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Nr. 237. lOS. Jahrgang. ertpztyer Tageblatt. Sonntag. ^.7. Nutzuü tSH. So «i f^s-2 k^isclie Kriege sich betätigen werde, wie erwarte, darauf will ich mein Altes mantis berger). schien Er vv m W« reiche Au romantts, abgestim» weshalb fälle stet« entleihcr an die Di recht fad Die kurzer lungen d und der Sonnab« an denei wieder stündige, schlug zu offiziöse französi Gebiets find. aenvmm bereits Metallii organi nehmerv Die paraüetalel. Abends 7 Uhr begann im Hotel „Kaiserhof" in Altona bei den Majestäten die Paradctafel für das 9. Armeekorps. Zur Tafel wurde die Kaiserin von dem Großherzog von Mecklenburg Schwerin geführt. Der Kaiser führte die Großherzogin von Mecklen burg-Schwerin, der Großherzoq von Mecklenburg- Strelitz die Prinzessin Eitel-Friedrich, der Groszherzog von Oldenburg die Prinzessin Marie von Schleswig- HolsteinSonderbnrg-Glücksburg und der Kronprinz Prinzessin Viktoria Luise. Die genannten und die übrigen anwesenden Fürstlichkeiten nahmen rechts und links von den Majestäten Platz. Bei der Paradetafel brachte der Kaiser folgenden Trinkspruch aus: Ich spreche Euer Exzellenz nochmals meinen herzlichen Glückwunsch aus zum heutigen Tage. Sie haben mir das 9. Korps in einer vorzüglichen Verfassung vorgeführt. Der Tag ist das Resultat harter, anstrengender Arbeit und zeugt von Hin gabe. Disziplin und Manneszucht. Deil beiden Grofzher,zögen, meinen Pettern, spreche ich meinen Dank aus für den schönen Anblick, den die Söhne ihrer Länder ge boten haben. Eurer Königlick>cn Hoheit lege ich meinen besonderen Dank zu Füßen dafür, daß Eure Königliche Hoheit mich zum Chef dieses vorzüglichen Regiments ernannt hat, das eine ruhmreiche Geschichte hat und sich im Kriege oft hervorgetan. Ich bin dadurch in enge Beziehungen zu d^m Korps nnd dem Heimatlande Euer Königlickxn Hoheit getreten. Den regierenden Bürgermeistern der freien Hanse städte spreche ich meine besten Glückwünsche aus zu Len schönen, strammen Regimentern, die die Söhne der Hansestädte gestellt haben. Zu gleicher Zeit sollen sie meinen besonderen Dank entgegcnnehmcn da für, daß sie den Regimentern Fahnen bänder zu ihren Fahnen gestiftet haben Dieser Schmuck wird die Regimenter noch fester an ihre schönen Städte ketten. Daß das Korps im Frieden wie im ich cs von ihm Glas erheben: das i>. Zum Die find, w Tagung ist folg forderte den U Erklär Presse , der Derk, Zu dies, Chemni von V« getreten nehmer, lehnte d Vorsitze' teil, il nehmer Verhaut willigkei den Vor sei die lolgen, Stelle, rede g verweig werden. „Dies wie in l fügige sollen, es sich handelt Familie einer L sein dür liegende liche De, beiter tun, um und nich zu lasser Die fluh zu bis Brc unser B Mitteil Die Re Wei Der oerband in Linde bandsset sperru hauptsäcl verha der sozio wegung setzt hab, verharre Boden st loses E diesen ei los stank wenn di die Foi Das g< beitgebe, Stellung dem dies derselben tionalen allerding es als bürgerlic Verband Vertcilui demokrat können c inder, weghelfet Handlung s-i. „3» ohne Un rritt halt ist wede: noch vo» einen S Es ist T nisati gesetzt wäre, bl worden I kratish r den Gcgi Sollre verbau Sachlage kratisl genehr sich 1 sl Metal führen Armeekorps Hurra! Der kommandierende