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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.06.1914
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1914-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19140606019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1914060601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1914060601
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1914
-
Monat
1914-06
- Tag 1914-06-06
-
Monat
1914-06
-
Jahr
1914
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Morgen» Ausgabe für L»Ipfta «a» Vorort, »noch «ns«, krSa« V»AIIAVpr»»^T. und Sproittur« rmai täglich ln» -au» godracht! monatlich 1.1L M., »lrrtrllähklich Z.7S M. Sri ü»r O«tchap»st»ll», uos,ra Fllialr« unä fluogadrstrUrn adgrholt: monatlich l M., vtrrtrllährlich Z M. Durch äl« Post: innerhalb vrutschlanü, unä ä«t ärutsch«« lloloalea monatlich 1^0 M., oln^rliährllch 4.S» M., au,schll,glich postbrstrllgriä. vao Leipzig»» kagrblatt «rfchrlnt Werktag» »mal, Sonn» o. Zeirrtag» »mal. 2a Leipzig, äea Nachbarorte« unä »en Orten mit eigenen Malen wir» »le stbrnäauogad« «och am stdenä erscheinen» in» Hau» geliefert, »rrllne- N»äakti»n:2a ä,u2»lt»a>7. Zernsprech-stnichlug: Moabit Nr. »»7. ßcmdelsFeituns /lmtsblockt desRcrtes und des poltseüunres der Stadt Lewsrg Nräaktion aaä Oeschäftostelle: )»han«i«gass, Nr. 0. o Zernsprrch-stafchlug Nr. 1400L, I404Z unä 14044. ISS. 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Ber.) * Die Sitzung des Ausschusses der Deutschen Turnerschaft in Leipzig er reichte am Freitag ihr Ende. Beschlossen wurde u. a., den Himmelfahrtstag als Wan dertag der Deutschen Turncrschast festzusetzen. (S. Ber.) ' * Der ehemalige preußische Landwirtschafts minister Freiherr v. Hammerstein-Lox ten ist in der vergangenen Nacht in Loxten gestorben. (S. Pol. Uebers.) * Die Deutsche Kolonial gesell- schaft trat in Danzig zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung zusammen. (S. Ber.) * InBerlin fand am Freitag die Weihe des neuen Heims des Vereins deutscher Ingenieure statt. (S. Pol. Uebers.) * Viviani hat dem Präsidenten Poincare mitgeteilt, daß er das Kabinett übernehme, und ihm gleichzeitig die Liste seiner Mitglieder überreicht. (S. Letzte Dep.) * Der albanische Ministerrat hat be schlossen, gegen die Aufständischen vor zugehen. (S. des. Art.) * Der Leipziger Flieger Max Schü ler beendete auf D. F. W.-Doppeldecker den Dreieckflug als Erster in der glänzen den Zeit von 8 Stunden 55 Min. 30 Sek., wobei er 1170 Kilometer zurücklegte. (S. Sp. u. Sp.) * Die „Große Armee" zu Berlin- Grunewald gewann in Gegenwart des Kai serpaares Lt. v. Herder mit Tory Hill II. Ten Silbernen Schild gewann Frhrn. ö. Oppenheims Dolomit. (S. Sp. u. Sp.) Student und Politik. ' o Vertin, 4. Juni. In unserer Studentenschaft ringt etwas wie neues Werden. Die alten Formeln sind dabei noch keineswegs abgestorben. Sie sind viel leicht noch nicht einmal überlebt. Man kann sogar zweifelhaft sein, ob sie sich je ganz über leben werden; Freundschaften zu pflegen, die Kräfte zu stählen, den Umgang mit Menschen und das Durchsetzen der eigenen Persönlichkeit zu lernen, wird am Ende immer ein angemessenes Jugendideal bleiben. Aber neben dem alten ringt sich, wie gesagt, seit Jahren ein neues Ideal empor. Aus solchem Drängen und Su chen ist tue frei studentische Bewegung erwachsen, die den Korporationszwang ablehnt und doch nicht allen Zusammenschluß verab scheut, vielmehr ein anscheinend recht ernsthaftes Bestreben zeigt, die jugendlichen Kräfte in der