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Bezugs. Preis tür Leipzig und Vorort« durch »»I«r« Trüge« uird Eoedileur« 2i»»l täglich 'n» r,au, gedracht: »Ps. monatl^r.7Ü Mt. vrerteliährl. Bet unser» Filiale» ». U» orchmestellen adachott: 7S Pt. »^»»N., L25 Mk. oterteljä-rl. Durch di« Poft: iunerhald Deutschland» und der deutlchen Xolonlcn vierteljahrl. H.bU Mk., monutl. Mk. aurlchl. Poftbestellgeld. Ferner in Belgien^ Dänemark, den Donauftaaten, Italien, Luxemburg, Niederlande, Nor wegen. Oegerreich-Ungarn, Ruhland. Schweden, «chweiz u. Spanien. In allen übrigen Stauten nur direkt durch die tbejchästrslelle des Blattes erhältlich. Das Leipziger Tageblatt erscheint 2«al täglich, Soun- u. Feiertag» nur morgen». Adonnements-Annahme: 2ohanni»gaft« 8, bei unseren Trägern, Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Brrestragrr«. Ptn,«lv«rkaas»pret, SP,. Morgen-Ausgabe. s14«S2 lM-VIchbch) Tel.-^nschl.j 14 6S3 llLKS4 Handelszeitung. j!! Amtsblatt des Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Luzeiqe». 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R.) * Der Sultan von Marokko hat an seine Leute in Tanger eine Erklärung gesandt, in der gesagt wird, die ihm vonden Franzosen geleistete Hilfe widerspreche in keiner Weise dem Gesetz. (S. d. Les. Art.) * Die Spanier haben in Larrasch Ar tillerie und Geschütze gelandet. (S. d. des. Artikel.) * Der bekannte Publizist und Verleger Dr. Georg Hirth in München vollendet heute sein 70. Lebensjahr. (S. Feuill.) * Die Pulverfabrik Würgendorf bei Gießen ist in die Lust geflogen. (2. Tageschr.) StuüenMche Kttormdeltreimngen. 2m letzten Winter haben in einer ganzen Reihe deutscher Hochschulstädte akademische Ver sammlungen getagt, die für unsere Studenten em neues Vereins- und Versammlungs recht und eine Reform der Disziplinar vorschriften forderten. Die Bewegung mündete dann schließlich in eine Petition an die gesetzgebenden Körperschaften in Preußen aus, der freilich in den Parlamenten kein be sonders günstiges Geschick beschieden gewesen ist. 2m Abgeordnetenhause ist sie über die Kom- nmsion nicht hinausgediehen, im Herrenhause aoer, wo man sich schließlich doch noch im Ple num mit ihr befaßte, ist man, wennschon man in dem Rechtsverfahren einiges für abände rungsbedürftig hielt, schließlich übereingekommen, cs in der Hauptsache bei dem bisherigen Status zu belassen. Nun ist dieser Status aber wirklich ein eigentümliches Zwitterding. Auf der einen Seite häuft er auf den jungen Studiosus alle Freiheiten. So viel Freiheiten, daß der bislang von der Schule hartem Zwang Gegängelte sich häufig in ihnen gar nicht mehr zurechtfindet: daß der „zur Herrlichkeit Geborene" sich nur noch an die Privileg» oäiosa hält und langsam so seinen Weg verliert. Auf der anderen Seite aber steht der Student im Bann einer Diszi« plinargerichtsbarkeit, die in der Omnipotenz des Schulgewaltigen über die Pennäler ihr nächstes und direktes Vorbild hat. Es tut nichts, daß die Mehrzahl der Studenten in ihrer ganzen Studienzeit von diesem eigen artigen Disziplinarrecht nichts zu spüren be kommt. Das hat sie mit den anderen Bürgern gemein, die gottlob ja auch zumeist ihr Leben lang vom Strafgesetz nicht erfaßt werden. Man kann sogar ein recht fröhlicher Bursch sein und zehn und mehr Semester sträflich durchtollen, ohne je mit dem Universitätsrichter, mit Rektor und Senat aneinander zu geraten. Das nimmt den bestehenden Vorschriften