige Fahrten durch. Alle Schüler und Schülerinnen, die nach Alter und sonstigen Voraus setzungen für die Aufnahme in die Hitler-Jugend in Betracht kommen, haben am Etaatsjugenddienst in der Hitler-Jugend teilzunehmen. Vas Ende des VGV. Rechtsresorm wird Einzelgcsetze bringen. Staatssekretär im Reicksjustizministerium Tr. Schlegel berger sprach gestern abend In der Heidelberger Universität über die Reform des sogenannten „bürgerlichen" Rechts. Er betonte, daß an die Stelle des bisherigen BGB. neue Einzel» gesetzt (so über das Recht der Personen, der Gemeinschaften, da» Bodenrecht) treten werden. Das Saus der christlichen Arbeit in Paris Paris, 26 Ja» Kardinal Verdier, Paris, hat das große Gebäude ein- gewciht, das künftig die Zcntralverwaltung der in den letzten Monaten zahlenmäßig stark angewachsenen christlichen Gewerk schaften beherbergen wird. Kardinal Verdier wies bei dieser Ge- jegenheit auf die Bedeutung der sozialen Frage hin: „Die soziale Frage ist eine Brücke, die die Kirche mit den Arbcitermassen verbindet, eine Brücke, an deren Bau der christliche Gemerk- schaftsbund stark mitgearbeitet hat und dank der wir im Frie den unseren Brüdern die Hand reichen können. Durch all- seitige Beleuchtung der sozialen Lehre wird man vielleicht eines Tages die Wiederversöhnung der Franzosen verwirkliche»." Acht Kinder eingebrochen und gerettet Küstrln, 26. Ian. Ein entsetzliches Unglück, dem beinahe acht Kinder zum Opfer gefallen wäre», konnten auf einem Nebengewässcr der Oder, der Piese bei Hälse, kurmürkische Fischer und Arbeiter verhüten, indem sie die eingebrochenen Kleinen aus dem eisigen Malier zogen und sie in Sicherheit brachten. Die Kinder der Brüder Henschel fünf Mädchen und drei Jungen, gingen Uber die vereiste Oder, um in Piese ihre Großmutter zu besuchen. Als es dämmerte, machten tic sich in Begleitung ihres Vaters und eines Fischers auf den Heimweg, wobei sie einen mit Stöcken abgestecktcn Weg über das Eis benutzten. Die drei Jungen zogen den Schlitten, auf dem die fünf kleinen Mädchen saßen. Die Schlittenfahrt ging schneller als der Marsch der Männer. Da krachte das Eis. und vor ihren Augen waren plötzlich die acht Kinder an einer sehr tiefen Stelle cingebrochen. Im Nu waren auch schon die Männer heran. Tie beiden Väter zogen sieben Kinder mit der Eishacke aus dem Wasser. Einer der Jungen entriß dem Wasser seine kleine Schwe ster, nachdem er selber gerettet mar. Schwere pulvererhlosion in einer chilenischen Grube Bis fetzt 100 Tote. Santiago de Chile, 26. Ian Durch Unvorsichtigkeit ereig nete sich in der Kupfergrube „Chuquicamata" der Anaconda Copper-Gesellschaft am Montagmorgcn eine schwere Schwarz« pulverexplosion. Bisher sind etwa 100 Tote festgestellt worden. Verletzt wurden rund 100 Personen. Der letzte Offizier von Mrs-la-Tour Oberst a. D. von Kutzschenbach 99 Jahr« alt. Kolberg, 26. Ian. Oberst o. D. von Kutzschenbach in Kol- berg tritt am heutigen 26. Januar in das 100. Lebensjahr. Kör perlich rüstig und geistig frisch, blickt der alte Herr auf eine glän zende Osfizierslaufbahn bei der Kavallerie des alten Heere» zurück, mit dem er siegreich in drei Kriegen kämpfte. Als Sohn eines märkischen Rittergutsbesitzers in Gr. Pre sen bei Guben 1838 geboren, trat er bereits mit 17 Jahren bei den Blücherhusaren in Stolp ein. wurde dort Offizier, kam als solcher zum Dragoner-Regiment 7 nach Stendal und focht in dessen Verband 1864 bei Missundc und Düppel und 1866 bei Münchengräh und Königgrätz. Als Schwadronschef half er bei den 16. Dragonern in Northeim die kriegstüchtige Kavallerie heranbilden, die sich 1870/71 glänzend bewährte. Der junge Rittmeister focht siegreich in einer Reihe von Gefechten und Schlachten und machte die denkwürdige Reiterschlacht bei Mars- la.Tour mit, wo mit mehreren Kavallerie-Regimentern des 10. Korps auch die 16. Dragoner am Nachmittag zu jener Attacke angescht wurden, die auf dem westlichen Flügel von Mars la- Tonr den feindlichen Angriff auf die zusammengcschosscne Bri gade Wedell zum Stehen brachte. An der Spitze seiner Schwa dron stürzte er sich In die feindlichen Linien, unversehrt kehrte er von dem blutigen Ritt zurück. Nach dem Kriege wurde er Schwadronschcf in Uelzen. 188t Major bei den 18. Dragonern (Parchim) und 1884 Oberst und Regimentskommandeur der 12. Dragoner in Frankfurt-Oder. 1800 nahm er den Abschied und verlegte seinen Wohnsitz nach Kolberg. Bis ins hohe Alter war der Oberst passionierter Jä ger. Den Jahren nach alt, aber frisch wie ein Jüngling steht der „alte Oberst" heute an der Schwelle des 100. Lebensjahres als der letzte Ofsizier von Mars-Ia-Tonr.
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