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Einbürgerung des Lastkraftwagenbetriebe» im Fn- teresfe der Heeresverwaltung durch Gewährung von Subventionen auch im laufenden Jahre weiter ge. fördert werden. Als Beschaffungsprämien werden für Lastkraftwagen und Anyängewagen 2800 be zahlt gegen bisher 8000 Dagegen wird die Be. triedsprämie von 1200 fortan für das 2. bis 6. statt wie bisher für das 2. bis 5. Betriebsjahr ge zahlt, so daß sich also die Gesamtprämien um 800 erhöhen. Die Subventionen sind 1914 auf eine An zahl grotzer Werke verteilt worden. Wer daher einen subventionierten Lastkraftwagen noch erwerben will mutz sich an eine dieser Firmen wenden. * Tagung des Bundes deutscher Berkehr»»erein« in Köln. Auf der WerkbundaussteUung in Köln tagte die öffentliche Versammlung des Bundes deutscher Berkehrsvereine. Bundespräsident Fried rich Gontard-Leipzig begrüßte die Erschie nenen. besonders die Vertreter der Behörden. — U a. sprachen dein Bunde Grütze und Anerkennung aus: Eisenvahndirektionspräsidenl Martini-Köln im Namen des Verkehrslnimsters. ein Oberreaierungsrat als Vertreter des Oberpräsidenten der Nheinprovinz und Beigeordneter Rehorst im Namen der Stadt Köln. An den Kaifer und den Eijenbahnminister wurden Bearühungstelegramme abgesanot. Wirkt. Geh. Rat Exzellenz v. der Leyen-Berlin hielt einen Vortrag über die Entstehung der Alpendahnen und ihre Bedeutung für den internationalen Reife verkehr. Dr. Thietz - Köln sprach über die inter nationale Verkehrspropaganda für Deutschland. An die Vorträge schlag sich eine Besichtigung der Aus stellung an. * Zn der Abgeordnetenversammlung des Zentral verbandes deutscher Industrieller in Köln teilte der Geschäftsführer Negierungsrat Schweighoffer- Berlin den Geschäftsbericht mit, wonach d.e Zahl der Mitglieder um 12 Verbünde mit 41 Einzels.rmen ge wachsen ist. Die neuerdings mit der Begründung der Deutschen Gesellschaft für Welthandel zwecks ge meinsamen Vorcehens der beiden großen industriellen Zentralorganisationen verfolgten Bestrebungen seien erfolglos geblie ben. Dadurch sei auch die Zusammenfassung der deutschen Auslandsinteressen, die angesichts der zu meist unzweckmäßigen und ungenügenden Arbeit der größtenteils wenig leistungsfähigen doppelstaatlichen Verbände vielfach als ein dringendes Bedürfnis empfunden wird, nicht gelungen. Der Zentraloer band habe deshalb die Errichtung einer be sonderen Ausländsabteilung für sich beschlossen, die in engster Fühlungnahme mit den heimischen Jntcrcssenkreisen zur Forderung der deut schen Auslandsbeziehungen berufen sein soll. Redner besprach sodann die schwebenden Fragen der Gesetz gebung, namentlich bezüglich der Sozialpolitik, und betonte, Äatz der Wert der internationalen Schutzocr- träge recht problematisch sei und der deutschen In dustrie ein Vorteil daraus nicht erwachse. * Zm Verband deutscher Beamtenvereine, der in Hamburg feine diesjährige Tagung abhält, fanden um Freitag die ordentlichen Hauptversammlungen der Spar- und Darlehnstassen, der Deutschen Be amten- Lebensversicherungs - Aktiengesellschaft, der Feuer- und Eindruchs-Diebstahlsversicherungsanstalt und des Revisionsverbandes der Baugenossen schaften des Verbandes statt, woran sich heute nachmittag eine Besprechung über wirtschaftliche Angelegenheiten schlietzt. Aus dem Haupt bericht des Verbandes sei erwähnt, datz der Mitgliederzugang auch im neuen Geschäftsjahre an hält. Es sind neu ausgenommen worden neun Ver eine mit> zusammen 2736 Mitgliedern, so datz der Verband nunmehr 328 Verein« mit 280 800 Mit gliedern zählt. Die Spareinlagen der Mitglieder bei den verschiedenen Kaffen stiegen von 1216061 .