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38. Iahrg. Nummer 36 Sonntag, 7. März 1937 Zm Fall« »o» HSHece« <L«watt, V«rb«t, »tatttNav« V«tlled<- stiiung«» hat d«r ««»lehn oder WerbungUklbend« tat« «» jprllche, fall« dl« g-llung «i, b«l<hr!lnklkm Umsan,«, ^«g^U«» «der nicht erscheint ürsiillungsort Ist Dl««»««. -chrisU-ttang: vroden.«., PoNerftr. 17, Fernrns «Ml«. H0I» SeschSstsstell«, Druck und Verlag: Drrmanla Buchdrucker«! «. v«rlag LH. ». ». Winkl, PoNerstroh, 17, Fernrus »101». Pdftsch««: X«. 10»», Bant: Stadt»an» Dr««de» P«. «7«7 «rscheltU « mal «»chenlllch. Monatlicher v«jug,pr«I, durch Irckg«, elnschl »o Psg. « Psg. Irtlgerlahn 1.70-, durch dl« Post l.7k> «Inschllehlich P»stllb«rwel,ung«g«bllhr, ,u,IIgl,ch « P,g. Post.Bestellgek. Linzelnumm«« 1V Pfg., Sonn. » 8esttag,numm«r «> Psg. «dbeftellungen milsten spillesten, «ln« Woch« v„ «»laus der Bezug,i»ll schrlstllch »«Im Verlag «lngegangen kl». Uns«« »rlg«r dllisen kein« Abbestellungen «nlgegennehme». veilageort Vre,de». glnzelgenprell«: dl« lspaltlg« »7 »» »retb« gell« b Plg-1 sür Famlllenanzelge» g Psg All, Platzwünsch« kSnimi »k kin« »«wissr Ulst«». SüchMe volksseitung Das Deutschtum in Polen wartet ab Stellungnahme zum Aufruf -es Obersten Koc Ausführungen der Senatoren Wlesner u. Sasbach zum Programm des »Lagers der nationalen Einigung" Warschau, 8. März. Die Generalaussprach« über den Staatshaushalt im polni- schen Senat am Freitag gabderdeutschenBolksgruppe in Polen Gelegenheit, sich Uber ihre Einstellung zum Aufruf des Obersten Koe zur Bildung des „Lagers der nationalen Einigung zu äußern. Senator Wiesner erklärte, datz die deutsche Volks gruppe die von Oberst Koe ausgestellten Grundsätze hinsichtlich der Einstellung des polnischen Volkes zu den nationalen M i n - derheitcn ebenso wie die sonstigen Programmpunkte des Obersten Koc billige. Die deutsche Volksgruppe verlange keine Privilegien, sondern stütze sich auf die Verfassung und erstrebe deren volle Verwirklichung. Nach Ausfassung der deutschen Volksgruppe kündige die Er» Klärung des Obersten Kor eine neue Aera km Leben des polnischen Staates und Volkes wie auch der deutschen Volksgruppe an. Grundsätzliche Bedingung für dieses neue Leben sei sedoch, dah man der deutschen Volksgruppe ihre Entwicklungsmöglichkeiten sichere. Die deutsche Volksgruppe stelle «in unteilbares Ganzes dar, und man könne sie nicht in Abhängigkeit davon behan« deln, in welchen Gebietsteilen Polens sie wohne. Die Versuche, sie zu entnationaltsteren, seien schädlich für den polnischen Staat. Die deutsche Volksgruppe sei der Ansicht, datz die Zeit zur Verständigung gekommen sei, sie sei von der Berechtigung ihrer Forderungen tief überzeugt und glaube an deren Verwirk lichung. Sie reiche allen denen die Hand, die den gleichen Willen hätten Auch Senator Hasbach gab eine grundsätzliche Erklärung ab. Er führte u. a. aus, datz die deutsche Volksgruppe in Er kenntnis der schwierigen Lage, in der sie in letzter Zeit sich be finde. auf die ihr feierlich gesicherten Rechte der polnischen Ver fassung Hinweise und an der Durchsetzung dieser Rechte mit allen gesetzlich erlaubten Mitteln arbeiten werde. Die deutsche Volks gruppe berufe sich dabei auf das historische Hcimatrecht, das sich seit Jahrhunderten auf die Arbeit und Leistung deutscher Ge schlechter in polnischen Landen gründe. Jin Zusammenhang mit diesen Feststellungen habe der Rat der Deutschen in Polen auch die programmatische Verkündung des „Lagers der nationalen Einigung" besprochen. Die deutscheStellungnahmezu diesem