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Aufrechterhaltung diese» 2. Absatzes Ein Abgeord neter enthält sich der Abstimmung. Der Absatz bleibt somit entsprechend dem Beschluß der Kommission auf rechterhalten. Ohne Debatte werden der 4., 5.» 8. und 7. Ab. schnitt sowie der Rest des 2. Teiles bi» tz 1035 an genommen. Ts folgt der 3. Teil: See-Unfallversiche rung. 1. Abschnitt (Umfang der Versicherung.) ZS 1038 bi, 1054. Zu tz 1036, der die Versicherungs pflichtigen aufzählt beantragt Abg. Schwartz-Lübeck (Toz.), auch solch« Personen versicherunaspflichtig zu machen, die von ausländi schen Schiffen, ohne zur Schifssbesatzung zu gehören, rn inländischen Häfen beim Löschen oder Laden, bei der Beaufsichtigung, Reinigung oder dergleichen be schäftigt werden. Redner befürwortet ferner einige weitere Abänderungsanträge bezüglich der Fürsorge bei klimatischen Krankheiten sowie bezüglich der Be- rechnung der Rentensätze für Personen der Schiffs besatzung. Abg. Molkenbuhr (Soz.) befürwortet gleichfalls den Antrag, die klimatischen Krankheiten als Berufs unfälle anzusehen, wie es in England schon der Fall sei. Die Anträge werden abgelehnt. Der Abschnitt bleibt unverändert. 2. Abschnitt: Gegenstand der Versicherung. §8 1055 Lis 1103. Zu Z 1063 beantragt Dr. Potthoff (Fort- schr. Vpt.) den Jahresarbeitsverdienst bis zu einer Höhe von 3000 statt 1800 anzurechnen. Der Antrag wird abgelehnt. Zu 8 1071 wird ein redaktioneller Antrag Schultz angenommen. Der 2. Abschnitt wird im übrigen unverändert angenommen, ebenso der 3., 4. und 5. Abschnitt bis 8 1144. 6. Abschnitt (Auszahlung derEntschädi. g u n g, A u f b r i n g u n g der M i t t e l.) Zu 8 1156 beantragt Dr. Potthoff (Fortschr. Vpt.) zu sagen: Uebersteigt der Entgelt während der Beitragszeit im Jahresbetrage 5000 statt 3000 «4t, so wird der Uebcrschuß nur angerechnel, soweit die Satzung die Versicherung auf einen höheren Zahresarbeitsver- dienst erstreckt hat. Ministerialdirektor Dr. Caspar: Wir haben kein Bedenken gegen diesen Antrag. Der Antrag wird angenommen. (Bravo!) Der Nest des 3. Buches bis 8 1211 wird ohne De- batte und unverändert angenommen. Darauf wird die Weiterberatung auf Freitag 12 Uhr vertagt. Schluß 27 Uhr. Kus üen Reichstagsksmmjlvrmen. Tie Budgetkommission des Reichstages erledigte zunächst die Aussprache über die bergrechtlichen Verhältnisse in Deutsch-Südwestafrika durch Annahme einer vom Zentrum beantragten Resolution, die die Er klärungen des Staatssekretärs Dr. von Lindequist zur Kenntnis nimmt und die Erwartung ausspricht, daß in Zukunft demgemäß verfahren werde. Von nationalliberaler Seite wurde eingewandt, daß sich die Kommiision und der Reichstag durch eine solche Resolution für die Zukunft unnötig binde, man möge die Erklärungen einfach zur Kenntnis nehmen und sich das Recht der Kritik wahren. Der Staats sekretär bat dagegen um Annahme der Resolutton, die doch der einmütigen Auffassung der Kommission entspreche. Daß das Budgetrecht des Reichstages gewahrt werden solle, habe er schon erklärt und das sei auch selbstverständlich. Hierauf setzte die Bvdgetkommission die vor einer Woche abge brochene Aussprache über die Dernburgschen Mai-Verträge fort. Staatssekretär Dr. von Lindequist legt aktenmäßig dar, daß das Reichskolonialamt den Wünschen cher Kommission und