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""-»V Erschetvt täglich früh SV.UHr. Ledartion unL LrpedN« Iohau»e«qasse 8. Sprechstunden der Ledartiiu: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittag» 5—6 Uhr. »Ol d« Nück»-d- nn,et,nd»er «imilcrlyl, »MP du »tl»«cu«a nutzt »adiidUch. >«»a»«e »er für »t« nächstfolgende Nnnoner bestimmten Inserate an Wochentage» bi» 3 Nhr Nachmittag», an Sann- un» Arfttagen früh bi» '/,S Utzr 3n den Filialen für Sns.-Annalfmc: Otto Klemm, Univcrsilärsstrahe 1. Laut» Lösche, Katharinen str. 23, p. nnr bi» '/.r Nhr. 'chmer.TagMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Auflage L»,LGG. ^donnementsprris vieinell. 4", Md. >acl. Bnnaenohn 5 Mt.. Lurch die Post bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Lebüdren für Extrabeilagen (in Tageblatt-ftormat gesalzt) ohne Poftbesörderung 39 Mt. »U Postbrsorderung 48 Mt. Snsernte bgespaltene Petitzeile 20 Ps. Gröbere Schriften laut aus. PreiSverzeichuiß. Tabellarischer ». gisserniatz m«h höherm Tar»s. Lrclamen auter dem RedactioaSstrlch dle-aespaü. ZeilebOPs., vor den Famili ennachrtchten die Kgespaltene Zeile 40 Ps. Inserate sind stet» an die Expedttio» z, senden. — Rabatt wird »ichl gegeben. Zahlung pensuumernmio ,»der durch Post. Nachnahme^ 162. Donnerstag dm 11. Juni 1885. 78. Jahrgang Amtlicher Theil. Vekauntmachung. E« hat sich eine.anderweite Umnumeriruag der EtdontenstraHe nörhig gemacht. Dieselbe wird nachstehend bekannt gegeben- Bo» der Kohleustrache a»S: Aus der linken Seite Auf der rechten Seite Alte Straßen- Nummer 56 56 54 52 bO 4« 46 44 42 40 S8 36 34 «2 SO 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 Brand- Lat.-Nr. Abtb. S 384 368 367 366 365 3640 3648 178 1758 174/1754» 174 169 168 167 1668 166 165 0 1650 1658 165 164 1630 1638 163 162 V 128L 128 V 12811 128.X Neue Straßen» Nummer L S 5 7 9 11 IS 1» 17 19 21 23 LS 27 29 81 SS 35 37 39 41 43 4S 47 49 bl 53 55 57 Besitzer (nach Adreßbuch) Floßplatz, die Floßplatz-Nummern lS9 M 63 Leipzig, am 3. Juni E. L. Meister E. W. Benandt I. ft. L. Rohr I. M. Hähne! ft. W. vrrw. Uhlitzsch a. «e». E. L. O. Reinhold I. M. B. vrrw. Frauenborf L. T. vcrw. Döhler ». tzftu. L. vrrw. Dittrich E. Prell-Erckea» E. Prell-Erckeu» L. W. Krebs P. L. T. Hartmau» twd A. E. verw. Pötzsch H. O. Bester S. H. Neubauer L. R. Hausmaan u. Gen. A. B. Ernesti L. L- Wikdemaaa W. vcrw. Psänder L. ft. Gärtner I. I. Schädel tu Straßgribchen ft. Wörnickc T. E. Köhler ft. LS. Bechert I. F. verw. Löwe ft. verw. Hoffmaaa L. Wagner ft. S. Voigt L. G. Trichmaua zählen am Floßplatz 11, 12, 13 eventuell 2 Bauplätze E. H. M r hl- gartea E. Henp. Mehlgarteu 1885. Alle Straßen- Nummer ^Brand- Cat.-Nr. «bth. 8 49 47 45 43 41 39 37 35 33 31 29 27 25 23 21 19 1? 