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Sonntag, 22. /edrnar 1914. Bayern (Ntünchen) die Führer sein werden, denen je ein Oberquartiermeister des Generalstabs der Armee als Ches des Stabes beigegeben wird. Kein« der beteiligten sechs kommandierenden Generale — o. Einem (VII. Armeekorps), o. Tülff (VIII. Armee korps), o. Plüslow (XI. Armeekorps), o. Schenk (XVIII Armeekorps), Ritter o. Lylander (I. bayr, Armeekorps), Ritter o. Martini (II. bayr. Armee korps) — hat in gleicher Stellung bisher ein Kaiser- manöoer mitgemacht. Von den sechs Stabschefs hat nur Oberst o. Sauberzweig (Kassel), beim Kaiser- inanöver 1908 in den Reichslandon, schon einmal vor der gleichen Aufgabe gestanden. Er vertrat damals als ältester Generalstabsoffizier (la) den erkrankten Chef des Stabes des XV. Armeekorps v. Pappritz, den jetzigen Gouverneur von Königsberg i. Pr. Irgend etwas über die Kriegsgliederung zu sagen, wäre mehr als bloßes Raten. Frühestens der Abend Les vorletzten Manövertages wird der Oeffentlichkeit den ersten Aufschluß über diesen Teil der Arbeit der Oberleitung geben. Als sicher kann wohl bezeichnet werden, daß, um die starken Truppen massen richtig vor- und gegeneinanderführen und zum Angriff ansetzen zu können, die Anfangsent- sernungen zwischen Len roten und blauen Spitzen groß gewählt werden müssen. Verstärkte Arbeits tätigkeit der Zivilbehörden an den Wegen um den Vogelsberg herum, weist auf die Wahrscheinlichkeit hin, daß tn Oderhessen (Darmstadt) das Hauptschlacht feld des 17. und 18. September zu suchen ist. Ob der Kaiser, wie unlängst gemeldet wurde, in Bad Homburg v. L. Höhe Quartier nimmt oder auf Schloß Romrod bei Alsfeld, das früher genannt wurde, ist wohl verfrühte Kombination. Immerhin geben diese beiden Orte einen weiteren Anhalt für oas voraussichtliche Manöoergelände, nordwestlich des Rhöngebirges, zwischen Fulda und Gießen. Breite und schmälere Flußhinder nisse, stark durchschnittenes Terrain, viel und oft auf einanderfolgende Abschnitte, erhebliche Höhenunter schiede, zahlreiche Eisenbahnlinien, dabei gute Zu- gangsstraßen lassen die Moltkeschc Wahl jener typi schen Berg- und Hügellandgegend zur Ernstfalls erprobung der mittel- und süddeutschen Korps als be sonders glücklich erscheinen. Deutscher Reich. * Der konservative Verein in Leipzig veranstaltet .am 28. Februar, abends '/,9 Uhr, im Sanssoucisaale ^ine öffentliche Versammlung, in der Reichstaas abgeordneter Graf von Westarp über „Konser vative Weltanschauung und die Reichspolitik" sprechen wird. In späteren Versammlungen sollen Fragen wie: Kirche und Schule, Mittelstand usw. von bekannten Vertretern konservativer Weltanschauung behandelt werden G * Zu dem Kaiserbesuch in Oesterreich. Erzherzog Franz Ferdinand ist am Sonnabend nach Wien zurückgekehrt. Er wird in der nächsten Zeit sich mit Familie nach Schloß Miramar begeben und während seines Aufenthalts an der Adria eine Zusammenkunft mit Kaiser Wilhelm haben. Kaiser Wilhem hatte ursprünglich die Ab sicht, vor seinem Aufenthalt in Korfu eine größere Seereise anzutreten bzw. die Ausreise nach Korfu zur See von Hamburg aus zu machen. 