Volltext Seite (XML)
Nr. l76. 104. Jahrgang. Leipziger Tageblatt. Dienstag, 28. Juni 1910. die Nester solcher Vögel aus, deren Eier den seinen ähnlich gefärbt seien, ganz irrig ist. Seine Rücksichts losigkeit geht viel weiter. Er bedenkt nicht nur jedes Nest, das ihm zur geeigneten Zeit gerade in die Quere kommt, mit seinen Eiern, sondern die gute Kuckucksmutter macht sich auch gar nichts daraus, einige von den hcimatberechtigten Eiern aus dem Nest hinauszuwerfen, um für ihre eigenen Platz zu machen. Man darf sich füglich darüber wundern, wie verschieden die Natur die einzelnen Lebewesen be gabt hat, indem sie dem Kuckuck so viel Rücksichts losigkeit und anderen Vögeln so viel Gutmütigkeit mitgeteilt hat. Jene geht sogar so weit, dasi die Kuckucksmutter sich noch später, wenn ihr hoffnungs voller Sprösiling bereits die Eierschale dank der Für sorge seiner Pflegemutter verlassen hat, heimlich zum Nest kommt und alle Konkurrenten ihres Kindes hinauswirft. Daher kommt cs, dasi man den jungen Kuckuck fast immer als Alleinherrscher des widerrecht lich in Besitz genommenen Nestes vorfindet. Trotz dem ist anderseits auch die Gutmütigkeit der zwangs weise zu Pslegeeltern gemachten Vögel so groß. daß sie dem jungen Kuckuck ihre Fürsorge nicht entziehen, und die natürlichen Eltern scheinen auch ganz damit einverstanden zu sein, dadurch jeder eigenen Sorge um ihre Nachkommenschaft enthoben zu werden. Wie schlechte Eigenschaften ja auch beim Menschen so oft erblich sein sollen, so kann man sich nicht wundern, dasi auch der junge Kuckuck sich seiner Eltern bald würdig erzeigt. Wenn diese cs verabsäumt haben, seine Nebenbuhler aus dem Nest zu schaffen, so über nimmt er diese Arbeit häufig selbst, sogar wenn er noch völlig nackt und blind ist. Sein Instinkt gibt ihm nicht nur den Gedanken, sondern auch die Mittel, sich seiner lebendigen Nachbarschaft zu entledigen, in dem er sic über den Nestrand hinausschubst. Es ist noch ein Glück, dasi der Kuckuck sich wenigstens durch dis Vernichtung zahlreicher Raupen beliebt macht, denn sonst wäre er wohl auch beim Menschen als ein echter Rowdy längst „unten durch". * Der bayrische Thronfolger in Leipzig. Am 5. Juli abends kommt der bayrische Thron folger Prinz Ludwig auf der Durchreise nach Posen, wohin er sich zum Jubiliäum des dortigen Infanterieregiments, dessen Inhaber er ist, begibt, von München in Leipzig an. Prinz Ludwig steigt in Hotel Hausse ab und wird am nächsten Tage, 6. Juli, einige Sehenswürdigkeiten Leipzigs, u. a. das Neue Rathaus, Universität und vor allem industrielle Unternehmungen besichtigen. Am 7. früh erfolgt die Weiterreise nach Posen. Der Aufenthalt ist ganz inkognito. Der Prinz wird nur von seinem Adjutanten begleitet sein. Zum Empfange auf dem Bahnhofe in Leipzig wird nur der bayrische Gesandte in Dresden Graf Montgelas sowie der bayrische General konsul in Leipzig, Thieme, anwesend sein. * Universitätsnachrichten. In Naumburg findet am 2. Juli nachmittags 4 Uhr ein gemeinsamer Ehren- bcamtentag der mitteldeutschen freistudentischen Or ganisationen (Leipzig, Halle, Jena, Köthen, Eisenach) statt. Die Teilnahme an demselben steht jedem freien Studenten zu. Abfahrt von Leipzig tprov. Thüringer Bahnhof) I.M. — In einer aut be suchten Versammlung der akademisch-wissenschaftlichen Turnlehrervereinigung sprach Herr Tand. pyil. Meynen über „Turnen und Sport cm deutschen Hochschulen mit besonderer Berücksichtigung der deut schen Leichtathletik". Er schloss hieran eine kurze Besprechung des von ihm und Herrn Fehrmann herausgegebenen Buches: „Turnen und Sport an deutschen Hochschulen." — Wie