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Südlausitzer Vvlksvereins-Tagung Notizen Vr-nlani-forfcher Wegemr v«rl»r«n. Ein in Berlin «ingelrosfrnes ausführliches Radiotelegramm der Hilfs«xpedition, die im Grönlandeis nach den vermißten deutschen Forschern sucht«, gibt jetzt Einzelheiten über bi« Tra gödie, die sich im letzten Winter dort abgespielt hat. Nach einem äOtngigen Marsch, voll von unglaublichen Straziazen, durch tiefen Neuschnee und eisige Schneestiirme bei einer Külte bis zu bl Grad I)at Wegener am 30. Oktober die sogenaniue Station Eismitte, welch« -100 Kilometer vom Westrand und 500 Kilometer vom Ostrand der grönländischen Eis küste entfernt liegt, erreicht. Er mutzte nach und nach alle Echlittenlasten zurücklassen, und seinem Begleiter Dr. Loive ersoren sämtliche Zehen. Wegener selbst und der Grönländer Rasmus l)<nt«n den Marsch allerdings bet bester Gesundheit überstanden. Trotz der schiveren Strapazen gönnte sich Wegener nur 114 Ruhetage und brach dann mit seinem grönländischen Begleiter wieder nach Westen aus. Er siihrte zwei Hundeschlit ten mit zusammen 17 Hunden mit sich. Er und sein Begleiter liefen aus Skiern. Wegener wollte anscheinend auf alle Fälle die Haupttruppe der Expedition im Westen Grönlands wieder erreichen, um dort die wissenschaftlichen Arbeiten zu überwachen. Denn der Proviant der Station EiSmitie hätte auch für ihn un- seinen Begleiter bei sparsamem Verbrauch für «ine Ueberwin- terung wohl noch ausgereicht. Wegener äutzert« die Absicht, falls untenvegs Hunde geopfert werden mützten, «inen Schlitten zu- rückzulassen und mir einem verstärkten Gespann weiter zu reisen. Bei ihrer Suche nach Wegeners Spuren fand die Hilfs expedition 150 Kilometer vom Ausgangspunkt entsernt. Weg«, ners Schlitten und nach weiteren 60 Kilometern auch seine Skier, die er wie ein Wegzeichen im Schnee ausgestellt hatte. Das sind die letzten Ueberreste, die man von Wegener gesunden hat. Es ist nun wohl nicht mehr ziveifelhast, daß der geniale Forscher, dessen Verlust für die deut sä;« Wissenschaft unersetz lich ist, den Heldentod im Eis gesunden hat. Dürfen A«rzte annoncieren? Das Schöffengericht Berlin-Mitte fällt« In einem Straf- prozetz gegen einen Berliner Arzt eine Enisci-eidung von grund- sählicl-cr Bedeutung. Der Arzt hatte sich in Tageszeitungen als Spezialarzt zu schneller und gründlicher Behandlung zu mätzigen Preisen angeboten und ivar deshalb vom ärztlichen Ehrengericht wegen standeswidrigen Verhallens wiederholt bestraft worden. Jetzt hatte er sich wegen Vergehens gegen das Gesetz zur Be kämpfung der Geschlechtskrankheiten zu verantworten. Der von der Aerztekammer vorgeschlagcn« Sachverständige vertrat den Standpunkt, datz das Annoncieren nicht nur standeswidrig, sondern auch unlauter im Sinne des Gesetzes sei. Gegen diese Auffassung wandle sich der Verteidiger des Beklagten, mit der Begründung, datz cs sich nicht um eine ärztliche, sondern um eine Rechtsfrage handle. Es komme daher nicht auf die Auffassung einer Stendesorganisation an, sondern darauf, ob das Verhal ten des Arztes von der Allgemeinheit siir unlauter angesehen werde. Während der Staatsanwalt 300 RM. Geldstrafe bean tragte, sprach das Schöffengericht