des Reichstages entsprochen habe. Ein volks parteiliches Kommissionsmitglred wiederholt hierauf gleichfalls unter Bezugnahme auf die Akten seine Ausführungen von der vorigen Woche. Sie gehen darauf hinaus, daß die Budgetkoinmiision im vorigen Jahre die Richtlinien des abzuichließenden Vertrages festgelegt habe, in den Akten der Budgetkommission protokolliert, und daß Dernburg lediglich auf Grund dieser Richtlinien gehandelt habe, was Dr. Dröscher im Plenum ausdrücklich anerkannt habe: allerdings habe dieser noch weitere Konzessionen verlang», dre aber Dernburg nicht annehmen zu können erklärt habe. In der Kommission habe sich niemand für einen Prozeß ausgesprochen, so daß nur ein Vertrag übrig blieb, und Erzberger habe direkt anerkannt, daß der Reichstag nicht berufen sei, die Verantwor tung für einen solchen Vertrag zu übernehmen, da es sich lediglich um eine Verwaltungsangelegenheit handele, in der Dernburg souverän sei. Der fort schrittliche Redner ist der Meinung, daß Dernburg damit vollkommen gerechtfertigt sei Er fand aber lebhaften Widerspruch. Der Wortführer des Zentrums steht nach wie vor auf dem Stand punkt, daß die Verträge angefochten werden können und hat seine Gründe in einer Denkschrift niedergelegt. Die Frage sei, ob nicht ein besonderes Diamantengesetz geschaffen werden solle» wodurch die Diamanten generell in das Eigentum des Staates übergeführt werden. Wohlerworbene Rechte, nicht bloße Ansprüche, müßten selbstverständlich gewahrt werden. Die Privilegien und Monopole müßten be- seitiat werden. Der Vorsitzende der Kom mission, Freiherr von Gamp, bat. sich möglichst auf Vorschläge zu beschränken, dis man dieses Ziel erreichen könne. Ein Vertreter der National liberalen steht die Verträge als zu Recht be stehend an. Es sei im Interests der Rechtssicherheit wichtig, daß solche Verträge nicht hinterher von der Budgetkoinmiision angetastet würden. Der Ent wicklung der Kolonien wäre das nicht förder lich. Anderer Auffassung ist der Wortführer der Wirtschaftlichen Vereinigung; er meint, daß, wenn sich die Kolonialverwaltung unbedingt auf den Boden der Rechtsgültigkeit der Verträge stelle, alle» Reden im Reichstage keinen Zweck habe. Der Staatssekre tär wiederholt seine Erklärung, daß er die Verträge für rechtsgültig halte und das Kolonialamt nicht daran denke, sie zu ändern. Von Regierungsseite wird hierzu weiter ausgeführt. daß die Rechte der Kolonialgejellschaft ohne Entschädigung nicht zurück genommen werden können. Ewigkeit-rechte seien nicht weagegeben, wie der Zentrumsredner behauptet hatte. Die Rechte der Gesellschaft auf das ihr ver liehene Gebiet verfallen nach Abbau der Diamanten. Der Gewinn der Kolonialgesellschaft werde viel zu hoch angenommen. Anträge zu dieser Angelegenheit sind nicht gestellt, die Aussprache schließt. Di« Schiffahrt»ab-ab«n-Kommisst»n verständigte sich über die durch den Antrag Gothein geforderte Begriffsbestimmung der natürlichen Wasser straßen im Gegensatz zu den künstlichen. Danach sind unter künstlichen Wasserstraßen im Sinne des Entwurf» nur Kanäle im eigentlichen Sinn« ,« ver- stehen, nicht auch kanalisierte Flüsse und andere natürliche Wasserstraßen, deren Berkehrsbrauchbarkeit durch Bauten derart gesteigert worden ist, daß sie überwiegend auf solchen Verbesterungen beruht. An die Stelle