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Sonntags-Ausgabe tu« L«tp»w uns vor»«»« öur<h unser« Lrüa«« un-Sp«»U«urrLmoltagIlchto»hau»g«draa»tr «ouotua» i rr m., vlrrliltöhrllch r.7L m. Set ö«r O«schöp»st,ll«, unser« Ztllalra uaö stu»god«st«Uea abzehott: monatlich IM., virrtrliührllck Z M. Vvrch üi« Post: lnu«rl)0ld vrutschlaaö» ua0 Ser »rutsch«« ilolooten »oaatllch 1^0 m.. oi«rt«lt<tkr»ich « so m.. ouoschlitßUch postd«st«Ugrl0. va» Leipzig« Tageblatt «rschelnk Werktag» »mol. Sonn- u. Z«i«rtog»lmal. I« Leipzig, d«a Nachbarort«« un» ürn Ort«« mit «ig«n«« Ziiioi«« wir» ti« std«a0auogod« noch am Nd«n» »«« «rschrtnra» in» hau» g«lt«sert- S«rltn«r ««Saktion r In 0«n I«lt«a 17, Zrrnspr«ch-finschluK: Moabit Nr.«7. /trrrtsblockt des Rockes und des poli?eüunckes der Etocdt Leipzig »«-aktiv« unü O,schiift»st«ll«r 1ohan«i»gass« Nr.«. o Z«r»spr«ch-Anschlu- Nr. 140«, 14S43 ua» 14004. ISS. Jahrgang tttr Ins«rat« au» Leipzig u«0 Umgebung ->« elfL. ,spaltig«p«tt»„il«r»Pf., -i« N«kiam»,«N« 1M.» von au.witrt» ZS Pf., N«klam«n i.ro M., Klein« stnzeig«« -iipetitzrtl« nur ro pf.d.wtrüert>ol.Nad.,Ins«rat« oo«S«l>0r0rn im amtlich«nt«il St« Petit- z»»le 10 Pf. Oesch<tst»a«,eigen mit ploNoorschrift im Preis« erhöht. NadaN nach Loris, oeilagen: O«ianitausl.rm.üa» lausrnü au»schl.postg«dühr. stnzrigea-^nnohmr: )»hanni»ga>s«O, b«l sämtlich«!» Filialen -«» Leipzig«« Lagedlotte» u«0 allen stunontra-LrprSlttoaen -«» In- un0 stu»ienü«». O«schast»st,U« für Srrlin u. öt« pr.vranöenburg: virektioawait«rZli«g«l, Verlln w. IS, Margarethenstrohe 4. Zernsprech-flnschlug: Lüyow 5»7>- klr. S6. Sonntsg. Sen 22. /elirusr. lSl-t. Vas Aicvligsle. » Der Reichstag erledigte am SonnaLend in erster Lesung die Novelle zum Militärstraf- gcsetz buch und beendigte dann die zweite Lesung des Mari nee tats. (S. Art. und Der.) * Die albanische Mission ist am Sonn abend vom Prinzen Wilhelm von Wied im schlosse zu Neuwied empfangen worden. (2. bes. Art.) * Der früher« Reichstagsabgeordnete Graf Miele zqnski ist vom Schwurgericht in Meseritz freigesprochen worden. (S. Recht u. Ger.) * Die Verhandlungen über das Drei- jahrsgesetz drohen zu einer Krise sür das Ministerium Doumerguc auszuwachsen. (S. Pol. Uebers.) * Au der irischen Küste ist der norwegische Dreimaster „Mexiko" gescheitert. (S. Nachr. v. Tage.) - Umschau. Leipzig, 21. Februar. Die A b st ä n d e i in politi s 6) enDe n- ken sind im deutschen Volte gewaltig groß. Ist es nicht außerordentlich sonderbar, daß heute allenthalben die Trennung von Staat und Kirche als zeitgemäßes Thema sehr ernsthaft erörtert wird und daß sich gleichzeitig — der Gewerk schafts st reit abjpielr, also eine 'Auseinander setzung über die Frage, ob dec Kirche die Beauf sichtigung der Arbeiter bei der Wahrnehmung ihrer wirtschaftlichen Zwecke znsteht oder nicht. Jene Sache, die Trennung von Staat und Kirche, stellt die äußerste Entwickluugsmüalichteit des jahrhundertelang sich hinziehenden Machtstreites zwischen Staat und Kirche dar, ist sozusagen der nahende, nach der Meinung vieler ein drohe n- der Abschluß eines langen Prozesses, wäh rend wir in dieser Gewerkschaftsfrage, auf ihren Kern besehen, eigentlich noch die A nfängc der gleichen Denkvorgänge vor uns haben. Als dieser Streit zwischen den tonsessioncll- gemischten christlichen Gewerkschaften nnd den rein-katholischen Ärbeitersachvereinen seinerzeit ausbrach, waren gewiß Tausende von deutschen Staatsbürgern der „selbstverständlichen" Mei nung, daß der EntwicklungSzujtand, der der Kirche die Oberaufsicht über alle gesellschaft