Volltext Seite (XML)
ZONHAg Oss mit dem Oourdorien- / ?^uk 6er 8ucke nsek O^UdT'^, / einem sagenkskten 8ckttk Nachdem di« Eefchichtsforschung festftrllen konnte, datz di« EccUchte um das während der französischen Re volution in der Seine untergegangene grast« Segeifchiss „TölSmaque" aus Wahrheit beruhen, haben mehrer« Bergungsgesellschasten mit den Vorarbeiten zu der He bung dieses Wracks begonnen. Das Schiss hatte bet seinem Untergang einen grasten Teil de» Schatzes der Bourbonen an Bord. Der Wert der versunkenen Gold- und Silberbarren wird aus eineinhalb Milliarden Francs geschätzt. Mit Mann und Maus versunken. Anfang der neunziger Jahre des achtzehnten Jahrhunderts war es, datz die Fischer des Ortes Quillebeuf nahe der Seine mündung, bei schwerem Sturm «in großes prächtiges Segelschiff gegen die Fluten ankämpfen sahen. Die Fischer gaben Warn- signale, aber das Schiff — an seinem Bug entzifferte man den Namen „Tölümaque" — drehte nicht bei und versuchte un- beirrt das offene Meer zu gewinnen. Das war bei diesem Unwetter ein wahnwitziges Unterfangen. Plötzlich erhielt dann auch die „Tölömaque" schwere Schlagseite. Sie kenterte und versank mit Mann und Maus innerhalb weniger Minuten. Nicht einmal Wrackstücke wurden angeschwemmt. Wenig genug konnten die Behörden ermitteln. Die „TülSmaqu«" hatte eines Morgens zusammen mit einem andern Schiff heimlich den Hafen von Rouen verlassen. Schiff« der Jakobiner waren den beiden Flüchtlingen nachgefahren und hatten das zweite Schiff auch noch erreicht. Auf diesem Seg ler fand sich eine schwere Tonne, die bi» an den Rand mit Gold- und Silberbarren gefüllt war. Dieser Schah gehörte reichen Aristokraten, die ihn ins Ausland zu schmuggeln ver sucht hatten. Auf der „Tölömaque" vermutete man noch weit grötzere Schätz«. Aber dieses Schiff konnte sich durch geschicktes Manövrieren den Verfolgern entziehen. Fast hatte es schon das rettende offene Meer erreicht, da setzte der schwere Sturm ein. Hätte der Kapitän beigedreht, dann wäre das Schiff in die Hände der Jakobiner gefallen. So kam es zu dem plötzlichen Untergang. In den Wirren der Französischen Revolution hatte man keine Zeit, eine langwierige Untersuchung einzuleiten. Die „Tölömaque" geriet in Vergessenheit und lebte nur noch in den Sagen der Seineschisfer. Von märchenhaften Reichtümern erzählte man sich, von ungezählten Fässern mit Eold, Silber und Juwelen. Die Schätze des Königshauses der Bourbonen, der Marie Antoinette und vieler hochgestellter, längst Hin gerichteter Würdenträger sollten im Wrack der „Tölömaque" aus dem Grunde der Seine liegen. Das Testament des Böttchers. Selbstverständlich hat sich die Geschichtsforschung sehr ein gehend mit diesen Sagen beschäftigt. Man stellte fest, dah die Sagen durch die Wirklichkeit noch übertroffen worden sind. Die „Tülömaque" war das Schiss, auf dem der unglückliche König Ludwig XVI. zu fliehen versucht hatte und das tat sächlich bei seinem Untergang einen grasten Teil der bour- bonischen Schätze mit in die Tiefe nahm. Unter vielen anderen entdeckten die Forscher das Testament eines Böttchers aus Rouen, der darin mitteilt, dast er im Winter des Jahres 1789 eine ganz« Anzahl sehr starker Fässer im Auftrage ihm unbekannter Persönlichkeiten gebaut habe, in denen ein unermcstlicher Eold- und Silbcrschah nutzer Landes geschmuggelt werden sollte. Da er seinen Auftraggebern sehr verpflichtet gewesen sei, habe er auch seinen grasten Keller für das heimliche Einschmelzen von Silber- und Koldgcräten zur Verfügung gestellt. Der Abtransport der Barren und der Fässer sei dann in aller Stille zur Nachtzeit erfolgt. Dieses Testament stellt selbstverständlich nicht den alleinigen Beweis für das Vorhandensein eines