2n diesem ,Zolle wäre der Besuch -ei Kaiser Franz Joseph tm Ault im Anschluß an den Besuch in Konopischt erfolgt Diese Dispositionen scheinen nun abgeändert zu sein. Nach einer anderen Meldung soll der Kaiser am 25. März zum eintägigen Aufenthalt nach Wien kommen. * Erweiterung der Militärmission in Konstan tinopel. Der Standort Straßburg wird, wie aus bester Quelle verlautet, zu der deutsch-türkischen Militärmission einen weiteren Teilnehmer stellen. Hauptmann Hunger, Kompaniechef im Infanterie- Regiment Nr. 132, wird als Oberst in die otto- manische Armee übertreten. Der noch junge Offizier hat den Feldzug in Deutsch - Südwestafrika mit gemacht. * Kardinal Kopp verbrachte die Nacht zum Sonnabend verhältnismäßig gut. Er hatte einige Stunden Schlaf, der aber oftmals von Husten reiz unterbrochen war. Der Kardinal ist fast fieber frei, doch beeinträchtigt eine schmerzhafte Regen bogenhautentzündung das objektive Befinden. * Oberst von Reuter hat sich am Sonnabend als Kommandeur des Frankfurter Grenadierregiments beim Kaiser persönlich gemeldet. * Aenderung des Reichsoereinsgesetzes? Die „Rheinijch-Westsälische Zeitung" erfährt aus Berlin zu den Mitteilungen des Staatssekretärs Grafen von Roedern in der elsaß-lothringischen Zweiten Kammer, es herrsche zurzeit im Bundesrate die Ab sicht, eine Aenderung des Reichsvereinsgesetzes durch zuführen zu dem Zwecke, die deutsch-hetzerische und fremdsprachliche Presse zu bekämpfen. Dadurch wäre cs dann möglich, von einer Ausnahmeverfllgung für Eljaß-Lothringen abzusehen. * Die Unterschriften sind da! 2n der „Germania" wird der am 8. Februar erlassene Aufruf des Reichs ausschusses der Zentrumspartei mit den Unter schriften veröffentlicht. Den Aufruf haben unter schrieben, außer dem Reichsausschuß — an der Spitze die Herren Spahn, Porsch und Held —, die Mit glieder der Zentrumsfraktion des Reichstags, des preußischen Abgeordnetenhauses, der bayrischen Kam mer, der wllrttembergischen Zweiten Kammer, der badischen Zweiten Kammer, des hessischen und des oldendurgischen Landtags. * Adelvtaa der Deutschen Adelsgenossenschaft. Im Hotel Bristol in Berlin begann heute vormittag die sitzung des 33. ordentlichen Adelstages der Deutschen Adelsgenossenschaft. " Ein Fehlbetrag im Hamburger Staatshaushalt. Nach der Schätzung des Ergebnisses der Staatshaus- yaltsberechnung in Hamburg für das 2ahr 1913 stellen sich jetzt die Einnahmen auf 184 292000 >/k, die Ausgaben auf 188831 400 ^l, so daß sich ein Fehlbetrag ron 4 539 000 ./i ergibt. Dieser Fehl betrag wird durch die vorhandenen Ueberschüsse früherer Jahre gedeckt. * Juristendeutsch. Bei der diesjährigen Beratung des Justizetats im preußischen Landtage förderte ein fortschrittlicher Abgeordneter folgenden Satz auä einer Kammergerichtsentscheidung zutage, der verdient, dem Dunkel der stenographischen Par lamentsberichte entrissen zu werden: »Denn die Zustimmung zu einer Verfügung, die der Verfügung einer für sich nicht allein ver fügungsberechtigten Person erst die der Verfügung eines allein Verfügungsberechtigten zukommende Kraft gibt, unmittelbar eine Rechtsänderung zu bewirken, ist selbst Verfügung und daher als solche genehmigungsbedürftig." Diese den bisher noch in mancher Beziehung un klar gewesen seienden Unterschied zwischen den Ver fügungen eines Berfügungsbesugten und den Ver süßungen eines Berfügungsundefugten restlos auf klärende Verfügung des verfügungsberechtigten Kammergerichts wird den veranügungsberechtigten Lesern genügendes Vergnügen bereiten. Lelpzlger Tageblatt. Nr. SS. Somttags*Nusgabe. LeUe S. Ausland. Türkei. *Tie Inspektion der Dardanellen. Tin Telegramm meldet aus Konstantinopel, 21. Februar: Kriegsminister Enver Pascha ist mit mehreren Mitgliedern der deutschen Militärmission nach den Dardanellen zur Besichtigung der dortigen Truppen abgeretst. Natürlich unrd diese Reise viel fach