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Anliegen sein, das sie dem Mann da bittend oorbrinat. Es ist zu ahnen, doch nicht zu verstehen in der verlegenen leisen Ein. silbigkeit, mit der sie es verlauten lässt. Desto nachdrücklicher läßt sich der ins Vertrauen Gezogene vernehmen: „Das acht nicht gut, Fräulein. Wie wollen Sie den seist da aus den hundert andern heraussuchen?... Außerdem darf ich das nicht. Es ist so schon höchste Zeit, daß ich hcrumkomme.. Drin ist drin. Das hätten Sie sich vorher iiberleaen sollen ...." Das hat das niedergeschlagene Mädchen wohl auch schon die lange bange Zeit empfunden, die cs hier mit sich selber kämp fend wartete. Aber manchmal tut die unbesonnene Hand, was das erregte Herz trotz allem nicht will.... Soll aber die Hand nickt zuriickholen dürfen, was wirre Wege einschlrig? Das Mädchen, sich ermutigend, wirbt um den Brief, der ihr gehört und dock» schon einem ander» ... Der vielleicht einer verbündeten Seele absagt, ein Mißverstehen mit Auseinandcraehcn besiegelt, zivei Herzen entzweit. Der Mann, der di« Briefe ihrem Ziele Auführt, ist weder saumselig noch kurz angebunden. So etwas scheint Ihm selber selten zu begegnen. Aber ibn buchet die Dienstpflicht, und er mutz seine Runde mit pelnlickier Pünktlich keit beenden, auf datz das grobe Räderwerk unaufgehalten wei- trrläuft... „Na. lasten Sie Ihn halt laufen..." Er schwingt sich auf das kleine stämmige Stahlrotz, das anspringt «ich ungeduldig rattert — wie ein Pferd vor dem Meitertrab wiehert.... Aber nun zeigt sich, datz es astem Anschein nach hier wirk lich um ein Menschenschicksal geht... Das Mädchen hält den Mann mit leinen warmbcherzten Worten einfach fest... Der scheint genug heraus zu hären... Er Ist selber jung... Und das Mädchen ist hübsch... Gerade in seiner Hilflosigkeit .. Der könnte man das schon zuliebe tun... Aber von asten Seiten wird man es gewahr, und die Zeit drängt, und die Pflicht behält ihr strenges Gesicht... Das Mädchen gibt es auf.. Ein Lebensloa nimmt seinen Lauf.... Aber da hat der junge Beamte einen Ausgleich gefun den zwischen der unerbtttlick>en Pflicht und seiner wohlmeinenden Neigung: Er sagt seinen Namen, bedeutet dem Mädchen die Num mer feines Gefährts und schärft ihr «in, Schlag acht auf dem Postamt, im Hinterhof, da zu sein, wenn er zur Musterung all der eingeholten Post «inläuft... Er wird seine Tasche für sich aus schütten, und das Mädchen mag seinen Brief dann dort heraus lesen, mit Erlaubnis des Gestrengen, der die Sichtung leitet. „Der Ist nicht so . " Er brüstet sich ein wenig wie nach jedem dankenswerten Liebesdienst. Das Dankeswort des Mädchens ergeht an ihn wie ein Händedruck. Dann braust der Fahrer mit erhöhter Eile ab... Aus den Augen des Mädchens lächelt ein Leuchten der Er- leichterung. Sie geht befreit und froh. Der wachgewordene gute Wille hüt gesiegt. Der Brief wird nicht abgehn. Sie nimmt darum gern noch diesen kleinen schivcren Gang auf sich... Sie wird den Brief vor unheilvoller Weiterfahrt zurückholen. Das Rad mit den Losen des Lebens kntt sie zu ihrem Glück «in wenig riickgedreht. Sie nimmt auf dem hell-dunkel wechselnden Ge filde ihres Lebens einen Sckmchzug zurück, der einen Turm im Gcwoge ihrer Fugend mattgefetzt hätte oder gar den König Ihres Herzens... Äeken um Wieder einmal beginnt die «brnso imposante wie von Ver- zweislungsschauern untergrtindisch umspülte große deutsche Völ kerwanderung de« 1. April, unseres berühmt-berüchtigten Haupt umzugstermins. Da wälzen sich die Wagen, Lastautos und Handkarren durch die Straßen unserer Städte, da irren ver stört« Hausfrauen, wie man es sonst nur bei Abgebrannten oder Krtegsvertriebenen erlebt, hinter