de» Artikel« III der Vorlage wurde kol- gende Bestimmung gesetzt: Zur Deckung der Kosten für die Herstellung und Unterhaltung solcher An stalten, die vor der Verkündigung de» Gesetze» mit anderen al» den im 8 1 de» Artikel» II der Vorlage aenannten Wasserstraßen ausgesührt sind, sowie für Ersatzbauten bereit» vorhandener Regulierung»werke dürfen Besahrung»abgaben nicht erhoben werden. * Die Kurpfuscher-Kommissto» setzte die Aussprache über die Ti er kur Pfuscherei fort. Zur Debatte steht die Frage, ob dies« über- Haupt grundsätzlich durch da» Gesetz geregelt werden soll. Bon fortschrittlicher Seite wurde die Ein- beziehung der Tterkurpfuscherei für notwendig ge halten, um im Osten erfolgreich die Einschleppung und Verbreitung der Viehseuchen zu verhindern, denn durch ein Verbot der Tierkurpfuscheret werde man den Tierärzten dort erst die Exlstenzmöglichkeit geben; die beamteten Tierärzte reichten nicht aus. Der Redner richtete daher an die Regierung die dringende Aufforderung, die praktischen Tier ärzte der der jetzt bevorstehenden Einführung des Reichsviehseuchengesetze» in weitestem Umfange zur tätigen Mithilfe Heranzuziehen. Die Maul, und Klauenseuche sei seines Mistens durch die Unter lassung rechtzeitiger Anzeige in Ostpreußen zuerst verbrertet worden, und der Schuldige sei ein Kur pfuscher gewesen. Auch von nattonalliberaler Seite wird unter Bezugnahme auf eigene Erfahrungen die Einbeziehung der Tiere dringend empfohlen. Vom Zentrum wird widersprochen. Von konservativer Seite wird die Tierdehandlung durch Laien für un entbehrlich erklärt, aber dem zugestimmt, daß bei ansteckenden Viehkrankheiten Ausnahmen gemacht werden. — Die Aussprache kam nicht zu Ende. Der Antrag, alle anzeigepflichtigen Seuchen und Krank- hiten des 8 10 des Reichsviehseuchengesetzes den Kurpfuschern zu verbieten, hat Aussicht auf An nahme. preußisches lldgeorünetenhaus Berlin, 18. Mai. (Telegramm.) Am Ministertisch Staatssekretär v. Dallwitz. Das Haus ist gut besetzt. Präsident von Kröcher eröffnet die Sitzung um 12 Uhr 15 Min. Die zweite Beratung des Gesetzentwurfes betr. die Feuerbestattung wird bei 8 1 fortgesetzt. Abg. von Göhler (Kons.): Ein erheblicher Teil der konservativen Partei ist bereit, dem Gesetz in der Kommissionsfassung zuzustimmen (Bravo!), weil dadurch weder di« Glaubenssätze der Christenkirche, noch die Grundsätze des konservativen Parteiprogramms berührt werden. Abg. von Menden (Kons): Es handelt sich hier nicht um ein Dogma, sondern um eine geheiligte chistliche Sitte, die wir nicht lasten wollen. Abg. Dr. Hackenberg (Natl.): Es handelt sich hier um eine Forderung der Billigkeit. Ge- rechtigkeit und de» öffentlichen Interesses, um eine Forderung, die der moderne Staat zu er füllen verpflichtet ist. und deren Erfüllung der preußische Staat um seiner selbst willen nicht -länger hinausschisben kann. Die kriminalistischen Bedenken haben die Mitglieder gestern vollkommen zerstreut. Kein Dogma widerstreitet der Feuerbestattung, nicht der kleinste Stein wird dadurch aus dem christlichen Elaubensgebäude entfernt. Auch der Auferstehungsglaube wird nicht im min desten dadurch berührt. Wir werden den Gesetz entwurf. der die alte Begräbnissitte ehrt und «chätzt und dem Glauben und dem Wesen des Christentums nicht widerstreitet, zustimmen. (Lebhafter, wieder holter Beifall.) Damit schließt di« Besprechung. Die Abstimmung über 8 1 ist namentlich. 