mit den vermeintlichen Kriegsvorbereitungen tn Zusammenhang gebracht. Amtlich wird sie als einfache Dienstreise bezeichnet. Die türkischen militärischen Kreise hoffen, daß Oberst v. Strempel nach einem Urlaub Hierher zurückkehrt, da er durch seine freundschaftlichen Beziehungen zu Enver Pascha leitenden militärischen Persönlichkeiten am besten geeignet war, ein harmonisches Verhältnis zwischen diesen und der Militärkommission zu erhalten. Die Aussichten auf eine Verständigung mit Griechenland werden fetzt gering bewertet, insbesondere glaubt man nicht mehr an eine Neigung Rumäniens zur Vermittlung. Mexiko. * Billas neueste Schandtat. Aus London, 21. Februar meldet ein Drahtbericht: Der ameri kanische Staatssekretär des Aeußern Mr. Bryan hat dem englischen Geschäftsträger in Wasyington eine eingehende Untersuchung der Angelegen heit der Ermordung des englischen Farmers Benton durch Villa zugesichert. Nach den hier vorliegenden Nachrichten hatte Mr. Benton dem General Villa zu Juarez einen Besuch abgestattet und ihm Vor stellungen über die Verwü st ungen gemacht, die die 2nsurgenten auf seiner Farm an gerichtet hatten. Es kam zwischen dem Schotten und dem mexikanischen 2nsurgentenfllhrer zu einem Wortwechsel. Die Folge war die Verhaf tung Mr. Bentons, der eines Anschlags gegen das Leben des Generals Villa angeklagt und am gleichen Tage erschossen wurde. 2n der Grenz- stadt fanden Massenversammlungen statt, die Protest resolutionen annahmen. Die Erschießung Bentons wurde vom General Villa den zuständigen britischen bzw. amerikanischen Behörden nicht freiwillig mit geteilt, sondern kam erst ans Tageslicht, als die Witwe des Ermordeten durch die englische Botschaft Vorstellungen wegen des Ausbleibens ihres Garten erhoben hatte. General Villa weigert sich, die Leiche dem britischen Konsul auszuliefern, hat jedoch zu gesichert, das Grab besonders zu kennzeichnen. Auch ein Deutsch-Amerikaner Wilhelm Bauch ist zu derselben Zeit verhaftet worden und wird der Spionage beschuldigt. koloniales. * Zu den Mordtaten auf Samoa erfährt der „B. L. , baß der bei der Verfolgung der Mörder ge fallene Aufseher Heilige seit fünf Jahren im Dienste der Berliner Deutschen Samoa-Gesell chaft in der Südsee tätig war. Der verwundete Polizeimeister Motzkus ist aus der Berliner Schutzmannschast hervorgegangen, aus der er erst vor einem halben ^ahre schied, um nach der Südsee zu gehen. * Die Aussichten landwirtschaftlicher Kolonial beamter werden in verschiedenen Zeitungsnotizen nicht ganz richtig dargestellt. Demgegenüber erfahren wir, daß zurzeit lediglich für Landwirtschafts-Sach verständige und Assistenten erster Klasse Aussichten auf Verwendung im Kolonialbienst des Reiches, d. h. auf den landwirtschaftlichen Versuchsstationen günstig sind. Erforderlich ist neben abgeschlossener theoreti scher Ausbildung (Prüfung für das landwirtschaftliche Lehramt bezw. Diplomprüfung an einer landwirt schaftlichen Hochschule) eine mehrjährige praktische Betätigung in größeren landwirtschaftlichen Betrieben uno auf Saatzuchtstationen. Bewerbungsgesuche von Landwirten, welche die genannten Prüfungen nicht abgelegt haben, können zur Zeit nicht berücksichtigt werden. Letzte Depeschen und Fernsprechmeldunge«. Lanötagsnachrkchten. (Eigener Drahtbericht u nserer Dresdner Redaktion.) p. Dresden, 21. Februar. Der National liberale Verein für Leipzig und Umge bung hatte an den Landtag eine Petition gerichtet um Herabminderung des Anteils der Grundbesitzer an den Stadtverord net