ihrer entfleuchenden Habe her, dl« letzten vergessenen, nicht verstauten Gegenstände aus der alten Wohnung in flatternden Händen, ob es sich da nun um «in Vogelbauer, einen Satz Scheucrcimer oder um das Schreckensälbtld der ilrgroßtante Ferdinande handelt, da sacken vor allem die aus dem letzten Gleichgewicht ihres Nerven kostüms purzelnden Familienoberhäupter zusammen, stöhnen irre Beschwörungsformeln und donnern feierliche Eide gegen den Frühlingshimmel, daß dies das aller-, allerletztem«! sei, bei allen Geistern des Guten und des Bösen, um zum verzweifelten Beschluß wild sich die zerfurchte Denkerstirn zu hämmern und sich selbst knirschend zu befragen: „Warum?! — O, Ich Idiot — warum?I" Nun, Monate vorher, als der Kündigungstermin heran rückte, da gab es bei ruhiger Uebcrlcgung der wahlweise» Gründe so viele wie Brombeeren im Sommer. Da war zu nächst die schlechlgcschnittcnc Ecke des Arbeitszimmers, dem Familienoberhaupt schon seit Jahren eine tapezierte Häufung von Mauersteinen des Anstoßes; da war diese unmögliche Be scherung mit dem Balkon, zu dem man Zutritt nur durch die Küche hatte; da war — wir kennen es sa alle: dem einen war di« Miet« zu hoch, dem andern die Wohnung zu klein geworden, dem dritten lag sie zu weit ab von seiner Arbeitsstätte, der viertt entschloß sich, den hoffnungslosen mehrjährigen Krieg ge gen da» Tag- und Nachtradio des Untermieters durch feige Flucht zu beenden, der fünfte ertrug das Getrampel oberhalb seines Hauptes im dritten Stock nicht mehr und wählte lieber «ine neue Wohnung — und alle Gründe, ob so oder so, waren so stichhaltig, daß man nach wohlwciscr Beratung mit der Frau Liebsten sich zur Kündigung entschloß. Als das Wort „Kündigung" zum erstenmal fiel und als dann auch Tat wurde, schauerte besagte Frau Liebste ticsinnen ahnend zusammen. Und ihr banges Vermuten behielt recht. Vor astem an ihr war cs, die neue Wohnung zu suchen, das heißt sich Tag um Tag, Woche um Woche und vielleicht gar Mo nat um Monat, bei welchem Wetter, immer energiegeladen durch die Gegend zu schlendern, treppauf, treppab zu wanken, zu bestcktiaen. zu verbandeln, zu erwäaen. zu rechnen, zu mellen — Vas Aroüe krlebnls 6es 1. /^pril in dem fürchterlichen Wissen, datz, wenn sie auch die Idcak- wohnnng, die Märchenwohnung, die hundertprozentige Erfüllung aller Wünsche und Träume und geldbörslichen Belange entdecke und dem Herrn Gemahl präsentiere, besagter Herr Gemahl, nachdem er den Namen unter den Vertrag gesetzt, dennoch eines baldigen oder ferneren Tages tausend Gründe finden werde, angesichts des neuen Heims wiederum zum Meckerer und Mies macher zu werden, und Ihr schließlich die monumentale Anschul digung ins tränende Antlitz zu schleudern: „Meine Beste, da hast du die Bescherung! —: und du bist schuld, nur du!" Und nun ist der Tag der Entscheidung und der Auswande rung gekommen — es ist. als ob ein Weltall über einem zu- sammcnstürze! — Ob denn nun auch wirklich das Büfett nicht doch zu groß Ist für die Speise,immerwand der neuen Wohnung? Ob man wohl sc das Geschirr und Porzellan und Glas heil rüberkriegt? Ob auch der Spediteur zur rechten Zeit kommt, damit man nicht, Schrecke» aller Schrecken, ausziehend zusam menprallt mit der nachfolgenden einziebenden Mieterschaft? Ob denn auch wirklich die Gardinen zureichrn, wo man doch von einer Neubauwohnung in eine Altbauwohnung wechselt? — Zu Hügeln türmen sich die die Kartons, zu unübersehbaren Ge birgen die Kisten — da kracht der erste Spiegel, im Neben zimmer donnert es. Karlchen hat es fcrtiggebracht, gleich vier Vasen auf einmal vom Tisch hcrnnterzuschmcißen — . . . und der Mann, o Gott, der Herr Gemahl — „Amalie, das ist sa