verlautet, hat der außerordentliche Professor für Philosophie an der Uni versität Leipzig Dr. Felix Krueger an Stelle des nach Leipzig berufenen Prof. Dr. Meumann einen Ruf als ordentlicher Professor der Philosophie an die Universität Halle erhalten. Pros. Dr. Krueger habilitierte sich 1903 an der Universität Leipzig mit der Probevorlesung: „Zur Psychologie der wirtschaft lichen Arbeiter , nachdem er lein Schüler Wundts) zuvor als langjähriger Assistent am Institut für experimentelle Psychologie unter Leitung von Ex zellenz Wundt tätig gewesen war. Reichstags abgeordneter Dr. Iunck spricht morgen Mittwoch, den 29. Juni, 8 Uhr abends in der politisch-historischen Abteilung der Fr. Studentenlchast Leipzigs über „Die Verfassung Elsasi-Lothringens". * Der zwölfte Jahresbericht der Handelshochschule zu Leipzig ist in diesen Tagen erschienen. Danach haben im Berichtsjahre 103 Studierende das kauf männische Diplomeramen, 21 Kandidaten das Handels lehrerexamen und 9 Kandidaten die Bücherrevisoren prüfung bestanden. Im übrigen enthält der Jahres bericht statistische Mitteilungen über die Behörden. Lehrköroer und Studierenden der Handelshochschule, ferner die Ordnung der Anstalt, die Immatrikula tionsordnung, den Studienplan, diePrüsungsordnung, Näheres über den Bücherrevisorenkursus und die Satzungen der Krankenkasse. Damit bietet der im Auftrage des Senats vom Studiendirektor Hofrat Professor Raydt zusammengestellte Bericht ein voll ständiges Material für alle, die sich über die Leipziger Handelshochschule informieren wollen. Der zwölfte Jahresbericht kann gegen Einsendung von 70 - von der Kanzlei der Handelshochschule, Leipzig, Ritter- strasie 8/10, bezogen werden. * Die Huldigungsfahrt nach Wittenberg. Der Leipziger Zweigverein des Evangelischen Bundes unternahm Sonntag eine Huldigungsfahrt an die Gräber der vom Papste geschmähten Refor matoren Luther und Melanchthon in Wittenberg. An der Luthereiche wurde der erste Halt gemacht Hier hat Luther die päpstliche Bannbulle verbrannt Nach einer kurzen Ansprache und dem Gesang des Liedes „Allein Gott in der Höh' sei Ehr'" ging es weiter zum Lutherhause. Hier, in dem ehemaligen Augustinerkloster, liegen im ersten Stockwerk des langgestreckten Hofgebäudes die Räume, in denen Luther nach seiner Rückkehr nach Wittenberg sein Lebenswerk vollbrachte. .Ein paar Schritte davon liegt das Melanchthonhaus, in dem nur ein Zimmer, auch dieses im ursprüng lichen Zustand trefflich erhalten, gezeigt wird. Kurz nach 12 Uhr schritt man zur Feier in der Schlosikirche. Nach dem Gesang des Liedes „Ein' feste Burg ist unser Gott" hielt Pfarrer Kaiser die eindrucks volle Predigt auf die Worte des Hebräerbriefes: „Denkt eurer Lehrer, die euch das Wort Gottes ge sagt haben." Dann wurde der Kranz der Kirchlichen > Vereinigung der Matthäikirchgemeinde am Grabe I Melanchthons, der des Leipziger Zweigvereins des Evangelischen Bundes am Grabe Luthers niedergelegt. Der Kgl. Sachs. Militäroerein „Ehemaliger 195er für Leipzig und Umgegend" hielt gestern im „Mariengarten" seine diesjährige Hauptversamm lung ab. Der Vorsitzende Herr Seifert begrüsite die Erschienenen, insbesondere die anwesenden Ver treter des Bezirksvorstandes, und eröffnete dann die Sitzung mit einem Hoch auf Kaiser Wilhelm, König Friedrich August und König Wilhelm II. vonWllrttem- berg, Chef des 105. Infanterie-Regiments. Der vom Vorstande vorgelegte Jahresbericht bekundet ein er freuliches Wachsen des Vereins. Der vom Kassierer Herrn Reishauer vorgetragene Rechnungsabschlusi auf das 17. Vereinsjahr weist einen Vermögens bestand von 1920 und einen