e n w a h l e n. Die vierte Deputation hat nun mehr durch den Grafen v. Pflugk-Castell heute den Bericht erstattet und beantragt, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Im Landtage ist heute abend das 15. Peti« tionsverzeichnis ausgegcben worden. Daraus geht hervor, daß der Rat und die Stadtver ordneten von Leipzig eine Petition einae- reicht haben, um die Herstellung einer sogenannten Nordostbahn. Diese Petition ist an die Finanz deputation abgegeben worden. Sitzung -es Verbandes Sächsischer Industrieller. (Eigener D ra hk b e r'i ch t.) Dresden, 21. Februar. Der Vorstand der Orts gruppe Dresden des Verbandes Sächsischer In dustrieller trat hier zu einer Sitzung zusammen und beschäftigte sich mit einer Anzahl wichtiger industriel ler Fragen. Nach einem Referat des Dr. März, des Vertreters der Ortskrankenkasse, über den Verlauf der Arbeitgeberwahlen wurde unter anderem die Einrichtung eines ständigen Arbeitsnach weises endgültig angenommen. Dann wurde die Forderung eines Antrages auf Gründung eines paritätischen Beirates bei dem Gewerbegericht abge lehnt. Der Berichterstatter äußerte sich weiter über die Schenkungen der Dresdner Industrie für die öffentlichen Handelslehranstalten, über die Besserung der Verhältnisse in den Ein schätzungskommissionen, sowie über die Handhabung der baupolizeilichen Bestimmungen. Ein neuer Wanderpreis de, Kaisers. Berlin, 21. Februar. Die deutsche Botschaft hat der Behörde des Brooklyner Sängerfestes mitgeteilt, der Kaiser habe für das nächstjährige Sänger- fest des nordöstlichen Sängerbundes einen neuen Wanderpreis gestiftet, der im Gegensatz zu dem im Jahre 1900 gestifteten ersten Kaiserpreis dauernd ein Wanderpreis bleiben soll. Gegen die Uebersiillung des Anwaltstande». Berlin, 21. Februar. Nach dem Vorbilde der Rheinisch-Westfälischen Vereinigung hat sich hier mit zunächst 360 Mitgliedern eine Märkische Ver einigung zur Abwehr der Uebersiillung de» An- waltstondes gebildet. König Ludwig reift doch nicht nach Amerika. München, 21. Februar. Eine Berliner Korrespon denz weiß zu melden, König Ludwig von Bayern habe den Plan einer Amerikareije ins Auge gefaßt und wolle, falls nicht andere Dispo sitionen den Plan durchkreuzten, einer Einladung des Generaldirektors Ballin folgend, im Juni dieses Jahres mit dem neuen Hapag-Dampfer „Vaterland" die Reise nach Amerika antreten. Die Rückkehr sei mit demselben Schisse vorgesehen, an dem der König als Taufpate ein besonderes Interesse genommen habe Auf Erkundigungen an zuständiger Stelle wird den „Münchener Neuesten Nachrichten" dazu mitaeteilt, daß dem König tatsächlich der Vor schlag einer Amerikareise auf dem Dampfer „Vaterland" gemacht worden ist. Der König hat sich jedoch entschlossen, die Reise nicht zu unter nehmen. Das amtliche Informationsburean gegen die „Nowoje Wremja". Petersburg, 21. Februar. Das amtlich« In- formationsbureau stellt die irrtümlichen Be hauptungen eines „Oberregierung in London" be titelten Artikels der „Nowoje Wremja" über den Meinungsaustausch des englischen Ministers des Aeußern mit den Botschaftern Rußlands und Frank reichs in London richtig und sagt: Das Ziel der in London stattfindenden Beratung besteht darin, eine Einheit der Anschauungen und der Hand lungsweise der Mächte der Tripelentente in den seinerzeit von der Konferenz der Botschafter aller Großmächte in London besprochenen Fragen herbei zuführen, in welchen die Mächte Entschlüsse gefaßt haben, die sic miteinander verbinden. Die Form, in der jetzt