15 13 11 9 7 5 3 1 369 369 8 »70 371 3718 3710 177 178/179 160 2068 181 182/183 1838 1830 184 1848 184 0 185 1858 186 187 188 128S« 1283 Nrne Straßen» Nummer 2 4 5 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 Besitzer (nach Adreßbuch) ger ogel r. r. Lorber D. G. Sonntag Zollmaan L Hrrfurth I. Leweck I. S. Krrtzschmar vr. C. G. Hölemaun R. L. Helm o. «. R. Frau verw. vr. A. ' I. ft. Meißner I. H. Wolsion u. Gen. I. H. Wolstou u. Ge», vr. P. Fiedler I. ft. Meißner ft. W. Schrodt Schrodt Archer Herrmana Herrmaua Frau verw. E. L. A. Meister L. F. Träger S. M. Tröger Carstaujen'» Erbe» L. F. Bühriug Hahn easgymnastum (Stadtrommuu) H- E. Floßplatz-Aulagea Bauplätze Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. G- Die Herstellung einer Thonrobrschleuße auf de« Haupt wege der VI.. VII. und VIII. Abtheilung de» neuen Zohannissrievhofe» soll an einen Unternehmer in Accord ver dungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Hochbau-Verwaltung, RathhauS, !I. Etage. Zimmer Nr. 5, au» und können daselbst eingcscben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Schleu-eaaalage JohanaiSfriedhof" versehen ebendaselbst und zwar bis zum 12. Zuni 1885, Nach mittag» 5 Uhr, einzureichen. Leipzig, den S. Zum 1885. De» Rath» der Stadt Leipzig Bau-Depatation. Die Neupflasterung der Hainstraße soll an einen Unter nehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen sür diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, II. Etage, Zimmer Nr. 14, au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Pflasterung der Hainstrafle" versehen ebendaselbst und zwar bi« zum 16. Zuni 1885, Nachmittag« 5 Uhr, einzuretchen. Leipzig, am 3. Zuni 1885. De» Rath» der Stadt Leipzig Stra-eubau-Deputattoa. Rogflgftf Mit Bezugnahme ans dir wiederholt erlassenen Bekanntmachungen wird hierdurch nochmal» zur Seuniniß gebracht, daß Geschirre gier Art die hiesige Meestraße lang« »e« Schulhaase« in der Zeit von Ostern bi« Michaeli« a« «ochentagen »,n früh »'/, Uhr »i» Nachmittag« 4'/, Uhr n»r tm Schritt pa,streu durfen uud daß etwaige Zn- widerhantzlungen unnachsichilich mit Strafe »a» » »i» ,u SS Mark geahndet werde». stadt bei Leipzig, de, 9. Juui 1885. Der Ge«einde»«rfia>». Dietrich. Holr-Auclion. auf dem «olditzrr Aarstreviere aofbereiirteo Bon den Hölzern sollen Mittwach, »en 24. Juni »lese» Jahre», von vormittag I» Uhr a» im Gasthaiisc zu Lrupahit 245 Sick. kies. Stämme von 16—22 cm Mittcnstärke auf dem Schlage in Abiheilnng 48, 2 eich. Klötzer von 25 u. 30 cw Oberst, u. 1 3 m Länge i auf dem Schlage > erl. « von 24 u. 27 » Ober- bez. l in Ablhlg. 1, Mittenst. n. 3.5 „. 6 m Länge ) 1 birk. Klotz von 18 ein Mittenst. »nd 10 w Länge, auf dem Schlage in Abtbeilung 32. 4020 ficht, dergl. von 13—15 cm Oberst, l 3.5 m Länge, aus d Schlägen 3462 » » - 16—22 - - I in dcn Äbth. 1, 28 u. 32 u. ln 740 - . . 23-43 . . j d.Abl!, 15.16,18,20.25.29. 261 lief. . » 16—22 » . und 3.5 m Länge, aus den Schlägen l« den Abthellungeii 45 und 57, 3L0Hdct. ficht. Siang. von 7ew Unterst.) aufken Schlägen in den 17.20 . . « .8«.9. . iM'Ihlqn.l.9.28,32.33 10.M « - » .11- , «und 37, sowie in den 465 »» »»14. »f Äbthlga. 30 und 34, 137^1 » > gekürzte Stangen — SchleishSIz-r — von 7—12 ein Oberstärke, 3 u. 4m Länge, in den Ablhlg». 1,14, 15, 16, IS. 20, 25. 28. 29 »nd SS, 1 U» eichene Nutzicheite in Abtheüung 13, 6 - sichten« Novknüppel in Adtlicilung 1, 14, 15 nnd 20, ÜÜO » - Rutzriode a»l den Schlägen ia den Abiheilnugen 1. 