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94 SPEZIAL-NUMMER DER LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXTILINDUSTRIE. INo. III. Zeit in der einen oder der anderen Qualität konkurrieren; dies dauert dann niemals lange Zeit und Manchester behauptet sich immer wieder und ist dann stärker als zuvor. In den bedruckten Baumwollflanellen mitt lerer Sorten steht Italien an der Spitze; Eng land und Belgien reiht sich hieran mit seinen vorzugsweise niedrigen Qualitäten; dann kommt Deutschland mit besseren und schießlich Öster reich mit besseren und mittleren Qualitäten. Frankreich und die Schweiz sind nur mit Kleinigkeiten an diesem Geschäft beteiligt und bringt ersteres besonders gute Qualitäten für den Detailverkehr. Der Gesamtbedarf wird auf jährlich 120 000 Stück geschätzt, deren Wert man mit 2 500 000 Frs. annimmt. In Toiles de Vichy hält England mit niedrigen Sorten den Hauptplatz inne, dann folgt Frankreich mit besseren und Italien so wie Österreich mit mittleren Qualitäten. Ob gleich Österreich mit einer ziemlich hohen Ziffer hieran beteiligt ist,so hat es doch sehr unter dem scharfen Wettbewerb der übrigen Länder zu leiden, welche diesen wichtigen Artikel, der hier in den verschiedensten Preislagen kurant ist, durchaus nicht vernachlässigen wollen. Hosenstoffe. Auch dieser Artikel hat hier einen ganz bedeutenden Absatz. Böhmen ist im mittleren Maße daran beteiligt und wird darin von England, Deutschland und Belgien überflügelt. In niederen Qualitäten machen England und Lodz das Geschäft. Für Schir- tings (toiles blanchies) ist England der Haupt lieferant, Frankreich bringt darin einige Spezi alitäten, und Italien sowie Österreich hatten auch einen gewissen Anteil an diesem Ge schäft. Die übrigen Länder kommen hierfür nur wenig in Betracht. In Tode ecru, blau und schwarz herrscht ein enormer Verbrauch. Hierin steht Amerika an erster Stelle, welches bessere (Qualitäten auf den Markt bringt und dafür ziemlich hohe Preise erlangt. England, welches in den guten und mittleren Preislagen nicht kon kurrenzfähig ist, ist dafür in den niederen Preislagen sehr leistungsfähig und hat darin fast das Monopol. In mittleren (Qualitäten hat Italien das Geschäft an sich gebracht und Österreich steht erst in zweiter Linie. Hol land, welches auch in dieses Geschäft hinein zukommen bemüht war, hat damit kein Glück gehabt, so weit es den Artikel deru angeht, weil die Fabrikation keine Befriedigung ge währt hat. Dagegen hat Holland eine Spezi alität in blau und schwarz Croisd; es kann sich darin fast mit Amerika und England messen. I n diesem Genre farbig Croise können die anderen Länder nicht konkurrieren, nur in deru und bl auch ie werden von denselben einige verhältnismäßig unbedeutende Umsätze erzielt. In Toile de lin ist Österreich mit einer ansehnlichen Ziffer beteiligt, wird jedoch von Belgien noch überholt. Letzteres ist im all gemeinen in Coutil von allen Ländern, die den Artikel hieher liefern, am leistungs fähigsten. Tuche. Bielitz und teilweise auch Reichen berg sind die Erzeugungsorte für die billigen Tuche, welche hier für die Bekleidung der Leute im Innern gekauft werden. Deutsch land arbeitet auch in demselben Artikel, aber in besseren (Qualitäten und in beschränktem Maße. Der Verbrauch in Tuchen sinkt von Jahr zu Jahr, weil sich das Inland mehr und mehr zivilisiert und die Bevölkerung allmäh lich von ihrem Nationalkostüm abkommt, in dem sie sich europäisch kleidet. Aus diesem I Grunde vergrößert sich der Konsum von Stoff en von Tag zu Tag mit größter Schnellig keit. Die Länder, welche den Artikel liefern, sind: England, Frankreich, Österreich, Deutschland, Belgien und in zweiter Linie Italien und Holland. Im allgemeinen läßt der Artikel eine Unterscheidung in zwei Kate gorien zu, in die der klassischen Stoffe und die der Neuheiten. In den als klassisch bezeichneten Stoffen hat jedes Land seine Spezialitäten. England ist unübertroffen mit seinen Presidents, Mos- covas, Army cloths usw. mit Baumwolleinschuß, worin hier ein ganz bedeutender Bedarf ist. Österreichs Spezialität ist der Artikel Brassova, die Deutschlands sind einige Sorten Militär tuche, die Frankreichs seine Serges usw. In Neuheiten figurieren dieselben Länder auf der | Lieferantenliste, doch ist es hierin Deutsch- | land, welches in reinwollenen Stoffen den Rekord hält. Deutsche Fabriken haben Typen in 132 bis 146 cm und 138 — 140 cm zum Preise von 1,75—4,50 Mk. eingeführt, die hier willige Ab nehmer finden. Brünn konkurriert hierin auch. In besseren Kammgarnsachen behauptet Belgien den Vorrang; auch England ist mit besseren Sachen sehr gut eingeführt, doch verlangen die englischen Fabriken zu große Metragen (50—70), sodaß der Verkauf der selben sich auf den Kuponverkauf durch Vermittlung der Londoner und Pariser Ver- häuser im Verkehr mit den Schneidern unseres Platzes reduziert. Kleider. Der Import von fertigen Herren- und Knabenkleidern hatte im Jahre 