Versicherungsbestand in Sterbefällen für 114 Kameraden von 11400 nach. Jahresbericht und Rechnungsabschlusi wurden genehmigt. Ein Antrag des Vorstandes auf Um änderung der Bezeichnung „Sterbeunterstützungskaffe" in„Vegräbnisunterstützungskaffe" sowie die Errichtung einer Begräbnisbeihilfenkaffe für Frauen der Mit glieder wurde angenommen. Bei der Vorstandswahl wurde der ausscheidende erste Vorsitzende Seifert sowie die bisherigen Beisitzer und der Fahnenträger wiedergewählt. An Stelle des zweiten Kassierers Kamerad Schröder, der die Wiederwahl ablehnte, wurde Kamerad Otto gewählt. * Der Verein Leipziger Gastwirte hielt gestern nachmittag im Etadliffement „Sächsischer Hof" in L.-Schöneseld eine Monatsversammlung ab. Herr ! Euthardt eröffnete dieselbe: man trat in die Tages ordnung ein. Nach dem Verlesen des Protokolls der letzten Versammlung wurden folgende Herren als neue Vereinsmitglieder ausgenommen: Heinrich Köhler, Gohlis, Friedrich-Karl-Str. 2, Arthur Krau sch, Eutritzsch, Hamburger Str. 38, Albert Fritzsche „Ratskeller" Reudnitz, Wilhelm Schäfer, Körnerstraße 25 und Alfred Schirmer „Gasthof zum Bahnhof", Liebertwolkwitz. Eine Angelegenheit des Vereins für Hauspslege wurde bis zur nächsten Versammlung vertagt. Dem Verkehrs-Verein wurde wiederum eine Svende von 50 ,/r bewilligt für Leipzig im Blumenschmuck. Zu den Vorträgen, die der Verein veranstalten wird, sollen die Bruder vereine eingeladen werden. In der Juliversammlung wird Landlagsabgeordneter Landgerichtsrat Brod aus über Fragen des Gastwirtsgewerbes sprechen. Punkt 4 der Tagesordnung betraf den Bericht über den Stand der Kassen nach Ablauf der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 1910. Demselben ist zu ent nehmen, dasi das Konto Verein Leipziger Gastwirte mit 22,333,G)adschliesit. Unter den Ausgaben befanden sich 3871 ./z für Totenopser. Der Kassen bestand am 31. Mai betrug 191,18 ./r Insgesamt war am 1. Juni ein Ueberschuh von 875,08 zu verzeichnen. Die Rentabilitätsübersicht der Annoncen- Expedition des Vereins hat Einnahmen aufzuweisen in Höhe von 52 599,80 .M Der Kaffenbestand beträgt 298,80 ./t, die Ausienstände standen mit 6754,46 /z zu Buche. Der Uederschusi stellte sich auf 2737,38 Den Bericht über den Berbandstag erstattete Herr Werner, der zweite Vorsitzende: er sprach die Hoff nung aus, dasi die dort gefassten Beschlüsse dem Stande zum Segen gereichen möchten. Der nächste Punkt betraf Zuschriften der Firma Heinrich und Holzhüter über die Gründung eines Kohlensäure werkes. Dasselbe soll in Leipzig errichtet werden und den Gastwirten ziemliche Vorteile dringen. Von der genannten Firma werden nun Verträge ange strebt. Man will von feiten des Vereins Leipziger Gastwirte zunächst einen versprochenen Vortrag über die Angelegenheit entgegennehmen. Im allgemeinen stand man dem Unternehmen sympathisch gegenüber. Mit geschäftlichen Mitteilungen interner Art schlosi die Tagesordnung. Zu bemerken ist noch, dasi das Sommer- und Kinderfest am Montag, den 18. Juli im „Eiskellerpark" stattfindet. * Stenographisches. Das Bestreben, die Steno graphie bei den Behörden zur Einführung zu bringen, nimmt einen immer grösiercn Umfang an und hatte schliehlich zu einer Zusammenkunft der stenographie kundigen Beamten Sachsens geführt, die eine Kom mission mit der Ausarbeitung einer dementsprechenden Denkschrift an die Regierung beauftragt hatten. Die Kommission in Dresden hat nun zunächst in Verbin dung mit dem Königlichen Stenographischen Landes amt eine grosie Anzahl Gutachten hochstehender Parlamentarier und Vertreter der Volkswirtschaft, der Rechtspflege, der verschiedenen