nichts von ihrer oft genug noch unbegreiflichen Schärfe, macht sie — zumal für die mit leohafterem Temperament, mit starkem äußeren Betätigungsdrang Begabten — nicht ungefährlicher und rechtfertigt das drin gende Verlangen nach ihrer Revision. Noch schwerer vielleicht sind die bisherigen Formen des studentischen Versammlungsrechts zu tragen. Die Studenten von heute find älter, als sie zu Väter und Großväter Zeiten es waren. Ehedem bezog man nicht selten schon mit sech zehn 2ahren die Universität: heute wird auch der jüngste und krasseste Fuchs zum mindesten seine achtzehn Lenze zählen. Nicht wenige Studenten erreichen, während sie an Deutsch lands hohen Schulen sich den Wissenschaften und verwandten Disziplinen hingeben, das wahl mündige Alter. Denen kann man nicht so ohne weiteres den Mund verbieten. Es geht im Zeichen des gleichen und allgemeinen Wahl- rechts wirklich nicht an, sie auf die Dauer schlechter zu stellen als die Kommis und Lehr linge. Dabei verkennen wir keinen Augenblick den Unterschied, der in der Beziehung zwischen denStudenten und diesen andern jungenLeutenbe- steht.DcrStudent ist Haussohn, lebt —wenigstens doch in der Regel — aus des Vaters Tasche. Ein gewißes Gefühl der Abhängigkeit und Ge bundenheit ist bei ihm noch durchaus natürlich; man kann ihm an sich schon mehr zumuten als dem etwa seit dem vierzehnten Lebensjahre in den Daseinskampf Gestellten, dem vielfach die erste Hälfte der Zwanzig den Höhepunkt wirt schaftlicher Schaffenskraft bedeutet. Wohlver standen. mehr kann man dem Studenten zu- muten; nicht zu viel. Nicht die ganze heutige Belastung mit ihren Anomalien und ihren Anachronismen. Es ist nun einmal nicht anders: dies moderne Leben hat etwas un- gcheur Nivellierendes; es hat keinen Respekt vor noch so ehrwürdigen Privilegien und macht den Korporationen, sofern es diese noch hat be stehen lassen, von 2ahr zu 2ahr ihre Existenz schwerer. Auch die Universitäten, die von ihm schon soviel haben abgeben müßen, werden nach und nach wohl ihren Korporationscharakter verlieren. Womit dann auch die Ausnahme stellung der Studenten, die — das wollen wir doch nicht vergessen - nebenher allerlei Ver dienste hatte, ganz von selbst verschwinden wird. 2n einem Stück werden die Studenten hoffentlich auch dann noch sich von ihren Alters genossen aus den gewerblichen Ständen unter scheiden : sic werden derPolitik alsLernenüe gegenüberstehen, inicht aktiv an ihr sich zu be teiligen wünschen. Bei manchen, die heute alt klug und hochmütig über die bisherige Freiheit des „Saufens und Raufens" sich entsetzen, wird man den Verdacht nicht ganz los, als ob sie diese Unterschiede austilgen möchten; als ob ihr 2deal der agitierende, randalierende und wühlende Student des slawo-romanischen Typus wäre. Den wollen wir uns denn doch lieber vom Leibe halten. Gewiß sollen unsere jungen Studenten bedenken, daß sie Staatsbürger sein werden und lernend und ausnehmend sich auf diesen hohen Beruf vorbereiten müssen. Die politische Produktivität sollen sie aber freund lichst einem späteren Stadium Vorbehalten. Denn nur an aufgeklärten Männern von um fassendem historischen und volkswirtschaftlichen Wissen fehlt es unserem politischen Betriebe. Die Halbbildung frühreifer Schwadroneure ist da schon genug zu finden. verdank» LächMcher Industrieller und SsrMtmnü. Der Gesamtvorstand des Verbandes Sächsischer In dustrieller hat in seiner Sitzung vom 10. Juli 1011 zu den