Programm bleibe solange offen, als keine Klarheit über die Tendenz des neuen national-polnischen La gers gegenüber den Deutschen in Polen bestehe. Das Deutschtum ln Polen erwarte sedoch zuversichtlich, datz das „Lager der nationalen Einigung", das sich in seinem Grün« dungsprogramm bewutzt auf die Staatsverfalsung stützt, den Verfassungsschutz auch der deutschen Volks gruppe in Polen verwirklichen wird. Auf die Reden der deutschen Senatoren ging im Verlauf der Aussprache Senator Siudowski ein. der sich in Ver dächtigungen derdeutschenMinderheit erging und vor dem „Einslutz des Deutschtums" warnen zu müllen glaubte. Immerhin erklärte er zum Schluss unter starkem Beifall, man sei weit davon entfernt, die verfassungsmätzigen Garantien für die deutschen Minderheiten zu verletzen und man wolle ihre nationale Eigenart achten. Man nehme die Erklärung des Senators Wiesner mit Befriedigung zur Kenntnis, werde aber, wie der polnische Senator betonen zu müssen gsaubte, „aller Illoyalität und allem schädlichen Eindringen des deutschen Elements entgegentreten " Gegen „künstliche Vernebelungsversuche" VundeSkanzler Dr. Schuschnigg unterstreicht den harmonischen Verlauf des Aeurath-VesucheS Wien, 8. März In einer Rede die Bundeskanzler Dr. Schuschnigg anlätzlich seines zweitägigen Besuches in der Steiermark im Rahmen eines Amtswalterappells der Vaterlän dischen Front im Grazer Rathaus hielt, wandte er sich vor >Ilcm gegen „gewisse künstliche Vernebelungsver suche von ausländischer Seite". Diese bemühten Verleumd In gen und Lügen hätten nur den Zweck, zu verhindern, datz der Ausbauwille des neuen Oesterreich sich durchsetzt. Gerade im Zusammenhang mit dem Besuch des Reichsautzcnministers Frei herrn von Neurath seien solche Vcrdrehungskunste festzustcllen gewesen, obgleich diese Zusammenkunft nicht den geringsten Grund zur BeunruhigiMg oder Sensation gevsten und sich in den freundschaftlichsten Formen abgespielt habe. Derartige Mel dungen verfolgten offensichtlich, aus trüben Quellen stammend, die Absicht, die Oeffentltchkei» irre zu machen, ihr Vertrauen auf die Stetigkeit der österreichischen Regierung zu erschüttern und aus diese Weise den Erfolg des wirtschaftlichen Aufbauwer kes zu schmälern Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen beschäftigte sich der Kanzler mit Fragen der Innenpolitik. An die Adresse der Seher Bemerkenswerte Ausführungen des polnischen Blzesenats- marschalls. Warschau, 6. Marz. Im Warschauer Senat hat der Vize- senatsmarschall Prof. Makowski anlätzlich der Besprechung des Staatshaushaltes einige recht bemerkenswerte Ausführungen gemacht. Nach der Feststellung, datz die Lebenshaltung in Polen er schreckend niedrig sei, erklärte der Vizesenatsmarschall Ma kowski unter anderem, es sei viel Tinte sür Ausdrücke des Mitleids oder auch der Schadenfreude verschrieben worden, well angeblich in Deutschland Mangel an Butter sei. Ungezählte Zeitungsartikel seien Uber dieses Thema geschrieben worden, und in den Kaffeehäusern hätten ungezählte „politische" Unter haltungen stattgsfunden, wie schlecht es den Nachbarn im Westen gehe, denn „in Deutschland fehle Butter, da man alle Butter In Kanonen umwandle". Man brauche nur einen Augenblick nach zudenken und die Statistiken des landwirtschaftlichen Inventars, der Milcherzeugung und des Butterverbrauchs pro Kopf der Be völkerung in Deutschland mit denen in Polen zu vergleichen. Wenn der polnische Staatsangehörige nicht heut«, aber nach einer Reihe von Jahren soviel Butler essen könne, wie der