lichen und wirtschaftlichen Bewegungen ein räumte, längst überwunden, ja nur im Mittel- alter denkbar gewesen sei. Aber die Enzyklika des Papstes von: Jahre litl.2 kennzeichnete das als Grundirrtum, und nicht nur Kardinal Kopp als der strenge Hüter des päpstlichen Wortes, sondern, wie ihre letzte Kundgebung zeigt, alle deutschen Bischöfe stehen auf dem gleichen Stand punkt, wonach, einerlei, ob jene Verfügung des Papstes schärfer oder milder ausgelegt wird, an dem Satze von der 'Aufsicht der Kirche über Tun und Lassen der wirtschaftlichen Verbände nicht gerüttelt werden darf. Für die Organija- tionsbestrebungen der Arbeiter gibt cs hiernach nur eine von der katholischen Kirche aner kannte Grundlage, und das ist das katholische Bekenntnis. Demnach sind die konfessionell-ge mischten christlichen Vereine nur zur Not da, wo sic nun einmal sind, zu dulden; den Vorzug aber haben die rein-konfessionellen Verbände, also die „Berliner Richtung" im Gegensatz zur Kölner, und vor allem: jene Gewerkschaften müssen sich, obzwar sie auch evangelische Ver eine umschließen, der Aufsicht des Papstes und der katholischen Kirche unterwerfen. Gegen dieses harte Muß wird die neue Erklärung der Be troffenen zunächst so wenig etwas nützen, wie der Beschluß des Reichsausschusses des Zen trums wider die Ouertreiber und Friedens störer, womit man natürlich nicht die Bischöfe treffen will, sondern die „Berliner" und Graf Oppersdorfs nebst seinen Anhängern, die als Verfechter der unantastbaren konfessionellen Reinheit den Namen der „Integralen" führen. So will eS also eine merkwürdige Verkettung der Umstände, daß das Zentrum in eine ganz unhaltbare Zwischenstellung gedrängt wird. Hat diese Partei nicht zeitlebens ihre Kraft gerade aus der Hochspannung der Konfessionalität ge zogen? War sie es nicht, die das ganze große katholische VereinSwesen mit seiner Verquickung von Beruf und Konfession — katholische Bauern vereine, katholische Kanfmannsvereine, katholi sche Handmcrkervercine usw. — ins Leben rief und so die Absonderung der Katholiken von ihren Mitbürgern systematisch betrieb? Und nun erklären die Zentrumsabgeordneten: das Zen trum ist keine konfessionelle Partei; das Zen trum wünscht das Zusammenarbeiten aller Teile des Volkes, unbeschadet ihres Bekennt nisses! Gut, sehr gut! Aber das heißt doch nicht, wie man behauptet: wir sind die Alten, sind das, was wir waren; sondern heißt: wir sind gezwungen, uns der Zeit an zu- passen; wir kommen mit der konfessionellen Absonderei nicht durch; unser Denken war rück- ftändtg. Dieses Bekenntnis, mag es sich noch so verschleiert ausnehmcn, ist ein förmlicher Zu sammenbruch des konfessionellen Prinzips und wird damit zu einer der wichtigsten Tatsachen in unserem politischen Gegenmartszustand. Nur die mancherlei Kümmernisse der letzten Zeit sind daran schuld, daß diese Wandlung unserer zweit stärksten und vielleicht einflußreichsten Partei nicht nach Gebühr beachtet worden ist. Bedenken wir doch, welche Rolle das Zentrum von den 70 er Jahrer her bis heute in unserem Reichs dasein spielte, wie teuer dem Reiche seine feind selige Haltung während Jahrzehnten zu stehen kam, wie viel Kraft Bismarck aus leidige Kämpfe, die doch zum guten Teil eben aus der lieber- treibung der konfessionellen Politik hervorgingen, verwenden mußte! Eine innere Wandlung des Zentrums bedeutet aber natürlich viel mehr, als die seitherige äußerliche Einschwcntung in die Reihe der nationalen Parteien. Nun wird man uns freilich sagen: wie kann man nur aus so einem bißchen Sch nee schmelze