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SrSktu Lahbergs Lnkeliu. ftj Ao man von Fr. Lohn«. (Nachdruck Verbote«.) L» verlangte st«, die Nichte zu sehen. Da hörte ft« auch schon Hertas lebhafte Stimme zur Tür hinein» rufen: „Mama, Yvonne will nicht mit mir spielen; sie sagt, sie muh lernen, Großmama habe ihr eine Auf» gab« gestellt." „Ich erlaube ihr, jetzt aufzuhören; sie soll kommen und Tante Aline begrüben." „Sie ist wohl recht weit in ihren Kenntnissen zu rück, Mama? Das lässt sich denken bei dem unsteten Leden, das Edgar geführt." „Mir dieser Annahme bist du im Irrtum, Aline. Ich habe gesunden, dass sie an Kenntnissen ihren Jahren voraus ist; sie ist ein ungewöhnlich begabtes Kind. Nach Tisch hatte ich ihre Arbeiten durch, blättert, und" — „Du lobst sie ja sehr." Di« Gräfin hörte die leis« Empfindlichkeit in der Stimme der Tochter. „Ich lass« ihr nur Gerechtigkeit widerfahren, Akine!" entgegnete sie ruhig. Herta kam mit Yvonne zurück. Die Baronin »ahm ihre Lorgnette und musterte das Kind des Bruders, und sie mutzte, wenn auch widerwillig, die eigenartige Schönheit Yvonnes anerkennen. Ihr zierliches Figürchen, das zarte, feine Kinder, »wicht mit den groben, dunklen Augen und dem ziem- lich kurzen, aber dicken, goldbraunen, lockigen Haar, das ihr in kindlicher Weise über die Stirn und um die Ohren fiel, muhte unbedingt auffallen. Yvonne war so ganz anders als Herta, die durch die Cousine »och mehr verlor. Di« Baronin hatte sich schon immer geärgert, wie wenig vorteilhaft ihr« Tochter trotz aller Be mühungen aussah. Das weissblonde Haar liess sich in kein« Frisur bringen; kurz und spärlich hing es um das sommersprossige Gesicht, und Herta wutzte nie, wohin mit den langen, mageren Armen und Beinen. Sie war wie ein Junge in seinen schlimmsten Jahren. Vielleicht sah die Gräfin auch den Unterschied, wenigstens betrachtete und verglich sie jetzt die beiden Mädchen mit prüfenden Blicken. Ein feindselige» Gefühl gegen das fremde Kind quoll in Aline auf. Yvonne halt« ihr die Hand geküsst und beant wortete nun in höflicher Weise die vielen, nicht gerade immer taktvollen Fragen der Baronin. .Mama, Yvonne kann schon ganz fertig Italienisch und Französisch sprechens" ries Herta dazwischen. ,Zch wollte, ich könnte es auch so, dann brauchte ich mich nicht damit zu quälen." Ls war bekannt, dass sie nicht allzu gern lernte. „Wenn du in Italien und Frankreich gelebt hättest wie Yvonne, dann könntest du es ebenfalls. Es fragt sich aber noch, ob sie mit der Orthographie und der Grammatik der beiden Sprachen so vertraut sein wird", entgegnete die Baronin belehrend. „Es ist nicht schwer, die Sprache eines fremden Lande» zu lernen, in dem man sich aufhält. Das kunn jedes kleine Kind." ^„Das ist egal! Ra, dann kan» mir Yvonne wenigste« bei den Arbeiten immer fein Helsen." „Sei nicht so vorlaut, Herta!" tadelte die varmein und warf «inen scheuen Blick zu ihrer Mutier. Sie mutzte sie sich bei guter Laune halten, denn fte hatte wieder eine Menge Wünsche. Im August wollt» st« so gern» in» Engadin, und da-» bedurfte fte der Unterstützung der Mutt«. .Lutz kommt jetzt nicht, Mama. Lr hat geschrieben, dass er mit seinem Freunde Dagobert eine Fusstour durch Thüringen machen will; den Rest der Ferien soll er dann bei dessen Eltern auf Schlitz Lichtenfels verleben. Er