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Deutsche Bank, Filiale Leipzig Dep.-Kass« Trimm. Steinweg L Wi7'Ä' Amtsblatt des Rates und des Rolizeiarntes der Stadt Leipzig. W'/tzL' Änzelgr».Preis ,»r Inserat« au» L«ip»ta und ll ngebuag di« Ispaltig« P«tit,«ile S Pf.,d>« ReName. mU« l Ml. van au»wärt» SU Pl, Reklamen llv Ml. Inserat« von Behöiben im amt. lich«it I«il di» P«ttt,«ile 5U Ps T«schäst»anz«ig«n mit Platzuorlchrift«» im Preis« erhöh« Rabatt nach Taris. Beilagegebüdr «esamt- auslag« 5 Mk. p. Tausend «in, Postgebühr. Teilbeilage Hoyer. Feftertrilt, Rus trog« können nickt zurück, gezogen werden. Für da» Lrscheinen an deaimmten Tagen und Plätzen wird lein« Garanti« üb«rnommen. Anzeigen»Annahm«: 2»kanai»g»ss« 8, d«i sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Lzpeditionen de» In» und Au»lande» Druck und Verlag »«» Fisch«« t Riest«» Inhaber: Paul Rieste». Redaktion and G«lchilt»stell«: Iohannirgass« 8. Haupt-Filial« Dr«»d«»: Seeitratz« < l (Telephon 4S21i. Nr. 3S3. Sonnsdeny, üen 13. Juli ISIS. los. Jahrgang. 36 Leiten HW- Unsere gestrige Abendausgabe umfahr 10 Seiten, die vorliegende Morgennummer 18 Seiten, zusammen Das Wichtigste. * Die Lage in Zürich ist infolge des Ge neralstreiks sehr ernst. (S. Ausl. S. 3.) * In der dominikanischen Republik (Insel Haiti) ist eine Revolution ausge- brochen. Der deutsche Konsul wurde ausgewie sen. (S. Letzte Dep. S. 3.) * In Jena ertranken mehrere Berliner Ferienkolo<nisten. (S. Tagcschr. S. 12 und Letzte Dep. S. 3.) * Theateranzeigen siehe Leite 16. Neue Grlrstouren sm Mittelmeer? Unser römischer Korrespondent schreibt uns zu dem von England aus gemeldeten aber maligen Versuch Englands und Frankreichs, Italien zu einem neuen Mittelmeerabkommen zu bewegen, folgendes: Es ist just das richtige politische Wetter für die Erfolg versprechende Behandlung dieser Frage, die die Herzen in Paris und London ebenso bewegen wird, wie die in Berlin und Wien. Nur in Rom mar kiert man einige Gleichgültigkeit, indem man lediglich die Stimmen sammelt, die sich in den europäischen Hauptzentren zu dem englischen Vorschlag melden. Diese römische Gleichgültig keit ist jedenfalls gut gespielt. Den Kenner der Verhältnisse aber täuscht sie nicht. Schon längst hat man in Nom das höfliche Engagement zu einem neuen Extratanz erwartet! Es ist sehr leicht möglich, ja fast wahrscheinlich, daß man dem Bewerber ein niedliches Körbchen gibt. Aber den Flirt läßt man sich gefallen, und zwar darum, weil man glaubt, Berlin und Wien könnten grollen und eifersüchtig werden. Es stimmt nämlich wieder einmal etwas nicht zwischen den Dreibundgenossen. Wer Augen hat zum Lesen, der braucht bloß die Blätter aufzuschlagen, die sich von der Regierung direkt inspirieren lassen. Der Zwischenfall des Eene- ralfeldmarschalls von der Goltz ist noch lange nicht abgetan, auch wenn man in den drei Kanzleien in Berlin, Wien und Rom möglichst unverfängliche Miene zum bösen Spiel zu machen sucht. Gewiß hatte es schon Ende Ok tober und Ende Dezember v. 2. zwei „Fälle Goltz" gegeben, die zu einem sehr lebhaften Meinungsaustausch zwischen Rom und Berlin führten. Aber damals war man in Rom, wenig stens an der regierenden Stelle, noch nicht >o empfindlich geworden wie heute, wo man, um es euphemistisch auszudrücken, selbstbewußter auftritt. Mir lieg! da ein Bries eines Deputier ten vor, den ich um Aeußerungen zu dem neuen Fall gebeten hatte. Der Deputierte