gleich einen wahrhaftigen Frühling erwarten; wird sagen: das Zentrum kann sich gar nicht innerlich wandeln, denn Papst und Kirche wer den keine Lockerung der Bande dulden, und zieht Rom die Züge! au, so wird es mit dein Aufbäumen aus sein. Gewiß, auch wir er warten diesen Rückschlag. Aber das ändert nichts an der Tatsache, daß es die Arbeiter bewegung ist, die jetzt einmal das Zentrum zu einer Ablegung dec konfessionellen Zwangs sacke oder, um vorsichtig zu bleiben, zu einem Zugeständnis an die über die konfessionelle Ab sonderung wegschreitcnde Macht des sozialen Gedankens gezwungen hat. Das ist es, worauf es uns ankommt: die soziale Gcmeiuschasts arbeit hat sich mächtiger erwiesen als das kon fessionellc Prinzip. Es ist freilich nicht einerlei, w i e der Kampf endet. Wird diese Partei zu- rückgescheucht in ihren alten, engen kirchlichen Bannkreis: nun, so wird sie an sich die Nichtig keil des nur scheinbar durcb die Erfolge des Zentrums widerlegten Wortes Bismarcks er leben, daß eine konfessionelle Pariei auf deutschem Boden ein Unding ist. Eine Partei, die freiwillig oder gezwungen, die Abstand: des politischen Deusens vergrößert, statt sie zu mindern-, die- aus diesen oder jenen Rücksichten au der veralteten 'Auffassung der kirchlich-kon fessionellen Allmacht festhäck, verliert früher oder später den Anschluß an die Zeit, verfällt dem politischen Paganismus.. Das w e i ß heute das Zentrum, und das hält die führenden Leute und die Presse in Unruhe, trotz des Wahlglückcs, das der Partei, wie ihre Siege in Köln-Land und Baden zeigten, nach wie vor hold ist. Gewöhnlich nimmt man an, der Reichs tag müßte die Abstände des politischen Den kens am deutlichsten offenbar machen. Das ist auch hinreichend der Fall. Eine ganze Welt liegt zwischen dem, was da auf der äußersten Linken gehegt und gepflegt wird und dem Ge dankenkreis, wie er etwa in dem Grafen Westarp lebendig ist. Und doch darf auch von aus gleichenden Wirkungen gesprochen werden. Wie rasch ist diesmal der Reichstag mit dem Ma ri neetat fertig geworden. Das erklärt sich sehr einfach: über die Notwendigkeit der Flotte ist heute bis in die Reihen der Sozialdemo kratie hinein alles einig. Reden wie die des Abg. Erzbergcr, sonst wahrhaftig kein leicht zu befriedigender Herr, sind früher nicht viele gehalten worden. Diese weitgehende Verständi gung hat freilich noch ihren besonderen Grund: die Sache der Marine ist in guter Hand. Herr v. Tirpitz genießt Vertrauen. Wie nun, wenn das annähernd allgemein so wäre; wenn auch die andern Regierungsmänner so oder ähn lich wenigstens ihre Hantierung verstünden. Nur eine Atempause lang bilden wir uns ein, das könnte doch wohl sein, und: „Dürst' ich zum Augenblicke sagen, verweile doch, du bist so schön!" Aber schon verfliegt der märchen hafte Gedanke. Es ist eben nicht so. Dem Reichstage, der jetzt auch den Fehler des Haus haltungsausschusses gut gemacht und dcn^ Bei trag für die Olympischen Spiele von anstandswegen bewilligt hat, ebenso den sechsten Neichsanwalt, der auch bereit ist, ernsthaft für den Schutz von Sitte und Sittlichkeit ein zutreten, der überhaupt so willfährig ist, wie le ein Reichstag gewesen ist, bekommt bei jeder Gelegenheit zu spüren, daß der Win ter des Mißvergnügens noch nicht vor über ist, daß man ihm nicht wohl will. Gebessert wird damit gar nichts, wohl aber- viel verschlechtert. Wenn die Redner des Bun des der Landwirte auf ihrer Tagung ihren Groll über den Reicl>stag loslassen, ein Podbielski gelegentlich törich;e Bemerkungen macht, die Steuer- und