Volltext Seite (XML)
Mittwoch, 1. Dezember 19S7 Sächsische Volkszeitung Nummer 981, Sette I Klsre krkennlnl» ruei>»t! Die englische Prelle beschäftigte sich naturgemäß in den letzten Tage» in besonderem Matze mit den engliich-sranzö- Mchen Ministerbesprechungen, die gestern ihren Abschluß ge- funden haben. Wenn man aus der Richtung der zahlreichen Kommentare gewisse Schlüsse ziehen darf, dann hat ins besondere die Lage in Mitteleuropa bei den Londoner Ver handlungen eine Rolle gespielt. In diesem Zusammenhang ist der Leitartikel der „Times" besonders ausschlutzreich, ob gleich der Freimut der Aeutzerungen darauf hinzuweisen cheint, daß die Meinung des Blattes diesmal nicht amtlich nspiriert ist. Nachdem sich die „Times" zunächst in ziem- ich unmitzverständlichen Wendungen gegen eine gewisse ranzosische Bevormundung gewehrt hat und beispielsweise chreibt, datz die französisch-englischen Besprechungen sich edesmal verschlechtert hätten, wenn Großbritannien die kmpsindung haben mutzte, dazu verwandt zu werden, um Pläne für die Einkreisung Deutschlands zu unterstützen, wendet sich das Blatt der Lags in Mitteleuropa zu. Im wohltuenden Gegensatz zu der traditionellen französischen Politik ist die „Times" der Meinung, daß es in Mittel europa darauf ankomme, durch die Beseitigung von berechtigten Klagegründen einen Zustand der Befriedung herbeizuführen. Nichts wissen will das Blatt von einer Alternative, die sich etwa so charakterisieren läßt: entweder starres Festhalten am Status auo mit allen Ein zelheiten oder aktive Ermutigung Deutschlands, Oesterreich zu überrennen und die Tschechen gewaltsam ihrer Freiheit zu berauben. Das wäre — und hier wendet sich die „Times" zweifellos gegen jene Sensationsblätter in London und Paris, die nichts Eiligeres zu tun hatten, als die Ber liner Besprechungen von Lord Halifax zu verdächtigen — eine falsche Antithese, denn eine gewaltsame Beseitigung der Versailler Vereinbarungen würde bald mit Sicherheit zu einem allgemeinen Kriege führen. Eins Lösung der ver wickelten Fragen steht die „Times" in einer friedlichen Revision der Bestimmungen des Versailler Diktats. Dabei stellt das Blatt die sehr ernste Frage, ob etwa die Tschecho slowakei keine Verantwortung für die gegenwärtige Lage trage und keine Verpflichtungen hätte, die Bedingungen zu erörtern, unter denen bei gegenseitiger Zustimmung die Lage der großen deutschen Minderheit friedlich gebessert werden könne. Um so mebr glaubt das englische Blatt an die Vernünftigkeit einer solchen Regelung, als es der Ansicht ist, datz eine Einigung ohne oder gegen Deutschland durch den alleinigen Machtspruch Frankreichs und der Sowjetunion nicht von Dauer sein könne. Wer auf die Zusammensetzung des tschechoslowakischen Staates und seine Grenzen bli^e, so folgert die „Times" schließlich, müsse anerkennen, datz der gute Wiste Deutschlands für die Sicherheit der Tschecho slowakei wesentlich sei. Mit der gleichen Offenheit behandelt dann das Blatt die Lage in Oesterreich. Es sei ein grober Fehler der Friedensverträge gewesen, Oesterreich den An- schlutz zu verbieten. Heute werd« die Zukunft Oesterreichs nicht nur durch Verträge bestimmt. Im Augenblick hänge seine Unabhängigkeit hauptsächlich von der Achse Rom-Berlin ab, und tatsächlich gehe Italien als Beherrscher Südtirols die österreichische Unversehrtheit mehr an