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98 SPEZIAL-NUMMER DER LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXTIL-INDUSTRIE. [No. ITT. minderer Qualität sind. Da die Arbeitskräfte meist schlecht bezahlt sind (4—7 Piaster täg lich), wird die Arbeit nicht selten schleuder- haft verrichtet, weshalb die derart hergestellte Ware nur bei einem kleinen Teile der armen Bevölkerung Abnehmer findet. Die Einfuhr von fertigen Herren- und Knabenkleidern be lief sich im Jahre 1906 auf etwa 850 000 K. In Damenhüten, garniert und ungarniert, wird der Bedarf zum großen Teil in Wien (za. 80 Proz.) und nur wenig in Paris (feinste Ware) und Italien gedeckt. Die Einfuhr aus Österreich bezifferte sich auf etwa 14 000 Kr. Im Gegensatz zu Damenhüten werden Herrenhüte zumeist aus Italien und Eng land bezogen. Wohl steht die Wiener In dustrie bekanntlich, was Geschmack und Qua lität betrifft, auf einer sehr hohen Stufe. Doch stellen sich bei der Primaware die Preise zu hoch für den Export. Die Einfuhr aus der österreichisch-ungarischen Monarchie ist daher minimal und erreicht kaum die Höhe von 4000 Kr. Die Gesamteinfuhr an Hüten verteilt sich, was die einzelnen Genres anbetrifft, folgender maßen: Eilzhüte für Herren, ordinäre und Mittel ware, kommen aus Österreich-Ungarn (auch grüne Steirerhüte werden hier vereinzelt ge tragen); weiche Hüte kommen besonders aus Italien; runde, steife Hüte besserer Qualität aus England. Fez. Der jährliche Konsum kann mit 650 000 Kr. angegeben werden, wovon auf Österreich 90 Proz., auf Italien und Belgien 10 Proz. entfallen. Die Preise schwanken zwischen 4—25 Kr. pro Dtzd. Der italienischen und belgischen Konkurrenz ist es noch immer nicht gelungen, sich auf hiesigem Platz eine nennenswerte Stellung zu sichern, weil die von ihr produzierte Ware meist minder wertiger Qualität ist, ja geradezu als Aus schuß „Scart“ bezeichnet werden kann. In folgedessen ist auch im Berichtsjahre der Ab satz der Konkurrenzware von 15 Proz. des Gesamtkonsums im Jahre 1905 auf 10 Proz. zurückgegangen. Auch die der Aktiengesellschaft der österreichischen Fezfabriken im Berichtsjahre seitens einer nichtkartellierten Firma bereitete Konkurrenz ist nunmehr, seit Aufnahme der betreffenden Firma in das Syndikat, beseitigt, sodaß für 1907 ein lebhaftes Fezgeschäft aller Wahrscheinlichkeit nach bevorsteht. Frauen hüte werden aus der österr.-ung. Monarchie bezogen, beziehungsweise aus öster reichischen Bestandteilen hier auf dem Platz erzeugt. Der Konsum von Frauenhüten ist natur gemäß auf dem hiesigen Platze weit bedeu tender als der von Herrenhüten, nachdem der größte Teil der männlichen Bevölkerung den Fez trägt. Dagegen trägt der größte Teil der griechischen, israelitischen und fremden Frauen, die drei Viertel der weiblichen Be völkerung ausmachen, Hüte. In letzter Zeit pflegen auch die türkischen Frauen, welche auf der Straße die altgewohnte Tracht ohne Hut tragen müssen, in Haus und Garten zur europäischen Kleidung sich auch der Hüte zu bedienen, um Besuche zu empfangen. Handschuhe und Gürtel werden zum großen Teil aus Wien und Prag bezogen. Was Güte und Geschmack betrifft, kon kurriert die aus Österreich bezogene Ware selbst mit Paris und nachdem diese bei beiden Artikel der herrschenden Kleidermode eine Rolle spielen, hat sich auch der Konsum be deutend erhöht. Gewirkte Handschuhe werden fast nur im Sommer und nur von Damen getragen. Die Einfuhr erfolgt fast ausschließlich aus Chemnitz. Krawatten aller Genres, als Maschen, Schleifen, Plastrons und Selbstbinder, werden jetzt mehr aus Deutschland und Italien, als aus Österreich bezogen. Die Einfuhr im ganzen kann mit etwa 40000 Kr., der Import aus der österreichischen Monarchie nicht höher als mit 14000 Kr. eingeschätzt werden. Hosenträger,Gummizug, Jarre tibres (Strumpfbänder), Sockenhalter, Zugbänder sind gutgehende Artikel und werden viel aus der österr.-ungar. Monarchie bezogen. Der Jahres umsatz läßt sich schätzungsweise mit 30000 bis 35000 Kr. angeben. Mieder in allen Preislagen von 14—100 Kr. werden aus Wien, feinere Ware in Satin, Seide, Irish-Leinen mit echtem Fischbein in geringeren Mengen aus Paris bezogen. Ferner liefern auch Deutschland und Italien gewisse Quantitäten. Die Einfuhr kann mit 52 000 Kr. für die Wiener, mit 15000—20000 Kr. für die französische Ware schätzungsweise ange geben werden. Die Abfuhr von Miedern in die Provinz, wo sie nur wenig getragen wer den, ist gering. An Lodenware war keine Einfuhr zu verzeichnen. Herren- und Damenwäsche, insbe sondere die erstere, kam im Jahre 1906 in erhöhtem Maße aus Österreich. Der Gesamt konsum an Damen- und Herrenwäsche be ziffert sich auf za. 200000 Frs. Taschentücher werden nach wie vor zum größten Teile aus England (Bradford und Leeds) bezogen. Von dort kamen un gefähr: 200000 Dutzend farbige Ware zu 4—5 sh. pro Dutzend. 