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Selten. Nr. 544. Sonntays-Nvsgave. Leipziger Tageblatt. Sonntag, 25. Oktober iSl4. drmkt »ttd und hier an der Grenze seine ersten Nummern aus eine« Auto verteilen licht, steht sogar schwarz aus weiß, daß die Deutschen aus Mangel an Soldaten alle wehrfähigen Belgier in ihr Heer ein stellen wollen. Geheimnisvolle Andeutungen über französische Erfolge, unsinnige Nachrichten über die Zustände in Brüssel - Zukunftsprophezeiungen. Ein Hauch von Seligkeit gleitet über die Gesichter der Lesenden. Arme Leute! Auf die Dauer gibt es leine Seligkeit außer der Wahrheit. Weiler durch die holländische Postenkette. Nett sitzen diese bartlosen jungen Kerls mit den feinen, schmalen Nasen und den Mcidäningesichtern zu Pferde. Lichtblaue Mäntel, riesige schwarze Fellmützen. Wir fahren durch einen spürlicl>en Wald, der von M«n- scl-en wimmelt. Es geht jetzt gegen Mittag. In den Straßengräben, im Grase, überall hocken Flüchtlinge, die ihr mitgcbrachtes Brot verzehren. Hier und dort wird Feuer angemacht. Holländische Wagen mit Lebensmitteln lammen langsam heran, umringt von hundert Hungrigen. Der Strom sänvillt an. die User tonnen ihn kaum noch fassen. Bor der Stadt Bergen op Zoom ein endloses Feldlager, dos vielen von diesen armen Aufgcstörten ein paar Tage lang die Heimat ist. Zigeuner, die zufällig da waren, haben in ihren Wagen Einquartierung von ehrsamen Bürgern bekommen, die alücklich sind, .ine Art Dach über ihrem Kopf zu wissen. In Lauben und Ver schlagen Hausen Antwerpener Rechtsanwälte, Staats beamte und Professoren. Eine Art Marktplatz und Mittelpunkt bat sich in dieser improvisierten Buden stadt gebildet: dort hängen große Kochkessel über Ncingfeuern. Die Stadt selbst, Bergen op Zoom, glaubt M träumen. Die Häuser bis unters Dach voller Gäste, die schmalen Etras-en angesüllt von ruhelosen, hasti gen, schweigenden Gestalten. Zurück! Wir haben noch ein paar Plätze im Auto, lassen auf dem Wege halten und nehmen drei weibliche Wesen, Mutter und zwei erwachsene Töch ter, mit nach Antwerpen. Ich frage das eine Mäd- chsu, ein süßes G-eschöpf, nach ihren Erlebnissen. ..Gott —", lächelt sie, „wir sind einfach einen Tag vor der Beschießung zu Fuß nach Gonga in Holland ge gangen: drei Tage lang sind wir gewandert. Nachts baben wir in Kirck-en geschlafen, einmal einfach im Walde. Da — da ist die eine Kircl>e — da war sie? Die Holländer sind gut und freundlich zu uns ge wesen. Aus den Deutschen aber ist nicht klug zu werden, mein Herr. Erst jagen sie uns mit ihren « kligen Kanonen zur Stadt hinaus, und dann lesen sie uns von der Landstraße aus und bringen uns im Automobil wieder zurück." — Ja. kleine Belgierin, die Deutschen sind rätselhafte Leute. — Du wirst sie nicht ergründen, diese Rätsel, ganze Völker beißen sich jetzt die Zähne daran aus. Walther Nissen. Vas Privateigentum im Seekriege. Von Amtsgerichtsrat Krause. Während im Landkriege das Privateigentum für unverletzlich gilt, soweit nicht die Gebote des Krieges die Zerstörung und Wegnahme dringend erheisckz«» lHaager Abkommen lwtreffeno die Gesetze und 0>e- bräuche des Landkrieges vom 18. Oktober 1W7 Art. 2k Abs. 1b der Ordnungs, herrscht im Seekriege noch das Beuterecht. Alle Versuche, das jeindliclx Prioaieiaen- lum auch im Seetriegc zu schützen, ist bis jetzt an dem Widerspruche Großbritanniens, so zuletzt auch auf der Londoner Konferenz im Jahre 