Volltext Seite (XML)
Seite 8» Nr. 282. Morsrn-Nussave. Leipziger Tageblatt. Srmnsbenü. 6. Juni l914. * Fürstliche Gäste. Fürst und Fürstin Reuß j. L. sowie Prinzessin Feodora und Erbprinz Reuß trafen im Automobil, von Gera kommend, hier ein, um dem Bachfeste hier bcizuwohnen und sind im Hotel „Der Kaiserhos" abgestiegen. — Prinz Reufi-Köstritz traf gestern morgen hier ein und ist ebenfalls im Hotel „Der Kaiserhof" abgestiegen. * 7»»jähriges Biirgerjubiläum. Am heutigen Tage kann der privatisierende Kaufmann Herr H ermann Backhaus, Poniatowskistraße" 15, fein 50jährigeS Biirgerjubiläum begehen. Seit 50 .Fahren ist Herr Backhaus auch Abonnent und treuer Leser des „Leipziger Tageblattes". * Titelwesen. Der König hat genehmigt, das; der Inhaber und Leiter des Inselverlags in Leipzig Dr. Kippenberg den ihm vom Senate der Freien Hansestadt Bremen verliehenen Titel Professor annehme und führe. * Auszeichnungen Leipziger Künstlerinnen. Bei der Preisverteilung des Retlamewettbewerbes für die Werkbund-Ausstellung Köln, „Haus der Frau" Abt.Plakat und Reklame, erhielten folgende Leipziger Künstlerinnen Auszeichnungen Frl. Elsbeth Bruns den 2. Preis für ein Plakat für W. Spindler. Färberei und chemische Waschanstalt, und Frl. Gertrud Ruppert, deren Plakat für die Firma F. Wolff und Söhne, Karlsruher Parfümerie und Toilettcseifenfabrik, zum Ankauf empfohlen wurde. * Gesangs-Ausführung im Innern des Bölker- schlacht-Denkmals. Morgen Sonntag, den 7. Juni, singt nachmittags 6 Uhr im Denkmale nochmals der .,Domchor", u. a. kommt bei dieser Aufführung ein Alt-Solo des Fräulein Olga P a n n e w i tz zu Ge hör, deren erstes Auftreten im Denkmale allseitige Anerkennung auslöste. Einlaßkarten im Barverkauf zu 1 ./L sind in der Hofmusikalienhandlung E. A. Klemm, Rcumarkt 28. in der Geschäftsstelle des Deutschen Patriotcnbundes, Blüchcrstraße 11 und an der Tageskasse am Völkerschlacht-Denkmale erhältlich, am Sonntage am Denkmale zu habende Karten kosten 2 * Rachterholungsstätten für Schulkinder. Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß die Lungentuber kulose in erster Linie eine Wohnungskrankheit ist und daß besonders Kinder einer Ansteckung in er höhtem Maße ausgesetzt sind, hat man neuerdings auch in Deutschland an einigen Orten mit der Errichtung von sogenannten „Rachterholungsstätten" für solche Kinder begonnen, die schwächlich und blutarm sind, oder die aus Familien stammen, in denen Tuberkulose vorkommt. Auch in über füllten Wohnungen lebende Kinder finden be sondere Berücksichtigung. Da die weitaus meisten Städte nicht in der Lage sind, größere Erholungsheime oder Heilstätten zu bauen, ist man auf diesen recht günstigen Rotbehelf ge kommen. Die Kinder suchen nach Schulschluß die Er holungsstätten auf, die nahe der Stadt im Walde angelegt sind. Sie lernen Körperpflege, erhalten ein gutes Abendessen und müssen mit Decken zugedeckt in den offenen Baracken schlcnen. Rach Verabreichung des Frühstückes verlassen sie die Erholungsstätte. Wäre nicht auch in Leipzig der Versuch mit einer solchen Rachterholungsstätte möglich'.' Man hat an einigen Orten recht günstige Ergebnisse erzielt. * Sterblichkeit der Singvögel. Oft tritt in den Sommermonaten eine nicht unerhebliche Zahl von Todesfällen der einheimischen Singvögel