28 und 82 meistbietend gegen fofortigr vrpidlnng und unter den sonst vorher bekannt zu gebenden Bedingungen »erste gert werden. A->»i,l. Aarstrentamt «,„;en nn» Königl. Aorstrevier- verwaltung Lolvitz, den 6. Juni 1885. Bachmauu. Tittmana. Die Anlieferung und Verlegung vou Tranitschwellen i» der Hatnstratze soll an einen Unternehmer in Accord ver dungen werden. nicht zu Wege zu bringen vermochte, hat der Versuch einer Steuererhöhung bewirkt. Elf Millionen Pfund sür Krieg»- Vorbereitungen und die Kosten der Expedition nach dem Sudan hatte da» Unterhaus in beiden Lesungen bewilligt, aber at» e« die Mittel gewähren sollte, um die bewilligte Summe aufzubringen, da schwenkte die Mehrheit plötzlich ab und ließ da» Ministerium im Stich. Gladstone saad mit Recht darin einen Widerspruch, daß die Opposition zuerst einen Credit einstimmig bewilligt und dann die Mittel zur Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, II. Etage, Zimmer Nr. 14. auS und können daselbst eingeseben resp. enlnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: Schwelleniegung in ver Hainstrafle versehen ebendaselbst und zwar bis zum 16. Zuni 1885, Nackmittags 5 Uhr, einzurcichen. i-'kipzig, am 3. Zuni 1885. De» Rath» der Stadt Leipzig Straßenbau - Deputation. Holz-Auction. Bon den in der Harth des Zwenkaucr Aorstrevter» aus. bereiteten Hölzer» sollen Montag, »en SS. Juni ». A.. von vormittag » Nhr an. 261 Stück eich. Klötzer von 10—102 ew Ober- bez. Mitten- stärke, 2.5—7 w Länge, 321 » birk. Klötzer von 11—38 an Ober- bez. Milten- stärke, 2—7.5 m Länge, 14 - a»p., erl. uud lind. Klötzer von 11—32 an Ober- stärke, 2.5—Sn» Läng«, 4 Um eich. Nutzscheiie, 92 18 3 85 431 151 300 und birkene Breuuschcite» dergl. Breunknüppel, kies, dergl., eich. Zacken nnd Bruchholz, harte- Reisig, lind. Langbausen und ca. 300 - harte Stöcke, Versammlung aus dem Schlage in Abiheilnng 13 unweit des Baknwärterh^leS, Zahlstelle im Gasthose zu Großdeuben, Dienstag, »en :kv. Juni, ebenfalls von vormittag v Uhr an 427 Stück kies. Stämme von 13—23 cm Mittenst., 12—16 w Länge. 3 » lärch. dergl. von 18—20 - - 87 « eich. Klötzer - 10—74 » Ober- bez. Miitenstärke, 2.5 bi» 6 m Länge, 33 - birk. u. lind. dgl. von 10—20 an Oberst., 2.5—5 m Länge, 1029 » kieserne dergl. - 16—24 - - 4 - - 385 « . Stangen - 11—14 » Unterstärke, 25 « fichtene - » 8—14 » » Versammlung auf dem Schlage in Abtheilung 31, »ah« dem Kaiserwege, Zahlstelle im Gasthose zu Gaschwitz, und Donnerstag, »en S. Juli, von vormittag » Uhr an 9 Um eichene Brcnnscheite» kieferne dergl., lind. Brenntuüppel» kieferne dergl. eichene Zacken, ^ .. eichene Stöcke, ^ . Versammlung aus demselben Schlag« uud Zahlung i« Gasthofe zu Gaschwitz. meistbietend gegen sofortige Bezahlung und »nter de» vorher bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Rönigl. Aorstrrntamt Wurzen «n» ÜSnigl. Aorstrr»trr- Verwaltung Zwenkau, am 6. Juni 1885. Bachmann. Lomlrr. 