« auf i:M035 die Zahl der Ein leger von 1778 aus 1839, gleich 9,63 Prozent. Dre Anzahl der Rückzahlungen aus die Spar einlagen belies sich auf 3069. Es wurden 1074 Darlehnsgesuche mit 3M 175 bewilligt. Am Jahresschlüsse standen 319 463 ./Z aus, die sich auf 1467 Personen verteilen. Der Ueberschuß der Jahres rechnung, 4798 .^, wurde dem Reservefonds über wiesen, welcher damit auf 34 796 ./L anwächst. Wie der Gesamtverband, so sehen auch eine Reihe von Verbandsvereinen es als wesentlichen Teil ihrer Aufgaben an, die Mitglieder uno besonders ihre Hinterbliebenen in Notfällen durch Rat und Tat zu unterstützen. * Herr Hocsch verzichtet. Der unterlegene konser- oativv Kandidai der der Reichstagsersatzwahl in Stendal-Osterburg hat sein Mandat als Kreis tagsabgeordneter niedergelegt. Ausland. Zroukrelch. * Deschanel kiest die Leviten. In der Kammer gab es am Donnerstag derelts die erste Prugerel. Zn den Wandelgängen de» Hauses kam es zwischen dem Abgeordneten für Algier Houbre und dem »weiten Kabtnettschef des Marineministertum» Le Moigntc, der im Hause erschienen war, zu einem heftigen Auftritte, der zu Tätlichkeiten aus artete. Man trennte die beiden Gegner und ver ständigte den Kammerpräsidenten Deschanek. Dieser lietz nach Schluß der Sitzung die beiden Herren in sein Bureau rufen und verlangte von ihnen Auf klärung über den Zwifchenfall. Der Präsident la» den beiden Herren die Leviten, und sein Auftreten hatte den Erfolg, daß die beiden Gegner ihr Be dauern darüber aussprachen, datz ste sich in den Räumen der Volksvertretung zu Gewalttätigkeiten hatten hinreißen lassen. * Mit Hilfe eines Militärlenlballon» mobilisiert. Ein interessanter MobiUsierungsversuch mit Alar mierung der Truppen wurde in der Nacht vom Mitt- woch auf Donnerstag bei Nancy durchgeführt. Den verschiedenen Garnisonen des Bezirks von Nancy wurde der Mobilinerungsbefehl durch den Militür- lenkballon „AdiutantVincenot" von 9 Uhr ad abends übermittelt. Die Truppen brachen aus Nancy und den verschiedenen anderen Ortschaften um 3 Uhr nachts in der Richtung nach Essey auf, wo sie vor dem kommandierenden General des 20. Armeekorps Fach zuerst manövrierten und dann vorbeidefilierten. Der Lentballon, so heißt es in einer Depesche, hat seine Aufgabe tadellos und auf das erfolgreichste durchzeführt. Italien. * Drohender Konflikt im Parlament. Der parla mentarische Horizont hat sich plötzlich umdüftert. Es scheint eine gewisse Gefahr für das Kabinett zu be stehen, das bestrebt ist, vor Schluß des Etatjahres am 30. Juni sowohl den Staatshaushalt als auch die Finanz- und Steuervorlagen zurDeckung der Kosten für Libyen unter Dach zu bringen. Zu diesem Zwecke beantragte Salandra die Zurückstellung der Beratung der Unterrichtsreform oder die An setzung von Vormittagssitzungen. Die Sozialisten opponieren scharf dagegen, weil sie die Erledigung der Finanzvorlagen verhindern wollen. Ste werden bei der heutigen entscheidenden Abstimmung die Republikaner und Radikalen auf ihrer Seite haben, wenn sich ihnen auch einige krtsenlüsterne Anhänger Eiolittis anschlietzen, so kann die Lage des Kabinetts bedenklich werden. Setzt Salandra aber seinen Willen durch, so ist die sozialistische Obstruktion zu