der Meinungsaustausch der Mächte der Tripelentente statt findet, ist gewählt zum Zwecke der Vereinfachung und Beschleunigung der Mitteilung in den erwähnten Fragen. Aus der Skupschtina. Belgrad, 21. Februar. In der Skupschtina erklärte de: Kriegsminister in Erwiderung auf eine Anfrage, daß die jetzt emberusenen Reservisten ersten Aufgebots nach Beendigung der Rekrutenausbildung, das ist bis spätestens Ende April, wieder beurlaubt werden sollen. Türkische offiziöse Note. Konstantinopel, 21. Februar. (Meldung des Wiener Korr.-Bureaus.) Das Pressebureau ver öffentlicht eine offiziöse Note, die besagt: Der Minister L«r öffentlichen Arbeiten Dschemal Bei ist überrascht von den dreibundfein b- lichen Kommentaren gewisser auswärtiger Blätter über angebliche Erklärungen, die er der „Agence Havas" gegenüber gemacht haben soll. Der Minister hat in den letzten Tagen kein Interview gewährt, weder einem Vertreter der „Agence Havas", noch anderen Vertretern der auswärtigen Presse. Der Inhalt -er griechischen Verbalnote. Athen, 21. Februar. (Agence d'Athen.) Die Verbalnote, wodurch die griechische Regierung die jüngste Note der Großmächte beantwortet, betont u. a.: Die Regierung sei bereit, sich den Entschei dungen der Großmächte nach genügender Bürgschaft zu fügen, die ihr sowie der Türkei dafür gegeben werden soll, daß die in Frage stehen den Inseln weder befestigt, noch zu einem maritimen oder militärischen Zweck verwendet werden. Griechen land kann seinen Schmerz darüber, daß es die drei Inseln Jmbros, Tcnedos und Castellorizo ausgeben muß, wicht verhehlen, hofft jedoch, Laß Castello- rizo seine Autonomie behalten wird. Die Re gierung bittet zum Schluß die Mächte, an Ort und Stelle die Grenze von Koritza prüfen zu lassen, um eine Aenderung derselben zu ermög lichen, die die guten Beziehungen zwischen den beiden Staaten zu sichern geeignet ist. Bis zum Vollzug dieser Abgrenzung werden die griechischen Truppen, die sich in diesem Gebiete befinden, an der natür lichen Grenze stehen bleiben. Die Negierung ver pflichtet sich ausdrücklich, ihre Truppen von jedem besetzten Punkt zurückzuziehen. Ratifizierung der Schiedsgerichtsoerträge. Washington, 21. Februar. Der Senat hat die Schiedsgerichtsoerträge mit Großbritannien, Japan, Italien, Spanien, Norwegen, Schweden, Portugal und der Schweiz ratifiziert. Zur Erschießung des Engländers Benton. El Paso, 21. Februar. Die standrechtliche Erschießung des englischen Farmers Benton durch die Insurgenten in Mexiko hat einen Sturm der Entrüstung an der Grenze hervor gerufen. In einer Massenversammlung, die am Freitag abend hier abgehalten wurde, wurden Re solutionen angenommen, in denen das Staats departement in Washington scharf kriti siert wird, weil es den Konsularbericht über die Erschießung Bentons unterdrückt habe. Weiterhin wird der Kongreß ersucht, eine erschöpfende Auskunft über die Verbrechen und gesetzwidrigen Handlungen zu verlangen, die angeblich gegen Ausländer in Mexiko begangen worden sind. Die Massenversamm lung bildete den Abschluß eines Tages großer Auf regung. Der Bürgermeister hatte die Abhaltung der Versammlung im Freien untersagt, da hierin große Gefahr liege. Nach Mitteilungen der Witwe Ben tons hatte der Streit ihres Gatten mit dem Jnsur- gentenführer Villa seinen Ursprung darin, daß Ben ton von Villa die Erlaubnis erbat, vierhundert Stück Rindvieh nach den Vereinigten Staaten bringen zu dürfen und Villa dieses Gesuch mit der Erklärung ablehnte, er könne das Vieh selbst ge