General von Plettenberg erwiderte auf den Trinkspruch des Kaisers: Eure Majestät! Es standen heute in der Pa- ^rade Männer aus der Provinz Schleswig-Holstein, der Heimat Ihrer Majestät der Kaiserin, Männer Montenvers oder dem Gletscher der Bostons jüngere und ältere Hochtouristinnen, die in .Zupcs entrav^-es", den sog. Hindernis- oder Festelroben, über Eis- und Felsenspalten hinwegzukommrn suchen! Zn densel ben ultra-engen Röcken, in denen sic schon auf den Pariser Stragen und Boulevards tausend Gefahren liefen! Manche haben sich große Nägel auf die Stiefeletten mit Avsätzcn Louis XV. schlagen lassen — aber sie können nur winzige Schrittchen machen, gleiten und olumpscn, daß das Schauspiel gar komisch anzusehen ist. Der Nachwelt wurde es von der Armee der Amateurphotographen in vielen Moment aufnahmen Vorbehalten. Manche gesunde Führer des Montenvers packten die Hindernis Pariserinnen re solut um di« Taille und trugen sie wie angenehme Püppchen über den gefürchteten Mauvais-Pas hin über in den sicheren Tannenwald. > Marokkoarbeit in erster Linie die Eröffnung für europäischen Handel und Verkehr. Andere Firmen find ihm gefolgt. Was Marrakesch bringt, geht fast aus schließlich durch deutsche Hände. Fünf große deutsche Firmen sind dauernd an der Arbeit. Nur eine weniger bedeutende englische schließt sich dem an. Und doch streckt Frankreich die begehrlichen Hände auch nach diesem wertvollen Stück Marokko. Nicht gering ist die Zahl der Franzosen, die ihre Re gierung nach dort gesandt: eine Militärmission, einen Berufskonsul, Aerzte und noch manchen an deren, alle erst in den letzten Jahren dort zusammen geströmt. Zwei Firmen auch haben sich aufgetan, wohl nur aus politischer Ursache, denn die Geschäfte liegen in deutscher Hand. Der deutsche Kaufmann hat dieses Land der Erschließung erobert und hat es dem deutschen Handel bis heute er halten. Doch unablässig ist die politische Macht der Franzosen an der Arveit, unseren wirtschaftlichen Einfluß zu vernichten und die heute überall und aus nahmslos vorhandene Neigung der Eingeborenen für Deutschland zu zerstören. Das letzte wird ihnen so schwer werden wie das erstere, aber gelingen wird es, wenn die deutsche Flagge rühmlos abzieht von Agadir, wenn wir die Torheit haben sollten, zu glauben, daß wir wirtschaft liche Erfolge erzielen können bei der ausschließlich politischen Vorherrschaft Frankreichs. Abberufung des Kreuzers „Berlin"? Wie ein Berliner Blatt hört, wird nach den jetzt erlassenen Herbststellenbesetzungen für die Flotte der vor Agadir liegende Kreuzer „Berlin" unter den Kreuzern der Hochseeflotte aufge führt. Das Blatt sieht dies als Beweis dafür an, daß man mit einer baldigen Heimbeorderung des Schiffes rechnet. Wir halten diesen Schluß nicht für zwingend. Die Notwendigkeit, daß in Agadir ein deutscher Marine posten sich aufhält, bestehe er nun in „Berlin" oder einem anderen geeigneten Schiffe, ist durch die jüng sten Ereigniste im Hinterlande bestätigt. aus den Eroßherzogtümern Mecklenburg, den Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck. Eure Majestät haben die Leistungen aller in überaus gnädigen Worten heute vormittag und jetzt hervor gehoben. Eurer Majestät für diesen huldvollen Beweis gnädiger