Richtung auf Ziele von einiger Bedeutung zu vereinigen. Sie wünscht die ihr Zugehörigen über die unterschiedlichen Strömungen unseres modernen Lebens zu orientieren und läßt es sich angelegen sein, das Bildungsbedürfnis auch auf den Gebieten zu stillen, an denen der Hochschul betrieb vorübergeht. Manche behaupten schon, das seien die stu dentischen Formen der Zukunft. Das inöchten wir so ohne weiteres doch nicht bejahen. Man hat einst geglaubt, die Burschenschaft würde das deutsche Studententum umformen, und ungefähr zwei Menschenalter später haben manche das sogar von den Vereinen deutscher Studenten geglaubt. Aber die Studentenschaft ist in der Hauptsache geblieben wie sie war. Und langsam, die einen mehr, die anderen weniger widerstrebend, haben Verein deutscher Studenten und Burschenschaften den schon bestehenden Formen sich angepaßt, sind Verbindungen geworden, wie Korps und Landsmannschaften es schon waren. Es gilt uns keineswegs noch als ganz ausgemacht, ob dereinst nicht auch die Freistudenten diesen Weg gehen werden. Ihre Spuren werden sie freilich auch dann im Gesicht der deutschen Studentenschaft hinter lassen müssen. Wir alle ändern uns mit jedem Tag und die Institutionen tun desgleichen. Auch sie sind von der Umwelt, von den Strömungen, die sie umrauschcn, abhängig. Das ganze Stu dentenleben ist zahmer geworden, hat ein aut Teil seiner früheren Wildheit eingebüßt. Der Trink-Komment in den Korporationen, der noch vor 30 bis 40 Semestern in manchem Zug an den PennaliSmus erinnerte, ist längst milderen Bräuchen gewichen. Sie alle sind zusel>ends moderner geworden, unsere jungen Studenten, auch die Verbindungsstudenten. Und damit mag wohl im Zusammenhang stehen, daß der bisherige äußere Rahmen dem Studenten von heute nicht mehr genügen will. Die Disziplinargcsctze, die ihm aus der einen Seite ein ungeheueres Maß von Freiheit lassen — Freiheit bis an die Grenze der Zügellosig keit und des Sich-selbst-vergessens — haben auf der anderen eine unverkennbare Neigung, dem sonst allen! Zwang Entwachsenen mit den Maßen der Schuljustiz zu messen. Hart daneben stehen die Vorschriften über das studentische Versammlungs- und Vereinswesen, die den Musensohn so viel schlechter stellen, als den gleichaltrigen Angehörigen des Erwerbslebens. Dagegen lehnt die akademische Bürgerschaft sich auf. Bis zu einem gewissen Grade sind diese Dinge ja auch spruchreif. Es wird sich nur fragen, wie weit die Reform zu gehen haben wird. Es gibt ja auch hier Radikale — inner halb der studentischen Kreise und mehr noch vielleicht unter den älteren Semestern, die der Universität und der Hochschule bereits den Rücken kehrten —, die nichts sehnlicher wün schen, als daß die Schranken fallen. Ihr Ideal ist der Student als Kampfgenosse in der poli tischen Arena. Eine junge, sonst nicht übel redi gierte studentische Zeitschrift, hat diese Forde rung erst vor ein paar Tagen wieder angemeldet und auf dem nicht mehr ungewöhnlichen Wege der Umfrage von allerlei sogenannten Promi nenten sich bestätigen lassen, daß sie dabei im Recht lebte. Aber seltsam: einer, der im Par lament auf der äußersten Linken sitzt, Wolfgang Heine, stellt sich mit Bewußtsein abseits. Dies Urteil will um so höher gewertet sein, als es von einem Sachkundigen kommt. Als Heine als Student in konservativem Lager und jetzt in mitten der alles noch einmal so gut wissenden Sozialdemokratie reichlich Gelegenheit gehabt hat, die Verheerungen zu studieren, die Partei politik in jungen Köpfen und Herzen anzu richten vermag. Ist es denn