1909, gescheitert. Groß britannien glaubt durch seine überlegenen Flotten kräste den feindlichen Staaten durch Vernichtung und Wegnahme von Privateigentum empfindlich schaden zu können, ohne seinerseits Vergeltung t>efürchten zu müssen. Und so stehr denn das Seebeuterecht auch im jetzigen Kriege in voller Blüte. Die heutigen Rechtsgrundsätze über die Wegnahme von Privat eigentum finden sich in der Genfer Konvention vom 12. Juni 1856, der allerdings Amerika nicht beige treten ist, da es die vollständige Freilzeit des Privat eigentums verlangte. Sie lauten: Die neutrale Flagge deckt das feindliche Gut mit Ausnahme der Kriegskonterbande: neutrales Gut unter feindlicher Flagge, mit Ausnahme der Kriegskonterbande, darf nicht mit Beschlag belegt werden. Daraus ergibt sich: Das feindliche Privateigentum unter feindliclzer Flagge unterliegt im Seekriege als gute Prise dem Seebeuterccht /zi» sechsten Abkommen von 1!M7 ist als erwünscht bezeichnet, daß feindlichen Kriegs schissen, die sich beim Ausbruche der Feindseligkeiten in einem Hafen der Kriegführenden befinden, eine Frist zum Auslaufen gewährt werden solle. Rußland hat das im jetzigen Kriege nicht geian. Das Schiff ist feindlich, wenn cs unter jeindlicher Flagge fährt, oder wenn es diese zu führen rechtlich verpflichtet ist. Die Ladung ist eine feindliche, wenn sie einem feindlichen Eigentümer gehört. Ob die feindliche Eigenschaft des Eigentümers sich nach dem Wohnsitz oder nach der Staatscncgchörigkeit bestimmt, ist dabei nicht fest gelegt. Nach englisch-amerikanischer Anschauung, der sich auch Japan angeschlossen hat. entscheidet der Wohnsitz, nach der französischen.deutikbcn und russischen Anschauung die Staatsangehörigkeit. Befreit von der 'Wegnahme sollen die der Küstensischeret dienenden Fahr,zeuge, die mit religiösen, wissenschaftlichen un menschenfreundlichen Aufgaben beiraute» Fahrzeuge und schließlich die Briefpostzendungen sein. Dre Ladung neutraler Eigentümer unterlieg! also auch auf feindlichen Schiffen nicht der Wegnahme. Doch spricht die Vermutung dafür, daß die auf einem feind lichcn Schiffe gefundene Ladung eine feindliche ist Das Gegenteil muß also bewiesen werden. Neutrale Schiffe und neutrale Ladung unterliegen der Weg nähme nicht, ebensowenig feindliche Ware auf neu tralcn Schiffen. Eine Ausnahme bildet nur die Krtegskonterbande, mag diese nun im feindlichen oder neutralen Eigentum stehen. Kriegskonterbande sind nach heutigem Völkerrechte nicht nur Waffen, Muni tion und Pferde, sondern auch alle Gegenstände, die an sich sowohl i'riedliäzen als auch kriegerischen Zwecken dienen können, wenn sic im einzelnen Falle nachweisbar, sei es unmittelbar, sei es nach voran gegangener Bearbeitung, den Zwecke» des A»gn,ss oder der Verteidigung diene» sollen. Hauplgegen ,lande dieser bedingten Konterbaiwe sind Kohlen, Lebensmittel, Futtermittel, Gold und Silber, jür den Krieg verwendbare Fuhrwerke und anderes. Es ist ferner eine Liste von Gegenwänden ausgestellt, d>e niemals als Konterbande angesehen werden dürfen, dazu gehören unter anderm alte Gegenwände uno Stoffe, die ausschließlich zur Pfleg« von Kranken und Verwundeten dienen, diese jedoch mit der Maßgabe, bag sie gegen Entschädigung angejorden werden können. Die Knegstontervanoe unterliegt der Be schlagnahme nur dann, wenn sie für die Kriegfüh rung bestimmt ist, d. h. di« unbedingte Kriegslonter- bande (Waffen, Munition usro j ist