deutsch« heut« esse, wo man hier über ihn Tränen de« Mitleid«« vergietze, so könnt« man in Polen glücklich sein. Rationale Stellungen in Asturien verbessert Salamanca, 8. März. Wie aus dem Heeresbericht des Obersten Befehlshabers in Salamanca vom Freitag hervorgeht, konnte die nationale Vorhut an der Asturien-Front ihre Stel lungen verbessern. Die nationalen Truppen besetzten einige bolschewistische Schützengräben und fügten dem Gegner grotze Verluste zu. Bei Oviedo wurde ein bolschewistischer Tankan- grisf abgewiesen, wobei zwei Tanks zusammengeschossen wur den. Ferner wurde ein bolschewistisches Flugzeug abgeschossen. Von der Madrider Front war nutzer leichtem Ge- schühfeuer nichts Neues zu melden. Ferner weist der nationale Heeresbericht die von bol schewistischen Sendern verbreiteten L ü gc n n a ch r i ch t e n über angebliche bolschewistische Erfolge bei Toledo, Navalcarnero und in der Madrider Universitätsstadt sowie in Asturien zurück. Einkommensteuer-Erhöhung als Folge der englischen Rüstungsausgaben London, 8. März. Nach der Veröffentlichung der Haus haltsvoranschläge für die drei englischen Waffengattungen kann an einer Erhöhung der Einkommensteuer im Gesamthaushalt 1937/38 nicht mehr gezweifelt werden. Obwohl 88 Millionen Pfund der zusätzlichen Rüstungsausgaben auf dem Anlelhewege gedeckt werden, wird im neuen Haushalt immer noch ein Rest betrag von über 58 Millionen verbleiben, der durch Steuern auf gebracht werden mutz. Die Presse ilt daher überzeugt, datz die Einkommensteuer um mindestens 3 Penc für das Pfund erköht werden wird. Die Gesamtausgaben 1937/38 werden sich laut „Daily Telegravh" auf rund 935 MiNionen Pfund gegenüber 798 MiNionen Pfund im vorsahre belaufen. Der Fllmberlcht der englischen KöniaSkrönung Die British Movietone-FIImgesellschaft, die den Film von der englischen Königskrönung hcrstellt, gibt setzt ihr Vertet- lungsschema für die Lichtspieltheater bekannt. Danach wird der Film mit dem Flugzeug nach allen Hauptstädten Europas be fördert werden, so datz er noch ln der auf die Krönung folgen den Nacht überall gezeigt werden kann. Auch die Abmachungen mit Amerika sind bereits getroffen morden. Eine Kopie und ein Farbfilm werden durch einen Piloten nach Frankfurt a. M. gebracht, wo das Luftschiff „Hindenburg" unmittelbar darauf zu seinem Flug nach Amerika starten wird. Um ganz sicher zu gehen, wird gleichzeitig ein dritter Filmstreifen durch einen weltbekannten Flieger nach Newyork gebracht werden. Ein Stab von 150 Mann, Kameraleute, Techniker, Toningenieure, werden mit den Aufnahmen beschäftigt sein. 48 Kameras sind vorge sehen, 15 088 Meter Negativ sotten ausgenommen werden, davon die Hälfte in Farbfilm. Das verschwundene Niemands-Land Zur Wiederbesetzung der Rheinlande Am 7. Marz jährt sich der Tag, da deutsche Truppen in die Rheinlands einmarschierten und damit auch die volle Souveränität über jene Grenzgebiete wiedererlang- ten. Ein Sturm der Entrüstung ging durch die Weltpresse. Man sagte, der Versailler Vertrag sei gebrochen, die fran zösischen Journalisten fabelten von deutschen Angriffs absichten, die Verstärkung der französischen Maginot« Linie wurde beschlossen, Teile der Besatzung dieser Linie lagen in Alarmbereitschaft. Die ganze Welt hallte wider vom Geschrei gewisser Franzosen, die in der Wieder besetzung der Nheinlande geradezu einen feindlichen Akt sahen, und die üblichen diplomatischen Schritte wurden unternommen. Und doch hat Deutschland mit der vollen Wiederge- winnung jener Gebiete nur eine Selbstverständlichkeit begangen