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/Freitag, l2. 3unl 1914. * Da« Petroleummonopolgesetz, das im Reichs tage nicht erledigt worden ist, wird dem Reichstage im nächsten Winter nicht wieder vorgelegt werden. 2b e» später neu eingebracht werden oll. steht noch nicht fest. — Die Kalinovelle, de bereits vom Bundesrat verabschiedet ist, wird edoch ,u den ersten Vorlagen gehören, mit Lenen der Reichstag sich im Herbst beschäftigen wird. * Die Verwertung des reichseigenen Grundstücks Wilhelmstraße 78. Aus einem Fachblatt ist in einige Zeitungen die Nachricht übergegangen, es würde jetzt mit dem Neubau einesDienstgebüudes für das Reichs amt des Innern auf dem Grundstück Wilhelmstraße 78 begonnen, aus den, sich früher das Palais des Fürsten Pleß befand. Hier liegt ein Irrtum vor. Die Bau arbeiten, die auf diesem Grundstück tatsächlich in näch ster Zeit beginnen, sind nicht für Zwecke des Reichs amts des Innern bestimmt. Es wird dort vielmehr ein Dienstwohn- und Dienstgebäude errichtet, in dem der Staatssekretär des Reichskolonialamts, der Unterstaatssekretär der Reichskanzlei und der Bureau vorsteher der Reichskanzlei Dienstwohnungen erhal ten. Die übrigen Räume sind für Diensträume der Reichskanzlei bestimmt. * Erleichterungen im Kredit- und Auskunfts wesen. Vom Hansa-Bund wird uns geschrieben: Viel fachen Anregungen aus kaufmännischen und gewerb lichen Kreisen folgend, war der Hansa-Bund mehr fach in Eingaben an den preußischen Iustizministrr dafür eingetreten, daß die Erteilung von Abschriften und Auszügen aus den Manifestantenlisten an di« Handelsaustunfteien und sonstigen Interessenvertre tungen gestattet werde. Der Minister hat nun mit geteilt, daß er dre Frage einer erneuten Prüfung unterzogen habe und dabei zu der Ueberzeugung ge langt sei, daß er seine bisherigen Bedenken zurück stellen wolle. Demgemäß ist in 3ö Absatz 9 der Ge- schätssordnung für die Gerichtsschreibereien der Amts gerichte vom 18. Februar d. Z. (Z. M. Bl. Seite 197) bestimmt, daß derartige Abschriften auf richterliche Anordnung erteilt werden können. Die näheren Be dingungen, die insbesondere zur Wahrung der In teressen de: Schuldner dienen sollen, ergeben sich aus der allgemeinen Verfügung vom 9. Mai d. I. (Z. M. Bl. Seite 512). Mit dieser Regelung dürfte gegenüber den bisher gerügten Mißständen in er freulicher Weise Abhilfe geschaffen sein. * Ein Verbot der Universität Straßburg. Der Rek tor der Universität Straßburg erließ am schwarzen Brett an di: Studenten folgende Bekanntmachung: Ter Akademische Senat hat in seiner Sitzung vom 8. Juni auf Grund eines einstimmigen Beschlusses an, geordnet, daß den Studenten der Universität Straß burg die Teilnahme an dem Pharmaceuti- schen Verein in Elsaß-Lothringen von nun ab untersagt ist. Es verlautet, daß das Verbot erfolgte, weil es sich um Vorkommnisse handelt, aus denen hervorgeht, daß der Verein eine deutschfeind liche Gesinnung verfolgt. Ausland. Frankreich- * Drohender Bäckerstreik. Paris ist von einem neuen Bäckerstreik bedroht. Das Syndikat der Bäcker- gebilfen hat Donnerstag abermals eine Forderung auf Lohnerhöhung gestellt und mit dem Generalstreik gedroht, wenn diese Forderung nicht bewilligt werden sollte. Rußland. * Großer Streik in der Naphthaindustrie. Aus Baku wird gemeldet: Den Streikenden haben sich die Arbeiter der Bibi-Elmater Naphthawerke an geschlossen. Insgesamt streiken fünfzehntausend Ar beiter. Mexiko. * Bruch mit Carranza. Aus Niagara