Verwaltungen (darunter Oberbürgermeister Dr. Dittrich-Leipzig) eingezogen, die sich sämtlich dahin äußern, dasi dre praktische Nutzanwendung der Stenographie bei den Staats- und Gemeindeverwaltungen dringend nötig sei, weil sie eine Geschäftsvereinsachung. eine Ver minderung des Schreibwerkes und grosie Zeiterspar nis mit sich bringe. Bestärkt durch diesen Erfolg, beabsichtigt die Kommission, die eingeleiteten Schritte zu beschleunigen und bittet deshalb um weitere Unterstützung aller Volkskreise. * Arnold - Vorträge. Heute Dienstag hält Herr Dr. Arnold im Volkswohl seinen letzten Vortrag über das zusammenfaffende Thema „Das Urchristen tum in der Jetztzeit". (S. Inserat.) * Sein Sommer- und Kinderfest beging am gestrigen Sonntag der Schreberverein „Fort schritt" in L.-Lindenau in seiner Garten anlage. Das festliche Treiben machte sich in Lindenau schon am Vormittag bemerkbar. Um 1 Uhr erfolgte das Sammeln der Kinder und Festteilnehmer am Markte vor dem „Deutschen Hause" und gegen 2 Uhr der Abmarsch des Festzuges mit Musik, unter Voran tritt von Fanfarenbläsern. Drausien in der prächtig geschmückten Anlage wurde vom Vorsitzenden die Festrede gehalten. Ihr schlosi sich ein großes Fest konzert an. Aus dem gutgewählten und vorzüglich durchgeführten Programm hoben sich vor allem auch die herrlichen Reigen heraus. Die Kinderspiele waren verbunden mit einer Geschenkverteilung. Auf dem Festplatze herrschte bis in die Abendstunden frohes Treiben: für Unterhaltung war seitens des Vorstandes in jeder Weise Sorge getragen worden. Die festlich illuminierte Eartenanlage bildete noch in den Abendstunden für viele Menschen einen inter essanten Anziehungspunkt. Nachzutragen ist noch, dasi die gesanglichen und musikalischen Darbietungen viel Beifall fanden. » Probcturnen für das Zittauer Vorturncrturnen. Das am Sonntage von der Leipziger Turnerjchaft in Gemeinschaft mit dem alten sächsischen Jahngau und dem Mittclmuldengau abgehaltene Probeturnen wurde nach kurzer Sitzung des Kampfgerichts mit der Durchnahme der voraeschricbenen allgemeinen Stab übungen (Leitung: Oberturnwart H. Hofmann) er öffnen In glatter Folge wickelte sickstdann der Sechs kampf am Reck, Barren und Pferd, sowie im 100-Meter-Lauf, Kugelstoßen und Stabweitsprinqen vom kleinen Brett, dem noch eine schwierige Pflicht freiübung zugesellt war, ab. Die Prüfung bestanden folgende Turner: 1. Max Haensgen, Leipziger Turnverein, mit 121' /. Punkten; 2. Alfred Kunze, Allg. Turnn., 118,5 P.; 3. Friedrich Körber, Leipz. Turnv., 116,5 P.: 4. Curt Reuter, Allg. Turnv., 113 P.; 5. Ernst Fischer, Allg. Turnv., und Carl Köhler, Leipz. Turnv., je 107 P.; 6. Artur Zöllner. Allg. Turnv., 103 P.; 7. Hans Klöber, Turnv. der Südoorstadt, 102 P.; 8. Carl Schramm, Turnv. der Südoorstadt, und Walter Krauß, Turnv. zu Grimma, je 101,5 P-: 9. Curt Jltmann, Allg. Turnv., 98^P.; 10. Ludwig Ungetüm, Leipz. Turnv., 96,5 P.; 11. Rein hold Wehner, Leipz. Turnv., 94 P.: 12. Oskar Schleiffer, Turnv. der Südvorstadt, 85 P.: 13. Fritz Wedel, Allg. Turnv., 81,5 P.' Eine besonders köstliche und gesunde Süß speise für Kinder im Sommerist geschmortes, frisches ^bst und Aiammerl ans Vottmiich und Nicht warmen Flammeri in der Mittagshitze geben, ersetzen Sie ihn durch einen kühlenden Flammeri, welchen Sie am frühen Bor mittag kochen können. Les. Liebte Rezepte auf d.Mondamin-Packeien-t 60, 30u.'t5>A' Der Verkauf ru den bekannt billigen besinnt am?reitas'6enl.7uli NSNeres in der groLen ^n^eige. Von tieute bk ^rirn 1.7uii 4000 sdsepslÄe 81uldn 2..00 2.50 Z.2S 4..0O klsiicllc-popelliic'sislblciclc psllcntt Kekellc unä spott