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Luzeigru.Prei» M Sersorat» an» Leipzig und Umgebung dl« llpältig« Petttz«tl« L Vs di« ReName» z«U« 1VU. »an an»o»ärt» SO Pf. Siellamrn llll ML.' Inserat« von Behörden im amt. ltchen T«tl di« PetttzeU« 30 Vf. »«>chäft»anjrige» mit vlati»»rlchnst«n u. in der Lbendau»gab« im Preis« erhöht. Rabatt nach Tarik. Veilagegebuyr Gesamt» auslag« ü ML ^Tausend^e^kl. Postgebühr. FesterteUt, Uusträg«^können nicht »»rück- gezogen werbe». Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen «nd Plätzen wird lein« Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: I»b«noi»g«sle 3, bet sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Lzpeditionen de» 2». und Au»lande». Dewk und v«rlag oo» Fisch« ch «ltrsten Inhaber. Paul Kürst»». Uedaktio« u»d Geschäftet»M«: Iohanirtsgass« 8. s«wt.Filiale Lr«»d«»: Seestiatz« «, I (Telephon «621). Nr. 237 Sonntag, üen 27. Sugult lSIl. los. Jahrgang. Die vorliegende Angabe umfaßt 30 Leiten. Das Wichtigste. * Da die Einigungsverhandlungen der Schlich- Zmgskommission in der Metallindustrie ab gebrochen wurden, haben am Sonnabend in Chem nitz und Dresden die Aussperrungen begonnen. (S. d. bes. Art.) * In Gegenwart derkaiserlichenFamilie und zahlreicher Fürstlichkeiten fand am Sonn abend auf dem Luruper Exerzierplatz bei Eroß- Flottbeck die Parade des 9. Armeekorps statt. (S. d. bes. Art.) * Eine in Berlin erscheinende französische Zeitung teilt angebliche deutsche Vorschläge in den deutsch-französischen Marokkover handlungen mit. (S. d. bes. Art.) * In Liverpool haben auch die Auslader -ie Arbeitwiederaufgenommen. (S.Ausl.) * In Lissabon sind die Seeleute in den Ausstand getreten. (S. Ausl.) * Zn Amerika drohen Lei verschiedenen Eisenbahn gesellschafteu Streiks auszu- brechen. (S- Letzte Dep.) Natmenüigkelten. Die Marokkofrage und der durch ihre Auf rollung entfachte nationale Schwung in allen Schichten des deutschen Volkes sind den ziel- bewußten Sozialdemokraten, die auf Marxens Dogma schwören, aus zweifachem Grunde pein lich und unangenehm. Einmal haben ver schiedene „Genossen", die allerdings schon manch mal ziemlich dreist gegen die neunmal geheilig ten starren Parteigrundsätze verstoßen haben, der gegenwärtigen deutschen Politik in Marokko durch unbefangene Prüfung des Tatsächlichen ein überraschendes Verständnis entgegengebracht und sind zu ganz vernünftigen Urteilen gelangt. Auf der anderen Seite hat die anfängliche Tatkraft der Regierung weithin im Reiche und gerade auch bei der Arbeiterbevölkerung Sym pathien gefunden, so daß für die Sozialdemo kratie die drohende Gefahr besteht, die bedin gungslose Beherrschung der Massen zu verlieren, in ihrem unheilvollen Einfluß gemindert und da mit in ihrer Kraft geschwächt zu werden. Mit einem gewissen Gefühl der Unbehaglichkeit wird man sich im roten Lager bewußt, daß es doch noch etwas Stärkeres im deutschen Volke gibt als künstlich durch wilde Brandreden erzeugte Verbitterung, daß in den Deutschen aller Schichten ein gesunder nationaler In stinkt steckt, der durch die schwülstigsten inter nationalen Redensarten nimmermehr erstickt werden kann, der vielmehr gerade in dem Augenblicke erstarkt, in dem der Ernst der Lage schwere Entscheidungen in furchtbare Nähe rückt. Die erste Gefahr vermögen die Partei gewaltigen allerdings ziemlich leicht durch Parteibeschluß und Parteibefehl zu bannen. Eduard Bernstein, der zuerst aus einem echt marxistisch konstruierten „internationalen Kul turmandat" die