150000 Dutzend weiße Ware zu 6—7 sh. pro Dutzend sowie wenig bessere Ware zu 12 sh. pro Dutzend. Die Dimensionen der englischen Taschen tücher variieren von 13X13" bis 25X25". In kleinerem Maßstabe beteiligten sich auch Italien, die Schweiz und Österreich (bedruckte und gewebte Ware) an der Einfuhr. Taschentücher aus Seide, in verschie denen Größen, in der Preislage von Frs. 2,80-—67 pro Dutzend, kommen aus Japan für za. 18400 Frs. und aus Frankreich für za. 9200 Frs. Teppiche aus Jute, ordinäre und bessere Ware, kommen aus England in den Breiten von 1—2 1 / 2 Yards zum Preise von 1—6 sh. pro Yard. Der Konsum erreicht die Höhe von 400 000 Frs. im Jahr. Mohair-Teppiche werden aus Holland importiert. Die Dimensionen betragen 2X2 bis 6X6 Ellen. Die Preislage schwankt zwischen 8 und 60 Frs., der Konsum zwischen 80000 und 100000 Frs. jährlich. Merzeriewaren werden hier im Gesamt werte von za. 2*/ 2 Millionen Frs. konsumiert. Spitzen in Baumwolle, Wolle und Seide für Wäsche und Kleidergarnituren in verschie denen Dessins und Breitendimensionen, werden aus England, Deutschland, Österreich, Frank reich und Italien eingeführt. Die Einfuhr von Spitzen aus Baumwolle überstieg im Berichtsjahre die vorjährige um 10 Proz. und läßt sich mit ungefähr 250000 Frs. beziffern. Seidenspitzen kommen in den Nuancen weiß, rosa und schwarz zur Einfuhr, vor herrschend ist die weiße Qualität. Die Ware kam aus England (feinere Qualität), Deutsch land und Frankreich im Gesamtwerte von za. 150000 Frs. Die Preise verhielten sich wie folgt: für baumwollene Spitzen wurden je nach der Qualität, von 0,5—2 Frs. pro m, für Seidenspitzen 0,50—5 Frs. bezahlt. Die Lieferungsbedingungen lauten per Kasse nach Ankunft der Ware mit 3—5 Proz. Skonto. * * * Der Bericht des k. und k. österr.-unga- rischen Konsulats in Uesküb äußert sich u. a. wie folgt: Die Zunahme der Einfuhr von Textil waren gegenüber dem Vorjahre ist unbe deutend, wenig mehr als 100 t, dagegen trat eine Preissteigerung ein. Der Platz Uesküb ist nach wie vor in der Textilbranche von Salonich beherrscht. Einige hiesige Kauf leute haben versucht, bei Umgehung des dortigen Zwischenhandels mit österreichischen Fabriken direkt in Verbindung zu treten, wurden aber auf die Salonicher Vertretungen verwiesen. Es findet auch tatsächlich der ganze Einkauf bei den dortigen Grossisten statt, wohin sich die größeren hiesigen Händ ler begeben; von diesen nehmen dann die meisten Kleinhändler auf dem Platze und in der Umgebung. Die hiesige Kaufmannschaft müßte im Textilwarenhandel erst zur Selb ständigkeit herangebildet werden, da die Warenkenntnisse äußerst mangelhaft sind; darauf beruht auch zum größten Teil die Möglichkeit der verteuerten indirekten Lie ferung über Salonich, das eine genaue Kennt nis der hiesigen Bedürfnisse hat. Wenn die importierenden Interessenten den Platz häu fig durch kaufmännisch gebildete Reisende aufsuchen ließen, würde hierin mit der Zeit Wandel geschaffen werden. Der Versuch, hier die Filiale eines Importhauses für Textil waren zu errichten, müßte mißglücken, weil die Kapitalsanlage bei Haltung aller Sorten zu groß Wäre, im anderen Falle der Umsatz zu gering. Für den Import kommen hauptsächlich in Betracht: England für Baumwollgarne, Baumwolleinwand, bedruckte Baumwollge webe, billige Tuche; Österreich-Ungarn für Tuche, Orienttuche, Modestoffe, Fez, Baum- woll- und Wollgarne; Italien für bedruckte Baumwollgewebe, Hosenstoffe, Baumwollein wand, rohe Seidengarne, Seidenwaren; Deutsch land für Uniformtuche, Trikotagen, Futter stoffe; Frankreich für Seidenstoffe, Musselin, Atlassatin. Rohbaumwolle kommt hauptsächlich vom Inlande. Österreich-Ungarn, Deutschland lieferten geringe Quantums für Kleider fütterung. In B a u m w o 11 g a r n e n beträgt der Konsum za. 2 1 /., Millionen Kronen. Es war größerer Bedarf als im Vorjahre. 90 Proz. entfallen auf Rohgarne, der Rest auf gebleichte Garne. Rohgarne: 60 Proz. derselben werden be reits im Inlande erzeugt, 25 Proz. importiert England, 15 Prozent Österreich-Ungarn und Italien zusammen. England importiert die Nummern 16, 24, 30, 32, 40, 42—60, Öster reich-Ungarn die Nummern 16, 24, 30, 32, ganz wenig auch von den Nummern 12 und 14, Italien 16, 24. Sämtliche Ware ist ein drähtig, die englische nur 80-fädig, öster reich-ungarische 60- und 80-fädig. Packung: Pakete a 10 engl. Pfund, 120 Pakete in einem Ballen. Preis durchschnittlich 12 Kr. pro 10 engl. Pfund. Salonich erzeugt hauptsächlich die Num mern 4, 6, 8, 10, 12, 14, dann 16 bis 24,