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Vom ReichstagSbrand-Prozeft. ettere Jengen über die Vulgaren. — Die del Dimiiroff gefundenen Dokumente. Van der Lndbe bekennt sich abermals als alleiniger Brandstifter. vdz. Berlin. Im Reich»taa»branbsttfter-Pro»eb wurde am Sonnabend zunächst Krim -Assistent Gast über die Ermittlungen «ege« de» Henuigsdorser Aufenthalte» de» Angeklagten van oer L«bbe gehört. E» wurde damals fest» gestellt, daß van der Lubbe in der Nacht »um 27. Februar im Hennigsdorfer Asyl gewesen ist, und »war nur mit einem einzigen Schlafkameraden zusammen. SS wurde «etter seft, gestellt, dast er dort mit Kommunisten Fühlung hatte. Auf Frage« Dimitrosf» erklärte der vorfitzende, daß die weiteren Ermittlungen in Hennigsdorf erst setzt ange- stellt worden seien. Dimitross: Die Polizei hat sich also mit der Mitteilung begnügt, dast van der Lubbe in Hennigsdorf geschlafen hat. Das must die ganze Welt wissen. Der Amtögehilfe Kaufmann, Fahrstuhlführer im Reichstag, bekundete, dast er am 28. oder 2d. Februar den Angeklagten Dimitrosf zusammen mit dem Abg. Neubauer und dellen Sohn im Fahrstuhl befördert hat. Er erkenne Dimitrosf mit aller Bestimmtheit wieder. — Dtmttrofs er klärt, dast er seit 1921 nicht mehr im Reichstag gewesen sei. — Der Angeklagte Dorqler gab seiner Ueberzeugung dahin Ausdruck, dast eS sich hier um eine Verwechslung mit dem schon erwähnten Julius von der Jmprekor bandele. — Reichsanwalt ParifluS: Julius Alpare, Herausgeber der Jmprekor, ist flüchtig und nicht zu ermitteln, auch ein Licht bild von ihm ist nicht zu beschossen. — Auch der NeichstagSbeamte Mtertschtnk will Dimitrosf im Reichstag <--' «« hoben, und zwar an einem fitzung», sreien Doge im Obergeschoß mit siebe« oder acht ihm unbe, kannten Männern. Ein weiterer Reichstagöangeftellter. Enke, der da» Obergeschoß, wo die kleinen Abgeordnetenzimmer sind, »u betreuen hat, machte Mitteilung von einer Beobachtung, etwa 11 Tage vor dem Brande Eines der kommunistisch,« Zimmer, daS sonst immer leer war, sei plötzlich voller Herren gewesen, die sich in ausfälliger Meis« z« verbergen suchten, als er in das Zimmer kam. Ferner habe er den Angeklagten Poposf im Gespräch mit Felix Halle, dem juristischen Berater der KPD.-Fraktion, in dessen Zimmer gesehen, ein andere» Mal sei ihm Poposs im Flur begegnet. Poposs erklärte, dast er nie im Reichstag gewesen sei und Felir Halle nicht kenne. Rcichsanwalt ParisiuS: Halle ist flüchtig und befindet sich im Ausland. Der Angeklagte Torgler erklärte dir Beobachtungen de» Zeugen damit, dast e» sich bei derKonferenz um eine Mieterbesprechung mit dem Abg. Schumann gehandelt haben könne. Der Mann, den der Zeug« für Popoff gehal- ten habe, sei wahrscheinlich der Journalist Norden, der Popois sehr ähnlich sehe und viel mit Halle zu tun hatte. Au» dem Zuchthaus Wohlau wurde der Zeug« Ott» Wihle vorgesührt. der. nach seiner Angabe unschuldig, wegen GeldsalschungSversuch» zu zwei Jahren Zuchthaus verur teilt Ist. Er schilderte eine Beobachtung a»S seiner Unter, siichungshas« in Moabit, wo auch Dimitrosf damals «ar. Dimitrosf