riesigen Schatzes im Wrack der „Tölömaque" dar. Man weist heute auch, datz die Ansicht, die Aristokraten hätten in der Nähe von Quillebeuf ein ganz anderes Schiff unter dem Namen „Tölümaque" ver senkt, um die Verfolger abzulenkcn, auk einem Irrtum beruht. Das sagenhafte Wrack von Quillebeuf ist wirklich das der „Tölömaque". Wie es zu dem Fluchtplan Ludwigs XVI. kam. Nach Ausbruch der Französischen Revolution war die Lage König Ludwigs XVI. und seiner Familie verzweifelt. Aeutzer- lich bekleidete er noch sein hohes Amt, er sollte auch kon stitutioneller Herrscher bleiben, aber mit jedem Taae wurde seine Stellung schwieriger. Seine Gemahlin Marie Antoinette verhandelte geheim mit den auswärtigen Mächten, von deren Intervention sie sich alles erhoffte; auf der anderen Seite war Ludwig bereit, die Verpflichtungen gegenüber seinem Volke zu erfüllen und sich mit der Einschränkung der Machtsphüre zu frieden zu geben. Allmählich aber wurde der Einslutz der Radi kalen immer grötzer, auch sickerten Nachrichten durch, datz die Königin mit den Feinden der Revolution Verhandlungen führte. So entstand zwischen den leitenden Revolutionären und der königlichen Familie eine Spannung, die aus die Dauer un erträglich war. Damals fatzte Marie Antoinette den Entschluss, mlt dem König und allen Angehörigen auf dem Schiff „TLlLmaque" nach Amerika zu fliehen. Aus der Seine sollte der Weg von Paris nach Le Havre zurllckgelegt werden. Dieser Fluchtplan scheiterte aber an der strengen Bewachung, unter die man alsbald die königliche Familie stellte. So mutzte man sich damit begnügen, den Goldschatz in Sicherheit zu bringen. Dies wäre auch zweifellos gelungen, wäre die „Tülömaque" nicht gekentert. Sett fast anderthalb Jahrhunderten liegt nun das Wrack der „Tslemaque" in verhältnismässig geringer Tiefe auf dem Grunde der Seine. Schon im Jahre 1840 hat ein französischer Ingenieur unter Aufwand grotzer Geldmittel das Schiff zu heben versucht. Bei dem Stande der damaligen Bergungs technik mutzten seine Bemühungen erfolglos bleibe». Heut« aber dürfte es keine besonderen Schwierigkeiten bereiten, das „Staatsschiss der französischen Revolution", wie man die „TülS- maque" ironisch genannt hat, seinem Grab zu entleihen. Onter dem Oaveloek / „Auf Wiedersehen. Herr Professor," Thomas Rondel, der Münzenhändler, schlotz hinter dem alten Herrn mit dem grünen Havelock die Tür, dann stand er wieder vor dem Tisch mit den offenen Verkaufsladen, vor denen der Kunde und er soeben ge sessen hatten. Hastig überflogen seine Augen die kleinen Tablett« chen mit den Münzen, seine Finger zitterten leicht, als er sie nachzählte. Zwei, drei, vier Lücken, stimmt, soviel hatte Professor Herdegen gekauft, aber hier, bitte, eine fünfte Lücke, von der Rondel bisher nichts gewutzt hatte. Der Miinzenhändlcr setzte sich. Der also war cs! Professor Alexander Herdcgen entwendete ihm seit Jahresfrist bei jedem seiner Besuche systematisch einige der vorgelegten Münzen. Und bestimmt waren cs nicht die ichlcchtcsten Stücke, die das Interesse dieses Fachmannes fanden! Thomas Rondel war es mit einem Male, als wäre er blind gewesen. Deswegen also legte der Professor nie diesen Nadmantel ab. unter dessen Pelerine seine Arme ungestört hantieren konnten, deswegen schickte Herdegcn ihn sooft während der Verkausshandlung nach irgendeinem alten Schmöker oder einem Vergleichsstück, das er erst mühsam irgend wo heraussuchen mutzte. Jetzt wurde ihm alles klar, nicht jemand vom Personal keine Ungenauigkeit seiner Geschäftsführung war der Grund dieser rätselhaften Verluste, die er seit einem Jahr hatte feststellen müssen, — der Grund war vielmehr Herdcgen, sein bester Kunde und mit der einslutzreichste Fachmann in