erwarten. RusilanS. * Freier Zugang zum Meer für den russischen Holzhandel. Zn der Reichsduma begründete denn Etat des Verkehrsminifteriums der Referent Dem- tjchenko (Nationalist» die von der Budgetkom mission beantragte Uebergangsformel, in der die Notwendigkeit einer beschleunigten Ausarbeitung des Planes, die Weichsel und das Bassin des Riemen mit dem Baltischen Meere über Windau oder Libau zu verbinden, betont wird. Da ein Teil der russischen Flüsse und Wassersysteme in Deut.chland mündet, sei das russische Holz bei dein be sonderen deutschen Schutzzoll für Rohmaterial von den deutschen Holzhändlern und Zellulose fabriken abhängig. Im Zusammenhänge mit der bevorstehenden Revision des Handelsvertrages er scheine es notwendig, den russischen Flüssen einen freien Ausgang zuin offenen Meere zu schaffen, um den russischen Handel von dem Einfluß der deutschen Holzindustrie zu befreien. — Die Duma nahm die Uebergangsformel einstimmig an. Persien. * Belgier für die Finanz- und Postverwaltung. Wie die Brüsseler Blätter melden, beabsichtigt dre persische Regierung, 24 Belgier in ihren Dienst kür die Finanz- und Po st Verwaltung zu übernehmen. Sie soll die belgische Regierung ersucht haben, ihr diesbezügliche Kandidaten namhaft zu machen, die sich 1'/, Jahr mit dem Studium der per sischen Sprache beschäftigen müßten. gleich so viel schöpferische Kraft und künstlerisches Heimatsgessihl offenbart. Das Werk, dessen Solo partie Maximilian S ch w e d l e r ausgezeichnet schön spielte, fand lebhafte Begrüßung. Zu dieser Kammermusikkompositcon gesellten sich noch mehrere andere, teilweise auch wohlbekannte, wie z. B. die A-Dur-Sonate für Klavier und Violine, die C-Dur-Solosuite für Violoncell und die C-Dur-Sonare für Violine allein. Zn der A-Dur-Sonate steht ein sanft-schwärmerisches Fic-Moll-Andante in Kanon form zwischen zwei stark bewegten Sätzen, und ein A-Dur Ar dank? leitet das Ganze stimmungsvoll ein. Ein stark persönlicher Zug macht diese Lonoie (und ihre fünf Geschwister) zur Vorbotin der klassischen Kammermusik. Erstaunlich ist es zu beob achten, welche Fülle an Ton Bach den Instrumenten in den genannten Solowerken für Cello und Violine zu entlocken weiß. Die C-Dur-Sonate ist noch inhaltsreicher als die Suite, beide aber stellen dem Spieler die höchsten künstlerischen Aufgaben. Ein Bach Fest ohne Hinweis auf „das wohl temperierte Klavier" ist nicht wohl denkbar, und so verzeichnete das Programm denn auch vier, dem zweiten Teil der Sammlung entnommene Präludien und Fugen in C-, As-, H-Dur und Fis Moll. Vokale Abwechslung boten Dr. W. Rosenthal und Anna Stronck-Kappcl. Letztere hatte mit der Solokantate: „Jauchzet Gott in allen Landen" einen großen Erfolg zu verzeichnen: ein Stück voll Jubels und endloser Freude, dem Bach noch den Choral: „Sei Lob und Preis" anfügte, um eine erneute Steigerung zu erhalten. D»e Sängerin bot die teil weise sehr komplizierte Komposition mit Aufwand ihres gesamten, überaus bedeutenden Könnens und wirkte sowohl durch stimmliche Klangschönkeit und vornehme dynamische Differenz als auch wohltuend: Verinnerlichung. Dr. W. Rosenthal erwies sich zum andern Male als berufener Vertreter kirchlicher Lyrik. Bachs Rezitativ und Arie aus der Kantate: „Ich habe genug" schöpfte er inhaltlich völlig au» und begeisterte Vie Hörer. Sein warmtimbriertes Organ scheint Aufgaben dieser Gattung vornehmlich zu entsprechen. Als Komposition betrachtet, ist