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deutschen Fabrikanten und Exporteuren aus; es finden sich aber auch Fabrikanten- und Exportvereine und Handelskammern unter den Anfragenden. Auch amerikanische Fir men haben in großer Anzahl sich wieder schriftlich sowohl wie mündlich wegen An gabe deutscher Bezugsquellen an das General konsulat gewandt. Die Erteilung von Auskünften über geschäftliche und Kreditverhältnisse, Personen und Firmen ist soweit wie möglich eingeschränkt worden, es wurden nur 53 Auskünfte erteilt. Diese Auskünfte müssen ihrer Natur nach auf dringende und wichtige Fälle beschränkt bleiben; das Gene ralkonsulat kann nicht an Stelle der Aus kunftsbureaus zur Bequemlichkeit und Er sparung von Kosten für den Anfragenden in Anspruch genommen werden. Die Anfragen, betreffend Erteilung und Verwertung von Patenten in den Vereinigten Staaten, beliefen sich auf 41 gegen 35 im Jahre 1905. Die Zahl der Anfragen über amerikanische Fa brikationen, Geschäftsusancen usw. ist auf 38 gegen 55 im Jahre 1905 zurückgegangen. Nicht unerheblich stiegen die Gesuche wegen Vermittelung von kaufmännischen und tech nischen Stellungen in amerikanischen Fabriken und Geschäften; ihre Zahl betrug 35 gegen 13 im Jahre 1905. Eine große Abnahme zeigte sich in den Anfragen, betreffend amerikanische Zölle und Zollverfahren, und in den Zollbeschwerden. Die Anzahl der An fragen betrug nur 51 gegen 95 im Jahre 1905. Die Zahl der Anfragen aus Deutschland, betreffend die Übernahme von Vertre tungen amerikanischer Firmen in Deutschland oder die Bezugsqellen für amerikanische Waren, ist wieder gestiegen und betrug 82 gegen 70 im Jahre 1905. Schriftliche Anfragen über die Zölle in Deutschland gingen 75 ein; die Zahl der mündlichen Anfragen, besonders von Seiten der Exportgesellschaften und Spediteure in New-York, war sehr viel größer als im vorigen Jahre und läßt auf ein lebhafteres Interesse der amerikanischen Exporteure an dem Absatz auf dem deutschen Markte schließen. Es sei bemerkt, daß im Jahre 1906 über 90 Schreiben von deutschen und ameri kanischen Firmen eingegangen sind, in denen für erteilte Auskunft, erfolgreiche Vermitte lung oder Nachweis von Bezugsquellen be sonders gedankt wurde. Von amtlichen Berichten, die seitens des Handelssachverständigen in New-York im Jahre 1906 erstattet worden sind, sind in den vom Reichsamt des Inneren herausge gebenen „Nachrichten für Handel und In dustrie“ veröffentlicht worden.*) Die wich tigeren, die Textilindustrie betreffenden Be richte haben wir in unsern Spezialnummern zur Kenntnis unserer Leser gebracht. Der Handelssachverständige bei dem Kaiserlichen Generalkonsulat in Schanghai hielt sich in der ersten Hälfte des Vorjahres in Deutschland auf; sein Urlaub wurde durch Abhaltung öffentlicher Sprechstunden, durch Besuch industrieller Werke und durch Be sprechungen mit Fabrikanten und Groß händlern auch für die amtliche Tätigkeit nutz bar gemacht. Über die hierbei gewonnenen *) Die Handelssachverständigen würden etwaige Anfragen, zu denen derartige Veröffentlichungen Veranlassung bieten sollten, nach Möglichkeit be antworten. Erfahrungen berichtet der Handelssachver- . ständige folgendes: Sprechstunden wurden abgehalten in i Kassel, Bielefeld, Berlin, Dresden und Löbau. I Sie fanden statt in Berlin im Auswärtigen ' Amt, an den übrigen Orten in den Räumen | der Handelskammer. Am besten besucht I waren die Sprechstunden in Dresden (33 Be- I sucher), Berlin (26 Besucher) und Kassel (10 i Besucher). Auch fanden Konferenzen in Kre feld und Frankfurt a. M. statt. Ferner wurde eine Anzahl größerer | industrieller Werke, deren Erzeugnisse , für China in Frage kommen, u. a. Woll-, Baumwollfabriken und Exportmusterlager in | Hamburg und Dresden besucht. Mit maßgebenden Fabrikanten des rhei- | nisch-westfälischen Industriegebietes sowie mit Mitgliedern des Ostasiatischen Vereins in ! Hamburg wurde die Frage der Hebung unserer Baumwoll Warenausfuhr nach China erörtert. Die in Deutschland gesammelten Er fahrungen haben bestätigt, daß in den Ge schäftszweigen, die zurzeit für China in Be tracht kommen können, die deutschen Fabri kanten über alle einschlägigen Verhältnisse unterrichtet sind. Bei der Organisation unseres Handelsverkehrs mit Ostasien läßt sich das auch nicht anders erwarten. Die bedeuten deren Industriellen sind sämtlich in Hamburg vertreten, und ebenda befinden sich auch Ver- treter aller größeren in Ostasien arbeitenden deutschen Firmen, zum Teil die Stammhäuser dieser Firmen. Es haben sich auf diese Weise enge geschäftliche Beziehungen zwischen ! Deutschland und China herausgebildet, die durch einen beständigen Meinungsaustausch der Vertreter der deutschen Firmen in China mit den deutschen Fabrikanten lebendig er- : halten werden. Die Ansicht, die neuerdings in der deutschen