soll sich da mit seinem Zellengenossen Kraus« unterhalten haben, um festzustellen, wer alle» in der Brand- stislersacke verhaftet sei. Der Zeug, Krause, der ebenfall» au» der Hast vorge- siihrt wurde, bestätigte den Sachverhalt. Dimitrosf lei ans seine Mitteilung, dast sein Bild iu der Zeitung veröffent lich« sei, sichtlich erschrocken gewesen nnd blaß geworden. Er fragte, wer noch verhaftet sei, und nannte rin paar Namen, ober nicht Popoff und Taneff, sondern einen Namen wie Lauer. Lancr oder Lauter. Dimitross gab de« Vorgang an sich z«, bestritt aber bi« Sache mit den Namen. Die Zeugen müstten ihn da mistver- standcn haben, er habe nur noch den Bulgaren und im Zu sammenhang mit den Bildern vielleicht nach Torgler ge- fragt. Er sei auch keineswegs erschrocken gewesen, sondern nur darüber erstaunt, dast sein Bild im Zusammenhang mit der Brandstistung in brr Zeitung veröffentlicht mar, denn er habe nicht geglaubt, dast jemand aus den törichten Gedan- ken kommen könnte, ihn ernstlich der Reichstagsbrandstiftung anzu klagen. ES folgte dann die Vernehmung der Kriminalbeamten Dr. Braschwitz und Steinbach über das Material, das bet Dimitross gesunde« worden ist. Kriin.-Kommißar Braschwitz erklärte auf die Frage, ob «S überhaupt denkbar sei, dast die Tätigkeit Dimitrosf» nur Bulgarien gegolten habe, eine solche Beschränkung sei nicht denkbar kür Leute von der Funktion, die Dimitrosf bekleidet habe. Da» gehe auch au» dem Ehamkter der Schriftstücke hervor ES unterliege keinem Zweisel, dast di, Ltostkrast der rätigkeit Dimitrosf» ganz ofsrn gegen den Faschismus ge, richtet war und gegen die Länder, di, von de« Kommunist«« als saschiftisch-regierte Länder angesehen «erden. Dimitrosf unterhielt offenbar ein zentrale» Büro in Berlin, ein« Art Durchgang»- und BertetlungSstelle. Dast er ein wichtiger Funktionär war, gehe auch a«S seinem ganzen wohlhaben, den Auftreten hervor. U. a. wnrde in seinen Akten auch ei« Schriftstück gesunden „Die ReichStagsbrandsttstung als na, «ionaisozialiftisches Proookateurttück entlarvt!" Dimitrosf sei diese» Stück bei der polizeilichen Vernehmung ebenfall vorgehakten worden, nnd er habe auch in diesem Falle ge sagt, dast er e» in seiner Eigenschaft al» Schriftsteller vom Redakteur der Imprekor bekommen habe. Dimitrosf habe da» Protokoll lange Zeit selbst eingehend studiert. Ter Angeklagte Dimitross betonte wiederholt, dast er diese» Schriftstück nie gesehen habe und dast e» ihm auch nie vorgekalten worden sei. Weiler äusterte sich der Zeuge Braschwitz über den bei Dimitrosf gesunbeueu Pla« „Berlin in der Tasche", in dem u. a. Schloß und Reichstag angekreuzt waren, ferner über die bet Dimitrosf gefundenen zwei Postkarten mit denselben Gebäuden. Schließlich wurde ein Zettel gesunden, auf dem der Name „Helmut" stand. Oberrcichsanwalt: Ist Ihnen bekannt, dast der Name Helmut bet der KPD. die Verbindung mit gewissen Funk- iionen bedeutet? — Zeuge: Man kann au» dem Namen ohne weitere» schließen, dast er eine illegale Rolle spielte. — Obcrreichsanwalt: Im Tscheka-Prozest wurde ein Mann zum Tode verurteilt, der