den angeklag- ren Arzt srcl. In der Begründung heißt es, datz «in Arzt, der sich seinen Fähigkeiten entsprechend zur Behandlung Kran ker anbiete, nicht unlauter handle, weil er den Kranken helfen wolle und könne. Das Gesetz bekämpfe nur das Kurpfuscher tum. I.eiprlg un<! Umgebung Noch feine Entlastung des Arbeitsmarktes Leipzig, 18. Mai. Im Bezirk -cs Arbeitsamts Leipzig wurden am 1. Mai 93 613 Arbeitslose gezählt. Gegenüber -em 1b. April hat die Zahl nur um 303 oder 0,3 Prozent abgenom men. In der gleichen Zeit >var in Sachsen eine Abnahme um 3 Prozent und im Reich eine Abnahme uyi 5,3 Prozent zu ver zeichnen. In diesen Zahlen kommt zum Ausdruck, das-, die Grotzlandwirtsämst in Sachsen und besonders im industriellen Bezirk des Arbeitsamts Leipzig nicht die Rolle spielt, wie Im übrigen Reich. Ausgesprochen schlecht lag der Arbeitsmarkt siir die Metallindustrie. Besonders aus dem Maschinenbau liefen Stillegungsanzeigen «in. Entsprechend der ungünstigen Lage in den Konsunkturindustrien verschlechterte sich auch der Acheitsmarkt der Angestellten. Im Gebiet der Stadtgememde Leipzig selbst blieb die Zahl der Arbeitsuci>ende» mit 7-1038 gegen 74 070 säst unverändert. Dagegen erhöhte sich die Zahl der Hauptunterstützungsempfänger von 39 324 am 15. April aus 89 715 am 1. Mai. ) Es blelbt beim alten vrotpret»! Am Sonn abend hat bei dem Oberbürgermeister eine Besprechung mit der Bäckerinnung und den Brotfabriken stattgesunden. Es fall ver< In Kirfehselde Am Himmelfahrtsseste fand in Hirschscld« in Hennigs Gast hof die übliche Eüdlausitzcr Dolksvereinstagung statt. Sie ver zeichnete. vom schönsten Wetter begünstigt, einen sehr starken Besuch und ebenso guten Verlaus. Der Veztrksleiter, Schulleiter Klaus-Seitendorf, konnte vor allem «ine stattliche Anzahl geistliche Herren und ersreulicheriveise auch sehr viel Iugend - liche begrüßen, sowie den Redner, Herrn Redakteur 'Mum me r t - Berlin. Herr Dr. Wrede hatte diesen als Vertreter gesandt, da er selbst durch den Besuch des Generaldirektors des Volksvereins in Berlin sestgehalten war. Schulleiter Klaus sprach die Hoffnung aus, datz sich die Jugend bewutzt in die Volksvereinsarbeit einstelle, damit der Nachwuchs gesichert bleibe. Er rühmte die tadellose Organisation des Volksvereins siir das katholische Deutschland, wodurch alle Regungen katho- lisäien Volkslebens gesammelt und verwertet werden zur Ab wehr der Entchristlichung Deutschlands und Europas. Hieraus nahm Redakteur Mummcrt das Wort zu seinem Vortrag: „Wir Katholiken und der Bolschewismus". Er ging davon aus, wie man als Mitglied des Volksvcreinv den Bolsä)«wismus selben soll und stellte dabei die Frage: „Ist die Volksvereinsidee der neuesten Zeit, der Entchristlichung — dem Volsclzewismus gewachsen?" und zeichnete dabei des alten Volks vereins Gedankens neue Form. Der alte Volksvereins-Gedanke habe den Krieg und die Nachkriegszeit überstanden und habe von dem Titanen Dr. Sonnenschein sBerlin) die Formu lierung erhalten als Reichs-, Volks-, Religions-, Kultur- und Schulungs-Organisation. Wie bewährt sich nun diese Formulie rung der Volksvereins-Idee in heutiger Zeit? Als Reichsorganisation: Es geht um den Bestand des Staates. Alle Kräste streben