Beteiligung des Deutschen Reiches an der Entwirrung der Verhältnisse in Marokko herleitete — die Kulturvölker, zu denen natürlich auch die Deutschen gehören, hätten gegenüber den der Kulturvormundschaft bedürftigen Völkern wie den Marokkanern ein allgemeines Kulturmandat — Eduard Bernstein hat bereits in der Berliner Massenversammlung, die vom Geiste Däumigs beherrscht war, seine Ideen nicht mehr zu verteidigen gewagt. Das Ehepaar Maurenbrecher, das auf dem Jenaer Parteitag sogar eine Ent schließung durchzubringen hofft, die eine be dingte Billigung der deutschen Marokkopolitik enthält, wird in der alten Musenstadt merken, daß der Wille Zubeils und Ledebours doch noch mächtiger ist als die Wünsche aller Revisio nisten zusammen, und wird vielleicht gar dem Schicksal des Ehepaars Braun, der völligen Kaltstellung, verfallen. Und dem Genossen Hildebrand, der sich in ähnlichen Gleisen bewegte, ist ja bereits von seiner Lokalorgani- sation eröffnet worden, daß für ihn in der Klaffenpartei kein Platz mehr sei. Mit den Außenseitern und Eigenbrödlern sind die Marxisten bisher stets unter mehr oder min der großen Beschwerden fertig geworden, und so werden sie auch in diesem Falle erledigt werden. Anders liegen aber die Dinge bei den Arbeitermassen. Viele Volksgenoffen sind im Laufe der Zeit doch hellsichtig geworden und fühlen sich angewidert von den tollen Abge schmacktheiten, die ihnen sozialistische Redner vor zusetzen wagen. Sie haben eingesehen, daß das Deutsche Reich ohne Expansionspolitik neben den anderen Mächten gar nicht mehr existieren könnte, sie wollen von der blinden Verneinung aller kolonialpolitischen Tätigkeit durch die Sozialdemokratie nichts mehr wissen, da diese doch einmal nichts Besseres dafür zu bieten vermag. Die Zahl dieser Einsichtigen schwillt an, je sichrer und tiefer die Erkenntnis für die Notwendigkeit unseres Vorgehens in Marokko dringt, und dadurch erleidet die Sozialdemo kratie natürlich eine empfindliche Einbuße. Dieser Gefahr zu begegnen, die Gedanken armen unter den Genossen festzuhalten und die Abtrünnigen einzuschüchtern und in den Jdeen- l kreis der Marxisten zurückzuzwingen, gilt jetzt das heißeste Bemühen der sozialdemokratischen Parteileitung. Zur Erreichung ihres Zweckes glaubt sie sich nur stärkster Mittel bedienen zu dürfen. Sie droht mit Massenstreik, mit planmäßiger Widersetzlichkeit bei einer mög lichen Mobilmachung und meint damit zugleich auch einen bestimmten Druck nach einer andern Richtung ausüben zu können. Gerade diese Maßlosigkeiten, diese überstürzte Leidenschaft lichkeit, diese aufschäumende Wut gegen die „Kriegshetzer" sind die deutlichsten Zeichen für die Erkenntnis der Schwäche der eigenen Position der führenden Genossen. Während die englischen, zum Teil auch die französischen So zialisten in diesen ernsten Zeiten sich auf ihre nationalen Pflichten besinnen, glauben die deut schen Genossen, ihrer Partei einen Dienst zu erweisen, indem sie nun gerade erst recht auf ihre internationale Gesinnung pochen. Der „Vorwärts" droht bereits mit einer Verstär kung sozialistischer Entrüstu.'gsdeklamationen: „Die Unverfrorenheit, mit der unsere Prozent patrioten die Hetze gleichwohl fortsetzen, legt der deutschen Arbeiterklasse jedoch die Verpflich tung auf, noch lauter und wuchtiger als bisher ihren Willen kundzugeben!" Angesichts solcher Aufreizungen darf das nationale Bürgertum sich nicht säumig zeigen. Nicht nach Ausnahmegesetzen oder Zwangsmaßregeln soll gerufen werden — für die Friedenszeit genügen die bestehenden Gesetze, und für die Kriegszeit sind Bestimmungen vorhanden, die den Reservisten die Befolgung des landesverräterischen Rates zur passiven Resistenz sehr bald verleiden würden —: durch umfassende Aufklärungs arbeit der bürgerlichen Parteien muß dafür gesorgt werden, daß die sozialistischen Brandreden Schall und Rauch bleiben, daß die zahlreichen Volksgenoffen, die sich den Fängen dieser Partei glücklich entwunden, die sich zum Vaterlande zurückgefunden haben, in ihrem Nationalgefühl gestärkt und gefestigt werden. Man erzähle in Volksversammlungen, wie sich auf dem Internationalen Sozialistenkongreß in Stuttgart der unentwegte Kolonienfeind Lede- bour von einem holländischen Sozialistenführer wegen seiner unverständlichen Haltung in der Kolonialfrage lächerlich machen lasten mußte; man weise mit allem Nachdruck auf die krasse Impotenz der Partei Bebels hin, Weltpolitik ' zu treiben: überall wird man gerade auch in Arbeiterkreisen das richtige Verständ nis finden. Je lauter, wilder und wütender die führenden Genossen die Massen aufzupeitschen suchen, um so nachhaltiger, kräftiger und ein dringlicher erzähle man von den Schwächen, die dieser Partei anhaften, von den Gefahren, die ihre Gefolgschaft mit sich bringt. In diesem Kampfe, das ist zweifellos, wird das nationale Bürgertum, wird der nationale Gedanke der Sieger bleiben. O Die Reooluiionzhetzer ist ein ausgezeichneter Artikel in der „Sachs. Natl. Korr." überschrieben, der sich mit dem gleichen Thema befaßt und zuletzt zu demselben Ergebnis kommt wie wir, daß eben die marxistische Sozialdemokratie jetzt einen Verzweislungskampf kämpft. Wir drucken aus dem Aufsatz hier die wesentlichsten Stellen ab: „Die Sozialdemokratie eifert wider die „Kriegs hetzer". Sie hat in Berlin, Leipzig, Dresden und anderwärts Massenkundgebungen veranstaltet, und ihre Presse tut sich aus den großartigen Eindruck dieser Veranstaltungen viel zugute. In Leipzig hat ein Redakteur der „Volkszeitung", Dr. Len sch, in Berlin ein Redakteur des ,,Vorwärts", Däumia, vielen Tausenden von Arbeitern vorgeredet, daß re sozusagen die Weltgeschichte in der Hand hätten; sie brauchten nur zu wollen und „die Puppen tanzen!" Der Leipziger Redner griff zu dem Vorbilde der großen französischen Revolution von 1789, und wenn er auch der geschichtlichen Wahrheit wegen bemerkte, auch damals hab« das Volk nicht an einem Tage alles erreicht, vielmehr habe die Umwälzung 26 Jahre gebraucht, so ist es doch bezeichnend für die Art, wie die Sozialdemokratie Volksbelehrung treibt, daß er etwas sehr Wichtiges vergaß: die Ab lösung der im Blute erstickten Volksherrschaft durch die schrankenlose Alleinherrschaft Napoleons I. Frei lich eine für unsere Sozialdemokratie wie für alle republikanischen Wolkenschwärmer unbequeme Er innerung. . . . Es ist ganz gewiß, daß heute, so wenig wie in den heißen Julitagen des Jahres 1870, die Einzel heiten der diplomatiscksen Auseinandersetzung mit Frankreich vom Volke verfolgt und beobachtet wer den, aber das, was man empfindet, ist durchaus nicht unklar oder verschwommen. Man sagt sich, das; Frankreich sich anschickt, «in Kolonialreich zu schössen, das ihm früher oder später wieder das llebergewicht im Vergleich zu Deutschland verschaffen wird. In stinktiv ahnt man das, und die französischen Militärpolitiker haben unklugerwcise diese Ahnung bestärkt durch den unbezähmbaren Drang, womit sie ihre Zukunftspläne Preisgaben. Mit afrikani