freut sich dann, im September uns alle wiederzusehen. Wir möchten ihm jetzt diese Erholung gönnen, im Winter heitzl es, tüchtig zum Abiturium arbeiten!" „Ls ist mir lieb, dass er meinem Rat gefolgt ist und sich entschlossen hat, erst sein Examen zu machen, bevor er in» Heer tritt!" „Er ist dir sehr dankbar für diesen Hinweis, liebste Mama; so sieben ihm doch alle Wege offen, und er kann eventuell auch studieren. Ich freue mich, datz er mit dem jungen ^tytenfels so befreundet ist. Der Zuschnitt dort im Hause ist hoch vornehm. Di« Gräfin ist eine geborene Herrenkirchen und mit dem Fürsten Dahlhausen verwandt." Aus ihren Worten klang eine große Genugtuung; diese vornehme Freundschaft ihres Lutz galt ihr etwas! Und sie wußte im „Gothaischen" mehr Be scheid als jeder andere; dessen Studium bildete ihre Lieblingslektüre, und ihr größter Wunsch war, daß ihre Kinder sich so vornehm und so reich wie möglich verheiraten würden, damit sie von der Abhängigkeit befreit würde, in der sie sich ihrer Mutter gegenüber befand. Ihr Gatte war ein flotter Lebemann gewesen, der seinen großen Besitz ziemlich durchgebracht hatte und sich dann nur mit Hilfe der Schwiegermutter halten konnte. Diese hat mehr gegeben, als sie eigentlich vor sich selbst verantworten konnte, wenn sie hätte den Sohn noch berücksichtigen müssen. Aber sie betrachtete Aline jetzt als ihr einziges Kind, und so war sie verpflichtet, ihr zu Helsen, um so mehr, da sie diese Heirat sehr gewünscht hatte. Yvonne hatte keinen leichten Stand bei der alten Frau. Die Gräfin war nicht gerade unfreundlich zu ihr, doch streng und kühl, ohne eine Spur von Wärme. Die Unterhaltung beschränkte sich nur auf das Nötige; unnütze, überflüssige Gespräche wurden vermieden. Das Mittagessen war die einzige Mahlzeit, die Groß mutter und Enkelin zusammen einnahmen, und das verlief fast schweigend, außer den üblichen Fragen nach dem Unterricht. Klar und deutlich antwortete Yvonne dann mit ihrer lieblichen, weichen Stimme, die sich dem Ohr so sehr einschmeichelte. Sie sprach ein reines, korrektes Deutsch mit einem leisen, fremden Akzent, wohl her- vorgerufen durch de« ausschlietzlichen Aufenthalt im Auslande. Der gemeinsame Unterricht mit Herta bei dem Pfarrer hatte bald aufgehört, da deren Kenntnisse bei weitem nicht an die der Cousine heranreichten, sehr zum Mißvergnügen der Baronin. Aline Drücken hatte immer etwas an Yvonne auszusetzen. Sie verstand, es in sehr schlauer Weise bei der Gräfin anzubringen und diese noch mehr gegen die Enkelin zu beeinflussen. .-Ich finde, Yvonne wird ihrer Mutter immer ähnlicher. Meinst du nicht auch, liebe Mama? Beobachte diese großen, begehrlichen Augen. In welch unbescheidener Weis« sie uns ansteht, dich be sonder», wenn du sprichst. Auch wundere ich mich darüber, dass du ihr erlaubst, das Haar in so auf fallender Weis« zst ttageü. Nun ja, eitel ist sie ja — sie sieht so zigeunerhaft, komödiantenhaft aus. Frau Laudrat von Hammerftetn sprach auch schon darüber. Si« sag»», d« Gw-Eiad der s» ftch, owwhete« A«u Gräfin mache einen — «inen — ich merkt« ardwttltch, wie sie nach einem milden Warte suchte — ein« etwas exotischen Eindruck. Man seh« »nvert»undar das fremde, nicht ebenbürtige Blut. Sie bedauert« sehr die dir auserlegte Last." Solche Bemerkungen fruchtete». Di« Gräfin, fremden