Vorgängen im Hansabunde Stellung genom men. Der Austritt des Landrats Roetger aus dem Präsidium des Hansabundes und die für diesen Schritt angegebenen Gründe wurden ausführlich besprochen. Die Auffassung des Gesamtvorstandes wurde hierauf in folgender Erklärung nieder gelegt: „Gegen den Präsidenten des Hansabundes Geh. Iustizrat Professor Dr. Rießer ist der Vorwurf er hoben worden, daß er durch seine Schlußrede auf dem Allgemeinen Deutschen Hansatage vom 12. Juni d. Z. den einseitigen Kampf gegen rechts proklamiert, über die Stellung des Hansabundes zur Sozialdemokratie Ungewißheit gelassen habe, sreihändlerischen Ten denzen zuneige und damit eine Entwicklung im Hansa- bund anaebahnt habe, welche verhängnisvoll für die deutsche Industrie werden müße, die auf den Schutz der nationalen Arbeit in wirtschaftlicher und auf den KampfgegendieSozialdemo- kratic in politischer Beziehung zum Schutze ihrer Interessen angewiesen sei. Dem Gesamtvorstand hat der Wortlaut der Rede des Geh. Rat Dr. Rießer vorgelegen. Er hat daraus zunächst festgestellt, daß Geheimrat Rießer über die Stellung des Hansabundes zur Sozialdemokratie wörtlich folgendes ausgeführt hat: „Uns, eine wirtschaftliche Vereinigung bürger licher Erwerbsstände, die auf dem Boden der heu tigen Staats- und Wirtschaftsordnung stehen, trennteine Welt von den Ausgangs punkten und Zielen der Sozialdemo, kratie, welche die Negation fälschlich als eine Tat ansieht und, ohne selbst «in praktisch klares durchführbares Zuiunftsprogramm aufstellen zu können, die Vernichtung der heutigen Staats- und Wirtschaftsordnung als ihr überaus gefährliches Ziel betrachtet." Ueber die S t e l l u n g des Hansabundes zur Zollpolitik hat Geheimrat Dr. Rießer gleich zeitig wörtlich folgende Ansicht vertreten: „Gleich weitentferntvonextre m fr e i. händlerischen wie von extrem schutzzöllneri« scheu Tendenzen, und nicht nur di« verschiedensten Industriezweige, sondern auch die verschiedensten Produktionsstadien umfaßend, vermag der Hansa- bund in erster Linie der Ausgleichung oder doch der Annäherung der divergierenden Inter essen auch auf diesem Gebiete als ehrlicher Makler zu dienen. Eine solche Stellungnahme liegt nicht nur im Rahmen seines Programms, son dern auch im Rahmen der höchsten nationalen Auf gaben" Der Gesamtvorstand des Verbandes war der Auf fassung, daß die vermittelnden Aufgaben des Hansabundes auf zollpo li t ischem Gebiete nicht besser gekennzeichnet werden können als in diesen Worten, und daß deshalb die neuer dings in der agrarischen Presse ausgestellten Behaup tungen, wonach der Hansabund eine freihändlerische Politik in Deutschland verfolge, als Verdrehungen und Verleumdungen zu be,zeichnen sind. Die Aus führungen des Hansabundpräsidenten über die Stel lung des Hansabundes zur Sozialdemokratie ließen außerdem keinen Zweifel darüber zu, daß für ihn als für eine Vereinigung der auf dem Boden der be stehenden Staats- und Wirtschaftsordnung schaffen den gewerblichen Kräfte ein Paktieren mitder Sozialdemokratiealsaußerhalbjeder Diskussion stehend betrachtet werden muß. Wenn demgegenüber angeführt wird, daß der Hansabund eine Stichwahlparol'e seinerseits abgelehnt habe, so entspricht dies lediglich dem Wesen des Hansabundes als eines wirtschaftlichen Ver bandes, von dem auch wir nicht wünschen, daß er an die Stelle der politischen Parteien träte, und der infolgedessen diese Frage den politischen Parteien zu überlassen