war früher Minister gewesen und hat sich öffentlich zu wiederholten Malen als großer Bewunderer Deutschlands und Verfechter der Drsibundsache ausgesprochen. Er steht nach wie vor in stän digem Konnex mit dem Auswärtigen Ami und seinen Mahnungen ist großer Wert beizumejsen, wenn er u. a. sagt: „Deutschland Hütte gut daran getan, den neuesten Streitfall gerade jetzt so schnell als möglich beizulegen. Denn wir werden umdrüngt'und umworben von unseren westlichen Nachbarn, denen es im Mittelmeer angst und bange wird, wenn wir den Dreibund im nächsten Jahre erneuern." Zur Würdigung dieses Umstandes mag darauf hingewiesen werden, baß man in Italien ohne Ausnahme von einer flagranten Verletzung der Neutralitätspflichten von seilen des im aktiven Dienst stehenden Eeneralfeldmarschalls von der Goltz jetzt noch weit stärker spricht, da er die Absicht betont hat, erneut in turkophilem Sinne durch Vorlegung seiner Artikel in Buch ausgabe zu wirken. Das wird natürlich noch böses Blut schaffen, da man die deutschen Ein wände gegen die italienischen Angriffe nicht gelten lassen will. Man ruft es in Rom sehr brüsk heraus: „Würde Deutschland sich es ge fallen lassen, wenn ein italienischer General in ähnlicher Lage eine gleiche Haltung wie der Herr von der Goltz gegenüber Deutschland ein nehmen würde?" Und dazu fügt man noch das Diktum: „Was du nicht willst, das dir ge schehe . . ." Unzweifelhaft hat auch diesmal ein Meinungsaustausch über die Affäre Goltz stattgefunden. Ob die Berliner Regierung in entgegenkommendem Sinne geantwortet haben mag? Wenn man die erneuten Ausfälle der italie nischen Presse, die sich im Auswärtigen Amt informieren läßt, durchgeht, jo kann man über die aus Berlin ergangene Antwort nicht im Zweifel sein. Nun, die Affäre des in Deutschland so hoch geschätzten Frhrn. o. d. Goltz ist es nicht allein, die in Italien verstimmt. Es handelt sich um die Inhibierung der Aktion im Aegä- ischen Meere. Die römischen Regierungs blätter hatten es um die Mitte des vorigen Monats mit verblüffender Deutlichkeit, die sicherlich auf die Eingebung der Con- sulta erfolgte, aller Welt verraten, daß bei der zeitweiligen Suspension der Aktion Italien auf die Wünsche der an der Offenhal tung der Dardanellen meistinteressierten Mächte gehört habe. 24 Stunden lang hätte man an nehmen können, England und Krankreich wären zu allererst vorstellig geworden. Aber da kam die regierungsoffiziöse „Stampa" und verkündete, der deutsche Bundesgenosse hätte ein Wörtlein gesprochen, das nicht auf unfruchtbaren Boden gefallen war. Die „Stampa" aber ist des Minister präsidenten Giolitti Organ. Um den letzten Zweifel zu rauben, wer an der Jnaktivität der italienischen Flotte schuld wäre, gab Giolitti am Tage darauf im Senat die völlig un vermittelt kommende Erklärung ab, Italien habe bei seinem Kriegsunternehmen unter dem Uebelmollen der Machte zu leiden. Als einige franzosenfreundliche Blätter die Frage stellten, ob denn unter diesen „übelwollenden Mächten" auch die Alliierten einbegrisien wären, antwortete der halbamtliche „Popolo Romano": „Welches ist nach den Betrachtungen des Herrn Giolitti die Moral von der Ge schichte? Die italienische Nation muß auf ihre eigenen Kräfte zählen." Ebenso ängstlich wie die Regierung es ver meidet, durch den Mund ihrer' Organe etwas zur Verteidigung Deutschlands vorbringen zu lassen, ebenso ostentativ läßt sie sich jetzt die französisch-englische