als Frankreich oder England. Zum Schluß empfiehlt das Blatt, eine Aus dehnung der deutschen Interessen zu erwarten und sie inner- Halb von bestimmten Linien zuzulassen, denn die Schwer kraft einem 70-Mtllionen-Volkes könne nicht in Abrede ge stellt werden. „Wenn Friede sein sott, dann kann niemand von einem Beitrag oder von Konzessionen ausgeschlossen werden, weder Deutschland, noch die Tschechoslowakei, noch Großbritannien." E» ist außerordentlich bezeichnend, daß dieser vernünftige Artikel, aus dem das Bemühen spricht, der tatsächlichen Lage gerecht zu werden, in der tschechoslowa kischen Presse wie eine Bombe eingeschlagen hat und bei spielsweise von der „Narodni Listy" unter dem Titel „Ein entsetzlicher Artikel der „Times" " wiedergegeben wird. Es ist aber zu hoffen, datz sich die öffentliche Meinung der Welt auf die Dauer nicht irreführen läßt durch das Geschrei der ewigen Niickwärtsler, sondern ruhig vorwärts schreitet zu Erkenntnissen, die den Frieden garantierten, sofern sie nur Astgemeingut wären. Aeutzerungen wie diese der „Times" erfüllen die Aufgabe, Löcher in jene Nebellvand zu reitzen, die von interessierten Stellen künstlich über die realen Tat sachen gebreitet wird. Lhautemp- und Selb»» abgereist London, 1. Dezember. Di» «nglisch-franziisischen Besprechungen in London wurden am Dlenstagvormittag um 11 Uhr fortgesetzt, und zwar nahmen dieselben Persönlichkeiten wie am Montag daran teil. Nach Abschluß der Unterredung aßen die französischen Minister beim englischen König zu Mittag. Eie verließen London um 16.30 Uhr englischer Zeit. Fast all« Londoner Morgenblötter berichteten am Diens tag, zum Teil unter starker Hervorhebung, daß England und Frankreich sich in den Beratungen dahin geeinigt hätten, den deutschen Kolontalanspruch unter „gewissen Voraussetzungen" erörtern zu wollen. Der diplomatische Korrespondent des .Daily Herold" stellt in seinem Bericht den Punkt in den Vordergrund, daß eine völlige Uebereinstimmung über-die zu- Polnischer Gehirnsorscher im Hörsaal gestorben. Dienstag mittag starb im Hörsaal der psychiatrischen Klinik der Wilnaer Universität der bekannte Warschauer Gehirnsorscher Professor Rose. Professor Rose leitete die vom Marschall Pilsudski testa mentarisch anaeordnete Erforschung des Gehirns des Schöpfers des neuen polnischen Staates. Die Forschungsarbeiten standen kurz vor ihrem Abschluß. Deutsche Liederabend« in Rom. Der Berliner Kammer sänger G. M. Hauschild und der Pianist Eisenhauer als Be gleiter veranstalten zur Zeit für einige deutsche Kolonien in Italien wohlgelungene Liederabende, die bisher überall leb haften Anklang finden und sich des besten Besuches erfreuen. In Rom gaben die Künstler zwei Konzerte mit Liedern von Schubert, Graener, Strauß und Löwe. Beide Veranstaltungen waren schöne Erfolge. Das Ende einer Wettumseglung. Die amtliche „Wiener Zeitung" veröffentlicht die Todeserklärung von zwei Wienern namens Zasicek und Kranz, die den Abschluß einer Abenteurer- Tragödie darstellt. Die beiden hatten im Jahre 1033 ein Segel schiff angekaust und sich damit von Hamburg zu einer Wclt- umseglung auf die Reise gemacht. Es gelang ihnen tatsächlich, den Atlantischen Ozean zu überqueren und in Newyork zu lan den. Seitdem fehlt jede Nachricht von den beiden. Die Frau argen eln« Kartossellleserung abgetreten. Ein «»glaubliches Ueoereinkommen