den Kreisen der Münzensammler. „Kleptomanie", — „Verbrecher aus Leidenschaft", — Rondel wälzte in den nächsten Tagen gute und schlechte Bücher, die eine Beziehung zu seinem Fall Herdegen haben konnten. Er hatte seinen Verlust inzwischen ungefähr überschlagen, es waren einige tausend Mark soviel wusste er aber auch ohne die befragten Bücher, aus schnöder Gewinnsucht hatte ihn der Professor be stimmt nicht bestohlen, der war kein Dieb im gewöhnlichen Sinne, er war vielmehr einer von jenen, bei denen eine Liebhaberei zur Leidenschaft geworden war, er war irgendwie ein Kranker, 8ki?2e von Joksnnes von liunowski die eher in dle Behandlung eines Arztes als in die Hände der Polizei gehörte. Diese Erkenntnis aber und die Tatsache, datz der Professor an sich ein gut zahlender Kunde mit grotzem Einslutz war, erschwert« Thomas Rondel die Lösung des Falles so sehr. Das stand für ihn fest, diese Angelegenheit mutzte ganz unter der Hand geregelt werden, kein Sterbenswörtchen durfte davon in die Oessentlich- keit dringen. Aber das Wie, das war es, das ihn nicht schlafen liest, das ihm eine Woche lang Kopfschmerzen machte; — dann hatte Thomas Rondel endlich den Weg, der ihm sein Eigentum zuriickbringen mutzte, ohne datz autzer den Beteiligten jemand etwas davon merkte. In dem kleinen Studierzimmer Professor Herdegens fasten zwei Männer. Mit der Freude des Fachmannes und Besitzer» legte Alexander Herdegen seinem East, dem Doktor Tinius, Lad« auf Lade mit Münzen seiner Sammlung vor. „Und hier mein Spezialgebiet, lieber Doktor, Mecklenburg! Angefangen bei den Vrakteaten des Grafen Eunzelin von Schwerin, aus dem Jahr« 1200 bis . . .", da unterbrach das Klingeln des Telephons seine Rede. Unwillig fuhr der Professor aus. Das Telephon stand im Nebenzimmer, und hier säst der Doktor Tinius vor seinen Schätzen! Unentschlossen blickte Herdegen in die Richtung, au» der jetzt das erneute Klingeln des Apparates tönte. „Aber bitte, Herr Professor, lassen Sie sich doch durch mich nicht stören, Sie werden verlangt," Doktor Tinius lehnte sich in. seinen Sessel zurück, als wolle er absichtlich einen Abstand zwischen sich und den Miinzenschätzen schaffen. „Ja. — dann entschuldigen Sie bitte einen Augenblick, Herr Doktor," sagte Herdegen, dann ging er widerstrebend ins Neben zimmer zu dem Apparat, der nicht aushörte zu läuten. „Hallo. Herr Professor Herdegen?" „Jawohl, bitte?" „Hier ist Rondel. Herr Professor, ich habe etwas für Ihr« Spezialsammlung Mecklenburg hercinbekommeu. Einen Denar Ookkrmr^ auk Ostereier Plauderei sm >Voekenende Von iUsrabu. Wenn draußen die letzten Schneeflocken sich mit dem ersten Frühlingsresten vermengen, wenn nasser Nebel die Laternen in lichte Dunstkugeln hüllt, wenn die Stra ßenbenutzer mit aufgespannten Regenschirmen hustend -durch Pfützen und Schneeschlamm stolpern — dann, Ihr Freunde, ist die rechte Zeit gekommen, datz sich ruhige Männer am warmen Ofen zu einem Dämmerschoppen guten Märzenbiers versammeln. Wie nett ist eine solche Dämmerstunde in diesen Tagen zwischen Schnee und Re gen! Der ganze Zauber des traumseligen Winterabends ist noch nicht gebrochen, aber ganz fein mischt sich eine frohe Hoffnung auf Frühling hinein. In einer solchen Dämmerstunde ist gutes Schweigen ein Zeichen besonderer Freundschaft. Man versteht sich auch ohne Worte. Und wenn gesprochen wird, so schwingen die Saiten des In nern mit. Der andere versteht uns ganz, besser als wir es mit Worten sagen können. Kilian und Klabautermann, Chrysostomus und ich saßen so eines schönen Abends Anfang März zusammen und unterhielten uns ohne Worte ausgezeichnet. Klabau termann und Kilian sogen an ihren Pfeifen, Chrysostomus starrte verzückt zur Decke ustd schwebte sichtbar