au» Rußland für Terrorakte unter dem Namen Helmut nach Deutschland geschickt war. Ist .Ihnen bekannt, daß sich unter diesem Namen Funktionäre lür Terrormaßnabmen verbergen? — Der Zeuge verneint die». — Dimitross betont, daß alle bet ihm gefundenen Dokumente absolut nicht» mit der inneren Lage Deutsch, land» oder dem Reichstagsbrand »u tun hätten. Bet der Oesfnung seiner Aktentasche sei er nicht zugegen gewesen, und er könne nur die Verantwortung für Sachen überneh men, die in seiner Anwesenheit beschlagnahmt seien. — Aus Fragen Dimitrosf» bezeichnete eS der Zeuge unter seinem Eid al» völlig ausgeschlossen, daß Privatpersonen, etwa SA.- Leute, diese Dokumente in die Hände bekommen haben. Die Verhandlung wurde dann auf Montag vertagt. — In -er kommenden Woche will bekanntlich der Senat die Berliner Verhandlung abschlteßen, um vom 26. November ab wieder nach Leipzig zu übersiedeln. Der politische Kom- pler soll erst in Leipzig verhandelt werden, wo man noch mit einer Verhandlungsbauer von zwei bi» drei Wochen rechnet. * * Die heutige Verhandlung. Berlin. tFunkspruch.i Zur heutigen Verhandlung de» Reichstagsbrandprozeße» ist neben anderen Zeugen auch der Kommunist Kämpfer erschienen, bei dem nach ver schiedenen Zeugenbekundungen der Angeklagte Poposs ver kehrt haben soll. Al» etwa» später al» gewöhnlich die Angeklagten in den Anklageraum geführt werben, erregt das «uSseheu des Angeklaateu »an der Lubbe allgemeine» Aufsehen. Zum erste« Male «ährend der aanzen Hanvtverhandluug hält va« der Lubbe de» Kops aufrecht. Er blickt auch »um ersten Male auf die Zeugen Im Saal, während er an allen übrigen GitzungStagen von Anfang bi» »u Ende Kopf und Augen auf den Boden gerichtet hielt. Al» Zeuge wird bann noch einmal HauStnfpektor Sera» «owitz vernommen. Er wird zunächst gefragt, ob «S mög lich sei, von den Portalschlüsseln einen Wach-abdruck herzu stellen. Der Zeuge erklärt, eine solche Möglichkeit bestehe immer, wenn semand daraus au»gehe. Er brauche nur einen günstigen Zeitnuykt abzuwarten. Der nächst« Zeuge ist der Ebefredaktenr Dr. Gereck« non der Telegrapben-Union. Der Zeuge klärt zur Richtig stellung irriger Ausnahmen de» internationalen Nnter- suchungSauSschuffe» aus, wie in einer der ersten Brand meldungen eine Namen»verwechslnng zustande kam. Der Berichterstatter der Tclegravben-Nnion hatte telephonisch mitgeteilt, e» sei ein holländischer Kommunist namenS Vanderling verhaftet worden. Der Zeuge habe den Namen in zwei Morten geschrieben und durch einen weiteren Hör fehler beim „Völkischen Beobachter" sei bann der Name al» van Bergen crlchieuen. Gegen 2 Uhr nacht» sei von der Amsterdamer Polizei der richtige Name van der Lubbe mit geteilt worden. Der nächste Zeuge, Schriftleiter Melm» vom „Völki schen Beobachter", bestätigt diese Darstellung. Der Angeklagte Dimitrass stellt eine Rrth, von Be» weiöanträgen, die vom Oberreich-anwalt znrückgewiesen werd,«. Der Senat wird über die Anträge später berate«. Al» nächster Zeuge wirb dann brr HilsSgärtner Mülle», der Wanderkollcge de» bereit» vernommenen Zeugen Organtstka, vernommen. Dem