auf. Manchem Spaziergänger wird es aufgefallen sein, das; Meisen und Finken, Drosseln, Staare usw. tot am Boden liegen. Ueber die Ursache dieser plötzlich einsetzenden Sterblichkeit ist man sich noch nicht recht Hur Leipzig und Umgebung Leipzig, 5. Juni. der Saum im Straßenverkehr. Anstatt die Bäume in der Stadt, deren lebendiges Grün unserem Ange, deren luftrcini» gende Kraft nuferen Lnngen nnd Rerven wohl« tnt, eifersüchtig zn behüten, werden leider noch von manch kurzsichtiger Stadtverwaltung ganze Alleen jtrnpellos dem Tvrannen Verkehr ge« opfert. Oft, ivo die Bäume scheinbar nicht zu retten sind, genügt doch eine einfache Maßregel, ihr gefährdetes Leben zn erhalten, nnd wahr lich, die Ausgaben hierfür sind winzig im Ver- hältnis zu den hhgienisrhen nnd künstlerischen Werten, den ein einziger alter Banm verkörpert. Bon den Maßnahmen, die der moderne Straßen verkehr zum Zwecke der Erhaltung von Bäumen erfordert, spricht Gartendirektor Lesser-Steglitz in der „Bauwelt". Mehr als bisher muß in Zukunft darauf geachtet werden, daß schon beim Bau einer -Lkraße nach jeder Richtung Rücksicht ans dort etwa schon vorhandene alte Bänme genommen wird, und zwar ebenso in bezug ans die .Höhen lage der neuen Straße wie her deren örtlichen Lage überhaupt. Bei Straßennmbanten, die das Niveau verändern, können die Bäume durch ein fache Vorrichtungen vor dem Eingehen geschützt werden. Erhält die Straße zum Beispiel eine tiefere Lage, so müssen um die herausragenden Wurzeln durch Umbauen mit Mauern Kübel geschaffen werden, die mit Erde gefüllt werden. Bei Bäumen, die inmitten der Straße stehen, können diese Kübel zu Bänken ansgestaüet wer den, zn denen einige stufen hinanfführen. Ans diese Weise wird ein „stilles" Beobachtungs plätzchen geschaffen, das vielleicht auch seine Lieb haber finden wird. Schwieriger ist die Erhal tung der Bänme, wenn die Straße anfgefüllt wird. In diesem Fall muß nämlich um den Stamm herum ein entsprechend weiter Luft kanal zn den Wurzeln des Baumes offen blei ben; denn kein Baum liebt es, plötzlich tiefer eingefüllt zn werden, als er bisher stand. Solche Luftschächte müssen dann regelmäßig gesäubert werden, damit nicht Blätter oder ähnliche sünl« niserregende Stoffe, die sich darin ansammeln, den Baum schädigen. Ans solche Weise kann mancher Baum erhalten werden, den sonst der Verkehr gefällt Hütte. Lebhaft zu begrüßen ist eine Verfügung, die der Obcrpräsident der Provinz Brandenburg erlassen hat. Danach dürfen Bäume an oder auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen nur mit Genehmigung der zuständigen Orts polizeibehörde entfernt werden. Außerhalb der Ortschaften dürfen die Bäume nur dann weg genommen werden, wenn für die Wiederher stellung einer neuen Pflanzung ausreichende Ge währ geleistet wird. im klaren. Es wäre deshalb wünschenswert, wenn jedermann, der einen toten Bogel in einigermaßen irischem Zustande auffindct, ihn an unfern Zoologischen Garten abliescrtc, dort sollen die Vögel untersucht und eine Statistik über die Todesursache ausgestellt werden. * Stenographisches Preisschreiben. Der Sächsische Stenographen - Korrespondenz - Verein Gabelsberger veranstaltet demnächst sein 2. diesjähriges Preis schreiben in Verkehrs- und Redeschrift, an dem sich auch Nichtmitglieder beteiligen können. Letzter Termin für die Einsendung der Arbeiten ist der 30. Juni. Die besten Arbeiten werden mit Bücher preisen ausgezeichnet. Text und Bedingungen für das Preisschreiben sind gegen Einsendung von 10 vom Vorsitzenden des Vereins, Bur.