zum Verrücktwcrden, man stößt sich sa sämtliche Knochen Im Leibe blau! Und sich mal her. was Ich da entdecke: wie kommt denn der Fettfleck ausgerechnet aus Goethes Faust?! Und wo stammt der Staub her auf dem Band Mörik«? Hübsche Wirtschaft! Das Staubtuch — wo ist das Staubtuch, ich hatte doch den Lappen eben noch ach so —! — Also rin mit dem Zeugs in die Kiste — du, die läuft ja schon Uber, die langt ja nicht im entferntesten, also alles wieder raus, größere Kiste her, rin — so, so, so — und nun die Nägel — natürlich wieder der Hammer weg — zum bumm, bumm, bumm — au, au, au — nee. Ich bin fertig, da sich doch, wie mir das Blut einfach aus den Fingerkuppen spritzt — hole der Deuwel diesen Umzugswahnstnn! — Na, ich hab' dies Höllcnchaos uns nicht cingcrllhrt, aber da hat man's, wenn man dem Willen der Frauen nachgibt! — Außerdem hab' ich Hunger, das ist sa wobl verständlich! Was. Essen gibt's heute nicht?! — Da muß ich doch sagen — also hol mich drüben aus der Gastwirtschaft, wenn die Ziebleute kommen, es kann „Paps" ^Vran^el Er möcht' st« graute" nennen ... Nachdem König Friedrich Wilhelm IV. den alten Wränge!, den berühmten preußischen Feldherr», ein unsterbliches Original, den heut noch vor allem der Berliner als seinen „ollen Papa Wrangel" verehrt, zum Generalfeldmarschall ernannt hatte, meinte er zu ihm: „Nun, mein lieber alter Wrangel, haben Sie alles erreicht. Oder kann ich Ihnen noch irgendeinen Wunsch erfüllen?" „Tjawoll, Majestät", meint« daraus Wrangel gelassen, „eenen Wunsch Hütt' ick denn doch noch!" „Und der wäre?" „Ick bitt« jehorsamst um die Erlaubnis, Ihr« Majestät die Königin Tante nennen zu dürfen!" * Li» Piepmätze. Der schlimmste Tag im Jahr war später für den Feld marschall Wrangel der 22. März, der Geburtstag Wilhelms I. Frühmorgens schon war Gottesdienst. Um elf Uhr Gratulation, bei der er im Namen der anwesenden Generalität die Ansprache halten mußt«. Danach kam Paroleausgabe, und gegen vier Uhr nachmittag» mußt« er di« anwesenden Generäle der Ear- nison bei sich versammeln. Dann kam die Festoper — und end lich die Abendgesellschast bet d«n Majestäten im Schlosse. Nun geschah e» bei einem dieser Geburtstage, daß Wrangel, vrr sich an diesem Tag dauernd andere Uniformen anzichen mußte, einige erotisch« Orden an die verkehrt« Brustseite gesteckt hatte und so zur Abendgesellschast erschien, wo ihn alsbald ein« Hofdame im Auftrag« de» Prinzen Karl aus seinen Fehler aus- merksam machte. Wrangel entgegnet» nur: „Min Dochter, wenn du, so wie ick, heut viermal die Buzen umjezogen hättest, wüßtest du ooch ntch mehr, ob dir die Piep- mätze link» oder rechts hängen!" In dem Museum der Stadt N. liegt ein Buch aus, in da« die Besucher ihren Namen und den Zweck ihres riesuches ein tragen sollen. Unter anderem steht darin zu lesen: ..Rentier Schulze aus St. Weil es draußen stark regnete." kein Mensch" ' verlangen, daß Ich schufte wie ein Kuli und auch noch verhnngre! — Mahlzeit!" Krach. Tür zu. Gottlob, er ist aus dem Weg . . , Und dann kommt der Möbelwagen. Und dann frühstücken mal erst die Möbelträger. Und dann zittert ein Franenberz um jede Porzellankiste, um jede polierte Platte, um jedes Bild und jeden Spiegel ... — bis endlich zum letztenmal die altge wohnte Tür ins Schloß fällt und man sich zerschlagen aus den Weg macht nach dem neuen Heim . . . Der Beginn? —: abermals Ehaos, der ganze Film des Auszugs einfach rückwärtsgedreht. Da muß man schon einfach napoleonisch disponieren können, uin spät in der Nacht wenig stens so weit zu sein, daß man auf irgendeinem Lager die müden Glieder bettet. Aber mit dem Schlaf ist es nickt weit Ker. das strapazierte Gehirn kreist wie ein Mühlrad, dnrck