traf eln Einwohner einer Klei- Ein aussterbendes Volk bittet um Rettung Die Tragödie der Ureinwohner Australiens Die australischen Eingeborenen sterben aus! 1800 einge borene Farbige, Nachkommen der einstigen Herren des fünften Weltteils, die mit der Zivibisadivn inchr oder weniger in Be rührung gekommen sind, Hal«» an den König von England ein Schreiben gerichtet, in dem sie Georg VI. anflehen, sich ihrer anzunehmen, sie vor dem Untergänge zu beivahren und ihnen, oder doch wenigstens jemand, der es gut mit ihnen meint, einen Sitz bin acistraliscl-en Parlament zu gewähren. Ndan l>at nie mals genau gemutzt, wieviel« Eingeborene es gab, bevor di« Engländer ihre Flagge auf dem Kontinent hitzten und einen Vertrag über die Besitzrechte mit drei Häuptlingen obschlossen, der ihnen einige wollene Deckten, einige Glasperlen und Flaschen Whisky kostete: man «veitz nur, datz es heut« kaum mehr als 60 000 bis 60 000 Angehörige der australiscl-en Urstämm« gibt, die teils in den Städten ein bescheidenes Dasein sichren, teils ich im Dusch und in den Trockensteppen verstecken und auch >ort dem Untergang geweiht sind. Im tvopiscl>en Norden gibt es zivar noch ganz unbekannte Stämme, di« sich vor dein Vor dringen der Weitzen in eine so gut wie unerforschte Wildnis zu- riickziehen, die auch noch den weihen Pionier, wenn er sich zu sehr vorwagt, mit ihrem Bumerang überfallen und morden, aber ihre Zahl ist recht gering. Die Australier haben erst sehr spät begonnen, sich um das Schicksal der von ihnen zurückgedrängten Eingeborenen zu küm mern. Diese wurden ihres Landes beraubt und mutzten in den Busch flüchten, wo sie allmählich zugrunde gingen. Erst als es schon zu spät war, wurde die „Native race assoeialion" gegrün det, die sich der Eingeborenen annahm, Missionare und Aerzte taten «in übriges, man hals einigen von ihnen zum sozialen Aus stieg. gewährt« ihnen eure gute Schulbildung usw., aber das waren nur Ausnahmen, die den Untergang der Rasse nicht auf halten konnten, zumal da die Weitzen Australiens sich nicht mit den Farbigen vermiscl-en. Ein anderer Grund für das Ausster ben der Farbigen ist der, datz die Eingeborenen des australiscl>cn Festlandes nicht nur «in« Sci)«u, sondern geradezu Absclreu vor der Zivilisation zeigen rmd mit ivenigen Ausnahmen nicht von den Weißen gerettet werden wollen. Sie ziehen cs vor, in ihren veruxrhrlosten Hütten am Rande des Busches zu bleiben, anstatt in dle Städte iiberzusiedeln, ivo sie Arbeit finden könnten, sie mißachten alle hygi«nis<l>en Matznahmen. Auch bilden die Ein geborenen kein einl-eitliches Ganzes; ihre Sitten und Gebrnncl>! sind sehr verschieden. In Nordaustralien fliel;en die Eingebore nen in die Wildnis, sobald sich das Gerücht verbreitet, datz sich «in Doktor nahe, den sie für «inen Zauberer halten. In Menin- de-e hingegen hat jeder Arzt reicl-en Zuspruch. Es sind jetzt sechs verschiedene Eingeborenenämter einge richtet worden, mn sich des Schicksals der Urbewohner Austra liens anzunehmen, aber der Erfolg ist ein geringer. Es sehlt auch an den notwendigen Geldmitteln, um wirklich durck)grei- sende Maßnahmen ergreifen zu können, so wird es denn im Lauf« weniger Jahrzehnte nur noch spärliche und versprengte Ueberreste der Australneger geben, sie werden ebenso ausgestor- ben sein, wie die Ureinwohner von Tasmanien. Das Bitt- aesccch der 1800 