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Dss Wichtigste. * In Dresden trat am Freitag die dritte Konferenz der Finanzdezernenten größe rer deutscher Stätte zusammen. (S. d. des. Art.) * In den leitenden französischen Kreisen sollen die deutschen Gegenvorschläge nur in ge ringem Maße befriedigt haben. (S. den bes. Art.) * Zur Milderung der Lebens- und Fut termittelteuerung hat die Berliner Handelskammer eine Eingabe an den preußi- schen Minister der öffentlichen Arbeiten gerichtet. (S. Dtschs. R.) * Zur Linderung der Teuerung hob die französische Regierung das Verbot der Einfuhr holländischer Schweine auf. * Das Zeppelinluftschiff „Schwaben" unter nahm am Freitagmittag mit dem Eroßherzog von Sachsen-Weimar an Bord eine Fahrt nach Weimar und lehrte dann nach Gotha zurück. An einer zweiten Rundfahrt nahm das Herzogspaar von Sachsen-Koburg und Gotha teil. Falls Ostwind herrscht, wird die „Schwaben" auf ihrer heutigen Fahrt nach Berlin Leipzig passieren. lS. d. bes. Art.) * Der Flieger Graham White bat sich bei einem Absturz in der Nähe von Boston schwere Verletzungen zugezogen. (S. Letzte Dep.) Die kcsnMilchen GltmsnSver. Die französischen Ostmanöver, die in sehr auffälliger Weise an die Stelle der Nord manöver getreten sind — angeblich wegen Maul- und Klauenseuche — werden von der französischen Presse eingehend besprochen. Die Vorgefechte haben bereits begonnen, aber die Hauptaktion wird sich vom 11.—13. September zwischen Vesoul, Villersexel und Rougemont abspielen; General Chomer, Mitglied des Oberkriegsrats, wird die Eesamtleitung über die von General Bonneau und Picard kom mandierten 7. und 8. Armeekorps führen. Es handelt sich darum, die Angriffs- und Ver teidigung smöglichkeiten in der sogen, „trouve clo Solkort" praktisch zu erproben. Das wohlbekannte „Loch von Belfort", die etwa 45 Irw breite Bodensenkung zwischen dem Iura und den Vogesen, durch die schon so viele feindliche Heere in Gallien einfielen, ist heute durch eine stattliche Reihe von Forts verteidigt, die das Vordringen des Gegners eine Weile aufzuhalten vermöchten. 1870 verzichteten die deutschen Truppen auf diesen ausgezeichneten strategischen Weg, da er zu weit von der Konzentrationsbasis ablag. Der Marsch nach der Seine - Ebene erfolgte aus der Richtung Mainz und Koblenz über Forbach—Metz—Verdun und über Weißen burg—Nancy—Toul. Heute bietet der Rhein übergang bei Straßburg keine Gefahren mehr und so wird die Konzentrationsbasis der deut schen Heere großenteils in Baden liegen, wo viele strategische Bahnen gebaut wurden. Trotz der Forts wird die „trouLs ä; Holkoi-t" also wahrscheinlich einer schweren Attacke ausgesetzt sein. 1871 während der Belagerung von Belfort hatte sich General Werder in den Wäldern des „Lochs" festgesetzt und die doppelt so starken Truppen Bourbakis zurückgeschlagen. Die französische Ostarmee, auf die man so große Hoffnungen gesetzt hatte, täuschte sich durchaus über die numerische Stärke des Gegners und vor allem über den Stand seiner Hauptmacht. General Billot hatte mit seinen 40000 Mann nur den 5000 Mann zählenden rechten Flügel der Deutschen bei Frahier vor sich; er brauchte nur einige Kilometer vorzustoßen, um das Hindernis zu beseitigen und selbst den Belagerungsgürtel von Belfort zu durchbrechen. Aber Bourbaki zog ängstlich seinen linken Flügel nach dem Zentrum hin, da sein 18. Korps von den starken deut- schen Batterien auf dem Mont Vaudois arg mitgenommen wurde. Nach einigen teuer er kauften Teilerfolgen mußte die auch jeglicher Verproviantierung ermangelnde Armee Bour bakis den traurigen Rückzug antreten. Der heutige Kriegsminister Messimy wollte sich überzeugen, ob die Wälder des „Lochs von Belfort" auch jetzt noch eine so vollkommene Täuschung über die Stellung des Gegners er möglichen würden. Man setzt in Paris die allergrößten