brauchen. Washington, 21. Februar. Nach amtlichen De peschen der amerikanischen konsularischen Vertretung gibt General Villa von der Erschießung des eng lischen Farmers Benton folgende Darstellung: Benton kam bewaffnet in das Lager der Revolutionäre. Es entstand ein Wortwechsel, in dessen Verlauf Benton einen Revolver hervorzog und auf Villa schoß. Er wurde ent waffnet. In der Vernehmung vor dem Kriegs gericht nahm Villa den Standpunkt ein, daß ein Ausländer, der das Leben eines Offiziers bedroht, nicht länger gewöhnlich für Nichtkombattanten geltende Rechte genieße. Sraf Mlelczynfkp fteigefprochrn. Mes« ritz, 21. Februar. In dem Prozeß gegen den Grafen Miekezynski wurde heute abend 7 Uhr da, Urteil gefällt. Die Geschworenen hatten sich nach halbstündiger Beratung für Verneinung der Schuldfragen entschieden. Der Angeklagte wurde daher freigesprochen. Beschädigung eine» Kriegerdenkmals. (Eigener Drahtbericht.) Dortmund, 21. Februar. In der vergangenen Nacht ist das in dem benachbarten Eving im vorigen Jahre errichtete Krt«gerdenkmal von unbekannten Tätern arg beschädigt worden. Von dem Denkmal, das einen feldmarschmäßig aus gerüsteten Soldaten darstellt, wurde das Gewehr abgeschlagen und zerstückelt. Auch wurden in der Chaussee mehrere Akazicnbäume umgeschlagen und verschiedene Gartentore ausgehängt und zer trümmert. In die Fremdenlegion verschleppt. (Eigener Drahtbericht unsere» «cht -Mitarbeiters. Landsberg a. d. Warthe, 21. Februar. Der acht zehnjährige Ztmmergeselle Karl Giese, aus dem Kreise Nabern - Königsberg - Neumark stammend, wurde in betrunkenem Zustande über die französische Grenze verschleppt und dort der französischen Fremdenlegion ein verleibt. Auf seinen Hilferuf, den er brieflich an seine Eltern richtete, haben die zuständigen Be hörden seine Freilassung gefordert. Im Wahnsinn seine Frau erschlagen. (Eigener Drahtbericht.) Landsberg (Warthe), 21. Februar. Im Wahnsinn erschlug in Pietz an der Ostbahn der frühere Ziegel arbeiter Tillack seine Frau mit einem Beil odel einem Hammer und erhängte sich darauf. Zum Untergang des „Mexiko". Wexsord, 21. Februar. Nach den letzten Nachrich ten vom Nachmittag sind nur drei Mann von der Rettungsmannschaft umgekommen. Die gerettete Besatzung der „Mexiko" befindet sich in erschöpftem Zustande auf den Klippen. Das Schiff selbst ist vollständig verloren. Schreckenstaten des „Weißen Wolf". Peking, 21. Februar. Bei der Plünderung Liuantschaus am 2«. Januar durch Räuber unter Führung des „Weihen Wolfs" sind von ihnen 1300 Männer, Frauen und Kin. der niedergemacht worden. 25000 Mann starke Truppen nähern sich jetzt dem befestigten Platz des „Weißen Wolfs" bei Tschangyang in Kwantung, wo 2000 Räuber, von denen die Hälfte mit modernen Gewehren bewaffnet ist, sich befinden. Man meint, daß die zur Bande des „Weißen Wolfs" gehörenden Räuber den Mittelpunkt für einen neuen Aufstand bilden werden, wenn nicht die Gelegen heit benutzt wird, sie auszurotten. Die Truppen zeigen jedoch eine starke Abneigung gegen einen Angriff. Letzte LokaUmchrtchteu * Festsitzung zu Ehren Ernst Haeckels. Die Mit glieder der Ortsgruppe Leipzig des Deutschen M o n i st e n b u n d e s hielten am Sonnabend abend im Hotel „Sachsenhof" zu Ehren Ernst Haeckels eine Festsitzung ab, die so zahlreich besucht war, daß nicht alle Erschienenen Zutritt finden konn ten. 