hat. Die Verdächtigungen, als wenn der Hansabund eine sozialistenfreundliche, freihändlerische und somit den Interessen von Gewerbe, Handel und Industrie entgegenlaufende Politik vertret«, kann der Gesamt vorstand daher auf Grund der Aeußerungen des Ge heimrats Dr. Rießer als berechtigt nicht anerkennen. Der Verband Sächsischer Industrieller und die deutsche Industrie hat aber außerdem durch ihre in dustriellen Vertreter im Präsidium und Direktorium die feste Gewähr und Sicherheit für eine den Inter essen der Industrie entsprechende Führung des Hansa bundes, da dies« Persönlichkeiten die Gewähr dafür bieten, daß der Hansabund niemalsandereals industriefreundliche Tendenzen ver treten kann. Der Gesamtvorstand des Verbandes muß es daher als ein in keiner Weise zu rechtfertigendes Vorgehen des Zentralverbandes Deutscher Industrieller betrach ten, das ernste Streben von Handel, Gewerbe und Industrie in Deutschland zur Sch..sfung einer großen gemeinsamen Organisation durch den Versuch der Zer splitterung gestört zu haben. Die bisherige Stellung nahme der deutschen Industrie zu dem Vorgehen des Zentralverbandes Deutscher Industrieller zeigt auch, daß diedeutsche Industrie in ihrer Gesamt heit durchaus nicht gewillt ist, der Pa role des Landrats Roetger Folge zu leistcn. Die bezeichnenderweise in der agrarischen „Deutschen Tageszeitung" veröffentlicht« Liste der jenigen Persönlichkeiten, welche aus dem Hansabund ausgetreten sind, zeigt, daß. von wenigen abgesehen, es nur gewisse Kreise der rheinisch-westfäli schen Großindustrie und der Saarindustrie sind, welcl)« dem Hansabund den Rücken gekehrt haben. Der über wiegende Teil der deutschen Industrie, insbesondere der sächsischen Industrie mißbilligt und verurteilt das Vorgehen des Zentralverbandcs Deutscher Indu strieller auf das entschiedenste. Dieser Mißbilligung schließen sich diejenigen zahlreichen Vorstandsmitglie der des Verbandes Sächsischer Industrieller, welche selbst durch ihre Fachverbände und teilweise als deren Vorsitzende und Vorstandsmitglieder dem Zentral- oerband Deutscher Industrieller «»gehören, ausdrück lich und einmütig an. Der (Gesamtvorstand des Verbandes Sächsischer Industrieller bedauert aber auch bei dieser Gelegen heit feststellen zu müssen, daß ein großer Teil der sächsischen Presse fortgesetzt in einer äußerst einseitigen parteiischen und feindlichen Weise über den Hansabund berichtet. Darunter befinden sich eigenartigerweise vielfach solche Tageszeitungen, die über die Anschauungen der Industrie genau unter richtet sind und denen an einem Handinhandgehen mit der Industrie und der Geschäftswelt am ehesten gelegen sein müßte. Der Gesamtvorstand ist der Meinung, daß Sach sens Handel, Gewerbe und Industrie erwarten kann, daß ihre eignen Interessen von einflußreichen Tages zeitungen im Königreich Sachsen nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit angegriffen werden, und be schließt, seine Mitglieder aufzufordern, in allen ein zelnen Ortsgruppen dafür Sorge zu tragen, daß die- sem industriefeindlichen Gebaren einzelner sächsischer Blätt«r, das einen ganz falschen Eindruck über die öffentliche Meinung im Königreich Sachsen hervor ruft, mit aller Entschiedenheit entgegengetreten werde." Marokko. Von militärischer Seite wird uns geschrieben: Bei den Erörterungen über Agadir beansprucht auch die noch nichr berührte Frage Interesse, in wieweit und welcher Art der Kreuzer „Ber lin" überhaupt