Hoffnungen auf den Aero- ptan. Das gesamte Aviatikerkorps ist nach der Ostgrenze beordert worden — man weiß ja, daß dies schon zwei jungen Offizieren das Leben kostete. Das Thema des ersten Manöver tags, der das 7. Korps beschäftigte und eine von General Fach kommandierte rote Partei, einer von General Durand de Villers kom mandierten weißen Partei gegenüberstellte, lautete: Eine feindliche (weiße) Partei ist am Morgen durch die ,.trouöe ä» kolt'ort" hin durchgelangt, rückt auf Vesoul vor, wird die Saone überschreiten und dann nach der Haute- Marne und nach der Cote-d'Or weiter marschieren. Ein (rotes) Heer rückt ihr entgegen, um ihr den Weg zu ver sperren. Hauptsache ist, die Saone-Uebergänge in der Hand zu behalten. Der Feind hat sich verspätet; die rote Partei ist schon in Fays- Billot; bald darauf wird sie Port-sur-Saone besetzen und den Fluß überschreiten. Der Feind sendet darauf eine Kavallerie-Division vor, die in den Waldungen von Cintrey, Malvillers und Arbecey der roten Partei allerlei Schlappen durch Ucberfälle zufügen muß. Die Kavallerie wird natürlich nicht das Heer zurücktreiben, ihm aber Verluste beibringen und seinen Weiter marsch aufhalten, so daß das weiße Heer Zeit hat, bis nach Vesoul vorzurücken und dort an einer von ihm gewählten Stelle die Schlacht zu liefern. In der Nacht vom Montag zum Dienstag wählten die beiden Parteien ihre Positionen; Gruppen von Kavallerie hielten sich hinter Ge hölzen verborgen undbeobachteten die geeignetsten Flußstellen. Die weiße Partei befand sich gegen 6 Uhr früh schon rings um Vesoul und erfuhr, daß die rote schnell vorrückte — drei Aeroplane benachrichtigten General Durand sehr genau über die Stellung der Roten, die ihrerseits nur über einen Luftreiter verfügten. Die weiße Kavallerie vermochte anfangs der roten In fanterie einigen Schaden zu tun, aber noch mehr Schaden tat ihr die gut informierte weiße Artillerie. Folgenden Tags aber hatte die rote Infanterie ihre Revanche — die weiße Kavallerie war außerstande, in den Wäldern Attacke zu reiten. Obendrein hatte sich General Durand überraschen lassen: er zählte darauf, daß der Feind einen zweistündigen Marsch bis Vesoul zu machen hatte, aber General Fach war der Ansicht, baß die Weisung des Oberbefehls, Be ginn des Gefechts erst bei Tagesanbruch, nicht einen Vormarsch schon zwei Stunden vor Sonnenaufgang verbiete. Und so brach der Kampf aus, ehe die Weißen formiert waren — nach zwei Stunden wurden sie für besiegt er klärt. Der Aeroplan hatte bei den Weißen diesmal versagt, da die Roten die Dunkelheit ausgenützt hatten! Auch eine Lehre für den „Zukunftskrieg". Lin neuer Setzsrtikel der „Ksnre MiUiaire". Das offiziöse militärische Organ Frankreichs nimmt in seiner letzten Nummer wiederum zur Marokkofrage in einem Artikel Stellung, der an An maßung und Verdrehung der Wahrheit alle bisheri gen Leistungen des Blattes in Schatten stellt. Es wird da folgendes ausgeführt: „Deutschland ist isoliert. Man kann zwar seine Macht nicht ableugnen; die Armee ist zahlreich, gut bewaffnet, im allgemeinen auch gut geführt. Wir wollen auch Oesterreichs und Italiens Dündnistreue nicht in Zweifel ziehen: aber es unterliegt keinem Zweifel, daß in den gegenwärtigen Umständen Deutschland sich außerhalb des «isus lorcloi-is gesetzt hat. Die Isolierung des Kaiserreichs ist ebenso vollkommen in moralischer Beziehung. Die ganze Welt, erregt über seine Anmaßungund Habgier, ist von Deutschland abgcrückt. Gegen über diesem isolierten, von Feindseligkeiten und all gemeinem Mißtrauen umgebenen Deutschland stebt Frankreich, bewunderungswürdig durch seine Geduld und Langmut, bei allen beliebt durch seine loyale Handlungsweise, gestützt auf ein Bündnis und eine ebenso feste Entente, mit einer Armee und einer Flotte, die mindestens gleich sind in bezug aus Zahl und alle