Eingeborenen Ausstraliens an den König wird in London vorgelegt iverden, ob es aber Erfolg haben und ob es möglich sein wird, die Australneger vor dem Aussterben zu retten, ist mehr als zweifelhaft. künftige englisch-französische Politik während der Besprechungen am Montag erreicht worden sei. In ihrem Leitartikel ersucht die „Daily Mail" die einzelnen Mächte, den Tatsachen ins Gesicht zu sehen und di» Kolonialfrag« zu lösen. Das Blatt verweist darauf, daß die ehemals deutschen Kolonien heut« nicht einzelnen Mächten ge hören, sondern Völkerbundsmandate seien. Dis Alternative, so beschließt das Blatt seinen Artikel, vor d«r die Staatsmänner aller Länder stünden, sei klar: entweder zwinge man Deutsch, land, andere Auswege zu suchen, oder man erkläre, daß die Zett jetzt — fast 20 Jahre nach dem Versailler Vertrag — reif sei, um Berichtigungen auf dem Wege offener Verständigung zu versuchen. Gesetz gegen Schwarzsender Verleihungsgenehmigung durch die Post ist Pslicht. Die Reichsregierung hat ein Gesetz beschlossen, durch das Schwarzsender mit Zuchthaus und in weniger schweren Fällen mit Gefängnis bestraft iverden. Schwarzsender ist demnach, wer ohn« vorherige Verleihungsgenehmigung der Deutschen Reichspost eine Funksendeanlage errichtet und betreibt; ferner, wer eine ihm verliehene Anlage zur Usbermittlung benutzt, die in der Genehmigung nicht erlaubt ist, und schließlich, wer «ine Funkempfanganlage unerlaubt zum Aussenden von Nach richten, Zeichen, Bildern und Tönen verwendet. In den Ue- bergangsvorschriften wird bestimmt, daß sür alle im Augenblick hergestellten und vertriebenen Sendeanlagen binnen einer be stimmten Frist bei einer Neichspostdirektion eine Verleihungs genehmigung zu beantragen ist. Parleidienststellen haben die Geräte dem Stellvertreter de» Führers zur Verfügung zu stel len. Die Verleihung ist nach einer Ausführungsverordnung bis 1b. Januar 1038 zu beantragen. Vis April 1930 30000 Arbeltsmaiden Die Stärke des Relchsarbeltsdlensteo. Nach einem Erlaß des Führers uird Reichskanzlers ist di« Stärke des Reichsarbeitsdienstes ab 1. Oktober 1938 für di« Winterquot« auf zwei Fünftel, für die Sommcrquote auf drei Fünftel der jährlich einzubcrufenden Dienstpflichtigen zu be messen. Dementsprechend wird der organisatorische Rahmen des RAD auf ein Fassungsvermögen von drei Fünftel der Iahr- gangsstärke gegenüber ein Halb der bisherigen Iahrgangsstärks erweitert. Der Arbeitsdienst für die weiblicl)« Jugend soll bis zum 1. April 1939 auf 89 000 Arbeitsmaiden erhöht werden. Aelchssonderzuschuß sür Kleinrentner Berlin, 1. Dezember. Der Reichsarbeitsminlster hat, wie in den Vorjahren, d«n Ländern 2,8 Millionen RM. überwiesen, die zur Gewährung eines einmaligen E on d e r z u f ch u s s e s an die in der Klein- rentnerfürsorge oder Kleinrentnerhilse unterstützten Klein rentner bestimmt sind. Dle Gesamtbeteiligung des Reichs an der Kleinrentnerfürsorge und Kleinrentnerhilse beträgt im laufen den Haushaltsjahr rund 28 Millionen RM. * Bekanntlich hat der Reichsarbeitsminister im Sommer dieses Jahres Mittel zur Verbesserung der Wohnverhältnisse der Landarbeiter für die Grenzgebiete bereitgestellt. Ursprüng lich mußten die Arbeiten, -für die die Reichsmittel tn An spruch genommen wurden, bis zum 31. Dezember 1937 durch geführt sein. Da dieser Termin für dle Beendigung der Ar beiten nicht