den offiziell ausgesprochenen Zweck seiner Entsendung zu erreichen uno den Schutz der d eutjchen wirtschaftlichen Interessen im Susgebiet und üen der oortigcn Reichsangehörigen zu bewirke ninderLagei st. Zwar kann das kleine Kriegsschiff, wenn Leben und persönliche Habe der Deutschen ,m Susgebiet gefährdet sind, eine An zahl von ihnen an Bord aufnehmen, oder aber den Schutz einer größeren Anzahl durch ein Bedeckungs detachement, namentlich auch durch sein Geschütz- und Maschinengewehrfeuer bewirken, wenn die Schutz suchenden in dem mit Mauern umgebenen, auf 200 ra hohem Gipfel am Abhang oes Hahagebirges gelegenen Agadir oder im Dorf« Fontt am Strande unter gebracht sind. Allein weiter als der wirksame Bereich einer zehn 10,5 mv - Geschütze und der seiner 4 Ma- chinengewehr«, etwa 7»/- bezw. 2^ Km, reicht seine taktische Wirkung und sem Schutz nicht. Weiter ver- mag der Kreuzer gebotenenfalls Agadir und andere befestigte und von deutschfeindlichen Stämmen besetzte Küstenplätze jenes Gebiets zu beschießen, und die Fischerei, heute der hauptsächlichste Betrieb Agadirs, an jener Küste lahmzulegen. Die geringe Stärke dec Bemannung des „Berlin" von 28<i Mann erlaubt aber nur die Entsendung eines Detachements von etwa 220 Mann nach dem nur 300 rn von der Küste entfernten Agadir oder Sem Stranddorf Fonti oder zur Koutributionserhebung und Festnahme von Geißeln in den Küstenorten. Ein Streifzug ins L a n de s i n n e r e ist jedoch für eine so kleine Truppe gegenüber der Möglichkeit des feindlichen Auftretens starker, heute meist gut bewaffneter Eingcborenen- Scharen selbst beim Mitführen der Maschinengewehre deshalb ausgeschlossen, weil die rückwärtige Verbindung, die Verproviantierung und Munitions versorgung, von jenen Scharen unterbrochen werden, und bei deren numerischer Uebermacht und Gelände kenntnis nächtliche Angriffe "owie Hinterhalte dem Detachement verhängnichwll werden könnten. Zu einem Streifzuge im Landcsinnern zum Schutz unserer dortigen Relchsangehöriqen und unserer wirtschaft lichen Interessen würde aber auch das Hcranziehen der Bemannung der beiden anderen kleinen Schiffe der westafrikaniscben Station, des „Eber" und der „M ö v e", von 125 bezw. 81 Mann, nicht aus reichen. Daher würde entweder eine beträchtliche Anzahl großer deutscher Kriegsschiffe mit ihren starken Bemannungen zu diesem Iweck vor Agadir erscheinen, oder gar eine vollständige Expedition, ähnlich der französischen nach Fez, nach dem Susgebiet entsandt werden müssen. Eine solche Maßnahme hat jedoch vorderhand als ausgeschlossen zu gelten, weil die Reichsregierung mit dem Erscheinen eines Kriegs schiffes bei Agadir keine unfreundliche Absicht gegen Marokko und seine Bewohner verbindet, und weil überdies, sollten sich einige Stämme doch Uebergrisfe erlauben, voraussichtlich die bereits erwähnten, von der Besatzung der „Berlin" eventuell durchzuführenden Maßregeln an der Küste eine Gefährdung der dortigen deutschen Reichsangehörigen und ihrer wirtschaftlichen Interessen zu verhindern vermögen. Der Kreuzer.Berlin" vor Mogador. Ueber die Ankunft des kleinen Kreuzers „Berlin" vor Agadir wurde überraschenderweise erst spät eine Meldung verbreitet. Sie ist danach am 8. Juli erfolgt. Jetzt erfährt man durch eine Mitteilung der „Agcnce Havas" daß die „Berlin" bereits am 6. Juli den Hasen Mogador, nördlich von Agadir, angelaufen ist. Offenbar soll nicht nur vor Agadir sondern auch an