verfallen, ivenn sie in das feindliche Gebiet mittelbar oder unmittel- i»ar eingeführt werden soll, die bedingte (z. B. LevenLMlltelj nur, wenn jre für den Gebrauch des feindlichen Staates, also nicht, wenn sie für Privat personen den immt rjt. 2veiteren Beschränkungen unterliegt der neutrale Schiffsverkehr bei der Blockade. Blockade ist die Ab sperrung eines feindlichen -gasens oder Küstenstriches vom Seeverkehr durch die Kriegsschiffe des b-egners. Sie muß, nm rechtswirtsam zu sein, tatsächlich wirk sam (effettiv) und betanntgegeben jein. Eine Blockade mit unzulänglichen Strcittraften ist daher nicht zu lässig. Die wirksame Blockade hat zur Folge, dag kein Schiff, auch nicht ein solches eines neutralen Staates und mit ltzirmlojer Ladung den Hafen verlassen oder in den Hafen hineinsahren darf, oer Versuch dazu, Blockadebruch, hat Lkrjall des Schisses und der La düng zur Folge. Durchgeführt wird die Wegnahme der feindlichen Schiffe und Ladung durch die Kriegsschiffe der krieg führenden Teile. Neben die Kriegsschiffe treten die sür den Kriegsfall in Kriegsschiffe umgewandelten Handelsschiffe. Ein solches war .-um Beispiel der Lloyddampser Kaiser Witt)«lm der Große, welchen der englische Kreuzer „Highflyer" in dem neutralen Hafen Rio del Oro völterrechtswirdrg zum Tinten gebracht t-at. Die Kaperei, L. h. die besondere Ermächligung eines kriegführenden Teils an Handel.schiffe, die nicht unter unmittelbarer militärischer Leitung stehen, zur Wegnahme feindlicher Schiffe und Konterbande, ist durch die Pariser Seerechtsdetlaration vom 16. April 1856 beseitigt. Die Kriegsschiffe und die ihnen gleichgestellten Schisse habe» das Recht, sämtliche Handelsschiffe, feindliche und neutrale, anzuhalten und zu durch suche». Das verdächtige Schiff wird durch einen blin den Schuß zum Anhalten und zur Weisung seiner Flagge aufgefordert, alsdann wird Lurch eine Abord nung des Kriegsschiffes unter Durchsicht der Schiffs papier« Staatsangehörigkeit und Ladung seftgestellr, und wenn die Voraussetzungen der Wegnahme ge geben sind, das Schiff und die Ladung beschlagnahmt. Gewaltsamer Widerstand gegen die rechtmäßige Aus übung des Durchjuchungsrechts hat in allen Fällen Einziehung und wenn erforderlich Versenkung des Schiffes zur Folge. Sonst har das wegnehmendc Schiff das beschlag nahmte in den nächsten Hafen seines Staates zu bringen. Ein feindliches Schiff kann, wenn die LLeg- sührung das Kriegsschiff z. B. wegen weiter Ein feriiung vom nächsten Hafen dringender Gefahr aus setzen würde, kurzerhand versenkt werden. Die Zer störung eines neutralen Schiffes ist durch die Lon doner Konferenz von 1909 grundsätzlich untersagt un nur im Falle der Not und unter verschiedenen Sicher heitsmaßregeln gestattet. Ueber die Berechtigung der Beschlagnahme muß ein Prisengericht entsck-eidcn. Es sind dies Gerichte, welche für den Kriegssall in jedem der kriegführenden Staaten zu diesem Zwecke gebildet werden. Mit der Entscheidung, daß die Beschlagnahme gerechtfertigt ist, verfällt das Eigentum bzw. die Ladung dem auf bringenden Staate. Ungerechtfertigte Beschlagnahme verpflichtet den Staat zur Entschädigung. Irgendeine Rechtssicherheit gewähren diese natio nale» Prisengerichtc selbstverständlich nicht: England läßt nicht einmal Vertreter des ausländischen Eigen tümers zu. Nach dem Abkommen der internationalen Friedenskonferenz von 1907 sollte ein internationaler Prisenhof errichtet