8 1 wird mit 178 gegen 158 Stimmen bei einer Stimmenthaltung angenommen, sodann wird das ganze Gesetz angenommen. 8 1 wird mit 176 gegen 158 Stimmen und einer Stimmenthaltung angenommen. Nach der Abstimmung bittet Abg. Göhler (Kons.), seine Anträge auf Wiederherstellung der Kommissionsbeschlüsse anzunehmen. Minister des Innern v. Dallwitz erklärte, die Re gierung Labe gegen die Anträge nichts einzuwenden. Abg. Lohmann (Natl.) und Pachnicke (Freis.) er klären sich dafür, Abg. Hoffmann (Soz.) dagegen. Sodann wird das ganze Gesetz angenommen. Es folgt die Beratung der Anstedlungsdenkschrift. Landwirtschaftsminister ». Schorlemer: Wer glaubt, daß aus dem Wege der Ansiedlungs tätigkeit die polnisch« Frag« gelöst wer den kann, befindet sich in einem großen Irrtum. Di« Staatsregierung verfolgt nicht den Zweck, den gesamten polnischen Grundbesitz in deutsche Hände überzuführen, sondern den, daß die Ansiedlungs politik sich in vernünftiger Weise beschränken muß. um sich durch Erhaltung und Vermehrung deutschen Grundbesitzes eine ausschlaggebende Stellung des Deutschtums im Osten zu sichern. Von der Ent eignung soll nur dann Gebrauch gemacht werden, wenn das Deutschtum aufs äußerste ge fährdet erscheint. Es ist ungerechtfertigt, wenn man ein Abweichen von dem bewährten Kurs des Fürsten Bülow konstruieren will. Die Regierung wird von der Enteignung Gebrauch machen, sobald sie gesetzliche Voraussetzungen für die Enteignung als vorliegend erachtet. Es kann aber in der Enteignungsbefugnis nicht das scharfe Schwert erblickt werden, mit dem mit einem Schlage die An siedlungspolitik gelöst werden kann. Für das lau fende Jahr kommt eine Einschränkung der An siedlungstätigkeit nicht in Frage. Ich hoffe, im nächsten Jahr« eine Vorlage machen zu können, di« der unheilvollen Bo de »zersplitte rn n g erfolgreich «ntgegenzutreten geeignet ist. In einem Artikel des Organs des Deutschen Ostmarkenvereins wurde dem Staatsministe rium vorgeworfen, daß es bei Feststellung der Denkschrift den von der Ansiedlungskommisston nus gearbeiteten Jahresbericht so retuschiert habe, daß die Ansiedlungskommisston die Schön- färberei nicht habe verantworten wollen. Diesen bedauerlichen, grundlosen Verdächtigungen trete ich mit aller Entschiedenheit entgegen. Den Ost markenverein als solch«» hab« ich nicht angegriffen und habe auch sein« Verdienste auf manchen Gebieten der Ostmark nicht in Frage gestellt. Ich kann aber meine Erklärung, die ich am 5. Mai in der Kommission abgab. nicht zurücknehmen. In meinen Entschließungen ließ ich mich nur von sach lichen Erwägungen leiten. Wenn man den von mancher Seite erhobenen übertriebenen For derungen nachgäbe, würde man den Zu sammenbruch der ganzen Ostmarken- Politik herbeiführen. Abg. ». Heqdebrand (Kons.): Ich nehme mit Befriedigung von der Erklärung de» Mi- nisters Kenntnis, daß für die Regierung nur sach liche Gründe maßgebend sind. Wir nehmen an, daß der Minister bei seiner Aeußerung über den Ost markenverein nur di« Zurückweisung einer Kritik des Vereins am Verhalten der Regierung im Auge hatte. Ein Schwanken und Zurllckgehen gegenüber den Grundlagen des Gesetzes wäre bedenklich. Wir sind nicht gewillt, von der Linie zurückzugehen, di« das