eingehalten werden kann, hat der Retchsarbeits- minister diese Frist nunmehr bis zum 81. Mär, 1938 verlängert. nen Gemeinde in -er Nähe von Römerstadt In Nordmähren. Als der noch nicht lange verheiratete Mann dieser Tage von einer Waffenübung heimkehrte, mußte er die Feststellung ma chen, datz seine Frau mis eine» hübschen Bauernsohn des Ortes ein Auge geworfen hatte. Als er ihr deshalb heftige Vorwürfe machte, packte sie ihr« Sache» und übersiedelte zu ihrem neuen Freund. Der verlassene Ehemann trat daraus mit seinem „Konkurrenten" in Verhandlungen ein, deren Ergebnis schließ lich eine Ehescheidung unter folgenden Bedingungen war: Der Ehemann erhält als Entschädigung 300 Kronen und lebensläng lich jedes Jahr LOO Kilogramm Kartoffeln. Gattenmörder zum Tode verurteilt. In dem Mordprozeß gegen den -lOjährigen Kurt Madry, verkam 24. April d. I. in einem Lokal In Charlottenburg fünf Schüsse auf seine Ehefrau abgegeben und ihr Stichverletzungen beigebracht hatte, die töd lich wirkten, verkündete das Berliner Schwurgericht nach Mit ternacht nach mehrtägiger Verhandlung das Urteil. Der Ange klagte wurde wegen Mordes zum Tode und zum dauernden Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte verurteilt. Schlüsselvrrleth sür Wohnungseinbrecher! Eine „Schlüssel fabrik und -Vetteihanstalt" für Wohnungseinbrecher hob die Polizei in Warschau aus. Besitzer dieses ausschließlich Verbre chern zur Verfügung stehenden Unternehmens war ein Schlosser. In seiner „Fabrik" wurden große Vorräte an Schlüsseln, Schlüs selabgüssen und Dietrichen gesunden. Nach den Feststellungen der Polizei lieh der Besitzer dieses „Unternehmens" den Woh- nunyscinbrechern gegen ein ziemlich hohes Leihgeld koinplett« Schlüsselsätz« aus. Der Besitzer könnt« verhaftet werden. Kronfchatz.ffund im Kinderwagen Das Brillantenkollier der Herzogin von Koburg. Als im Jahre 1918 Plünderer das Land unsicher machten, ließ das Herzogspaar von Koburg seinen Kr-mschatz vergraben. Als Ruhe und Ordnung zurückgekehrt waren, wurde der Schatz wieder gehoben. Nur ein wertvolles Stück, eine mit Brillanten besetzte Halskette der Herzogin, wurde vermißt. Erst im April wurde der Schmuck entdeckt, und zwar in einem Kinderwagen, der in einem alten Schuppen stand, nahe der Stelle, wo der Schatz seinerzeit vergraben wurde. Durch die Anzeige eines Juweliers kam di« Polizei dem Versteck auf die Spur. Der Finder des Schmucks war sich des unschätzbaren Wertes dieses Stückes offenbar nicht bewußt. Er erzählte seinen beiden Brü dern von seiner Entdeckung, und diese gingen zu einem Ju welier, dem sie zwei Steine der Kette zum Abschüßen vorlcgten, mit der Erklärung, sie seien von einer indischen Fürstin zum Verkauf eines Halsbandes beauftragt worden. Dem Juwelier kam die Sache verdächtig vor. Er verständigte unaussällig die Polizei, und diese griff sofort zu. Nun hatten sich die drei Brüder wegen Fundunterschlagung bzw Hehlerei vor dem Amts gericht Koburg zu verantworten. Die Angeklagten wurden zu je fünf Wochen Gefängnis verurteilt. Rätselhaft aber bleibt bis heut«, wie der wertvolle Schmuck in den Kinderwagen ge langte. Blamage mll KermellnWvänzen Autonomistenslagge über dem Bretagne Pavillon. Paris, 1. Dez. Jetzt, da die Pariser Weltausstellung bis zur teilweisen Wiedereröffnung im nächsten Jahre geschlossen wurde, ist auch eine Fahne eingezogen worden, die