werd.'», an welchen der Rekurs > Berufung) von den nationalen Prisenqerichtshöfe» gehen sollte. Dieses Abkommen ist jedoch von den Mächten nicht anerkannt worden. Zu bedauern ist dies nach den Erfahrungen, die bis jetzt mit inter nationalen Schiedsgerichten gemacht sind, wohl kaum. tspern. Nun erlebt auch das alte Ppern wieder stürmische Kriegstage. Seine Geschichte weiß genug von solchen erzählen Es war am l>. Juni 1.i83. als dieselben England« r, die sich jetzt zu Verteidigern Belgiens aufwerfen, vor der Stadt erschienen und ihre Belage rung begannen. Damals war Ppern eine blühende Großstadt, deren Bewohner auf 100000 geschätzt wurde und deren Tuch- und Wollindustrie europäische Be deutung hatte. Ein schwerer Kampf war es, den die tapferen Pperner in jenen Tagen auszukämpfen hatten: sie siegten schließlich, aber die Stadt war übel mitgenommen, die Vorstädte waren zerstört und gerade dort hatte die Arbciterbevölkerung gewohnt. Die war nun heitmatlvs geworden, wanderte aus und verpflanzte Hperns Hauptindustrie an andere Stätten. So slnd es die Engländer gewesen, die der Blüte dieser alten Hauptstadt Westflanderus den Todesstoß versetzt haben, und den Nest gab ibr dann die achtmonatige Belagerung durch die spanischen Truppen, die sie im Jahre 1584 durchzumachen hatte. Der Farnase bezwang Ppern schließlich und preßte die Bevölkerung grausam aus. Da war Ppern nur noch ein Schalten der einiiigcn reichen und blühenden Industriestadt — man zählte damals in der Stadt nur noch 5 000 Einwohner! Heute hat sie ihrer über 15 000! Platz genug haben sie, denn die Stadt hat de» alten Umfang des 'Mittel- alters bewahrt und überdies ist Pperlce, die früher in einer Anzahl von Kanälen die Stadt durchfloß, längst überwölbt »vordem So sind riesige Plätze, ungewöhnlich breite Straßen entstanden — das Ge wand der Stadt ist recht weit und etwas schlottrig geworden für die Anzahl der Memchen, die sie be- wohnen. Aber darum darf man Pper» doch nicht etwa zu jenen toten oder halbtoten Städten zählen, deren Typen am reinsten durch Brügge und auch durch Mecheln vertreten wird. O nein, die Pperner, leben und lasten leben; es ist eine lebensfrohe, wohl habende Bevölkerung, die hier ansäjsig ist, und darum stimmt Ppern, obgleich es in seiner ganzen Ericheinung wie ein Stück üeingewordene Vergangen heit anmutet, doch nicht melancholisch, wie etwa das erstorbene Brügge. Die Tuchindustrie war die Lebensader des alten Ppern und der Tuchindustrie dankt die Stadt das Bauwerk, das vor allem ihren Ruhm ausmacht. Das sind die in ihrer Art völlig einzigen Tuch - hallen, deren Bau noch tief in das 14. Jahr hundert zurückgeht. Die Tuchindustrie erforderte gewaltige Lagerräume und diesem Zwecke dienten diese mächtigen Hallen, die nicht weniger als 4872 qm bedecken und deren vier Echaujeiten zusammen eine Länge von 554 Metern haben. Der künstlerische Reiz und Wert des Bauwerkes liegt darin, daß bei der Gestaltung der Fronten energisch« Zusammen- fastung der Masten und bewegliche Gliederung in das glücklichste Gleichgewicht gesetzt worden sind. Der imposante Belfried, der 70 Meter hoch emporsteigt, löst die riesige Bau masse sehr wirkungsvoll aus und verhindert, daß sie den Eindruck wuchtender Schwere erweckt Die Fassadenbildung der Pperner Tuchhallen, die übrigens, drollig genug, keinen eigentlichen Eingang haben, ist ja seitdem bei Aufgaben verwandter Art vielfach nachgeahmt