Gesinnung ehrerbietigst Dank aussprechen zu dürfen, bitte ich um die Erlaubnis. Eurer Majestät Soldaten haben niemals ein an deres Streben gehabt als nach Worten der An erkennung aus Euer Majestät Munde. Dafür setzen sie Gut, Blut und Leben freudig ein. Daß es uns heute vergönnt war, Eurer Majestät Anerkennung zu erwerben, läßt uns die Mühen der letzten Zeit leicht erscheinen und wird uns «in Sporn sein, im Krieg und Frieden weiter zu streben. Ich bitte Eure Majestät, über zeugt zu sein, daß Ew. Majestät im deutschen Lande kern« glücklicheren, dankbareren und treueren Untertanen hat, als das neunte Korps. Ich fordere die Generale und Stabs offiziere des Korps auf, mit mir zu rufen: Seine Majestät, unser aller gnädigster Kaiser Hurra! Nach der Tafel fand in einem Nebensaale Cercle statt, worauf sich das Kaiserpaar nach dem Altonaer Rathaus begab. Die Majestäten wurden auf der Fahrt stürmisch begrüßt. Die Stadt war festlich illuminiert. Fürst von Fürstenberg geladen. Der Kaiser nahm nachmittags den Tee beim Gesandten Frei herrn von Jenisch in Klein-Flottbeck. Die Kaiserin entsandte ihre Damen zum Besuche einiger Wohl- tätiakeitsanstalten von Altona, u. a. des Diakonisten- hause» und de« Helenenhause». Der Kaiser verlieh anläßlich seiner Uebernahme der Ehessielle bei dem Großherzoglich Mecklenburgischen Füsilierregiment Nr. 90 an die Offiziere und Mannschaften des Regi ments Or densausze i ch nun g en. Oberst von Buck erhielt den Kronenorden zweiter Klasse. Phantasien vom Montblanc. Les Praz de Chamonix, Ende August. Wie kommt das? Seit sieben Wock)en hat cs im Tal von Chamonix nicht mehr geregnet, und während andere Flüsse Europas rm Schweiße ihres Ange sichts nur noch die paar Tropfen eines Bächleins den» Meere entgegenlenden, rollt die Arve mit rasender Geschwindigkeit ihre tollen Wassermasscn zur Rhone hinunter. Das „ewige" Eis ist im Schmelzen begriffen. Sichtbar. Lvenn es so fort- Aeht, löst sich der Monrblanc in Wohlgefallen aus. Im Vorjahr feuerte man schon in allen Hotels nm dies« Jahreszeit. Heu«r schleppen sich die Touristen mühsam in crn lauschig Eckchen unter Tannen, um sich vor dem Sonnenbrand zu schützen, lieber 1000 Meter Höbe und über 30 Grad im Schatten! Das halten auch die solidesten Gletscher aus die Dauer nicht aus: das Wäger läuft ihnen in Kaskaden Len Buckel hinab, und auf Len Aiguilles liegt schon lang kein weißer Flaum mehr — sie zeigen ihre Felscnnacktlnsit unverblümt bis zur Spitze. Di« verschiedenen Eis meere haben ihre silbernen Zungen, die sie bis hinunter ins Tal zu strecken pflegen, beträchtlich ein gezogen: der Rückgang der gefrorenen Schneemasse war noch nie so stark und ausfällig. Die Statistik eines Rechenkünstlers behauptet, daß jeder Hitzetag mehr den Montblanc 27 Millionen Zentner Eis lostet, was etwa dem Verbrauch ganz Europas ent sprechen soll. Wie der Mann zu seinen Ziffern kam, weiß ich nicht, oielllleicht sind auch sie ein Resultat der Hitze. Ader bestimmt weiß ick, daß der Aufent halt im vielgerühmtcn Chamonix-Tal diesmal nichts besonders Erfrischendes hatte und daß man in dieser Hinsicht wcniastens vom Bankerott Les Königs der Alpen reden kann. Völlig freie Sankt. Man kaum nicht sagen, daß die französische Be scheidenheit von