Falls wird gemeldet: An maßgebender Stelle verlautet, daß die Vermittler, über die Verzögerung der Antwort Carranzas ungeduldig geworden, die Korrespondenz mit ihm für abgeschlossen und den Vorfall als erledigt betrachten. Der völlige Unterschied in den Ansichten der Vermittler und der amerikanischen Delegierten bezüglich der Wahl des provisorischen Präsidenten führte beinahe zu einem Bruch. Nachrichten vom Lage. Unwetter. Ueber Schleiz und Umgegend ging am Don nerstag nachmittag ein schweres Gewitter mit Hagel nieder. Die Hagelkörner erreichten die Größe von Taubeneiern und bedeckten noch Stunden nach dem Gewitter die Fluren. Im nahen Oetkers- dors zündete der Blitz und äscherte einen Schafstall ein. In der Lössauer Gegend ist die Hälfte der Ernte vernichtet. Auch in anderen Gegenden wurden große Verwüstungen angerichtet, es erleiden besonders die Gartenbesitzer erheblichen Schaden. In Gelsenkirchen richteten bei einem außer ordentlich schweren Unwetter am Donnerstag Wolkenbrüche und Hagelschlag großen Schaden an. An manchen Stellen lag ^cr Hagel vierzig Zentimeter hoch. Die Feldfrüchte wurden zum größten Teil vernichtet. Kalte in Frankreich. Zn verschiedenen französischen Departe ments ist am Donnerstag die Temperatur auf 9 Grad gesunken. Wie aus Charollcs gemeldet wird, herrschte dort am Donnerstag eine Kälte von 5 Grad. Der größte Teil der Ernte in der Umgegend von Charoltes ist vernichtet. Die ackerbauende Be völkerung befindet sich in großer Notlage. Landung eines deutschen Freiballons in Frankreich. Zu der bereits gemeldeten Landung eines deut schen Freiballons am französischem Boden ist zu er gänzen: Der in der Nähe von ^redan gelandete deutsche Freiballon stammte aus Koblenz, er führte zugleich den Namen „Koblenz". Zn der Gondel be fanden sich vier Herren, und zwar der Rechtsanwalt Dr. Rommel und die Kaufleute Bernhardt, Mendel und Eeneorierc, sämtlich aus Kob lenz. Der Ballon wurde sofort beschlagnahmt und die Behörden leiteten eine Untersuchung ein. Zu nächst wurde die Gondel einer genauen Be sichtigung unterzogen, in der jedoch nichts Ver dächtiges gefunden wurde. Die Gondel enthielt nur gewöhnliche Luftschifferinstrumcnte sowie einen Photographenapparat mit. dem aber keinerlei Aufnahmen gemacht worden waren. Sodann wurden die Luftschiffer einem Verhör unterzogen. Sie erklärten, in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag in Koblenz ausgestiegen zu sein. Sie seien von einem Gewitter überrascht worden, wo- bei sie sich so hoch in den Wolken befanden, daß sie da» Ueberflteaen der deutschen Grenze zunächst nicht bemerkten. Als sie später ihren Irrtum bemerkten, Leipziger Tageblatt. Ein mißglückter Üeberfall auf einen Geldbriefträger. Leipzig, 12. Juni. Die Erinnerung an die Sclzandtaten der Gebrüder Koppius wird lebhaft wieder wachge rufen durch einen Vorgang, der sich heute vor- inittag in einem Grundstücke der Windmüh lenstraße ereignete. Der Verbrecher, dessen Name noch nicht feststeht, hatte sich nach dem Beispiele der Gebrüder Koppius ein Ziinnrer gemietet, in der Absicht, dort einen Geld briefträger zu empfangen und ihn zu beraube«. Durch eine« Zufall betrat die Wirtin das Zimmer, kurz bevor der Geld briefträger kam. Als sie ihren Mieter mit einem Revolver und Totschläger bewaffnet sah, rief sic um Hilfe. Ihr Mann eilte sofort herbei, und als hierauf der Kerl sah, daß sein Plan ver raten war und sein Anschlag mißglücken würde, , schoß er sich eine Kugel in