Werbung ge fallen. Man kommentiert nicht, aber die- Art, wie man diese Werbung selbstge fällig hervorhebt, sagt besser als Worte, daß man sich außerordentlich geschmeichelt fühlt. Im übrigen scheint die Werbung von langer Hand vorbereitet zu sein. Die sranzösisch- italienische Liga zur Wiederherstellung guter Beziehungen zwischen den verfeindet gewesenen Schwesternationen zeigte schon vor einem Monat eine große Rührigkeit. Nunmehr haben die Reihe der Verbrüderungsfeste in Paris einen vielversprechenden Anfang genommen. In Rom werden sie dank der Geschäftigkeit des franzö sischen Botschafters Varrere fortgesetzt, der sich in diesem Sommer gar keinen Ferienaufenthalt gönnen will, um die Sache „gleich ins reine zu bringen". Sie wird dem französischen Staatssäckel viele, viele Millionen kosten. Aber Geld spielt da keine Rolle, wo Höheres auf dem Spiele steht. England schwitzt Blut in seiner Sorge um die Auf rechterhaltung des Gleichgewichts auf dem Mittelmeer. Mit der Liquidation des» Tripo- lisgeschäfts wäre eigentlich die Verpflichtung Italiens gegenüber seinen Kontrahenten Eng land und Frankreich erledigt gewesen. Das haben uns italienische Regierungsblätter, vor nehmlich aber die Eiolittische „Stampa" sound so oft gepredigt. Und nun? In seiner Seelenangst nähert sich England Italien als Versucher. Seine Suprematie im Mittelmeer ist dahin, wenn Italien nach jener Liquidation in grundehr licher Dreibundpolitik macht. England wäre gezwungen, einen großen Teil seiner Seekräfte aus der Nordsee nach dem Mitttelmeer zu ziehen. Das kann es nicht und will es nicht. Darum sucht England Italien zu verführen. Noch tut man in Rom spröde. Noch wartet man auf ein Zeichen aus Berlin. Noch ist die überwältigende Mehrheit des Parlaments durchaus dreibundfreundlich. Ader Italien läßt England zappeln. Es hofft auf bessere Ange bote. Kommt England entgegen, dann wird sich das Blättlein wenden. Dann wird Italien seine Interessengegensätze gegenüber Frankreich und England im Mittelmeer vergessen oder verschleiern und handelseins mit den Entente mächten werden. Dars sich Deutschland alsdann beklagen? Die Antwort mag man sich in Deutschland selber geben. Sie wird verschieden ausfallen. Nur vor einem möchte ich auf Grund meiner intimen Kenntnisse der Dinge heute warnen: Wer in Deutschland glaubt, an Stelle von Italien stünde uns Rußland zu Diensten, be findet sich in einem groben Irrtum! Es kann mancher Zweifel obwalten über die Beziehungen zwischen den einzelnen Mächten untereinander. Aber über die Innigkeit der Beziehungen zwischen Rußland und Italien ist kein Zweifel erlaubt. Der Stur; Mahmud Stzeskets. Bor einem Fahre hat mau ernsthaft den Plan er örtert, Len Seraskier Mahmud Schefket mit diktatorischer Gewalt zu umkleiden, hinter der allmählich das Erbherrschcrtum des Hauses Osman in den Schatten treten sollte, wie vor 1868 die Miladomacht hinter dem Schogunate oder das Merowinger-Königtum hinter dem Erbamte der fränkischen Majores Domus. Es waren Gedanken, die in der Zerfahrenheit der Kammerparteien und ihren unsicher gewordenen Mehrheitsoerhültnissen ihre Wurzeln hatten. Demgegenüber erblickte man in dem Willensstärken und so ganz untürkisch arbeits wütigen Reformator des Militärwejens, der sich auch weit über die ewig wechselnden Eroßwesire hin aus den bestimmenden Einfluß auf die innere wie die äußere Politik zu gewinnen verstanden hatte, den gegebenen Anwärter auf