64 2 333 15 317 4M 71 Nichtamtlicher Theil. Der Stur) -es Ministeriums Gladstone. Die seit Zähren chronische englische Ministerkrisis bat am 8. Zuni plötzlich nnd dem Ministerium selbst unerwartet ei,irn acuten Cbaratter augcnonnnen und rasielbe zu einer Zeit zum Rücktritt geiiölhigt, alS die enlscheivendcu Abmmmuiigcii bereits zu seinen (Gunsten ausgefallen waren. WaS der Miß erfolg der englischen Politik in Egypten und in Ccntralasien bruch kommen, und eS ist aleichgiltig, ob da» in folgerichtiger Weise geschehen ist oder nicht. Genug, daß Maaß der poli tischen Fehler Gladstone'» war voll und deshalb lies e» über. An Geduld hat e« die englische Volksvertretung Gladstone gegenüber nicht fehlen lasten, aber sie scheint immer noch die stille Hoffnung gehegt zu haben» daß Gladstone mit irgend einer Ileberraschüiig hervortreten werde, durch welche alle scheinbaren politischen Fehler wieder auSaeglichen würde«. Wenn diese Hoffnung vorhanden war, so ist sie gründ lich getäuscht worden, all« politischen Echachzüge» welch« da» Cabinet seit dem Sieg« von Tel el Kebir gemacht hat. sind ebenso viele Fehlgriffe gewesen, der Rus England» sank täglich tiefer in der Meinung der übrigen Völker Europas herab und jetzt steht England auf dem Punkte, Egypten und den Suezcanal Europa zu überlassen und die Zukunft Indien» von der Willkür Rußland» ab hängig zu machen. Die Erbschaft, welche Gladstone seinem Nachfolger hinterläßt, ist traurig geuua, und wenn sie Sali-bury nicht mit der Rrcht«wohlthat de» Znventarium« antritt, dann dürfte die Rechnung sehr zu seinem Nachtheil au«schlagen. An Schulden, die zu den dringenden gehören, sind zu vegleichen die «gyptische und die afghanische Rechnung, denn au» dem Bankerott im Sudan ist mcht» mehr zu retten. Gladstone scheint mit Sicherheit darauf gerechnet zu haben, daß Niemand den Muth Hab«» w«rd«, die von ihm angrrlchtrte Verwirrung in Ordnung zu bringe», und daraufhin glaubte er ungestört foetwirthschaften z« können, aber endlich mußte doch emmal Halt geboten werden, wenn Engldnd noch Kraft «nug in sich fühlt, um da« festgefahrene SlaatSschiff wieder ttzu machen. Man dark jetzt gespannt sein auf da» Programm, mit welchem der Nachfolger Gladstone'» hervortreten wird. Man darf die Erwartungen daraus nicht zu hoch spaaue»; Sali«» bury oder wer sonst di« Zügel der Regierung übernimmt, kann nicht über Nacht die Lage günstig gestalten, er wird die von Gladstone überkommenen Mißstände in der Gestalt, welck« sie haben, einstweilen gelten lasten müssen, e» kann sicht zugemuthet werden, den Krieg im Sudan wieder zu beginnen und die mit Rußland schwebenden Unterhand lungen abzubrcchen. Wenn eS ihm gelingt, au- dem all- gemeinen Sckisfbruch irgend etwa« zu retten, dann kann er mit diesem Erfolge zufrieden sein. Günstig sür den Nach folger ist, daß die Engländer durch Gladstone an die wider- stand-lose Hinnahme der schlimmsten Dinge seit Zähren gewöhnt sind. Salisbury würde sich sehr anstrengen muffen, um Mißerfolge, wie den Fall von Khartum und die Niederlage von Ak Tcpe nebst dem Verzicht auf Penschdeh zu überbieten, auch der kleinste Erfolg wird ihm als Anfang der Wiederausrichtung de« halb ver nichteten England angerechnet werden. Emen Erfolg wenig stenS hat Gladstone unmittelbar vor seinem Rücktritt noch erreicht und das ist die Vergrößerung und Befestigung de< englischen Colonialbesitze« am Niger in Verbindung mit der Besitzergreifung der St. Luciabai. Wenn also Lord EaliS bury an die Ueberlieserungen der englischen Colonialpolitik anknüpst