den Kopf. Der Leichnam wurde polizeilich beschlagnahmt.' Von unserem an die Stätte des geplanten Verbrechens entsandten Mitarbeiter erhal ten wir den folgenden Bericht: In dem Hintergebäude des Hauses Nr. 18 hatte sich seit drei Tagen bei den Sch.schcu Eheleuten, die in dem umfänglichen Hause den Hausmannsposten bekleiden, ein etwa 22 bis 23 Jahre alter Mensch, der sich Haus Hein aus Wien nannte, einlogiert, seine polizeiliche Anmeldung aber immer mit der Begründung hinausgeschoben, daß er noch auf seinen Koffer aus Wien warte, in dem sich seine Papiere befänden. Der Fremde schien aber auch nicht aus Wien zu stammen, denn er beherrschte die deutsche Sprache nur mühsam. Heute früh wollte er zeitig geweckt sein, da er auf einige Tage geschäftlich verreisen müsse. Gegen 7 Uhr verließ er auch mit einem Hand koffer die Wohnung, kehrte aber alsbald zu rück mit dem Bemerken, daß er den Zug ver säumt habe und eine Stunde später fahren wolle. Der Vermieterin fiel hierbei allerdings ein etwas seltsames Benehmen des Menschen auf. Kurze Zeit darauf bat er die Frau, doch einmal in sein Zimmer zu kommen, da er mit ihr etwas besprechen wolle. Die Frau folgte nur zögernd der Aufforderung, zumal da der junge Mann die in dem Zimmer vorher geöffneter: Fenster geschlossen und auch die Vi tragen sorgsam zugezogeu hatte. Etwas ver legen und in gebrochenem Deutsch teilte der unheimliche Mensch dann der Frau mit, daß er etwas unternehme u müsse, sei cs was cs wolle; die Frau täte ihm sehr leid. Kaum hatte er diese merkwürdige Mitteilung gemacht, als er plötzlich die Frau anschrie: „Hände hoch, oder ich schieße!" Dabei hielt er der erschrockenen Frau einen Revolver vor das Gesicht; in der an deren Hand hielt er einen Totschläger zu m Schlagen bereit. Die zu Tode erschrockene Frau hatte zunächst kaum noch die Kraft, einen Hilferuf auszustoßen. Als sie dann mit großer Anstrengung nach ihrem Mann rufen konnte und dieser aus dem benachbarten Zimmer in der Wohnung erschien, gab der unheünliche Mensch zunächst lächelnd au, alles sei nur ein Scherz gewesen. Dann richtete er den Revolver gegen sich selbst und drückte ihn mit den Worten ab: „Sehen Sie, so macht man das!" Den Aorten folgte unmittelbar ein Schuß, wo rauf der Verbrecher sofort tot zusammenbrach. Er hatte sich durch einen Schuß in die Schläfe getöret. Die erschrockenen Eheleute riesen sofort die Polizei herbei. Bei einer Durchsuchung des Toten fand man in seinen Kleidern noch einen zweiten geladenen Revolver sowie einen längeren starken Bindfaden und neben dein Ofen einige Strecke. Kurze Zeit nach dem Eintreffen der Polizei fragte an der Wohnungstür der Eeldbriefträger des Reviers nach einem Herrn Hans Hein aus Wien. Man führte ihn an die Leiche des Gesuchten. Beim Vergleichen der Handschrift auf der Postan weisung, die auf fünf Mark lautete, und in Leipzig auf gegeben worden war, er gab sich, daß der angebliche Haus Hein den Betrag an sich selbst abgeschickc hatte. Offen bar wollte er beim Bestellen des Geldes den Briefträger Überfallen und berauben, nachdem er vorher die Wirtin auf gewaltsame Weise beseitigt hatte. Auf diesen Plan weisen alle die Vorbereitungen hin, die der Mensch getroffen hatte und dessen Ausführung nur durch das Dazmischenkvmmeu des Ehemanns der be drohten Frau vereitelt worden ist. Genau wie bei dem Verbrechen des Kop- piuS, wollten auch hier anscheinend zwei Menschen „Zusammenarbeiten" denn vor der Haustür konnte die Polizei alsbald einen Menschen verhaften, der den Handkoffer und das Plaid des Hein trug und dort wartend stand. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt cs sich nm einen Komplicen. Dieser wurde sofort festgenommcn und auf der Kriminalabtcilung einem stren gen Verhör unterworfen. Der ganze Vorgang erinnert lebhaft, wie bereits eingangs erwähnt, an die verschiedenen Verbrechen der Gebrüder Koppius, und auch die Ocrtlichkeitcn sind, soweit eines der grauen haften Verbrechen dieses Brüderpaares in Be tracht kommt, ziemlich gleich. Die Friedri ch - sch en Ehe lentc, die seinerzeit von den Gebrüdern Koppius ermordet wurden, um dann den durch eine fingierte Postanweisung nach der Wohnung gelockten Geldbriesträgcr überfallen und berauben zu können, wohnten bekanntlich in dem Hause W i n d in ü h l e n st r a ß e Nr. 19, während Hein und sein Komplice sich das Hinter haus des Grundstücks Win d m ü h l e n str a ß e Nr. 18 als Ort der Ausführung ihres Verbrechens gewühlt hatten. Da der angebliche Hein nicht sofort auf die erschrockene Frau Sch. schoß, sondern den in der rechten Hand haltenden Totschläger zum Schlag erhob, so ist anzunchmen, daß er vielleicht die Frau nicht erschießen, sondern durch einen Schlag betäuben und dann mit Hilfe der Stricke erdrosseln wollte. Jedenfalls fürchtete er, daß etwaige Re- volvcrschüsse in dem ziemlich belebten Hause Auf sehen erregen und so der schauerliche Plan vereitelt werden könnte. Mit Befriedigung wird jedermann in Er innerung an die grausigen Verbrechen der Brü der Koppius, wodurch die ganze Leipziger Einwohnerschaft ziemlich drei Fahre lang in großer Aufregung gehalten wurde, den Aus gang des neuerlich geplanten Verbrechens ver nehmen. Ter angebliche Hein (man nimmt an, daß das nicht sein richtiger Name ist), hatte jedenfalls erwartet, daß der Hausmann Sch. heute vormittag zu gewohnter Zeit an feine Arbeitsstätte gehen würde. Es war nur ein Zufall, daß dieser heute vormittag ausnahms weise einmal später die Wohnung verließ und so auf die schwachen Hilferufe seiner Ehefrau sofort zu Hilfe eilen tonnte. Nur diesen: glück lichen Umstande ist es jedenfalls zu danken, daß Leipzig von einer Wiederholung des Verbrechens L tu Koppius verschont blieb. Der Vorgang vildete natürlich schon heute vormittag das Stadtgespräch. Wir werden über den Ausgang der amtlich c i n ge l e i t e t e u Untersuchung noch berichten. seien sie sofort gelandet. Das Verhör nahm nur kurze Zeit in Anspruch. Bereits gestern nachmittag 2 Uhr wurde den Lustschiffern mitgeteilt, daß sie die Heimreise nach Deutschland antreten tonnten Nach dem die Herren 150 Fr. Zollgebühren hinterlegt hatten, kehrten sie am Donnertag abend nach Deutschland zurück. * Ein schweres Automobilunglück ereignete sich am Donnerstag nachmittag in Berlin. Ein Droschkenautomobil, das einem anderen ihm entgegenkommenden Kraftwagen und einem Lastwagen ausweichcn wollte, geriet dabei auf den Bürgersteig und überfuhr zwei Knaben, die sich in Begleitung eines älteren Mädchens befanden, das noch ein ganz kleiner Kind auf dem Arme trug. Der eine Knabe wurde ge tütet, der andere jo schwer veletzt, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. * Heilsarmeekongreß. Zn der Albert-Hall in London ist Donnerstag der große Inter nationale Heilsarmcckongrcß eröffnet werden. Alle Fcstlandsstaaten sind vertrete». Ver sammelt sind 2100 Delegierte, die 34 Sprachen sprechen. * Drei Häuser «ii,,«Kürzt. Zn der Umgebung der Stadt Saratow find infolge eines Erd rutsche» drei Häuser «ingestürzt, wobei ein Knabe getötet wurde. Letzte Nachrichten Vom sächsischen Hofe. Dresden. 