die überreizte Phantasie gaukelt und schaukelt ein Höllenkarnssell von Beleuchtungskörpern, Stühlen, Bildern, Geschirr, Tischplatten. Sesseln, Ccheuereimcrn — mach' End', o Herr, mach' Ende.. ! Nun, die Tage vergehen in fieberhafter Arbeit. Die Hand werker räumen endlich das Feld, schließlich hängt auch die letzte Gardine und prangt wohlgeputzt und blitzend vor Stol« das Schild unter der Wohnungsklingel: „Josef Müller." Es ist geschafft — denkt man . . . aber noch lange, lange zehrt die Übersiedelte Familie von den Wonnen des Umzugs dank der Rechnungen, die in unerbittlicher Folge in die neue Wohnung flattern — bis endlich auch diese letzte und nicht ungefährlichste Klippe umschifft und zum erstenmal die Familie friedlich ucr- atmcnd unterm Lampenlicht des Wohnzimmers versammelt ist und sich — hoffentlich! — Rechenschaft darüber geben kann, wie recht man tat. sich mit hincinzultürzen ins Kampsgewübl der allgemeinen großen deutschen Völkerwanderung am durch ur alte Tradition geheiligten 1. April. Muster. Hier diese Komposition in weist und blau: etwas ganz Rassiges? Oder das Neueste hier: Lindener-Samt auf Kragen und Taschen als Besatz, völlig unempfindlich gegen Nässe. Oder ziehen Sie diesen dreiviertellangen Lcoerolmantel vor?" „Mensch, sowas hätte man am Montag anhabcn mässen", wünscht sich einer der Bachfische, die an dem Tische zu meiner Linsten ununterbrochen etwas zu lachen haben, „dann wäre ich während des Zapfenstreiches nicht so nah geworden!" „Es war ein scheustlichcs Wetter", stimmt ihre Nach barin zu. „Aber trotzdem war es himmlisch. Kurt als Soldat sicht doch sehr männlich aus, findest Du nicht? Und wie dann zum Schlust von allen Seiten die grasten Scheinwerfer ihre Strahlen in den Himmel sandten — na also, ich fand das eigentlich einzig." „Einen Schnupfen habe ich aber doch gestricgt", meint weniger begeistert die dritte. „Das war stein rich tiger Regen, aber auch kein richtiger Schnee, jedenfalls ging es durch alles durch. Von oben wurde man nast und von unten auch. . ." „Wenn man aber auch in durchbrochenen Schuhen zum Zapfenstreich geht!" belehrt sie die zweite. „Das ist ganz unmilitärisch. Ich ziehe zu sowas immer meine hohen Lcderstiefel an. Kurt meint auch, das ist viel passender . . ." „Ja, meine Stiefel wollte ich auch anziehen", nickt melancholisch die erste, „aber wie ich sie aus dem Kasten holte, merstte ich, dast sie links ein Loch in der Sohle hatten. Und dann wollte ich meinen Schirm mitnehmen aber wie ich vor der Haustür stand, sah ich, dast ich ihn dach vergessen hatte. Ümkehren aber wollte ich nicht, das bringt Unglück. Und da bin ich eben nast ge worden . . ." G „Die sportliche Note wird bei Kostümen, Komplets und Mänteln in diesem Frühjahr stark betont. Besonders beliebt Camposes, bei denen Jacke und Rock aus ver schiedenem Stoff sind. Falbeln und Plissees sind als Auf putz recht beliebt. Aber auch hier findet Reistverschluh gern Verivendung, besonders bei aufgesetzten Taschen. Ein solcher Reitzverschlust ist gegen Handtaschenräuber die beste Versicherung . . ." „Wenn ich schon höre Versicherung", sagt die Tante -u meiner Rechten mit zornbebender Stimme, ,Hann kommt mir gleich die Kalle hoch. Julia, Du ziehst am 1. April um, nimm Dich ja mit der Versicherung in Acht. Diese Versicherungsonkels l)aben es in sich." „Hast Du denn so schlechte Erfahrungen gemacht?" fragt die junge Frau. „Und ob ich schlechte Erfahrungen gemacht l)abe!" berichtet die Tante mit Grabesstimme. „Wie wir damals von Pasewalk hierher gezogen sind, konnten wir noch nicht gleich in die neue Wohnung. Austerdem war ich doch schon damals leidend — ach, wer hätte damals gedacht, dast mein guter