anderen Eigenschaften. Tatsächlich ist die französische und deutsche Armee numerisch gleich wertig. Wir können jedem deutschen Bataillon ein unsriges entgegenstellen trotz der größeren Bevölke rungsziffer in Deutschland, weil unsere Reserven besser und vollzähliger sind. Und wenn man alle Personen, die der allgemeinen Wehrpflicht in beiden Ländern unterliegen, vergleicht, so findet man, daß Frankreich etwa 500 WO Mann mehr besitzt als Deutschland, nämlich rund 5 Millionen in Frankreich gegen 4ZL Millionen in Deutschland. (??) Zu un seren eigenen Streitkräften kommt dann auf das erste Signal eine englische Armee, großartig bewasfi net und nach japanischem Muster organisiert, die un gerechnet der Reserven etwa vier Armeekorps darstellt. Dies sichert uns in unserer ersten Linie die absolute Ueberlegenheit, selbst wenn unsere afrikani schen Truppen nicht erscheinen. Aber sie werden er scheinen, denn die absolute Herrschaft des englisch französischen Bündnisses über das Mittelmeer gibt uns hierfür die Gewißheit. Und schließlich i m Osten von Europa wartet die enorme Masse des verbündeten Rußlands nur auf das Zeichen, sich in Bewegung zu setzen, wenn Deutschlands Unklugheit uns zum Kriege zwingt. Diese russische Armee ist derartig, daß sie jede et waige Hilfe eines deutschen Bundesgenossen die Spitze bieten würde. Der Artikel wendet sich dann an Belgien: Bravo, Belgien! Vergeßt nicht, daß eure Existenz von dem Ausgange des kommenden Kampfes abhängt, daß dieser sich vollziehen wird morgen oder in zehn Jahren, und daß das einzige Mittel, sich gut zu verteidigen, im gegebenen Mo ment der Angriff ist. Was der Artikel dann weiter über die Ueberlegenheit Frankreichs und seiner Ver bündeten zur See sagt, kann nach den obigen Proben unbeachtet bleiben. Zum Schluffe wird an die Heeresleitunq die dringende Mahnung gerichtet, für den Fall, daß die Verhandlungen sich noch in die Länge ziehen, die Reserven nicht zu entlassen, denn man solle nicht vergessen, daß Deutschland stets in brutaler und überraschender Weise vorzugehen pflegt." Der Inhalt dieses leidenschaftlichen Artikels richtet sich durch sich selbst. Als Stimmungssymptom ist lediglich der letzte Satz wertvoll, aus dem allen stolzen vorangcgangenen Phrasen zum Trotz eine starke Besorgnis vor deutscher Kraft spricht. D-e Auinrrlz'ne der deutschen ^4e env^rschin e in KariS. Der „Berl. Lokalanz." läßt sich aus Paris melden: „Die deutsche Antwort befriedigt in den leitenden französischen Kreisen nur in ge- ringem Grade, weil sie gewiffs Garantien für Marokko vermissen lasse, und weil die Ansprüche am Kongo zu hoch erschienen. Demgemäß werde Frankreichs Antwort ausfallen. Die Brücke zu weiteren Verhandlungen abzubrechen, daran denke in Paris niemand. Bisher ist hier aller dings nur die Tendenz der deutschen Antwort be kannt, ihr Wortlaur wird erst Anfang nächster Woche erwartet." Dus letztere dürfte kaum zutreffen. Wenn Herr Cambon, wie neulich, wieder einen Kurier nach Paris schickt, können die schriftlichen deutschen Gegenvor schläge bequem am Sonnabend auf den Tisch des französischen Ministers des Aeußern gelegt werden. Zu der Form der deutschen Antwort wird noch be richtet, daß sie sich vielfach an die französischen Vor schläge anlehne, indem sie deren Text folgt und zu verschiedenen Punkten Gegenvorschläge macht. Weiter liegt dazu noch folgende Meldung vor, die die oben mitgeteilte Nachricht ergänzt: Paris, 8. September. (Meldung der Agence Havas.) Ministerpräsident Caillaux empfing heute nachmittag die Minister des Aeußern, des Krieges und der Finanzen. Da die Be merkungen, die Staatssekretär von Kiderlen-Wächter gestern Lambon vorleate, unverzüglich in eine endgültige Abfassung gebracht werden muffen, verweigert das Ministerium des Aeußern die geringste Andeutung über ihre Ausdeh nung und Bedeutung