worden. Ein Durchgang unter dem Beliried führt gerade zur Hauptkirche der Stadt, St. Martin mit seinem stumpfen Turme, einem be deutenden Werke des Uebergangsstiles, besten Chor durch besonders schöne Verhältnisse sich auszeichnet. Allein »venn man die Tuchhallen und St. Martin ausgesucht und besichtigt hat, jo hat man noch lange nicht Ppern gesehen. Denn das Schönste an Ppecn — das ist, josusagen das ganze Ppern dies unendlich malerische Stadtbild, das bei jedem Schritte neue entzückende Blicke eröffnet. Krumme Gäßchen — so hat H. Hymans, ein keiner Kenner der Stadt, sie einmal geschildert — locken uns hier zu monumental ausiehenden Säulengängen oder öffnen sich plötzlich, um uns einen Blick auf originelle, höchst reizvolle Motive zu gewähren, während dort im Schatten der Kirchen, auf weiten, von Bäumen eingezäunten Plätzen sich lange Häuserreihen hiiiziehen, deren Dächer jo wunderlich gestaltet, so vielfach verschnörkelt erscheinen, daß ihre überraschende, unregelmäßige Silhouette den Beschauer ganz aus der Fastung bringt und zugleich entzückt. Ppern hat feine Bau- und Kunstschätze glücklich durch die erwähnten beiden großen Belagerungen ge bracht. Im 17. Jahrhundert »st dann die Stadt viermal von den Franzosen eingenommen und ebenso ost zurückerobert worden, ohne doch wesentliche Be schädigungen an ihrem alten Bestände zu erleiden. Hoffen wir, daß auch diesmal ein guter Stern über der schönen alten Stadt stehen und sie gnädig in Kriegszetten bewahren wird. Die technischen Unmöglichkeiten -er Nachahmung unjerer ,-icken örummer*. Die „Times" haben jüngst aus.'inandergesetzt, daß England schon in kurzer Zeit die Ueberlegenheit, welche Deutschland durch sein: 42-Zentimeter-Mörser hab«, eingeholt haben werde, da inan auch in Eng land natürlich bald so schwere Geschütze bauen würde. Diese Mitteilung ist aber ein echt englischer Bluff. Abgesehen davon, daß man in kurzer Zeit, selbst in wenigen Jahren, nicht die Maschinen für die Her stellung so schwerer G-schütze bauen kann, ferner daß Jahre vergehen, bevor ein solches Geschütz kriegs- vollkommei» ist, können weder die Engländer noch di: Franzosen überhaupt solche Geschütze bauen. Es fehlen ihnen die technischen Voraussetzungen, die in der Haltbarkeit unserer Geschützrohre liegen. Sie können vielleicht ähnlich groß« Geschütze Herstellen — und das erst nach vielen Jahren —, niemals können sie aber so große Geschütze mit derselben Leistungsfähigkeit Herstellen. Denn nicht allein die Größe der Geschütze und der lsieschosse ist ausschlag gebend, sondern die „Arbeitsleistung" der Geschosse und die „Lebensdauer" der Geschütze. Selbst bei gleicher Größe könnten feindliche Geschütze nicht die Arbeit unserer Kanone» leisten, da die Steigerung der Schußleistung mit dem Geschoßgewicht der feind lichen Geschütz« nicht gleichen Schritt hält. So hielt man schon lang« in Frankreich und England eine Steigerung der Durchschlagskraft für geboten un vergrößert« das Kaliber der schwersten Geschütze auf :!4. Da aber bei der starken Pulverladung die Ge schützrohre sowohl durch den hohen Gasdruck als auch durch die b«i der Verbrennung des Pulvers auf- rretende Hitze stark abgenutzt wurden und noch nicht einmal 100 Schüsse aushi.stten, so verzichtet« man bei diesen neuen Geschützen von vornherein auf so starke Ladungen, begnügt« sich mit geringeren G:- jchoßgeschwindigkeiten und machte die Rohre ver hältnismäßig kürzer. Obwohl