-Ass. Hermann Rau, Dresden-N., Albertplatz 3, zu beziehen. - Der Landesobstbauverein an die Weinstock besitzer. In den letzten Jahren beobachtete man die außerordentlich starke Erkrankung der Weinstöcke an den Häuserwänden, an Mauern und dergl. Die Rebteile erscheinen wie mit Mehl bepudert, die Blättler werden weiß^ später schrumpfen die Wein beeren ein oder sic platzen auf, und nicht selten finden wir derartige cingeschrumpste Weintrauben im Winter an den Rebstöcken noch hängen, während meistens die Blätter vorzeitig, bereits im Nach sommer abfallcn. Die Ursachen zu diesen Erscheinun gen geben die Pilze Peronospora (falscher Mehltaus und Oidium Tuckeri (echter Mehltau). Um diese Krankheitserreger zu bekämpfen, muß man recht zeitig eingreifen: wenn damit gewartet wird, bis die Krankheiten bereits um sich gegriffen haben, ist gewöhnlich eine Bekämpfung nicht mehr möglich. Der sicherste Erfolg kommt der vorbeugenden Behand lung zu. Es wird deshalb empfohlen, bereits jetzt vor der Blüte der Reben das Schwefeln mit ge blasenem Schwefel, nicht mit Schwefelblumc, an warmen, rcgcnfreien und windstillen Tagen gründlich vorzunehmen. Im Anschluß hieran sollte zur Bc- kämpfung des falschen Mehltaues oder der Blatt fallkrankheit, wie man die Krankheit auch nennt, mit Kupferkalkbrühe in Iproz. Stärke gespritzt wer- den. Unmittelbar nach der Blüte ist das Schwefeln und Spritzen zu wiederholen, auch dann, wenn es unmittelbar nach der Ausführung dieser beiden Ar beiten geregnet haben sollte. Die Bezirksobstbau- vereine, die sich über das ganze Land verteilen, sind gewöhnlich im Besitze von Spritzen und Schwestern, die sie ihren Mitgliedern kostenlos, oder doch gegen eine geringe Vergütung zur Verfügung stellen. Auch non den Baumwärtern werden diese Arbeiten er ledigt. * verlorene Mitgliedsbücher. Wie aus dem An zeigenteile der vorliegenden Ausgabe unseres Blattes zu ersehen ist, sind der S pa r-u n d E e w e r b e- Bank für Leipzig die Mitgliedsbücher Nr. 3808, 4131 und 0915 als verloren gemeldet worden. Die etwaigen Inhaber dieser Bücher werden aufgefordert, innerhalb 1 Wochen ihre Ansprüche geltend zu machen, da nach Ablauf dieser Frist die Bücher als ungültig erklärt werden. * Endlich gefaßt. Am Mittwoch nachmittag ge lang es der Kriminalpolizei, den Täter, der am zweiten Psingstfeiertag vom Postautomaten aus die Feuerwehr falsch alarmierte, auf frischer Tat zu verhaften, als er wieder versuchte die Feuer wehr zu alarmieren. L. Billige Zigaretten. Dieser Tage ging der Polizei die Mitteilung zu, daß in einer hiesigen Herberge Zigaretten verkauft würden, die anscheinend auf keine reelle Weise erworben worden waren. Die Erörterungen ergaben, daß drei Arbeiter aus Bitter feld und Berlin, die in der Herberge angetroffen wurden, kürzlich eine Baukantine an der Focke- straße erbrochen und dort außer Speisen und Getränken den ganzen darin verwahrten Zigarettenvorrat gestohlen hatten. Alle drei wurden in Haft genommen. Wie sich weiter herausstellte, haben die drei in