Zeugen wirb die Aussage Organtstka» vorgchalten, wonach Mitte Oktober iE in der Nähe von Konstanz eine Begegnung mit van der Lubbe und einem anderen Wanderburschen stattgesunden bat, bet der verschieben« politische Aeußerungen gefallen sind. Der Zeuge Müller kann jedoch kaum genaue Angaben machen. Auf die zahlreichen Fragen de» Vorsitzenden antwortet er meisten», da» weiß ich nicht, oder, da» kann ich nicht bestimmt sagen. Der Angeklagte van der Lubbe wird nnn vor den R«ch» trrtifch geführt. Er steht auch hier aufrecht und e» bedarf keiner Ermahnungen, den Kopf zu heben. Der Zeuge Müller erkennt van der Lubbe al» dr« einen der Wander burschen wieder. Der Vorsitzende richtet jetzt mehrere Fragen an »an de» Lubbe, die dieser auch im Gegensatz zu seinem früheren Ver halten bereitwillig beantwortet. Allrrding» widersprechen sich seine Antworten fast durchweg. Hat er gerade eine Frage de» Vorsitzenden bejaht, so verneint er st« ein paar Augen- blicke später. Den Zeugen Müller will van der Lubbe nicht kennen. Auch in Konstanz will er zu der angegebenen Zeit nicht gewesen sein. Der Angeklagte Dimitroks richtet dann zahlreiche Frage« an van der vnbbe, die dieser nur einsilbig beant wortet. Der Vorsitzende sieht sich schließlich gezwungen, ein- zugrcisen und Dimitrosf zu crsnchen. seine Fragen in rnhtg«m Tone zu stellen, da sonst der Eindruck entstehe, daß er jemand cinschüchtern wolle Die Verhandlung wird dann durchweine Mittagspause unterbrochen. Al» Zeuge wird hierauf der nationalsozialistische Abg. Land« und Volkswirt Dr. Albrecht vernommen. Vorsitzender: Der Zeuge Pförtner Wendt hat schon be kundet. daß während des Reichstagsbrandes noch jemand all dem Portal 8 gelaufen »nd von der Polizei zurückgeßolt n orden ist. Sie haben schon früher gesagt, daß Sie dieser Mann gewesen sind. Was können Sie dazu noch sagen? Zeuge Dr. Albrecht: Ich wohnte damals in einer Pen sion, die nur etwa M Meter vom Portal S des Reichstage» entfernt war Am Abend des 27. Februar lag ich wegen einer Grippe Im Bett. Das Hausmädchen der Pension ries durch die Tür „Der R«ich»tag brennt!" Darauf bin ich trotz meiner Erkrankung sofort aus dem Bett gesprung-n, weil in meinem Wandschrank iu unserem Umgang neb-n dem Plenarsaal wichtige Famillenpapiere von mir ausbewahrt waren, die ich unbedingt retten wollte. Am Portal 5 ries man mir zwar zu: „Halt, hier kommt niemand mehr herein!" aber al» ich meine Lbgeortmetenkarte vorzeigte, wurde ich eingelassen Ich riß schnell die von mir gesucht"« Papiere heraus und stürmte in größter Eile denselben Weg zurück und aus dem Reichstag heraus. So habe ich tatsächlich, wie eS dann in der Zeitung hieß, fluchtartig dsn Reichstag ver lassen. Torgler: Sie haben doch sicher auch die ZeitungSmel- dung gelesen, daß Koenen und ich fluchtartig den Reichstag verlaßen hätten. Kam Ihnen da nicht der Gedanke, daß vielleicht eine Verwechslung mit Ihnen vorliege? Zeuge: Dieser Gedanke kam mir deshalb nicht, weil ich ja allein war und weil zwischen un» nicht nur polittlch, son dern auch rein äußerlich ein großer Unterschied bestanden hatte. ES