'Nach dem Vortrag eines von Herrn Dr. med. Bornstein verfaßten gehaltvollen Prologs durch Fräulein Lotte Schubert hielt Ser Assistent Haeckels, Herr Dr. Heinrich Schmidt-Jena, eine * mit anhaltendem Beifall aufgenonrmene Fest- f ansprache, in der der Redner den Lebensgang Haeckels, dessen mit Lorbeer umkränztes Bild den Saal schmückte, entwarf. Er erinnerte an die frühere Dozentenzeit Haeckels in Jena, welchen tiefen Ein druck die neue Entwicklungslehre Darwins auf ihn gemacht und wie er sich fortan unablässig und eifrig mit dem Entwicklungsgedanken beschäftigte. Denn er habe erkannt, daß die Entwicklungslehre nicht allein zur geistigen Befreiung, sondern auch zur sitt lichen Vervollkommnung des Menschengeschlechts bei tragen werde und einen Fortschritt desselben zur freien Selbstbestimmung unter L-er Herrschaft der Ver nunft bedeute. Im weiteren schilderte der Referent, wie Haeckel zu der einheitlichen Weltanschauung des Monismus gelangte und zu dessen Prophet ward. Die Fortführung des Kampfes, den Haeckel be gonnen, sei die heiligste Aufgabe des Monistenbunvcs und mit der Verehrung, die ihm jetzt zuteil werde, gelte es gleichzeitig, das Gelübde zu geben, im Geiste des Meisters weiter zu arbeiten. — Den Schluß des offiziellen Teiles ver Festsitzung bildete die Vor führung von Lichtbildern, in denen dar gestellt wurde, wie Haeckel im Zoologischen Garten lustwandelt und die Tiere besucht, die er zeitlebens als seine Freunde betrachtete. vernachlässige eine Erkältung nicht. Behebe sie rechtzeitig durch Anwendung des nach stehenden Rezeptes. Wenn jemand in deiner Familie hustet oder er kältet ist, dann rücke dem Anfall gleich mit nach stehendem Rezept auf den Leib, und du wirst sehen, wie schnell man damit solche Störungen beheben kann. Beschaffe dir beim Apotheker 60 Gramm Ansy (und zwar dreifach konzentrierten) und mische das zu Hause mit einem viertel Liter heißem Wasser und einem halben Pfund reinem gestoßenen Zucker; um rühren bis alles gut aufgelöst und vermischt ist. Von dem fertigen Sirup nimmt man dann ein bis zwei Teelöffel voll viermal täglich ein: das verschafft Linderung und kann in kurzer Frist den hartnäckigsten Husten vertreiben. Man braucht also nicht im Bett zu bleiben und kann seiner beruflichen Tätigkeit nachgehen. Der Hustensirup schmeckt dabei angenehm, ist vorzüglich gegen Heiserkeit, Erkältung und zu Vorbeugung der daraus entstehenden schlimmeren Erkrankungen der Atmungswege. Er wirkt übrigens appetitanregend und besitzt auch einen leimten tonischen und stuhlregelnden Einfluß — alles Sachen, die bei Erkältung und gegen drohende 2nfluenza sehr zustatten kommen. Das Rezept kann in solchen Fällen nur wärmstens empfohlen werden und ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Es gibt kaum etwas Besseres. w,i«» Unsere gestrige Abendausgabe umsatzt 8 Seiten, die vorliegende Morgennummer 42 Seiten, zusammen 50 Leiten. Houptschriitleiier: Tr. vernl». ES«fte»tzerser. Verantwortliche Schriftleiter: für Politik Lr. Arao Günther: üir die .vunücls,eitung tvalther Lchintzlrr: für Leip,iger unv sächsische Änirlemnbeiicn «Silh. v. Buttlar; für Kunst undMssen- schast Lr. Fri-Srick Erbrecht i. B.; für Musik Oase» Legnitz; Sport und Spill Akfretz Verl»; Spricht A. Haarkeltz; für di« Reise-, Luder- und Ve-k« nmi Laptol« Metzer. — Für den Bn,eia«nteil Hei»r. Valser. Verlag: Leipziger Käseblatt, EescllsLakt mit beschränkter Haftung. Druck: Fischer L Kürsten Sämtlich tn Leipzig. Zuschrislen sind nicht persönlich ,u adressieren, sondern an de» Verlag, di« Redaktion oder die Geschäftsstelle dr» Leipziger Tageblattes, Gesellschaft mit beschränkter Vastring. ,» richte».