Tag zu Tag geradezu Riesenfort schritte macht. Wir sehen dabei ganz ab von den Ausbrüchen einzelner Organe, für die, wenn man sie charakterisieren will, nur zwischen den Ausdrücken Frechheit und Unverschämtheit zu wählen ist. Viel bemerkenswerter ist die arrogante Grundlinie, die sich auch durch maßvolle Ausführungen der Presse hindurchzieht. Das Neueste ist, Laß allgemein als Bedingung einer Verständigung verlangt wird, daß Frankreich „völlig frei« Hand in Marokko ge losten" werde. Diesem Verlangen ist in aller Ruhe zu erwidern, daß gar nicht daran zu denken ist, das Deutsche Reich könne Frankreich völlig freie Hand in Marokko lassen. Die Agadiraktion wurde begonnen, weil die deutschen wirtschaftlichen Interessen in Marokko durch Frankreich duckt und indirekt aufs schwerste beeinträchtigt worden sind. Frankreich völlig freie Hand in Marokko lasten, würde nichts anderes bedeuten, als eine Neuauflage dessen, was andere Nationen in dem französisch gewordenen Tunis erleben mußten. Bei der Erschließung Marokkos wird es sich aber nicht um Gewinne von Millionen, sondern von Hunderten von Millionen handeln. Niemand auf der ganzen Welt hegt den geringsten Zweifel daran, daß, wenn der Entwicklung ihr natürlicher Lauf gelassen würde, Deutschland eine» starken, möglicherweise den stärksten Anteil an diesem Verdienst erhalten würde. Es ist nun nicht nur eine Forderung der Billigkeit, daß bei der Erschließung Marokkos dem Handel und der Industrie aller Nationen fair pln^ gewährt werde. Es ist auch ein unbedingtes volkswirtschaftliches Bedürfnis für uns, daß uns nicht die letzte große Gelegenheit zur wirtschaftlichen Erpansion künstlich verkümmert werde. Unsere Volkswirtschaft lst auf den Export gestellt: und wird dies von Jahr zu Jahr mehr, da von Jahr zu Jahr mehr Menschen in Deutschland zu versorgen sind. Je länger, je weniger wird es aber angehen, die Versorgung der in Kürze sicher 70 und mehr Millio nen Deutscher auf unsere Exportindustrie zu stellen. Die goldenen Zeiten jeder Exportindustrie sind heute vorbei. Wir erleben in den Hauptzügen eine Auferstehung des Merkantilsystcms Les 18. Jahr hunderts: jede Volkswirtschaft strebt dahin, ihren Be darf an Halb- und Fertigerzeugnisten innerhalb der eigenen Grenzen zu schaffen; und die rationelle Aus nutzung der Wasserkräfte mit Hilfe der Elektrizität wird im Verlause weniger Jahre auch wirtschaftlich schwache Staaten ungeheuer voranbringen. Ein Land, das Menschen im Uebermaß produziert, muß deshalb dahin streben, einen größeren Anteil des Erd bodens unmittelbar sich dienstbar zu machen. Wir brauchen deshalb deutsche Siedlung über See; und es gibt kein besseres Siedlungsland für deutsche Bauern als Marokko. Freie Hand für Frankreich in Marokko? Nein: absolut wirksame Bindungen Frankreichs, die ihm unmöglich machen, das tunesische Beispiel auf Ma- -kko zu übertragen! Garantien dafür, daß unser Handel in Marokko nicht durch Zollschikanen, wie sie jetzt an der Tagesordnung sind, geschädigt wird. Garantien dafür, daß die Pioniere der deutschen In» dustrie unbehelligt die Bodenschätze des Landes heben, auf eigenen Bahnen zur Küste befördern, un gestört verfrachten können. Dafür, daß deutsche Bauern in Marokko siedeln und zu wohlhabenden