12. Zuni. Der König begab sich heute siüh von Wachwnz nach dein Truppenübungsplatz Königsbrück und wohiue daselbst der Besichtigung des 1. Bataillons des 2. Fußartillerie-Regiments Nr. 19 bei. Traucrfeier für den Großhrrzog von Mccklcnburg- Strelih. (Eigener T . a h t b c r i ch t.j Reustcelitz, 12. Zuni. Für d:n verstorbene» Draßherzog von Mectlcnburg-Streliy findet heute nachmittag b Uhr im Berliner Trauer hause eine Trauerfeier statt, an der außer de» nächsten Familienangehörige» auch die Kaiserin teilnehmen wird. Di« Ueberführung der Leiche er folgt morgen vormittag 8 Uhr nach strelitz. Vor dem Trauerhause ist auf allerhöchsten Befehl ein Doppel Ehrenposten dcs 2. Ulane'.i-Regiments aus gestellt worden. Beileid der sächsischen Regierung. Dresden, 12. Zuni. Der sächsische Gesandte Freiherr von Salza und Lichtenau übermittelte an läßlich des Ablebens des Grogherzogs Adolf Friedrich der mecklenburgischen Staatrregterung da, B«i- leid -er sächsischen Regierung. Dem Ber- Nr. 294. Menü-Ausgsve. Sette 3. nehmen noch wird Prinz Johann Georg als Vertreter des Königs an den Beijetzungsfeterlich- keilen teilnehmen. Der Kaiser in Konopischt. lEigencr D r a h t b c r i ch t.) Bcneschau, 12. Zuni. Die Vorbereitungen zum Empfang dcs hier eintreffenden Deutschen Kaisers sind vollständig fertiggcftellt. Das Bahnhofsgebäude ist in «inen Palmenhain ver wandelt. Bei der Einfahrt des Sonderzuges werden 21 Salutschüsse abgegeben. Auf dem Bahnhof wird der Kaiser von dem Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, dem Fürsten Hohenberg und den Spitzen der Behörden empwngen und begrüßt werden. Nach Begrüßung und Vorstellung erfolgt im Automobil die Weiterfahrt nach Schloß Kono- pischt, wo das Frülz'tnck eingenommen und der Park besichtigt werden. Für nachmittags ist die Be sichtigung der Scbiberna in Aussicht genommen. Konopischt. 12. Zuni. Als der Hofsonderzug heute morgen 9 Uhr im Bahnhof einlief, begab sich der Erzherzog am Arme seiner Gattin bis zum Gleis. Am Fenster des zweiten Wagens stand Kaiser Wilhelm in Hosjagduniform und winkt« den Erschienenen zu. Den Erzherzog begrüßte er, nachdem er den Magen verlassen hatte, mit kräftigem Händedruck und küßte ihn zweimal aus die Wange. Dann begrüßte er die Herzogin von Hohenberg durch einen Handkuß. Längere Zeit unterhielt er sich mit dem Thronsslgerpaar und stellte dann dem Herzog sein Gefolge vor. Sodann fuhr man im Automobil zum Schlosse. Zuw Besuch des Kaisers sind außerordentliche Sicherheit» maßregeln getroffen. Etwa 2Ng Gendarmen sind zum Sicher heitsdienste aufgebote». Besuch Kaiser Wilhelms in Rumänien? Bukarest, 12. Zuni. Neuerdings tritt hier mit aller Bestimmtheit das Gerücht auf, t-.iß Kaiser Wilhelm trotz aller Dementis Anfang August der Königsfamilic in Sinaja einen drei tägigen Besuch abstatten wird. Das unabhängige England. London, 12. Zuni. „Daily News" begrüßen es, daß Sir Ec-ward Grey die erste beste Gelegenheit er griffen hat, um das Gerücht von einem englisch russischen Flottcnabkommen zu ver nichten. Das Blatt schreibt: Seine Erklärung ist bündig genug, um alle Zweifel zu beseitigen. Eng. land hängt nicht an den Rockschößen eines andere» Landes; es ist nicht der Diener Rußlands, nicht der Verbündete Frankreichs und nicht der Feind Deutschlands. Es kann in L«er Even tualität eines europäischen