Gesetz von 1908 uns gab. Wenn di« Regierung fest sich treu bleibt, wird sie auf unser« Unterstützung rechnen können. (Beifall rechts.) Abg. Glatze! (Natl.): Di« Ausführungen de» Mi nister» enttäuschten uns schwer. Die Polen hätten den Widerstand längst aufgegeben. wenn sie bet dem Zickzackkur» der Preußen nicht immer neuen Mut bekommen würden. Der Minister ging gegen den Ostmarkenverein zu scharf vor. Der Oft- markenverein ist ein Kampfverein. (Zu ruf: Hetzveretn!) Wer den Verein bekämpft, bietet den Polen direkt fein« Dienste an. Wir wünschen eine klare und zielbewusste 2st- markenpolitik, so daß die Polen selbst einen Wider stand für zwecklos halten. (Beifall b. d. National liberalen: Zischen im Zentrum.) Abg. v. Zedlitz (Freikons.): Es ist bedauerlich, daß die Worte des Ministers al» eine Absage an den Ost markenverein aufgefaßt wurden. Ich hoffe, daß der Minister diese Auffassung nicht hat. Wir müssen bei der Ansiedlungspolitik den Schein vermeiden, daß sie schlaff geworden sei. Wir stimmten dem Enteignungsaesetz unter der Voraussetzung zu. daß alsbald «in Parzellierungsgesetz folge. Wir begrüßen deshalb die Ankündigung einer solchen Vorlage durch den Minister. Abg. Spee (Ztr): Wir verurteilten die Ansiedlungspolitik von jeher, weil sie keinen Erfolg erwarten ließ. Minister v. Schorlemer rechtfertigt« nochmals seine Aeußerungen gegen den Ostmarkenverein und erklärte, daß die Regierung vor dem Weg« der Enteignung nicht zurückschrecken würde. Hierauf wurde di« Weiterberatung auf Freitag 11 Uhr vertagt. Tageschronilr. Altenburg, 18 Mai. (Ergebnis des Korn blumentaaes.) Der Kornblumentag hat in der Stadt Altenburg den unerwartet hohen Betrag von 22500 gebracht, vom Lande sind bisher 20 5,00 ./L einiekommen. Außerdem fehlen 4 Städte und 20 Ort schaften, so daß man mit einem Gesamtbeträge von 50000 rechnen kann. II. Bitterfeld, 13. Mai. (Eine Geldbörse mit 180 .4t gestohlen) wurve gestern einer Leipziger Handelsfrau auf dem hiesigen Krammarkte. Als Täter kommen mehrere 14-16jähriae Burschen in Betracht, die in der Richtung nach Niemegk zu ver dufteten. Der Diebstahl wurde von einem acht jährigen Schulknaben bemerkt. Berlin, 18. Mai. (Die Unterschlagungen bei der Mittelrheinischen Bank) in Koblenz, über die wir wiederholt berichteten, haben heute zu einer weiteren Verhaftung hier in Berlin geführt. Wie bereits mitgeteilt, hatte der Bankbeamte Opale unter Fälschung der Bücher Dividendenscheine und Coupons in Höhe von etwa 120 000 im Laufe eines Jahres unterschlagen. Den größten Teil seiner Beute bat er einem in Schöneberg wohnenden Vermittler P. geschickt, der dre Scheine und die Coupons bei einer hiesigen Großbank teils begeben hat, teils, soweit sie noch nicht fällig waren, lom bardieren lieh. Die ungewöhnlich hohe Provision, die P. von Opale hierfür erhielt, sowie andere Um stände verschafften dem Gericht die Ueberzeugung, daß P., ein schon mehrfach schwer vorbestrafter Mensch, sich bewußt der gewerbsmäßigen Hehlerei schuldig gemacht hat. Er wurde daher aus Grund eines richterlichen Haftbefehls verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis gebracht. Berlin, 18. Mai. (Die Ergebnisse der Blumen tage.) Gegen 1'/, Millionen Mark sind der klingend« Erfolg der Plumentaae der letzten zwei Wochen in Deutschland. Ein überaus erfreu liches