Leuten werden können, ohne auf Schritt und Tritt durch Zoll-, Eisenbahn- und Landerwerbsschikanen behindert zu werden. Weiter: Die Franzosen wollen sich eine afri- kanische Armee schaffen. „Einige Divisionen", „mindestens drei Armeekorps", „zwei Millionen modern geschulter Krieger". Wie viel sich von den hochfliegenden Hoffnungen verwirklichen lassen wird, steht dahin. Sicher so viel, daß un ere militärische Lage gegenüber Frankreich sich erheblich verschlechtern wird. Das sollen wir ruhig mit ansehen? Sollen Jahr für Jahr 160 und mehr Millionen den Aus gaben für unsere Wehrmacht hinzufügen? Nimmer mehr. Wir brauchen auch militärische Garan tien von Frankreich. Und können gar nicht daran denken, ihm hierin freie Hand zu lasten. Schließlich läßt sich auch das Marokkoproblem, wie alle Kolonialprobleme, auf einige sehr nüch terne Zahlen bringen. Es handelt sich darum, ob wir unser Volksvermögen vermehren oder dulden wollen, Laß sein natürltches Wachstum gehemmt werde. Es handelt sich darum, ob wir die Lage unse rer Industriearbeiter verbessern oder verschlechtern wollen. Darum, ob wir dem Steuerzahler neue, überflüssige Lasten auferlegen wollen. Ueberflüjsia, weil eine geschickte und mannhafte Politik ihr Not wendigwerden verhindern kann. Darum ist die Ma rokkofrage auch keine Diplomatenfrage, sondern eine Frage, die uns alle angeht. Uns angeht als Steuerzahler: uns angeht weiter als Staatsbür ger, denen es nicht gleichgültig sein kann, ob durch die mangelnde Entschlußkraft der Diplomatie eine außerordentliche Verschärfung der Kriegsgefahr für das Deutsche Reich zum Entstehen gebracht wird. Und darum Haven wir alle ein Intereste daran, daß Frankreichs Verlangen nach freier Hand in Marokko ein entschiedenes Nein entgegengesetzt werde. Marrakesch, ein Arbeitsfeld deutschen Fleißes. Neichtagsabg. Dr. Arning schreibt der „Deut schen Kolonialzeitung": Für den Europäer ist Marrakesch, die zweite Hauptstadt des Scherifischen Reiches, recht eigentlick erst erschlossen durch den deutschen Handel, seit vor einem Jahrzehnt etwa Herr v. Maur, jetzt unser verdienstvoller Wahlkonsul in Moaador, hier als erster Kaufmann dauernden Aufenthalt nahm. Das ganze Landdreieck Mazagan—Mogador— Marrakesch verdankt seiner nunmehr dreißigjährigen Angebliche deutsche Vorschläge. Berlin, 26. August. (Priv.-Tel.) In ihrer morgen früh herauskommenLen Nummer veröffentlicht die in Berlin in französischer Sprache erscheinende Zeitung „Journal d'Mlemagne" einen angeblich von deutscher amtlicher Stelle inspirierten Ar tikel, d«'. in eingehender Weise den deutschen Stand punkt in der gegenwärtigen Phase der Marokko verhandlungen zeichnet. Der strittige Punkt ist da nach die Größe des Hinterlandes von Kamerun, das Frankreich aus den Teilen vom Congo fran^ais Ga-on und des Territoire militaire du Tschad zur Arrondierung der deutschen Kolonie Kamerun abtreten soll. Für Deutschland sind zwei Ding« vor; besonderer Wichtigkeit: ein ausreichendes Stück Küstenland mit einem brauchbaren Hafen und der ungehinderte Zugang zum belgischen Kon- gostaat soroie zum Kongosluste selbst. Die Ab. tretuna des sogenannten Entenschnabels, der Ncrdspitze von Deutsch-Kamerun am Tschadsee, die um Les Prestiges willen von Frankreich