die Aria einzig schön, erstaunlich nach Seite der ganz eminenten Wirkung durch die so einfachen Mittel, wie auch der Wirkung durch sich selbst, dank der Musik, di« einzig allein Stimmung und Gefühlsausdruck «n und alle» rein zeitlich Aeutzeren entkleidet zu sein scheint. Ueber diese edelste Schönheit vergißt man vollkommen die wahrhaft göttliche Länge, die zeigt, wie sich der Altmeister in starken Widerspruch setzte mit dem Sinn der Anfangsworte, der Kantate, ja sich kaum genug tun konnte in kontemplativer Stim mung und Auskostung seliger Freuden, himmlischer Schauung. Von der exzellenten Wiedergabe der H-Moll-Suite durch Las Städtische Orchester unter Prof. Karl Straubes Leitung uird M. Schwedlers rühmlichster Beteiligung war schon die Rede. Man rief den hervorragenden Flötisten oftmals hervor. Die Stimmung war überhaupt enthusiastischer Natur, es gab eben kein Publikum, sondern eine Bach- gemecnde, die einem jeglichen Vortrag mit verinner- lichtster Aufmerksamkeit folgte und mit Freuden lohnte. So bereitete man dem Bach-Interpreten sondergleichen am Flügel — Max Reger — wahre Ovationen. Herrlich spielte der große Künstler die obengenannten vier Präludien und Fugen: jedes Stück ward unter seinen Händen zu einem Tonpoem und von einem zum andern gab es immer wieder eine ungeahnte Steigerung. Der Künstler erlangte wahrlich Ehrenbllrgerrecht in der Welt Bachs! Ebenso wundervoll wußte Reger die A-Dur-Klavier- Violinsonate auvzulegen, wobei ihm Adolf Busch ein ausgezeichneter Assistent war. Es ergab sich ein selten schönes Zusammenspiel, oft so gänzlich im- materieller Art, datz Gedanke, Ton, Gefühl allein die matzgebenden Faktoren bildeten. Dem Geiger Hans Busch wünschte man bald im Gewandhause selbst zu begegnen: ein Spieler von weitestgehenden musi kalischen und technischen Qualitäten, der Bachs kolossal schwierige und auch geistig schwer zu durch dringende C-Dur-Violinsonatc in höchster Schönheit darbot und die Hörer in den Zustand der Phrenesie versetzte. Und über den Gästen aus der Fremde sei der einheimische Künstler nicht vergessen — Professor Julius Klengel erspielte sich mit der T-Dur- Solosuite wieder einmal einen großen Erfolg. Mit außerordentlicher Feinheit fand sich hier der Charakter sowohl de» interessanten Präludium» als auch der folgenden Tanzstücke dargelegt, technische Finessen in Abwechselung gebracht mit Stellen warmer Emp findung. Daher fühlten sich die Hörer sehr angeregt und verlangten am Schluß den trefflichen Künstler immer und immer wieder zu sehen. Also hatte Vater Sebastian Bach allem Anschein nach auch hier unrecht mit seinem melancholischen: „Ich habe genug!" Lu^en 8exnitr. Letzte Depeschen und Ferrrsprechmeldrrrrge«. Vas neue französische Kabinett. (Eigener Drahtbericht.) Pari», 5. Juni. Um 8 Uhr abends begab sich Mi nister Diviani in das Elysee und teilte dem Prä sidenten der Republik Poincarö mit, daß er die Bildung des neuen Kabinetts übernehme, und über reichte ihm die Liste seiner Mitarbeiter, die sich folgendermaßen zusammensetzt: Ministerpräsident und Ministerium des Aeußern». Viviani, Ministerium des Innern: Malvy, Justizministerium: Bienoenu Martin, Unterrichts ministerium : Renü Renault, Kriegsministerium: Messimy, Marineministertum: Gauthier, Fi nanzministerium: No ule ns, Ministerium für öffentliche Arbeiten: Fernande David, Ackerbau ministerium: Raynaud, Kolonien: Mi Utes. Lacroix, Handelsministerium: Thomson, Ar- beitsministerium: Godart. Unter st aatssekrc- tär im Ministerium des Aeußern: Abel Ferry, im Ministerium des Innern: Jagnier, im Kriegsmini- sterium: Morries Maunoury, im Ministerium für schöne Künste: Tonsort. Antrittsrede des Präsidenten Deschnnel. Paris, 8. Juni. In seiner Antrittsrede in der Kammer üruckte Präsident Deschanek seine leb hafte Dankbarkeit aus, die er für die Schopser der alücklick-en Wandlung hege, die man in Marokko frststelle, für die Frieden verbreitenden Soldaten, Zivilbeamten und tapferen Kolonisten. Deschanek wünschte, datz überall da, wo die französische Fahne wehe, die Eingeborenen als Glieder der französischen Familie betrachtet würden. Der Präsident schloß: Wenn wir auch verschiedener Ansicht sind über das Mittel, Frankreich stark zu machen, so können Loch unsere Ansichten über drePflicht, stark zu machen, nicht auseinander gehen. Mögen wir in unseren Beratungen nur einen Gedanken und eine Leidenschaft haben: die Macht unseres geliebten Vaterlandes. Eine Schwächung Frankreichs zuzulassen, wäre ein Unglück für die Zivilisation und eine Gefahr für den Frieden. Der Schluß der Rode wurde von einem großen Teil der Linken und namentlich im Zentrum und auf der Rechten mit lebhaftem Beifall aus genommen. Der Sozialist Daillant rief: „Nieder mit den drei Jahren!", worauf der Nationalist Bernard rief: „Es leben die drei Jahre!", was lebhaften Beifall erregte. Um das Dreijahrsgesetz. Paris, 5. Juni. Unter Hinweis auf die russischen Prctzstimmen treten mehrere republikanische und nationalistische Blätter aufs eindringlichste für die Aufrechterhaltung des Dreijahres- ge setzes ein. — Der „Temps" erklärt: Die Ar- tikel der Petersburger Zeitungen erinnern die Fram- zösen an die elementare Wahrheit, Latz die Gestaltung Europas aus dem Gleichgewicht der Bündnisse be ruht, die wiederum ihre Beständigkeit lediglich aus der militärischen Kraft der Verbündeten schöpfen. An dem Tage, an dem einer der Vertragsteile sich auch nur den Anschein geben würde, seine Defensiv- und Offensiomacht zu verringern, würde nicht nur die eigene militärische Sicherheit und die seiner Ver bündeten auf dem Spiele sein, sondern auch die all gemeine Grundlage des europäischen Gleichgewichts. Es ist daher nur natürlich, wenn die russische öffent liche Meinung ihre warnende Stimme erhebt und uns auf die Gefahr aufmerksam macht, mit welcher die Frounde Jaures' unsere Grenzen und die Würde unserer Politik bedrohen. Zur Begegnung des Zaren mit dem König von Rumänien. (Eigener Drahtbericht.) Paris, 5. Juni. In hiesigen politischen Kreisen verlautet, daß der hiesige russische Bot schafter Iswolski im Begriff steht, nach Buka rest a b z u r e i s e n, um der Zusammenkunft zwischen dem Zaren und König Carol von Rumänien beizu wohnen. Man mißt infolgedessen der Zusammen kunft große politische Bedeutung bei. Dreitausend Mausergewehre in Belfast gelandet. London, 5. Juni. Heute bei Tagesanbruch lief ein Schoner mit 3000 Maujergowehren in den Hafen von Belfast ein. Freiwillige schafften die Ladung in Karren fort. Die Behörde war gänzlich un vorbereitet. Einzelheiten über die Unterhandlungen mit den Aufständischen. Rom, 3. Juni. „Agenzia Stefani" erhält folgende Einzelheiten von den Unterhandlungen der Aufständischen mit der Kontrollkommission: Am Dienstag morgen schickten die Aufständischen der Kontrollkommission einen Brief, in dem sie er klärten, sie hätten von der Landung der