schem Blut will man künftige Schlach ten schlagen. Dieser Gedanke ist es, der die Marokkopolitik in Frankreich volkstümlich machcu half, und derselbe Gedanke ist es, der in Deutschland in immer stärkerem Maße das einer mehrhundert jährigen Geschichte entstammende Mißtrauen wach pochte. Selbstverständlich beschränkt sich die Aufmerk- samkeit der gebildeten Kreise nicht auf diesen einen Punkt. Alle, die sich um die Zukunft unseres Han dels, um den Weltmarkt unserer Industrie, um die Aussichten unserer Kolonialpolitik im wahren Sinne des Wortes bekümmern, sehen mit Sorge auf den Gang der Dinge, und wenn sie sich auch sagen, daß möglicherweise der Abschluß der Verhandlungen be friedigender ausfallen wird, als jetzt nach gew st.n Anzeichen anzunehmen ist, so ist doch die vorwaltende Beunruhigung nur zu erklärlich. Die Sozialdemo kratie sieht in alledem nur eine kapitalistische Stim mungsmache; auch nicht die geringste vernünftige Erwägung läßt sie gelten; Regierung, Kolonial- volitik. Patriotismus — alles Lug und Trug, Schwin del und Niedertracht! Die radikale Führerschaft hat die Marokkosache als ein taugliches Obfekt zur Erprobung der revolutionären Kriegsbereitschaft der Massen erkannt, und sie glaubt, die Lunte sieges froh schwingen zu können. Nach den fanatischen Reden der vorgeschickten Genossen ist das Programm ganz klar. Zunächst soll der rote Schrecken die Ne- gierung einschüchtcrn und von einer Verfolgung ihrer Forderungen in der Marokkosache abhaltcn. Wird dieser Zweck nicht erreicht, so will man im kritischen Augenblick durch die allgemeine Arbeitseinstellung eine ungeheure Verwirrung schaffen, und eine Mobil machung soll das Zeichen sein zur „Diktatur des Vroliteriats". Also: mit Frankreich muß unter allen Umständen Frieden gehalten werden, ganz einerlei, was Deutschland einbüßt, so will es das sozialistische Weltfriedensbekenntnis. Aber einen inneren Krieg zu führen auf deutschem Boden, mag so viel Blut fließen, wie da will, dazu ist die kulturstolze Sozialdemokratie bereit. Oder ist ihr Herrschastswahnsinn schon dem Gipfel so nahe, daß sie wirklich glaubt, ihre drei Millionen Wähler stimmen seren hinreichend, um ganz Deutschland ohne Mühe und Widerstand unter die Diktat »r des Prole tariats zu beugen? Hat man jedes Augenmaß ver loren? Wenn sich im Stöttcritzer Wirtjchaftsgarten 30 000 Hände zu» Schwur der Gefolgschaft erhoben, so mag das einem verzückten Redner den Kopf wir beln machen' aber hinterher wenigstens könnte ihm einfallen, daß Leipzig heute 600 000 Einwohner zählt, worunter wohl 100 000 Männer sein werden, die ganz, aber auch ganz anders denken, als die 30 000 Verschwörer von Stötteritz, deren Zahl übrigens von nichtsozialdemokratischer Seite etwas geringer, näm lich auf höchstens 10 000, geschätzt wurde. Die sozialdemokratische Führerschaft weiß ganz genau, daß. wenn man das Bürgertum im Namen des Vaterland es zusammenrufen wollte, eine ganz andere Kundgebung zustande kommen würde, als sie die Leipziger Sozialdemokratie jemals zuwege bringen wird. Sie weiß aber auch, daß die vielgeschmähte „Bourgeoisie" die politische Leidenschaft nicht ohne äußerste Not entfesselt und auch nicht so dumm ist, eines gewissenlosen Maulheldentums wegen den Bllrgerfrieden preiszugeben. Eben darum sind die Goliathe so mutig vor ihrem Volke und halten ihr Geschimpfe für den Anfang einer neuen Welt geschichte. Jedenfalls können sie sich über eine Be schränkung ihrer Meinungsfreiheit nicht beklagen, und das Leben im ..Polizeistaat" ist für sie recht er träglich. Sie rufen die Masten zum Hoch- und Landesverrat auf und als Apostel des Weltfriedens und einer neuen Volkserziehung speien sie gegen ..Kriegshetzer" Gift und Galle, während sie selbst es als ihr gutes Recht ansehen, den inneren Krieg, die Revolution frisch, frei und frech als das nächste Ziel zu verkünden. . . . Es ist und bleibt ein wahres Wort, daß eine große Partei nicht auf unabsehbare Zeit von dem harten Brote des Protestes leben kann. Darum verliert das gereizte Gebaren der So zialdemokratie, das sich auf den ersten Blick so gar schreckhaft ausnimmt, bei näherem Zu sehen von seiner Wirkung. Der stark be drängte Radikalismus ist es, der um die Trümmer der marxistischen Programmherrlichkcit geschart u m sein eigenes Dasein, um Gegenwart und Zukunft verzwe felt kämpft. Ein- m a l muß er den Befähigungsnachweis erbringen; er muß leben und sterben für die Richtiakeit seiner Lehre. Ist es wieder einmal nichts mit der Ver- kündioung des Anbruchs der Diktatur, so werden die Revolntionsmacher eine gute Weile an dem stllucbe der Lächerlichkeit zu trao-n haben. Diesen Erfolg wünschen wir ihnen von Herzen." Oie Lsilerparaüe del Srutz- MUbeck. Die Kaiserin und Prinzessin Viktoria Luise begaben sich am Sonnabend früh um 8 Uhr von Altona aus in einem offenen Sechserzug nach dem Exerzierplatz bei Lurup zur großen Parade des 9. Armeekorps. Der Wagen der Kaiserin war eskor tiert von der Geleiteskadron des Hujarenregiments Nr. 16. Der Kaiser folgte um '/-9 Uhr im Auto mobil. Ebenso begaben sich sämtliche eingetroffene Fürstlichkeiten nach dem Paradeplatz. Auf der Feststraße bildeten Vereine und Schüler Spalier. Diese sowie das zahlreiche Publikuni bereiteten den Majestäten lebhafte Ovationen. DasWetter war schön. Der Parade wohnten mit allerhöchster Einladung bei: Generalfeldmarichall Graf Haeseler, General feldmarschall v. Bock und Polach, der amerikanische Generalmajor Carlington, der amerikanische Generalmajor Wotherspoon, Generalfeldmarichall Freiherr v. d. Goltz, General der Artillerie Gall- witz. Inspekteur der Feldartillerie, Generalleutnant Müdra, Chef des Ingenieur- und Pionierkorps, Generalmajor v. Larifch, Inspekteur der Jäger und Schützen. Mit den amerikanischen Gästen erschien der amerikanische Militärattache Samuel Shartke. Die Parade des 9. Armeekorps auf dem Luruper Exerzierplätze begann gegen 9 Uhr. Der starke Regen in der Nacht hatte den Platz staub frei gemacht, so daß die Zuschauer in der riesenhaften Tribüne und die Tausende, die ringsum auf dem Feld einen Stehplatz eingenommen hatten, das mili tärische Schauspiel voll genießen konnten. In der Nähe der Tribüne hatten sich die Plöner Kadetten aufgestellt. Die Truppen des Armeekorps standen in zwei Treffen, im zweiten die berittenen. Ter Kaiser, in der Uniform eines Eeneralfeldmarschalls, stieg am Luruper Weg zu Pferde. Vorher war die Kaiserin in der Uniform ihres Kürassierregiments eingetroffen. Auch sie stieg zu Pferde. Ferner waren eingetrosien: Prinzessin Viktoria Luise in der Uniform ihres Leibhusarenregiments, Prin zessin Eitel Friedrich in der Uniform ihres Dragoncrregrmsnts und die Großherccgin von Mecklenburg-Schwerin, ebenfalls in Dragoner uniform. ferner der Kronprinz, seine fünf Brüder, Prinz Friedrich Leopold, der Eroßherzog von Mecklenburg-Schwerin, der Erbgroßherzoa von Meck- lenburg-Strelitz, der Großhcrzog von Mecklendurg- Strelitz, der Großherzog von Oldenburg, der Regent von Braunschweig, Herzog