nicht auch im Ernst ein Unding? Soll man wirklich verlangen, daß auf unserem politischen Markt, dem es an dem Halbwissen und Phrasenschwulst der Frühreifen, der noch nicht Durchgebildeten kaum gebricht, noch von den Universitäten her die tzalbflüggen los gelassen werden, mit ihrer gärenden Unklarheit, ihrem Hang nach apodiktischem Aburteilen und rein theoretischen Entscheidungen? Und ist es mit dem Zweck der Hochschulen noch verträglich, wenn der Parteizwist auch an ihnen eine Ab- lagerungsstättc findet? In gewissem Sinne scheint das bereits heute der Fall zu sein. Zu verlässige Beobachter berichten uns, wie stark schon jetzt, zumal in Berlin, die Studentenschaft politisiert ist. Wie in manchen juristischen, ins besondere aber in staatswissenschaftlichen und historischen Kollegs jede Aeußerung, die das politische Gebiet anch nur leise streift, sofort zu Kundgebungen studentischen Beifalls oder Mißfallens Anlaß gibt. Unsere Gewährsmänner beschweren sich darüber. Mit Recht: das Kolleg ist keine Volksversammlung. Man will wenig stens hier nicht durch die Ausbrüche der Partei- leidenschaft geniert sein. Man kann ein recht moderner Mensch sein, gar kein romantisch ver sonnener Schwärmer Mr den „Rauf- und Sauf komment" und wird doch ein weiteres Fort schreiten in dieser Richtung nicht gerade wün schen mögen. Die Hauptbestimmung der Uni versitäten bleibt schließlich doch Lernen und Forschen. Und gewiß auch die Vorbereitung für das Leben. Aber dock' eben die Vorbereitung. Aufnehmen soll der Student, seine Einsichten ausweiten und Kenntnisse ansammeln. Natür lich auch auf politischem Gebiete, wo — wir wiederholen's — wir geradezu unter der Last der aus der Halbbildung gezeugten Phrasen hastigkeit zusammenzubrechcn drohen. Aber wir wollen dock) nicht auch das Kind mit dem Bade ausschüttcn. Der junge Arbeiter und der Mnge Handlungsgehilfe, so hört man klagen, hätten größere Rechte als der mit der ganzen Bildung seines Jahrhunderts ausgerüstete Student. Das mag für den Studenten, der wirklich mit be sagter Bildung ausgerüstet ist — es gibt näm lich bisweilen auch andere —, überaus schmerz lich sein. Aber er wird nicht vergessen dürfen, daß der Kommis und der Arbeiter selbst bereits im Daseinskampf stehen und um ihre Existenz ringen, indes dem Studenten solche Sorge ab genommen wird. Das ist, will uns bedünkcn, das Entscheidende. Die Zeit der Vollbürger schaft bricht für den Akademiker hier wie in anderen Dingen eben später an. Er hat dafür zum Ausgleich vorher und nachher allerlei An nehmlichkeiten, die den anderen dauernd ab gehen . . . verband -er lan-wirtsthastlichen Henoyenjchaften im Königreich Sachsen. (Bericht unserer Dresdner Redaktion.) k. Dresden. 5. Juni. Der Verband der landwirtschaftlichen Genossen schaften im Königreich Sachsen trat heute vormittag 10)4 Uhr im Vereinshause hier zu seinem 24. Ver- bandstage bei starker Beteiligung zusammen. Vom Ministerium de» Innern war Geh. Reg.-Rat Dr. Lantzsch erschienen, die Kreishouptmannschaft Dres den war durch den Geh. Reg -Rat v. Gruben ver treten. Aus Leipzig waren u. a. erschienen Kreis sekretär Dr. Hey und Direktor Knappe vom Landesverband der Handwerker-Genossenschaften im Königreich Sachsen. Der Verbandsdirektor Geh. Hofrat Dr. Bach er öffnete die Versammlung mit einigen Mitteilungen geschäftlicher Natur, begrüßte die Erschienenen und schloß mit einem Hoch auf den König. Dann erfolgte die Verlesung des von Geh. Hofrat Dr. Bach er statteten Jahresberichts dem folgendes zu ent nehmen ist: Im vergangenen Jahre sind 