Presse mehrfach aufgetaucht ist, China sei für unsere Industrie sozusagen jung fräuliches Gebiet, beruht auf Unkenntnis der Verhältnisse. Wer Auskunft über Absatzmög lichkeiten in China wünscht, braucht sich nur nach Flamburg zu wenden; er findet dort in der Regel auch Muster der in China gang baren Artikel vor. Unseren Großindustriellen ist das sehr wohl bekannt; überdies sind die maßgebenden unter ihnen schon seit Jahren in China fest vertreten. Wenn in gewissen Artikeln unsere Industrie auf dem chinesischen Markte eine verhältnismäßig unbedeutende Rolle spielt, so liegt das weder an dem Mangel i an Rührigkeit der deutschen Firmen in China — davon kann bei dem fast von Tag zu Tag sich verschärfenden Wettbewerb in China nicht die Rede sein — noch an der Abneigung unserer Fabrikanten, sich den chinesischen Bedürfnissen anzupassen, sondern daran, daß gewisse «weige unserer Industrie lohnende Absatzgebiete in anderen Ländern als China haben. Unseren Großindustriellen können, was den chinesischen Markt betrifft, amtliche Mitteilungen meistens wenig bringen, was sie nicht durch ihre eigenen Verbindungen schon | wüßten. So vortrefflich im allgemeinen der Handels verkehr zwischen Deutschland und China ein gerichtet ist, so ist es doch wünschenswert, i daß unsere Fabrikanten von Zeit zu Zeit j Fachleute nach China entsenden, da diese in ganz anders wirksamer Weise An regungen geben können, als es rein kauf männisch ausgebildete Persönlichkeiten ver- | mögen. Einige Fabrikanten haben dem Handelssachverständigen Muster ihrer Baum ¬ wollstoffe eingesandt, um selbständig festzu stellen, inwiefern die Schuld an dem geringen Abzatz gewisser deutscher Baumwollwaren auf dem Mangel an Rührigkeit der deutschen in China ansässigen Kaufleute oder auf Grün den beruht, die in der Ware selbst liegen. Das oben über die deutschen Fabrikanten Gesagte kommt auch in den aus Deutsch land einlaufenden Zuschriften zum Aus druck. Nur selten rühren diese von großen Firmen her. Unter den Angeboten deutscher Industrieerzeugnisse überwiegen solche, die sich für China zurzeit überhaupt nicht eignen, und solche, in denen der immerhin recht be schränkte Markt schon mehr als genügend versorgt ist, wie namentlich in Nahrungs und Genußmitteln, geistigen Getränken und Zigaretten. In vielen Fällen haben die nach Schanghai gerichteten Zuschriften augenschein lich nur den Zweck einer gewissen Kontrolle, denn gleichlautende Schreiben gehen mit der selben Post auch dortigen Firmen zu. Mit Ausnahme von drei Zuschriften, die von nichtdeutschen Firmen herrührten und deren Beantwortung nicht im deutschen In teresse war, wurden sämtliche eingegangenen Anfragen beantwortet. Ihre Zahl belief sich auf 146. Über den Inhalt der Zuschriften sei fol gendes bemerkt: In 15 Fällen wurden nur Adressen von Firmen in (’hina erbeten. 21 An fragen betrafen die Kreditwürdigkeit dortiger Firmen, darunter 11 nichtdeutscher. So heikel auch die Erteilung derartiger Auskünfte ist, so kann sich im Interesse der deutschen Industrie der Handelssachverständige ihr nicht ent ziehen, solange in China Auskunfteien nicht vor handen sind; denn auch die Banken geben der artige Auskünfte, wenn überhaupt, nur an ihre eigenen Kunden. In mehreren Fällen mußte vor einer beabsichtigten Geschäftsverbindung gewarnt werden. Für den Einkauf deutscher Erzeugnisse für Schanghaier Firmen boten sich 6 Kaufleute in Deutschland an; in ein oder zwei Fällen konnte eine geeignete Pinna in Schanghai nachgewiesen werden. An stellung in China wurde von 7 jungen Deutschen, darunter 2 Technikern gesucht; letzteren konnte keine Hoffnung auf Er füllung ihrer Wünsche gemacht werden. Die Hauptmenge der Anfragen bezog sich wie im vergangenen Jahre auf die Absatz möglichkeiten für deutsche Industrieerzeug nisse. An der Spitze standen diesmal die I Erzeugnisse der chemischen Industrien mit 15 Anfragen. Dann folgten Nahrungs- und Genußmittel mit 12. Die übrigen verteilten sich auf einen weiten Kreis von Artikeln: Metallindustrie (7), Papierindustrie (6), Ma schinen (5), Textilindustrie (5), Industrie der Steine und Erden (4), Leder (3), Musik instrumente (3), Beleuchtungsgegenstände, | wissenschaftliche Instrumente, medizinische Apparate u. a. m. In zwei Fällen handelte es sich um landwirtschaftliche Erzeugnisse. In dei - Regel konnten deutsche Firmen in Schanghai oder anderen Plätzen Chinas nach gewiesen werden, die sich mit dem Vertrieb . der angebotenen Waren befassen. In 15 Fällen wurde Auskunft über Be- i Zugsverhältnisse chinesischer landwirtschaft licher und gewerblicher Erzeugnisse ge wünscht. Es konnten für die Lieferung tast aller Artikel deutsche Firmen namhaft ge macht werden. Schanghaier deutschen 1' innen wurde mehr fach Auskunft erteilt; in der Regel handelte es sieh um chinesische Angelegenheiten.