Wirtschafts reformer, an ihrer Spitze Graf Mirbach- Sorquitten, die letzte Reichssteuergesetz- gcbung in ihrem Sinne gegen den Reichstag verwerten und den Reichsverdruß nähren, über all das ist wegzukommen. Aber die Angelegen heit der sog. Zabern-Kommission? Das ist wieder ein übles Stück. Wie ist das Ver halten des Reichskanzlers überhaupt zu verstehen? Hat er nicht selbst erklärt, daß eine Regelung der militärischen Befugnisse wün schenswert sei — natürlich nicht, um dem Mili tär die Ausübung irgendeines Rechtes zu er schweren, sondern im Eiegcntcil, um das Recht zu sichern. Nach seiner Verwahrung in der „Nordd. Allgem. Ztg", die sich gegen den Vorwurf von konservativer Seite, die Regierung habe die Kommandogewalt „zur Diskussion" ge stellt, richtet, braucht man ja noch nicht anzu nehmen, daß Herr v. Bethmann Hollweg seine dem Reichstage gegebene Zusage am liebsten ungeschehen machen möchte; aber das hat er zweifellos bei dieser Gelegenheit gewollt und erreicht: er hat ihre Bedeutung herabgcdrückl, und er tat dies sichtlich unter dem Druck von rechts her. Er will sich nach dieser Seite hin auf alle Fälle Ruhe verschaffen; die Verstimmung im Reichstage dünkt ihm erträglicher als eine Verstimmung anderswo. Es soll im Bundesrat keine Rede sein von einer r e i ch s g c s e tz l i ch c n Regelung. Wird die Kommission erfahren, ob der Reichskanzler überhaupt einen Versuch machte, den Bundesrat für diesen Schritt, der bem Reiche so wohl anstehen würde, zu gewin nen? ES ist, wie wir schon neulich au-sführten, kein Zweifel, daß wir einem Zeitraum entgegen gehen, der dem Reiche keine neuen Früchte brin gen wird. Wo es nur immer geschehen kann, wird der Rcichsacdankc gedämpft werden, und dazu gehört natürlich auch eine „entsprechende" Behandlung des Reichstages. Müssen wir uns in eine graue AlltagSstim- mung bineinfinden, so trägt wenigstens die blut junge Geschichte Albaniens etwas Romantik in die düstere Zeit. Der neue Fürst hat sich bei den Höfen in Rom, Wien und London vor gestellt, und er ist auch Gast des Präsidenten Poincarö in Paris gewesen. Ueöerall die freund lichsten Versicherungen, überall Wohlwol.cn und viele Wünsche zur Fahrt in ein ungewisses Schick sal. Stolz sprach Essad Pascha in Neuwied, wo er dem Prinzen die Bitte, Krone und Thron Albaniens anzunehmen, vortrug, von der „albani schen Nation", ihrer „ruhmreichen Vergangen heit", und zum erstenmal erscholl in dem stillen Schlosse der Ruf: „Es lebe Seine Majestät der König von Albanien." — Es trifft sich günstig, daß gerade in diesen Tagen die Großmächte init der Zuteilung der umstrittenen türkischen In seln um einen Schritt weiter gekommen find. Chios und Mytilene sollen nach dem Wunsche der Mächte Griechenland zusallcn. Zwar hat die tür kische Negierung in Wendungen geantwortet, die die Möglichkeit eines Widerspruches nicht aus schließen; aber was will sic gegen das Zureden so vieler Freunde tun, dre es so gut mit ihr meinen? Nun wird sie sich noch mit Italien über die anderen Inseln zu verständigen haben, und es wird hosfeutlich der Tag kommen, wo endlich die lange Abrechnung erleoigt ist. Geld — das ist jetzt die Losung. Auch Albanien wartet auf den goldenen Regen, der ihm von den Mächten versprochen ist und die rauhen Gefilde des neuen Königreichs befruchten soll. Die albanische Mission beim Prinzen zu Wied. Am Soirna.benLoormltta.g ist endlich der Empfang der albanischen Mission durch den Prinzen Wilhelm zu Wied im Schlosse Neuwied erfolgt. Der Führer der Mission, Essad Pascha, hielt an den Prinzen zu Wied bei