Einflüsterungen sonst nicht zugänglich, liess sich hier beeinflussen, sie empfand die Gegenwart des Kinde» al» «in« immer drückender« Last. Noch am gleichen Tage sagt« sie zu Yvonne, als die ihr gute Nacht wünschte: „Mit Missfallen hab' ich schon längst bemerkt, in welch auffallender Weis« du dein Haar ordnest. Wenn e» zum Etnflechten zu kurz ist, mag Christiane es abschneiden." Mit einem leisen Schrei fasste Yvonne schützend an ihr Haar. Abschneiden, worüber der Papa sich täg lich gefreut? Nein, nein. Mit beinahe entsetzten Augen starrt« sie nach der alten, harten Frau, die so Grausames über sie verhängen wollte. „Sieh, sieh, so eitel sind wir schon? Da ist es hohe Zeit, das Uebel im Keime zu ersticken." Elühendrot wurde Yvonne. Tränenerfüllten Auges sagte sie: „Nein, nein! Aber es war Papas größte Freude, mein Haar — oh, wenn er das wüßte!" Zum Glück war Christiane zu dieser barbarischen Handlung nicht so schnell bereit, „'s wär' jammer schade um die schönen Locken, die schneiden wir nicht ab. Aber ins Gesicht brauchen sie dir nicht so zu hängen: di« können wir mit einem Kamm zurück halten." Und sie zwang das wundervolle, dicke Haar durch einen Kamm straff von der Stirn zurück, so daß da durch das liebliche Kindergesicht einen ganz ver änderten, prosaischen Ausdruck erhielt. Es gefiel Christiane selbst nicht, wie die Gräfin wohl merkte, doch sie gebot: „Künftig trägst du dern Haar so. Es macht wenigstens einen ordentlichen Eindruck; ich möchte dich nicht wieder anders sehen!" * . * In dieser Nacht fand Yvonne keinen Schlaf. Bitter empfand sie das Unrecht, das man ihr tat; ein Keim zur Rebellion wurde dadurch in ihr gelegt. Sie wußte, datz sie ihre Pflicht und Schuldigkeit er füllte. Warum quälte und tyrannisierte man sie und schalt sie aus, während man der unartigen Herta alles durchgehen ließ? Und das alles nur, weil der Papa die Mama geheiratet hatte — aber dafür konnte sie doch nichts. Das arme Kind trug sich mit schweren Gedanken, und niemand war da, der sich ihrer liebend annahm. Doch — Krotzmanns! Wenn ihr das Herz zu voll war und sie es erreichen konnte, lief Yvonne zu ihnen. Und in dem sonnigen, freundlichen Hause verlebte sie die einzigen frohen Stunden ihrer Tage. Sie wurde von den guten Leuten verwöhnt und ver- hätschelt, sie wuhten nicht, was sie ihr Gutes antun konnten. Und dort weinte sie sich auch von Herzen aus, schrie ihre Sehnsucht und den Schmerz um den verlorenen Vater förmlich heraus, so dass es den Alten weh und traurig zumute wurde. Und sie ließen Yvonne gewähren, wohl wissend, welche Wohltat sie ihr dadurch erwiesen. Im Schlosse musste sie sich ja so beherrschen. Wieviel Nächt« hatte sie schon durchweint und durchjammert. Ihr rundes Gesichtchen war ganz schmal und blaß geworden, und die schöne» Augen hatte« jetzt einen seltsam scheuen, verschüchterte« Ausdruck, ernst übe, ihre Jahr«. Das schwär* K»«tst eihühbe noch da» Rührend« ihrer Lr» schernung. „Mei« Gatt, yvmmche«, wie sishst du denn heut» au»? Was hat man den« mit dir gemacht?" Frau Krotznumn schlug fast erschrocken di« Hände über dem Kops z»sai«»e«, al» sie de» Kinde» in der so entstellenden Frisur ansichtig wurde. „Großmama wollt« sogar, datz mir Christiane da» Haar abschneiden sollt«, weil ich darin so auffallend aussehe. Christiane tat es aber nicht", schluchzte