das Geschoßgewicht im Durchschnitt um 50 v. H. erhöht war, betrug die Steigerung von der von den Geschützen geleisteten Arbeit doch nur 25 o. H, da man eben mit Rücksicht auf die Lebensdauer sich zu einer Herabsetzung der -»'schoßgeschwindigkeit genötigt sah. Ein Geschütz rohr wir- zwar nach der die Lebensdauer begrenzen der Schußzahl nicht schon vollkommen unbrauchbar. Das Rohr selbst hält noch eine Reih« weiterer Schüsse aus, nur di« inneren, zur Geschoßführung dienenden Teil: des Geschützes, das Seelenrohr mit dein Führungsbalken, wird allmählich abgenutzt und unbrauchbar, die Geschosse erhalten nicht mehr die nötige Rotation, sie überschlagen sich, und infolge der größer werdenden Streuung nimmt die Treff sicherheit ab. Di« Ursache der Rohrausbrennung (Erosion) sind in d:r chemischen und mechanischen Wirkung der sehr heißen Pulvergase (etwa 4000 5000 Grads zu suchen, und diese Wirkung ist um so stärker, je schwerer das Kaliber und je größer mithin die Pulverladung ist. V.'i den schlechten Geschützrohren der französischen, englischen und russischen Kanonen lassen sich darum nicht gleichzeitig Erhöhungen des Geschoßgewichtes und der Keschoßleistung erzielen, darum erscheint der Bau einer 42-Zentim«ter- Kanone mit gleicher Wirkung bei unseren Feinde» als ausgeschlossen. /lus englischen Zel-poftbriefen. Die von unseren Feinden verbreiteten Schauer» Märchen über die Grausamkeiten der deutschen Truppen stehen in seltsamem Gegensatz« zu der Er zählung eines englischen Feldartillerist:n, die der „Daily T.'legraph" veröffentlicht: „Unser« Batt:rie — heißt es in dem Feldpost brief — hatte die letzte Salve abgefeuert. Die Deutschen waren nur noch hundert Meter von uns. Jetzt kam d:r Befehl: Rückzug, rette sich, wer kann! Es war ein wunderbar schöner, aber schmerzlicher Anblick, Pferde, Menschen und Kanon«n im Wett lauf um ihr Leben zurückstiirmen zu sehen, während di: Granaten über ihnen platzten. Die Deutschen kamen heran, und ich lag hilflos auf der Erde. Ein Soldat setzte mir di« Bajonettspitze auf die Brust und fordert: mich auf, mich zu ergeben. Ich ant wortete „Nein!" Da fiel ein Offizier dem Sol daten in den Arm und sagte: „Lassen Sie ihn, di« Engländer sind tapfere Kerle." Dann verband er meine Wund.-n, gab mir Kognak und Wein." Ein anderer britischer Soldat wundert sich dar über, daß die Deutschen auch im Kriege singen un unter den Klang:n der Regimentskapelle zum Sturm oorrücken. Wir lagen im Schützengraben und hörten auf einmal aus den Reihen der Feinde die Klänge einer Militärkapelle. Im selben Augenblick begannen sie auch unsere Stellung zu stürmen. Wie sonderbar, daß die deutsche Infan teri: mit Musik vorgeht! Tommy Atkins scheint also den freudigen Kampfesmut unserer Truppen nicht zu verstehen, wohl weil er selbst ihn nicht kennt. Derselbe Briefschrnber urteilt über unser« Artillerie: Sie ist mehr als gut, sie schießt vorzüg lich. Doch der englische Soldat ist derartigen Ein drücken wenig zugänglich, selbst w:nn mit gewal tigen Sprengmassen gefüllte Granaten neben ihm platzen und Krater in die Erde reißen, groß genug, um fünf Pferd: darin zu begraben. Wir nennen diese Dinger, wenn wir sie ankommen sehen, „K o h l« n k ä st e n", eine „Schwarze Maria" oder nach dem Boxer einen .»Jack Johnson". Ein Dragoner vom 4. Regiment berichtet seinen in London lebenden Verwandten folgendes: Unser Unglück begann, als wir unter dem Befehl