dem Empfang folgende Ansprache; Eurer Durchlaucht! Die Delegation, als deren Präsidium ich mich vorzustellen die hohe Ehre habe, die gekommen rst, um siezu bitten, Krone und Thron des freien unabhängigen Albaniens an- zUnchmen, halt sich für überaus glücklich, diese ihre Mission erfüllen zu können, mit der sie von Albanien beauftragt worden ist. Durchlaucht! Unsere Nation, dre Lei unseren Gelegenheiten für ihre UnaLhangt.gkeit jo hartnäckig gekämpft Hal, mußte später durch unglückliche Zeilen gehen. Aber nie hat sie dabei vergessen ihre glorreiche Ver gangenheit, ihr Albaniertum, und sie hat es ver standen, den Narionalgeist und die Sprache ihrer Väter sich zu bewahren. De politischen Verände rungen, die sich in letzter Zeit auf dem Balkan er eignet Haden, dre Sorgen und die Hilf« der euro päischen Großmächte haben es Albanien erlaubt, sich zu einem freien unabhängigen Staate zu kon stituieren, und die Albanier sins überaus glück lich und erfreut, daß Eure Durchlaucht, der Sohn einer auf dem Gebiete der Wissenschaft, der Kultur und des Ruhmes so großen dlation, ange nommen haben, unser Souverän zu sein. Möge der Allmächtige Eure Durchlaucht und Eurer Durchlaucht hohes Haus zum Heile Alba niens bewahren und beschützen. Die Albanier werden ohne Ausnahme stets treue Untertanen Eurer Durchlaucht und stets bereit sein, Eurer Durchlaucht in Ihren An strengungen zu helfen, um das albanische Volk zu einer glücklichen und ruhmreichen Zukunft zu führen. Es lebe Seine Majestät der König von Albanien! Der Prinz erwiderte in deutscher Sprache: Exzellenz! Meine Herren! Als die Abordnung aus ganz Albanien sind Sie gekommen, um mir den Thron Ihres Londes, das nach vielerlei Kämpfen und Schwierigkeiten endlich seine Freiheit wiedererlangt hat, anzubietcn. Ich begrüße Sie herzlichst hier in Neuwied, meiner Vaterstadt, dem Schlosse meiner Ahnen. Hier wollte ich Sie gerne cmosai gen, damit Sie meine Hc'mat kennen lernen. Es war mein besonderer Wunsch, daß eine Deputation Albaniens zu mir kam, um mir die Bitte des Volkes zur Annahme des Thrones Ihres Landes zu übermitteln. Nachdem die Groß mächte, deren gütiger Hilfe und Unterstützung das Land seine Entstehung als unabhängiger Staat verdankt, mich als Herrscher ^zhres Landes designiert haben, möchte ich Ihnen sagen, daß ich den Thron an nehme und daß wir Ihnen in Ihr Land als unsere neue Heimat folgen. Nicht leichten Herzens habe ich dicien Entschluß gefaßt. Erst nach monatelangem Ueberlcgen habe ich mich bereiterklärt. Die große Schwierigkeit und Verantwortung schreckte mich. Nun ich mich entschlossen habe, werde ich aber mit ganzem Herzen und ganzer Kraft diesem meinem Lande angehören. Ich hoffe und erwarte, in allen Albaniern eifrige und treue Mitarbeiter zu finden, um diesen Staat zu begründen und weiter auszudaucn. Bringen Sie mir das gleiche Vertrauen entgegen, wie ich Ihnen, so wird unsere gemeinsame Arbeit mir Hilfe des Allmächtigen von Erfolg gekrönt sein. Gerne und dankbar vernehme ich von Ihnen die Versicherung Ihrer Treue, dieser Treue, die Alba nien von jeher heilig uird in der ganzen Welt be rühmt ist. Mit Vertrauen auf die Unterstützung aller Albanier in gemeinsamer treuer Arbeit wird cs uns hoffentlich gelingen, Albanien einer glück lichcn und glorreichen Zukunft cntgegenzuführen. 