Resultat, wenn man dabei in Betracht Lieht, daß diese 1'/» Millionen eigentlich zehnpfennigweii« für die soziale Fürsorge gesammelt worden sind. Die vielen wohltätigen Anstalten, denen diese Blumentagspenden zugeführt werden, dürfen mit solch außerordentlicher Bereicherung ihrer Etats durchaus zufrieden sein, denn durch Veranstaltung von Bällen im Winter oder Hauskollekten sind noch niemals so rasch und einfach derartige Summen zusammengekommen. Aber auch Handel und In dustrie ziehen, wie der „Conf." mitteilen kann, Nutzen aus diesen Blumentagen. Die Blumenindustrie ist gut beschrift, und die Detailgeschälte haben durch größeren Verkehr während der Blumentage ein be- deutend lebhafteres Geschäft. Es brachten in den letzten 14 Tagen die Blumentage von Dresden über 200000 Darmstadt 30000 .6. Wiesbaden 50000.4, Frankfurt a. M. 80000 .4, München 200 000.4, Flens burg W 000 Bremen 71 000 Stettingegen 100 000 X, Halle a. S. 50 000 .4, Osnabrück 42500^, Offenbach a. M. 40000 Magdeburg 50000 Zwickau 44000 .4 Potsdam, 18. Mai. (Das Gut Lehnin — ein Geschenk für den Kaiser?) Das im Havelland gelegene Gut Lehnin. allen Berlinern wohl bekannt, ist von dem bisherigen Eigentümer, dem Berliner Bankier und Kommerzienrat Max Abel, verkauft worden. Der Käufer, der nicht bekannt werden will, hat Lehnin, so erzählt man sich, erworben, um es dem Kaiser als Geschenk anzubieten. — Lehnin ist berühmt durch das bis auf wenige Reste vom Erd boden verschwundene alte Zisterzienser-Kloster, besten mit fürstlichem Rang ausgestattete Aebte einst in der brandenburgischen Hauptstadt während des Winters einen stattlichen Palast bewohnten, und es ist ge schichtlich bemerkenswert durch die sogenannte „Lehninsche Weissagung". Die Lage des Ortes zwilchen Wald und Wasser ist sehr schön, wenn er sich auch mit Chorin nicht messen kann, besten gleich falls von Zisterziensern errichtete Bauten heute noch zum großen Teil erhalten sind. — Ob der Kaiser ein solches Geschenk annehmen würde — falls die oben erwähnte Absicht wirklich besteht —. ist unseres Er achtens äußerst fraglich. * Görlitz, 18. Mai. (Die Massenerkran kungen im 19. Infanterie - Regiment.) Wie durch die Untersuchung festgestellt worden ist. sind die bereit» telegraphisch gemeldeten Erkrankungen von 150 Soldaten des dritten Bataillon» des Infan terie-Regiments Nr. 19 auf den Genuß von Fisch- konserven (Fischkoteletts) zurückzuführen. Der ganze Vorrat von Fischkonferven wurde nach den Veratftunaserscheinungen sofort vernichtet. Einige der betroffenen Soldaten sind schwerer erkrankt, als man annahm: ihr Zustand ist nicht unbedenklich. Die meisten befinden sich aber auf dem Wege der Besserung. * Ebersdorf, 18. Mai. (Die Friesauer Wet- terkatastrophe) hat gewaltigen Schaden angerich- tet. Das stundenlange Hagelwetter hat Wege Meter- tief aufgerissen, Zäune und Bäume weggeristen, Felder und Wiesen verschlämmt. Die Winter- und Sommersaaten find »um Teil ganz vernichtet. Die Kartoffelfelder gewähren einen traurigen Anblick. Der Dorfbach wälzt sich wie ein gewaltiger Strom durch das Dorf. * verneck, 18. Mai. (Eine große elektrische Zentrale) plant eine bedeutende Elektrizitäts gesellschaft zu Marktredwitz -u errichten, um dieser Stadt und den industriellen Unternehmungen der Umgegend Kraft und Licht zu liefern. Auch «ine