und aus diesem Wege weiter sortsüreitet, dann wird er vcn Sultan von Zanzibar in seiner Feindschaft gegen Dcuiickland bestärken und einen neuen Streit mit den Boeren Hinzusitzen. Das wäre allerdings da» thörichtste Mittel, um au« ver schwierigen Lage, in welcher Gladstone England zurückläßt, herauszukommen; aber unter schwierigen Verhält nissen wird selten da« Richtige getroffen. An politischen Talenten ist England nicht gerade reich, sonst würde die Glavstone'sckc Wirtlstchast nickt so lange gedauert haben. Als Mann der Zukunst bietet sich in erster Linie Lord Churchill dar. Dieser noch junge Parlamentarier hat sich durch seine rücksichtslose Offenheit und Beredsamkeit schon die allgemeine Aufmerksamkeit erzwungen. Die Art und Weise, wie er die Politik Gladstone « in Egypten und im Sudan angegriffen hat. fand laute Anerkennung und Zustimmung. Fast noch größer aber war sein Erfolg in der centralastatischen Frage, deren gegenwärtigen Stand er als die Preisgabe Indiens an die Russen darstcllt und zwar auf Grund per sönlicher. in Indien selbst geschehener Wahrnehmungen. Lord Cburchill hat niemals ein Geheimniß darau» gemacht, daß die Gladstone'sche SlaatSleitung nach seiner Ueberzeugung zum Verderben England» ausscklagen müsse. Zm Vergleich mit Salisbury ist Churchill ein himmelstiirmender Heißsporn, aber vielleicht wäre er der geeignete Mann, um die Engländer au» ihrer Lethargie auszurütteln. Neben ihnen kommt Lord Rose« berry in Betracht, dessen neulich« Berliner Reise wohl in Be- ziehung zu dem damals schon in Aussicht genommenen Rück tritt Gladstnne» gestanden hat. Lord Rosrberry ist kein so glänzender Redner, aber seine bisherigen Erfolge lassen ihn als eine Kraft erscheinen, aus welche England gegebenen Falle» zählen kann. Der CabinetSwechfel vollzieht sich unter Anzeichen, welch« verhängnißvoll genannt werden dürfen; gleichzeitig mit der Nachricht vom Sturz« Gladstone'- ist dw Hiobspost vom Fall, Kassala« eingrtroffen und zwei Tag« zuvor ist Sir Peter Lumsden ia London angrkommen. Der Fall Kassala« ist eine inhaltsschwere Bestätigung der englischen Niederlage im Sudan und die Ankunst Lumsden'» in London erinnert daran, daß die afghanische Grenzsragr zu Gunsten Rußland- entschieden wurde. Der Eindruck der neuen Niederlage im Sudan kann in England nur ein niederschmetternder sein, man wird daran» ermessen, wa» noch folgen muß, wenn der Mahdi immer weiter nach Norden und Osten vordring«. Gladstone war mit LuiiiSden sebr unzufrieden, weil er seine Politik einer vernichtenden Kritik unterzogen batte; die .Patt Mall Gazette" war de-batb der Meinung, daß Lumsden da für mit Amtsentsetzung zn destrasen sei. Zn der Meinung des Nachfolgers von Gladstone kann LumSdrn seine Haltung nur empfehlen, hätte Gladstone sich aus die Seile von Tusferin und LumSdeu gestellt, dann wäre England heute nicht von Rußland hiilitairisch und diplomatisch besiegt. Für Deutschland kommt bei dem bevorstehenden CabinetS- wechsel in England in erster Linie in Betracht die Politik, welche da» neue Cabinet in Colonialangelegenheiten befolgen wird. Wenn der Nachfolger Lord Derby'» seine Ausgabe darin erblickt, Deutschland» Colonialbestrebungen