16 Genossenschaften neugegründet worden, während 7 Genossenschaften ausgeschieden sind. Heute gehören dem Verbände 497 G-enossenschastcn mit rund 64 000 Mitgliedern an. Am stärksten vertreten sind dir Genossenschaften, die sowohl das Geld- als auch das Waren geschäft betreiben; es sind das rund 600. Die Dichtigkeit des genossenschaftlichen Netzes ist am stärksten in der Kreishauptmannschaft Dresden, dort gibt es 156 solcher ländlicher Genossenschaften. Es folgen dann die Kreishauptmannjchasten Bautzen mit 116, Leipzig mit 97, Chemnitz mit 81 und Zwickau mit 50 Genossenschaften. Im Zusammen hänge hiermit erwähnte Geheimrat Bach, daß er aus Gesundheitsrücksichten seine Haupttätigkeit, die kaufmännische Leitung des Landwirtschaftlichen Kreditoereins, mit dem 1. Oktober d. I. nieder legen und sich von da ab lediglich dem Ver bände der landwirtschaftlichen Genossenschaften widmen will. Hierauf kam er auf das Revisions wesen zu sprechen, dessen weiterem Ausbau er jein Hauptaugenmerk widmen werde. Zu seiner großen Befriedigung könne er der Versammlung mitteilen, daß in den meisten Genossenschaften durchaus ge sunde Verhältnisse herrschen. Der Verbandsausschuß hat die oorgeschrie- benen Sitzungen am 16. und 17. Dezember 1913 und am 12. und 13. Mai d. I. abgehaltcn und einen reichen Arbeitsstoff bewältigt. Zu höchst eingehender Beratung gab das Problem der genossenschaft lichen Viehverwertung und die Beschaffung guten Zucht- und Nutzviehes aus den guten Zucht gebieten Norddeutschlands Veranlassung, ferner un sere Verbands st erbekasse. Auch fand eine gründliche Besprechung der Beschlüsse der Molke reikonferenz statt und schlieglich eines An trages, der auf die Staffelung der Schlachtotehoer- sicherungsbeiträge hinzielt. Des weiteren verbreitete sich Geheimrat Bach über die Ratserteilung des Ver bandes in allerlei Steuerangelegenbeiten und register gerichtlichen Fragen. Er stellte daoei mit großer Be friedigung fest, daß den Genossenschaften durch diese Ratserteilung in finanzieller Hinsicht genützt worden ist, daß aber auch andrerseits hierbei den Landwirten die Kenntnis einer nicht geringen Anzahl von wissenswerten Dingen in Gesetzgebung und Ver waltung vermittelt werden konnte. Darauf kam er auf die Neuordnung im Reichsverband zu sprechen, dis nötig geworden war durch den Austritt der Raiffeisenverbände und durch die neue Verfassung, die auf dem Reichsgenosscnschaftstage zu Wiesbaden im Juli 1913 festgesetzt wurde. Er schloß seinen Vortrag mit längeren Ausführungen über die neun im Berichtsjahre abgehaltenen Bezirlsversammlun- yen. an denen 1523 Genossenschafter aus 368 Ort- chaften und aus 184 Genossenschaften teilgenommen hatten. Der hohe Wert dieser Bezirksoersammlungen, o meinte er, sei unbestritten, geben sie doch Ge- egenheit zu einer engen Fühlungnahme mit dem ein zelnen Genossenschafter und seinen Wünschen und Ideen. Gerade auf eine Mitwirkung aller Kräfte sei besonderer Wert zu legen, wenn das Genossen schaftswesen zu einer neuen Kultur auf dem Lande führen solle. (Lebhafter Beifall.) Es folgte dann der vom Verbandssekretär Paul Knappe erstattete Bericht über die Revisionstätig keit im Jahre 1913, der ebenso wie der Jahresbericht einstimmig genehmigt wurde. Die von Oekonomicrat Platzmann - Nenkersdorf vorgelegte Jahresrech- nunq für 1913 wurde gleichfalls einstimmig richtig ge sprochen und der Vorstand für das Geschäftsjahr ent lastet. Ebenso stimmte man einhellig der vom Vor stände vorgeschlagenen Erhöhung der Jahresbeiträge zu, und genehmigte den Voranschlag