Krieges seinen Kurs frei bestimmen wie es ihm gutdünkt. Diese emphatische Erklärung sollten sich alle die auf dem Kontinent zu Herzen nehmen, die seltsame Träume oder phan- tastische Besorgnisse hegen. Nicht weniger sollten die Jingo-Blätter in England sich dies zu Herzen nehmen, die es für ihre Pflicht halten, darauf hinzudeuten, daß es eine Tripelcntente gebe, die in ihrem Cha- rakter mit dem Dreibund identisch wäre, und gemäß dieser Fiktion alles tun, um den Revanchegedanken in Frankreich zu fördern und Furcht gegen Deutsch land zu säen. Die Arbeit wieder ausgenommen. Rom, 12. Zuni. Aus Neapel und einigen an deren Städten, wo gestern noch gestreikt wurde, wird gemeldet, daß die Arbeit heute wieder ausgenommen werden soll. Streikunruhen in Mailand. Mailand, 12. Zuni. Gestern abend kam es nach einer Versammlung in der Arena zu Unruhen, in deren Verlaufe einige Manifestanten gegen das einifchreitende Militär Revolverschüsse abgaben. Ein Maurer, der vor der Kavallerie in ein Haus in der Legnanostraße flüchten wollte, wurde durch eine Rcoolverkugcl getötet. Eine Spezialmission an den rumänischen König. (Eigener D r a h tb e r i ch t.) Bukarest, 12. Zuni. Der ehemalige Gouver neur von Skutari, Murad Bei Toptani, ist in einer Spezialmission des Fürsten Wilhelm von Albanien an König Carol hier eing« troffen. Er winde gestern vom Kronprinzen empfangen, mit dem er eine längere Unterredung hatte. Danach setzte er die Reise nach Lonstanza fort, wo augenblicklich der König Carol zum Empfange des russischen Zaren weilt. Erschossen aufgefunden. (Eigener D r a h t b e r i ch t.) Innsbruck, 12. Zuni. biestern abend wurde in der Umgebung von Innsbruck den pensionierte Finanz kommissar Theodor Oberndorf erschossen aufgcfunden. Da Wertsachen und Gold nicht bei ihm aufgesunden wurden, ist ein Raubmord wahr scheinlich. Unter Schlacken begraben. (Eigener D r a h t b e r i ch t.) Aplerbeck, 12. Zuni. Auf der hiesigen Hütte hat sich heute morgen ein schwere» Unglück ereignet, dem vier Menschen zum Opfer fielen. Der Bau unternehmer Lcubc in Hörde hatte den Auftrag er halten, eine alte Schlacken Halde abzutragen. Als die Arbeiter im Begriff waren, den Platz zu unterhauen, gaben die Schiackenmassen plötzlich nach und stürzten in den entstandenen Hohlraum, fünf Ar beiter nntrr sich begrabend. Vier von diesen waren sofort tot, während der fünfte schwer verletzt wurde. (Hegen die Absperrung des (Hroszglockncrs. Klagenfurt, 12. Zuni. Der Landespräsi- dcnt von Kärnten hat im Landesverband für Fremdenverkehr erklären lassen, er gedenke, die Sper rung der seit langem vom öffentlichen Verkehr be nutzten Wege auf Grund des Straßengcsetzes zu ver hindern. Tie wichligstcn Verbindungen im Groß- gcocknergebiet werden als öffentliche Wege erklärt werden. Wie es heißt, ist der Verkauf Les Groß- glocknergebicts tatsächlich noch nicht vollzogen. vsrLM-I-Lwpoo Die volliegende Ausgabe umfaßt 8 Seiten. Lauvtschristleiler: Lr. BrrnZ. «esteahrrger (verreist). L-cunuivonii.: c ?chriü!euer: 'ür Politik Tr. Arno Günther; für dl- hanörN'zeiluua ESaNher Lchindler: für Leipziger uns livische Änil'lc enlieiitii Araal» Jünkr: süc stunsl und BZijic». icbaik Lr. Friedrich Lrhrrcht: kür Munk Lvorr uns Lvi.l i. B. Ltto Lahm: ckncht A. chaarsel»; für di« Rcisv-, Bader- und BrUehrlzeituna Metz«. — Tur den Anzeigenteil Lriar. Balser. Berka-: Lei»li««r Taaetzlatt. Keselllkbokt mit beschränkt« vaftv«. Dräck: ykschrr L »ür-en. Sämtlich in Lripzi«. '