in höhe ren Regionen; ich aber blinzelte in das Feuer des Ka mins. Welch ein Schmuckstück wird das schlichte Holz, wenn es im Verbrennen aufglüht und strahlt! Es gibt kein schöneres Sinnbild dafür, wie herrlich das Leben durch den Tod geadelt werden kann ... „Fall nur nicht in den Kamin!" warnte mich Kilian schließlich. „Hat Dich am Ende heute so gefroren, daß Du gleich zwischen die brennenden Vuchenscheiter hincinkrie- chen möchtest?" „Lasse ihn doch!" wehrte Klabautermann ab. „Er phan tasiert wieder einmal etwas. Träumt von dem unver gänglichen Feuer in unserer Brust, von dem Phönix, der aus der Asche zu neuem Leben erwacht und von der Götterdämmerung, dem flammenden Ende Walhalls." „Ja, der Phönix!" nahm Chrysostomus das Stichwort auf, das sein Ohr ohne Zusammenhang ausgenommen hatte. „Wie der Pogel Phönix der Sage erhebt sich das neue Jahr zu neuem Leben. Diese Tage sind voll von wunderbarer Ahnung und heimlichen Entzücken." «... und von nassen Füßen, Katarrhen und Schnupfen!" ergänzte Kilian sarkastisch. „Mein Entzücken bei so einem Sauwetter wie heute ist gemäßigt. Wenn das Feuer im Kamin nicht wäre, das gute Märzenbier und meine Pfeife, dann könnten mich diese miserablen Märztage gern haben." „Nur nicht so bärbeißig!" begütigte ihn Klabauter mann. „Warum willst Du den lieben Jungen da das bißchen Frühlingsschwärmerei nehmen? Dor März ist ja doch in diesem Jahre der Ostermonat. Und heimlich hofft doch feder von uns, sogar wir alten Knaben, daß ihm irgendwie und irgendwo ein nettes Osterei beschert wird ..." „Zum Beispiel In der Lotterie!" lachte ich. „Dor März ist ja der große Ziehungsnwnat. Und wer auch nur ein Zrhntellos hat, studiert jeden Tag eifrig die Ziekungs- liste. Irgendwer muß sa doch die Gewinne machen. War um sollte man diesmal nicht auch unter den Glücklichen sein? Und wer schon oft leer ausgegangen ist, hofft dies mal doppelt: irgendeinmal muß doch auch er das Glück erwischen." „Eine der liebenswürdigsten Einrichtungen ist die Lotterie", stimmte Klabautermann zu. „Man ivacht jeden Tag mit einer kleinen Hoffnung auf. Sie ist so klein, daß die Enttäuschung nicht schmerzt. Aber doch groß ge nug, um den Beginn des Tages angenehm zu machen. Es ist so, als würde das lebenswichtige Pflänzlein Hoff nung im Garten unserer Seele an jedem Morgen neu von sargender Hand begossen. So daß es kräftig wird und Blüten tragen kann . . . Wenn es die Lotterie nicht gäbe — sie müßte eigens erfunden werden!" „Bon der Lotterie allein aber werdet Ihr doch nicht Osterfrcuden erhoffen", meinte nun Chrysostomus. „So schätzbar ein Lotteriegewinn ist — es gibt noch Ge winne anderer Art, die sich nicht in Mark und Pfennige ausdrücken lassen und doch nicht weniger wertvoll sind. Ich lasse kein Ostern vorbeigehen, ohne mir in der Oper den „Parsisal" und im Scl)auspielhaus den „Faust" anzu sehen. Das gehört für mich einfach dazu. Und wenn schon Klabautermann meint, daß wir uns im Borfrühling wie Kinder auf kommende Ueberraschungcn freuen kön nen: Die Freude auf diese Ostereier, die ich mir selbst schenke, wird nicht leicht von einer anderen übertrof fen ..." „Aber eine Osterreise ist auch nicht zu verachten!" wandte Kilian ein. „Wenn ich Geld und Zeit hätte, führe ich jetzt gleich nach Sizilien, um den Frühling im Süden zu genießen. Gibt es eigentlich etwas Schöneres, als dah man der schönen Jahreszeit einfach entgegenfahren kann? Menn man in München in den D-Zug steigt, schneit und hagelt es vielleicht noch. Wenige Stunden später aber schaut man in einen sonnigen Frühlingsmorgen..." „Mit dem Wetter kann man auch in Italien Ueber- raschungen erleben", bemerkte Klabautermann. „Ich ziehe mir eine Osterreise in die sonnengescgneten Gaue unseres