aus Schritt und Tritt zu hemmen und zu durchkreuzen, dann werden wir dem Nachfolger Gladstone4 ebenso klldl und ablehnend gegenüderslehen, wie dem abgetretenen CabinetSichrf; wenn das neue Ministerium aber da» Interesse England» am besten aewabrt glaubt durch freundschaftliche« Zusammengehen mit Deutschland, dann werden wir dieser Auffassung auch gebührend Rechnung tragen. ES hängt sür die Zukunft Englands Biele», um nicht zu sagen Alle» davon ab, wie sich seine Regierung zu Dvrtschland stellt. Sowohl iu der egyptisckeu, al» iu der ceutralasiatiscben Frage läßt sich durch eine Eng- land wohlwollende Haltung Deutschland» Vieles mildern und u Gunsten England« gestalten, wenn aber England seinen vortheil nicht versteht, dann hat es sich die Folgen seine« Unverstände« selbst zuzuschreibeu. * Leipzig, 11. Juui 1885. * Wir berichteten, daß schon die nächste ReichStagS- sessio» sich mit der Vorlage über Erneuerung de» Mililairseptennat» zu beschäftigen habe», wird. Der Reichstag wird damil vor eine sehr ernste, vielleicht vcrhäng- nißvolle Entscheidung gestellt werden, welcher aian bei seiner dermaligen Zusammensetzung nur mit schweren Besorgnissen wird entgegensehen können. Da« ist wieder eirirnal eine jener großen, die nationale Sache und die Festigkeit des Reichs be treffenden Fragen, bei denen die sonst herrschend« conservativ- klerikale Mehrheit elend zusammenbricht. Vielleicht dämmert dann auch der der „Kreuzzeitung" «in« Ahnung auf, daß mau mit den Ultramontanen zwar agrarische Steuer politik, kleinlich« Zünftlern und dergleichen treiben kann, nimmermehr aber große nationale Politik. Da rverden eben wieder die Nationalliberalen helfen müssen. Wo aber der noch anderweitig nvthige Zuzug Herkommen soll, müssen wir dahingestellt sein lassen. Die deutschfreisinnige Pa rtei hat in ihrem Fusionsprogramm al« einen der ersten Puncte die all jährliche oder wenigsten» dreijährige Bewilligung de» Militair- etat» verlangt, obschon Herr Rickert in seinen veff-eren Zeiten sür dir Bewilliaungde« Scptennat» in überzeugendster und und erfolgreichster Weise eingetreten war. Ob die Partei darüber auseinanderfallen, ob da» Eentrum einzelne Mit glieder, wie früher für da» Gocialistrngesetz, so demnächst für ein neue» Militairseptennat stimmen laßt, oder ob der Reichs tag die Forderung ablehnen und dann wahrsch«inlich dem Schicksal der Auslösung verfalle« wird, da» sind Fragen, welche die nächste ReichStagssession zu einer ga nz besonder« kritischen machen werden. * Man schreibt un« au« Wilhelmshaven. 8. Zunir „Die Wilddieberei der englischen Fischer (wenn e« erlaubt ist, diesen Ausdruck auch sür die See gelten zu lasten) übersteigt jetzt alle Grenzen. Kaum haben sich die Gemüther beruhigt über die Absangung de« englischen Fischkutter» „Scheine", und schon wieder war der Aviso „Pommerania" am Sonnabend Nachmittag gezwungen, von seiner seepoli zeiliche« Macht Gebrauch zu machen. >l« der Aviso von hier am Nachmittage in Norderney eintraf, fand er daselbst wieder eine große Zahl (dieselbe wird zwischen 50 und 60 angegeben) engliAer Fischkutter vor, die mit Fischen innerhalb de» deutschen Gebiete» beschäftigt