1-ti-oü LIiqxpAnio sHoch Albanien)! Im Anschluß an den Empfang fand ein Diner im Schlosse statt. O Weiter wird hierzu gemeldet: Neuwied, 21. Februar. Anläßlich der Anwesen heit des Prinzen und der Prinzessin Wilhelm zu Wied und der albanischen Mission sind die Straßen reich beflaggt. Am Bahnhof ist eine Ehren pforte errichtet. Die albanische Abord nung, aus 17 Herren bestehend, traf mit halb stündiger Verspätung auf dem Bahnhof ein, wo sie vom Kammcrherrn von Hepke empfangen wurde. Im offenen Wagen erfolgte die Abfahrt nach dem Schlosse. Ein zahlreiches Publikum hatte sich ein gefunden. Um 1^ Uhr trafen die Herren im Schlöße ein. Sie wurden in den unteren Empfangs saal geführt, wo Essad Pascha jedes Mitglied der Abordnung dem Hofmarschall Freihrn. von Malchus vorstellte. Sämtliche albanische Herren waren im Frack und Zylinder erschienen. 'Nach der Vor stcllung traten hintereinander Prinz, und Prin zessin Wilhelm zu Wied, Fürst und Fürstin zu Wied, Prinz und Prinzessin Viktor zu Wied sowie die Priy zessinnen Elisabeth und Luise zu Wied in den Saal ein. Prinz Wilhelm ging auf Essad Pascha zu und sagte ihm einige Begrüßungsworte. Hierauf hielt Essad Pascha die bereits gemeldete Rede, worauf der Prinz mit der ebenfalls bereits gemeldeten Rede antwortete. Essad Pascha hielt seine Rede in albanischer Sprache. Nach dem der Prinz geendet hatte, stellte Essad Pascha die Herren der Abordnung vor. Die fürstlichen Herr schaften, der Prinz und die Prinzessin zu Wied, der Fürst und die Fürstin zu Wied sowie Prinz und Prin zessin Viktor drückten jedem der Herren di« Hand. Der Fürst. Prinz Wilhelm und Prinz Viktor wech selten noch mit Essad Pascha einige Worte, worauf die Herrschaften sich zum Diner begaben. Während des Diners brachte Essad Pascha ein Hoch auf das Fürstenhaus Wied aus. Fürst Friedrich zu Wied antwortete mit einem Hoch auf Albanien. Nach dem Diner begab sich die albanische Abordnung nach dem Schlosse Monrepos. Abends 8 Uhr erfolgte die Abfahrt nach Waldenburg. Waldenburg sSachsen), 21. Februar. Der Prinz zu Wied trifft mit Gemahlin am Sonntag mittels Automobils hier ein. Die Ankunft der albanischen Deputation ist auf Montag nachmittag 3 Uhr festgesetzt. Vie Zukunft Elsasi-Lothringens. Was Wird aus Elsaß-Lothringcn? Wird cs den neuen Männern gelingen, den richtigen Weg zu finden, der über eine gute Verwaltung hin- aus zu einer wahrhaft nationalen Po litik führt, die schließlich das ganze etfatz- lothringische Volk deutsch macht? Welches dieser richtige Weg ist, das zeigt in der neuesten Nummer der „Nationalliberalcn Blätter" Rechtsanwalt Steiner-Straßburg, einer der Führer der reichsländischen Mittelpartci. Steiner bezeichnet die Schulpolitik als den Grundpfeiler der zu leistenden Arbeit. Eine Schulpolitik, die gleichmäßig Volksschule und höhere Schulen bewußt in den Dienst der einen Aufgabe stellt, die Elsaß-Lothringer zum deut schcn Staatsgedankcn, zur Teilnahme an der deutschen Kultur zu erziehen. Steiner betont, daß auf keinem Gebiet der Staatsverwaltung mehr gegen das Deutschtum gesündigt worden ist, als gerade im Schulwesen. Deshalb muß hier der Hebel angcsetzt werden. Verhältnismäßig leicht werden die Reformen in der Volksschule sein, weil die Mehrzahl der Lehrer national zuverlässig ist. Neben einer auskömmlichen Besoldung der Leh rer ist aber vor allem die Unterbindung jedes fremden Cinflusses auf Ernennung und Ver setzung zu fordern. Daß bisher, besonders von Abgeordneten und anderen Notabcln, immer wieder und leider oft mit Erfolg versucht wor den ist, auf diesem Gebiet maßgebenden Ein fluß zu erlangen, steht fest. Ja, das ganze Streben der Zcnrrnmspartei nach der Zentrali sierung des Schulwesens im Ministerium hat zweifellos seinen Grund in der Hoffnung, da durch entschiedenen Einfluß aus die Stellen-