für 1914. Die turnusmäßig ausscheidenden Ausschußmit glieder, Gutsbesitzer Bär in Großhänchen und Oekonomierat Dr. Petermann - Chemnitz, wurden durch Zuruf wiedergewählt. Den Beschluß der Tagung machte ein Vortrag des Anwalts des Reichsverbandes, Regierungsassessors a. D. Gennes, der Anregungen und Anträge auf Abänderung des Genossenschaftsgesetzes vorbrachte. Hauptversammlung -er Deutschen Kolonialgesellschaft 8. L ll. Danzig, 5. Juni. Unter dem Vorsitz ihres Präsidenten, des Herzogs Johann Albrecht zu Mecklenburg, trat heute hier die Deutsche Kolonialgesellschaft zu ihrer dies jährigen Hauptversammlung zusammen. Der Herzog eröffnete die Tagung mit einer Ansprache, in der er ausfllhrte: Unsere Kolonien und ihre Be urteilung in der öffentlichen Meinung hatten schwere Kinderkrankheiten durchzumachen, und auch heute noch nach 30jähriger Arbeit stehen wir am Beginn der kolonialen Entwicklung. Es muß also rastlos weiter gearbeitet werden. Die Grundzüge der kolonialen Erfolge lassen sich nicht erlernen, sondern sind ge gründet auf das Wissen des kolonisierenden Volkes, auf Manneskraft und Energie. Heute kann die Ab teilung Danzig die Feier ihres 25jährigen Bestehens begehen. Im Februar dieses Jahres brachte der Tele graph die Kunde, die Tanganjikabahn habe bei sigoma den See erreich». Dieser denkwürdige Augenblick, denkwürdig für ganz Afrika und die Ko lonialgeschichte Deutschlands, bedeutet den Abschluß eines Kulturwerkes, das für die Entwicklung unseres ostafrikanischen Schutzgebietes von allergrößter Be deutung ist. 1250 Kilometer Schienenweg quer durch Afrika in knapp achteinhalb Jahren! Das ist eine Leistung, aus die Deutsch land mit vollem Recht stolz sein kann. Jetzt aber dürfen wir nicht ruhen, sondern müssen die plan mäßige Erschließung des Nordens und Südens der Kolonie ernstlich ins Auge faßen, denn Niansa und Niassa fordern nicht minder wie der Tanganjika einen direkten Handclswcg zum Meere. Unsere beiden größten Schutzgebiete Deutsch-Südwestafrika und Deutsch Ostafrika sind in ihrer Entwicklung so weit fortgeschritten, daß sie die Erzeugnisse ihrer Länder, in Ausstellungen vereinigt, der eigenen Einwohner schaft vor Augen führen können. Vor einigen Tagen erst ist die Landesausstellung von Deutsch-Südwest afrika geschlossen worden, während die Ostafrikanische in Daressalam im August ihre Pforten öffnen wird. An der Entwicklung der Kolonien haben in hervor ragendem Maße die beiden Schuhtruppen mitgewirkt, die in diesem Jahre ihr 25jähriges Jubiläum feiern können. — Der Herzog verliest ein Telegramm, das er an den Kommandeur der Schutztruppc nach Deutsch-Südwest gesandt hat und geht dann auf die Unterstützungen ein, die die Kolonialgesellschaft aus ihren Mitteln und durch die Erträge der Lotterie ge währen konnte. Besonders erfreulich sei es, daß die Kolonialgesellschaft für den Ausbau der Wöch ner i n n e n h e i m e, der sogenannten Elisabeth- Häuser, sorgen konnte. Wir müßen noch mehr als bisher darauf hinwirken, daß die Kenntnis von unse ren Kolonien in die Jugend getragen wird. Mit Freuden und Genugtuung kann ich feststellen, daß die Lehrerschaft in weit höherem Maße als früher ihr Augenmerk auf unsere überseeischen Besitzungen richtet. Der Herzog begrüßt dann die erschienenen Ehrengäste. Hieraus begrüßte Regierungsrat Gersten berger namens des Staatssekretärs des Reichs kolonialamtes die Versammlung und wünschte ihren Beratungen besten Erfolg. Der Vorsitzende verweist dann auf den gedruckt vorliegenden Jahresbericht und erteilt hierauf das Wort dem