waren. E» befand sich ebensall« wieder ein Dampfer in Begleitung der Flotte, dessen Aufgabe es ist, den Fang so oft wie möglich nach England zu schaffen, während die eigentliche Flotte Monate lang in Sr« bleibt. Leider befand sich dieser Dampfer in zu großer Entfernung und auch aus neu tralem Gebiete, fo daß eine Jagd aus ihn seitens der „Pommerania" ohne Erfolg gewesen wäre. Dagegen gelang e» dem Aviso, 2 große Fischkutter, die gerade beim Fang waren, abzuschneiden. Dem einen gelang e» durch Kappen und Imstichlassen seiner ausgeworsenen Netze, zu entkommen, während der Kutter „Pet" au« London, Zeichen I-. 0. 68 gefangen und in der Nacht zum Sonntage hier abgelicfert wurde. Diese» Fahrzeug gehört übrigen» einer anderen Gesellschaft an wie der „Scheine" und zeichnet sich durch seine Größe und guten Zustand sehr vor seinem Vorgänger. Bundes genossen und Leldensgesährten auS. Letztere Bezeichnung bedarf übrigens einer kleinen Compensatio« insofern, als der Besatzung der beiden Schiffe kein Haar gekrümmt wird. Es hat sich sogar zwischen unseren Marine- Matrosen und derselben eine gute Beziehung herausgebildct, die in gegenseitigem Ubstatten von Visiten und Radebrechen im Enauschen besteht. Der Capitain des .Pet" wurde natür lich sofort in Haft gesetzt und eine längere gerichtliche Ver handlung wird zunächst erfolgen. Desgleichen ist dem Schiffe da« sehr reichliche und vorzügliche Fischergeräth abgenomnie», dessen Werth (namentlich der der großen Schlagnetze) ca. 2000 Mark betragen dürfte. Es ist jetzt verfügt worden, daß dem Aviso .Pommerania" zur Hilfe in der Ausübung seines Dienste« al- Serpolizei ein großer Schleppdampfer bcigegeben wird, welcher etwaige weitere Uebelthiitrr nach hier zu schleppen hat, während die .Pommerania" beständig auf ibrem Posten verbleibt. Abgesehen davon, daß diese beiden Beispiele an und sür sich die Engländer mehr an ibre Pflichten erinnern werden, ist zu erwarten, daß diesem Unwesen, welche» sich nun schon seit Jahren wiederholt hat, durch energische» Einschreiten seiten« der Regierung endlich ein Ende ge macht wird." * Die von Gruson kürzlich vorgenommenrn Versuche mit .Metadinitrobenzol" als Sprengladung für Granaten baben sehr zu Gunsten dieser Masse sprechende Resultate ge geben. Eine damit gefüllte Granate von 7.85 Cmtr. Kaliber und 3.8 Kilogr. Gewicht lieferte 130 Sprengstücke. Den Sprenqort der Granate umgaben 15 Blechschilde, welche Leute verstellten, auf Entfernungen von 1 — 16 Meter. ES wurden 28 Durchschlüge und 28 Anschläge erzielt. Ein zweiter Ver such gab dasselbe Resultat. Gegen eine 9 Mtr. starke Mauer au« Sandstein wurden 6 Stück 15 Emtr.-Granaten, jede mit t.l Kilogr. „Metadiaitredenz',l" geladen, geschossen. Die Entfernung de« Ziele» dom Geschosse betrug 800 Mtr. Der erste Scknß riß eine Furche von 3 Mtr. Länge, 3 Mtr. Breite »nv l Mtr. Tiefe. Die fünf folgenden Schüsse erweiterten die Furche aus 7.5 Mtr. Lange, 4 Mtr. Breite und 2 Mtr. Tiefe. Die Elevation betrug hierbei 1 Grad. Dieselben 15 Cmtr. - Granaten mit gewöhnlicher Pulverladung ver ursachten unter gleichen Umständen eine Furche von nur 2.3 Mtr. Länge, 1.6 Mtr. Breite und 0.3 Mtr. Tiefe. Da»