1906 keinen besonderen Fortschritt zu ver zeichnen gehabt, was hauptsächlich dem Um stände, daß die billigen Platzschneider zumeist auf Kredit arbeiten und den Import von fertigen Kleidern beträchtlich hemmen, zuzu schreiben ist. Wenngleich der allergrößte Teil der eingeführten Konfektion österreichischer Provenienz ist, so war das Jahr 1906 nicht sehr günstig. Österreich leistet bekanntlich Hervorragendes in diesem Industriezweige, doch trat in den letzten Jahren Deutschland als Konkurrent auf. Dieser Konkurrent, der nun als die zweitwichtigste Bezugsquelle gilt, macht sich von Tag zu Tag fühlbarer seines guten Schnittes wegen. Der vorzügliche Sitz der deutschen Fabrikate, nament lich für den besseren Genre, sichern dem Artikel guten Absatz. Die Damenkonfektion war seit jeher Deutschlands Hauptforce für den Import und erfreut sich immer eines Weltrufes. Ganz geringe (Quantitäten werden aus F 1 rankreich und auch aus Österreich importiert. Seidenbänder. Die Schweiz hat hier große Fortschritte auf Kosten von Deutsch land und Frankreich gemacht. Auch Öster reich hat am Importe dieses Artikels einen guten Anteil. Die österreichischen Fabrikanten haben mit Erfolg einige neue Artikel ge schaffen und dadurch seit za. 3 Jahren ihre Smyrnaer Exportziffer erhöht. Von der Ge samteinfuhr von za. 200 000 Frs. entfällt auf Österreich za. ein Viertel. Strumpf waren. Ain Import Smyrnas in diesem Artikel nimmt Österreich nicht teil, weil weder die Preise noch die (Qualitäten der in der österr.-ungar. Monarchie erzeugten Artikel den Anforderungen der hiesigen Kon sumenten entsprechen. Man hat sich hier vollständig an die Chemnitzer und Apoldaer Artikel gewöhnt, die dem hiesigen Anspruch in jeder Beziehung gerecht werden, Frank reich und England bringen bloß die feineren Sorten, deren Verbrauch verhältnismäßig gering ist. Der Gesamtimport Smyrnas er reicht za. 800 000 Frs. wovon za. 600 000 Frs. den deutschen Fabrikanten und Exporthäusern zu gute kommen. Herrenhüte. Der Konsum Smyrnas in Filz und auch Strohhüten hat in den letzten Jahren einen gewaltigen Aufschwung ge nommen. Man schätzt die Gesamteinfuhr auf za. 200000 Frs. Österreich, das bloß die besseren und ganz feinen Filzqualitäten er zeugt, nimmt am Import nur sehr wenig An teil. In erster Linie kommt hier Italien, das seine Hüte zu sehr vorteilhaften Preisen liefert. Dann kommt England und Frankreich, welches einen Teil der Strohhüte liefert. Krawatten. In diesem Artikel stand Österreich noch vor wenigen Jahren an erster Stelle und war die Fabrikation daselbst ganz besonders gut auf den Export eingerichtet. Seit ungefähr 5—6 Jahren jedoch hat Öster reichs Außenhandel mit der Levante stark ge litten. Die Italiener haben sich ganz speziell auf die Fabrikation der Krawatten verlegt und es zustande gebracht, ihre Erzeugnisse sehr billig zu verkaufen. Bei einem jährlichem Um satz von za. 60000—70000 Frs. entfallen auf Österreich za. 20000 Frs. und dies bloß in den guten und feinen (Qualitäten und den glatten, schwarzen Krawatten. Nachdem in Italien sowohl die Arbeitslöhne als auch Seiden von Como recht wohlfeil sind, ist natürlich der Gestehnngspreis der Krawatten daselbst niedriger als in Österreich. Dadurch ent stand eine heftige Konkurrenz zwischen den beiden Staaten. In Posamentierwaren teilen sich sozu sagen ausschließlich Deutschland und Öster reich in den Gesamtbedarf. Immerhin nimmt Deutschland za. fünf Achtel der Gesamtein fuhr für sich in Anspruch. Der Rest bleibt Österreich. Man schätzt die jährliche Ein fuhr Smyrnas auf 150 000 — 170 000 Frs. Italien hat versucht, den ganz ordinären Ar tikel einzuführen und sendet davon für za. 15 000—20000 Frs. nach Smyrna. Posamen tierwaren fangen an, für Smyrna ein be deutender Artikel zu werden und wird der Konsum sowohl Smyrnas als auch der Um gebung von Jahr zu Jahr um einige tausend Francs steigen. Man verwendet eben in der ganzen Gegend mehr Sorgfalt auf seine Kleidung und die Posamentierwaren werden allgemein stark verlangt. Seidenwaren. Von jeher wurden die in Smyrna gefragten Seidenwaren ausschließ lich in Lyon erzeugt. Seit einigen Jahren macht die Schweiz diese Genres nach und hat damit reüssiert, sowohl was die Preise als auch was die Qualitäten betrifft. Anderer seits hat auch Italien sich daran gemacht, gewisse Sorten zu imitieren, die Smyrna auch bezieht, jedoch bloß in geringen Mengen, denn schließlich gibt man dennoch den Lyoner Waren wegen ihrer Dauerhaftigkeit und wegen des tadellosen Apprets den Vorzug. Auch die österr.-ungar. Monarchie hat versucht, diese Artikel für den Export zu fabrizieren, ist jedoch noch nicht so weit, um in den gangbarsten Genres mit Lyon konkurrieren zu können. Der jährliche Konsum Smyrnas beläuft sich auf za. 150000 Frs., wovon Österreich für kaum 30 000 Frs. zählt. Die Fantasieseidenstoffe sind in obigen Ziffern mit eingerechnet. Säcke. Dieser Artikel, welcher zur Aus fuhr eines guten 1 eiles der Landesprodukte