wird dann der Friseurmeister Grawe aus Hennigs dorf vernommen. Er erklärt, Hennigsdorf sei immer eine Hochburg der Kommunisten gewesen. Ihr geistiger Führer war ein gewisser Schmidt, der in der letzten Woche erneut verhaftet worden sei. Am Morgen des 27. oder 26. Februar bat der Zeuge Im Flur seines Hauseä vckN der Lubbe im Gespräch mit der Schwester des Schmidt und drei anderen, dem Zengen unbekannten Männern gesehen. Der fremde Typ van der LubbeS sei ibm ausgefallen und er habe sich die Gesichtszüge genau gemerkt. Der Vorsitzende richtet an den Angeklagten van der Lubbe eine Reihe von Fragen, die dieser stockend und Widerspruchs- voll beantwortet. Aus den Antworten van der Lübbes geht schließlich hervor, daß er die Leute, die im Flur bei Grawe standen, nicht gekannt hat,' er sei in das Hau» gegangen, weil er Eßen haben wollte. Er habe auch Essen bekommen. Er sei nach Hennigsdorf von Spandau her gewandert, wo er einer öjfentlichen Demonstration -er Nationalsozialisten beigewohnt hätte. Warum er gerade nach Hennigsdorf gegangen ist, kann der Angeklagte nicht angeben. OberreichSanwalt: Sind Sie mit der Schwester des Schmidt zusammengekommen? Bau der Lubbe: Di« habe ich aus einem Hof gesehen. OberreichSauwalt: Hat Sie jemand zu dieser Krau geschickt? Bau der Lubbe: Nein. Dr. Teicher«: Wo hat van der Lubbe LaS Eßen von -er Frau in HennigS- darf bekommen, in der.Wohnung oder auf dem Hof? Lubbe: An -er Tür. Rechtsanwalt Dr. Pelkmann: Er hat gesagt, daß er auch Geld bekommen hat. Bau der Lubbe unter bricht den Fragenden und sagt: Ich habe kein Geld be> kommen. Vorsitzender; Sie haben doch aber vorhin bejaht, al» gefragt wurde, ob Sie Geschenke und auch Gelb bekommen hätten. Haben Sie irgend etwas von den Männern be kommen? Lubbe: Nein. Dr. Pelkmann: Haben Die Empfehlungen an andere Leute bekommen? Lubbe: Nein Tr. Pelkmann: Wie lange hat er sich mit den Männern unterhalten? Bau der Lubbe: Fünf Minuten. — Ter Zeuge Grawe erklärt, das könne stimmen, denn er habe ihn höch stens ein paar Minuten beobachtet. Vorsitzender zu van der Lubbe: Nahmen Sie an, daß die Männer Kommunisten waren? Lubbe: Nein, da» kann ich nicht sagen. Tann stellt der Angeklagte Dimitrosf Frage« au »a« der Lubbe, die Lubbe prompt beantwortet. Seine Antwort erfolgt manchmal noch, ehe die Frage beendet ist. Dlmitross: Wer war außer ihm im Asyl anwesend? Lubbe: Noch einer. Dimitrpfs; Haben Sie mit dem gesprochen? Lubbe: Nein. Dimitrosf: Hat er mit Beamten vom Asyl gespro chen? Lubbe: Ja. Dimitrosf: Außerdem auch mit ande ren? Lubbe: Nein. Dimitrosf: Ist er allein nach Berlin am nächsten Morgen gegangen? Lubbe: Allein. Dimitrosf: Gott sei dank spricht er etwa» mehr, vielleicht können wir weitere Fragen stellen. Der Zeuge hat gesagt. Hennigsdorf sei als Hochburg -er Kommu nisten bekannt. Im Zusammenhang damit frage ich, ob da mal» im Februar 1ÜS3 in Hennigsdorf nicht auch viele Na tionalsozialisten gewohnt haben. Bei dieser Frage Dimi- troffs murmelt van -er Lubbe halblaut etwas vor sich hin Als der Vorsitzende ihn fragt, was er gesagt habe, antwortet van der Lubbe: Es