auseinander. Trennende Mo mente im Aolkscharakter zwischen Nord und Süd, Ost und West, Trennung durch die zahlreichen Parteien, die leider auch die Katholiken trennen, Nitz in den Weltanschauungen. Gemeinsam ist uns nur die deutsche Not. Diese Erkenntnis ist nicht einmal Allgemeingut des deutschen Volkes. Die deutsche Notgemeinschaf» wird bei den Katholiken Deutschlands nur durch den Volksvcr- ein hergestellt. Als Volksorganisation stellt der Volksvcrein unter den Katholiken wahre vorbildliche Volksgemeinschaft her. Mit seiner sozialen Lehre wird er gleichzeitig Religions- und Kuliur- organisatiou. In seinen Bestrebungen siir sozialen Ausgleich und Wirlschastobesserung und Behebung des Radikalismus ist er unübertroffen. Der stärkste Gegner des Volksvereins ist der sucht werden, durch Vorstellungen bei der Relchsreglerung ähn liche Verbllllgungsmatznahmen zu erreichen, wie sie In Berlin durchgesiihrt worden sind, um von einer Erhöhung des Brotprei- ses absehen zu können. Bis zum Abschluß dieser Verhandlun gen soll ln Leipzig, entgegen früheren Beschlüssen, von einer Er höhung der Brotprelse, die nach den ursprünglichen Beschlüssen bereits ab Sonnabend um 1 Pfennig fe Pfund eintreten sollte, Abstand genommen werden. ) Feuer im Leipziger Hauptbahnhos und in der Wollkäm merei. In der Nacht zum Sonnabend gegen 1.30 Uhr wurde die Feuerwehr nach dem Hauptbahnhof gerufen. Auf bisher nicht geklärte Weise waren in einem im Dachgeschoß gelegenen, zum Konditoreibetrieb gehörigen Arbeitsraum Säcke und Holz tafeln in Brand geraten. Die Lösch- und Ausräumungsarbeilen nahmen etwa eine Stunde in Anspruch. Im Tischlereibctrieb der Leipziger Wollkämmerei in -er Gohliscr Straße geriet am Sonnabendabend, vermutlich durch Selbstentzündung, Putzwolle in Brand. Durch die starke Qualmenttvicklung hätte« bei einem iveitercn Umsichgreifen des Brandes die Tiere im benachbarten Zoo gefährdet werden können. Die Feuerwehr erschien deshalb mit zwei Löschzügen an der Brandstelle: sie konnte das Feuer aber innerhalb kurzer Zeit unterdrücken. 5>U5 «ier !.susitr l. Der elektrisch« Tod. Im Nicderspaunungsnetz in Wölkau war ein Elektromonteur au der Freileitung beschäf tigt. Auf der Letter stehend geriet er mit der Leitung in Berüh rung und sank sofort zusammen. Alsbald angcstellie künstliche Atmungsversuäre konnten den Verunglückten nicht mehr ins Leben zuriickrufen. l. Zusammenstoß zwischen Radlern. In Leutersdorf fuhr eine Radfahrerin einem von Seisheitnersdors kommenden Bolschewismus mit seinem reichen und weltwirtschaftlich unab hängigen russischen Mutterboden. Wehe Europa, wenn er sein Ziel erreicht haben sollte! Seine Weltanschauung kennzeichne» die Gottlosen-Bewegung, die ihre Zentrale siir Europa nach Brr- lin legen wollte. Ihre Frontstellung ist gegen Rom gerichtet, und nur Rom sieht sic als beachtlichen OZegner an. In der Abwehr dieser Gefahr muß der Bolksverein Schulungsorganisation sein. Markant habe er den katholischen Menschen gegenüberzustellcn Besonders wolle er auch die Jugend zu diesen katholischen Menschen er ziehen. Mit Katholiken, die von der Abwehridce des Volks vereins beseelt sind, könne man sich trauen, den Bolschewismus in Schach zu hallen, genau so wie es