verlangt wird, kann um sö weniger erfolgen, weil in diese vorgeschlagene Arrondierung das Gebiet von Linder, Lera und Lai^ das unmittelbar an den Entenschnabel anstößt, mitelngeschlchsten ist. Im Süden von Ka- merun müßte die G.renze bis Corisco-Dai gehen (über die Abtretung .der spanischen Kolonie Rio Muni ließe sich ebenfalls noch reden), um dann im Hinterland von Französtsch-Kongo aus den Ogowe- Der Mauvais-Pas, .Schlechte llebergang", ist ein Scherz der Montblanc-Füqrer — um keinen Preis würden sie zulasten, daß man den Felsenstcg, über den alljährlich 10 000 Menschen hinübettraxeln, be quem erweitert, was so leicht zu machen wäre. Sie behaupten, daß ohne den gefährlichen Paß die Tour nach dem Mauvais-Pas und Montenvers ihren Reiz verlöre —, in Wahrheit fürchten sie, ihre Einnahmen zu verlieren. Aber ihre List hilft ihnen nichts mehr, und sie werden sich auf die Begleitung der weniger zahlreichen, wahren Hochtouristen beschränken müssen, die in di« höchsten Regionen, auf die spitzen Aiguilles du Dru ooer d'Argentisres steigen wollen. Auch den Montblanc besiegt die moderne Technik. Ein« Zahnradbahn erklimmt schon von Chamonix Len Montenvers, und von Les Praz wird in zwei oder drei Jahren eine andere entlang dem Mauvais-Pas zum Eismeer hinaufführen. Drei Kapitalisten- Gesellschaften leine französisch«, eine englische und eine Baseler) bewerben sich um die Konzession, die noch nicht erteilt ist, aber nicht verweigert werden kann. Und zur „Arete des Bastes du Dromadaire" oder dem „Dome , den gewaltigen Schneekuppen, die dem höchsten Gipfel Les Montblanc vorgelagert sind, soll gar eine Drahtluftbahn schwindelnd empor steigen. Dann werden alljährlich Tausende sich die 4810 Meter des europäischen Riesen von oben an-- sehen. Seit die erste Ersteigung des Gletscherkönigs durch Jacques Balmat und Hovace-B^alSdict de Saustur« in Chamonix eines Bronzedenkmals für würdig erachtet wurde, hat sich die Zahl der Fuß wanderer nach dem keck aus dem Schnee lugenden Observatorium Janssens so vermehrt, daß sie in die Eine wahre Völkerwanderung ergießt sich in dies französisch« Interlaken, genannt Chamonix, „Campus Monitus": Flucht aus der Eroßstadthitze in die viel versprechenden Berge. In einer der letzten Nächte mußte man im Kasino für 110 .^Obdachlose" ein Streulagcr bereiten und im Bahnhof Wartesaal sowie in den Waggons übernachteten viele andere; zahl reiche Wanderer, die nicht „vorausbestellt" hatten, mußten wieder in der Richtung nach Genf zurück kehren oder es mit Zermatt versuchen, ohne die Ira- ditioncllcn Montblanc-Promenaden, den Mauvais Pas am Montenvers oder die Chemin6e am Brckvenr, in die List« ihrer angeblich gefährlichen Hochtouren eingeschrieben zu haben. So viele Fortschritte die französische Gaslwirtsindustrte hier gemacht hat — sie ist noch allzu unternehmungsfaul und weit zurück hinter der schweizerischen. Kein wirklich erstklassiges Hotel ist in den französffck-en Alpen zu finden. Dabei wächst die Fremdcnflut alljährlich bedeutend, seit die „P.-L.