und über die Aufnahme, di; ihnen die französische Regierung bereiten wird. Immerhin besteht der Eindruck, daß ziemlich be trächtliche Unterschiede zwischen den beider seitigen Standpunkten vorliegen. Mannesmann ia Marokko. London, 8. September. (Eig. Drabtmeldung) Aus Tanger meldet die „Daily Mail", daß Dr. Otto Mannesmann Casablanca verlaßen hat und sich auf dem Weg nach Mogador be findet. Von hier aus wird er seine Reise nach Agadir fortsetzen. Er wird jetzt von 9 deutschen Herren begleitet, nachdem sich ihm in Casablanca noch drei angeschlossen haben. Deutschland als „Rückgrat" in Marokko. Tanger, 8. September. (Eig. Drahtmeld.) Wie aus Agadir berichtet wird, hatte der dort z. Zt. weilende Neffe sir Edward Greys eine leb hafte Auseinandersetzung mit Gelullt über die Behandlung der Ausländer, be sonders der Engländer und Franzosen. Diesen ist es verboten, auf direktem tüZege von Agadir nach Tarudant zu reisen, sie müssen einen großen Umweg nehmen, um von dem einen Ort nach dem anderen zu gelangen. Selbst mit dem Neffen Sir Edwaro Grey wurde teine Ausnahme gemacht. Dieser hat Eelulli wissen lassen, daß Frankreich und England wegen dieser Zurücksetzung energische Vorstellungen machen werden, doch Gelullt hatte nur ein Lächeln zur Antwort, und gab bekannt, daß er nichts zu fürchten brauche, dacranDeutschland eine starre Stütze habe. Die Wünsche der Hamburger. In Hamburg tagte eine Versammlung von Handelsfirmen, die nach Marokko arbeiten und zum Teil dort Filialen unterhalten. Man beriet über die bei der Reichsregierung zu unternehmenden Schritte zur Wahrung der Interessen der Firmen. Es wurL« beschlossen, an den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes eine Eingabe zu richten, in der ersucht wird, die Regierung möge sich bei den Verhandlungen nicht auf die rein formale wirtschaftliche Gleichberechtigung beschränken, denn die französische Praxis habe gelehrt, daß diese zwecklos sei. Die Regierung wird ersucht, Vor kehrungen zu treffen, damit die tatsächliche Gleichberechtigung auch nachdrücklich gesichert wird. — Das ist das gleiche, was von allen Kennern der franzoschen Protektionspolitik seit Wochen ge predigt wird. Die internationale Sozialdemokratie. Für Sonntag, den 17. September, ist eine ge meinsame Friedenskundgebung der deutschen und französischen Sozial demokratie in Mülhausen geplant. Es werden französische Sozialdemokraten erwartet. Don deutscher Seite wird der Reichstags« bqeordnetr Lmmel sprechen — vorausgesetzt, daß dieses höchst sonderbare ..Verbrüderunasfest" genehmigt wird, war aber nicht zu erwarten ist. Dss ellstz-lathringilÄe Zentrum rm LsnütsgswstzlkamVke. o. n. V. Straßburg, 7. September. Die zweideutige Haltung, die das elsaß- lothringlsche Zentrum nachErleüigung der Verfassung« - reform angenommen hatte, rächt sich jetzt bei seinen 2vahlvorbercitungrn. Durch große Nachgiebigkeit hatte es den jede Verbindung mit altdeutschen Parteien ver werfenden Nationalbund ganz für sich gewinnen zu können geglaubt. Anderseits hatte es sich durch eine dehnbare Fassung seiner Beschlüsse den Weg zur Rück kehr zum altdeutschen Zentrum offen gehalten. Auch dem Lothringer Block gegenüber hatte es nicht auf richtig gehandelt. Auf der einen Seite hatte es -je Verwirrung, die durch die Schließung des Landes- aus'schusses in den Reihen des Blockes hervorgerufen worden war, benutzt, ihn als Bundesgenoffen zu sich herüberzuziehen; auf der anderen Seite aber hatte es auf Kosten des Blockes eigene Kandidaten in dessen alte Wahlkreise einzuschmuggeln versucht. Infolge dessen traut ihm gegenwärtig weder der National- bunö noch der Lothringer Block. Nun ist der Na- tionalbund infolge seiner eigenen Schwäch: darauf angewiesen, bis zu einem gewißen Grade dem Zentrum Wahldienste zu leisten, und er kommt da bei insofern auf seine