Malissoren gehört und erwarteten Mitteilungen von der Kom mission. Da die Kommission während der ersten Ver handlungen den Aufständischen zugesichcrt hatte, daß die Malissoren nicht mehr nach Durazzo gebracht würden, war die Bedeutung des Briefes hinreichend klar. Infolgedessen beschloß die Kommission, dem Fürsten durch den Vorsitzenden ein Memoran dum zu übersenden, worin sie iHr Bedauern aus drückte über die Nichtbefragung, ob cs angemessen sei, 800 Malissoren nach Durazzo zu berufen: während hierüber die Kommission den Ausständischen gegenüber eine Verpflichtung übernommen habe, die Kom mission die Verantwortung für die Anwesenheit der zahlreichen Bewaffneten in der Stadt, die die Er füllung ihrer Ausgabe sehr erschwere, ablehnte und ihren Zweifel über den Erfolg der Konferenz mit den Aufständischen ausdrückte. — Am Mittwoch mittag vegab sich die Kommission nach Schiak und beriet sich daselbst vier Stunden lang mit den Ober häuptern der aufständischen Stämme. Diese wieder holten ihren Wunsch, einen muselmanischen Fürsten unter türkischer Souveränität zu haben. Gegenüber den Erklärungen der Kommission, daß dies unmöglich sei, erklärte sich die Versammlung da mit einverstanden, einen nichtmuselmanischen Fürsten unter der Souveränttät der Türken anzu nehmen. Einstimmig weiger ten sich die Aufständischen, den Fürsten zu Wied anzu erkennen. Während der Beratung hoben die Aufständischen den unerwarteten Empfang mit Kanonenschüssen hervor, der ihnen bereitet wor den war, al» sie sich am 23. Mai Durazzo näherten, um dem Fürsten ihre Wünsche vorzulegen. Da die Kommission die Nutzlosigkeit der Fortsetzung der Ver handlungen anerkannte, kehrte sie nach Dura.zzo zurück und teilte dem Fürsten das Ergebnis ihrer Unter redung mit. Der Fürst behielt sich seine Ent scheidung noch vor. Fürst Wilhelm zum Kamps entschlossen. Berlin, 5. Juni. Obwohl der Fürst nur noch über Durazzo gebietet, ist er dennoch entschlossen, auf seinem Posten auszuharren. Die Aufständischen stehen nunmehr vor der Frage, ob sie den Angriff auf die Stadt unternehmen und den Fürste» mit Gewalt aus dem Lande treiben sollen. Da die Stadt Durazzo außerordentlich gut zu verteidigen ist, so werden die Aufständischen nur schwer einen Erfolg erzielen. Dem Fürsten wird auch, solange er zum festen Ausharren entschlossen ist, die Unterstützung der Großmächte nicht fehlen, den» sein Weichen würde auch auf sie zurückfallen. Ein österreichischer Dampfer von der albanischen Küste aus brschossen. (Eigener Drahtbericht.) Triest, 8. Juni. Der Dampser „Kaiser Franz Joseph 4" der Austro-Amerrca meldet, daß er heute srüh von der albanischen Küste aufder Höhe von Thimarra beschossen worden ist. Mehrere hundert Schüsse wurden aus den Dampfer abgegeben, doch wurde niemand verletzt. Kein Geleit durch deutsche Kriegsschiffe. Berlin, 5. Juni. Die Erzählung, daß deutsche Kreuzer, wie „Dresden" uno „Bremen" den beiden Hapagdampfern „ Ppiranga " und „Bavaria" den Weg aus dem Hafen von Veracruz hätten frei mach en müssen, wird in Berlin halbamtlich für eine Erfindung erklärt. Die beiden deutschen Kriegsschiffe hätten sich in jenen Tagen überhaupt nicht in der Nähe von Veracruz befunden. Die „Bremen" war gar nicht in den mexikanischen Gewässern und die „Dresden" hatte bereits damals im Bereiche von Tampico Aufenthalt genommen. Die beiden Handelsdampfer seien überhaupt nicht in ihrer Bewegungsfreiheit von irgendeiner Seite behindert worden. Landung von Munition für die Konstitutionalisten. Veracruz^ ö. Juni. Gestern hat ein amerika nisches schiff, ohne Widerstand zu finden, M unilion für die Konstitutionalisten in Tampico gelandet. Tagung der Goethe-Gesellschaft. (Eig. Drahtber. uns. K.