General Allenbys den hartbcdrängten link:n Flügel unterstützen sollten. Die Pferde wurden uns unter dem Leibe erschossen; wir liefen uns:rer Schwadron ein« Strecke zu Fuß nach, bis wir einige herrenlose deutsche Pferd: au (griffen, di« alle am Zügel das Kennzeichen „K. 4" trugen. Doch wenige Minuten später wurden auch diese von der deutschen Ar tillerie totg.'schossen, so daß wir wiederum auf unsere Beine angewiesen waren. Ihr könnt euch unser« Gefühle vocstellen, als wir unsere Schwadron nach rechts verschwinden sahen. Da wir alle m^'hr oder weniger verwundet waren, brachten wir die Schwerverletzten in ein unweites Bauern haus. Als wir den letzten hineinschaffen wollten, verweigerten aber die Bewohner dessen Aufnahme, da sie inzwischen bemerkt hatten, wie die Deutschen vorrückten. Da krochen wir in das Hühner haus. Das war ein gefährlicher Unterschlupf, denn bald darauf erschienen deutsche Soldaten und witschen ihre Wunden in dem nahen Brunnen. Im Hiihnerstall war «s stockdunkel. Ich fand bald, daß es am besten sei, sich in einen Hühnerkorb zu setzen, doch fühlt: ich bald darauf, daß ein Dutzend Eier noch im Stroh gelegen hatten. Jetzt trat Artillerie in Tätigkeit. Ziegel und Granatsplitter fielen in den Stall, und wir stülpten »ms nun noch die Körbe über den Kopf, sonst wärm wir von neuem ver wundet worden. Nach Einbruch der Nacht krochen wir wieder hervor und sahen vor dem Gehöft «inen deutschen Posten stehen, d:r auf fliehende Engländer zu fahnden schien. Wir kamen unbemerkt an ihm vorbei und marschierten auf di« englischen Stellun gen zu, bemerkten ab«r bald, daß wir ringsum von deutschen Truppen umgeben waren. Wir machten daher halt und legten uns nieder und schliefen so neben dem deutschen Stabsquartier. Ja, wir können sagen, mit den deutschen Generalen zu Abend gegessen zu haben, nur mit dem Unterschied, dah sie im Lager selbst weilten, und wir außerhalb, daß sie Wein zu trinken hatten, und wir darben mußten. — Nach dreitägigem Umherirren ist der Dragoner dann mit seinem verwundeten Kameraden wiederauf britische Truppen gestoßen. Und wenn es nicht wahr ist, so ist es doch nett erfunden. Unsere Schutztruppen. Die ihr wachet an fernen Meeren, Die ihr stehet auf fremder Erde, Fern von den großen deutschen Heeren, Daß deutsche Ehre gerettet werde. Heil euch, ihr deutschen Brüder und Helden! Hart umringt von der Lüge Getümmel, Mag auch kein Draht unsre Siege euch melden: Wir sind mit euch unter einem Himmel! Wind« und Wellen, die müssen's euch sagen. Und das Klopfen des heißen Blutes, Daß wir mit unsren Gebeten euch tragen, Stammesvcrwandte des deutschen Mutes. Ist's auch im Duntlen ein Kämpfen und Sterben, Mann für Mann vor der Feinde Gewalten, Bleibt ihr doch Sieger, und bleibt ihr doch Erben Von Deutschlands Morgen, das Gott wird gestalten! G. F uchs-Leipzig. Wsuvsls in K6rv0?ra§6näer ^U8watü unä Verkauf vur soiiäsr, bester Fabrikats. Linfgrbige Kleiderstoffe Vie Vorteile, clie ein Speriolgcsckiölt dielet: Srörrle Ueisiungslsblgkeii. lNoäcrnsle Stolle. Unerreicht billige VerlttiulLprelse. — stnerksnnt geschmackvolle Auswahl. — in feldgrau, koie kübe und Srün, «7 ZQ -ß 5OI lür ölulen, Kleider, köcke und Kinder- 75 1 — in reicffer fsrden-^IuLwuffi / I 2I0IN6 Kleider in jeder Eelcffmseks-MÄitung H bis I. Meter Msrk " " j und grober Nuswgffl Meter Mark A LpeÄajligus iüi- kleiäei'Lloffe, jettt OriunuLisoUs Ltrasss 2/4, lülLdlsr-OurottsaLS-