-M." ihre bequeme elektrische Hochbahn gebaut bat. Von dem mondänen Treiben, das in den Luxushotels am Fuße der Jungfrau herrscht, ist nicht viel zu bemerken. Amerikanische Milliardäre und «uropüisch« Prinzen durchffahren darum die Ge gend nur im Automobil — und der Staub, den sie aufwirbeln, ist die Plag« der Talbewohner. Der ge wöhnliche Sterbliche, der nach Chamonix kommt, würde sich über das Fehlen großer Paläste nicht be klagen, im Gegenteil, wenn der Menschenandrang in den bürgerlichen Karawansereien nicht ein so sckzarses Hinaufschrauoen der Preise zur Folge hätte, daß man dafür schon sein „Carlton" verlangen dürfte. Wis sende lassen sich nicht mehr in Chamonix nieder, son- Lcs Praz, Argcntiöres u>w., wo noch die Kuhglocken läuten und doch recht gute, oft von Deutsch-Schwei zern geleitete Gasthöfe vorhanden sind. Em hollän discher Nackbar von der Table d'höt«, der inzwischen im chinesischen Exporthandel reich geworden ist, zeigt stolz s«in vergilbtes Tagebuch, das er vor 34 Jahren führte, als er zu Pferde mit Papa von Martiany nach Chamonix hinaufgeritten war. Damals gab es nur vier Hotels am Fuße des Mont-Blanc, und im besten kostete die Pension 6 Franken, Pferd einbe- grfffen. Heut« sind es ihrer wob! an 100 und dk« Pension kostet zwei- bis dreimal mehr, Pferd und Kurtaxe nicht «inbegriffen. Die Kurtaxe hat man von dcutsckzen Bädern gelernt und leistet dafür einige Nubebänke an den Waldwegen. Auch haben sich die Hoteliers nach deutschem Muster zu Verkehrsrer- cinen zusammenacschlosien und machen einige Pro paganda, vor allem für den auch hier keimenden Wintersport. Was würde unser Holländer sagen, wenn er nach weiteren 34 Jahren Chamonix noch mals besuck)en könnte? Nock) ahnen die Leute hier kaum, wieviel Gold der Talboden rings um die wunderbare Gletscherwelt wert ist. 300 000 Quadrat meter baufähigcn Terrains find zum Verkauf kür 300 000 Franken ausgeschrieben und finden kerne Liebhaber — in zehn Jahren werden sie das Zehn fache wett sein. Hinweis für Bodenspekulanten! lEin Feuilletonist kann auch einmal einen klugen Millionär reich machen . . .) s Man darf kaum noch sagen, daß die Franzosen nicht reisen. Halb Paris hatte sich vor den Hiye- rckordcn in die Seebäder der Normandie und Bre tagne geflüchtet, und die Eilzüge nach den Alpen und Pyrenäen mußten, besonders zu Beginn der Schulferien, vielfach doppelt laufen. Trotzdem aber das französisch« Kontingent am Montblanc statt zu genommen hat, ist das der Ausländer noch sehr im Uebergewicht. Voran stehen die Deutschen, dann kommen die Italiener und an dritter Stelle die Eng länder. Die vornehmsten Pariser ziehen Interlaken oder St. Moriz vor, wo sie ihr gesellschaftliches Leben fortsetzen können, und was nach den uppsr tsn kommt, verzichtet sehr weitgehend auf Koketterie — das ist schon ein Anfang von verständigem Touris mus. Die großen Hutschachteln reisen nicht mehr mit. Doch ganz praktisch sind die Französinnen auf der R«ise immer noch nicht; sie schaffen sich noch keine bequemen^ staub- und rcgenficheren Lod«nkleid«r mit etwas fußsreien Röcken an — sie glauben ihr« letzten Modekostüm« in den Bergen „auftragrn" zu müssen. Und so steht man auf dem Eism««r des mir diese Dekadenz in vollem Umfang bestätigte. Er saß neben seinem Maulesel. Als ich ihm zu dem vortrefflichen Aussehen de«; Tieres gratulierte, ge stand er, daß er „Paulet" «ttnen geringeren Leibes umfang wünschte. „Er frM zu viel und hat nicht genug zu laufen. Niemand, will