eine Stellung, die zur Wiedcrverkörperung eines türkischen Einheitswillens notgedrungen geschaffen werden mußte gegenüber der Vielköpfigkeit des herrschenden Komitees für Eini gung und Fortschritt. Daß von den Komiteeleuten in jelten in der Weltgeschichte beobachtetem Grade jene Selbstzucht erreicht war, ohne die Vielherrschaf ten, zumal in einem großen Staatswesen selbst von festerem Gefüge als es das Türkische Reich der Gegenwart ist, einfach ohne dringende Gefahr des Zugrundercgierens unmöglich sind, mag zugegeben werden. Wieviel von diesem erfreulichen Ergebnisse freilich aber auf den überragenden Einfluß Schefkets zurückgeht, kann sich erst jetzt durch die Erfahrung er weisen, wenn wirklich der zur Tatsache gewordene Rücktritt des Seraskiers eine Ausschaltung des tüchtigen Mannes auch aus seiner mittel baren Wirksamkeit bedeuten sollte, und nickt bloß ein Schein Manöver, um der aufrühre rischen Gegenbewegung der Unzufriedenen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das außerordentliche Ansehen Schefket Paschas gründete sich einmal auf seine persönliche hohe Be gabung. Man muß es dem alten System lagen, daß es diese mit sicherem Blicke sogleich an dem Jüngling erkannt hatte, der eben seine Studierzeit an der Mi litärschule von Pankald.i beendigt hatte. Es war etwas Außergewöhnliches, daß er ohne weitere? in den Generalstab übernommen wurde. Dort aber bestätigte der Reorganisator der türkischen Wehrmacht, unser o. d. Goltz, mit seinem Kenner blicke das günstig; Urteil, das von der auch vor der Berufung des Deutschen, wie der Russenkrieg gezeigt Die nwüerne Alpinistin, mie ste lein lall. Von M. Doering. (Nachdruck verboten.) Von der Frau als „moderner Alpinistin" darf man wohl sprechen, denn so jung im allgemeinen die sportliche Betätigung der Frau bei uns in Deutsch land ist — sind doch das Rudern, das Tennisspielen, das Fechten, das Boxen und endlich die Aviatik als neuere und neueste Sportsübungen unserer Damen zu bezeichnen —. so ist dock die Frau als Bergsteigerin in den Alpen längst keine selten« Erscheinung mekr. Und seit einer Reihe von Jahren haben sich zahl reiche deutsche Damen, die begeistert dem Alpenfport huldigen, zu dem angeblich der Mut des Mannes gehören soll, zu Vereinen zusammengeschlossen, wie beispielsweise sie Berliner Frauengruppe der Sek tion Zillerthal oes Deutjch-Oesterreichlschen Alpen- Vereins. Gerade zur Vertretung gemeinsamer In teressen beim Bergsteigsport ist das sonst vielge- schmäbte Vereinswejen ,ehr am Platze, denn nirgends bewahrheitet sich das Wort des Apostels Paulus: „Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei!" mehr, als in der Einsamkeit der Alpenwelt, dir selten ein mal der kühnste männliche Wanderer im Hochgebirge ohne Begleitung zu durchstreifen sich unterfängt. Bei allem Mut, aller Ausdauer und aller Energie, die die Alpinistin beim Stürmen schwieriger Gipfel und bei ihren Wanderungen als „Paßzängerin" aus zeichnet^ artet ihre Begeisterung für den Bergsport .och fast niemals in unsinnige Verweaenheit aus. Weist doch die Statistik der schweren Unfälle beim Alpensport nur sehr vereinzelt weiblich« Namen auf, trotzdem kühn« Bergsteigerinnen weder die Schwie rigkeiten einer Besteigung des Montblancs, noch des Matterhorns und der Eisgefilde der Jungfrau scheuen und sie in unseren Tagen allenthalben im Hochgebirge anzutreffen sind, wo «in sicherer Alpinist zur ge gebenen Zeit ohne