elektrische Bahn zum Alexandersbad und zur Luisen, bürg ist in Erwägung gezogen. * -of, 18. Mai. (Einstimmig abgelehnt) wurde vom Magistrat der Antrag de» Magistrat»- Kunst unü Dlllenlchakt. * Kapellmeister Sgou Pollak ist von Direktor Volkner al» zukünftigem Intendanten des Stadt- kheaters in Frankfurt a. M. für dieses Kunstinstitut als erster Kapellmeister verpflichtet worden. Wir bedauern den (für den Sommer 1912) bevorstehenden Weggang de» ausgezeichneten Künstler», der sich in Leipzig so außerordentlich bewährt hat, lebhaft. * Kunstausstellung i» Darmstadt. Au» Darm stadt, 18. Mai, wird uns telegraphiert: Heute vor mittag wurde die von der Freien Vereinigung Darmstädter Künstler im Ausstellungsgebäude aus der Mathildenhöhe veranstaltet« Kunstausstellung in Gegenwart de» Großtzerzog» und der Großherzogin eröffnet. Die Ausstellung. die mit einer Sonder- au»stelluna engltlcher Aquarelle verbunden ist, dauert bi» zum 18. Oktober. * Ein« neu« Sinfonie von Richard Strauß. Wie Richard Strauß der Redaktion der „Münch. Neueft. Nachr." mitteilt, beschäftigt er sich zurzeit mit der beamtenverbande» auf Einführung der englischen Bureauzett und Freigabe de» Sonnabend-Nachmittags. St. Darmstadt, 1L Mai. (Das Ergebnis de» hessischen Blumentage») am 6. und 7. Mai zum Besten der Zentral« für Mutter- und Säug- lingefürsorge betragt 165000 ^l * Worm», 18. Mai. (Gestohlener Depositen ¬ schein.) Bei der hiesigen Vereinebank erschien ein Mann und gab «inen Depositenschein ab, der auf den Betrag von 30 000 lautete. Der Täter wollte darauf 8000 abheben, es wurden ihm iedoch nur 2700 ausgehändigt. Er wurde auf später bestellt, kehrte aber nuht mehr zurück. Wie sich herausstellt^ war der Depositenschein in Zell an der Mosel gestohlen worden. » * Poseu, 1L Mai. (Ein neuer Kwileeki- Prozeß?) Wahrscheinlich kommt der Kwileeki- Prozeß zu einer neuen Auslage. Der Anwalt der Klägerin Mayer hält den vom Reichs gericht angedeuteten Weg einer vorherigen Berich, ttgung de» Standesamtsregisters für im Interesse seiner Klientin liegend. Ein mit den erforderlichen Unterlagen versehener ausführlicher Antrag an die Aufsichtsbehörde soll umgehend nach Zustellung der Urteilsaussertigung abgehen. Cuxhaven, 18. Mai. (Ein Schoner auf hoher See verbrannt.) Der dänische Motorschoner „Ida" ist nordöstlich von Helgoland auf hoher «ee ver brannt. Die Besatzung wurde mit knapper Not unter Verlust ihrer sämtlichen Habe durch den deutschen Fischerkutter „Nymphe" gerettet. * Asch, 17. Mai. (Schweres Gewitter.) Hier hat sich heute nachmittag ein überaus heftiges Ge witter entladen. Mehr als die Hälfte aller Tele phonstationen im Ascher Bezirke wurden betriebs unfähig. Im Telephonamte mußten die Beamtinnen den Schaltraum, der während de» Gewitters wieder holt in elektrischem Feuer stand, verlassen. Der Blitz schlug in Häuser, Baume und Telegraphenleitungen mehrmals ein, zündete jedoch nicht. Das Unwetter dauerte über eine Stunde. * Asch, 18. Mai. (Zur Falschmünzeraffüre.) Der verhaftete Kaufmann Christoph Stög, der be kanntlich in die Falschmünzeraffäre verwickelt ist, war auch Obmann des Begradnisunterstützungs- oereins in Neuberg. Jetzt ist lestgestellt worden, daß von dem Vermögen dieses Vereins eine Summe von 1800 Kronen fehlt. Stög hat sich im Gefängnisse mit einem Glasscherben, in der