monatelang die stille Wut der kundigen Thebaner erregte, ohne daß man während des Ausstellungsbetriebs die Ursache zu beseitigen oder auch nur davon zu sprechen gewagt hätte. Sonst hätten näm lich auch die Unkundigen und die Ausländer die „skandalöse" Tatsache erfahren, daß aus dem mit staatlicher Unterstützung errichteten und von der Regierung betreuten Ausstellungspa- vlllon des Departements Bretagne eine „illoyale" Fahne wehte. Diese Bretagne-Fahne zeigt neun sandgelbe Streifen abwech selnd mit weißen Streifen, aus denen Hermelinschwänze dar gestellt sind. Das ist aber — wie erst jetzt verraten wird — die Fahne der von der Regierung bekämpften bretonischen Auto nomisten. Daß der sozialistische Innenminister den wie eine bewußte Demonstration der rechtsstehciiden bretonischen Auto nomisten wirkenden Flaggen-Irrtum erst bemerkte, als es zu spät war, erklärt sich aus einer anderen Pikanterie der fran zösischen Parteipolitik. Eine unter Beteiligung des bolschewisti schen Parteiführers Cachin gegründete „Gesellschaft bretonischer Kommunisten" in Paris zeigt neben der roten auch die breto nische Fahne. Da die Kommunisten aber offenbar die offizielle Flagge des Departements gar nicht kannten, haben anck lie die Fahne ihrer politischen Gegner, der Autonomsten, gewählt, was von dem sozialistischen Minister als ausreichendes Zeugnis für die Loyalität der Flagge betrachtet wurde. prlnz Bernhards Aerzte sind zufrieden Das Bewußtsein des Patienten völlig zurückgekehrt. Amsterdam, 1. Dez. Ucber das Bcsindcn des Prinzen Bernhard der Niederlande wurde Dienstag nachmittag folgende offizielle Mitteilung herausgegebcn: Die Aerzte sind mit dem Zustand des Patienten zufrieden. Das Bewußtsein des Prin zen Bernhard ist völlig zurückgekehrt, und der Prinz nimmt wieder Interesse an seiner Umgebung. Er schicht viel und ist in der Zwischenzeit völlig klaren Geistes. Der Mitfahrer des Prinzen, Hofjäger van der Spek. ist den Umständen entsprechend wohlauf. Er befindet sich ebenfalls im Biirgerkrankcnhaus in Behandlung. Zulassung zur ReichsschrlsttumSkammer D«r Präsident der Reichsschrifttumskammer gibt bekannt, daß vom 1. Dezember dieses Jahres ab Anträge auf Aufnahme in dir Reichsschrifttumskammer bzw. auf Befreiung von der Mitgliedschaft ausnahmslos bei der zuständigen Landcs- leitung der Reichsschrifttumskammer eingereicht werden müssen. Soweit der Sitz der zuständigen Landcslettung nicht bekannt sein sollt«, ist dieser bei der Gauleitung der NSDAP, zu erfragen. Besuch Becks in Riga Der polnisch« Außenminister Beck hat die Absicht, sich dem nächst zu einem offiziellen Besuch uach Riga zu begeben. Dieser Reiseplan wird in den Warschauer politischen und diplomati schen Kreisen stark beachtet. Man will misten, daß bei dieser Gelegenheit auch die Frage der polnisch-litauischen Spannung und ihrer Einwirkung aus die Politik der Baltischen Staaten eine Rolle spielen wird. Deutsch-italienische Kriegsaräbersürsorg«. Die italienisch« Kammer hat in ihrer Die ns tagst tzung neben zahlreichen Gesetz entwürfen und Gesetzesdekreten ohne Ausspra<l)c die deutsch italienischen Abmachungen vom Juni vorigen Jahres über di« beiderseitige Kriegsgräberfürsorge angenommen. Der neuernannt« Botschafter de» Reich«» in Rio d« Janelr«, Dr. Ritter, hat Deutschland verlassen und befindet sich bereit» ctuf dem Wege nach Brasilien.