Paul Friedrich von Meck lenburg, die Bürgermeister der drei freien Städte, die geladenen fremden Militärs und Gensralfeld- marschälle sowie die befohlenen höheren Offiziere. Der Kaiser ritt die Fronten der beiden Treffen ab, die anderen Fürstlichkeiten und die gesamte glänzende Suite folgten. Hierauf nahm der Kaiser aus den Händen des Generalleutnants Hoppen stedt den Frontrapport der Kriegervereine aus dem Bereich des 9. Armeekorps entgegen und ritt die Front der Abordnungen, die auf dem Paradefelde selbst Aufstellung genommen hatten, ab. Es waren dies etwa sechstauiend alte Krieger, während weitere zwölftausend Krieger auf der Zuf ahrtsstraße für die Fürstlichkeiten Spalier gebildet hatten. Der Kaiser sprach hierbei viele alte Krieger an. Von den Kriegern und dem Publikum wurden der Kaiser, die Kaiserin und die Fürstlich keiten stürmisch begrüßt. Beim ersten Vorbeimarsch ging die Infanterie in Kompagniesronten mit kurzen und tiefen Abständen vorbei, die Kavallerie in Schwadronsfronten, die Artillerie in Batterie fronten. Bei dem Borden..arsch der Gruppen gingen mit dem Grenadierregiment 89 der Großherzög von Mecklenburg-Schwerin, der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz und der Erbgroßherzog vonMecklenburg - 2 trelitz vorbei. Als das Füsilier regiment Nr 90 anrückte, setzte sich der Kaiser, der die Chesstelle bei diesem Regiment angenommen hatte, an die Spitze des Regiment» und führte es der Kaiserin und den Fürstlichkeiten vor. Die Kaiserin selbst führte unter lebhaftem Jubel des Publikums ihr Füsilierregiment Königin (Schleswig-Holsteinisches) Nr. 86. Der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin führte das Dragonerregi ment Nr. 17 und die Großherzogin von Mecklen burg - Schwerin das Dragonerregiment Nr. 18. Beim zweiten Vorbeimarsch defilierte die In fanterie in Regimentskolonnen, die Kavallerie in Eskadronsfronten und die Artillerie in Abtei lungsfronten, die beiden letzteren im Trabe. Tie Kaiserin hatte nach dem ersten Vorbeimarsch im Wagen Platz genommen. Der Kaiser und die anderen Fürstlichkeiten führten auch beim zweiten Vorbeimarsch ihre Regimenter. Um 11,30 Uhr war der zweite Vorbeimarsch beendet. Das Publikum nahm so lebhaften Anteil an dem Schauspiel, daß es bei den anscheinend besonders ge lungenen Vorbeimärschen in die Hände klatschte. Nach der Parade hielt der Kaiser Kritik ab und nahm militärische Meldungen entgegen. Der Kaiser begrüßte noch jein neues Chefreaiment und verließ dann das Paradefeld, um von Othmarschen aus sich an die Spitze der Fahnenkompanie zu setzen. Die Rückkehr. Der Kaiser, begleitet von seinen Söhnen, traf von der Flottbecker Chaussee an der Spitze der Feld zeichen um 12'/, Uhr am Rathausc in Altona ein und ließ die Fahnenkompagnie, die das Grenadier regiment Nr. 89 gestellt hatte, vorbeimarschieren. Auf dem ganzen Wege bildeten die Kriegervereine, die Sanfiätskolonne und andere Vereine Spalier. Nach dem Vorbeimarsch begab sich der Kaiser, allerseits herzlichst begrüßt, an Bord der „Hohenzollern". Die Kaiserin und Prinzessin Viktoria Luise waren kurz nach 12 Uhr auf einem anderen Wege über Osdorf und Nienstedten vom Paradefclde im Automobil zur „Hohenzollern" zurückgekehrt. Auf diesem Wege bildeten viele tausende von Schul kindern Spalier. In Nienstedten hielt die Kaiserin einen Augenblick vor der Villa, wo ihre Eltern und sie selbst in den sechziger Jahren geweilt hatten. Zur Frühstiickstasel bei den Majestäten an Bord der „Hohenzollern" war