derselben Nacht auch eine Baubude in Probstheida aufgebrochen, aber nichts Mitnehmens wertes gefunden. Sie hatten ihrer Angabe nach in der Bude Fahrräder vermutet, die sie mitzunehmen und zu veräußern gedachten. ?. Der falsche Freiherr. Unter dem hochtönenden Namen „Freiherr v. Sowzec-Sarrossyn, Leutnant im Eisenbahn-Regiment in Budapest" hat sich in Ham burg und Zürich ein aus Crimmitschau gebürtiger, 30 Jahre alter Hausdiener längere Zeit aufgehalten. Als er hier in Lindenau Beschäftigung suchte, nahm ihn die Kriminalpolizei fest. Da es nach Lage der Sache nicht ausgeschlossen ist, daß der vielfach be strafte Mensch auch hier unter dem angenommenen Namen Betrügereien oder Heiratsichwindeleien ver» . übt hat, so ersucht die Kriminalpolizei, ihr Mittei« ,!ung zu machen, wenn er jemand geschädigt haben sollte. Der Mann ist mittelgroß, dunkelblond und hat Anflug v»n Schnurrbart. Sein Bild kann bei der Kriminalabteilung jederzeit in Augenschein ge nommen werden. * Böhlitz-Ehrenberg, 5. Juni. Der Schulvorstand hat die abgelegte Schulkassenrechnung auf das Jahr 1913 geprüft und für richtig befunden. Ihr ist u. a. zu entnehmen, daß die Schulgemeinde voriges Jahr insgesamt 17 604,16 ./6 an Staatsbei hilfen erhalten hat. An Schulgeld sind 6030 ./< er hoben worden. An Besitzwechsetabgaben bei Grund stücksveräußerungen stossen der Schulgemeinde4997,1O./iL zu. Der Zuschuß der politischen Gemeinde belief sich auf 58 860,99 ./L Der Verwaltungsaufwand belief sich auf 1147,86 ./L * Portitz, 4. Juni. Im hiesigen Orte sind die Masern unter den Kindern so stark aufgetreten, daß der Schulunterricht bereits teilweise ein gestellt werden mußte. Bis jetzt sind schon über 50 Kinder an Masern erkrankt. Eingesan-t. (Für den Inhalt dec Cinsciwunae» uulec Vieser Rubrik übernimm» die Redaktion nutzer der vresmesctzttchcn keine Berantwortung.) Die Operette im Neuen Stadttheater. Nachdem man in der letzten Zeit mit dem Spiel plan der Städtischen Theater etwas zufriedener sein tonnte, macht sich neuerdings ein wenig erfreulicher Umschwung bemerkbar: die Operette — sogar die Posse mit Gesang — hat sich im Muscntempel am Augustusplatze häuslich niedergelassen! Mit welchem Rechte und aus welchem Grunde man den Abonnenten Operetten, sogar vier in einer Woche, zumutet, er scheint wenig verständlich, denn nach dem Prospekt der Theaterlcitung für 1914 sollen „in der Regel wöchentlich fünf Opern- und zwei Schauspiel-Vorstel lungen" geboten werden! Die Abonnenten sind solcher Willkür gegenüber völlig machtlos, denn an einen Weiterverkauf der Billetts ist an solchen Tagen nicht zu denken! Sie müssen sich also eine Geschmacksrich tung aufdrängen lassen, die in den der wahren Kunst geweihten Räumen des Hauses am Augustusplatze niemals eine Freistätte hätte finden sollen! Wer Operetten hören will, hat dazu im Operettentheater genügend Gelegenheit, im Neuen Stadttheater besteht für sie keinerlei Existenzberechtigung! II. >Vegen ^bbrueb ckes slten 6esebZstsbsuses Vie sensslionell niedrigen kreise für die besten Tuslitsten erregen Lukseäen und kedrvn nie «jeder! o 0 »egilln: MonlLK, Äv» S. m°r"°u8 ^VsAvn tteradsvtrunßf Zämtlieksi' Preise iv allen ^bteiluv§en Keule Klackmittag von L ^lkk- an geLckloLLen. Veisl-^usverkanl unserer gesawten Varen-Vorräte.