mehr reiten, seit die Bahn da ist, obschon sie teurer und weniger an- genehm ist", jagte er. Ich weiß nun nicht, ob es angenehmer ist, sich dicht am Abgrund entlang von einem Esel bis zu 2000 Meter Höhe emporrütteln zu lasten, oder den Aussichtspunkt tmt der Drahtseilbahn in einer halben Stunde zu erreichen. Immerhin be trachtete ich das Langohr mit Belauern; seine Jugend gestattet ihm vielleicht, seine sämtlichen Verwandten am Montolanc zu überleben. Der letzte Esel! Es beschleicht uns immer ein betrübliches Eesühl, den letzten eines Stammes vor uns zu sehen. (Beispiel: „Der letzte Mohikaner.") Und ich schwüre Ihnen, daß auch „Paulet" etwas Melancholisches in seine» guten savoyardijcheu Eselsaugen yatt<. Die savoyardische Urbevölkerung i/n Chamonix. Tal hat sich im letzten Jahrzehnt m erfreulicher Wesie kultivieren lasten — aus der Schweiz kommt ihr ein reinigender, befruchtender Wind. Der alte Schmutz ist aus den Weilern verschwunden: die Fremden fin den «ine Herzliche, nicht uneigennützige Aufnahme. Die Deutschen genießen in mancher Hinsicht den Vor zug. Nicht hier würde der Reserveoffizier und Schuh händler aus Nancy di« dcuffche Fahne herunterge rissen haben, wie er es unter dem Bcisall mehrerrr Gaffer in Aix-les-Bains tun durfte. In Chamonix haben sich einig« Württemberger und Boyern ange siedelt, die ihren flotten „Andenken"-H.indel und Wirtschaften betreiben. Di« Zcppelin-Biei Halle malt groß das Friedrichshafener Luftungetüm auf ihre Schilder an der Promenade. Wenn ich an der Table d'höte einen nicht sehr wohlerzogenen Pariser Gym nasiallehrer sagen hörte: „Ich weiß nicht, warum wir unser Geld in dies Tal tragen, das sich ger manisieren läßt", so handelte es sich um den über triebenen Ausspruch eines vereinzelten Chauvinisten. „Wenn di« Deutschen zahlreich da sind, geht der Keller am besten", meinen die Hotelwirte. Ameri kaner, Engländer und auch viele Franzosen trinken bloß Master. Wirklich nur aus Gründen der Hygiene? Ein vielerfahrener und über «in« Meng« gesunden Menschenverstandes verfügender Professor romanischer Literatur aus einer großen französischen Universitäts stadt versichert«, daß, wenn der Wein noch wie früher L stisarSttov (umsonst) gegeben werde, die Abstinenz ler g«rad« am meisten trinken würden. Es wächst immer mehr ein deutsches Reisepubltkum heran, da» wittlich mit dem Nützlichen das Ang«nehme zu ver. binden weiß. Der Alpenkletterer kommt abend» nicht mehr mit den Nagelschuhen in den Speisesaal. Vielfach geben schon Deutsch« den Ton an und er- scheinen zum „Diner" in Toilette und Smoking, was nach den Tagesstraoazen ein« liebenswürdige uno für die Alpenzentren schon recht weitgehende Prahle,ei ist. Oarl I^Lffrn. KeisesrlilcsI Lsckerzvsren 8. Pelek-Lsi»-. 6. em Jahre allein die Zahl 300 gewiß schon über- chritten hat. Die Zeitgenossen der Flugmaschine chrecken vor nichts mehr zurück. Das Dordringen der Bahnen und die Verbesserung der Wege Haven auch in Chamonix zur Folge, daß der früher so un« entbehrliche Maulesel mehr und mehr überflüssig wird; diese «Hedem im Höhental lehr stattliche Ka vallerie befindet sich schon in bedenklichem Aus sterben. Aus dem Weg« zum „Chapeau", ein«m be liebten Ausflugspunkt, traf ich einen Führer, der