Theodor mir noch vorangehen würde! — und weil ich doch so leidend war, bin ich das Vierteljahr ins Sanatorium gegangen, und die Sachen sind hinterher nachgestommen . . ." „Und die Versicherung?" „Ja, nur Geduld, Kind? Natürlich waren die Sachen versichert. Als es dann nach drei Monaten soweit ivar, liehen wir uns alles nachkommen. Aber das lvar ein Spediteur, dieser Kerl in Pasewalk! Eine genaue Liste hatte er, alle Körbe und Kisten waren numeriert: 52 Stück!" „Da ist wohl etwas verloren gegangen?" „Garnichts ist verloren gegangen! Aber meine gute Wäsche, all die Stickereien und der viele Damast, ach die schönen Sachen? Ich must heute noch weinen, wenn ich daran denke! Stellt dieser Spediteur den «rosten Korb, in dem das alles verpackt war, nicht in den Möbelwagen, sondern darunter, offen in den Eisenbahnwagen! Alles war verschmutzt, durchnästt, verdorben! Wir haben nun alles ausgestellt, was das anzusclfafsen gekostet hat — aber denkst Du, die Versicherung hat bezahlen wallen? Nein, haben sie gesagt, das sei ein besonderes Wertstück, das wir bei Nbschlust der Versicherung eigens hätten an geben müssen, und sie könnten nur den Betrag ersetzen, der dem Verhältnis zum Gesamtwert des versicherten Gutes entspräche . . ." „Ja, Tante, vielleicht hättet Ihr eben wirklich das mit der Wäsche vorher der Versicherung angeben sol len . . ." „Natürlich: nimm Du auch noch für die Versiche rung Partei! So sind aber die Nichten: Immer hat die- alte Tante Unrecht . . „Bunt ist ein Gvundzug der neuen Frühjahrsmode. Farbenfreudige Blusen, leichte Sommerkleider in bunten und gestreiften Mustern. Aber auch bei den einsachcn Hauskleidchen letzt sich dieser Grundzug durch und ge staltet auch diese schlichten Gewänder srühliughasl." Bei den jungen Mädchen am linken Nebenlisch lösen diese Bewerbungen des nimmermüden Ansagers nicht ungeteilten Beifall aus. „Wenn es nur wieder erst Sommer wäre!" seufz! die eine. „Dann könnte man wieder in luftigen Kleidern gehen und wäre die lästigen Mäntel los. März und April, finde ich, sind die fadesten Monate. Man weist garnicht, wie man sich anziehen soll. Mittags ist es warm, und abends kalt . . ." „Das Wetter wäre mir schon recht", meint die zweite. „Aber nun beginnt zu Hause das Grohrcinc- machen. Ach, das wird kein reines Vergnügen. Dieses Staub- und Scheuerfest vermiest mir jedes Jahr den ganzen Frühling. Was nützen mir die netten Haus kleidchen, wenn man soviel darin arbeiten muh?" „Das Grostreinemachen wäre noch der kleinste Schmerz", behauptet die dritte. „Mer ich habe vor dem Frühjahr aus ganz anderem Grunde Respekt. Jedesmal im März oder April must ich zum Zahnarzt. Es ist nach kein Frühjahr vergangen, in dem ich nicht eine Zahn fistel oder eine Wurzelhautentzündung bekommen habe. Gestern erst hat mich der Zahnarzt zwei Stunden lang geschunden!" — „Wenn Sie diese bunte Frühlingspracht der neuen Frühiahrsmode an sich vorüberziehen sehen, meine Da men , sayt in diesem Augenblick droben der Ansager, „dann müssen auch Sie entzückt ausrufen: Das Leben ist doch schön!" Ein Blick auf die Uhr belehrt mich, dast ich weiter muh, wenn ich eine andere Verpflichtung noch rechtzeitig wahrnehmen will. Ich habe auch genug gesehen. Sa un auffällig wie möglich erhebe ich mich, um zwischen den Tischen mich dem Ausgang zuzuschlängeln. „Ach", meint einer der Backfische zur Linken, „der letzte Mann verlästt den Saal!" „Unerhört!" kritisiert mich die Tante zur Rechten, so die Vorführung zu stören!" „Gut, dast der alte Zwiebelbart weg ist!" stellt die Frau Ntama hinter mir befriedigt fest. „Jetzt braucht man sich doch nicht mehr den Hals zu verrenken, wenn man etwas von der Vorführung sehen will..