Poenne. „Und da hat sie recht gehandelt! Nein, dich so zu entstelle«! Weitzl du. wenn du hier bist, nehmen w« den abscheulichen Kamm einfach aus dem Haar. So, siehst du — und dann bist du wieder meine süsse, kleine Yvonne." Und fte herzte und drückte das Kind, da» sich zutraulich in ihre Arme schmiegte. Von drautzru wurde laut ans Fenster geklopft, und ein lachendes Kindergeficht preßt« sich an die Scheiden. Frau Krotzmann lugte durch die blühenden Geranien- und Fuchsicnstöcke. „Es ist Daronesse Herta!" flüsterte sie und fchob Yvonne schnell den Kamm wieder ins Haar. Dann wurde aber auch schon rücksichtslos di« Tür aufgerissen, und Herta stürmte herein, die es gar nicht der Mühe wert hielt, Frau Krotzmann zu begrüßen. „Hier steckst du, Yvonne? Ich suche dich schon eine Ewigkeit! Was machst du nur eigentlich hier? Spielst gar mit Katzen — ich danke! Solche gräss lichen Viecher!" Unsanft stieß sie die schön« grau« Katze, mit der Yvonne sich beschäftigte, vom Sofa. „O nicht doch, Herta. Du tust ihr ja weh!" Herta brach in lautes Lachen aus. „Hab' dich nur nicht um das Vieh! Herrje, wie siehst du denn auf einmal aus? Wie abgeleckt — rein zum Lachen!" „Großmama wünscht es so." „Ach was, darum kümmerte ich mich gerade, wenn's mir nicht patzt! Nun »Ilovo! Wir wollen Räuber spielen! Komm schnell!" Kopfschüttelnd sah Frau Krossma»« hinter de« beiden her. „Armes Ding!" seufze sie und zupfte die Decken gerade, die Herta in ihrem Ungestüm verzogen hatte. „Bist du denn eigentlich gern hier, Yvonne?" begann Herta. „Ich weitz nicht, ich möchte e» nicht, so den ganzen Tag bei Großmama sitzen. Da mopste ich mich zu Tode — «nd immer lernen — nein, das täte ich nicht." „Ich muß gehorsam fei», Hert«! Le sollte ich auch sonst hin?" „Hatte denn deine Mama sonst kein« Verwandtes Nein? Schade! Da wär's sicher lustiger als hier in dem alten Kasten. Lptz sagt auch, hier nicht tot, geschweige lebendig fein! Du wolltest mi, doch immer schon deine Spielsachen zeige«, hattest «v mir längst versprochen." „So viel hab' ich nicht! Da» liebste ist mir meine Pupp«, di« mir Papa noch ar« letzten Weih nachten in Tannes gekauft hat. Die ist schön!" Die Kinder gingen in Yvonnes Zimmer. „Wie du es hier aushalten kannst, ist mir auch unbegreiflich, ich bedairkte mich dafür! Hier spukt e» ja!" And Herta schauert« em wenig zusmnlnetl. yvonn« kniete vor ihrer Kommode, und «eugierig sah Herta über ihre Schulter in das geöffnete Schub- fach. lSortstchu», f-lgt.) «»«7 HVvr i» klaucliLU um! Umgebung Wielr»»M i«»vri»e«» »M „d d»d« Veet dwwak lvßst, ÜE cki» ^o-ehxen aiodt n»r tv El»nod»o, ooadern »»ab in dar UwUvbvvg galowv vvrd«n, b«»vt»« die klLllelmek reiliing d« Ldoi^. ^»Wb»»ptm»»»wd»kt „d d«, Xövigl. 4ww»»eiobt» »« ÜI,»«b«n. V«el»»: <luli» ^tebevbvb». Tckepde« S4. Insertionsprvi» »«« 18 4 di» ouwp.Lorpo»r»Nv. « » « Ltstüs stsixsLUs «7777 vsr vorbrsttstslo LorssU-LruLtr kür Siport- n. i»t in- tolg« seiner eielenVornüxs nnittoitiz dar H»»I^»k»»- ki'lwl-..« KM- Ins nm* kmlrüeii U üHvI puüwt Spston» SI««»«, Lloäell L eo» »HO »«, »Uoin orüLltlieb üu: 2antrille ü»nm»rbt 40, 8114: 8üd«t«. Ü8, kl.: I-enodstttdt. Str. 11, 1-1.: Vvmmsrinirstt. 21, tte.: U«ül«od« 3t«. 81, Lu.; 8oiü«be»tr. 4, Vo.r Lisenbsbostr. 96, Tb.: 8tdtt<>rilsor Str. 28, tick.: Unt. 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