tollkühne Vermessenheit zu „kr»eln" vermag. Von nicht zu unterschätzendem Einfluß — ja sogar «in« der wichtigsten Vorbedingungen für die alpin« Leistungsfähigkeit der Bergsteigerin ist ihr« Klei dung und zw.ckmäßig« Ausrüstung, die nach modernen Begriffen hinter der des Mannes in keiner Weise zurückstehen darf. Und auf die sportliche Ver vollkommnung der weiblichen Touristengewandung ist, das darf nicht übersehen werden, auch der Aufschwung des Alpensports in der Frauenwelt mit zurückzu führen. Daß mit Stöckelschuhen und Punzertorsett, mit Humpelrock und fcdergeschmücktem Rembrandt- Hut kein Gletscher „genommen" werden kann, leuchtet ohne weiteres ein. Und so begreift man denn auch, wie wenig Sportinteresse und Möglichkeit noch um die Mitte oes vorigen Jahrhunderts bei den Damen oer Gesellschaft für die Bergbesteigung vorhanden war. wenn man die Kupferstiche dieser Epoche be trachtet. Da ist unter anderen «ine elegante Gesell schaft auf dem „Kamskarlkogl", dem Salzburger Gletscher bei Hof-Gästein versammelt. Herren und Damen reiten auf Bergpserdchen und Eseln. Die Damen tragen der zeitweiligen Mode entsprechende, gepuffte TüMommerkleider, zierliche „Sonnenknicker chen", spitzeitoesetzte Schutenhüte und weiße Mull unterröcke, die unter den geschürzten Schleppkleioern heroorluaen. Die Herren zeigen sich im Frack uno Zylinder! Emanzipierten sich di« sportübendcn Männer zu gunsten der Zweckmäßigkeit schon früh-eitig von der Tyrannei d«r Luxusmodc, so gelang es den weib lichen Untertanen dieser Allherrschcrin erst nach und nach, Kompromisse einzugehen und Brücken zu bauen, die von oer Eleganz der Promenadentoilette zum praktischen Exterieur des kleidsamen Sportkostnms führen. Und schick und zweckmäßig gekleidete Al pinistinnen findet man auch jetzt noch, besonders leider unter den deutschen Vertreterinnen dieses edlen Sportes seltener als man wünschen könnte. Vermag doch die echte Deutsche gemeinhin ihren Hang zur Sparsamkeit just bei Anschaffung der Reis«, garoerobe nur mühsam zu überwinden. Für oen Alpensport, der soviel Strapazen auf erlegt und eine unbedingt widerstandsfähige Klei dung erfordert, sollte aber das „Beste gerade gut ge- nuq sein": und im umgekehrten Verhältnis zu dem aus das geringste Maß beschränkten Gepäck, das d«r Rucksack faßen muß, soll die Güte der Ausrüstung stehen. Was an Quantität gespart wird muß die Qualität ersetzen. Dabei braucht wohl kaum noch besonders darauf hingewiesen zu werden, daß gute Stoffe stets besser zu sitzen pflegen, als minder wertige. die bei allen Witterungseinfüssen Form und Farbe verlieren. Die Zweckmäßigkeit einer alpinen Ausrüstung hängt naturgemäß von der Art der zu unternehmen den Bergwanderung uno mehr noch von den indivi duellen Bedürfnissen der Alpinistin ab. Feste Be kleidungsnormen lassen sich daher für di« Alpinistin nicht aufstellen, da die Geldfrage und der persönliche Ge!chmack gar zu sehr bei der Anschaffung des Kostüms mitsprechen; aber einige Hinweise auf die Neuerscheinungen und die als praktisch erprobten Ausrüstungsgegenstände dürften wohl als willkom mene Fingerzeige gelten. Da ist vor allem auf die Unterkleidung Be dacht zu nehmen, die porös und doch nicht kältend, warm und doch nicht schwer sein soll. Vollkommen unangebracht ist leinene Wäsche als absolut unzweck mäßig; empfehlenswert dagegen Baumwolle. Wolle oder Scidentrikot. Gewebte Wollstrümpfe, mehr oder weniger starkfädig, müßen