anderen Stellen der marokkanischen Küste die deutsche Flagge gezeigt werden. Die Draht meldung darüber besagt: Mogador, 12. Juki. lE. D.) Der Kreuzer „Berlin" ist am 6. Juli hier angekommen. Gleich nach der Ankunft ging der Kommandant an Land und wechselte Besuche mit dem Pascha der Stadt. Hierbei hatte er mit diesem Unterredungen über die Aufrechterhaltung der Ordnung. — Die Eingeborenen der Umgebung erwarten ruhig, daß der Kaid Eeluli ihnen Anweisung geben wird, welche Haltung sic zu beobachten haben. Die frnn;vsism-spanische Polizei in Marokko. Mit Recht wird jetzt vielfach die Frage erörtert, wie es mit dem Ende dieses Jahres ablaufenden französisch-spanischen Polizeimandat in den im Algeciras-Vertrage genannten acht marokkanischen Häfen werden soll. Ueber diesen Punkt hatten sich seinerzeit die Verhandlungen sehr schwierig gestaltet bis eine Verständigung erzielt werden konnte, auf der die Artikel 4 ff. der Älgecirasatte beruhen. Danach haben die als Instrukteure fungierenden französischen und spanischen Offiziere auf die Dauer von fünf Jahren nach Ratifikation der Konferenz akte bei der Organisation des scherifischen Polizei- torps Beistand zu leisten. Die Zahl dieser Offiziere sollte sich auf tti bis 20, der Unteroffiziere auf 30 bis 40 belaufen, die Gesamtstärke der auf die acht Häfen zu verteilenden eingeborenen Polizeitruppcn aus 2000 bis 2500. Auch der dem schweizerffchen Offizierkorps entnommene Generalinspektor ist nur auf die Dauer von fünf Jahren mit seinen Funktionen betraut worden, ebenso wurde die Lieferung der öffentlich ausgeschriebenen Ausrüstungsgcgenstände der Pottzeitruppc nur für fünf Jahre vergeben, wie denn auch das Budget für die erste Organisation und für die Besoldung uiw. für den gleichen Zeitraum aufgestellt worden ist. Was nach Ablauf der fünf Jahre werden soll, darüber enthält die Algecirasaktc nichts. Es ist dies eine empfindliche Lücke, und man begreift es nicht, wie sie von den Mächten gelassen werden konnte. Zwar hoffte man allgemein, daß Marokko, nachdem für dessen Entwickelung in Algeciras eine geeignete Grundlage geschaffen worden war, Fortschritte machen werde, aber das war eine Täuschung, und es wäre besser gewesen, man hätte auch die andere Möglich keit damals in Betracht gezogen. Eine neue Konferenz in Berlin. Der französische Botschafter Cambon stattete am Mittwoch dem Staatssekretär des Aeußern Herrn von Kide rlen-Wächter abermals einen Be such ab. Die Besprechung zwischen den beiden Staatsmännern war von längerer Dauer. Ein kalter Wasserstrahl für die Franzosen. Die „Köln. Ztg." meldet aus Washington vom 11. Juli: Das Staatsdepartement stellt in bestimmter Weise die von der französischen Presse ausgegangene Meldung in Abrede, wonach die Vereinigten Staaten bei Deutschland Vorstellungen wegen des Zwischenfalls von Agadir gemacht hätten. Die Vereinigten Staaten hätten keine Mitteilung gemacht und keine Benachrichtigung von irgend welchen, zwischen Frankreich und Deutschland be gonnenen Unterhandlungen erhalten, an denen die Union politisch kein Interesse habe. Vine bestellte Rechtfertigung. Ueberall wird der französischen Regierung wegen ihres Vordringens bis nach Fez eine starke Verletzung der Alg^irasaktc vorgeworfen. Da ihre eigenen Be« »chönigungsversuche keine Geltung gewannen be- stätigt ihnen jetzt — der Sultan von Marokko die Gesctzmägigft'it ihres Vorgehens. Nach einer Havas«Meldung hat Muley Hafid an seine