Rechnung, als einige seiner hitzigsten Mitglieder als Zentrumskandidaten ausge stellt wurden und infolgedessen weit mehr Aussicht haben, gewählt zu werben, als wenn sie ausschließ lich als Nationalbündler den Wahlkampf wagen wollten. Immerhin bestehen in einzelnen Kreisen hrute schon recht scharf: Gegensätze zwischen beiden Parteien, und im Landtage werden drese Unstimmia- leiten bei jeder Frage von grundsätzlicher parteipoli tischer Bedeutung noch viel schärfere Formen an- nehmen. Sehr schmerzlich ist dem Zentrum die Enk« t ä u's ch u n g, die es beim Lothringer Block erlebt hat. Dieser hatte infolge der Annahme des neuen Wahlgesetzes nebst Waylkreiseinteil.ung und infolge des Zerwürfnisses mit der Regierung Selbst vertrauen, Halt und Richtung vollständig verloren, und war so anlehnungsbedürftig geworden, daß er zuerst am liebsten gemeinsame Sache mit dem Na tionalbund gemacht hätte. Da aber bereits eine ein- flußrsick)« klerikale Gruppe im Block bestand, der de: Nationalbund gerade in konfessioneller Beziehung nicht rein erschien, wurde aus dieser Verbrüderung nichts, um so mehr aber stiegen die Aussichten des Zentrums, im Block die Oberhand zu gewinnen. Einen direkten Vorstoß, Len Block oder Loch seinen größten Teil zum Anschluß an das Zentrum zu zwingen, wagte man zwar nicht, aber man schlug ihm Wahl bündnisse vor, bei denen Las Zentrum auf Kosten des Blockes recht gute Geschäfte gemacht hätte. In seiner Verwirrung schien der geängstigte Block zunächst auf diese Vorschläge eingehen zu wollen, bis er durch ein paar besonders kraffe Fälle klerikaler Mandatsverteilunq zu der Ansicht gebracht wurde, daß er mit dem Wahlabrommen sein eige nes Todesurteil unterschrieben haben würde. Die Folge war, daß er di« Verhandlung mit dem Zentrum ab brach und beschloß, teils selbständig, teils mit den Liberalen vorzugehen. Selbstverständ lich werden trotzdem in ein paar Wahlkreisen Zen trum und Block gemeinschaftliche Sache machen, aber die große Hoffnung des Zentrums, «inen reichen Fisch zug in den Blockgewüssern machen zu können, ist ver nichtet. Fraglich rst nun bloß, ob nicht auch der National bund von dieser Wendung d«r Dinge Nutzen ziehen wird. Stimmung für seine antideutschen Bestrebun gen ist bei einzelnen Vlockgrößen vorhanden: nur darf man bezweifeln, daß gerade diese sich in Ab hängigkeit vom Colmarer Trio begeben werden. Das alte lothringische Autokrc!cngefühl wird sich gegen diese Demütigungen sicher wehren, solange es irgend geht. Die Hauptsache ist aber, daß sich die Wahlaussich- ten Les elsaß-lothringischen Zentrums infolge der Vorgänge in Lothringen erheblich verschlech tert haben, und daß die Gefahr einer rein kleri kalen Mehrheit in der Zweiten Kammer um vieler geringer geworden ist. Die Tsrikremlian im Luchüruckyemerbe. Wenn in nächster Zeit die Verhandlungen um di« Erneuerung des Tarifvertrages im Buchdruckgewerbe beginnen, so ist an dem Ergebnis der Verhandlungen nicht nur die Fachwelt, sondern die weiteste Oeffent- lichkeit interessiert. Bildet doch der Tarifvertrag im Buchdruckgewerbe gewissermaßen einen Prüfstein für die Durchführung und die Zweckmäßigkeit einer gemeinsamen Regelung der Arbeitsverhältniff« durch die Organisationen der Arbeitgeber und Arbeiter. Würden die diesmaligen Verhandlungen nicht zu einer Erneuerung des Vertrages führen, so würden die Gegner vonTarifverträgen eine Waffe in ihrem Kampfe gegen die zentrale und paritätisch« Regelung der Arbeitsverhältnisse erhalten. Den» daß gegen die Tarifgemeinschaft der Buchdrucker i» weiten Kreisen ein« Gegnerschaft besteht, das habe» gerade die letzten Wochen deutlich gezeigt, wo anläß lich des Zwischenfalles in Berlin alle R«> gister gegen den Tarifvertrag gezogen worden sind. Daß die Erneuerung des Vertrages mit erheb lichen Schwierigkeiten verknüpft ist, das braucht nicht