und eine schwere Diskriminierung Deutsch lands von der Tasel der Weltgeschichte gewischt! Als die Franzosen mit ihrem Drängen nach einer französischen Nheingrenze in Versailles nicht durchdrangen, behielten sie sich doch im Verein mit den Engländern und Belgiern eine zeitweilige Besetzung dieser Westgebiete Deutschlands vor, und unvergessen in Deutschland bleibt, datz gerade die Franzosen farbige Franzosen, Neger und Mongolen auf die deutsche Bevölkerung loslieben, datz die berüä)« tigte Ordonnanzpolitik die Bevölkerung der besetzten Ge biete der Willkür einer toll gewordenen Soldateska preisgaben, und die schwarze Schmach am Rhein führte zu viehischen Ausschreitungen gegenüber deutschen Frauen und Mädchen. Und von da aus wagte Poincarö den Sprung nach dem deutschen Ruhrgeb'et, der Deutschland erdrosseln sollte und tributwillig machen wollte. Aber mannhaft stand die Bevölkerung der besetzten Gebiete zum Reich, die Ausrottung der Separatistenhorden im rheinischen Siebengebirge, in der Pfalz usw. bewies, dah Frankreich fehl spekuliert hatte und die Versuche einiger klerikaler deutscher Kreise, diese Politik zu unterstützen, scheiterte ebenfalls am unbeugsamen Willen der Bevölke rung, die das Unrecht und die Gewalt nicht zu beugen vermochte. Die besetzten Gebiete wurden frei, aber sie unter standen nicht völlig einer deutschen Souveränität. Eine sogenannte entmilitarisierte Zone wurde gemätz dem Friedensvertrag gezogen, in der kein deutscher Soldat sich aufhalten, ketzte Befestigung angelegt werden durfte. Schutzlos sollte das Land, sollten die gewaltigen rheinisch westfälischen Industriegebiete jener Laune der Franzosen offenliegen, die aus den Bastionen ihrer Niesenfestungs- linie jederzeit vorbrechen konnten. Es kam anders, als sich französische Hirne ausge- malt hatten. Im Gegensatz zu den vielen Prophezeiungen ergab die Abstimmung an der Saar ein Bekenntnis von solcher Geschlossenheit für Deutschland, datz es der Welt geradezu den Atem verschlug und selbst die Franzosen gestehen mutzten, datz ihre Politik der Nadelstiche und des Zuckerbrotes und der Peitsche keine Saarländer gewon nen hatte. Die Saar kehrte heim ins Deutsche Reich. Aber vorher schon hatte Frankreichs Diplomatie sich mit Moskau verbündet, um wieder einmal, gemätz einem alten Wort, einen Sporn in die deutsche Westseite und einen anderen in die deutsche Ostseite zu graben. Dieses bolschewistisch-französische Bündnis zwang zur Abwehr. Man kann sagen, datz seitdem die europäische Staaten geschichte in Bewegung geraten ist, datz eben durch diesen Pakt sich die Fronten der autoritären und friedliebenden Nationen deutlich von denen der Bolschewisten und des Marxismus absetzten. Deutschland aber handelte. Als plötzlich die deutschen Truppen in die entmilitarisierte Zone einrückten, hatten wir nicht nur das Niemands-Land im Westen wieder beseht, sondern gleichzeitig einen Cor- don Gewappneter gegen Frankreich gezogen und dem französischen Hahn für immer die Möglichkeit genom- men, jemals wieder und ohne Widerstand den Flug nach Osten zu unternehmen Wir hatten der Welt bewiesen, datz wir in friedlicher Wehr und selbstbewusst uns unsere Souveränität wiedernehmen, wenn sie von anderen ge« brachen wurde, dah der Versailler Unfriedensvertrag mit seinen diskriminierenden und folglich zu blutiger Aus- einandersetzung anreizenden Bestimmungen für uns nicht massgeblich ist. Gerade, well wir den Versailler Vertrag in seinem entscheidenden Punkt zerrissen, wahrten wir den Frieden und beugten kommenden Kriegen vor.