-Mitarbeiters.) Weimar, 8. Juni. Mit einer einzigartigen künsl lerischen Gabe wurde die heutige Tagung der Goethe-Gesellschaft im Hoftheater eingelcitet. Im Hause, wo sich auch das Groß Herzogspaar eingefunden hatte, bot sich nach Aufgehen des Vor hanges ein entzückendes Bild. In einem Salon der Eoet'hezeit sah man eine geladene Gesell schaft in zwanglosen Gruppen, der vom Hausherrn ein Konzert im Stile von Goethes Haus musik geboten wurde. Lieder und Balladen Schillers, auch solche mit Gitarrebeglcitung von Karl Clewig - Berlin, wechselten ab mit Soli für Cembalo von Frau Wanda Landowska und boten einen überaus künstlerischen Genuß. Die Kostüme der Mitwirkenden, die Einrichtung sowie die Instrumente waren durchaus stilecht im Bieder meierstil gehalten. Die Vorträge fanden bei denc verwöhnten Hause reichen und verdienten Beifall. Wieder ein Baumwollbrand. Bombay, 3. Juni. Bei dem Brande eines Lager hauses der Indian Cotton Company wurden 3300 Ballen Baumwolle vernichtet. Dcr Schaden wird auf 20 000 Pfund Sterling geschätzt. Letzte Sportnachrichten. Eine Zusatzstrecke für den Dreieckflug. Da für den Dreieckflng auch solche Flüge gewertet werden, die am letzten Tage mehr als vorgeschrieben ausgeführt werden, wenn sie zwischen zwei Tages streckenorten erfolgen, sind gestern abend noch 14 Flieger in Berlin provisorisch gestartet. Es fliegen dem nach heute morgen nach Leipzig: Schüler, v. Lößl, Krieger, R. Böhm, Langer, Ballod, Freindt, Rupp, Janisch, Stagge, Oelerich, Höfig, Linnekogel und Rosenstein. — Der Flieger Reit er er war bis Startschluß von Dresden aus nicht in Berlin ein getroffen. Bis nachts 12 Uhr konnte über seinen Aufenthalt noch nichts ermittelt werden. Johannisthal, 3. Juni. 10,35 Uhr landete hier der Flieger Kießling, der wegen Benzinmange's eine Zwischenlandung hatte machen müssen. WkttvrdsovLektunKsn in T,vwriF. l >i» 'N n> er äem »»re in,l«r rtina INM l«II- teina«- t»I»r Lei,!» teil- >«»eb- t^lwN pro». *>»«- tiee- Mn«. ,t»rt» tz»il,rr«»t»nä 4. »deaüs S lllir b. ktük 7 Ul>r L. neckm. 2 llkr 7 lläedsl« 7i» > k«Si 7««.z em;»'» -t- I'.S -r » « trrltem« or: -i- wo SI 70 »n> 4. > b.s. i 8 8N 5« uni »d« ,ef,l, 2 l bild, twskin Z trOd. Iwe»»a 3 s l.eiter, trecl-en nä» S lllir: ,m»t»Ivt -s- S,S. In Ul»rn ps» <Ii>i>s»lo>,t,r: 7,7. Zllg«m»lo»r n»ll,f,«rl»ok: V»sM«z»oä ttvd« o»ä Iroel!«-» Mttssvn?. L- KppvLiLIosiglrviL vr. Uominel's NsewLtozsn 2vj ädriger Lrkolg! IVnrvuog! Llan verlangeauockrüclcliok ckev Xamon l)r. Kommet. >»t»» UM» Unsere gestrige Abenda-cv-abc umfaßt 8 Setten, die vorliegende Morgennummer 14 Seiten, zusammen 22 Leiten. Hauptschnstlrittr: Lr. Vrratz. M«g«a»<r»er (scukift). Verantwortliche Schriftleiter: iür Politik tzr. «r»O Gii»th«rr für die dandeltjeitun, Salttzer Ochtatzler: für Leipziger und läh'ische Anorl, «»beiten Araoltz gitaker für gunk Willen schaft i. B. Dr. »nut Gtotzlmaaa; für Musik Gasen Gc»nttz: Lr'vrt und Sviel Atsretz Gert»; Gericht A. -aartelv: für die Siris«», Bader» und Berkcbrdreiiuii, Lntzv'ia Metzer. — Zür de» An,tiueniri1 Heiar. Valser. Berlaz: keitztiOer Uagetztatt, SesrNschaii mit beschränkter Kaftan,. Drack: stiller L gürftrn^ , Gamtnch in Seipii«.