den 12 Aposteln gelungen sei, eine ganze mächtige Welt geistig zu erobern. Dem hier und da auftauchenden Einwand, daß man Katholiken zu keiner star ken Front zusammenstellen könnte, stellte der Redner das /Uei- spiel des letzten Märkischen Katholikentages entgegen, wo 50 000 Berliner Katholiken einen Willen zum Ausdruck brachten, der eine katholische Mauer darstellte, die zeigte, was Katholizismus zusammengeschlossen leisten Kami, wenn er sich selbst treu ist. Der außerordentlich begeisternde Vortrag zündete in den Herzen der Zuhörer, die brausenden Beifall spendeten. Nach einer Pause ergriff Hochw. Pfarrer Grohmann- Seilendorf das Wort. Er dankte dem Redner und wies ans drin gende örtliche Volksvereinsarbeit hin. so auf den geplanten Kirchen bau in Hirschseldc, der etwa 1933/31 zu er warten sei. Er widerlegte «in kommunistisches Flugblatt zur Elternratswahl, welches man au die Kirchentiir geklebt hatte und die alten ost tviderlegten Lügen von den Bifchossgehältern aufwärmtc. Er sand warme empfehlende Worte siir die Süchs. Volkszeitung zur Schulung gegen derartige Lügen. Feststellen mußte der hochw. Redner, daß die riesen große Gefahr der Entchristlichung viel zu wenig erkannt und be achtet wird und forderte auf zum Hochhalten der Fabne Jesu Christi bis zum Ende. Auch diesen pricstcrlichrn Worten wurde starker Beifall gezollt. Im Schlußwort erinnerte der Versammlungsleiter Schul leiter Klaus an di« Exerzitien in der Vsingltn>oci>e in <so Hen richen. er bat um weitere treue Mitarbeit im Volksverein und regste Werbetätigkeit und schloß di« Versammlung gegen 7 Uhr. Anschließend sand in der Kapelle Maiandacht statt, wozu sich der Raum bei dem Andrang als zu klein «rwies. Am Abend ivar noch ein geselliges Beisammensein. So hat sich auch die diesjährige Bezirkstag»«« des Volks vereins würdig und erfolgreich den bisherigen Tagunoen an gereiht. Mögen von ihr ous reiche Anregungen in die «""einen Ortsgruppen dringen. M Gr. Radfahrer ins Vorderrad, so daß dieser sivizte. wobei er Kops verletzungen und eine schnüre GehirncrichuNer.nig daoou'.rug. Oer Bautzener Haushaltplan abgelehnt Bautzen. Die zweitägige Bautzener Haushaltplauberatuug endete mit dem überraschenden Ergebnis, daß der Haushaltplan für 1931 von fast allen Fraktionen des Ttadlvcrordnetenkolle« giums nbgelchnt wurde. Für seine Annahme stimmten nur die Sozialdemokraten. Die anderen Gruppen erklärten unter Hin weis aus die Ablehnung der Dcckungsmiltel, daß sie nicht ver antworten könnten, den Etat mit einem Fehlbeträge vor» nahezu 1 Million Mark zu verabschieden. Das vom Stadtrat errechnete Defizit stellte sich auf rund 800 000 M Da« zu sind aber im Zusammenwirken von Kommunisten, Sozial« demokralen und Nationalsozialisten noch weitere Ausgaben iE Höhe von mindestens 200 000 M. beschlossen worden, ivährenhi aus der anderen Seite die vom Stadtrat geforderte Verdoppel luiig der Bicrsteuer und die fünssacig: Erhöhung der Bürger steuer abgelchnl wurden. Selbst für den Bermittluugsvorschlag, die Bürgersteuer nur um das 2^sachc zu erhöhen, sand sich keine Mehrheit. Es muß nunmehr da-: C i n i g u u g s v e r- s a h r e n eingcleitct «verden. Kamenz. In der gemeinsamen Sitzung der beiden städti schen