im Gebirge die sonst so belieoten Fil d'Ecosse ersetzen. Unterröcke kommen selbstverständlich gar nicht in Frage, da das gewirkte Reformbeinkleid über der „Kombination" jedes an dere Unterzeug ersetz!. Ein kurzes Micderkorsett, am besten aus festem Trikotstoff bestehend, gibt der Figur oi« nötige Festigkeit, ohne die Bewegungsfreiheit zu beeinträchtigen. Für Hochgebirgstouren müßte die Alpinistin stets zum doppelreihigen, übergeknöpften Jackett die Plu derhose tragen, die allein ein durch Kleidung un gehindertes Klettern ermöglicht. In der Ebene und b«i der Rast wird alsdann der auch als Wettercap« zu verwendende seitwärts schließbare Rock um die Hüften befestigt. Er deckt, bis zu den Knöcheln reichend, das mehr praktische als ästhetische Beinkleid. Vervollständigt wird dieses zweckmäßige Sportkostüm durch solid«, benagelte Schnürstiefel und Wickel gamaschen aus kräftigem Wollstoff. Bemerkt sei noch, »aß das Touristenjackett unbedingt mehrere Tasch«n aufzeigen muß groß genug um Wegkarten, Kompaß, Notizbuch, Geldoörie, Taschentuch und ein Schächtel chen mit Drops aufzunehmen und das lästige Hand täschchen entbehrlich zu machen. Unter dem Jackett trägt di« Alpinistin entweder «inen feinen Woll sweater oder eine ganz leichte Wollbluje, oa Wasch dluscn, und besonders solche mit „Oberlicht", für die Eisregionen wenig gc«ign«t sind und «ine Dame in der Gletscherwelt keinem Abhärtungsfanatismus zu huldigen braucht. Der Hals darf nicht unbedeckt bleiben, da die scharfen Sonnenstrahlen leicht emp findliche Hautstellen verbrennen. So schütz« mau die Hände durch gewebte Stoffhandschuhe und Gesicht und Auge mittels eines blauen Schleiers, der in den meisten Fällen die Schneebrille ersetzt. Als Kopfbedeckung empfiehlt sich für den Hoch sommer mehr als der weiche, allerdings ganz fesch ausiehenoe Lodenhut der aus Leinenstoff gefertigte Südwcster, der gegen oen Sonnenbrand einigen Schutz gewährt. Mit dem kräftigen Bergstock in der Hand und dem unentbehrlichen Rucksack auf dem Rücken vermag die zweckmäßig ausgerüstete, gut trainiert« Alpinistin «s gar wohl mit ihrem männlich«» Sportgenossen an Ausdauer und Leistungsfähigkeit aufzunehmen; und sie wird in Begleitung eines gewissenhaften Bergführers jede besteigbare Höhe „stürmen". Was die Alpinistin jedoch weniger zu entbehren vermag, als der begeisterte Kraxler, ist das Signum des Kulturreisenden, der Koffer, der, wenn auch in geringen Mengen, alles enthalt, was der moderne Mensch selbst bei kürzerer Rast nach einer Hochgebirgs- tour nicht zu entbehren vermag: einen Reserveanzug, bequemes Schuhwerk, frische Wäsch« und «in gutes Buch für die Abendstunden. Die reisend« Dame kann des Reservekoffers, den sie stets voraussenoen wird, um so weniger entraten, sa sie, um d«n Rucksack nicht übermäßig zu belasten, diesem nur das Allernotwendigste einverleiben wird, als da find: Toilette- und Nähutensilien, eine kleine Taschenavothek«, Strümpfe, Nachthemd und ein« wollene Leibbinde, die im Fall« einer Magenverstim mung notwendig ist. Im allgemeinen gilt der Satz: „Je weiter die Fuß tour, desto weniger Gepäck!" Denn nur wer möglichst wenig beschwert und ungehindert von der Kleidung in die Hochgebirgswelt hrnauszieht, der wird des wahren Naturgenusses teilhaftig werden und der echten Erquickung, die oer Alpinistin noch viele Monate nach ihren Wanderungen Körper und Seele festigt- Man beachte anch die Inserate in der Abend-A«»sabe.