sind dort schon Nationalsozialisten ge wesen. Dimitrosf: Er weiß also Bescheid. Bors.: Waren viele Kommunisten in Hennigsdorfs Ban der Lubb«: Di« habe ich nicht gesehen. Bors.: Wißen Sie. ob viele Kommunisten tn Hennigsdorf gewohnt haben? Lubbe: Nein. Bors.: St« sagten, da» dort viel« National, toztalistrn waren. Woher wißen Die denn da»? van der Lubbe: Weil ich sie dort gesehen habe in Uniform. Dtmi- trosf: Meiner Ueberzeugung nach ist die Brücke zwischen van der Lubbe und dem Plenarsaal de» Reichstage» über Henntg»dorf gegangen . . . Bors.; funterbrechend): Da sollen Sie nicht sagen, denn dadurch könnt« die objektiv« Aussage de» Angeklagten van der Lubbe beeinflußt werden. Dtmitross: Ich frage den Angeklagten van der Lubbe, ist e» richtig, -ab e» kein Zufall ist, daß er am 26. Februar tn Hennigsdorf übernachtet hat? Bors.: Sie sollen keine Sug- gefttvsragen stellen und da» war eine. Ich frage »an de, Lubb«: Au» welchem Grunde sind Sie naH Hennigsdorf ge- gangen und haben dort übernachtet. Bau der Lubbe schweig, zunächst und ber Dolmetscher übersetzt öann feine Antwort dahin, w«ll ich -ort gut fchlasen konnte. (Heiterkeit.) Dimitrosf: Dort konnte man also gut schlafen! Ist e» richtig, baß er von dort nach Berlin gefahren ist, baß an diesem Abend ein Brand im Reichstage gewesen ist und baß er dieser Brandlegung persönlich beigewohnt hat? Bors: Ich will noch etnmal fragen. Van der Lubbe haben Sie die Brandstiftung auSgefithrt? Ban der Lubbe: Ja. Bors.: Da« ist die Quintessenz ber ganzen Untersuchung. Ich muß e» aber ablehnen, Dimitrosf, nun gewtßermaßen unter ihrer Direktive nochmals da» ganze Verfahren aufzu- rollen. Dimitrosf: Ich frage, ob e» richtig ist, daß er da» nicht allein gemacht hat? Bors.: Haben Sie die Brandstiftung allein gemacht, van der Lubbe? Lnbbc^ Ja. Vorfitzender: War niemand dabei? > Lubbe: Rein. Bors.: Und es hat Sie auch niemand dazu veranlaßt? Lubbe: Rein. Al» Dimitrosf weitere Fragen stellt, ersucht ihn ber Vorsitzende, ruhig zu bleiben. Die Art seiner Fragestellung wirke suggestiv und sei wahrscheinlich eine beabsichtigte Be einflussung. Angeklagter Torgler: Ich bitte die Frage an Lubbe »u richten, woher er die flüssige« vreunftofse hatte und w«e er sie in da» HauS gebracht hat. Van der Lubbe: Die habe ich gekauft. Da van ber Lubbe die Frage möglicherweise nicht richtig verstanden hat, wird sie ihm noch einmal überseht und daraus erklärt er: SS war nicht flüssig, sondern Pakete. «Der Angeklagte lacht). Bors.: Mit den Kohlenanzündern können Sie doch aber den Reichstag nicht angezünbet haben! Van der Lubbe: Es waren aber nur die Pakete. Bors.: Ich halte e» für beßer. daß wir die Befragung nach den Einzelheiten jetzt nicht stattfinden laßen. Ban ber Lubbe hat noch Zett genug, sich darüber zu äußern. Wir werben doch noch einmal den Verlauf des Brande» mit ihm durchgehen müssen. Dann wird die Verhandlung aus Dienstag vertagt. MklMIl Wl: SU Wei! We MIM: SWM m MIM Kleine Inserate finde« schnelle und allerbeste Verbreitung durch da« Klerüerlüfiedlütt v»«Kl«»lr. SS. / TeM. 2S. Anzelgen-Annabme tbgl. v. 8 Uhr an.