Körperschaften wurde enieul über die Ro'sooiinge zur Gcmeindestcuerordnung beraten siir die ein Einig ioasv«rsah- rcn eingeleitet worden war. Bürgermeister Dr. Gebauer teilte mit, daß auch der Eiuigungsausschuß kein Ergebnis er zielt habe Da in der gemeinschasilichen Sitzung w «der sämt liche Einigungsvorschläge abgclebn! wurden, stellte zum Schluß der Vorsteher Iustizrat Voigt scsi, daß eine Ciniaiing nicht erzielt worden ist Anschließend sand ein« öküntlichc Sit zung des Sladtverordnetenkoliegiums statt. Versunkenes Gold Gin «»man von lllvthar Sinn- Fredrik tllophrlght by Fredrik, Berlin. (36 Fortsetzung) „So, Danychen. Und nun mußt du mir versprechen, datz du mir nicht bös« bist — und daß du dich mit mir freust, datz wir unfern alten Lord wieder hier haben? .. ." „Ja, Fritz. Im Grund« freu« ich mich wirklich sehr darüber, «brr „Kein Aber", unterbrach st« Fritz. „Gib mir ltrber «inen Kutz. — So. Und nun darf ich di« -w«it« Ueberraschung nicht länger auf dich wart«n lasten. Di« wird sonst nämlich un- grduldlg. . „Was? Was ist denn das?" fragte Dany erstaunt. Der Bruder aber zog st« ungeduldig in die Höhe: „Komm, Schwesterchen, komml Du wirst ja sehen . . Den Hund zwischen sich schritten di« beiden G«schwist«r in da» mittlere Zimmer htntibrr, da» ihnen zugleich Empfangs-, Wohn. Eß. und Festraum war. In der Tür prallte Dany zurück Eine große, schlanke, dunkle Gestalt stand am Fenster und -lickte in den noch sonnenklaren Spätnachmittag hinaus. „Doktor Nordmann , . » Herr Doktor Nordmann . , stammelt« Dany. Der Mann wandt« sich jäh um. Gr verbeugt« sich und sagte mit seiner sonoren, gedämpften Stimme: „verzeihen Sie, gnädiges Fräulein, daß ich Sie nun aber mals so übersalle, Ihr Herr Bruder jedoch schleppte mich ein fach mit. Gewalt ging diesmal vor Recht . . ." „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Herr Doktor. Ich -in ja froh, daß ich Sie wiedersehe —" Sie gab Ihm mit festem, herzlichem Druck die kleine, lchmalglirdrig« Hand, auf di« er sich diesmal niederbeugte und «inen Kutz drückte. „Aber, Herr Doktor, sagen Sie mir, wie Ist das nur gekom men? Wo haben Sie sich getroffen?" „Das wird dir Herr Doktor Notdmann alles in schönster Ruhe er,zählen", mischte sich Fritz ein. „Ich hab' Fine schon ge sagt, daß sic «ine gute Taste Kaffee machen soll." „Ich habe eigentlich gar kein« Zeit ... ich möchte auch nicht stören..." versuchte der Ingenieur einen schüchternen Einwand. „Nein, Herr Doktor, das gibt's ganz und gar nicht! Ee- fangen — mitgegangen —mit Kaffee getrunken! Anders geht's nun mal nicht." Und es wurde «Ine sehr amüsant« und launige Kasse«, stunde. Dany fühlte sich so frei wie selten. Es war fast, als habe di« Anwesenheit dieses eigenartigen Menschen, den sie im Grunde doch noch gar nicht recht kannte, alle Sorge und Beklommenheit aus ihr vertrieben. Sie dachte nicht an die Zukunft, an da» Morgen, an das, was werden würde und was ihr bevorftand. Sie hatte den Vries des Bruders, diesen mahnenden, entsetzlichen, harten Brief, der ihr das Blut in wilden Pulsschlägen durch di« Adern gejagt hatte, so gut wie vergesten. . . Wie seit langem nicht lacht« und scherzte sie, ging auf die ganze Fröhlichkeit der beiden andern «In, dir, möglicherwets« auch nur durch den Zu fall in glücklich« Stimmung versetzt, diese kostbaren Minuten geradezu aufsogem Daß Fritz vergnügt war. durfte ihm niemand Übelnehmen. In seiner Gutherzigkeit lag es ja begründ«», daß er jede Freude, die er «tn«m andern und besonders einem lieben Menschen er- wies, wie ein« eigen« empfand. Und daß sich Dany von Herzen über dir Wiederanwesenheit des treuen Lord freute, das glaubte er unbedingt annehmen zu dürfen. Selten seit Monaten hatte er die Schwester so heiter gesehen, wie gerade heute. Und «inen anderen Grund siir die Heiterkeit konnte er sich nicht denken . . . Und Doktor Nordmann — er wußte wohl selbst nicht, warum er gerade in diesem vom lichten Sonnenschein des Glücks gar nicht so stark beleuchteten Hause sich so whol fühlt«, und warum er gerade hier immer frei und vergnügt wurde . . . Jedenfalls erzählte er in sehr launiger und amüsanter Weise, wie er Fritz in der Hochschul« getroffen hatte, und daß er aller dings mit Absicht dort nach ihm gefahndet habe. Gestern näm lich sei er draußen in dem Villenvorort gewesen und habe nach dem kleinen toten Haus aus dem kirserarllncn Hügel aelucht . . . „Aber cs sicht nicht mchr da" tutzr er soll „Es ist um gebaut und viel größer geworden Und häßlich . Der Cieu und der wilde Wein sind hernnterge chnitlcn, und statt dieser Naturbekleidung hat der neue Besitzer es mit Kalk bewerscn lasten. Auch der Vorgarten ist arg gelichtet. Man sieht jetzl durch mageres Buschwerk sihr wohlgcpslegie und garten- architektonisch sicher auch sehr gut angelegte mit gelbem Kies bestreute Wege und wohlgerundete Beete mit angemessener Blumenbesetzung. Aber — ich weiß nicht . . mir geiällt dar alles nicht. Es ist anders und jremd geworden Als ich damals im Winter zu Ihnen kam war ja von Grünem außer den wun dervollen. breitvcrästcrlten Kieiernkronen noch keine Rede. Trotz dem gefiel cs mir Aber jetzt . .. Und nun sollten Sir gar erst in den Hintergarten kommen!" „Ja — aber kennen Sie denn den neuen Besitzer'?" fragte Dany, und Fritz meinte: „AKrren Cie denn drinnen?" „Ja — misten Sie denn nicht, wcr Ihr Hans gekauft hat?" fragt« der Ingenieur verblüfft, und als die beiden verneinten, entgegnete er, womöglich noch mehr erstaunt: „Herr Günther Hochberg!" „Höchberg!?" Fritz fuhr in die Höhe, wahrend Dany nur stumm erbleichte. ..Hochberg? — Nein, nein . . . irren Sie sich nicht? Das ist doch gar nicht möglich . . . Jetzt entsinn« ich mich auch. Es mar ein Herr Schulz. . . jawohl, ein Herr Schulz aus der Frankfurter Allee!" Dany sprach mechanisch den Namen vor sich hin. Und in ihrem Kops« liefen fortwährend die Worte: ..Hochberg hat dein Elternhaus gekauft — Hochberg hat dein Elternhaus gekauft!" wie scl-eue kleine Tiere umher Ihr Gesicht war totenblaß ge worden. und ihre Augen starrten groß und leer aus das schnee weiße Tischtuch, aus dem zitternde Sonncnringe tanzten, sich um einander drehten, sich zu Gruppen zusammenstcltten, sich formten, Vuchftabengcstalt annahmen ... bis mit einmal klar und deut lich quer über das weiß« Tuch geschrieben stand: Hochberg hat dein Elternhaus gelaust! . . . Und mit einem Male brach Dany Dankcrtsen in rin bei nahe hysterisches Weinen an». (Forttehung folgt.)