Absicht, sich zu töten, am Halse tiefe Schnittwunden bezgebracht und dann aufzuhängen versucht; er wurde jedoch an der Vollendung seines Selbstmordplanes ver hindert. Paris, 18. Mai. (Kinder als Eisenbahn attentäter.) Zwei Knaben im Alter von 8 und 10 Jahren haben gestern einen Zug von Brest nach Nantes in der Nahe der Station Quimper zum Entgleisen gebracht. Sie vergnügten sich damit, Steine auf die Gleise, namentlich auf das lints- seitige, zu legen und die Schienen vollständig damit zu bedecken. Zwei Räder eines heranfahrenden Zuges gerieten aus dem Gleise und zwei Wagen stürz ten um. Der Maschinenführer konnte noch recht zeitig Gegendampf geben und weiteres Unglück ver hüten. Die beiden jugendlichen Missetäter wurden festgenommen. Pari», 18. Mai. (Ueberfall auf einen Ge- fängniswärter.) Im Gefängnis von Clermont versuchte gestern ein zweimal zum Tode verurteilter Mörder namens Filippo während des Spazier ganges auf dem Gesängnishofe den Wärter zu ermorden. Er hob einen Stein vom Boden auf. sprang auf den Rücken des vor ihm gehenden, Wärters, warf ihn zu Boden und schlug niedrere Male nut dem scharfen Steine auf dessen Kopf, auch, v-rsuchte er, dem Ueberfallenen Gras rn üen Mund zu stopfen, um ihn am Schreien zu verhindern. Nachdem er den Wärter betäubt hatte, sprang er über die Gesängnismauer und entkam. Der schwer verletzte Wärter konnte sich noch bis zur Glocke schleppen und das Alarmsignal geben. Gendarmen gelang es. den Mörder wieder einzukangen. Der Wärter liegt schweroerwundet im Hospital da nieder. Pari», 18. Mai. (Einbruch im Museum von Arles.) In dem vor zwei Jahren vcn Froderi Mistral gegründeten prooenzalijchen Mu,enm in Arles ist ein Einbruch verübt worden. Das Museum führt den provenealischen Namen „Museon Arlaten" und ist in dem ehemaligen historischen Palais Laval untergebracht. Gestern früh sand ein Hauswächter einen Schrein er brochen; eine wertvolle Krone der Königin der FSlibres lag am Boden; offenbar war sie von den Einbrechern übersehen worden. Dagegen jehlten im Schrein mehrere sehr wertvolle Kunstobjekte, darunter eine Miniatur, eine Arlesierin darstellend, weiter sieben Goldgulden der provenzalischen Königin Jeanne, sechs Paar kostbare goldene Ohr gehänge, zwei alte Kreuze, die mit Diamanten geschmückt waren, und anderes. Von den Dieben fehlt jede Spur. 8t. Genf» 18. Mai. (Die streikenden Maurer,) mehr als 400 Mann, veranstalteten eine Kundgebung und warfen beim Umrug m die Umgebung der Stadt Arbeitswillige mit Sternen. Es kam zu einem hef tigen Zusammenstoß mit der Polizei. Rom, 18. Mai. (Raubmord in einem ita lienischen Eisenbahnzug.) Ein reicher Kauf mann, namens Älasi, ist rn einem Eisenbahnzuge in der Nähe der Station Brserta beraubt und getötet worden. Dre Verbrecher, die voraus sichtlich reiche Beute gemacht haben, da der Ermor dete größere Geldbeträge nut sich führte, sind uner kannt entkommen: sie hatten den Zug nach voll brachter Tat während der Fahrt verlassen. Dem Befund nach ist das Opfer zuerst betäubt und dann getötet worden. Petersburg, 18. Mai. (Hungersnot in Si birien.) Die Zeitungen der oststbirischen Provinz Priamur stellen fest, daß das Getreide in der Pro vinz knapp wird, da die Einfuhr au, China aufgehört hat. Die Preise steigen rapid«. Im Poßjätbezirke ist eine Hungersnot ausgebrochen.