Vertreter der Abteilung Charlotten- burg Dr. H i n d o r f zur Begründung eines Antrages folgenden Wortlautes: „Die Hauptversammlung möge beschließen: Der Reichskanzler wird gebeten, zu veranlaßen, daß un verzüglich eine internationale Vereinbarung zum Schutz der Wale in den afrikanischen Ge wässern gegen die ihnen durch übermäßige Ver folgung drohende Ausrottung in die Wege geleitet wird." Nach kurzer Begründung wurde der Antrag an genommen. Hauptmann a. D. Winkler erstattete den Be richt des Kuratoriums der Elisabeth-Häuser. Der Redner schilderte die Notwendigkeit der Errichtung weiterer Häuser und den segensreichen Einfluß, den das Elisabeth-Haus in Windhuk bisher ausgeübt hat. Ein zweites Heim ist in Grootfontein errichtet wor den, ein drittes ist für Omaruru in Aussicht genom men. Auch für den Süden des Schutzgebietes sind bereits Wünsche nach einem Wöchnerinncnheim laut geworden. Konsul a. D. Vohsen (Berlin) erstattete den Bericht des Kolonialen Vogelschutz- und Nutzungskomitees. Der Redner stellte sich auf den Standpunkt, daß die Erhaltung der Art im Interesse aller Beteiligten liegt. Der Vogelschutz darf nicht durch Gesetz fcstgelegt werden, bevor die Frage nicht genau untersucht ist. Vorläufig ist sie durchaus noch nicht geklärt. Es müßen genaue Be obachtungen an Ort und Stelle über die Lebensweise der Vögel angestellt werMn. Daher ist gestern vom Vorstand beschloßen worden, 20000 .tt für eine Expe dition nach Kaiser-Wilhelms-Land zu bewilligen, die hauptsächlich die Paradiesvögel studieren soll. Es sind weiter zweimal je 10 000 .<t von anderen Gesellschaften zur Verfügung gestellt worden, und das Rcichskolonialamt hat ebenfalls 5000 -tl zugesagt. In der Diskussion meinte Geh. Ober- rcgierungsrat Kayser (Straßburg), daß das Reich eigentlich die gesamten Kosten tragen müßte, da diese Frage die Allgemeinheit interessiere. Police us (Bremen) tritt für möglichste Beschleuni gung der Lösung der Frage ein. Direktor C. v. Beck erstattete den Bericht der E i s e n b a h n k o m m i s s i o n. — In der Dis kussion hierüber betonte der Präsident, daß man die Bahnbauten nicht mit Kanalbauten vergleichen dürfte, darunter leiden die Bahnbauten. — Konsul a. D. Vohsen betont, daß mehr Rücksicht auf die Eingeborenen genommen werden müsse, der Staat habe ein Interesse an deren Erhaltung. Dr. Karstedt (Berlin) erstattete den Bericht der Selbstverwaltungskommission. Gr ist der Ansicht, daß bei dem derzeitigen Stande der Frage, besonders auch nach Annahme der Städte ordnung durch die Bevölkerung von Daressalam und Tanga die Sache sich in gutem Flusse befindet unv cs sich nicht empfehle, in die Entwicklung der Dinge einzngreifen. Zum Ort der nächsten Tagung wurde Nürn berg gewählt. Es trat sodann eine kurze Pause ein. Vivianis Werbung bei Lion Sourgeois. Viviani ist am Donnerstag unaufhörlich tätig gewesen, um sein Kabinett zustande <u bringen. Während er für die meisten Posten verhältnismäßig schnell geeignete Minister fand — wir veröffentlichten bereits in der gestrigen Abendausgabe ihre Namen — bereitete ihm die Zustimmung von L« on Bourgeois große Schwierigkeiten. Da Bourgeois bei den radi kalen Parteien viel gilt, denn er verleiht nach ihrer Meinung dem Kabinett erst die rechte Auto rität, ist es kein Wunder, daß sich Viviani große Mühe gab, ihn zu gewinnen Bourgeois hat sich auch keineswegs ablehnend gezeigt, er hat nur, da er weiß, daß er gebraucht wird, seine Bedingungen gestellt und hat vor allem ein bedingungs«
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